Aktuelle Feste im
Jahreskreis des Heils
ÖSTERLICHE ZEIT
PASSIONS- und O S T E R Z E I T
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PFINGSTEN |
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Geburt Hl.
Johannes
d.Täufers |
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ÖSTERLICHE
ZEIT
König aller Tage,
Fest der Feste, über allen Tagen stehend und sie ordnend ist
das Pas´cha, das Ostern der Auferstehung des Herrn. Dahin
führt diese Zeit in den 40 Tagen der Grossen Fasten und
dadurch strahlt diese Zeit im Jubel der 50 Tage bis Pfingsten.
[1] Wenn
man eine Reise antritt, informiert man sich, wohin es geht. Und die
Fastenzeit kann mit einer Reise verglichen werden. Eine Reise mit dem
Ostern der Auferstehung als Ziel. Sie ist die Vorbereitung auf die Erfüllung des
Pas´cha, der wirklichen
Offenbarung.
Wir sollten also zu
Beginn diese Verbindung zwischen der Fastenzeit und Ostern zu verstehen
suchen; denn sie offenbart etwas für unseren Glauben und unser
christliches Leben sehr Wesentliches und Entscheidendes. ...
Die wirkliche Offenbarung des
Osterfestes der Auferstehung bringt uns das Neue Leben. In der Feier der
Osternacht, die heller ist als der Tag, können wir
singen: Heute ist alles mit Licht
erfüllt, Himmel und Erde und die Totenwelt. Wir feiern den Tod des Todes, die
Zerstörung des Hades (der trostlosen
atheistischen Todesvorstellung) den Beginn des neuen und
ewig währenden Lebens.
Diese Neue Leben wurde
uns Christen am Tage unserer Taufe geschenkt, wie der heilige Apostel
Paulus sagt, wir sind mit Christus ...
in seinem Tode begraben worden, damit wir auch, so wie Christus von den
Toten auferstanden ist, in einem Neuen Leben wandeln können (Röm
6:4)
...
Doch machen wir nicht die
tagtägliche Erfahrung, dass dieser Glaube wohl kaum der unsere
ist, dass wir immer wieder dieses neue Leben verlieren
und verraten; - dass wir in Wirklichkeit so dahinleben, als
wäre Christus nicht von den Toten auferstanden und als
hätte dieses einzigartige Ereignis nicht die geringste
Bedeutung für uns ?
Die alles, wegen
unserer Schwäche, wegen unseres Unvermögens,
ständig ein Leben in Glauben, Hoffnung und Liebe auf der Ebene
zu führen, auf die uns Christus gehoben hat, als er sprach: "Suchet zunächst
das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit"
Wir vergessen es
einfach - wir sind ja so beschäftigt und so in unsere
Alltagsgeschäftigkeit verwickelt - und weil wir vergessen,
versagen wir.
Und durch diese
Vergessen, diese Versagen und diese Sünde wird unser Leben
immer wieder alt -
nichtssagend, verdunkelt, letztendlich bedeutungslos - es wird zu einer
Reise bar jeden Sinnes, zu einem Ziel ohne Bedeutung. Wir unternehmen
alles, um selbst den Tod zu vergessen, und dann tritt er doch ganz
plötzlich mitten in unser ach so von Freuden
erfülltes Leben: erschreckend,
unentrinnbar, absurd. Wir mögen wohl von Zeit zu Zeit unsere
vielfältigen Sünden erkennen und bekennen, wir
unterlassen es aber, unser Leben auf das Neue Leben, das Christus uns
geoffenbart und gegeben hat, außurichten. ...
Wenn wir uns dessen
bewusst werden, können wir ermessen, was die Wirklichkeit von
Ostern umfasst und warum sie die Fastenzeit erfordert und voraussetzt.
Wir werden verstehen, dass die liturgischen
Traditionen der Kirche, all ihre Festkreise und Dienste vor allem
geschaffen wurden, um uns zu helfen, die Erfahrung und den Genuss
dieses Neuen Lebens, das
wir so leicht und immer wieder verlieren und verraten, wiederzürlangen. ...
...
Indes ist das alte Leben,
das Leben der Sünde und der Unwesentlichkeit, nicht leicht zu
besiegen und umzugestalten. Das Evangelium erwartet und fordert von dem
Menschen eine Anstrengung, zu der er in seinem augenblicklichen Zustand
seinem Wesen nach nicht fähig ist. Wir sehen uns von einer
Vorstellung, von einem Ziel, einer Lebensweise herausgefordert, die
gänzlich über unseren Möglichkeiten liegt !
Selbst die Apostel
fragten ihren Meister entmutigt, als sie Seine Unterweisungen
hörten: "Wie ist das möglich ?"
Es ist
tatsächlich nicht einfach, eine kleinliche Lebensvorstellung,
die sich auf den alltäglichen Sorgen, dem Streben nach
materiellen Gütern, nach Sicherheit und Lustbarkeiten
gründet, zugunsten einer Lebensvorstellung aufzugeben, deren
ausschliessliches Ziel die Vollkommenheit ist: "Seid vollkommen, wie euer
himmlischer Vater vollkommen ist." Diese
Welt hingegen verkündet in all ihren "Medien": "Seid
glücklich, macht es euch leicht, wählt den beQuemen
Weg". Christus sagt jedoch im Evangelium: "Wählt den
schmalen Pfad, kämpft und ertragt eure Leiden, denn das ist
der Weg zu dem einzig wahren Glück"
Wie können
wir ohne die Hilfe der Kirche diese erschreckende Entscheidung treffen ?
Wie
können wir bereuen und umkehren zu dem ruhmreichen
Versprechen, das uns jedes Jahr zu Ostern gegeben wird ?
An dieser Stelle erreicht
uns die Fastenzeit. Sie ist die Hilfe, die uns die Kirche als Schule
der Buße anbietet, die als einzige uns in die Lage versetzt,
Ostern anzunehmen - nicht als bloße Erlaubnis zum Essen,
Trinken und zum Nachlassen in unseren Bemühungen, sondern
wahrlich als das Ende dessen, was in uns "alt" ist, sowie als unseren
Eintritt in das "Neue".
In der Urkirche
bestand das Hauptziel der Fastenzeit in der Vorbereitung der
Katechumenen (der neu zum Christentum Übergetretenen) auf die
Taufe, die in jener Zeit während der Osterliturgie vollzogen
wurde. Indessen als die Kirche nicht mehr nur Erwachsene taufte und die
Einrichtung des Katechumenats wegfiel, blieb der grundlegende Sinn der
Fastenzeit derselbe. Denn, obgleich wir getauft sind, ist das, was wir
ständig verlieren und verraten, genau das was wir in der Taufe
empfangen haben.
Deshalb ist Ostern
unsere jährliche Rückkehr zu unserer eigenen Taufe,
während die Fastenzeit unsere Vorbereitung auf diese
Rückkehr ist, das langwährende und
ausdaürnde Bemühen, um schliesslich unseren eigenen
"Hinübergang" oder "Pas´cha" in das Neue Leben in
Christus zu vollziehen. Und wenn, wie wir sehen werden, die
Gottesdienste in der Fastenzeit noch heute ihre glaubensunterweisenden
und auf die Taufe vorbereitenden Charakter haben, so stellt das
für uns nicht etwa ein "archäologisches"
Überbleibsel aus der Vergangenheit, sondern etwas
Gültiges und Wesentliches dar. Denn jedes Jahr lassen uns die
Fastenzeit und das Ostern der Auferstehung einmal mehr das
wiederentdecken und wiedergewinnen, zu dem wir durch den in unserer
eigenen Taufe vollzogenen Tod und die durch sie bewirkte Auferstehung
geworden sind.
Wie beginnen eine
Reise, eine Pilgerfahrt !
Und wenn wir sie
antreten, wenn wir diesen ersten Schritt in diese "glanzausstrahlende
Reue" der Fastenzeit tun, sehen wir - in weiter, weiter Ferne - den
Zielpunkt.
Es ist die Freude
vor dem Fest des Osterns der Auferstehung, der Einzug in die
Herrlichkeit des Reiches des Herrn.
Es ist dieses
geistliche Schaün, dieses Vor-Kosten des Festes der
Auferstehung, welches die reuevolle Traurigkeit der Fasten in helles
Licht hüllt und unser Fastenmühen zu
einem "geistlichen
Frühling" werden
lässt. Die Nacht kann finster und lang sein, aber
während des gesamten Weges scheint eine nicht
erklärbare und strahlende Dämmerung den Horizont zu
erhellen.
"
Schenke uns die Früchte des Fastens und die Fülle
unserer Erwartungen, Du Menschenliebender ! "
Der
Umkehr öffne die Pforten,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele
befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
[1]
Erzpriester ALEXANDER Schmeman (einer der wirksamsten orthodoxen
Theologen aus der russischen Tradition des 20.Jahrhunderts und vertraut
mit der geistlichen Krise des Westens, wirkte er kurz in Paris und dann
in den USA, wo er 1983 als hochgeehrter Professor des Akademischen
Orthodoxen Instituts des Heiligen Wladimir starb):
THE LENTEN SPRING
(DER FRÜHLING DES FASTENS) St.Vladimir´s Seminary
Press, Crestwood, New York 1969
in
deutscher Sprache:
Die Große Fastenzeit, Askese und Liturgie in der
Orthodoxen Kirche, (aus dem Englischen übersetzt von Elmar
Kalthoff)
Veröffentlichungen des Instituts
für Orthodoxe Theologie der Universität
München, Bd. 2 1994, S. 15f.
PASSIONS- und O S T E R Z E I T
LAZARUS - Samstag
27.4.24
SONNTAG des Einzugs in Jerusalem (So. der
Palmen, der Blumen) 28.4.24
HOHE Woche
HOHER Donnerstag 2.4.24
HOHER Freitag 3.4.24
HOHER Samstag 4.5.24
STRAHLENDE AUFERSTEHUNG
- PAS 'CHA - FEST der FESTE 4./5.5.24
Sonntage und Feste im Licht der Auferstehung
LAZARUS
- SAMSTAG
Lesung:
Hebr 12: 28 - 13: 8
EVANGELIUM:
Joh 11: 1 - 45
Um schon vor Deinem Leiden
die gemeinsame Auferstehung zu bezeugen,
hast Du Lazarus von den Toten auferweckt,
Christos Gott.
Darum tragen auch wir, wie damals die Kinder,
die Zeichen des Sieges
und rufen Dir zu,
dem Besieger des Todes:
" Hosanna in den Höhen !
Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
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Der Lazarus-Samstag
ist ein Festtag, der
mit dem
nachfolgenden Herrentag der Palmen durch österliche Freude und
gemeinsame Troparien verbunden ist. Die Auferweckung des Lazarus stellt
für uns Gläubige eine Vorabbildung der Auferstehung
Christi
und aller Toten dar. Denn man kann die Passion Christi nur recht
verstehen, wenn man ihren Ausgang, die Auferstehung, im Blick hat.
Daher wird nun unmittelbar vor der Hohen und Heiligen Woche ein
österliches Freudenfest gefeiert, indem wir Christos als den
Besieger des Todes vergegenwärtigt schauen dürfen.
Das Tris-Hagion ist durch den Taufhymnus ersetzt, indem auch wir alle
einbezogen sind:
" Alle, die ihr in
Christos getauft seid,
habt Christos angezogen,
Alleluja ! "
Die Apostellesung klingt aus in die ewige Wahrheit:
" Jesus Christos
ist derselbe,
gestern, heute und in die Äonen ! "
Genau
gesagt endet die Fastenzeit an dem
Freitag, der
auf den fünften Fasten-Sonntag folgt. Der Zeitraum der vierzig
Tage ist dann vorbei. Die Passionszeit dauert vom Ende der Fastenzeit
bis zum Fest der Auferstehung. Sie umfasst daher den Samstag, der auf
den fünften Fasten-Sonntag folgt, der auch
‚Lazarus-Samstag’ genannt wird und die ersten sechs
Tage
der Großen Woche.
Der
Lazarus-Samstag hat einen ganz besonderen Platz im liturgischen
Kalender. Er gehört nicht zu den vierzig Tagen der Fasten und
auch
nicht zu den Leidenstagen von Montag bis Freitag der Großen
Woche. Mit dem Palm-Sonntag verkörpert er ein kurzes und
frohes
Vorspiel zu den folgenden Tagen der Trauer. Mit dem Palm-Sonntag
verbindet ihn der Ort des Geschehens: Bethanien ist der Ort der
Auferweckung des Lazarus und das ist auch der Ausgangspunkt
für
den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Auferweckung des Lazarus, ist auf
geheimnisvolle Weise mit der Auferstehung Christi selbst verbunden; in
Beziehung zu diesem Ereignis ist sie wie eine erfüllte
Prophezeiung. Man kann sagen, dass an der Schwelle des Osterfestes der
auferweckte Lazarus uns als der Vorläufer des über
den Tod
triumphierenden Jesus Christus gezeigt wird, wie in gleicher Weise an
der Schwelle von Epiphanie der taufende Johannes der Vorläufer
des
zu offenbarenden Messias war. Aber neben dieser
hauptsächlichen
Bedeutung der Beziehung zur Auferstehung Christi, hat die Auferweckung
des Lazarus noch andere Aspekte, über die nachzudenken
nützlich ist.
Die
Lesung während der Göttlichen Liturgie (Hebr
12,28-13.8) hat
keinen direkten Bezug auf die Auferweckung des Lazarus. Trotzdem, einer
der Verse "Denkt an die Gefangenen, als
wäret ihr
mitgefangen; denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in
eurem irdischen Leib" könnte - in
spiritueller Auslegung -
das Mitleid Jesu mit Lazarus zeigen. Die Epistel enthält
verschiedene moralische Konzepte: die Bruderliebe soll bleiben; die
Gastfreundschaft darf nicht vergessen werden; die Ehe soll in Ehren
gehalten werden; den Vorstehern soll gefolgt werden. Wer versucht ist,
über diese ethischen Empfehlungen leicht hinweg zu gehen, sie
zwar
grundsätzlich für wichtig zu halten, aber doch
für recht
banal, der sollte die drei Verse aufmerksam lesen, die diese ethischen
Empfehlungen strukturieren. Den einen am Anfang, den in der Mitte und
den anderen am Schluss. "Unser Gott ist verzehrendes
Feuer ...
denn Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse
dich nicht ... Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in
Ewigkeit". Denn die größten
spirituellen Wahrheiten
können nicht isoliert von den ganz einfachen praktischen
Geboten
gesehen werden, die sozusagen ihre kleine Münze sind.
Das
Evangelium (Joh 11,1-45) gibt uns einen Bericht von der Auferweckung
des Lazarus. Die Auslegung dieses Ereignisses durch die Kirche ist in
den Gesängen des Orthros enthalten. Hören wir ihnen
zu: "Als
Du wolltest bezeugen.... o mein Retter, die Wahrheit Deiner glorreichen
Auferstehung, erlöstest Du vom Hades den Lazarus ..."
Hier
finden wir die hauptsächliche Bedeutung der Auferweckung des
Lazarus. Es war, wie das Troparion es ausdrückt: Vorahnung,
‚Zeugnis der Wahrheit’ der Auferstehung Christi,
ein
vorläufiger Beweis für die Macht Jesu über
den Tod.. "Durch Lazarus, o Tod, hat Christus deine
Gefangenen befreit ... vor Deinem Tod hast Du die Macht des Todes
erschüttert."
Die Kirche zieht eine Verbindung zwischen diesem Sieg
Christi
über den Tod und dem triumphalen Einzug in Jerusalem, der am
nächsten Tag gefeiert wird:
"O Tod, wo ist
dein Sieg? ...
Wir bringen Ihm die Palmzweige des jubelnden Sieges ... Drum tragen wir
auch wie die Kinder die Zeichen des Sieges und jubeln Dir zu, des Todes
Besieger".
In zweiter Linie
kündigt die Auferweckung
des Lazarus die
Auferstehung der Toten an, die eine Folge der Auferstehung Jesu ist: "Die
Auferstehung aller vor Deinem Leiden verbürgend, wecktest Du
Lazarus von den Toten auf ... indem Du, der Spender des Lebens, in ihm
die Auferstehung der Welt gleichsam verbürgtest ... Deine
Auferstehung, Wort, in Wahrheit uns verbürgend, hast wie aus
dem
Schlafe Du den toten Freund ... erweckt".
Der Lazarus-Samstag ist in
gewisser Weise das Fest
aller Toten.
Es gibt uns die Gelegenheit unseren Glauben an die Auferstehung zu
bezeugen und genauer zu fassen. Als unser Herr Martha wegen ihres
Zweifels sanft zurechtwies, gab Er uns eine wertvolle Lehre
über
unsere eigenen Toten, denn als Er zu ihr sagte: "Dein
Bruder wird auferstehen", antwortete sie: "Ich
weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung
am Letzten Tag" und Jesus sagte darauf: "Ich
bin die Auferstehung".
Marthas Glaube war in zweifacher Weise ungenügend: sie dachte
an
die Auferstehung ihres Bruders als etwas Zukünftiges und dann
konnte sie sich diese Auferstehung nicht anders vorstellen als in Bezug
auf eine Art allgemeinem Gesetz. Aber Jesus deutet an, dass die
Auferstehung eine Tatsache der Gegenwart ist, denn Er Selbst ist (und
verursacht nicht) die Auferstehung und das Leben. Unsere Toten leben
durch und in Christus. Ihr Leben ist eng verbunden mit der
persönlichen Gegenwart Jesu und verwirklicht sich in ihr. Wenn
wir
uns im Geiste mit einem lieben Toten zu vereinen trachten, sollten wir
nicht versuchen ihn in unserer Phantasie wieder zu beleben, sondern uns
mit Jesus in Verbindung zu setzen, in Jesus werden wir ihn finden.
Zum
dritten ist die Auferweckung des Lazarus eine wundervolle
Erläuterung des christlichen Dogmas. Sie zeigt uns, in der
Person
Jesu, dass menschliche und göttliche Natur vereint sind
–
ohne Vermischung: "Du, der Menschen Auferstehung und
Leben, Christus, tratest zu des Lazarus Grab, uns Deine beiden Naturen
verbürgend ..." Denn einerseits kann in
Jesus die menschliche Natur ihren Gefühlen nachgeben und um
den Verlust eines Freundes weinen: "Jesus weinte. Da
sagten die Juden, Seht wie Er ihn liebte!"
Andererseits kann die göttliche Natur in Jesus dem Tod
befehlen: "Er
rief mit lauter Stimme: Lazarus, komm
heraus! Da kam der Verstorbene heraus ..."
Schließlich gibt
die Auferweckung des
Lazarus dem
Sünder die Hoffnung, dass er, obwohl spirituell tot, wieder
zum
Leben kommen kann: "Wie
Du Lazarus mit göttlichem Worte, Christus, erweckt, so wecke
auch
mich, ich bitte Dich, auf, der an vielen Sünden gestorben."
Manchmal scheint eine solch geistliche Auferweckung so
unmöglich, wie die des Lazarus: "Herr, er
riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag."
Denn alles ist Jesus möglich – die Bekehrung des
schlimmsten Sünders wie die Auferweckung der Toten: "Nehmt
den Stein weg!"
Das
also können wir an diesem Samstag lernen, wenn wir nach
Bethanien
gehen zum Grab des Lazarus. Wir wollen Jesus in Bethanien begegnen und
mit ihm und ihm nahe die Große Woche beginnen. Jesus
lädt
uns dorthin ein und wartet auf uns. "Martha rief
heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der Meister ist da und
lässt dich rufen." Und Maria
"als sie das hörte, stand sie sofort auf und ging zu ihm."
Der Herr ruft mich. Er will bei mir bleiben und mich die ganzen Tage
Seines Leidens nicht verlassen. An diesen Tagen will Er sich mir neu
und überwältigend offenbaren – dem, der
vielleicht
"schon riecht".
Herr, ich komme.
Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern
Church, A
Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
SONNTAG der PALMEN
(der Palmzweige und der Blumen)
Lesung: Phil 4: 4 - 9
EVANGELIUM: Joh 12: 1
- 18
Auf
dem Throne im
Himmel,
auf dem Eselsfüllen auf Erden,
hast Du, Christos Gott,
den Lobpreis der Engel
und den Gesang der Kinder angenommen,
so singen auch wir und rufen Dir zu:
in der Materie verbunden mit Dir durch die Taufe,
Christos unser Gott,
sind wir des unsterblichen Lebens gewürdigt
durch Deine Auferstehung:
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"
Hosanna in den Höhen ! - Gesegnet, der da kommt im Namen des
Herrn ! "
Der Palmsonntag
setzt den Jubel der Auferweckung
des Lazarus im Empfang
des Herrn in Seiner Stadt fort: ein Freudenfest das Christos mit uns
verbindet. Als äusserliche Zeichen werden die grünen
und blühenden Zweige der Gläubigen gesegnet und mit
brennenden Kerzen in der Prozession getragen. Und wir singen:
" Gesegnet, der
da kommt im Namen des Herrn !
der Herr ist Gott und ist uns erschienen ! "
Die Apostellesung stimmt uns ein in die Freude:
" Brüder freuet euch
im Herrn alle Zeit,
wiederum sage ich
freuet euch ! "
Evangelium
nach Johannes. 12: 1 - 18
Jesus
kam nun sechs Tage vor dem Pas’cha nach Bethania, wo Lazarus
war –
der Verstorbene, den er von den Toten auferweckt hatte.
Sie veranstalteten für ihn nun dort ein Abendessen, und Martha
bediente;
Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm ‹zu
Tische› lagen.
Maria nahm nun ein Pfund Balsam von echter, sehr kostbarer Narde und
salbte die Füße Jesu und trocknete seine
Füße mit
ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Duft des Balsams
erfüllt. Es sagt nun einer von seinen
Jüngern, Judas,
Simons Sohn, der Iskariot,
der ihn überliefern würde:
Warum ist dieser Balsam nicht für dreihundert Denare verkauft
und den Armen gegeben worden?
Er sagte dies aber nicht, weil er für die Armen besorgt war,
sondern weil er ein Dieb war und das Geldkästchen hatte und
wegtrug, was eingelegt wurde.
Jesus sprach nun:
Lass sie. Für den Tag meines Begräbnisses hat sie es
bewahrt.
Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht
allezeit.
Eine große Volksmenge von den Juden erfuhr nun, dass er dort
sei; und sie kamen,
nicht wegen Jesus allein, sondern damit sie auch den Lazarus
sähen,
den er von den Toten auferweckt hatte.
Die Hohenpriester aber beschlossen, auch den Lazarus zu
töten,
weil viele von den Juden seinetwegen hingingen und an Jesus
glaubten.
Am folgenden Tage, als die große Volksmenge, die zu dem Fest
gekommen war, hörte,
dass Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie Palmzweige, gingen
hinaus zur Begegnung mit ihm und schrien:
Hosanna, gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn, der König
Israëls.
Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie
geschrieben steht:
«Fürchte dich nicht, Tochter von Sion. Siehe, dein
König kommt, sitzend auf dem Füllen einer
Eselin.» Dies verstanden seine Jünger
zuerst nicht;
jedoch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies
von ihm geschrieben war und man ihm dies getan hatte. Die
Volksmenge, die bei ihm gewesen war, als er Lazarus aus der Grabstatt
gerufen und ihn von den Toten auferweckt hatte, gab nun
Zeugnis. Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie
hörten, dass er dieses Zeichen getan hatte.
От
Иоана свето Евангелие
Шест
дни преди Пасха Иисус дойде във Витания, дето беше умрелият Лазар,
когото възкреси от мъртвите.
Там
Му приготвиха вечеря, и Марта прислужваше, а Лазар беше един от
седналите с Него на трапезата.
Мария
пък, като взе литра нардово чисто, драгоценно миро, помаза нозете
Иисусови, и с косата си отри нозете Му; и къщата се напълни с
благоухание от мирото.
Тогава
един от учениците Му, Иуда Симонов Искариот, който щеше да Го предаде,
рече:
защо
да се не продаде това миро за триста динария,
и парите да се раздадат на сиромаси?
Това
каза той, не че се грижеше за сиромасите, а защото беше крадец.
(Той държеше ковчежето, и крадеше от онова, каквото там
пускаха.)
А
Иисус рече: остави я; тя е запазила това за деня на погребението Ми.
Защото
сиромасите всякога имате при себе си, а Мене не всякога.
Голямо
множество иудеи узнаха, че е там, и дойдоха не само заради Иисуса, но
за да видят и Лазаря, когото Той възкреси от мъртвите.
А
първосвещениците се сговориха да убият и Лазаря,
защото
поради него мнозина иудеи ги напускаха и вярваха в
Иисуса.
На
другия ден тълпи народ, дошли на празника, като чуха, че Иисус иде в
Иерусалим,
взеха
палмови клончета и излязоха да Го посрещнат, като викаха: осана!
Благословен Идещият в име Господне, Царят Израилев.
А
Иисус, като намери едно осле, възседна го, както е писано:
"не
бой се, дъще Сионова! Ето, твоят Цар иде, възседнал осле".
Учениците
Му изпървом не разбраха това; но, когато се прослави Иисус, тогава си
спомниха, че това беше писано за Него, и това Му бяха направили.
Множеството,
което беше с Него, когато Той извика Лазаря из гроба и го възкреси от
мъртвите, свидетелствуваше.
Затова
Го и посрещна народът, защото бе чул, че Той стори това чудо.
PARADIES
- Sünde - Umkehr -
Buße - AUFERSTEHUNG
Bedenke die Stunde des Endes, o Seele,
und fürchte das Fällen des Feigenbaumes;
arbeite fleissig mit den dir gegebenen Talenten, o du Schwache,
wache und rufe:
lasset uns nicht aus dem Brautgemach Christi ausgeschlossen bleiben !
Herr und Gebieter meines Lebens,
überlasse mich nicht
dem Geist der Trägheit, des Kleinmuts, der Herrschsucht und
der Schwatzhaftigkeit.
Schenke mir, deinem Gläubigen, hingegen
den Geist der Weisheit, der Demut, der Geduld und der Liebe.
Ja, mein Herr und König, lass mich sehen meine
Fehler
und nicht richten meinen Nächsten,
denn Du bist gesegnet in alle Ewigkeit !
In den ersten Tagen der
Hohen und Heiligen Woche
in der wir Gläubigen uns auf die Feiern der
Höhepunkte unserer Erlösung vorbereiten, laden wir zu
einer Betrachtung ein, in der eine orthodoxe Monialin aus orthodoxer
Sicht das Ostermysterium in den Kontext der Heilsgeschichte der
Menschheit sowie des einzelnen Menschen zum Nachfühlen
aufbereitet hat.
Die
Große Woche
Fr. George Dion.
Dragas
Der
Große Mittwoch
ist
gewidmet, wie es im Synaxarion steht,
dem Gedenken an die Sünderin, die bereute und die
Füße des Herrn kurz vor Seinem Leiden mit
wohlriechendem Öl salbte. Fast alle Hymnen dieses Tages
beziehen sich auf diese Frau. Die bekannteste davon ist wohl das sog.
Troparion der Kassiani, das auch durch seine erste Zeile bekannt ist,
„Herr, die Frau, die
in viele
Sünden gefallen ...“ und das als
Doxastikon für die Aposticha im Orthros und die Stichera in
der Vesper gesungen wird. Es scheint da einige Verwirrung über
die Identität dieser Frau zu geben. Die Erzählungen
der Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes (Mt 26,6-16;
Mk 14,3-11; Joh 12,1-8) reden von einer Maria, die die Schwester des
Lazarus ist. Lukas aber bezieht sich auf eine ähnliche Salbung
durch eine Sünderin, die zu einer anderen Gelegenheit vor
Seinem Leiden (Lk 7,36-50) geschah. Es scheint, dass der Gegensatz
zwischen der reuigen Sünderin und dem störrischen
Eiferer Judas der Lehrabsicht der Kirche mehr dient, und darum gedenkt
die Tradition dieser Salbung an diesem Tag. Das Thema der Salbung des
Leibes Christi findet sich auch in der Feier des Sakraments der
Heiligen Ölung, die an diesem Tag nach dem Apodeipnon
(Komplet) für die seelische und leibliche Gesundung der
Gläubigen stattfindet.
Der
Große Donnerstag
ist
reich an festlichen Themen, denn er
gedenkt gleich vier Geschehnissen, die sich ursprünglich alle
am Abend dieses Tages ereigneten.
1. Die Fußwaschung, d.h. der Herr wusch
die
Füße Seiner Jünger,
2. das Letzte Abendmahl, d.h. die Einsetzung des Sakraments der
Heiligen Eucharistie durch den Herrn,
3. das Gebet auf dem Ölberg, das der Herr in Todesangst vor
Seiner Gefangennahme in Gethsemane betete, und
4. der Verrat des Judas (nicht sein Handel mit den
Hohenpriestern, sondern die Ausführung seines Verrats).
In
den ersten Jahrhunderten wurde die
Göttlichen Liturgie an diesem Tag nach einem
gewöhnlichen Abendessen in Erinnerung an das „Letzte
Abendmahl im Raum im Obergeschoß“ gefeiert. Dieser
Brauch wurde schließlich durch das Trullanum (ökum.
Konzil von Konstantinopel im Jahre 692) durch den Kanon 29 verboten.
An diesem Tag wusch auch der byzantinische Kaiser in einer besonderen
Zeremonie die Füße von zwölf armen Leuten
im Gedenken an die Fußwaschung der Jünger durch den
Herrn. Dieser Brauch ist noch in Patmos und Jerusalem und anderen
Klöstern erhalten geblieben, wenn der Abt die
Füße seiner Mönchsbrüder
wäscht.
Schließlich
wurde es in
Konstantinopel üblich und wird bis heute in allen autokephalen
Kirchen praktiziert, dass an diesem Tag von Zeit zu Zeit die besondere
Zeremonie der Weihe des Heiligen Myron gefeiert wird, das im Sakrament
des Chrisma (Taufe, Firmung) gebraucht wird.
Am
Abend des Großen Donnerstags
wird nach der
liturgischen Praxis der Orthros des Großen Freitags gesungen.
Bei
dieser Gelegenheit werden die „Zwölf
Evangelien“
(Τα
δόδεκα
ἐυαγγέλια)
feierlich
vorgetragen, die die Geschehnisseaus dem irdischen Leben unseres Herrn
vom Ende des Abendmahls bis zum Zeitpunkt des Begräbnisses und
der
Versiegelung des Grabes wiedergeben.
Nach dem fünften Evangelium verkündet der Priester
die Kreuzigung, indem er die Verse „Heute hängt am
Kreuz ...“ intoniert und eine Prozession mit dem Kreuz vom
Altar zur Mitte des Kirchenschiffs führt.
Der Priester stellt das Kreuz vor die Schönen Türen
und die Gläubigen kommen und verehren es.
Der
Große Freitag
ist
ohne Frage der heiligste und
verehrungswürdigste Tag der Großen und Heiligen
Woche, denn er gedenkt des erlösenden Leidens unseres Herrn
und Retters Jesus Christus. Am Morgen des Großen Freitags
werden die Großen Stunden gesungen, wo Lesungen aus den
messianischen Psalmen, den Propheten, den Apostelbriefen und den
Evangelien vorgetragen werden, wie auch Perikopen eines jeden
Evangelisten, welche sich auf die Passion des Herrn beziehen. Durch
diese Lesungen und die Hymnen dazwischen wird das ganze
Erlösungswerk des Herrn beredt vergegenwärtigt und
die Christen angeregt über die tiefe Bedeutung nachzudenken.
In
der Vesper, die sofort nach den
‚Großen Stunden’, etwa zur Mittagszeit,
gesungen wird, überlebt noch ein anderer Brauch. Es die
Darstellung der feierlichen Abnahme des Leibes des Herrn vom Kreuz
durch den Hl. Josef von Arimathea. Die Kreuzabnahme findet statt kurz
vor dem Ende der Lesung aus dem Evangelium für die Vesper. Der
Priester nimmt die Darstellung des Leibes Christi vom Kreuz ab, wickelt
sie in weißes Tuch und trägt sie in den Altarraum,
wo er sie auf den Altar legt. Am Schluss der Vesper wird eine mit
Goldfäden ausgeführte Stickerei, die den toten Leib
des Herrn darstellt, genannt Epitaphios, in feierlicher Prozession
durch den Priester aus dem Altarraum in die Mitte der Kirche getragen
und auf einen Traghimmel gelegt, der das Heilige Grab darstellt und mit
Blumen geschmückt ist.
Dies erinnert an das Begräbnis des Leibes Christi, das
für die Sünden der Welt stattgefunden hat. Dadurch
werden die Christen an die Tatsache erinnert, dass sie mit Christus
begraben wurden, dass sie aber auch mit Ihm auferstehen können
zum ewigen Leben in Herrlichkeit.
Am
Abend wird der Orthros gesungen, der
des Begräbnisses des Leibes des Herrn gedenkt. Mitten in ihm
erklingen die „Klagelieder“, die
vielleicht bekanntesten und rührendsten Gesänge der
Orthodoxie, die vor dem Heiligen Grab gesungen werden. Später,
während die letzten Verse der Großen Doxologie
ertönen, zieht in feierlicher Prozession alles Volk hinter dem
Epitaphios um die Kirche. Schon in diesem Gottesdienst beginnt die
Freude der Auferstehung durchzuschimmern, da die vielen Hymnen des
Großen Samstags Auferstehungscharakter besitzen. Das ist
besonders der Fall in der prophetischen Lesung am Ende des
Gottesdienstes, die vom Geschenk der Auferstehung spricht (Ez 37,1-14).
Der
Große Samstag gedenkt
sowohl des Begräbnisses des Leibes Christi als auch Seines
Abstiegs in den Hades, wobei der Tod zerstört wurde (die Erste
Auferstehung). Die Feier von Vesper und Liturgie Baseilios’
des Großen am Morgen des Großen Samstags ist
geprägt von der freudigen Feierlichkeit der Auferstehung. Der
Psalm 81,8 „Steh auf, Gott, richte die Erde! Denn
Du erbst aus allen Völkern“ ertönt
als ein Ruf der Auferstehung in dieser Feier, wenn die Priester dabei
als Siegeszeichen Lorbeerblätter im Kirchenschiff
über die Gläubigen werfen.
So
endet die Große Woche und die
Feier des
Kreuzespas’cha (Πάσχα
Σταυρόσιμον),
damit das Auferstehungspas’cha
(Πάσχα
Aναστάσιμον)
beginnen kann.
Das Kreuzespas’cha und das Auferstehungspas’cha
sind nicht zwei, sondern eines, als das eine nicht ohne das andere
bestehen kann. Beide zusammen bilden das christliche Pas’cha,
da der Herr gekreuzigt wurde für die Sünden der Welt
und wieder auferstand für die Rechtfertigung der Menschheit.
www.saintjohnthebaptist.org/articles/Pascha2004/htm
Übersetzung: G. Wolf
Wir laden ein auf die Web-Seite eines evangelischen
Religionspädagogen, der alles weitere auf seiner Web-Seite
hervorragend rezipiert hat:
Vorbereitung auf das Ostermysterium
HEILIGER
und HOHER DONNERSTAG
Als die
gotterfuellten
Juenger
durch die Waschung beim Mahle erleuchtet wurden,
ward Judas durch die Krankheit der Geldgier verfinstert,
und ueberlieferte Dich,
den gerechten Richter an die gesetzlosen Richter.
Siehe, diesen Freund des Geldes,
der um des Geldes willen dem Strick verfiel !
Fliehe die Unersaettlichkeit bis in die Seele,
die solche Dreistigkeit gegen den Meister sich erlaubt.
Allguetiger Herr,
Ehre sei Dir ! |

|
|
Der
Hohe Donnerstag fuehrt uns in einer Folge zum Hohen Freitag, von der
Heiligen Fusswaschung zum Heiligen Mahl der Mysterien des Herrn und
letztlich zum Gebet in Gethsemane und zum Verrat durch Judas und die
Ueberlieferung.
In der Nachtwache bis zum fruehen Freitagmorgen werden die 12
Leidensevangelien gelesen.
L
E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Lk 22: 1-39
- 1. Stunde -
Jer 11: 18, 12: 5, 9-11, 14-15
- Abendgottesdienst -
Ex 19: 10-19
Hiob 38: 1-23, 42: 1-5
Jes 50: 4-11
- Liturgie unseres Hl. Vaters BASILIUS -
I. Kor 11: 23-32
Mt 26: 1-20, Joh 13: 3-17
Mt 26: 21-39, Lk 22: 43-45
Mt 26: 40 - 27: 2
Als
Teilnehmer am Mahl Deines Mysteriums,
Sohn Gottes, nimm heute mich auf.
Deinen Feinden will ich das Mysterium nicht verraten,
noch Dir einen Kuss geben wie Judas.
Vielmehr will ich mit dem Raeuber bekennen:
" Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reiche !"
+++
Das Brot in den Haenden
streckte der Verraeter diese heimlich aus
und empfing den Lohn fuer den Verrat des Bildners,
der mit liebenden Haenden den Menschen gemacht.
Und unverbesserlich blieb Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder.
+++
In Ehrfurcht lasset uns alle
dem Tisch der heiligen Mysterien uns nahen,
mit reinen Seelen das Brot zu empfangen,
und zu bleiben beim Meister.
Damit wir schauen
wie Er Selbst die Fuesse waescht seinen Juengern,
und handeln nach dem, was wir gesehen.
Auf dass auch wir uns gegenseitig unterordnen
und einander die Fuesse waschen.
Denn so hat es Christus befohlen Seinen Juengern.
Aber nicht hoerte darauf Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder !
+++
Wegen der Auferweckung des Lazarus, o Herr,
riefen Dir die Kinder der
Hebraeer das "Hosanna" zu,
Menschenliebender !
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei Deinem Abendmahle, Christus Gott, sagtest Du deinen Juengern
voraus:
Einer von euch wird Mich verraten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Als Johannes fragte: O Herr, wer ist es, der Dich verraet ?
Da hast Du diesen durch das Brot zu erkennen gegeben. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Fuer dreissig Silberlinge, o Herr,
und nach einem arglistigen Kuss suchte Dein Volk Dich zu toeten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei der Fusswaschung, Christus, Gott,
gebotest Du Deinen Juengern: Tut so, wie ihr es sehet. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Wachet und betet,
auf dass ihr nicht in Versuchung fallet,
so sprachst Du, Christus, Gott, zu Deinen Juengern. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
+++
Judas, der Gesetzlose, o Herr,
der beim Mahl die Hand mit Dir in die Schuessel tauchte,
streckte frevelhaft die Haende aus, Geld zu empfangen,
und der den Preis des Myron einschaetzte,
schreckte nicht davor zurueck,
Dich, den Unschaetzbaren, zu verkaufen.
Der die Fuesse entbloesste, dass der Herr sie ihm wasche,
kuesste den Gebieter betruegerisch,
um ihn zu verraten an die Gesetzlosen.
Der dem Chor der Apostel zugezaehlt war
und die dreissig Silberlinge zaehlte.
Er sah Deine Auferstehung nicht.
Durch diese erbarme Dich unser !
+++
Judas war wirklich ein Nachfahre von denen,
die das Manna in der Wueste assen
und doch murrten gegen ihren Ernaehrer.
Als noch die Speise in ihrem Munde war,
verleumdeten die Undankbaren ihren Gott.
Judas, dieser Gottlose aber, das himmlische Brot im Munde,
setzte gegen den Erloeser den Verrat ins Werk.
O der unersaettlichen Begierde,
O der unmenschlichen Dreistigkeit !
Den Ernaehrer bringt er ins Verderben.
Der, den der Herr liebt,
uebergiebt Ihn dem Tod.
Wahrhaft der Nachfahre jener Gesetzlosen war er.
Mit diesen erhielt er als Los das Verderben.
" Du aber, Herr,
erloese unsere Seelen von solcher Unmenschlichkeit,
Du an Langmut ganz Unvergleichlicher !"
+++
Es versammelt sich schon der Hohe Rat,
den Bildner und Schoepfer des Alls
an Pilatus zu ueberliefern.
O die Gesetzlosen ! O die Glaubenslosen !
Sie wollen vor Gericht bringen den,
der kommt, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Sie bereiten zum Leiden den,
der die Leiden heilt.
Langmuetiger Herr, gross ist Dein Erbarmen,
Ehre Dir !
+++
Das von Jesaja verkuendete Lamm
begab sich freiwillig zur Schlachtbank.
Er bot dar den Ruecken den Geisselhieben
die Schultern den Wunden.
Sein Antlitz wandte Er nicht ab
vor der Schande des Bespeiens.
Zum schimpflichen Tod wird Er verurteilt.
Alles nimmt der Suendlose willig auf Sich,
um allen zu schenken die Auferstehung von den Toten.

HEILIGER
und HOHER FREITAG

Heute
haengt am Kreuz,
der die Erde in Wassern haengen laesst.
Mit einem Kranz aus Dornen wird umwunden
der Koenig der Engel.
Zum Spott wird mit Purpur umhuellt,
der die Himmel umkleidet mit Wolken.
Schlaege erhaelt,
der im Jordan den Adam befreite.
Mit Naegeln wird angeheftet
der Braeutigam der Kirche.
Mit einer Lanze wird durchbohrt
der Sohn der Jungfrau.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Zeige uns auch Deine herrliche Auferstehung !
Heiser:
Die Gottesmutter unter dem Kreuz
Der
Hohe Freitag wird in der Orthodoxie ohne Liturgie begangen. Schon am
Donnerstag beginnt der Vorabend mit den 12 Leidensevangelium zur
Nachtwache. Feierliches, oeffentliches Stundengebet
(Königsstunden) und Gebetsgottesdienste mit Psalmengesang,
Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament wie Seligpreisungen fuehren
bis zu den Vorbereitungsgebetsgottesdienst vor der Auferstehungsfeier
in der Pas´cha-Nacht vom Hohen Samstag zum Ostertag.
Zu unserem Heil weist uns die
Orthodoxie auch durch den schraegen
Balken des orthodoxen Kreuzes auf die Barmherzigkeit Gottes hin, der
auch einem Raeuber noch die Reue in letzter Stunde heilsbringend
belohnt. Immerhin wissen wir aus Seinem goettlichen Munde ganz sicher,
dass ein Raeuber mit Ihm in Seinem Reiche ist.
Die Verehrung des Heiligen Kreuzes geschieht im
selben Dienst wie die
Leidensevangelien, bei der Vesper findet die feierliche Grablegung in
der Mitte des Kirchenschiffes statt.
Wir erleben die Gegenwaertigsetzung des Geschehens des Heiligen und
Hohen Ruesttags, des heiligen und heilbringenden und entsetzlichen
Leidens unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus, das Er
um unseretwillen freiwillig auf Sich nahm: das Anspeien, die
Stockschlaege, die Misshandlungen, die Beleidigungen, den Spott, den
Purpurmantel, das Rohr, den Schwamm, den Essig, die Naegel, den Speer
und vor allem das Kreuz und den Tod.
Das alles geschah am Ruesttag, aber auch die Zusage des Heils am Kreuz
an den einsichtigen Raeuber, der mit Ihm gekreuzigt wurde.
(Synaxarion)
In Deiner unfassbaren und unermesslichen Barmherzigkeit, Christus unser
Gott, erloese uns. Amin.
L
E S U N G E N:
in der Nachtwache am Vorabend:
- 12 Leidensevangelien -
Joh 13:31 - 18:1
Joh 18: 1 - 28
Mt 26: 57 - 75
Joh 18:28 - 19:16
Mt 27: 3 - 32
Mk 15: 16 - 32
Mt 27: 33 - 54
Lk 23: 32 - 49
Joh 19: 25 - 37
Mk 15: 43 - 47
Joh 19: 38 - 42
Mt 27: 62 - 66
- 1. Stunde -
Zach 11: 10-13
Gal 6: 14-18
Mt 27: 1-56
- 3. Stunde -
Jes 50: 4-11
Roem 5: 6-11
Mk 15: 16-41
- 6. Stunde -
Jes 52:13 - 54:1
Hebr 2: 11-18
Lk 23: 32-49
- 9. Stunde -
Jer 11: 18-23; 12: 1-5, 9-11, 14-15
Hebr 10: 19-31
Joh 18:28 - 19:37
- Abendgottesdienst -
Ex 33: 11-23
Hiob 42: 12-16
Jes 52:13 - 54:1
1 Kor 1:18 - 2:2
Mt 27: 1 - 38
Lk 23: 39 - 43
Mt 27: 39 - 54
Joh 19: 31 - 37
Mt 27: 55 - 61
Den Gesetzlosen, die Dich gefangen nahmen,
riefst Du geduldig also zu, Herr:
Wenn ihr auch den Hirten geschlagen und die 12 Schafe, Meine Juenger
zerstreut habt,
so koennte Ich mehr als 12 legionen Engel herbeifuehren;
aber ich bin langmuetig,
damit das Verborgene und das Geheime erfuellt werden,
das ich euch durch Meine Propheten offenbart habe.
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Heute hat Sein Volk den Herrn ans Kreuz geschlagen,
Ihn, Der das Meer mit dem Stabe geteilt und sie durch die Wueste
gefuehrt hatte.
Heute haben sie mit der Lanze durchbohrt die Seite Dessen, Der
ihretwegen Aegypten mit Plagen gegeisselt hat;
Galle haben sie zum Trank Dem gegeben, Der ihnen das Manna zur Nahrung
regnen liess.
+++
Dies spricht der Herr zu Seinem Volk:
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Oder wodurch habe Ich dich gekraenkt ?
Deinen Blinden schenke Ich das Licht,
deine Aussaetzigen machte Ich rein.
Den Mann auf dem Bette habe ich aufgerichtet !
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Und wie vergaltest du es Mir ?
Fuer das Manna gabst du Mir Galle,
fuer das Wasser in der Wueste - Essig am Kreuz;
anstatt Mich zu lieben, habt ihr Mich ans Kreuz genagelt.
Laenger ertrage Ich es nicht mehr:
Rufen will ich Meine Voelker,
und jene werden Mich preisen mit dem Vater und dem Geiste,
und Ich werde ihnen das ewige Leben schenken.
+++
Du hast, Herr, den Raeuber als Weggenossen genommen,
der blutbefleckte Haende hatte,
zu ihm geselle auch uns !
Denn Du bist der Guetige und der Menschenliebende.
+++
Ein kleines Wort hat der Raeuber am Kreuze
gesprochen,
er fand seinen grossen Glauben:
in einem Augenblick ward er errettet,
und als erster oeffnete er des Paradieses Pforte und trat hinein.
Der Du seine Reue annahmst,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Durch einen Baum ward Adam aus dem Paradiese
verbannt.
Durch den Kreuzesbaum ging der Raeuber in das Paradies.
Denn der eine - Adam - hat durch die Frucht des Apfelbaums gegen das
Gebot des Schoepfers verstossen,
der andere - der Raeuber - wurde mitgekreuzigt und bekannte Dich als
den verborgenen Gott.
Gedenke auch unser, o Gott, in Deinem Reiche.
+++
Du wurdest um meinetwillen gekreuzigt,
um mir die Vergebung quellen zu lassen.
Deine Seite wurde durchbohrt,
damit Du mir Stroeme des Lebens sprudeln laesst.
Mit Naegeln wurdest Du angeheftet,
damit ich durch die Tiefe Deiner Leiden auf die Groesse Deiner Macht
vertraue
und zu Dir rufe:
Lebensspender, Christus,
Ehre sei Deinem Kreuze, o Erloeser, und Deinem Leiden.
+++
Du hast uns losgekauft vom Fluch des Gesetzes
durch Dein kostbares Blut.
An das Kreuz genagelt und von der Lanze durchbohrt,
liessest Du den Menschen die Unsterblichkeit hervorquellen.
Unser Erloeser, Ehre sei Dir !
+++
Als Du, Christus, gekreuzigt wurdest,
ward die Gewaltherrschaft des Todes zerstoert
und die Macht des Feindes ueberwunden.
Denn weder ein Engel noch ein Mensch,
sondern Du Selbst hast uns erloest,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Inmitten der Erde hast Du die Erloesung erwirkt,
Christus, Gott.
Auf das Kreuz hast Du Deine allreinen Haende ausgebreitet,
indem Du alle Voelker versammelst, die da rufen:
Ehre sei Dir !
Die
Gottesmutter unter dem Kreuz
aus dem Buch von Heiser, Lothar, "Maria in der
Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres", Tyciak,
Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.)
Von
den vielen Aspekten des Kreuzesmysteriums, die in den liturgischen
Feiern am Karfreitag und Karsamstag von den Gemeinden singend meditiert
werden, sollen in den beiden folgenden Abschnitten nur zwei
Erwähnung finden: Das Stehen und Ausharren Marias unter dem
Kreuz
und die Marienklage.
Der
Knoten des Ungehorsams der Eva fand seine Lösung durch den
Gehorsam Marias. Was nämlich die Jungfrau Eva durch ihren
Unglauben verworren hatte, das löste die Jungfrau Maria durch
ihren Glauben. . . . War jene Gott ungehorsam, so gehorchte diese
willig Gott, damit die Jungfrau Maria zur Fürsprecherin wurde
für die Jungfrau Eva. Und wie das Menschengeschlecht durch
eine
Jungfrau in den Tod verstrickt worden ist, so wird es auch gerettet
durch eine Jungfrau. Gleichmäßig wie auf einer Waage
wurde
der Ungehorsam der Jungfrau aufgewogen durch den Gehorsam der Jungfrau.
Ferner wurde ja die Sünde des Erstgeschaffenen durch die
Züchtigung des Erstgeborenen wiedergutgemacht und die List der
Schlange besiegt durch die Einfalt der Taube. Aber auch jene Fesseln
wurden gelöst, mit denen wir an den Tod verstrickt waren.
(Irenäus von Lyon, Widerlegung der Häresien, III,
22,4V,19,1)
In
ihrem Glauben und in ihrem Gehorsam assistiert Maria, die neue Eva, dem
neuen Adam, dem »Erstgeborenen der ganzen
Schöpfung«
(Kol 1,15), wenn er diese in seiner Ganzhingabe erneuert. Als Eva, die
»Mutter des Lebens«, durch ihren Ungehorsam Adam,
den
Erstgeschaffenen, zum Nein gegen Gott aufstachelte, verstrickten sie
ihre Kinder mit in den Tod der Gottferne. Wenn »der
Erstgeborene
aus den Toten« (Kol 1,18) sich anschickt, die Macht des Todes
durch seinen Tod zu vernichten, steht die neue Eva in Glauben und
Gehorsam ihm zur Seite, und er bestellt sie zur Mutter der
Erlösten: »Frau, dies ist dein Sohn....
Dies ist deine Mutter« (Joh 19,26 f.).
Eva
hatte den Fall Adams und der Menschheit mitverschuldet; Gott will die
Erhebung der Menschheit durch den zweiten Adam nicht ohne deren
Mitwirkung verwirklichen. Maria ist die Repräsentantin der
Menschheit, die als »heiliger Same« aus dem
verbliebenen
Stumpf (Jes 6,13) ihr Ja zu Gott in die Totalhingabe Jesu an den Vater
mit einfließen lässt. So wird sie die neue Mutter
des Lebens
und die Mutter der Jüngerschaft, die in Johannes unter dem
Kreuz
versammelt ist und das Kreuz aushält. (Die orthodoxe Kirche,
die
die von Augustinus geprägte Erbsündenlehre nicht
übernommen hat, sieht in diesem Durchhalten das freie
Mitwirken
des Geschöpfes an der Erlösungstat seines
Schöpfers.) In
Maria steht die Jungfrau und Mutter Kirche unter dem Kreuz, und in
Johannes sind die Söhne und Töchter dieser Kirche
versinnbildet, als deren Bräutigam Christus sein Leben hingibt.
In
seiner Kreuzesstunde formt sich Christus die neue Eva, die Kirche. Wie
aus des ersten Adam Seite Eva gebildet wurde, so fließt aus
der
geöffneten Seite Christi jene Kraft, die die alte Menschheit
reinigt in der Taufe und sie als erneuertes Volk Gottes nährt
mit
der Eucharistie. Vom Kreuz herab verströmt sich das Leben
Christi
aus seiner Herzenswunde auf das abgestorbene Leben der Menschheit und
erfüllt sie mit göttlichem und
unzerstörbaren Leben. Den
Wein, den »der wahre Weinstock«
(Joh 1,51) symbolhaft bei der Hochzeit zu Kana ausschenkte, wird hier »zum
Wein des Heiles«, der in der Eucharistie stets aufs
neue gereicht wird.
Die
Kirche selbst sendet ihre heiligste Vertreterin und ihr
würdigstes
Glied unter das Kreuz Christi, damit sie sein Erbarmen für
seine
sündigen Jünger, ihre Kinder, erflehe und die Gaben
der
Erlösung, die er der Kirche aus seiner Seite
zufließen
lässt, entgegennehme.
Da
wir unserer vielen Sünden wegen keine Zuversicht haben,
so flehe du, Gottesgebärerin und Jungfrau, zu Dem, Der aus dir
geboren wurde.
Denn viel erreicht die Fürbitte der Mutter bei dem Wohlwollen
des Gebieters.
Verachte nicht der Sünder Flehen, Allverehrte,
da doch erbarmensreich und voller Macht zu retten Der ist,
Der es auf sich nahm, für uns zu leiden.
(Theotokion der 8. Antiphon am Karfreitagmorgen)
Deine
lebenspendende Seite, die sprudelte wie die Quelle in Eden,
tränkt Deine Kirche, Christus,
wie ein geistiges Paradies
und verteilt sich wie in der Urzeit in die vier Evangelien,
die Welt zu bewässern
und die Schöpfung zu erfreuen
und die Heiden zu unterweisen,
dass sie Deine Königsherrschaft anerkennen.
Gekreuzigt
wardst Du meinetwegen,
um mir die Vergebung zufließen zu lassen.
Durchbohrt wurdest Du an der Seite,
um mir Ströme des Lebens sprudeln zu lassen.
Mit Nägeln wurdest Du angeheftet,
damit ich bei der Tiefe Deiner Leiden der Höhe Deiner Macht
vertraue und zu Dir schreie:
Lebensspender, Christus,
Ehre Deinem Kreuz und, Retter, Deinem Leiden!
Deine
Mutter,
Christus,
die im Fleisch ohne Samen Dich gebar,
die Jungfrau in Wahrheit ist und auch nach der Geburt unversehrt blieb,
sie stellen wir als Fürsprecherin vor Dich hin,
Gebieter, Erbarmungsreicher,
der Verfehlungen Vergebung stets denen zu gewähren,
die zu Dir schreien:
Gedenke unser, Retter, in Deinem Reiche!
(Stichera zu den Seligpreisungen am Karfreitagmorgen)
Diese
in Hymnen vorgetragenen Gedanken haben auch den Schöpfer des
Kreuzigungsbildes inspiriert. Das Sterben Christi wird in seinem
kosmischen und ekklesiologischen Bezug gesehen. Die Kirche des Himmels
und der Erde hat sich in ihren Vertretern um ihren sterbenden Herrn
versammelt. In Entsetzen und Trauer vor dem Mysterium, dass der
Schöpfer der Welt von seinen Geschöpfen durch die
Hinrichtung
am Kreuz vernichtet werden soll, verhüllen die Engel ihr
Angesicht. Ratlosigkeit hat den Jünger erfasst, der sein Haupt
mit
der Hand stützt, aber in Treue unter dem Kreuz
durchhält.
Fragend und wie in stummer Zwiesprache schaut Maria ins sterbende
Antlitz ihres Sohnes; aus seiner geöffneten Seite
lässt er
ihr die beiden Ströme von Wasser und Blut entgegenquellen,
damit
sie sie als Kirche in dem reinigenden und erneuernden Sakrament der
Taufe und im nährenden und erhaltenden Sakrament der
Eucharistie
weiterfließen lasse an alle, für die er sich in
seiner Liebe
verschenkt hat. »Es gibt keine
größere Liebe als die, wenn einer sein Leben gibt
für seine Freunde« (Joh 15,13).
Heiser,
Lothar, Maria in der Christus-Verkündigung des orthodoxen
Kirchenjahres, Tyciak, Julius † und Nyssen, Wilhelm
†
(Hsgb.), Sophia, Quellen östlicher Theologie, Bd. 20, Trier
1981,
S. 271
hier aus St.Andreas Bote
Das KREUZ auf dem Weg zur AUFERSTEHUNG
Osterbotschaft
S.E.
Erzbischof Mark 2014
Nachdem wir die
Auferstehung Christi geschaut haben,
lasset uns anbeten den heiligen Herrn Jesus, den allein
Sündlosen.
Vor Deinem Kreuz fallen wir nieder, Christus, und preisen und
verherrlichen Deine heilige Auferstehung.
Архиепископ
Марк
Auf dem Weg zu Ostern begleitet uns das
Kreuz ständig, genau so wie es uns vom Moment unserer Taufe
bis zum Ausgang aus diesem Leben begleitet. Oder wisset ihr nicht,
daß
wir, so viele auf Christum Jesum getauft worden, auf seinen Tod getauft
worden sind?...
Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines
Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein
(Röm
6, 3 u. 5).
Ohne das Kreuz gibt es keine Auferstehung.
So haben wir uns dem Kreuz auf halbem Weg zum Osterfest am
Kreuzverneigungssonntag verneigt, ebenso war das Kreuz in unseren
Gedanken und Gefühlen am Großen Freitag
gegenwärtig, als wir Bespeiungen und Geißelung und
Backenstreiche und Kreuz und Tod erinnerten, die der Herr um unserer
Rettung willen erduldete.
Einstmals galt das
Kreuz als Waffe des Todes und Symbol der Schande und Erniedrigung, des
Verworfenseins ??? und der Hilflosigkeit ???. Gleichsam Zeichen der
völligen Ohnmacht des Menschen vor dem Bösen dieser
Welt. Vor dem Hintergrund und auf der Grundlage der gottmenschlichen
Tat des Heilands und Seiner lichten Auferstehung jedoch
fürchten wir Christen weder Schimpf noch Schande, denn wir
schämen uns nicht. Wissen wir doch: auf dem Kreuz wurde der
Lebensspender ausgestreckt – das Leben Selbst. Auf dieser
Waffe des Todes nahm der Gottessohn Leiden und Tod auf Sich, Der um
unserer Rettung willen Leib angenommen und Sich in unseren
vergänglichen Körper gekleidet hatte. Auf diesem
Instrument der Folter besiegte Er Verweslichkeit und Tod als Folgen der
Sünde und der Verfluchung der Menschheit. Hier zeigte Er die
Ihm Allein eigene unbesiegbare und unbegreifbare Göttliche
Kraft, hier leuchtete Sein Sieg auf. Von hier aus erleuchtet und
erfüllt Sein Licht das ganze Weltall.
Auf dem Kreuz tötete der Herr Sünde und Tod,
entmachtete den Teufel und belebte uns mit Sich. Er gab uns Macht,
Kinder Gottes zu werden
(Jo 1,12), denn dem auferstandenen Christus ist alle Gewalt im Himmel
und auf Erden gegeben (Mt
28, 18).
Das Königtum Christi ist eben das himmlische
Königtum. Sein auferstandenes Leben ist schon nicht mehr
irdisches, sondern himmlisches und preisen und verherrlichen Deine
heilige Auferstehung. überhimmlisches. Aber Sein
Königtum beschränkt sich nicht auf den Himmel,
sondern erstreckt sich auf die ganze Erde. Denn dafür ist Er
in unsere Welt gekommen und hat den menschlichen Körper
angenommen, um uns zu Teilhabern an Seinem himmlisch-irdischen Leben zu
machen, uns zur Vollkommenheit, zur Unsterblichkeit, zu ewiger
Seligkeit zu führen.
Auf dem Kreuz zeigte
der Herr Seine Liebe zur ganzen Menschheit. Wahre Liebe ist immer
Göttliche, Christi Liebe, dem Evangelium verbundene. Wenn wir
den Reichtum dieser Liebe des Lebensspenders zu uns fühlen und
erkennen, dann wird unser Herz leicht von Gegenliebe zu Ihm
erfüllt. Und wenn solche Liebe Christi im Herzen wohnt, ist es
für alle Brüder offen. Ein solches Herz ist bereit,
allen zu dienen – mit seinem Besitz, Seinem Gebet, Fasten,
Barmherzigkeit, Geduld, Sanftmut, Demut, Erbarmen bis hin zur
Aufopferung für seine Freunde ???.
Auf diesem Weg kann der Mensch vollkommen Christus folgen.
Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein
Kreuz auf und folge mir (Mt
16, 24).
Wenn wir orthodoxe Christen bereit sind, unser Kreuz auf uns zu nehmen,
unsere Liebe zu Christus und jedem unserer Brüder auf der Erde
auszustrecken, wenn wir bereit sind, Ihm in jener Handlung nachzuahmen,
in welcher Er sich selbst entäußerte und
Knechtsgestalt annahm
(Phil 2, 7), dann bereiten wir uns darauf vor, Seine Herrlichkeit
aufzunehmen und an Seiner Gewalt im Himmel und auf Erden teilzuhaben,
in Seiner allumfassenden Liebe. Und frohlockend singen wir: Du bist
unser Gott, außer Dir kennen wir keinen anderen und Deinen
Namen rufen wir an.
Kommet, alle Gläubigen, lasset uns die heilige Auferstehung
Christi preisen, denn siehe, durch Christus ist Freude für die
ganze Welt gekommen!
Christus ist
auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Berlin-München
Auferstehung Christi
HEILIGER und HOHER SAMSTAG

Als Du hinabkamst
zum Tode,
Du unsterbliches Leben,
da hast Du den Hades getoetet
durch den Blitzstrahl der Gottheit.
Als Du aber auch die Verstorbenen
aus der Unterwelt auferweckt hast,
da haben alle Maechte der Himmlischen gerufen:
Lebensspender, Christus unser Gott,
Ehre Dir !
Der Hohe Samstag
beginnt wie alle Tage am Vorabend, Freitag abend. Waehrend des Orthros
werden die Gefuehle der Frauen am Grabe nachempfunden. Nach den
Laudespsalmen und der Kleinen Doxologie wird das Grabtuch mit der
eingestickten Darstellung des Leichnams des Herrn unter dem Gesang des
Trisagions in einer Prozession um die Kirche getragen und zurueck in
den Altarraum getragen. Hier wird es nach dreimaligem Umgang von den
Zelebranten auf den Heiligen Tisch gelegt, waehrend die Troparien des
Tages gesungen werden.
Die Vesper des Heiligen und Hohen Samstags wird mit der
Basilius-Liturgie verbunden. Christi Niedersteigen in den Hades und
Sein Sieg ueber den Tod werden vergegenwaertigt. In der Vesper werden
vor Apostellesung und Evangelium 15 alttestamentliche Lesungen
vorgetragen, waehrenddessen in alter Zeit die Taufen vollzogen wurden.
Danach wird die Auferstehungsnacht vorbereitet.
L E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Jes 37: 1-14
I. Kor 5: 6-8
Gal 3: 13-14
Mt 27: 62-66
- Abendgottesdienst -
Gen 1: 1-13
Jes 60: 1-16
Ex 12: 1-11
Buch Jona 1:1 - 4:11
Josua 5: 10-15
Ex 13:20 - 15:19
Zefanja 3: 8-15
III Koen 17: 8-23
Jes 61:10 - 62:15
Gen 22: 1-18
Jes 61: 1-9
IV Koen 4: 8-37
Jes 63: 1-9, 64: 1-5
Jer 31: 31-34
Dan 3: 1-23 und das Lied der Heiligen Kinder
III Koen 17: 8-23
- Liturgie unseres Hl. Vaters Basilius -
Roem 6: 3-11
Mt 28: 1-20
Am Heiligen und Hohen Samstag feiern wir die
Grabesruhe und das
Hinabsteigen in den Hades unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus
Christus, durch den die Vergaenglichkeit unseres Menschengeschlechts
verwandelt worden ist in ewiges Leben.
Durch Dein unsagbares Hinabsteigen mit uns in den Hades, Christus unser
Gott,
erloese uns.
Amin (Synaxarion)
+++
Der den Abgrund verriegelt,
erscheint als Toter,
in Linnen mit Myrrhe gehuellt.
Wie ein Sterblicher wird der Unsterbliche ins Grab gelegt.
Die Frauen aber, die kamen, Ihn zu salben,
weinten bitterlich und riefen:
"Dies ist der Sabbat, der hochgesegnete,
an dem Christus vom Schlag erwacht
und auferstehen wird am dritten Tag !"
+++
Der Du die Enden der Erde zusammenhaeltst,
liessest Dich einschliessen ins enge Grab,
damit Du vom Fall in den Hades
die Menschen erloesest,
und uns schenkest ewiges Leben,
unsterblicher Gott.
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Besser wäre mir gewesen,
ich haette den von Maria Geborenen nicht aufgenommen.
Denn, da Er zu mir kam,
hat Er meine Macht gebrochen,
die ehernen Tore zertruemmert,
die Seelen, die ich einst besass,
hat Er als Gott auferweckt !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Vernichtet ist meine Macht.
Ich empfing den Toten wie einen Sterblichen.
Aber ich vermag Ihn nicht gefangen zu halten.
Vielmehr verliere ich die,
ueber welche ich herrschte.
Ich hatte die Toten von der Urzeit her.
Doch siehe, dieser erweckt alle !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Aufgezehrt ist meine Macht.
Der Hirte ward gekreuzigt und erweckte den Adam.
Ueber die ich herrschte, derer wurde ich beraubt.
Die ich verschlang in meiner Staerke,
habe ich ausgespien allesamt.
Leer gemacht hat die Graeber der Gekreuzigte.
Schwach geworden ist die Macht des Todes !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Es
schweige alles sterbliche Fleisch
und
stehe mit
Furcht und Zittern
und sinne auf nichts Irdisches,
denn der Koenig der Koenige
und der Herr der Herrscher
kommt als Opfer geschlachtet zu werden,
gegeben als Nahrung den Glaeubigen.
Ihm voran gehen die Choere der Engel
mit allen Maechten und Gewalten,
die vielaeugigen Cherubim,
die sechsfluegeligen Seraphim,
sie verhuellen ihr Angesicht
und rufen den Hymnus
Alleluja, alleluja, alleluja !
Хор
Сретенского Монастыря
"Да молчит всякая плоть"
(Прот. П. Турчанинов).
[Вместо Херувимской песни поется в Великую Субботу]
Sretensky Monastery Choir
Let all mortal flesh keep silence
Der
edle
Joseph
nahm ab vom Kreuzesholz Deinen allreinen Leib,
huellte ihn in reines Linnen,
bedeckte ihn mit wohlriechenden Kraeutern
und legte ihn in ein neues Grab.

HEILIGER
und
HOHER HERRENTAG des PAS´CHA
der AUFERSTEHUNGSTAG
FEST der FESTE
ХРИСТОС
ВОСКЕСЕ
В
ИЗПЪЛНЕНИЕ НА ХОРА
ПРИ
НЕМСКАТА ГИМНАЗИЯ В СОФИЯ
CHRISTUS IST
ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Osterbotschaft S.Hl. des Patriarchen
ALEKSIJ II
von Moskau und der ganzen Rus´
Metropolit
MICHAEL (Staikos) von Austria: Christus ist erstanden: Ostersonntag
Metropolit AUGOUSTINOS (Lambardakis) von
Deutschland: Osterpredikt 2004
Bischof HILARION von Wien und
Österreich: Osterbotschaft 2004
Bischof HILARION von
Wien und
Österreich: Ostern ist immer
Metropolit
SERAFIM von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
Philipp Harnoncourt: Auf dem
Weg
zum leeren Grab
Martin
Petzold: Zur Fülle der Freude in den Gottesdiensten der
Ostertage
Predigt unseres
Vaters unter den Heiligen
JOHANNES CHRYSOSTOMUS
zum heiligen und strahlenden,
herrlichen und
erlösenden Tag der Auferstehung Christi, unseres Gottes:
Wenn jemand fromm und gottliebend ist,
komme und erquicke er sich an dieser schoenen und glaenzenden Feier.
Wenn jemand ein wohlgesinnter Anhaenger ist,
gehe er froehlich ein in die Freude seines Herrn.
Wenn jemand sich beim Fasten abgemueht hat,
empfange er jetzt nach seinem Verdienst.
Wenn jemand von der ersten Stunde an gearbeitet hat,
empfange er heute seinen gerechten Lohn.
Wenn jemand nach der dritten Stunde gekommen ist,
feiere er dankend.
Wenn jemand zur sechsten Stunde angelangt ist,
so zweifle er nicht,
denn er wird nichts missen.
Wenn jemand bis in die neunte Stunde saeumte,
trete er unverzagt hinzu, ohne sich zu fuerchten.
Wenn jemand erst zur elften Stunde eingelangt ist,
fuerchte er sich nicht ob seiner Saumseligkeit.
Denn der Gebieter ist freigebig
und nimmt den Letzten auf wie den Ersten.
Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist,
ebenso wie den, der von der ersten Tagesstunde an gearbeitet hat.
Zum spaeter Kommenden ist Er gnaedig
und freundlich zu dem Ersten.
Jenem schenkt Er
und diesen belohnt Er.
Die Werke nimmt Er an
und die Absicht lobt Er.
Die Tat ehrt Er
und der Entschluss ist Ihm willkommen.
Gehet also in die Freude unseres Herrn ein, ihr Alle.
Die Ersten und die Letzten:
empfanget den Lohn.
Die Reichen und die Armen,
freut euch miteinander.
Ausdauernde und Nachlaessige,
ehret den Tag.
Die ihr gefastet und die ihr nicht gefastet habt;
freuet euch heute.
Der Tisch ist beladen, geniesset alle.
Das Kalb ist gemaestet, niemand gehe hungrig hinaus.
Alle geniesset vom Gastmahl des Glaubens.
Alle geniesset vom Reichtum der Guete.
Niemand beklage Armut, denn erschienen ist das gemeinsame Reich.
Niemand betrauere die Uebertretungen, denn die Vergebung ist aus dem
Grabe aufgestrahlt.
Niemand fuerchte den Tod, denn des Erloesers Tod hat uns befreit.
Vernichtet hat den Tod, Der von ihm umfangen ward.
Die Beute hat dem Hades abgenommen, Der zu ihm herabkam.
Er liess Bitterkeit erfahren ihn, der gekostet hat von Seinem Fleische.
Diese vorausschauend rief Isaja aus:
"Der Hades, ´spricht er,´ war voll Bitterkeit, als
er Dir unten begegnete´."
Er war voll Bitterkeit, denn er war verhoehnt;
er ward voll Bitterkeit, denn er ward hinweggerafft;
er war voll Bitterkeit, denn er wurde gefesselt.
Er nahm den Leib und geriet an Gott.
Er nahm die Erde und traf auf den Himmel.
Er nahm, was er sah, und fiel durch das, was er nicht sah.
Tod, wo ist dein Stachel ?
Hades, wo ist dein Sieg ?
Auferstanden ist Christus und du bist gestuerzt.
Auferstanden ist Christus und gefallen sind die Daemonen.
Auferstanden ist Christus und die Engel freuen sich.
Auferstanden ist Christus und das Leben triumphiert.
Auferstanden ist Christus und kein Toter im Grabe.
Denn Christus ist von den Toten auferstanden,
der Erstling der Entschlafenen geworden.
Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.
Amin.
Pas´cha heisst
Uebergang vom Tod zum
Leben, von der Finsternis zum Licht.
Dieser Uebergang geschieht mit der Auferstehung des Herrn und Erloesers
fuer alle, die an Ihn glauben und durch die Taufe mit Ihm ein Leib
sind.
Nach dem Ruf "CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !" des Priesters und der
Verbreitung des Auferstehungslichtes vom Altar an alle Glaeubigen
beginnt der Jubelgesang, der dann die gesamte Liturgie ueber anhaelt:
Deine
Auferstehung, Christus Erloeser,
besingen die Engel in den Himmeln;
wuerdige auch uns auf Erden,
reinen Herzens Dich zu loben.
ooo
Auferstehungstag !
Lasset uns Licht werden, Ihr Voelker !
Das Pas´cha, des Herrn Pas´cha !
Denn vom Tode zum Leben
und von der Erde zum Himmel
hat Christus, unser Gott, uns hindurchgefuehrt,
uns, die wir das Siegeslied singen:
Christus erstand von den
Toten !
ooo
Lasset uns die Sinne reinigen
so werden wir Christus strahlen sehen
im unnahbaren Lichte der Auferstehung
und deutlich Ihn rufen hoeren:
"Freuet euch !",
wir, die wir das Siegeslied singen.
Christus erstand von den
Toten !
ooo
Die Himmel moegen sich freuen,
die Erde jubeln
und feiern die ganze Welt,
die sichtbare und die unsichtbare,
denn Christus ist erwacht.
Ewige Freude !
Christus erstand von den
Toten !
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
ooo
Lasset uns trinken den neuen Trank,
nicht aus unfruchtbarem Felsen
durch Zeichen hervorgebracht,
sondern aus der Unverweslichkeit Quelle,
da aus dem Grabe, aus dem wir kommen,
uns Christus Leben schenkt.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Nun ist alles mit Licht erfuellt,
Himmel und Erde und Totenwelt,
die ganze Schoepfung feiert Christi Erwachen,
in dem sie gegruendet ist.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Gestern ward ich begraben mit Dir, Christus;
heute bin ich auferweckt mit Dir, dem Auferstandenen.
Du selbst, Erloeser, verherrliche mich mit Dir
in Deinem Reiche.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Als die dem Morgen zuvorkommenden Gefaehrtinnen
Marias
den Stein weggewaelzt fanden vom Grabe,
hoerten sie vom Engel:
"Den, der in immerwaehrendem Lichte ist,
was suchet ihr Ihn bei den Toten wie einen Menschen ?
Blicket auf die Grablinnen,
eilet, verkuendet der Welt,
dass auferstanden ist der Herr,
nachdem Er den Tod getoetet.
Denn Er ist der Sohn Gottes,
der Erloeser des Menschengeschlechtes."
ooo
Wie ein einjaehriges Lamm,
das willig den Opferkranz traegt, Christus,
ist Er fuer alle geopfert worden,
das reinigende Pas´cha;
es leuchtet aus dem Grab uns hervor,
die Sonne der Gerechtigkeit.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Du fuhrest hinunter
in die Tiefen der Erde, Christus,
und zerbrachest die ewigen Riegel
und der Gefesselten Ketten;
und nach drei Tagen,
wie Jonas aus dem Fische,
erstandest Du aus dem Grabe.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Mein Erloeser,
Du lebendiges und nicht im Tode verbliebenes Opfer,
als Gott hast Du Dich Selbst dem Vater dargebracht
und mit auferweckt Adam, den Urahnen aller,
Du Auferstandener aus dem Grabe !
Christus erstand von den Toten !
ooo
Des Todes Toetung,
des Hades Vernichtung,
den Anfang des neuen,
des ewigen Lebens begehen wir festlich.
Im Tanze besingen wir den Urheber in Hymnen,
der allein ist gesegnet,
der Gott der Vaeter, und hochverherrlicht.
Christus erstand von den Toten !
ooo
In Wahrheit heilig
und allgefeiert
ist diese heilbringende, lichtglaenzende Nacht.
Sie ist Vorbote des hellstrahlenden Tages der Auferstehung,
in der das urewige Licht
leiblich hervorleuchtet aus dem Grabe allen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
O grosses, o heiligstes Pas´cha,
Christus,
o Weisheit und Wort Gottes und Kraft !
gib, dass wir wahrer noch teilhaben an Dir
am abendlosen Tage Deines Reiches !
ooo
ooo
ooo
Das Freudenpas´cha,
das Pas´cha des Herrn, das Pas´cha,
das hochhehre Pas´cha
ist aufgegangen, das Pas´cha !
Umarmen wir einander in Freude !
O Pas´cha, Du Erloeser von Trauer !
Aus dem Grabe strahlt heute hervor
wie aus einem Brautgemach
Christus, der die Frauen erfuellte mit Freude,
indem Er sprach:
"Bringet Kunde den Aposteln !"
ooo
AUFERSTEHUNGSTAG !
Lasset uns Licht werden an diesem
Feste,
lasset uns einander umarmen,
lasset uns "Brueder!" sagen auch denen, die uns hassen,
lasset uns alles vergeben ob der Auferstehung und rufen:
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Christus ist
erstanden: Ostersonntag
aus dem Buch "Auferstehung - von erlebter orthodoxer
Spiritualität"
von
Metropolit MICHAEL (Staikos), Metropolit von Austria, Wien
Die
Kirche jubelt. Und die Osterikone verdeutlicht das wohl tiefste aller
Glaubensgeheimnisse. In ihrer Grundform bleibt sie immer gleich: Adam
wird aus der Unterwelt geholt. Christus ergreift seine Hand, in manchen
Darstellungen auch die von Eva, er hält sie und lässt
den
– oder die – Gefallenen mit auferstehen.
Hände
halten einander. Vielleicht ruft gerade diese Ikone im Westen kein
Fremdgefühl hervor, vielleicht ist sie deshalb so beliebt,
weil
sie thematisch an Michelangelos Deckengemälde in der
Sixtinischen
Kapelle erinnert, dessen Zentrum ja die Berührung der
schöpferischen Hand Gottes mit der Hand des Menschen ist.
Oder,
weil die katholischen Christen zu Ostern dem Erstandenen dieses Lied
singen: „Der Sieger führt die Scharen, die
lang gefangen
waren, in seines Vaters Reich empor, das Adam sich und uns
verlor...“
Der
spirituelle Gehalt dieser Ikone ist ein sehr pragmatischer, wenn auch
kein rationalistischer, wie wir ihn auf westlichen
Auferstehungs-Darstellungen finden. Westliche Bilder zeigen fast immer
diese Szene: Das Grab öffnet sich, die Soldaten erschrecken,
Christus ersteht mit einer Fahne in der Hand ... Die Orthodoxe Kirche
wurde, besonders im 19. Jahrhundert, von derlei Bildern sehr irritiert,
weil sie Versuche sind, das Unverständliche zu verstehen, das
Unerklärliche erklären zu wollen. Sobald wir aber das
Unverständliche verstehen und das Unerklärliche
erklären
können, brauchen wir kein Mysterium. Denn dieses beginnt ja
genau
dort, wo der menschliche Verstand aufhört und die Augen, die
Ohren, die Sinne der Seele und des Geistes anfangen. Ein
größeres Mysterium als die Auferstehung Christi gibt
es
nicht. Dieses Mysterium ist die Grundlage aller Geheimnisse der Kirche.
Im
Gegensatz zu den westlichen Darstellungen ist das orthodoxe
Auferstehungsbild ein erlösendes, und die Osterikone
trägt
den Namen „Das Hinabsteigen Christi in die
Unterwelt“.
„Du
stiegst bis in die tiefste Erde hinab und zerbrachst die ewigen Riegel,
die festhielten die Gequälten, Christus, und nach drei Tagen,
wie
Jonas aus dem Ungeheuer, stiegst du herauf aus dem Grab.“
Das
Fest der Feste bedeutet in der Orthodoxie praktisch die
Erfüllung
des Planes Gottes, sein Geschöpf nicht zu behandeln wie eine
Uhr,
die irgendwann aufgezogen und danach ihrem Schicksal
überlassen
bleibt, sondern die fortwährend gewartet wird. Einen
Schöpfer, der sein Geschöpf alleinzulassen gedenkt,
kennen
wir nicht, dafür aber einen, der sein Geschöpf
ununterbrochen
begleitet, ohne die von ihm geschenkte Freiheit
beeinträchtigen zu
wollen. In diesem Sinne ist der Höhepunkt aller Feiertage des
Jahres auf den Ostersonntag konzentriert, während alle
übrigen – Weihnachten, die Taufe Christi usw.
– den
Weg dorthin bilden. Den Weg zur Erlösung, zur Auferstehung.
Selbst der Karfreitag
ist eine Station dorthin. Deshalb endet auch der Passionshymnus „Heute
hängt am Holz ...“ mit dem Vers: „Wir
beten deine Passion an, zeige uns aber auch deine glorreiche
Auferstehung“,
das heißt: „Wir beten dein Kreuz an, und wir
verherrlichen
deine Auferstehung.“ Sie ist das Ziel der Ziele, jedem
erreichbar, nichts und niemanden ausschließend.
Genau
das bringt die Auferstehungsikone zum Ausdruck: Die Tore zum Hades
zerschlägt Christus, er steigt herab in den Hades, um Adam und
Eva, stellvertretend für alle Männer und Frauen (oder
nur
Adam, stellvertretend für das gesamte Menschengeschlecht)
herauszuholen zur Auferstehung. Zusammen mit allen Gerechten, mit allen
Heiligen, mit allen Menschen, die gerettet werden müssen. Mit
allen Nachkommen von Adam und Eva, ob heilig oder nicht, das ganze
Menschengeschlecht.
Es
gibt einen Brauch, der das Geschehen symbolisch innerhalb der Liturgie
zum Ausdruck bringen soll. Er entstammt dem zypriotischen Brauchtum,
ist aber auch in anderen griechischen Gegenden lebendig und wurde von
den Zyprioten auch in Wien eingeführt: Am Morgen des
Karsamstag,
beim ersten Auferstehungsgottesdienst, wird gesungen: „Erheb
dich, Gott, und richte die Erde! Denn alle Völker werden dein
Erbteil sein“
(Ps 82,8).Und während der Priester mit der Auferstehungsikone
aus
dem dunklen Altarraum tritt, während erstmals die Glocken
läuten und Lorbeerblätter als Zeichen des Sieges
gestreut
werden, fangen die Gläubigen an, mit verschiedenen
Gegenständen Lärm zu schlagen. Kinder, Alte,
Jugendliche, sie
alle klopfen auf die Stühle, schlagen metallene
Gegenstände
aneinander, hantieren mit allem, was klirrt und klappert, bis ein
unvorstellbarer Lärm die Kirche erfüllt. Gemeint ist
jener
Lärm, der entsteht, wenn Christus die Tore zum Hades
zerschlägt. (Man sieht auch auf der Ikone die beiden Tore
kreuzförmig übereinanderliegen.)
Diese
Szene, in welcher der Priester singt, die Glocken läuten und
das
Volk Lärm aller Art erzeugt, war hierorts unbekannt, hat sich
aber
so stark etabliert, daß dieser Morgengottesdienst heute zu
den
beliebtesten des Jahres gehört. Die Kirche ist voll, man hat
sich
diesen Brauch unterdessen allgemein angeeignet.
Das
beweist folgendes. Wenn man die offizielle Lehre der Kirche, die sich
selbstverständlich nicht modifizieren lässt im
Hinblick auf
die Verstehensmöglichkeiten der Gläubigen, auf eine
menschliche Art und Weise unterstützt, wenn man
zulässt,
diese Lehre auf menschliche Art und Weise auszudrücken, dann
bleibt genügend „Verstehensraum“
für die
Gläubigen.
Lärm
und Feuer, dabei entsteht oft eine Stimmung, die man nicht rational
erfassen kann. Und die Kirche lässt ihr freien Lauf. Denn die
„Stimmung“ läuft ja auf
Frömmigkeit hinaus, ohne
Frömmigkeit entstünde sie überhaupt nicht.
Wenn der
Mensch durch strenge Liturgien, durch Ikonen, durch Mysterien immer nur
gezügelt wird, dann muss er irgendwann jenen freien Raum
finden,
der nicht minder seine Religiosität zum Ausdruck bringt:
Ostern
ist ein Fest, das offen gezeigte Freude geradezu herausfordert. Deshalb
singt die Kirche:
„Tag
der Auferstehung, an dem wir erglänzen und einander in
Festfreude
umarmen. Sagen wir es, Brüder, auch denen, die uns hassen,
verzeihen wir allen der Auferstehung wegen, und lasst uns rufen: Christ
ist von den Toten erstanden, den Tod durch den Tod zertretend und denen
in den Gräbern das Leben schenkend.“
Und
der Kirchenvater, der heilige Johannes Chrysostomos (+ 14.9.407 in der
Verbannung), vermittelt die Freude der Kirche in seiner Katechetischen
Rede zum Ostersonntag, die zum festlichen Abschluss der Osterliturgie
gehört ...
Also
bezeugen Osterikone und Hymnen des Festes nicht nur die Rettung des
ganzen Menschengeschlechts. Sie unterstreichen auch den besonderen
Charakter der Gemeinschaft aller Gläubigen.
Metropolit Staikos,
Auferstehung, von erlebter orthodoxer Spiritualität, Wien
2000, S. 108 ff.
hier aus St.Andreas Bote
Osterpredigt
S.E. des Metropoliten Augoustinos
in der Ev.-Luth. Matthäus Kirche in München
im Rahmen der gemeinsamen Ostervesper aller Christen der ACK
am Ostersonntag, 11. April 2004 um 18.00 Uhr
Christos anesti - alithos anesti!
Christus ist erstanden - Er ist wahrhaftig
auferstanden!
So grüßten sich die
frühen Christen zum
Fest der Auferstehung Christi, und so grüßen sich
noch heute unsere orthodoxen Gläubigen während der
vierzig Tage zwischen Ostern und dem Fest der Himmelfahrt Christi.
Wenn ich Ihnen heute am Osterfest, das in diesem
Jahr alle Christen am
selben Tag feiern, diesen Gruß zurufe, so soll das mehr sein
als eine alte ehrwürdige Sitte, – es ist ein Ruf der
Glaubensfreude und der zuversichtlichen Hoffnung für die
Überwindung des Todes auch für uns.
Heutzutage rühmen wir uns der Tatsache,
dass wir –
mindestens in Deutschland – in einer pluralistischen
Gesellschaft mit interkulturellem Austausch leben. Gewiss ist es
erfreulich, dass die Zeiten eines kämpferischen Gegeneinander
zwischen Glaubensgemeinschaften und Religionen überwunden
scheinen und dem Bemühen um ein friedvolles Miteinander zu
weichen.
Andererseits habe ich oft die Befürchtung,
dass Unterschiede,
die nach wie vor zwischen uns bestehen, zu schnell übersehen
und oberflächlich übergangen werden. Toleranz darf ja
nicht zur Gleichmacherei führen, und Kultur hat zwar
ursprünglich etwas mit Kultus zu tun, dennoch ist eine
religiöse Wahrheit etwas anderes und mehr als Kultur und eine
interkulturelle Gemeinschaft noch längst nicht die wahre
Gemeinschaft der Gläubigen.
Und deshalb möchte ich es am heutigen
Ostersonntag noch einmal
und ausdrücklich sagen: Christus ist auferstanden von den
Toten; er hat den Tod durch den Tod zertreten und denen in den
Gräbern das Leben geschenkt! Das ist der Siegesruf der
Christen! Und das ist es, was den christlichen Glauben von allen
anderen Religionen ganz wesentlich unterscheidet und zu etwas
Besonderem macht, – nämlich: dass Gott in Christus
Mensch wurde, dass der Gottessohn sogar den Tod auf sich nahm, ihn
überwand und vom Tode auferstand und damit die Menschen aus
Sünde und Grab zu Gott emporzog und in die göttliche
Gemeinschaft zurückbrachte. Diese Botschaft sind wir einer
Welt schuldig, die sich nach Erlösung vom Tode und nach einem
Leben in Frieden sehnt. Ehe wir allerdings diese Botschaft der Welt
bringen können, muss sie in unserem eigenen Leben
richtunggebend sein und verwirklicht werden. Nur so werden wir zu
glaubhaften Zeugen des Auferstandenen.
Dabei kann uns das Evangelium helfen, das wir eben
gehört
haben. Es führt uns mitten in das Ostergeschehen hinein, wie
es uns im Johannesevangelium berichtet wird.
Dort bringt Maria von Magdala nach dem ersten
Erschrecken über
das leere Grab den Aposteln die Nachricht, dass der Leichnam Jesu
weggebracht worden sei. Petrus und Johannes überzeugen sich
selbst davon, dass das Grab tatsächlich leer ist. Sie
verstehen noch nicht, was das zu bedeuten hat, und kehren wieder um.
Maria aber bleibt weinend am Grabe und erlebt dort die erste
Erscheinung des auferstandenen Herrn. Er gibt ihr den Auftrag:
“Gehe hin zu meinen Brüdern und sage ihnen:
Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu
eurem Gott” (Joh 20,17).
Sollen damit die Jünger vorbereitet werden
auf die Erscheinung
des Auferstandenen in ihrem Kreis? Das mag sein. Auf jeden Fall sollen
sie sich an das erinnern – und wir mit ihnen – ,
was Jesus ihnen vor seinem Leiden sagte:
“Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt
gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater”
(Joh 16,28), und an anderer Stelle:
“…ihr werdet traurig sein, aber eure
Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden…ich will euch
wiedersehen und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll
niemand von euch nehmen” (Joh 16,20.22).
Nun ist die Stunde des Wiedersehens und der Freude
da. Der
Auferstandene tritt mit dem Friedensgruß mitten unter die
Jünger. Sie sind frei von Schrecken und Furcht. Er zeigt ihnen
seine Wunden an den Händen und in der Seite, und sie werden
froh, dass sie den Herrn sehen!
Einst hatte Jesus zum Vater gebetet:
“So wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende
ich auch sie in die Welt” (Joh 17,18). Jetzt ist
mit dem Tag der Auferstehung zugleich der Tag der Sendung gekommen. Der
Auferstandene ist der Erhöhte, der den Aposteln zur
Erfüllung ihres Auftrages den lebendigen Atem des
göttlichen Geistes einhaucht. Es findet ein geistlicher
Schöpfungsakt statt, der die Jünger zu
göttlichen Zeugen macht, damit
“der Welt die Augen geöffnet werden
über die Sünde, über die Gerechtigkeit und
das Gericht” (Joh 16,8). Für den
Evangelisten sind Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, – sind
Auferstehung, Erhöhung und Geistverleihung untrennbar
miteinander verbunden.
In diesen Höhen des Heilsgeschehens
gipfelt die Aussage der
Evangeliumsbotschaft.
“Wer mein Wort hört und glaubt dem, der
mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das
Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen”,
sagt Jesus Christus (Joh 5,24). Das erfüllt sich im
Sendungsauftrag des Auferstandenen an die Apostel. Die Geistverleihung
wirkt eine Vollmacht zur Sündenvergebung. Und wie einst beim
Wirken Jesu ist der vertrauende Glaube an den Gottessohn Voraussetzung
für die Vergebung der Sünde. Hier setzt sich das
innerweltliche Gericht fort, das mit der Gestalt Jesu in die Welt kam.
An Jesus Christus scheiden sich die Geister und das um so mehr und
ausdrücklicher, nachdem er Sünde und Tod
überwunden hat.
Vielleicht ist es für uns ungewohnt, die
Auferstehung Jesu
Christi so eingefügt zu sehen in das gesamte Heilsgeschehen.
Und zwar in ein Heilsgeschehen, an dem bereits am Ostertag die Apostel
beteiligt werden und mitwirken sollen, damit die Welt an den ewig
lebendigen Gott glaubt.
Das Evangelium verschweigt uns nicht, dass ein
solcher Glaube nicht
selbstverständlich ist. So will sich der Apostel Thomas nur
von dem leibhaft Auferstandenen überzeugen lassen! Jesus geht
darauf ein und hat dabei auch die im Blick, die künftig durch
das Wort der Apostel an ihn glauben werden, so wie er bei seinem Vater
für diejenigen betet, die durch das Zeugnis der
Jünger zum Glauben kommen (Joh 17,20). Hier sind auch
wir bereits mit gemeint; wobei wir lernen, dass der Glaubenszweifel
keine Erscheinung nur der aufgeklärten Moderne ist, sondern
uns bereits im engsten Kreis der Apostel begegnet. Was uns heute hemmt,
an den auferstandenen Herrn zu glauben, sind ja tatsächlich
viel weniger unsere naturwissenschaftlichen Kenntnisse und das
neuzeitliche Denken als vielmehr unser Unwissen über den
Gottessohn, unser Unverständnis den Geheimnissen Gottes
gegenüber. Es ist unser träges Herz, das sich nicht
aus den eigenen begrenzten Vorstellungen lösen kann. Wir
verschließen uns den göttlichen Erfahrungen, die wir
machen dürfen und sollen, und deshalb kann sich der Zweifel
einschleichen und einen befreienden Glauben verhindern.
Damit wir aber aus unserem Zweifel nicht in
Verzweiflung fallen, sollen
wir dem Apostel Thomas folgen, der auf das Wort des Auferstandenen hin
alle Fragen und allen Kleinmut hinter sich lässt. In dem
lebendigen Jesus Christus erkennt und bekennt er seinen Herrn und Gott!
Das ist ein christliches Glaubensbekenntnis, das
nicht
überboten werden kann. Dieser vom Tode erstandene Jesus von
Nazareth offenbart sich als wahrer Gott und wird von seinem
Jünger als Gott angerufen und ausgerufen! Die Lichtspur der
Göttlichkeit Jesu Christi zieht sich durch das ganze
Johannesevangelium und findet in der Ostergeschichte einen
unvergleichlichen Höhepunkt. Das Licht der Welt, der
Gnadenbringer und Erlöser von göttlicher Art, der im
Anfang des Evangeliums Mensch wurde in dieser Welt, offenbart sich nun
seinen Aposteln als Sieger über Sünde und Tod, als
Herr und Gott.
Wir öffnen unsere Augen und Ohren so
vielen Dingen,
unzählige Ideen und Gedanken dringen tagtäglich ein
in unser Denken und Fühlen, – schließen
wir doch unser Herz vor allem dem Glauben weit auf, damit wir die
erlösende Botschaft der Auferstehungszeugen empfangen! Wenn
irgendetwas in dieser Welt Vertrauen verdient, dann doch das
Evangelium, die “Gute Nachricht” von der
Überwindung des Bösen und dem Sieg des Lebens
über den Tod.
Dann können wir selbst zu Zeugen des
auferstandenen und
erhöhten Herrn werden und dürfen mitwirken an Gottes
Heilsgeschichte zur Rettung der Welt, – so wie es im
Evangelium geschrieben steht,
“dass Christus musste leiden und auferstehen von den
Toten am dritten Tag und dass gepredigt werden muss in seinem Namen die
Buße zur Vergebung der Sünden unter allen
Völkern” ( Lk 24,46.47).
Gott schenke uns allen die wahre Osterfreude und
erhalte uns die
lebendige Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten!
Amen.
Metropolit Augoustinos von Deutschland
und Exarch von Zentraleuropa
Osterbotschaft 2004
des Bischofs von Wien und Österreich Hilarion, an die
hochwürdigen Seelsorger und die gottgeliebten
Gläubigen der
Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche von Wien und
Österreich
Im
Herrn geliebte Väter, Brüder und Schwestern! Christus
ist auferstanden!
Heute
feiert die gesamte christliche Welt die Auferstehung Christi. Heute
herrscht in jeder Kirche, in jeder Familie Freude über den
Herrn
Jesus Christus, der um unserer Erlösung willen gelitten hat
und
auferstanden ist.
An
diesem "Fest der Feste" hören wir den an uns gerichteten
Jubelruf
des heiligen Johannes Chrysostomos: "Tretet also alle ein in die Freude
eures Herrn! Ihr Reichen und ihr Armen, jubelt miteinander. Ihr
Enthaltsamen und ihr Trägen, ehrt das Fest. Ihr, die ihr
gefastet
habt und die nicht gefastet haben, freut euch heute. Der Tisch ist
reich gedeckt, genießt alle. Niemand gehe hungrig fort.
Genießt alle das Gastmahl des Glaubens. Genießt
alle den
Reichtum der Güte!"
Unter
den zum Ostergottesdienst Versammelten sind solche, die die Kirche
regelmäßig besuchen, aber auch solche, die nur an
den
großen Feiertagen kommen, und solche, die nur selten das
Gotteshaus besuchen. Es gibt unter uns Menschen, die seit ihrer
Kindheit glauben, solche, die im reifen Alter zum Glauben gekommen
sind, aber auch solche, die den Weg zu Gott gerade erst betreten haben.
Aber Gott macht keinen Unterscheid zwischen Glaubenden und
Nicht-Glaubenden: Er glaubt an jeden Menschen. Er liebt jeden von uns,
Er hört uns jedes Mal, wenn wir uns an Ihn wenden, und ist
bereit,
uns zu helfen.
Auch
die von Gott Selbst gegründete Kirche ist immer bereit, jedem
Menschen zu helfen. Wenn Sie es schwer haben, wenn Sie Leid oder Not
haben, kommen Sie in die Kirche, beten Sie zu Gott, und Er wird Sie
bestimmt erhören und Ihnen helfen. Aber vergessen Sie das
Gotteshaus auch in den Augenblicken des Glücks nicht. Die
Kirche
soll Ihr geistliches Haus werden, wo Ihre Seelen gereinigt werden und
das Leben durch die Gnade Gottes verklärt wird, die trotz
aller
menschlichen Unvollkommenheit wirkt, ungeachtet all unserer
Sünden, Unzulänglichkeiten und Schwächen.
Bringen
Sie Ihre Kinder in die Kirche, denn nach den Worten des Herrn ist
"ihrer das Himmelreich" (Mt 19, 14). Glauben Sie nicht, dass es
genügt, ein Kind zu taufen, damit es glücklich und
gesund
aufwächst; für sein geistliches Wohlergehen ist eine
ständige Teilnahme am Leben der Kirche unumgänglich.
Bringen
Sie die Kinder zur Beichte und zur Kommunion, lesen Sie ihnen das
Evangelium vor, lehren Sie sie zu beten, damit sie immer eine lebendige
Verbindung zu Gott haben. Wenn Sie Ihre Kinder im christlichen Geist
erziehen, können Sie sie vor vielen Versuchungen und
Nöten
bewahren, an denen die heutige Jugend zugrunde geht.
An
diesem Tag der Freude beglückwünsche ich von ganzem
Herzen
alle Gläubigen der Russischen Orthodoxen Kirche, die auf dem
Territorium Österreichs leben, - Russen, Ukrainer,
Weißrussen, Moldawier, Österreicher und Vertreter
anderer
Nationalitäten, aber auch die Mitglieder der georgischen
Gemeinde,
die unsere Kirchen besuchen.
Ich
beglückwünsche die Gemeindemitglieder der Kathedrale
zum
heiligen Nikolaus - dem geistlichen Zentrum unserer Diözese.
Zum
gegenwärtigen Zeitpunkt werden in unserer Kirche
weitläufige
Restaurationsarbeiten durchgeführt. Wir haben nicht wenig vor
zu
tun, sowohl bei der Restaurierung als auch auf dem Gebiet der
Entwicklung des Gemeindelebens. Liebe Gemeindemitglieder der
Kathedrale! Wenn Sie den Wunsch haben zu helfen, wenden Sie sich an den
Priester und sagen Sie es ihm: Jede Initiative, jeder Vorschlag wird
mit Dankbarkeit angenommen werden.
Herzlich
beglückwünsche ich die russisch-orthodoxen
Gläubigen in
der Steiermark. Lange Zeit haben Sie keinen ständigen Priester
gehabt, aber jetzt wurde für die Gemeinde Mariä
Schutz in
Graz ein Priester ernannt, der regelmäßig die
Gottesdienste
feiern und Ihnen bei der Errichtung und Festigung der Gemeinde helfen
wird.
Ich
wende mich mit meinem Grußwort auch an die Gläubigen
unserer
Kirche, die in Innsbruck leben, wo in diesem Jahr zum ersten Mal ein
Ostergottesdienst gefeiert wird. Ich hoffe, dass mit Gottes Hilfe auch
in Tirol regelmäßig Gottesdienste stattfinden
werden, aber
dazu bedarf es vor allem Ihrer eigenen Initiative und Ihres Wunsches
nach einem vollwertigen kirchlichen Leben.
Geliebte
Kinder unserer Heiligen Kirche! Die Gegenwart und Zukunft der
Russischen Orthodoxie liegt in unseren Händen. Seien Sie
deshalb
nicht passive Gläubige, die ihre christlichen Pflichten sofort
nach dem Gottesdienst vergessen, sondern aktive Mitglieder der
Kirchengemeinde, die ihren Beitrag in das Werk der Errichtung der
Kirche Christi einbringen. Nicht nur Sie brauchen die Kirche, sondern
die Kirche braucht auch Sie. Die Kirche existiert durch Sie, dank Ihrer
Teilnahme an ihrem Leben, dank Ihrer geistigen, moralischen und
materiellen Unterstützung. Jeder von Ihnen hat etwas, was er
mit
der Kirche teilen könnte: der eine hat materiellen Reichtum,
ein
anderer Freizeit, ein dritter Talente und Fähigkeiten, die er
zum
Nutzen der Kirche einsetzen könnte. Vergraben Sie Ihr Talent
nicht
in der Erde, setzen Sie es ein, damit es hundertfachen Nutzen bringe
und das Leben vieler Menschen in Ihrem Umkreis verändere.
Meine
Lieben! Hören wir in dieser lichten Osternacht den an uns
gerichteten Aufruf des heiligen Apostels Paulus: "Freut euch im Herrn
zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!" (Phil 4,4). Die
Freude über die Auferstehung Christi möge nie aus
Ihrem
Herzen weichen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Nahestehenden
Frieden,
Freude und Wohlergehen. Der Segen des Herrn sei mit euch allen.
Christus ist auferstanden!
Übersetzung aus dem Russischen: Erzdiakon
Viktor Schilowsky, DDr. Johann Krammer
Ostern ist immer
Bischof
Hilarion von Wien und Österreich
Die
Kirche existiert, dem Himmel zugewandt auf der Erde, sie lebt in der
Zeit und atmet doch zugleich Ewigkeit. Ewigkeitswert liegt auch dem
kirchlichen Kalender und allen Gottesdiensten des Jahres-, Wochen- und
Tageskreises zu Grunde. Im Rahmen eines Jahres gedenkt die Kirche des
Schöpfungsplans und erlebt die gesamte Welt- und
Menschheitsgeschichte in der göttlichen Heilsabsicht zur
Rettung
der Menschheit. Im Jahreskreis der Feste läuft das Leben
Christi
vor unseren Augen ab - von seiner Geburt bis zur Kreuzigung und
Auferstehung, das Leben der Gottesmutter - von ihrer Zeugung bis zu
ihrem Entschlafen, das Leben aller durch die Kirche verherrlichten
Heiligen.
Im
Laufe einer Woche und einer Tageseinheit wird diese Geschichte wiederum
vergegenwärtigt in den Gottesdiensten. Jeder Kreis hat ein
Zentrum, an dem er sich orientiert: Mittelpunkt des Tageskreises ist
der Gottesdienst der Eucharistie, Zentrum des Wochenkreises ist der
Auferstehungstag und Zentrum des Jahreskreises das Fest der
Auferstehung Christi, Ostern.
Die
Auferstehung Christi war das bestimmende Ereignis in der Geschichte des
christlichen Glaubens. »Ist aber Christus nicht auferstanden,
so
ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube
vergeblich«, schreibt der Apostel Paulus (1. Korinther
15,14).
Wäre Christus nicht auferstanden, wäre das
Christentum
lediglich eine von vielen Morallehren und religiösen -
Weltanschauungen geworden, vergleichbar dem Buddhismus oder dem Islam.
Die
Auferstehung Christi legte den Grund der Kirche durch neues Leben und
ein neues gottmenschliches Sein, in welchem der Mensch Gott wird, weil
Gott Mensch wurde. Das Fest der Auferstehung Christi war, solange es
Kirche gibt, der Eckstein des christlichen Kalenders.
Die
kirchlichen Feste sind nicht nur einfache Erinnerungen an Ereignisse
aus weit zurückliegender Vergangenheit. Sie wollen uns
vielmehr
mit in jene geistliche Realität hineinnehmen, die hinter ihnen
steht und überzeitliche unvergängliche Bedeutung hat
für
einen jeden von uns. Jeder Christ nimmt Christus als seinen Erretter
an, der - ihm zugut - Fleisch geworden ist. Deshalb werden alle
Ereignisse im Leben Christi für einen jeden Christen zu einem
persönlichen Erlebnis und Teil geistlicher Erfahrung. Das Fest
ist
also heutige Aktualisierung eines vor langer Zeit erfolgten Geschehens
und ereignet sich immer wieder, zeitlos. Zu Weihnachten hören
wir
in der Kirche »Heute ist Christus in Bethlehem
geboren«, zu
Epiphanias (dem Fest der Taufe Christi im Jordan) - »Heute
wird
die Natur der Wasser geheiligt«, zu Ostern - »Heute
hat
Christus den Tod überwunden und ist auferstanden aus dem
Grabe.« Wenn Menschen außerhalb der Kirche sich
häufig
an die bereits ihren Händen entglittene Vergangenheit halten
oder
hoffnungsvoll auf die noch bevorstehende Zukunft zugehen, so werden sie
in der Kirche aufgerufen in einem »ständigen
Heute« zu
leben, d. h. in einer realen, »heute« erfolgenden
und
täglich sich fortsetzenden Gemeinschaft mit Gott.
Daher
durchdringt das Fest der Auferstehung Christi, obwohl es nur einmal im
Jahr begangen wird, das ganze Kirchenjahr, und österlicher
Abglanz
liegt auf dem gesamten liturgischen Kreis. Ostern oder Passah ist nicht
bloß ein Kalenderdatum. Für den Christen ist Ostern
immer,
weil er stets die Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus braucht.
Der ehrwürdige Serafim von Sarow grüßte das
ganze Jahr
hindurch seine Besucher mit den österlichen Worten
»Christus
ist auferstanden«.
Die Feier der AUFERSTEHUNG
erneuert unseren Glauben, hält ihn immer aktuell !
von Metropolit SERAFIM (Dr. Joanta) von Deutschland, Zentral- und
Nordeuropa
„ Kommt und nehmt Licht vom abendlosen Licht ! “
Der Gottesdienst der Osternacht beginnt in jeder orthodoxen Kirche mit
diesem
Ruf des Priesters.
Mitten auf dem Altar brennt eine einzige Kerze als Zeichen der
Anwesenheit des
Erlösers.
Die Dunkelheit in der Kirche symbolisiert das Grab Christi.
Die Gläubigen sind in ihr versammelt und in hoffnungsvoller
Erwartung. Sie
haben Kerzen in den Händen und sind vorbereitet sie
anzuzünden.
In dieser Dunkelheit der Erwartung entzündet der Priester als
erster seine
Kerze an der Kerze auf dem Altar und ruft die Gläubigen auf,
Christus als das
Licht ihres Glaubens zu bekennen. Dann gibt er das Licht an die
Gläubigen
weiter. Die ganze Kirche wird hell.
Die Kerzen in den Händen der Menschen erleuchten nicht nur den
Kirchenraum; sie
symbolisieren auch den Glauben der Christen an die Auferstehung, die
Überwindung
des Todes und der Dunkelheit der Welt durch himmlisches Licht.
Jeder Gläubige wird mit Leib und Seele Lichtträger.
Dieses Licht erleuchtet
nicht nur den einzelnen Menschen sondern die ganze Schöpfung,
denn alles Leben
hat Anteil an der Erlösung und Befreiung in Christus.
Die Auferstehung Jesu Christi ist ein kosmisches Ereignis und betrifft
die
ganze Schöpfung. Deshalb gehen die Gläubigen aus der
Kirche und feiern den
ersten Teil des Auferstehungsgottesdienstes ausserhalb des
Kirchenraumes unter
freiem Himmel.
Während des Glockenläutens geht man um die Kirche
herum und singt: „ Deine
Auferstehung, Christus, preisen die Engel im Himmel; mache auch uns auf
Erden
würdig, Dich zu verehren !“
Dann liest der Priester vor den Kirchentüren das Evangelium
von der
Auferstehung und verkündet mit froher Stimme das Wunder des
Lebens und der
Befreiung der Welt:
„ CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !„
Im Enthusiasmus des Glaubens bestätigen die Christen die
Tatsache der
Auferstehung mit dem Antwortruf:
„ER ist WAHRHAFT AUFERSTANDEN !“
Dieser dialogische Verkündigungsruf:
„ CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !„ /// „ER
ist WAHRHAFT AUFERSTANDEN !“ wiederholt
sich in der Liturgie immer wieder und wird zum ständigen Gruss
im Alltag von
Ostern bis zum Fest der Himmelfahrt des Herrn.
Von einigen Heiligen wird berichtet, dass sie vom Licht der
Auferstehung so
geprägt waren, dass sie diesen Gruss das ganze Jahr
über gebrauchten. Seraphim
von Sarov (+1813) beispielsweise begrüßte alle, die
ihn in der Wildnis
besuchten mit den Worten: „ Meine Freude, Christus ist
auferstanden !“
Auch die rumänischen Christen sangen während des
vorweihnachtlichen
Widerstandskampfes gegen die kommunistische Diktatur die
Gottesdienstrufe:
„ CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !“
und „ GOTT mit uns !“. Sie waren nämlich
überzeugt, dass Jesus Christus, der
den Tod besiegt hat, auch ihnen helfen wird, die kommunistische
Diktatur zu
überwinden. Sie glaubten an die Erhörung ihrer
Bittgebete, dass Gott das
rumänische Volk und die ganze Welt aus der Sklaverei zu
befreien kam.
Die
Botschaft der
Auferstehung des Herrn verwirklicht sich immer neu und ist ein
geschichtswirksames Ereignis.
Die
Heilsgeheimnisse der
Menschwerdung und Auferstehung Jesu Christi sind
geschichtsmächtige
Wirklichkeiten, die im Glauben anerkannt und angenommen werden
können; auch
wenn sie menschliches Verstehen und Handeln meist
überschreiten.
Glaube und Vertrauen sind neben anderen Aspekten wichtige Teile
menschlichen
geistlichen Lebens.
Das Christentum ist keine fiktive Ideologie, sondern gründet
sich auf die Verkündigung
geschichtlicher Ereignisse:
Die Verkündigung der Menschwerdung, des Todes und der
Auferstehung Jesu.
Das Leben der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, aber auch
das persönliche
Leben jedes Getauften gründet sich in der Wirklichkeit der
Menschwerdung und
der Auferstehung Christi und wird bestätigt durch die eigene
Lebenserfahrung
sowie jene ganzer Generationen. Jeder Mensch steht vor dem
Auferstandenen wie
Martha und Maria, Lazarus und andere.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben !
Glaubst Du das ?“
Diese
Anfrage Jesu muss
sich jeder Christusgläubige früher oder
später stellen.
Weitere Fragen Jesu an jene, die ihm nachfolgen wollen, sind:
Glaubst Du, dass ich für Dich Mensch geworden bin ?
Glaubst Du, dass mein solidarisches Leiden und Sterben Dich aus der
Hoffnungslosigkeit und Gottesferne befreien kann ?
Glaubst Du, dass Du Gottes Hilfe brauchst ?
Dass Dein Leben mehr Sinn hat, wenn es sich auf Gott hin orientiert ?
Das alles in der Welt „eitel
und ein
Haschen nach dem Wind ist“ wenn Dein Leben sich nicht auf
Glauben und
Vertrauen, auf verzeihende Barmherzigkeit und Liebe gründet ?
Auf diese Fragen wird der um seinen Glauben ringende Mensch mit den
Worten der
Bibel antworten können:
„Ich glaube, hilf o Herr meinem Unglauben !“ (Mk
9:24)
Im
Gebet steht uns Gottes
Geist in jeder Lebenssituation bei.
Im Glück und im Leiden, in der Versuchung und in der
Sünde, in der Traurigkeit
und in der Hoffnungslosigkeit und auf dem Sterbebett.
Der Gebetsruf „Christus ist auferstanden !“ kann in
der Not wie ein heilsamer
Balsam wirken und an die Botschaft der Auferstehung erinnern, die Trost
spendet:
Die Liebe des lebendigen Gottes ist
-
wie die Botschaft von der Auferstehung bezeugt -
- stärker als der Tod,
- stärker als der Hass der Menschen.
Durch den Glauben an die Auferstehung geschehen wahre Wunder des Lebens.
Mangelnder Glauben macht das Christentum tot.
Mangelnder Glauben verdunkelt unsere Vernunft und verzerrt unseren
Blick auf
die Wirklichkeiten der Welt. Anstatt die Güter der Erde zu
unserem Wohle zu
benutzen, werden wir oft zu ihren Sklaven. Fehlender Glaube
verschliesst den
Menschen vor Anderen; er kapselt sich in sich selbst ein und wird
unempfindlich
gegenüber der Not seiner Mitmenschen.
Dort aber, wo der Mensch an die österliche Botschaft eines
Leben schaffenden
Gottes glaubt, entsteht eine heilsame, lebendige Gemeinschaft.
Dort, wo Menschen die Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu
annehmen, wie
die Jünger Jesu es uns in Heiligen Schriften
überliefert haben, wird die Kirche
wieder jung.
Jeder Mensch, der an die Auferstehung glaubt, wird in seiner Seele
nicht
altern, sondern jung bleiben.
Er ist immer getragen von der Kraft des Heiligen Geistes, die seine
gesamte
Menschlichkeit erfasst. Auch wenn er von Kummer und Leid nicht
verschont wird,
lässt er sich nicht entmutigen. Im Gegenteil !
Not lehrt beten, sagt das Sprichwort. Der gläubige Mensch
wird, je größer die
Not und die Versuchung sind, um so mehr beten und sich vertrauensvoll
an Gott
wenden.
Denn
in Jesus Christus ist
der Tod und alle Not überwunden.
Die Wirklichkeit der Auferstehung verleiht uns Kraft zu glauben, zu
hoffen und
zu lieben.
Der Glaube eröffnet Möglichkeiten dort, wo man ohne
Glauben vielleicht
verzweifelt.
Auf jeden Fall ermöglicht der Glaube menschliches Verzeihen
und Vergeben.
Denn Jesus Christus hat durch sein Leben, Sterben und Seine
Auferstehung uns
mit Gott versöhnt und uns Menschen ein Beispiel der
Versöhnung untereinander
gegeben.
Wir
Christen glauben an die Versöhnung zwischen den Menschen, weil
wir an die
Auferstehung des Gekreuzigten glauben.
Wir glauben an die Vorherrschaft der Liebe über den Hass, auch
wenn in der Welt
Gegenteiliges der Fall ist.
Wir glauben an die Vorherrschaft des Lebens über den Tod, der
alles menschliche
Leben sinnlos erscheinen lässt.
Wir an Christus Glaubende vertrauen der Entmutigung Jesu, der den
ängstlichen
Jüngern zuruft: „Fürchtet euch nicht
!“ und ihnen den Frieden Gottes schenkt.
Der Glaube an die Auferstehung macht, wie der Auferstandene selbst,
nicht halt
vor Mauern und verschlossenen Türen !
Ja, die ständige Wiederholung des Gebetsrufes:
„CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !“
von der österlichen Liturgie bis zum Alltagsgruss unserer
Gläubigen in der
österlichen Zeit wirkt fort in unserem Alltagsleben.
Die macht den Glauben an die Auferstehung immer wieder -und in jeder Situation-
allgegenwärtig!
Er lässt die Menschen auf neues Leben hoffen und froh werden:
Denn CHRISTUS ist WAHRHAFT AUFERSTANDEN !
+ SERAFIM
Metropolit von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
(Nürnberg)
der Rumänischen Orthodoxen Kirche
Auf dem Weg zum
leeren Grab
Prof. Philipp
Harnoncourt, Graz
Am
ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit wohlriechenden Salben , die
sie selbst zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab, in dem
Jesus bestattet worden war. Da sahen sie, dass der Stein vom Grab
weggewälzt war. Sie gingen in das Grab hinein, aber den
Leichnam
Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. Während die Frauen ratlos
dastanden, traten zwei Männer in leuchtenden
Gewändern zu
ihnen. Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer
aber sagten zu ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist
nicht hier. Er ist auferstanden! Erinnert euch doch an das, was er euch
gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss
den
Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen." Da erinnerten sie sich an seine Worte. Sie kehrten vom
Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den
anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalena, Johanna und Maria,
die
Mutter des Jakobus; und auch die übrigen Frauen, die bei ihnen
waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel hielten das
alles für leeres Geschwätz und glauben den Frauen
nicht.
Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber
nur die Leinenbinden dort liegen.Dann ging er nach Hause - voll
Verwunderung über das, was geschehen war. (Lukas 24, 1-12)
Das
Evangelium der Osternacht, das eben vorgelesen worden ist - es ist
wiederum vom Evangelisten Lukas geschrieben, wie das vom Palmsonntag
und das vom Ostermontag -, spricht von einem Weg, wie diese beiden
anderen.
Frauen
gehen am dritten Tag nach dem Tod Jesu in aller Frühe zu
seinem
Grab, um ihm wenigstens noch jenen Dienst zu erweisen, der zwischen
seiner Abnahme vom Kreuz und seinem sehr eilig vorgenommenen
Begräbnis nicht mehr möglich war, ohne sich unrein zu
machen.
Sie
hätten am jüdischen Ostermahl nicht teilnehmen
können,
wenn sie nach Sonnenuntergang einen Leichnam berührt
hätten,
und außerdem war der folgende Tag auch noch ein Sabbat.
Jetzt
aber wollten sie den Leichnam Jesu salben. Ihre große
Zuneigung
zu ihm kommt darin zum Ausdruck, dass sie selbst die wohlriechenden
Salben bereitet hatten.
Niemand
von den Menschen, die Jesus begleitet haben, erwartet ein Wunder. Er,
auf den sie ihre Hoffnungen gesetzt haben, er, der Tote auferweckt
hatte, er war jetzt selbst tot.
Die
Repräsentanten der offiziellen Religion - die
Ältesten, die
Schriftgelehrten und die Hohenpriester - hatten seine Hinrichtung
verlangt; ein aufgewiegelter Mob hatte lautstark seine Kreuzigung
gefordert; und die Inhaber der politischen Macht - der bedeutungslose
Schattenkönig Herodes der Jüngere und der
römische
Statthalter Pontius Pilatus hatten schließlich zugestimmt.
Wie
eine riesige Seifenblase war das vielversprechende Wirken Jesu geplatzt
und vernichtet.
Die
Männer, die zu Jesus gehört hatten - seine Apostel
und die
übrigen Jünger - waren zwar anscheinend noch irgendwo
in
Jerusalem beisammen, aber ein Gang zum Grab lag ihnen fern. Zu
groß war ihre Enttäuschung, vielleicht sogar ihre
Verbitterung darüber, einige Jahre mit diesem Wunder-Rabbi
vertan
zu haben. Manche hatten schon von ihren großen Karrieren in
seinem geträumt.
Einige
machen sich schon bereit, um diesen Kreis schleunigst zu verlassen.
Wir
haben auch heute - ebenso wie schon am Palmsonntag - zu beachten, dass
die Evangelisten ihre Berichte nicht in den Tagen der geschilderten
Ereignisse niedergeschrieben haben, gleichsam als Protokoll des
Geschehens, sondern erst viel später, als sie bereits Zeugen
des
Glaubens an die Auferstehung Christi waren.
Umso
erstaunlicher ist es, in wie schlechtem Licht sie sich selbst
darstellen.
Die
Frauen kommen allerdings etwas besser weg.
Wann
immer in den Evangelien von Wegen
gesprochen wird, auf denen sich etwas ereignet, gibt es neben dem oder
hinter dem, was geschildert wird, etwas Besonderes zu beachten: einen
Prozess - das heißt wörtlich einen Vorgang - der
Glaubensbedeutung enthält. Glauben ist ja ein solcher Vorgang,
eine Bewegung in einer bestimmten Richtung, gewissermaßen ein
Sich-verlassen-auf. In jedem Vorgang bleibt etwas zurück, und
Neues wird erreicht.
Der
Weg der Frauen zum leeren Grab ist der zaghafte Beginn des Weges zum
Glauben an die Auferstehung. Aber dieses Ziel ist noch weit entfernt.
Der
Bericht lässt aber den aufmerksamen Hörer
österliche
Zeichen in manchen Bemerkungen erkennen. Die nachösterlichen
Berichterstatter haben es nicht verabsäumt,
verschlüsselte
Hinweise auf die Auferstehung in ihre Texte einzubauen.
°
Da ist einmal die Zeitangabe am Beginn des Berichtes: Am
Ersten Tag der Woche.
Der Erste Tag der Woche - nach unserer Wochentagsordnung immer der
Sonntag - ist Gedächtnis des ersten Schöpfungstags,
an dem
Gott spricht: Es werde Licht!, und an dem der
Schöpfer
scheidet zwischen Licht und Finsternis. Die Erschaffung des Lichts, das
Werk des ersten Schöpfungstages, ist vollendet im Sieg des
ewigen
Lichts über die Finsternis von Sünde und Tod.
Für die
Christen wird dieser Tag zu ihrem Urfeiertag, im Gedenken an jenen Tag,
an dem Christus von den Toten erstanden und seinen Jüngern
erschienen ist.
°
Es folgt der Hinweis auf den Stein, der vom Grab
weggewälzt war. Im österlichen Psalm 118
ist vom Stein die Rede, den die Bauleute verworfen haben,
der aber zum Eckstein geworden ist, zum Stein des
Anstoßes, zum Stein der zwei Wege scheidet, zum
großen Prüf-Stein zwischen Leben und Tod.
°
Das leere Grab weckt zunächst keinen Auferstehungs-Glauben; es
lässt - wie später zu sehen und zu hören ist
-
verschiedene Deutungen zu: vom gestohlenen Leichnam bis hin zu dem der
aus dem Scheintod erwacht und aus dem Grab geflüchtet ist, um
irgendwo im Osten ein neues Leben zu beginnen.
°
Zwei Männer in leuchtenden Gewändern
traten zu den Frauen. Es sind zwei, das heißt, sie haben eine
glaubwürdige Botschaft authentisch zu bezeugen. Und sie tragen
leuchtende Gewänder, das heißt sie sind Boten des
Himmels.
°
Noch ehe sie den Frauen ihre Botschaft kundtun, stellen sie jene
bedeutungsschwere Frage, die den unüberhörbaren
Vorwurf
mangelnden Glaubens enthält: Was sucht ihr den
Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier! Als Gefolgsleute
Jesu hätten sie doch wissen müssen, dass ihn der Tod
nicht festhalten kann.
°
Jetzt erst folgt die neue Oster-Botschaft Er ist
auferstanden! und dazu die Ergänzung, dass er ja
vorausgesagt habe, er werde gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen.
Anders
als im Bericht von Matthäus und Markus findet sich bei Lukas
keine
Aufforderung an die Frauen, den Aposteln die Auferstehung Jesu
mitzuteilen, aber sie gehen und berichten ihnen, was sie
gehört
und gesehen haben. Sie tun es beinahe ängstlich, als
wären
sie sich dessen, was sie erlebt haben, selbst nicht sicher
!
Tatsächlich
halten die Männer die Erzählung der Frauen
für haltlose Phantastereien.
!Allein
Petrus macht sich auf den Weg, um sich selbst ein Bild vom Geschehen zu
machen. Aber auch er kommt über eine große Verwunderung
über alles, was geschehen war, noch nicht hinaus !
Der
Weg zum leeren Grab, auch der Bericht vom leeren Grab und sogar der
Lokalaugenschein beim leeren Grab führen noch nicht zum
Glauben an
die Auferstehung.
Erst
der Auferstandene selbst - und nur er selbst! - bringt den Seinen die
Gewissheit, dass er auferstanden ist.
Was
für ein Trost für alle, die zweifeln - damals und
heute !
Die Fülle
der Freude in den
Gottesdiensten der Ostertage
von
Martin Petzolt
Die byzantinische
Osternachtsfeier ist auch bei Deutschen seit vielen Jahren beliebt und
etabliert. Viele besuchen jährlich den feierlichen
Gottesdienst
der Russen, Griechen oder Serben, der in allen
größeren
Städten stattfindet oder gehen zu einer deutschsprachigen
orthodoxen Gemeinde. Der Osterjubel gipfelt in dem Hymnus
„Christos voskrese“, „Christos
anesti“,
„Christus ist auferstanden von den Toten, im Tode hat er den
Tod
zertreten, und denen in den Gräbern Leben
geschenkt“.
Zu Beginn der
Osternacht nach der Prozession um die verschlossene, noch dunkle Kirche
wird er angestimmt und in der Nacht, in der folgenden Oktav und in der
gesamten Osterzeit unzählige Male wiederholt. Desgleichen
begrüßen sich von nun ab die Gläubigen mit
dem
Gruß:
„Christus ist
auferstanden! –
Er ist wahrhaft auferstanden!“
Doch ist das
Auferstehungsevangelium, das vor der Kirchentüre mit
brennenden
Osterkerzen in der Hand gelesen wird (Mk 16,1-8), gar nicht die erste
Verkündigung der Auferstehungsbotschaft im Gottesdienst. Schon
vor
der Osternacht wird ein Gottesdienst gefeiert, der auf der Schwelle der
Passion mit der Grablegung zum Ostermorgen steht und die Auferstehung
ankündigt. Diese Vesper des Karsamstag, mit der der Sabbat und
die
Grabesruhe enden und der neue Tag des Ostern anbricht, hat bereits ein
Auferstehungsevangelium (Mt 28,1-20), übrigens (mit
Erweiterung)
das Erste der Reihe der 11 Auferstehungsevangelien, in der das
Evangelium zu Beginn der Osternacht das Zweite ist. In diesem
Vespergottesdienst werden zum Evangelium die schwarzen
Zelebrationsgewänder gegen österlich weiße
und
vergoldete ausgetauscht. Mit dem Ruf: „Steh auf, Gott, richte
die
Erde“ (Ps 81) verstreut der Priester in der ganzen Kirche
grüne Blätter, die über Ostern liegen
bleiben. Vorher
schon wurde die alttestamentliche Prophetie der Auferstehung in 15
Lesungen vorgetragen und eventuell Kinder getauft. Auch die Hymnen zum
„Herr, ich ruf zu dir“ weisen auf die Auferstehung
und
kündigen sie an: Der Hades kann Christus nicht halten,
vielmehr
geht er durch ihn zugrunde. Denn dieser beraubt den Hades seiner Beute
und vernichtet den Tod durch seine Auferstehung. Schließlich
gehen in der anschließenden Basiliosliturgie viele
Gläubige
bereits zur Osterkommunion, zumal sie bis zu diesem Gottesdienst, der
wohl auch deshalb auf den Samstagvormittag gerückt ist, die
strengen Fasten- und Nüchternheitsgebote eingehalten haben.
Die
Fastenzeit endet mit dem Auferstehungsgottesdienst und der
Eucharistiefeier in der Osternacht.
In Griechenland
nehmen die Gläubigen von dem Osterlicht das Feuer mit nach
Hause,
um damit die Kohlen anzuzünden, über denen die
Osterlämmer gebraten werden. Nebelartig sind die
Dörfer von
fettem Dampf eingehüllt. Auch die Russen lassen in der Nacht
die
neuen Speisen, auf die während der gesamten Fastenzeit
verzichtet
wurde, segnen, symbolisiert im Kulitsch, einem Hefekuchen mit viel Ei
und Butter, und der Paschatorte aus Quark, Butter und Ei,
geschmückt mit Auferstehungssymbolen und dem
Ostergruß. Oft,
vor allem in den Klöstern, bleibt man nach dem
Nachtgottesdienst
noch zum gemeinsamen Essen, genannt Agape oder Liebesmahl, bei dem es
nur noch Speisen und Getränke gibt, die vorher lange entbehrt
wurden: Milch, Wein, Eier, Käse, Butter und – in den
meisten
Klöstern allerdings nicht – Fleisch.
Die
Osterfeierlichkeiten, von der Vesper angefangen über die
Osternacht mit dem freudigen Osterkanon des Johannes von Damaskus bis
zum Ostermahl, haben noch einen weiteren Höhe- und
Schlusspunkt:
die Ostervesper, auch Vesper der Liebe (Esperinós tis
agápis) genannt. Zu diesem Gottesdienst werden noch einmal
die
schönsten Gewänder angelegt, alle Kerzen
angezündet, und
mancherorts eine feierliche Prozession mit der Osterikone gemacht, da
sie in der Nacht aus der Kirche zum Agapemahl geleitet wurde. Ganz
sicher ist diese Vesper der fröhlichste Gottesdienst. Er steht
nicht mehr an der Schwelle zum Auferstehungsfest, hat keine
nächtliche Prägung mehr, ist nicht mehr vom Fasten
bestimmt.
Mittlerweile hat ein fröhliches Mahl stattgefunden, und alle
sind
gewissermaßen mitten in der Osterfreude. Die Vesper
fällt
zunächst dadurch auf, dass sie (zumindest im liturgischen
Buch)
sehr kurz ist. Es kommen überhaupt keine Psalmen vor, nicht
einmal
der Vesperpsalm 103. Nach dem mehrfachen Ostertroparion mit den
Zwischenversen, mit denen die Osternacht begonnen hat, folgt gleich das
„Herr, ich ruf zu dir“ mit den Sonntagsstichiren im
Zweiten
Ton. Darauf folgt eine weitere Verkündigung der
Auferstehungsbotschaft im Evangelium (Job 20,19-25). Es ist die
Perikope von der Begegnung des auferstandenen Jesus mit seinen
Jüngern am Abend des ersten Tages der Woche, eben dem
Zeitpunkt,
der sich mit der gerade gefeierten Vesper trifft. Diese
schließt
ja auch den ersten Tag der Woche, den Ostertag ab. Jesus zeigt seine
Kreuzigungswunden, schenkt ihnen den Heiligen Geist und sendet sie aus
mit der Vollmacht der Sündenvergebung. Während die
Osternachtsliturgie mit dem Johannesprolog als Evangelium die neue
Leseordnung beginnt, hören die Gläubigen in der
Vesper somit
wieder eine Auferstehungsverkündigung. Bei den Griechen ist es
Brauch, dieses Evangelium, das ja von der Sendung der Jünger
in
die Welt handelt, in möglichst vielen Sprachen zu lesen, vor
allem
in den Klöstern und in Westeuropa, wo ja tatsächlich
Menschen
verschiedener Muttersprache gemeinsam Ostern feiern. Die Russen pflegen
diesen Brauch in der Osternachtsliturgie. Darauf folgen die
Freudenhymnen, die auch bereits in der Osternacht zur Laudes gesungen
wurden und die Liebesgemeinschaft bekräftigen, die alle
Erlösten verbindet, in der Eucharistie, im Liebesmahl und im
gemeinsamen Lobpreis. Zum Psalmvers: „Das ist der
Tag, den der Herr gemacht hat, lasst uns frohlocken und uns freuen an
ihm“ lautet die Hymnenstrophe:
„Freudenpascha,
Pascha des Herrn, Pascha. Das allverehrte Pascha ist uns aufgegangen.
Pascha, in Freude lasst uns einander umarmen. O Pascha,
Erlösung
von Trauer. Denn aus dem Grabe wie aus einem Brautgemach, ist Christus
aufgestrahlt. Die Frauen erfüllte er mit Freude, da er sprach:
Bringt Kunde den Aposteln.“
Kann man deutlicher
die Osterfreude und die daraus entspringende Liebe charakterisieren? In
der Auferstehung gründet die Kirche, die Gemeinschaft der
Glaubenden, die immer auch eine Gemeinschaft der Liebenden sein muss.
Nach dem „Ehre dem Vater“ folgt als Schlussstrophe:
„Der
Auferstehung Tag! Strahlend prächtig lasst uns sein zum Fest
und
lasst uns einander umarmen. Lasst uns
‘Brüder’ sagen,
auch zu denen, die uns hassen. Einig lasst uns in allem sein durch die
Auferstehung. Und so lasst uns rufen: Christus ist auferstanden von den
Toten, im Tode hat er den Tod zertreten, und denen in den
Gräbern
Leben geschenkt.“
Die Umarmung und
geschwisterliche Liebe prägt tatsächlich das
österliche
Freudenfest. Schon vor der Osterkommunion bitten die Menschen sich
gegenseitig persönlich um Vergebung. Und wenn in diesen Tagen
so
oft der Ostergruß gewechselt wird, und zwar nicht nur in der
Kirche, sondern auch auf der Straße, im Geschäft,
bei der
Arbeit oder am Telephon, und wenn dazu auch noch der Osterkuss
getauscht wird, dann wird etwas von der Erlöstheit der
Christen
sichtbar. Friedrich Nietzsche, der kritisierte, die Christen
würden nicht erlöst wirken, hat wohl keine Vesper der
Liebe
und kein orthodoxes Ostern erlebt. Nach den Gesängen oder auch
schon währenddessen kommen die Gläubigen zum Handkuss
und
Ostergruß nach vorne zum Patriarchen, Bischof, Abt oder
Pfarrer
und erhalten wie in der Osternacht noch einmal ein rotes Osterei. Aber
die Osterfreude ist so groß und tief, dass sie hiermit nicht
endet, sondern eine ganze Oktav in der Feier der Liturgie ihren
Ausdruck findet. An jedem Tag wird der Osterkanon des Johannes
wiederholt, die Osterstichiren der Laudes und Vesper bleiben dieselben,
die Kleinen Stunden beinhalten nur Osterhymnen und die Gebete zur
Stunde, die Blätter der Vesper vor der Osternacht bedecken den
Boden der Kirche. Schließlich bleiben die Türen der
Ikonostase geöffnet. Denn der Altar symbolisiert auch das
Grab,
wie dies an jedem Sonntagmorgen deutlich wird, wenn der Priester das
Auferstehungsevangelium seitlich am Altar wie der Engel im Grab
verkündet. Dieses ist leer, denn:
„Christus
ist auferstanden! -
Er ist wahrhaft auferstanden !“
aus:
Der
Christliche Osten, Jahrgang XLVII,1992/2, S. 83ff.
hier aus St.Andreas
Bote

Sur l’Internet, plusieurs
sites donnent des recettes de différents pays de
plats préparés
durant la période pascale.
Voici une sélection.
Pour commencer, voir
cette page qui donne quelques explications sur les
desserts et pâtisseries pascales. De nombreuses recettes, de
différents pays d’Europe,
sont proposées ici.
C’est aussi le cas de
cette autre page spécialisée dans les
desserts ou encore de ces
deux pages surtout
consacrées aux desserts en chocolat. On trouve aussi des
recettes de la paskha (terme orthographié de
différentes manières) :
deux sur ce site, une ici parmi d’autres
recettes russes, ou
encore ici.
On trouve également des
recettes grecques, comme
celle du tsoureki, des
biscuits de Pâques (Koulourakia
lambriatika). Enfin, parmi d’autres, une recette
pascale occidentale, vendéenne plus
précisément :
l’alise pacaude (ou
ici), aussi
appelée galette pâquaude ou pain de
Pâques.
FESTE UND SONNTAGE
IM GLANZ DER OSTERFREUDE
und der
SEHNSUCHT nach der VOLLENDUNG
im
HEILIGEN GEIST

zum
Freitag der lichten Woche nach Ostern
Die Feier der Lebensspendenden Quelle
der Gottesmutter
zum Thomassonntag:
Der Hl. Apostel Thomas und die
Wahrheit (von Erzbischof Stylianos von Australien)
zum Sonntag der myrhontragenden Frauen:
"Als Erstes begegnet der Auferstandene
den Frauen" (Predigt des Hl. JOHANNES Goldmund)
"Gedanken
zu den Heiligen
Frauen in den Tagen nach Ostern (Eva Catafygiotu Topping)"
2.
Sonntag nach der Auferstehung - Thomassonntag
3.
Sonntag nach der Auferstehung - von den Myrrhonträgerinnen
4.
Sonntag nach der Auferstehung - vom Gelähmten am Teich von
Bethesda
5.
Sonntag nach der Auferstehung - von der Samariterin
6.
Sonntag nach der Auferstehung - vom erleuchteten Blinden
HIMMELFAHRT
unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus
7. Sonntag nach der
Auferstehung
Die
Feier der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum
Freitag nach Ostern
*Quellenhinweis*
Während
der ganzen Lichten Woche wird in allen Gottesdiensten der Kirche nur
die Freude von der Auferstehung des Heilands verkündet.
Anlässlich aller Gottesdienste, sogar der
Begräbnisse, wenn
sie in dieser Woche stattfinden, verharren wir in der
Auferstehungsfreude. Trotzdem hat die Kirche am Freitag der Lichten
Woche noch eine freudebereitende Botschaft für uns. Sie stellt
uns
nämlich die Gottesmutter dar, welche der Anfang unserer
Erlösung ist. Der Platz dieses Festes ist ein Beweis
für die
Ehre, welche die Kirche der Gottesmutter bringt. Diese Feier ist ein
Zeugnis für uns, dass die Kirche dort, wo sie den
auferstandenen
Christus verkündet, auch die verkündet, aus welcher
er
Fleisch annahm, diejenige, die der Anfang seines
Erlösungswerkes
war.
Die
Mutter Gottes wird in dieser Feier als Quelle der seelischen und
leiblichen Heilung vorgestellt, als zu uns dauernd fließende
Gabenquelle, als Wunderquelle, über deren Genuss wir uns
freuen.
Dieser Vergleich hat seinen Ursprung an einer wirklichen Quelle, durch
welche die Gottesmutter viele Heilungen bewirkt hatte und wo der Kaiser
Leon der Große eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter erbauen
ließ. Die Kirche ist nachher von Justinian, Basilius dem
Mazedonier und seinem Sohn, Leon dem Philosophen, erneuert worden. Die
Feier ist als Gedenktag der Erneuerung dieser Kirche entstanden und
wird bis heute gefeiert. Im Verlauf der Zeit aber wandelte sich die
Feier der Kirchenerneuerung immer mehr in ein Fest der Gottesmutter um,
welche die Quelle aller durch Wasser geschehenen Heilungen ist.
Was
versteht man unter der „lebensspendenden Quelle der
Gottesmutter“ ?
Angefangen
am Ostersonntag, hört man in der Kirche eine Woche lang nur
ihren
Aufruf, uns zu freuen über die aus dem Grabe Christi, dem
Quell
der Unverderblichkeit zu uns strömenden Gaben:
„Wohlan,
neuen Trank lasst uns trinken, nicht Wundertrank aus dürrem
Felsen, nein, der aus dem Grabe Christi strömenden
Unvergänglichkeit Born, in welchem wir Kraft
erlangen.“
So,
wie wir Christus Quell des Lebens, des lebendigen Wassers, der
Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit nennen, so nennen
wir
auch die Gottesmutter:
„Quelle,
aus welcher alles Gute strömt und uns allen die Huld
fließt“ „himmlisches Manna und
göttliche Quelle
des Paradieses“ , Quelle voller „Wunder, die bereit
zu fließen sind“.
Am
Freitag der Lichten Woche ruft uns die Kirche, um auch aus dieser
Quelle, aus diesem Gnadenwasser zu trinken, um aus dem
überfluss
von Huld und Barmherzigkeit zu kosten, welcher aus der immer
sprudelnden Quelle der Gottesmutter zu uns kommt:
„Ihr
Kranken, schöpft das Heilungswasser, weil die Allreine aus der
göttlichen Quelle den wahren Genuss ausgießt und den
Wonnestrom herausfließen lässt. Deswegen trinken wir
gläubig aus dem im überfluss vollen
Brunnen.“
Wenn
wir die beiden Quellen und das von ihr herausfließende Wasser
näher betrachten, bemerken wir, dass es sich um dasselbe
erlösende und heilende Wasser handelt, welches aus einem
einzigen
Quell, Gott, hervorfließt, was die Festgottesdienste klar
hervorheben:
„Freue
dich, Maria, du, die edelste des Menschengeschlechtes, Allreine. Freue
dich, weil der Schöpfer des Alls wie ein Tropfen auf dich
herabkam
und dich als unsterbliche Quelle zeigte, du göttliche Braut."
„Als erhellte und geheiligte Lade des Gebieters des Alls
kenne
ich dich, Jungfrau und Quelle der Unvergänglichkeit, welche
das
Wasser, Christus, hervorquellen lässt, aus dem wir trinken."
Der
Ursprung des Wassers der Unsterblichkeit ist Gott. Er ist auf die
Gottesmutter wie ein Tropfen herabgekommen und hat sie zu einer Quelle
gemacht, die unseren Durst stillt. Das Menschsein der Gottesmutter
wurde von der Gottheit des Wortes geheiligt, durch dessen Wohnungnehmen
in ihr, und darum ist sie voll von Gnade, deshalb lässt sie
auch
uns das Wasser der erhaltenen Gnade, das Wasser der Erlösung,
hervorquellen.
Die
Gaben oder die Wirkung der Quelle
Die erste und größte der
Menschheit geschenkte Gabe
der
Mutter Gottes war ihr Sohn. Durch ihre Reinheit und
Verfügbarkeit
ermöglichte die Gottesmutter die Menschwerdung Christi als
völlige Initiative Gottes. Dank ihrer Reinheit und
Verfügbarkeit und ihrem erhaltenen und nachher der Welt
weitergegebenem Geschenk wurde die Mutter Gottes zu einer reichlichen
Gabenquelle für die ganze Menschheit. In den
Gottesdiensttexten
dieses Festes wird sie mit einem fruchtbaren Feld verglichen, das dank
des göttlichen Regens reichliche Früchte
trägt:
„Wunderbare
und erstaunliche Werke vollbrachte der Gebieter der Himmel in dir,
Allreine. Von oben her tropfte er wahrhaft wie ein Regen in deinen
Schoß, göttliche Braut, und machte dich zu einer
Quelle, aus
welcher alles Gute herausfließt und die allen, die
Stärkung
des Leibes und Gesundheit der Seele brauchen, durch das Wasser der
Gnade in Form von vielen Wundern deine Huld
ausgießt.“
Christus
bediente sich seiner Mutter wie eines ehrwürdigen
Gefäßes, um über uns seine Wohltaten
auszugießen.
Sie ist die Hoffnung der Sterblichen auf Gott, das feste Fundament des
Glaubens, der Turm der Jungfräulichkeit und die Pforte des
Heils.
Durch sie wurde das Paradies geöffnet, sie beseitigte den
Makel
der Sünde, durch sie siegen die Christen und verfallen die
Feinde.
Die Gottesmutter heilt unsere Seelen. Von ihr aus, wie von einer
dauernd fließenden Quelle, werden die Wohltaten ausgegossen,
welche wie das frische Brunnenwasser die Gläubigen laben.
„Heilbäche
lässt du aus deiner Quelle herausfließen denen, die
gläubig zu dir eilen, göttliche Braut. Umsonst gibst
du den
Kranken reichliche Heilungen. Den zu dir kommenden Blinden schenkst du
klares Sehen, die Humpelnden machst du aufrecht und die
Gelähmten
stark. Den Toten hast du auferstehen lassen und das Leiden vieler
Wassersüchtiger und Kranken geheilt.“
„Wer
wird deine Kraft beschreiben können, du Quelle, die du voll
von
Wundern viele und übernatürliche Taten in deinen
Heilungen
vollbringst? Welch große Gaben, die du allen verschenkst!
Denn
nicht nur die schweren Krankheiten der zu dir Kommenden hast du
liebevoll verjagt, sondern du nimmst auch die seelischen Leidenschaften
hinweg, Allreine, und dabei offenbarst du dein großes
Erbarmen.“
In
seiner Allwissenheit wusste Gott, dass wir mutiger zu jemandem, der uns
ähnlich ist, kommen können, um so mehr zu einer
liebenden
Mutter. Deswegen schenkte „der Spender der
Güter“ der
ewig Seligen eine Menge seiner Gaben, die sie uns unseren
Bedürfnissen entsprechend weiterschenkt.
„Alle
Gläubigen heilst du: Die Fürsten, die Leute aus dem
Volk, die
Armen, die Führer, diejenigen, die unter Not leiden oder
überfluss haben, allen lässt du, Quelle, das Wasser
wie ein
einziges Heilmittel zufließen.“
Für
uns ist die Gottesmutter immer eine Stütze, eine nicht
täuschende Hoffnung, zu der wir eilen, sooft wir in
Bedrängnis sind, und bei der wir jedes mal Hilfe finden und
uns
dadurch freuen.
„Du
erfreust übernatürlich, Jungfrau, die
Gläubigen, wenn du
aus dem ewigen Quell ihnen die Gnade herausfließen
lässt und
ihnen dabei Kraft über die Feinde, ständigen Sieg,
Gesundheit, Frieden und Erfüllung aller Bitten
gibst.“
Wir,
angesichts der lebensspendenden Quelle
Die
Orthodoxe Kirche glaubt an die Vermittlung der Gottesmutter und verehrt
sie wie eine Hochgeehrte und Allheilige. Die Verehrung der Gottesmutter
ist auf ihr Mitwirken an der Menschwerdung Christi, sowie auch auf ihre
Vermittlung und ihre Hilfe als von ihrem Sohn untrennbare Mutter der
Kirche begründet. Am Freitag der Lichten Woche, wenn wir der
lebensspendenden Quelle der Gottesmutter gedenken, haben wir die
Gelegenheit, uns in der Anwesenheit derer zu fühlen, vor der
die
ganze Schöpfung sich freut und staunt. Wir stehen auch vor der
Gottesmutter und bewundern ihre Größe und die vielen
Gnadentaten, derentwegen wir uns freuen.
„Wer
wird deine Kraft beschreiben können, du Quelle, die du voll
von
Wundern viele und übernatürliche Taten in deinen
Heilungen
vollbringst? Welch große Gaben, die du allen schenkst! Denn
nicht
nur die schweren Krankheiten hast du liebevoll verjagt, sondern du
wäschst auch die seelischen Leidenschaften, Allreine, und
dabei
offenbarst du dein großes Erbarmen.“
Wir
bleiben nicht nur beim Staunen angesichts der Gottesmutter, sondern
ihrer Wundertaten eingedenk, preisen wir sie selig und bringen ihr
Lobgesang:
„Freue
dich, du Quelle, die du das Leben trägst und den Meeren gleich
über alle Welt Wunder ausgießt;
du Wolke, die reicher an Gaben als die Ströme des Nils ist;
der zweite Schiloach, welcher das Wasser wie aus einem Stein
herausfließen lässt und die reinigende Wirkung des
Jordans
hat;
erlösendes Manna, welches den Reichtum im überfluss
hat, für diejenigen, die es suchen;
Mutter Christi, Jungfrau,
welche du der Welt großes Erbarmen darreichst.“
Der Festikos ist eine wunderschöne Lobhymne zur Mutter Gottes:
Allreine Gottesgebärerin, die du
unaussprechlich das
ewige Wort des Vaters geboren hast,
öffne meinen Mund, Hochgeehrte,
mach mich zu einem deiner dich Lobenden,
damit ich dich preise und deiner Quelle so singe:
Freue dich, du Quelle der unaufhörlichen Freude;
freue dich, du Ausgießung der unaussprechlichen
Schönheit.
Freue dich, Erlösung von allerlei Krankheiten;
freue dich, überwindung verschiedener Leidenschaften.
Freue dich, allreiner Strom, welcher die Gläubigen heilt,
freue dich, vorzügliches Wasser für die Kranken auf
vielerlei Weise.
Freue dich, Wasser der Weisheit, welches die Unwissenheit vertreibt;
freue dich, des Herzens Wein gemischt aus Lilienparfüm.
Freue dich, des Manna spendender Lebensbecher;
freue dich, reinigendes Bad und Nektar aus der göttlichen
Quelle.
Freue dich, die du überwindungsmöglichkeit der
Schwachheit offenbarst;
freue dich, du, die du die Flamme der Leidenschaften
auslöschst.
Freue dich, erlösungsbringendes Wasser!
“
Es ist ein Ruf, der aus der
Fülle unserer Freude
entspringt,
eine Huldigung, die wir unserer göttlichen Mutter bringen. Es
ist
unser Lob, das wir unserer Mutter, die wir mit unseren geistlichen
Augen sehen, bringen. Gleichzeitig bitten wir sie, dass ihre
lebengebende Quelle auch über uns fließt, damit sie
uns im
Gebet Beistand sei und uns vor Leidenschaften bewahre:
„Lass mir jetzt,
Jungfrau, du Quelle, Gottesgebärerin,
ein Wort der Gnade herausquellen,
damit ich deine Quelle lobe,
die den Gläubigen Leben und Gnade aufgehen lässt,
weil du das hypostatische Wort hervorgehen ließest.“
„Immer tötet mich der Feind mit den Antrieben der
Genüsse,
Gebieterin. Du, Quelle, Gottesgebärerin,
übersehe mich nicht,
eile mir zu Hilfe
und befreie mich von seinen Fallen,
damit ich dich lobe, ewig Gebenedeite.
“
Die
Anwesenheit der Jungfrau bringt viel Menschlichkeit ins Leben des
Christentums.
Durch sie wird der Himmel erhellt, er wird sensibler,
weil sich dort eine Mutter befindet, die neben Gott ist,
welche dank Seiner Gutwilligkeit einerseits auf ihn
Mutterautorität hat,
wenn
sie für uns bittet,
und andererseits
Mutterzärtlichkeit
angesichts unserer Schwierigkeiten !
Vater
Serafim Pâtrunjel, Die Orthodoxe Spiritualität der
Osterzeit, Kommentar zum Pentekostarion, Würzburg 1998, S.
130-134
hier aus St. Andreas
Bote
Der
Hl. Apostel Thomas und die Wahrheit
von Erzbischof Stylianos von
Australien
*Quellenhinweis*
Wenn
Ostern der Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres ist, dann ist
der
Sonntag nach Ostern, den die Kirche „Antipascha“
oder
„Sonntag der Erneuerung“ nennt, eine
„Erneuerung der
Auferstehung. Er kann mit Recht sowohl der erste als auch der achte Tag
genannt werden. Der achte Tag, weil er acht Tage nach Ostern gefeiert
wird, und der erste, weil er Anfang der anderen ist. Der achte, weil er
als Vorbild des abendlosen Tages der künftigen Welt betrachtet
wird, des Tages welcher der erste und einzige sein wird, weil keine
Nacht ihn mehr zertrennen wird“ (Synaxarion zum
Thomas-Sonntag).
Deshalb sollte er auch als wichtiger als die anderen Sonntage gesehen
werden.
Es
ist nur folgerichtig, dass an diesem hervorragenden und
großen
Tag die Kirche das Gedächtnis für einen Heiligen
angesetzt
hat, der auch über den entsprechenden geistigen Glanz
verfügt. Daher feiern wir an diesem Sonntag das
Gedächtnis
des Hl. Apostels Thomas und deshalb ist dieser Sonntag auch als
„Thomas-Sonntag“ bekannt. Allerdings scheint dieser
Apostel
im Volksglauben der verrufenste Jünger Jesu zu sein. Unglauben
war
als Beschuldigung sogar bei den Wüstenvätern mehr als
jede
andere Sünde gefürchtet. Der Hl. Petrus, der in einem
Augenblick menschlicher Schwäche Christus verleugnete, wurde
aber
nicht als Ungläubiger oder Verräter bezeichnet, im
Gegenteil.
Aber der Hl. Thomas wurde, ohne wirklich ohne Glauben gewesen zu sein,
der „ungläubige Thomas“ genannt und wurde
für
alle Zeit das Symbol für Unglauben und Zweifel par excellence.
Klar ist aber doch, dass eine solche Charakterisierung mit einem
Apostel und Heiligen unvereinbar ist. Was stimmt also? Irgendetwas muss
in der Erzählung fehlen oder nicht beachtet sein, dass wir die
geschilderten Ereignisse nicht in der richtigen Konsequenz sehen
können.
Um
den richtigen Blickwinkel zu finden und den Widerspruch zu verstehen,
müssen wir etwas sorgfältiger untersuchen, was denn
genau das
Verhalten des Hl. Thomas gegenüber dem Auferstandenen war und
wie
Christus Selbst dieses Benehmen gesehen hat. Dazu benutzen wir den Text
des Evangeliums (Joh
20,19-29).
Wir
erinnern uns, dass die Jünger sich versammelt und „aus
Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten“.
Da kam Jesus und trat in ihre Mitte. Bevor er ihnen „seine
Hände und seine Seite“ zeigte, damit sie
erkannten, dass es wirklich Er war, der gekreuzigt worden war und nicht
irgendein Geist, sagte er zu ihnen „Friede sei mit
euch!“
In diesen beiden Worten (εἰρήνη
ὑμῖν) liegt
der Schlüssel für die Lösung des
geschilderten Problems.
Friede war die unerlässliche Voraussetzung und die einzige
Macht,
die die Panik und Verwirrung, hervorgerufen durch das Miterleben der
Passion, beseitigen konnte. Nur der Friede würde es den
Jüngern ermöglichen das Mysterium der Auferstehung
ohne allen
Zweifel zu akzeptieren. Deshalb überträgt Christus
Seinen
Frieden auf die Jünger, bevor er Seine Hände und
Seine Seite
als Beweis zeigt. Dann war es nur natürlich, dass „sich
die Jünger freuten, dass sie den Hern sahen.“
Aber,
Thomas war bei diesem ersten Treffen nicht dabei. Als er die anderen
Jünger sagen hörte „wir haben den
Herrn gesehen“,
konnte er weder Furcht noch Verwirrung aus seiner Seele verbannen. Mehr
noch, da er mit sich selbst wie auch mit seinem Meister ehrlich sein
und nicht nur ein Lippenbekenntnis ablegen wollte, machte er die
direkte Erfahrung mit dem Auferstandenen zur Bedingung für
seinen
Glauben. Als „acht Tage darauf“
die Jünger wieder versammelt waren, war „Thomas
dabei“ und Jesus erschien in ihrer Mitte und
wiederholte die Worte und Gesten Seines ersten Kommens. Er beginnt
wieder mit den Worten „Friede sei mit
euch!“, damit auch das verhärtete Herz des
Thomas befreit werde. Und gleich danach sagt er zu ihm „Streck
deine Finger aus – hier sind meine Hände! Streck
deine Hand
aus und leg sie in meine Seite, und werde nicht ungläubig,
sondern
gläubig!“
Nun
müssen wir uns eine Reihe wichtiger Einzelheiten ansehen:
Obwohl
der Hl. Thomas aufgefordert wird, Christus zu berühren, wagt
er es
nicht. Vielleicht wäre es richtig zu sagen, dass es nicht
länger nötig war. Er hat seinen Frieden erhalten und
kann nun
frei von Furcht sehen und glauben.
Als
ihn Christus auffordert ihn zu berühren sagt Er zum Hl. Thomas
nicht „sei nicht ungläubig“ sondern
„werde nicht
ungläubig“ (μὴ
γίνου
ἄπιστος),
d.h. dass Er ihn nur vor einem möglichen und nicht vor einem
existierenden Unglauben bewahrt.
Christus beschließt das Gespräch mit der bewegenden
Aussage „weil du mich gesehen hast, glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“.
Wir sehen hier, dass Er Thomas weder beschuldigt noch rügt nur
nach Seinem Anblick zu glauben. Auch die anderen Jünger hatten
sich erst gefreut, als sie, wie schon erwähnt, den Herrn
gesehen
hatten. Jedenfalls wollte der Herr Seine Jünger daran
erinnern,
dass der Mensch von Gott eine Fülle anderer
Fähigkeiten und
Gefühle erhalten hat, nicht nur die Augen! Wenn schon die
Alten
wussten welch trügerische und unzuverlässige Zeugen
„die Augen und Ohren“ für die Sterblichen
sind, dann
hatte der Gott-Mensch um so mehr das Recht an die Priorität
dieser
tieferen Wurzeln zu erinnern, die der Mensch hat um die Wahrheit zu
erkennen. Deshalb hält er die, die diesen tieferen Wurzeln
vertrauen für selig, ohne in irgendeiner Weise diejenigen zu
verurteilen, die ihre fünf Sinne gebrauchen, die ja auch von
Gott
gegeben sind.
Es
ist typisch, dass der Hl. Thomas nicht einfach zufrieden war, sich wie
die anderen Jünger zu freuen, als er den Auferstandenen sah.
Sein
Gefühlsansturm und seine Lauterkeit veranlassten in ihm das
Verlangen, mit den Fingern die offenen Wunden Christi zu
berühren,
um Ihm dadurch wieder irgendwie körperlich nahe zu sein. Und
seine
überschwängliche Natur veranlasste ihn zu dem
unvergleichlichen Bekenntnis „Mein Herr und mein
Gott!“.
Ein Bekenntnis, das kein anderer Augenzeuge der Auferstehung machen
konnte, nicht einmal die zärtlichen und ausdrucksvollen
Frauen,
die als Erste den Herrn sahen.
Wir
müssen auch sehen, dass dieses Bekenntnis des Hl. Thomas nicht
nur
eine allgemeine und leichtfertige Anerkennung der Göttlichkeit
Christi war, sondern die persönliche Bekräftigung und
die
bedingungslose Hingabe der ganzen Existenz des Jüngers an
seinen
Meister, der den Tod besiegt hatte. Diese völlige Hingabe an
die
Fülle der göttlichen Macht wird durch das Wort
„mein“ in Bezug auf den Auferstandenen
ausgedrückt.
Nach
all dem wird klar, dass der Hl. Thomas (der während der drei
Jahre
des öffentlichen Wirkens des Gott-Menschen keineswegs
aufgefallen
war wie andere Jünger, wie Petrus, Jakobus und Johannes) nun
wegen
der Auferstehung Christi und seinem Verhältnis dazu in den
Augen
aller Gläubigen und der Geschichte als etwas Besonders gesehen
wird. Diese Besonderheit ist aber nicht negativ, wie man aus einer
oberflächlichen Wertung der Ereignisse schließen
könnte, sondern positiv. Er fällt auf und ist nicht
mehr
völlig gleich mit den anderen Jüngern (denn er
brauchte auch
nicht mehr als die anderen um zu glauben), er fällt dadurch
auf,
dass er mit seinem leidenschaftlichen und einzigartigen Bekenntnis
sozusagen „das höchste Gebot“ für
das Mysterium
der Auferstehung abgegeben hat. Die Kirche ehrt ihn daher rechtens als
Apostel und Heiligen und hat richtigerweise die Feier seines
Gedächtnisses auf einen so hervorragenden Sonntag im Jahr
gelegt.
Nun
bleibt uns nur noch die Beantwortung der letzten Frage. Wenn man alle
diese positiven Argumente betrachtet, warum hat der Volksglaube dann
einen Apostel dieser Bedeutung und trotz seines leidenschaftlichen
Bekenntnisses den „ungläubigen Thomas“
genannt? Zuerst
muss man festhalten, dass die Volksfrömmigkeit (die spontan
und
anspruchslos die tiefere gemeinsame Erinnerung und das Bewusstsein des
einen Volkes Gottes ausdrückt) keinem solch schreienden Irrtum
und
keiner solchen Ungerechtigkeit unterliegen könnte. Wir
müssen
vielmehr annehmen, dass der unverbrüchliche Glaube und die
Hingabe
der Volksfrömmigkeit an die Person des Gott-Menschen nicht
einmal
die Spur eines Vorbehalts, und sei es nur für einen
Augenblick, in
allem was die Göttlichkeit und Einzigartigkeit des Lebens des
Gott-Menschen betrifft (sowohl in seiner Gesamtheit wie in den
einzelnen Begebenheiten) ertragen könnte. Das allein ist der
Grund, warum die Volksfrömmigkeit ihr Feingefühl mit
diesem
„ungläubig“ ausdrückt, was
keineswegs verhindert,
dem Hl. Apostel Thomas durch alle Zeitalter hindurch die ihm
gemäße Ehre der Verehrung der Kirche zu erweisen.
Voice
of Orthodoxy, vol. 11/5, The Official Publication of the Greek Orthodox
Archdiocese of Australia, May 1990; übers. G. Wolf.
hier aus St. Andreas
Bote
Die
Begegnung der Frauen
mit
dem Auferstandenen
Eine Predigt des Hl. Johannes
Chrysostomos
*Quellenhinweis*
Nach der Auferstehung
erschien der Engel. Weshalb
kam er und schob den Stein fort?
Wegen der Frauen;
sie sahen ihn ja am Grab sitzen.
Damit sie glaubten, dass der Herr erstanden ist, sollten sie sehen,
dass das Grab ohne Leichnam war. Deshalb hatte der Engel den Stein
weggewälzt, deshalb war auch das Erdbeben entstanden, damit
sie
sich aufrafften und munter werden sollten. Sie waren ja aufgebrochen,
den Leichnam zu salben; und das geschah in der Nacht, so dass einige
vielleicht noch schlaftrunken waren.
Weshalb, aus welchem Grund sprach der Engel: »Fürchtet
euch nicht!« ?
Er wollte ihnen zunächst die Furcht
nehmen und dann die
Auferstehung verkündigen. ...
Ihr habt keinen Grund zur Furcht, sagte er, - wohl aber jene,
die den Herrn gekreuzigt haben.
Als er ihnen nun die Furcht genommen
hatte durch seine Worte wie auch durch sein Aussehen – er
erschien ja in leuchtender Gestalt, da er eine solche Freudenbotschaft
zu überbringen hatte – , fuhr er fort:
»Ich weiß, ihr sucht Jesus,
den
Gekreuzigten.«
Der Engel scheute sich nicht, den
Gekreuzigten zu
erwähnen;
denn er ist ja der Ursprung des Heils.
»Er ist auferstanden.«
Woraus ist das ersichtlich? »Wie
Er
gesagt hat.«
Wollt ihr mir nicht glauben, meinte
Er, so erinnert euch an
Seine Worte, und ihr werdet mir den Glauben auch nicht versagen. Dann
folgt ein weiterer Beweis:
»Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er
lag.«
Deshalb hatte er doch den Stein entfernt, um ihnen diesen
Beweis zu geben.
»Und sagt seinen Jüngern: Ihr werdet ihn
in Galiläa sehen.«
Er forderte sie auf, auch anderen die frohe Kunde
zu melden –
ein
Umstand, der sie ganz besonders zum Glauben bewegen musste.
Passend sagte er: »in
Galiläa«, um sie aus Schwierigkeiten und
Gefahren zu ziehen, damit die
Furcht nicht etwa ihren Glauben beeinträchtige.
»Und sie verließen das Grab
voll Furcht und
Freude.«
Wieso? Sie hatten etwas
Bestürzendes und
Unerhörtes
erlebt: das leere Grab, wohin Jesus vor ihren Augen gelegt worden war.
Deshalb hatte der Engel sie auch zum Schauen eingeladen, damit sie
Zeugen beider Ereignisse würden, sowohl des Grabes als auch
der
Auferstehung. Sie begriffen auch, dass niemand Ihn hätte
fortschaffen können, da dort so viele Soldaten lagerten;
Er selbst musste auferstanden sein.
Daher waren sie zugleich erfreut und verwundert und empfingen auch den
Lohn für ihr Ausharren, da sie als erste sehen und
verkünden
durften, nicht nur was sie gehört, sondern auch was sie
gesehen
hatten.
Als sie in Freude und Furcht
das Grab
verließen,
»siehe, da kam ihnen Jesus entgegen und
sagte: Seid
gegrüßt! Sie aber umfassten seine
Füße.«
Mit
überwältigender Freude eilten
sie auf Ihn zu und empfingen durch die Berührung den Beweis
und die volle Gewissheit Seiner Auferstehung.
»Und sie warfen sich vor Ihm
nieder.«
Was sagte nun der Herr?
»Fürchtet
euch nicht!«
Auch Er nimmt ihnen wieder die Furcht,
um dem Glauben den Weg
zu bahnen.
»Geht und sagt meinen
Brüdern, sie sollen
nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.«
Sieh, wie Er selbst durch die Frauen
die frohe Kunde
überbringen lässt, um, wie ich schon oft
erklärt habe,
das so unterschätzte (weibliche) Geschlecht zu Ansehen zu
bringen,
es zu berechtigter Hoffnung zu führen und das, was sie zu
erleiden
haben, zu heilen.
Vielleicht
wünscht jemand von
euch, bei ihnen gewesen zu sein und Jesu Füße zu
umfassen?
Wenn ihr wollt, habt ihr auch jetzt die Möglichkeit, nicht nur
Seine Füße und Hände, sondern auch Sein
heiliges Haupt
zu umarmen, wenn ihr mit reinem Gewissen die ehrfurchtgebietenden
Geheimnisse genießt.
Doch nicht nur hier, sondern auch an jenem Tag
werdet ihr Ihn schauen,
wenn Er in unbeschreiblicher Herrlichkeit in Begleitung der Engel kommt.
Falls ihr nur Menschenliebe üben
wolltet, werdet ihr dann
nicht
nur diese Worte: »Seid gegrüßt!«
zu hören
bekommen, sondern auch die anderen:
»Kommt her, die ihr von meinem
Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit Erschaffung
der Welt für euch bestimmt ist« (Mt 24,34).
Seid also
menschenliebend, damit ihr
diese Worte zu hören bekommt.
Und ihr goldbehangenen Frauen, die ihr die eiligen Schritte dieser
Frauen erlebt habt,
legt doch jetzt, wenn auch spät, die
krankmachende Sucht nach
dem Gold ab.
Wollt ihr diesen Frauen nacheifern,
legt den Schmuck ab, den ihr euch umhängt,
und schmückt euch mit Mildtätigkeit !

Heiser,
Lothar, Jesus Christus, Das Licht aus der Höhe,
Verkündigung,
Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche
(Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens;
Bd.
47), St. Ottilien 1998, S. 647 ff., Johannes Chrysostomos, 89. Homilie
zum Matthäus-Evangelium, 2f.; PG 58, 783-785
hier aus St. Andreas Bote
Gedanken zu den
Heiligen Frauen
in den Tagen nach Ostern
von Eva Catafygiotu Topping
*Quellenhinweis*
Während
der 50 Tage nach Ostern
feiert die Orthodoxe Kirche einige außergewöhnliche
Frauen als Heilige.
Es
sind die Myronträgerinnen,
die
Samariterin
und
die Blutflüssige Frau.
Ihre
Namen erscheinen in unserem Kalender.
Unsere liturgischen Bücher enthalten zahlreiche Hymnen zu
ihren Ehren. Das Pentekostarion zeigt Hunderte von Beispielen. Und mehr
als tausend Jahre lang haben Theologen und Bischöfe Predigten
und Loblieder auf diese glaubensfesten heiligen Frauen verfasst.
Nach
der liturgischen Tradition werden die
Myronträgerinnen – unter ihnen Maria Magdalena,
Johanna, Salome, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die
Mutter der Söhne des Zebedäus – gemeinsam
verehrt.
Alle vier Evangelien (Mt 28, Mk 15, Lk 24, Joh 20) bezeugen, dass diese
gläubigen Jüngerinnen die ersten Zeugen der
Auferstehung
waren; die ersten, die den Auferstandenen Herrn sahen, die ersten, die
Frohe Botschaft
(Εvαγγέλιον)
zu
verkünden, dass Christus, wie Er vorausgesagt hatte, wahrhaft
von
den Toten auferstanden ist.
Es
ist eine eindrucksvolle und bedeutsame
Tatsache, dass die Grundvoraussetzung des Christentums, die
Auferstehung, ausschließlich vom Zeugnis von Frauen
abhängt.
Das
erste ‚Christus ist
auferstanden’ kam aus dem Munde der Myrontragenden Frauen.
Damit sind diese Jüngerinnen die ersten Evangelisten und
Apostel.
Weil die Jünger, die Elf des inneren Zirkels, geflohen waren
und sich verbargen, erfuhren sie das Evangelion zuerst von den Frauen.
Die Worte eines alten Hymnus machen klar wie die Reihenfolge ist:
„Als
sie vom Engel die lichte
Botschaft
(κήρυγμα) der
Auferstehung erfuhren, sagten die Jüngerinnen
(μαθήτριαι)
des Herrn zu den Jüngern: ‚Der Tod ist besiegt;
Christus, Gott, ist auferstanden.’“
Noch
eine Frau des Glaubens wird am
fünften Sonntag nach Ostern gefeiert.
Sie ist die Samariterin, mit der sich Christus
eines heißen
Mittags am Jakobsbrunnen unterhielt.
Es ist die längste überlieferte
Unterhaltung Jesu.
Das vierte Kapitel des Johannes-Evangeliums erzählt die
bemerkenswerte Geschichte der Begegnung mit Jesus. Als die
Jünger sahen, wie ihr Lehrer mit einer fremden Frau sprach,
waren sie schockiert. Die Ungehörigkeit war zu groß
für ihre konventionellen Ansichten.
Jesus aber teilte ihre Vorurteile nicht. Er verachtete die
Frau nicht
wegen ihres Geschlechts, ihrer Lebensführung oder Religion.
Lieber diskutierte er mit ihr über Theologie und lehrte sie
Gott im Geist und in der Wahrheit zu verehren.
Und ihr gegenüber, nicht seinen Jüngern, offenbarte
er zum ersten Mal, dass Er der Messias war, den die Propheten Israels
vorhergesagt hatten.
Die Samariterin hörte die erstaunlichen Worte und glaubte Ihm.
Dann lief sie, den Leuten der Stadt die Frohe Botschaft zu bringen. So
stark war ihr Glaube, dass auch diese glaubten. Auch sie war ein erster
Apostel. Später wurde die ‚Samariterin’
Thema vieler byzantinischer Hymnen und Predigten.
Aus
den synoptischen Evangelien (Mt
9,20-26; Mk 5,25-34; Lk 8,42-48) kommt
die Geschichte einer anderen
gläubigen Frau. Sie ist die Unglückliche, die von der
Gesellschaft und dem Kultus wegen eines Blut-Tabus verstoßen
und beschämt wurde. Die Orthodoxie Kirche gedenkt ihrer als
Hl. Veronika am 12. Juli. Sie wurde von ihrer Krankheit geheilt und von
der Schande befreit als sie sich selbst heilte, indem sie den Saum des
Gewandes Jesu berührte. In einem Hymnus aus dem 6. Jh. von
Romanos dem Meloden sagt Christus zu der Frau, dass nicht Er die
Heilung verursacht, sondern dass ihr Glaube dieses Wunder vollbracht
habe. Immerhin zeigt diese Geschichte die Haltung Jesu
gegenüber Ritualen, Tabus und Traditionen, die Frauen
erniedrigten und diskriminierten. Ohne Rücksicht was die
Tradition über Blut und „unreine“ Frauen
lehrte, verwarf Jesus diese Vorstellung. Man kann sich schon etwas
darüber wundern, dass sie sich in der Kirche bis heute
gehalten hat.
Durch
die Erfahrungen der
Myronträgerinnen, der Samariterin und der
Blutflüssigen Frau will die Kirche die Bedeutung der
Auferstehung, von Ostern, mit seiner Botschaft von Leben, Freude und
Hoffnung ausschmücken. Stark, selbstsicher, klug und tapfer
hießen diese heiligen Frauen die Ankunft der Neuen
Schöpfung, die Jesus einleitete, willkommen. Furchtlos, im
Gegensatz zu den Jüngern, gingen die Myronträgerinnen
zum Grab, erfuhren, dass Christus den Tod zertreten hatte und wurden
die ersten Träger der christlichen Verkündigung.
Die Samariterin sprach mit Jesus, entdeckte, dass der Messias gekommen
war und verkündete Ihn der Welt.
Um ihre Gesundheit und den Zugang zu Gesellschaft und Kultur
wiederzugewinnen trotzte die Ausgestoßene den Konventionen,
überwand ihre Furcht, drängte sich an Christus heran
und fand Heilung durch ihren Glauben.
Im
Zentrum jeder Erzählung steht
Jesus. Er war es, der es diesen Frauen ermöglichte Freude und
Befreiung zu erfahren.
Es geschah, weil er sie als Personen akzeptierte
und jede von ihnen als Mensch schätzte,
geschaffen als Abbild Gottes.
Er
entwarf nie eine
„frauengerechte“ Umwelt für sie / aber Er
zwang
sie nie in patriarchalische Muster.
Die
Beziehung dieser weiblichen Heiligen
zum Gründer des Christentums fordert in dieser Zeit nach
Ostern zum Nachdenken auf...
http://www.stnina.org/97sp/97sp-topping-easter.htm, dt. von G. Wolf
HIMMELFAHRT
CHRISTI
Auf
zum Vater
steigt
Christus empor
stellt
vor Ihn
unsere
menschliche Natur
die
Er annahm
für
uns
|

|
|
Mit
der Himmelfahrt unseres Herrn und Erloesers Jesus Christus ist die
oesterliche Zeit abgeschlossen und es beginnt die Vorbereitung auf
Pfingsten. In der Kirche werden nicht mehr die Gesaenge des Osterjubels
gesungen; die Glaeubigen begruessen einander nicht mehr mit dem
Ostergruss. Dennoch empfinden wir keinen traurigen Abschied vom Herrn,
sondern stellen uns viel mehr in freudiger Erwartung auf die
verheissene Sendung des Heiligen Geistes ein. So faehrt Christus auf in
die Herrlichkeit des Vaters, ohne sich von uns zu trennen. Mit Ihm wird
auch unsere menschliche Natur der göttlichen Herrlichkeit
teilhaftig.
Hier beginnt, was sich einst auch an uns und am ganzen Kosmos vollenden
wird:
die Rückführung der von Gott getrennten
Schöpfung !
Nachdem
Du fuer uns die Heilsordnung erfuellt
und das Irdische mit dem Himmlischen vereint hast,
bist Du aufgefahren in Herrlichkeit,
Christus, unser Gott.
Ohne uns zu verlassen, ungetrennt,
rufst Du denen, die Dich lieben zu:
Ich bin mit euch,
und niemand kann wider euch sein !
Wie
Du Selbst gewollt, wurdest Du geboren.
Und wieder erschienst Du, wie Du Selbst beschlossen,
und littest als Mensch.
Doch als Gott standest Du auf,
und zu den Himmeln in Herrlichkeit stiegest Du empor
und führtest hinauf der Menschen Natur,
und mit Herrlichkeit schmücktest Du sie
.

CHRISTI HIMMELFAHRT
Festabschluss der Osterzeit
*
Quellenhinweis *
Der Mittwoch, der dem fünften Sonntag nach Ostern folgt, ist
der Tag, an dem wir die Osterzeit abschließen. Wir gedenken
des letzten Tages der tatsächlichen Gegenwart des
auferstandenen Christus unter Seinen Jüngern; und zur Ehre
dieser Seiner Gegenwart, und um die Auferstehung noch einmal zu ehren,
wiederholt die Kirche an diesem Mittwoch den gesamten Gottesdienst des
Oster-Sonntags. Und nun kommen wir zum vierzigsten Tag nach Ostern, zu
dem Donnerstag, an dem die Kirche das Fest der Auffahrt feiert (Lk
24,51).
Zur Vesper der Himmelfahrt am Mittwoch Abend werden drei Lesungen aus
dem Alten Testament gelesen. Die erste Lesung (Jes 2,2-3) spricht vom
Berg: "Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem
Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der
Berge ... zu ihm strömen alle Völker ... Viele
Nationen machen sich auf den Weg ... Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg
des Herrn." Dies bezieht sich auf dem Ölberg, von
dem Christus zu Seinem Vater aufstieg. Die zweite Lesung (Jes
62,10-63,3.7-9) wurde wegen der folgenden Worte gewählt: "Zieht
durch die Tore ein und aus, und bahnt dem Volk einen Weg ... In seiner
Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst. Er hat sie
emporgehoben und sie getragen ...". Christus, aufgefahren in
den Himmel, öffnet Seinem Volk die Tore, Er bereitet ihm den
Weg, Er trägt es und hebt es mit sich empor. Die dritte Lesung
(Sach 14,1.4.8-11) redet ebenso von dem Berg, der den Hintergrund
für den letztendlichen Triumph Christi abgab: "Siehe,
es kommt ein Tag für den Herrn ... Seine
Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg
stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. ... An
jenem Tag wird aus Jerusalem lebendiges Wasser fließen ..."
Die Gesänge für den Orthros von Himmelfahrt sind
bereits erfüllt mit Andeutungen, die sich auf den Geist, den
Tröster beziehen, den Christus senden wird. Himmelfahrt ist
das Vorspiel für Pfingsten.
Bei der Liturgie wird der Anfang der Apostelgeschichte (Apg 1,1-12)
gelesen. Jesus wird, nach einem letzten gemeinsamen Mahl mit Seinen
Aposteln, emporgehoben und in einer Wolke aufgenommen. Die Gegenwart
einer Wolke zeigt klar den symbolischen Charakter dessen, was man den
physischen Aspekt der Himmelfahrt nennen könnte. Die Wolke,
die das Offenbarungszelt, die Stiftshütte, umhüllte
und die Israel durch die Wüste führte bildete das
sichtbare Zeichen der göttlichen Gegenwart. Die Aufnahme
Christi in eine Wolke ist keine banale Bildersprache: es bedeutet, dass
das Ende des irdischen Lebens unseres Herrn die Aufnahme Seines
verklärten Leibes in den Schoß Gottes ist.
Das Evangelium für die Liturgie (Lk 24,36-53) berichtet von
den Geschehnissen, beginnend bei der ersten Erscheinung des
auferstandenen Jesus bei den versammelten Jüngern, bis zu
Seiner Himmelfahrt.
Wenn man die Osterfreude ernsthaft durchlebt hat, empfindet man schon
einen gewissen Abschiedsschmerz, wenn der Himmelfahrtstag sich
nähert. Wir wissen natürlich, dass er einer der
großen christlichen Festtage ist, und doch erscheint er wie
eine Trennung, ein Abschied und danach ist unser Herr nicht mehr in
ganz derselben Weise bei uns. Die Jünger aber empfanden das
nicht so. Sie hätten von Trauer überwältigt
sein können, aber das Gegenteil war der Fall, denn "dann
kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück"
(Lk 24,52). Auch wir können zu dieser Freude der Himmelfahrt
gelangen. Warum sollen sich Christen über die Himmelfahrt
freuen?
Erstens, die Herrlichkeit unseres Herrn muss uns kostbar sein und die
Himmelfahrt ist die Krönung Seiner irdischen Sendung. Er hat
Seine Sendung, die Ihm der Vater aufgetragen hat, erfüllt.
Sein ganzes Wesen verlangt nach dem Vater. Nun wird Er vom Vater
willkommen geheißen für Seinen Sieg über
Sünde und Tod – ein Sieg, der so bitter erkauft
wurde. Nun wird Er im Himmel verherrlicht. Die Herrlichkeit und das
Verlangen unseres Herrn sind für uns sicher wichtiger als die
Art ‚sichtbarer Tröstungen’, die wir von
Seiner Gegenwart erfahren könnten. Wir sollten lernen unseren
Herrn genug zu lieben, um uns über Seine Freude zu freuen.
Zweitens zeigt uns die Himmelfahrt, dass Gott das ganze Werk der
Wiedergutmachung Seines Sohnes annimmt. Die Auferstehung war das erste
glänzende Zeichen dieser Annahme und Pfingsten wird das letzte
Zeichen sein. Die Wolke, die heute Jesus Christus einhüllt und
mit Ihm zum Himmel emporsteigt, stellt den Rauch des Opfers dar, der
vom Altar zu Gott emporsteigt. Das Opfer ist angenommen und der
Geopferte wird in die Gegenwart Gottes empfangen, wo Er weiter in
ewiger und himmlischer Weise dargebracht wird. Das Werk unserer
Erlösung ist vollendet und gesegnet.
Es kehrt aber nicht nur eine Natur Christi zum Vater zurück.
Zu den Menschen kam der unkörperliche Logos herab. Aber heute
tritt das fleischgewordene Wort, wahrer Gott und wahrer Mensch, in das
Königreich des Himmels ein. Christus bringt die menschliche
Natur, die Er angenommen hat, mit. Er öffnet der Menschheit
die Tür. Wie als Stellvertreter nehmen wir die Wohltaten, die
uns angeboten und ermöglicht werden, in Besitz. "[Gott]
hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm
einen Platz im Himmel gegeben." (Eph 2,6) Wenn wir glauben,
sind für uns Plätze im Himmel vorbestimmt. Unsere
Gegenwart ist erwünscht und erwartet.
Die Himmelfahrt lässt unsere Vorstellungen über den
Himmel näher und realer erscheinen. Und was ist
‚Himmel’ genau? Theologisch wäre es nicht
unmöglich, dass der Himmel ein ‚Ort’ ist,
ein Ort, der unseren Erfahrungsraum transzendiert. Jedenfalls ist
Himmel aber ein Zustand: ein Zustand vollkommenen Glücks.
Zuallererst und ganz wesentlich besteht diese Glückseligkeit
in der Schau Gottes und in der engen Gemeinschaft mit den Personen der
Heiligen Dreieinigkeit und ihrem Leben in Liebe. Teil zu sein des
göttlichen Lebens, Quelle des Vollkommenen und aller
Glückseligkeit, ist unendliche Freude. Auch finden wir in Gott
und bei Ihm alle die Personen und Dinge dessen Ursprung Er ist. Das
können wir mit Sicherheit über den Himmel sagen
– der ein Mysterium bleibt. Einfacher gesagt, stellen wir uns
vor, wie es wäre, wenn wir unseren Herrn immer sehen
könnten, Ihm immer nahe wären, ein Leben lebten das
von Seinem durchdrungen und darin für immer festgemacht ist.
Denken wir an unsere letzte Heimat oft genug? Für die meisten
Christen ist das Leben im Himmel nicht mehr als eine Ergänzung
des irdischen Lebens, von der sie nur eine recht vage Vorstellung
haben. Das Leben im Himmel wird als eine Art Postscriptum, ein Anhang
zu einem Buch gesehen, dessen Text durch das irdische Leben geformt
wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Unser irdisches Leben ist
nur das Vorwort zum Buch. Das Leben im Himmel ist das Hauptkapitel und
sein Text ist unendlich. Um mit einem anderen Bild zu sprechen, unser
irdisches Leben ist nur ein Tunnel, eng, dunkel – und sehr
kurz – der sich auf eine großartige,
sonnenbeschienene Landschaft öffnet. Wir denken viel zu sehr
an unser jetziges Leben. Wir denken viel zu wenig daran, wie das Leben
sein wird. "Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen,
kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es einen Gott
gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen."
(Jes 64,3)
Zum Orthros haben wir gesungen: "Wie Engel wollen wir
Bewohner der Welt ein Fest feiern ..." (1. Stichos der
Aines). Das soll besagen: öffnen wir unser Herz den Engeln und
versuchen ihre Gefühle nachzuempfinden; dadurch
können wir etwas von dem erfahren was sie erleben, wenn der
Sohn zum Vater zurückkehrt; im Geiste sollten wir weitergehen
und der Immerjungfrau Maria und den verherrlichten Heiligen nahe sein,
die unsere wahren Mitbürger sein werden: "Unsere
Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus
Christus, den Herrn, als Retter" (Phil 3,20). Unser Leben
würde umgestaltet, wenn, ab jetzt, unser Herz
hinüberreichen würde in das Himmelreich, wo sich
nicht nur das Gute für uns, sondern auch für unsere
Lieben findet.
Als die Jünger von Christus getrennt wurden, blieben sie doch
voller Hoffnung, denn sie wussten, dass sie den Geist empfangen
würden. "Beim gemeinsamen Mahl gebot Er ihnen: Geht
nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung
des Vaters" (Apg 1,4). Die Wolke umgibt Christus, aber diese
Wolke ist schon gefärbt durch die pfingstlichen Feuerzungen.
Christus geht von uns, aber Er lässt uns in einer Haltung
zurück, die nicht Bedauern ist, sondern eher frohes und
vertrauensvolles Erwarten.
Der Weggang Jesu war sowohl ein Akt der Segnung als auch ein Akt der
Anbetung, beide voneinander abhängig: "Und
während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum
Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie
in großer Freude nach Jerusalem zurück."
(Lk 24,51.52) Das sollte auch für uns das Fest Christi
Himmelfahrt sein. Wenn Christus uns mit einer Segnung verlässt
und wenn wir dabei vor Ihm niederfallen (bildlich gesprochen), werden
wir mit neuer Kraft erfüllt – die von der Anbetung,
vom Segen kommt – und wir werden wie die Apostel "in
großer Freude" zurückkehren.
QUELLE:
A Monk of the Eastern Church:
" THE YEAR OF GRACE OF THE LORD "
A Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church
Crestwood N.Y., 1992, p. 198-201
hier: Übers.: G. Wolf in
* St.Andreas-Bote *
P F I N G S T
E N 50-Tage-Fest
Allheilige Dreiheit
und
Mitfest des Heiligen Geistes
Gepriesen
bist Du,
Christus unser Gott,
der Du zu Allweisen
die Fischer gemacht hast,
indem Du ihnen sandtest
den Heiligen Geist,
und durch sie
den Erdkreis eingefangen hast,
Menschenliebender Gott,
Ehre Dir !
|

|
|
Als Er herabfuhr,
die Sprachen zu
verwirren,
schied der Hoechste die Voelker;
als Er des Feuers Zungen verteilte,
berief Er zur Einheit
alle !
Einstimmig verherrlichen wir den Heiligen Geist.
PFINGSTEN in der Apostelgeschichte und nach den
Kirchenvätern
Prof.Skaballanovitsch: Der
HEILIGE GEIST in unseren täglichen Gebeten
Kniebeugungsgebete der Pfingstvesper
Hl. Kyrillos von Jerusalem: Geist-Taufe am
Pfingstfest
Metropolit STYLIANOS von Australien:
Gedanken zur Frucht des Geistes
Metropolit MICHAEL: Realitaet des Heiligen
Geistes
Das
obige Gebet knuepft an die Verwirrung der Sprachen beim Turmbau zu
Babel an. (Genesis 11) Waehrend dort menschliche Hochmut zur "Teilung
der Zungen" fuehrte, vereinen die aus einer Quelle kommenden "Zungen
des Feuers" des Heiligen Geistes die Menschen.
In der Festtagsikone sehen wir die Schoepfung als "Kosmos" (griechische
Wurzel: Ordnung,Harmonie) am unteren Bildrand den ausgegossenen
Heiligen Geist auffangend. Der Turm zu Babel steht fuer die sich
ueberschaetzenden Menschen, die himmelshohes Menschenwerk errichten
wollen (wie die Ideologien in unserem Jahrhundert)
aber durch ihren Absolutheitsanspruch die Menschheit zerreissen.
Demgegenueber ist unser Troester, Erhalter und Lebensspender der eine
und einigende Heilige Geist, der schon seit der Schoepfung (wo er ueber
allen Wassern schwebte) allen Menschen gemeinsam ist.
Fuer die Kirche ist Pfingsten das Fest ihres Neubeginns. Die
Ausgiessung des Heiligen Geistes macht aus den Juengern, die vorher
mehrheitlich ungebildete Fischer waren, Allweise, die vor aller Welt
predigen und die Kirche leiten.
Damit besiegelt Pfingsten die Heilsbotschaft der Auferstehung; der
oesterlichen Gotteserkenntnis folgt die abschliessende Offenbarung der
Dreieinheit Gottes.
Mit Pfingsten beginnt die Glaubensverkuendigung der Apostel und die
Feier des Mysteriums der Erloesung in den Versammlungen der Glaeubigen.
Erst dadurch wird das praktische Wachsen in der Heiligung, der Theosis,
der Vergoettlichung, den Menschen ermoeglicht, nachdem sie durch
Christi Opfertod und Auferstehung von Suende und Tod erloest wurden.
Der Kirchenraum wird in der Aufbruchsstimmung des Gedaechtnisses des
Neuanfanges der Kirche mit Knospen und gruenen Zweigen geschmueckt, und
die ringsum aufbluehende Schoepfung so in den Gottesdienst einbezogen,
ein Brauch der an das alttestamentarischen Ernte- und Laubhuettenfest
anknuepft. Die Glaeubigen schmuecken auch ihre Wohnungen mit Gruen und
Blumen und tragen mancherorts auch waehrend der Liturgie die erstmals
aufgebluehten Blumen in den Haenden entsprechend den Erstlingsopfern
des Alten Bundes.
Mit Pfingsten beginnt auch im Kirchenjahr eine neue Phase, indem nach
der auf Ostern bezogenen Zeit wieder der datumsgebundene Festkreis die
Fuehrung uebernimmt: Die nachpfingstliche Offenbarung ruht auf den
Gedaechtnissfesten der Heiligen, die den Glaeubigen daran erinnern,
dass er zur Theosis, zur Ergoettlichung, berufen ist.
Dazu ist die Sendung und Erneuerung des Heiligen Geistes unbedingte
Voraussetzung.
Daher wird nun am Abend des Pfingsttages zur Vesper (oder aus
praktischen Gruenden gleich im Anschluss an die Liturgiefeier der
Gemeinde) die Gabe des Heiligen Geistes in 3 feierlichen Gebeten
erfleht:

Pfingsten
„Als
der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am
gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie
wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das
ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von
Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich
eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und
begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In
Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen
Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob,
strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt;
denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten
außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles
Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in
seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter,
Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus
und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von
Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die
Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter
und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes
große Taten verkünden.“
Apg
2,1-11
Beachte, ich bitte dich, wie der Geist genau zu der Zeit kommt, da sie
im Gebet versammelt sind, da sie Liebe zueinander haben.
Hl.
Johannes
Chrysostomos
OHNE
DEN HEILIGEN GEIST
- IST GOTT FERN
- BLEIBT CHRISTOS IN DER VERGANGENHEIT
- IST DAS EVANGELIUM VOLL
TOTER BUCHSTABEN
- DIE KIRCHE EIN BLOSSER VEREIN
- DIE AUTORITÄT EINE HERRSCHAFTSFORM
- DIE MISSION PROPAGANDA
- BLEIBT LITURGIE BLOSSES RITUAL
- WIRD CHRISTLICHES ZUSAMMENLEBEN VON SKLAVENMORAL BESTIMMT
.
Hl. Athenagoras aus Athen (2.Jhdt.)
Durch
jenen Sturmwind wurden die geistigen Kräfte der
Boshaftigkeit und alle unreinen Dämonen aus der Luft
ausgetrieben und zerstreut.
Hl.
Gregor Dialogos
Es
heißt: "wie von einem daherfahrenden, gewaltigen
Winde". Das zeigt, daß ihnen (den Aposteln) nichts
in der Lage sein wird zu widerstehen, sondern daß sie alle
ihre Feinde wie Staub zerstreuen werden.
Hl.
Johannes Chrysostomos
Entsprechend erschien der Geist in Gestalt des Feuers, denn Er treibt
aus einem jeden Herzen, das Er erfüllt, die
Gefühlskälte und entflammt es mit der Liebe zum
Ewigen.
Hl.
Gregor Dialogos
Weshalb erschien er im Bilde von Zungen? – Um zu zeigen, dass
Er mit dem göttlichen Wort verwandt ist, denn dem Wort ist
nichts so verwandt wie die Zunge; zugleich aber auch zur Gnadengabe des
Lehrens, denn der Lehrer in Christus braucht eine begnadete Zunge.
Weshalb erschien Er in feurigen Zungen? - Nicht nur wegen des einen
Wesens des Geistes mit dem Vater und dem Sohn (denn unser Gott ist ein
Feuer, das das Böse verzehrt), sondern auch wegen der
Doppelwirkung der apostolischen Predigt, die beides zugleich bewirkt
– die Wohltat und die Strafe
Hl. Gregor Palamas
Du
kannst den Geist nicht erzeugen.
Du kannst ihn nur EMPFANGEN
!
Johann Wolfgang Goethe
Kniebeugungsgebete der Pfingstvesper:
(hier
wird seit Ostern zum erstenmal
wieder gekniet; daher "Kniebeugungsgebet")
1)
a)
Allerreinster, makelloser,
anfangloser, unsichtbarer,
unbegreiflicher, unerforschlicher, unveraenderlicher,
unueberwindlicher, unermesslicher,
langmuetiger Herr !
Du allein hast Unsterblichkeit und wohnst im unzugaenglichen Lichte !
Du hast den Himmel geschaffen
und die Erde und das Meer
und alle Geschoepfe in ihnen !
Du gewaehrst allen die Bitten - noch bevor Du gebeten wirst !
Dich bitten wir und Dich rufen wir an,
menschenliebender Gebieter,
Dich, den Vater unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus,
Der fuer uns Menschen und zu unserem Heile
aus den Himmeln herabgekommen ist
und Fleisch angenommen hat
von dem Heiligen Geiste
und aus der Immerjungfrau und ruhmreichen Gottesgebaererin Maria.
Er belehrte uns zuerst durch Worte,
spaeter unterwies Er aber auch durch Taten,
als Er das heilbringende Leiden erduldete.
Er gab uns ein Vorbild,
Deinen Dienern hier unten, obwohl sie sich Deine Gnade nicht verdient
haben,
Dir Gebete darzubringen,
indem wir Nacken und Knie beugen
wegen unserer eigenen Suenden und den unwissentlichen Vergehen allen
Volkes !
Du selbst, gnadenreicher und menschenliebender Gott, erhoere uns nun
an welchem Tag auch immer wir Dich anrufen,
besonders aber an diesem Tage des Pfingstfestes,
an welchem unser Herr Jesus Christus, nachdem Er gen Himmel gefahren
war,
und sich zu Deiner, des Gottes und Vaters, Rechten gesetzt hatte,
den Heiligen Geist auf Seine heiligen Juenger und Aposteln herabgesandt
hat;
dieser liess sich auch auf einen jeden von ihnen nieder
und sie wurden alle erfuellt mit Seiner unerschoepflichen Gnade
und verkuendeten in fremden Zungen Deine Grosstaten und weissagten.
Nun also erhoere uns, die wir Dich bitten,
und gedenke unser, die wir ansonsten hier unten hilflos und
hoffnungslos sind,
und hebe auf die Gefangenschaft unserer Seelen,
der Du Milde hast fuer uns.
Nimm uns an,
die wir vor Dir niederfallen und rufen:
Wir haben gesuendigt !
Zu Dir kommen wir vom Mutterschosse an,
denn vom Mutterschosse an bist Du unser Gott.
Doch unsere Tage sind verflossen in Nichtigkeiten.
Wir haben Deine Hilfe verspielt und jede Rechtfertigung verloren;
dennoch rufen wir voll Zuversicht auf Dein Erbarmen:
Der Suenden unserer Unreife und unseres Unverstandes gedenke nicht,
und reinige uns von unseren verborgenen Suenden;
lass uns nicht im Alter verloren sein, wenn unsere Kraefte schwinden,
verlasse uns nicht ehe wir in die Erde zurueckkehren,
mache uns wuerdig der Umkehr zu Dir,
und sei uns geneigt in Huld und Gnade;
lege an unsere Suenden den Massstab Deiner Milde
und stelle die Unerschoepflichkeit Deiner Erbarmungen
der Menge unserer Suenden gegenueber.
Blicke herab, o Herr,
von Deiner heiligen Hoehe auf Dein vor Dir stehendes Volk,
welches reichliche Gnade von Dir erwartet.
Komm zu uns mit Deiner Gnade,
reisse uns aus der Gewalt des Teufels;
staerke unser Leben durch Deine heiligen und goettlichen Gebote;
einem treuen Schutzengel vertraue Dein Volk an;
versammle uns alle in Deinem Reich:
gewaehre Verzeihung denen, die auf Dich hoffen;
vergib ihnen und uns die Suenden;
reinige uns durch die Wirksamkeit Deines Heiligen Geistes
und vernichte die gegen uns gerichteten Raenke des Feindes !
b)
Gepriesen bist Du,
Herr, Gebieter, Allherrscher,
der Du den Tag durch das Strahlen der Sonne erleuchtet,
und die Nacht erhellt hast mit dem Abglanz.
Du hast uns gewaehrt,
den Lauf des Tages zu durcheilen
und uns zu naehern dem Beginn der Nacht;
erhoere unsere Bitten und die Deines ganzen Volkes;
vergib uns alle die absichtlichen oder unabsichtlichen Suenden;
nimm an unsere Abendgebet,
und sende ueber Dein Erbe die Fuelle Deiner Gnade und Deiner
Erbarmungen.
Umschirme uns mit Deinen heiligen Engeln,
wappne uns mit den Waffen Deiner Gerechtigkeit;
umgib uns mit der Bastion Deiner Wahrheit;
bewahre uns mit Deiner Macht,
errette uns von jeder Bedraengnis
und vor jedem Anschlag des Widersachers,
verleihe uns auch,
dass der gegenwaertige Abend und die folgende Nacht
vollkommen, heilig und ohne Suende sei,
frei von Kummer und Anfechtungen,
so wie auch alle Tage unseres Lebens
auf die Fuerbitten der heiligen Gottesgebaererin und aller Heiligen
die Dir von Ewigkeit an wohlgefallen haben !
2)
a)
Herr Jesus
Christus, unser Gott,
der Du Deinen Frieden den Menschen geschenkt hast,
und die Gabe des Allheiligen Geistes noch im Leben uns gegenwaertig und
immerfort darbietest,
den Glaeubigen als unentreissbares Erbe,
sichtbarer aber dieselbe Gnade Deinen Juengern und Aposteln heute
herabgesandt hast
und ihre Lippen durch feurige Zungen gekraeftigt hast,
durch welche wir Menschen die Erkenntnis Gottes in eigener Mundart im
Gehoere empfangend,
mit dem Lichte des Geistes erleuchtet
und dem Irrtum, wie aus der Finsternis, entzogen sind
und durch die Verteilung der wahrnehmbaren und feurigen Zungen
und durch uebernatuerliche Wirksamkeit den Glauben an Dich erlernt
haben
und Dich mit dem Vater und dem Heiligen Geiste
in einer Gottheit und Macht und Gewalt als Gott zu bekennen angefacht
sind !
Du nun,
Abglanz des Vaters,
Seines Wesens und Seiner Natur unveraenderliches und unbewegliches
Ebenbild,
Quelle der Erloesung und der Gnade,
oeffne auch mir Suender die Lippen und lehre mich,
wie und wofuer ich beten soll:
Denn Du kennst die Fuelle meiner Suenden,
Deine Barmherzigkeit aber wird die Unzahl derselben ueberwinden.
Siehe,
in Furcht stehe ich vor Dir,
in das unerschoepfliche Meer Deines Erbarmens werfe ich die
Verzweiflung meiner Seele.
Leite mein Leben,
der Du durch Dein Wort
jegliches Geschoepf mit der unbeschreibbaren Macht Deiner
Weisheit leitest,
o stiller Hafen der vom Sturm Bedraengten,
und
weise mir den Weg, den ich wandeln soll.
Den Geist Deiner Wahrheit gib meinen Gedanken;
den Geist des Verstandes schenke meiner Unvernunft;
mit dem Geiste der Gottesfurcht erhelle meine Werke;
erneuere auch den rechten Geist in meinem Inneren,
und mit dem Geist Deiner Herrschaft staerke auch meine ausgleitenden
Gedanken,
damit ich jeden Tag zu dem, was da frommt, durch Deinen guten Geist
gefuehrt,
gewuerdigt sei,
Deine Gebote zu erfuellen
und ewig zu gedenken
Deiner herrlichen, ueber unsere Handlungen Rechenschaft fordernden
Wiederkunft.
Lass mich nicht anschmiegen an die vergaengliche Reize,
sondern staerke mich, zu streben nach dem Genuss der zukuenftigen
Schaetze.
Denn Du hast gesagt, o Gebietender,
dass ein jeglicher, was er auch bitten werde in Deinem Namen,
es unverwehrt empfangen werde von Deinem mitewigen Gott und Vater;
darum,
so flehe ich Suender Deine Guete an
am Tage des Herabkommens Deines Heiligen Geistes:
Um was ich gebeten, gib mir zum Heil.
Ja, Herr,
Du alle Wohltat reichlich darbietender Geber des Guten,
der Du ueberschwaenglich gibst, um was wir bitten,
Du bist der Mitleidige, der Erbarmende,
der Du suendlos teilgenommen hast an unserem Fleische,
und zu denen, die ihre Kniee vor Dir beugen, Dich mildherzig neigest,
auch zu Suehnung geworden bist fuer unsere Suenden,
so schenke denn, o Herr, Deinem Volke Deine Erbarmungen;
erhoere uns aus Deinem heiligen Himmel;
heilige uns mit der Kraft der Erloesung Deiner Rechten;
decke uns mit dem Schirme der Fluegel Deiner Engel,
verschmaehe nicht die Werke Deiner Haende.
Dir allein suendigen wir,
doch Dir allein dienen wir auch;
wir wollen nicht einen fremden Gott anbeten,
noch zu einem anderen Gott, o Gebietender, unsere Haende ausstrecken.
Verzeihe uns die Uebertretungen
und nimm die Bitten unseres Kniefalls an,
strecke nach uns allen Deine hilfreiche Hand aus.
Nimm an das Gebet aller, als ein wohlgefaelliges Rauchopfer,
welches vor Deinem huldreichen Throne aufgenommen wird !
b)
Herr, Herr, der
Du uns errettest vor jedem Pfeil, der
am Tage fliegt,
errette uns auch von jedem Ungemach, das im Finstern einherschleicht.
Nimm an das abendliche Opfer, das Aufheben unserer Haende.
Wuerdige uns auch,
die Strecke der Nacht tadellos zurueckzulegen, ohne Versuchung boeser
Dinge
und erloese uns von aller Unruhe und Angst, die in uns vom Teufel
erregt wird.
Verleihe unseren Seelen die Zerknirrschung
und unseren Gedanken die Besorgnis
ob der Pruefung in Deinem furchtbaren und gerechten Gerichte.
Festige an der Gottesfurcht unser Fleisch und ertoete unsere Bindung an
Irdisches,
auf dass wir auch waehrend der Ruhe des Schlafes erleuchtet werden
durch die Betrachtung Deiner Gerichte.
Entferne auch von uns jede unziemende Einbildung und schaendliche
Begierde.
Lass uns aber aufstehen zur Zeit des Gebetes,
nachdem wir uns im Glauben gestaerkt haben
und fortgeschritten sind in Deinen Geboten !
3)
a)
Du, ewig
stroemende Quelle des Lebens und des Lichtes,
Du, mitewige schoepferische Kraft des Vaters,
Der Du die ganze Heilsordnung zur Erloesung der Sterblichen so herrlich
erfuellt hast,
Christus unser Gott !
Der Du die unloesbaren Bande des Todes und die Riegel der Hoelle
zersprengt
und die Menge der boesen Geister niedergetreten;
Der Du Dich selbst als tadelloses Schlachtopfer fuer uns dargebracht
hast,
Deinen reinen, von aller Sünde unberuehrten und ihr
unzugaenglichen Leib zum Opfer hingebend
und durch diesen furchtbaren und unaussprechlichen Priesterdienst uns
das ewige Leben geschenkt hast,
Der Du zur Hoelle hinuntergestiegen bist,
die ewigen Riegel zertruemmert und den in der Tiefe Sitzenden den
Aufgang gewiesen hast,
den urboesen Drachen des Abgrundes aber mit goettlich weiser Lockung
gefangen genommen,
mit Ketten der Finsternis im Tartaros gebunden
und in unausloeschlichem Feuer und aeusserstem Dunkel gefesselt hast;
Du Weisheit des Vaters, deren Name gross ist,
Der Du den Bedraengten als grosser Helfer erscheinst
und erleuchtest diejenigen, die im Dunkel sitzen und im Schatten des
Todes;
Du Herr der ewigen Herrlichkeit
und des hoechsten Vaters geliebter Sohn !
Ewiges Licht vom ewigen Lichte !
Sonne der Gerechtigkeit,
erhoere uns, die wir Dich bitten,
und lass ruhen die Seelen Deiner Diener,
unserer vordem entschlafenen Vaeter und Brueder und der uebrigen
Blutsverwandten,
ja aller Glaubensverwandten aller Zeiten, deren Gedaechtnis wir jetzt
feiern:
Denn Du hast Gewalt ueber alles und haeltst in Deiner Hand alle Enden
der Erde,
Allgebieter, Allherrscher, Gott der Vaeter und Herr des Erbarmens,
Schoepfer des sterblichen und unsterblichen Geschlechts und aller
menschlichen Natur,
der entstehenden und wieder vergehenden,
des Lebens und des Hinscheidens,
des Hierweilens und der Versetzung in das Jenseits !
Der Du die Jahre den Lebenden bemissest und die Zeit des Todes
bestimmst,
in das Totenreich hineinfuehrest und wieder herausfuehrest,
bindest in Schwaeche und loesest in Kraft,
das Gegenwaertige zum Nutzen einrichtest und das Zukuenftige
zutraeglich anordnest,
der Du die mit dem Stachel des Todes Verwundeten
durch die Hoffnung der Auferstehung belebest;
Du Gebieter des Alls, Gott, unser Heiland, Du Hoffnung aller Enden der
Erde
und derer die weit auf dem Meere sind,
der Du auch an diesem letzten und grossen und heilbringenden Tage des
Pfingstfestes
uns das Geheimnis der heiligen und einwesentlichen und mitewigen und
unteilbaren und unvermischten DreiEinigkeit offenbart hast
und das Ueberkommen und die Ankunft Deines heiligen und
lebendigschaffenden Geistes in Gestalt feuriger Zungen ueber Deine
Apostel gegossen
und sie zu Freudenboten unseres frommen Glaubens eingesetzt
und als Bekenner und Verkuendiger der wahren Gotteslehre erwiesen hast;
der Du auch an Deinem hocherhabenen und heilbringenden Feste das Flehen
um Versoehnung fuer die, so in der Hoelle gehalten werden, anzunehmen
geruhest
und uns die grosse Hoffnung gewaerest,
den von ihren Qualen Umfangenen Nachlass und Erquickung von Dir
herabzusenden:
Erhoere uns Niedrige und Elende, die wir Dich bitten,
und lass die Seelen deiner entschlafenen Diener ruhen
an dem Orte des Lichtes, an dem Orte der Wonne, an dem Orte der
Erfrischung,
von wo hinwegflieht aller Schmerz, alle Trauer und alles Seufzen,
versetze ihre Geister in die Gezelte der Gerechten
und wuerdige sie des Friedens und der Erholung;
denn nicht die Toten werden Dich preisen, o Herr,
noch werden sich erkuehnen, die Danksagungen darzubieten,
diejenigen so in der Unterwelt sind;
wir aber, die wir leben, preisen Dich und beten Dich an
und bringen Dir dar suehnende Gebete und Opfer fuer ihre Seelen !
b)
O Gott, Du
Grosser und Ewiger, Heiliger und Menschenliebender,
der Du uns gewuerdigt hast,
auch in dieser Stunde zu stehen vor Deiner unnahbaren Herrlichkeit
zur Besingung und zum Lobe Deiner Wunder,
versoehne Dich uns, Deinen unwuerdigen Dienern,
und verleihe uns die Gnade, zerknirschten Herzens und ohne Hochmut
Dir den dreimalheiligen Lobgesang und die Danksagung darzubringen
fuer Deine grossen Wohltaten, die Du an uns getan hast und immerfort an
uns noch tust.
Gedenke, Herr, unserer Schwachheit und vertilge uns nicht in unseren
Suenden,
sondern uebergrosse Gnade nach unserer Demut,
auf dass wir, der Finsternis der Suenden entronnen,
am Tage der Gerechtigkeit wandeln moegen
und, angetan mit der Ruestung des Lichtes,
unangefochten verbleiben von jeglicher Arglist des Boesen
und Dich, den einzigen wahren und menschenliebenden Gott,
fuer alles voll Zuversicht preisen.
Denn Dein ist das wahrhaft und wirklich grosse Geheimnis,
o Gebieter und Schoepfer des Alls,
sowohl die zeitliche Aufloesung Deiner Geschoepfe,
als auch die spaetere Wiederherstellung und die Ruhe in Ewigkeit.
Wir sagen Dir Dank fuer alles, fuer unseren Eingang in die Welt und
fuer unseren Ausgang,
welcher uns verheisst die Hoffnung auf die Auferstehung
und auf das unsterbliche Leben nach Deiner untrueglichen Offenbarung,
welches wir erlangen werden bei Deiner zweiten dereinstigen Ankunft.
Denn Du bist sowohl der Urheber unserer Auferstehung,
als auch der unbestechliche und menschenliebende Richter derer, die
gelebt haben,
und der Vergeltung Gebieter und Herr !
Da Du auch in hoechster Herablassung in unseres Fleisches und Blutes
verwandschaftliche Gemeinschaft getreten bist und unsere
unvermeidlichen Leiden,
indem Du sie freiwillig erduldetest, aus innerstem Erbarmen angenommen
hast,
so bist Du uns in dem, was Du selbst versuchend erlitten,
ein erfahrener Helfer geworden, wenn wir in Versuchung geraten.
Deshalb hast Du uns auch in Deine Freiheit von Leiden mit eingefuehrt.
Nimm denn nun an unsere Bitten und unser Flehen, Gebieter,
und lass ruhen alle Vaeter eines Jeden und Muetter und Kinder
und Brueder und Schwestern und sonstige Bluts- und Stammesverwandten,
auch alle Seelen, die in der Hoffnung der Auferstehung zum ewigen Leben
vordem entschlafen sind, und versetze ihre Geister und Namen in das
Buch des Lebens,
in den Schoss Abrahams, Isaaks und Jakobs,
in das Land der Lebendigen, in das Himmelreich, in das Paradies der
Wonne,
einfuehrend sie alle durch Deine Lichtengel in Deine heiligen
Wohnungen;
und erwecke auch unsere Leiber auf an dem Tage, den Du bestimmt hast
nach Deinen heiligen und untrueglichen Verheissungen.
So ist das nun, o Herr, kein Tod fuer Deine Diener,
wenn wir aus dem Leibe ausgehen und zu Dir, unserem Gott, eingehen,
sondern eine Hinuebersetzung von truebseligen
zu besseren und froehlicheren Umstaenden, Frieden und Freude.
Und wie wir auch wie andere gesuendigt haben,
sei gnaedig sowohl uns als auch ihnen;
denn niemand ist rein von Befleckung vor Dir,
auch nicht an einem Tag seines Lebens,
als Du allein, der Du ohne Suende auf Erden erschienen, unser Herr Jesu
Christe,
durch den wir alle die Gnade und die Vergebung der Suenden zu erlangen
hoffen.
Darum so erlasse und vergib und verzeihe uns und ihnen
als der guetige und menschenliebende Gott,
unsere Uebertretungen, die vorsaetzlichen und die unvorsaetzlichen,
die bewussten und unbewussten, die offenbaren und die geheimen,
welche wir in Taten und in Gedanken, in Worten
und in allen unseren Lebensaeusserungen und Bewegungen begangen haben.
Denen nun, die vorangegangen, schenke Du die Befreiung und Erquickung,
uns aber, die wir noch anwesend sind, segne;
gib uns ein gutes und friedliches Ende, sowohl uns, wie auch Deinem
ganzen Volke;
oeffne uns auch den Schoss Deiner Barmherzigkeit und Menschenliebe
an dem schrecklichen und furchtbaren Tage deiner Wiederkunft
und mache uns wuerdig Deines Reiches !
c)
O Gott, Du
Grosser und Allerhoechster, der Du allein die
Unsterblichkeit hast
und wohnest in unnahbarem Lichte,
der Du die ganze Schoepfung in Weisheit erschaffen,
das Licht von der Finsternis geschieden
und gesetzt hast die Sonne zur Herrschaft ueber den Tag,
den Mond aber und die Sterne zur Herrschaft ueber die Nacht,
der Du uns Suender gewuerdigt hast,
auch am gegenwaertigen Tage mit Bekenntnis vor Dein Angesicht zu treten
und Dir die Abendverehrung darzubringen,
Du menschenliebender Gott,
lass unser Gebet vor Dich kommen wie Weihrauch
und nimm es an als duftenden Wohlgeruch.
Lass uns die gegenwaertige Abendzeit und die kommende Nacht friedlich
sein;
bekleide uns mit der Ruestung des Lichtes,
bewahre uns vor dem naechtlichen Grauen und vor jedem Ungemach,
welches im Finstern schleicht
und gib uns den Schlaf, den Du zur Erholung unserer Schwachheit
geschenkt hast,
frei von allen teuflischen Traeumen.
Ja, Du Gebieter des Alls, Spender des Guten,
auf dass wir auch auf unseren Schlafstaetten Reue fuehlen,
auch bei Nacht Deines allheiligen Namens gedenken
und durch die Beobachtung Deiner Gebote erleuchtet,
in der Freude unserer Seelen zur Lobpreisung Deiner Huld aufstehen
und Gebete und Flehen Deiner Barmherzigkeit darbringen moegen
fuer unsere eigenen Suenden und fuer Dein ganzes Volk,
welches Du
um der Fuerbitten willen der heiligen Gottesgebaererin
heimsuchen moegest mit Gnade !
Die Geist-Taufe der
Jünger am
Pfingstfest
Predigt des Hl.
Kyrillos von Jerusalem
(313 – 386)
* Quellenhinweis *
Jesus stieg in den Himmel hinauf und erfüllte Seine
Verheißung, die Er den Jüngern gegeben hatte:
»Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen
anderen Beistand geben« (Joh 14,16).
Die Jünger blieben (in Jerusalem) und erwarteten die Ankunft
des Heiligen Geistes.
»Als der Pfingsttag gekommen war«
hier in dieser Stadt Jerusalem - auch diese Ehre wurde uns hier zuteil;
deshalb sprechen wir nicht von Wohltaten, die auch andere erhalten
haben,
sondern von Gunsterweisen, die nur uns gewährt wurden.
Am Pfingstfest also waren die Jünger hier, und vom Himmel kam
der Beistand herab,
der Wächter und Heiligmacher der Kirche,
der Hüter der Seelen,
der Steuermann in Stürmen,
der Lichtbringer für die Irrenden,
der Kampfrichter für die Kämpfenden,
der Preisverleiher für die Siegenden.
Der Geist kam herab, um die Apostel mit Kraft zu
bekleiden und sie zu
taufen. Denn der Herr sagt:
»Ihr werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen
Geist getauft« (Apg 1,5)
.
Nicht Flickwerk war die Gnade,
Vollendung war die Kraft.
Wie der, der bei der Taufe ins Wasser eintaucht, und von allen Seiten
vom Wasser umspült wird, so wurden auch die Apostel vollkommen
vom Geist getauft. Während das Wasser uns nur von
außen umfließt, tauft der Geist die Seele
unaufhörlich von innen her.
Du wunderst dich darüber? Du sollst ein Beispiel aus der
Erfahrungswelt dafür bekommen, ein kleines und schlichtes,
doch für einfachere Leute durchaus lehrreich: Wenn das Feuer
in das feste Eisen bis nach innen eindringt, wird das ganze Eisen zu
Feuer. Wird das kalte und schwarze Eisen heiß und leuchtend,
wenn das Feuer, selbst materiell, in die Materie des Eisens eindringt,
was wunderst du dich dann, wenn der Heilige Geist in das Innerste der
Seele einkehrt?
Damit man wusste, wie bedeutend die herabkommende Gnadengabe war,
erscholl gewissermaßen eine Himmelsposaune:
»Da kam plötzlich vom
Himmel her ein
Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt.«
Er zeigte die Ankunft dessen an, der den Menschen die Gnade verleiht, »das
Reich Gottes mit Gewalt an sich zu reißen«
(Mt 11,12); die Augen sollten die Feuerzungen sehen und die Ohren das
Brausen wahrnehmen.
»Es erfüllte das ganze Haus, in dem sie
waren.« Das Haus wurde zum Becken für das
geistige Wasser. Die Jünger saßen in dem Haus, das
ganz erfüllt wurde, und wurden vollständig getauft,
wie ihnen verheißen war. Sie wurden an Seele und Leib mit dem
göttlichen und heilbringenden Gewand bekleidet. »Und
es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, auf
jeden von ihnen ließ sich eine nieder, und alle wurden mit
dem Heiligen Geist erfüllt.« Feuer
empfingen sie, doch kein verbrennendes, sondern ein heilwirkendes
Feuer, das die Dornen der Sünde verzehrt und die Seele
erleuchtet. - Dieses Feuer wird auch jetzt auf euch herabkommen, eure
dornigen Sünden verzehren und vernichten, den kostbaren Schatz
eurer Seele noch mehr erglänzen lassen und euch Gnade
schenken; auch damals hat es den Aposteln Gnade geschenkt. - In Gestalt
feuriger Zungen ließ sich die Gnade auf die Apostel herab, um
ihr Haupt durch die feurigen Zungen mit ganz neuartigen und geistigen
Diademen zu krönen
.
Einst hatte ein feuriges Schwert das Tor zum Paradies versperrt; eine
feurige, rettende Zunge brachte die Gnade zurück....
Bestürzung entstand in der Menge der Zuhörer, eine
neue Verwirrung, entgegengesetzt zur ersten schlimmen in Babylon.
Während bei der Verwirrung der Sprachen die Pläne
durchkreuzt wurden, da sich das Trachten gegen Gott richtete, erfolgte
hier eine Wiederherstellung und Einigung der Gesinnung, da das Streben
gottesfürchtig war. Bei denen (in Babylon) kam es zum Fall,
bei diesen (in Jerusalem) zum Auferstehen. ... Andere aber spotteten: »Sie
sind vom süßen Wein betrunken.«
Damit sagten sie spottend die Wahrheit. Tatsächlich war der
Wein, die Gnade des Neuen Bundes, noch jung. Doch dieser junge Wein kam
vom geistigen Weinstock, der oft schon in den Propheten
Früchte getragen hatte und im Neuen Bund junge Triebe
hervorbrachte. Wie in der sichtbaren Natur der Weinstock immer gleich
bleibt und zur entsprechenden Zeit neue Früchte
trägt, so hat auch der gleiche Geist, der bleibt, was Er ist
und der oft schon in den Propheten gewirkt hat, jetzt etwas Neues und
Wundervolles erstehen lassen. Auch über die Väter war
die Gnade gekommen, doch jetzt kam sie im Übermaß.
Damals erhielten sie Anteil am Heiligen Geist, jetzt aber wurden die
Jünger völlig in ihn hineingetaucht.
Petrus, der den Geist empfangen hatte und sich dessen bewusst war,
sprach: ... Trunken sind diese Männer in nüchterner
Trunkenheit, die die Sünden abtötet und die Herzen
mit Leben erfüllt, in einer Trunkenheit, die das Gegenteil vom
leiblichen Betrunkensein ist. Sie macht vergessen, was man gewusst hat;
diese aber verleiht Kenntnis von dem, was man nicht gewusst hat.
Trunken sind sie, da sie den Wein des geistigen Weinstocks genossen
haben, der sagt: »Ich bin der Weinstock, ihr seid
die Reben« (Joh 15,5). ... »Es
ist erst die dritte Stunde des Tages.« Der, welcher
um die dritte Stunde gekreuzigt wurde, wie Markus (15,25) sagt, hat
jetzt zur dritten Stunde die Gnadengabe gesandt. Keine andere Gnade ist
es hier wie dort (am Kreuz). Jener, der damals gekreuzigt wurde und die
Verheißung gegeben hat, hat seine Verheißung
erfüllt.
QUELLE:
Kyrillos von Jerusalem:
17. Taufkatechese, 13-15.17-19; PG 33, 985 B-992 A
übersetzt in:
Heiser, Lothar:
JESUS CHRISTUS, das LICHT aus der HÖHE
Verkündigung, Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der
Orthodoxen Kirche
(Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens;
Bd. 47), St. Ottilien 1998, S. 714ff.
hier: Übers.: G. Wolf in
* St.Andreas-Bote *
Einige
Gedanken zur Frucht des Geistes von Erzbischof STYLIANOS
(geb. in Kreta,
Metropolit von Australien, Sydney):
(anlaesslich der
7.Vollversammlung des
Weltkirchenrates in Canberra)
"Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar:
Unzucht,
Sittenlosigkeit, ausschweifendes Leben, Goetzendienst, Zauberei,
Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jaehzorn, Eigennutz, Spaltungen,
Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und aehnliches
mehr"
(Gal 5, 19-22)
im Gegensatz dazu:
"Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude,
Friede, Langmut,
Freundlichkeit, Guete, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung"
(Gal
5,22-23)
Der
unvollstaendigen
Aufzaehlung der ueblen
Werke der gefallenen Welt setzt der Apostel die unendliche Zahl 9 der
Frucht des Geistes entgegen...
Vielleicht taeten die kranken und belasteten Christen unserer Zeit gut
daran, sich wieder den wahren Quellen der christlichen Spiritualitaet
im Blick auf die "Erneuerung der Schoepfung" zuzuwenden, wo uns
verheissen wird, dass der Geist in uns als Troester wirkt. ...
Die Beschreibung der Frucht dieses troestenden Geistes beginnt mit der
Liebe und endet mit der Selbstbeherrschung... Der Liebe
(Selbsthingabe), als die erforderliche zentrifugale Kraft, die den
Christen zu bewegen beginnt, steht die Selbstbeherrschung als
zentripetale Kraft gegenueber, die ihn auf seiner Bahn haelt...
Als Christen duerfen uns dieser Wirkung sicher sein: der Heilige Geist
ist nicht der "unbekannte" Gott, ... der Heilige Geist wirkt in jedem
Augenblick als wahrer Gott in jeder Seele und zugleich ueberall in der
Schoepfung !
Einige Gedanken zur Realitaet des
Heiligen Geistes von
Metropolit MICHAEL
(geb. in Athen, Metropolit von Austria, Wien):
(Fachtagung 1998 der
roem.-kathol.
Erzdioezese Wien)
"Der Heilige Geist weht, wo Er will," deshalb kann er auch nicht als zu
verwaltender Besitz betrachtet und es ist nicht sinnvoll "das Wirken
des Heiligen Geistes ausserhalb der Grenzen der eigenen Kirche in Frage
zu stellen."
Die Orthodoxe Kirche wird vielfach als "Spezialistin der
Pneumatologie", der Lehre vom Heiligen Geist, betrachtet.
Dadurch wird sie aber bedauerlicherweise einerseits oft als Vorbild zur
Schwaermerei hingestellt und andererseits als weltfremd und an den
konkreten Problemen der Menschen ganz uninteressiert beurteilt.
Tatsaechlich aber stellt in der Orthodoxie die "erfahrbare
Heilsgeschichte" den Ausgangspunkt fuer jede Theologie dar: Das
konkrete Wirken im konkreten Leben in der konkreten Geschichte steht im
Vordergrund und nicht abstrakte, erkenntnistheoretische, metaphysische
Spekulation zur Gottesfrage. Gerade deshalb sind wir ueberzeugt davon,
dass es keine Zeit in der Menschheitsgeschichte ausserhalb der Wirkung
des Heiligen Geistes gab, gibt und geben wird.
Ein Grundvertrauen auf den Heiligen Geist muessen die einzelnen
Christen fuer ihr konkretes Leben haben, aber auch die Gesamtkirche auf
Erden und deren Verantwortungstraeger bei Entscheidungen innerhalb der
Kirche koennen und muessen auf den Heiligen Geist vertrauen.
Fuer den Heiligungsprozess innerhalb der Kirche ist die Wirkung des
Heiligen Geistes sogar unerlaesslich.
Der Heilige Geist wirkt in jedem Augenblick als wahrer Gott in jeder
Seele und zugleich ueberall in der Schoepfung !
Sonntag
A L L E R H E I L I
G E N
und
Sonntag der
HEILIGEN
der
LAENDER
"Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt,
wollen wir alle Last und die Fesseln der Suende abwerfen.
Mit Ausdauer wollen wir laufen in dem Wettkampf, der vor uns liegt"
(Hebr 12,1)
Geistliches Wort des heimgegangenen
Pfarrers Heils-Oikonom HERAKLIT Dimaratos
Protopresbyter Prof. Dr. Georgios Metallinos:
Die Fruechte des Pfingstereignisses
Vater
Serafim Pâtrunjel:
Zum Sonntag Aller Heiligen
"Die Heiligkeit ist die grundlegende Eigenschaft Gottes, die
Eigenschaft aller uebrigen Eigenschaften,
die sie in sich schliesst, wie das weisse Licht alle Farben des
Regenbogens.
Das Leben in Gott, die Vergoettlichung (Theosis), ist Heiligkeit;
ohne sie kann es in der Kirche keinerlei geistliche Gaben geben."
schreibt der grosse orthodoxe Denker Vater SERGEJ Bulgakov.
In der Goettlichen
Liturgie ruft der
Geistliche vom
Altar unmittelbar vor der Teilung des Lammes der Allerheiligsten Gaben:
"Das Heilige den Heiligen!" und die Glaeubigen antworten: "Einer nur
ist heilig, Einer nur der Herr: Jesus Christus in der Herrlichkeit
Gottes des Vaters, Amen."
Von Heiligen kann man in der Kirche also nur reden, weil der Herr der
Kirche heilig ist und durch Seine Herrschaft die heiligt, die Er sich
auserwaehlt hat.
Dies aber bedeutet, dass grundsaetzlich jeder Getaufte zur Heiligkeit
berufen ist, weil er in der Taufe "Christus angezogen hat" (wie wir
singen) und fortan Ihm gehoert. Denn nur in diesem Sinne kann man
Heiligkeit dem jederzeit auch zur Suende offenen Menschen zuschreiben:
nicht als selbst erzeugte Qualitaet, sondern als gnadenhaftes
Anteilerhalten an der Heiligkeit des DreiEinen Gottes.
Aber nur Wenige lassen die Heiligung an sich geschehen und "laufen in
dem Wettkampf mit Ausdauer"; nicht alle vermoegen gleichermassen in
dieser Herrlichkeit ihres Herrn zu stehen und sie wiederum
auszustrahlen. Diejenigen aber, die so von der Gemeinschaft und
Heiligkeit Christi erfuellt sind, dass sie diese ausstrahlen wie die
Erde nach einem heissen Sommertag die Waerme, sie werden in der Kirche
als Heilige verehrt.
das Folgende aus:
St.Andreas-Bote:
empfehlenswerte Monatsschrift in deutscher Sprache mit aktuellem
Kalendarium und ausgewaehlten aktuellen Texten der besten Theologen aus
allen orthodoxen Traditionen
Fragen, Zuschriften an G.Wolf, Dammweg 1, 85655 Grosshelfendorf, 08095
- 1217; gerhard.wolf@t-online.de
Geistliches
Wort des in die Ewigkeit heimgegangenen Pfarrers Heils-Oikonom HERAKLIT
Dimaratos:
ehemaliger Pfarrer
der Muenchner
deutschsprachigen Andreas-Gemeinde
in der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland
Griechisch-orthodoxes bischoefliches Vikariat in Bayern
"Da uns eine
solche Wolke von Zeugen
umgibt,
wollen wir alle Last und die Fesseln der Suende abwerfen."
(Hebr 12,1)
Liebe Gemeindemitglieder und Freunde der Orthodoxen Kirche !
Die Heiligen unserer Kirche
Das Wort "heilig" wird in der Heiligen Schrift hauptsaechlich fuer den
Dreieinigen Gott verwendet.
Er ist der Dreiheilige (Jes 6,3) und "Heiliger und Wahrhaftiger" (Offb
6,10).
Deshalb singt unsere Kirche: "Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus
Christus ..."
Aber wenn Gott allein heilig ist, wie ist dann die Stellung der
Heiligen?
Haben sie eine eigene Heiligkeit?
Wie stehen sie zu dem einen Heiligen und zu uns, ihren Bruedern und
Schwestern?
Die Heiligkeit des Menschen gruendet in der Heiligkeit Gottes, weil der
Mensch nach dem Ebenbild des Dreieinigen Gottes geschaffen wurde.
Das hat Gott selbst Seinem Volk erklaert: "Denn ich bin der Herr, euer
Gott. Erweist euch als heilig, und seid heilig, weil ich heilig bin."
(Lev 11,44). Die Berufung des Menschen ist die Heiligung, welche in
Erfuellung geht durch die Teilnahme am Leben Gottes in Jesus Christus.
Christus hat uns Glaeubigen verbuergt, dass Er "das Licht der Welt" ist
und wer Ihm nachfolgt wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern
er wird das "Licht des Lebens" haben (Joh 8,12). Christus ist der
"Abglanz Seiner Herrlichkeit" (Hebr 1,3), naemlich die Ausstrahlung der
Herrlichkeit des Vaters. Aber auch der Mensch soll "erleuchtet werden
zur Erkenntnis des goettlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi" (2 Kor
4,6) durch die unerschaffene goettliche Energie. Er wird naemlich
Teilhaber der goettlichen Herrlichkeit (Joh 17,22) und "Anteil an
Seiner Heiligkeit gewinnen" (Hebr 12,10), "Licht der Welt" (Mt 5,14)
und "Herrlichkeit Christi" (2 Kor 8,23).
Der Apostel Paulus sagt: "Wir alle spiegeln mit enthuelltem Angesicht
die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in Sein eigenes Bild
verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des
Herrn" (2 Kor 3,18)
Der Herr bestaetigt uns, dass jeder der Seiner Liebe mit eigener Liebe
begegnet, zum "Tempel Gottes", zum "Tempel des Heiligen Geistes" zur
"Wohnung Gottes durch den Geist" (1 Kor 3:16,6,19; 2 Kor 6,16; Eph
2,22; Joh 14,23) wird.
Jeder Christ, der in Gottes Gnade lebt, wird "zu demselben Leib
gehoeren und an derselben Verheissung in Christus Jesus teilhaben" (Eph
3,6). "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20),
"Er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden
zur Erkenntnis des goettlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi" (2 Kor
4,6) und wir sollen werden "Kinder Gottes ohne Makel" (Phil 2,15), sagt
der hl. Paulus.
Die Heiligen unserer Kirche hielten daran fest und lebten ihr Leben in
Christus. Deswegen ermahnt uns der Apostel: "Nehmt mich zum Vorbild,
wie ich Christus zum Vorbild nehme" (1 Kor 11,1).
Die Heiligen sind die "treuen Zeugen Christi". Ihr Leben ist dasselbe
Leben Christi, welches sich zu verschiedenen Zeiten und in
unterschiedlicher Art an jedem Einzelnen von ihnen wiederholt. Sie sind
die Menschen, welche durch "den Geist leben" und "in dem Geist" (Gal
5,25) wandelten; sie waren unverkennbar "ein Brief Christi, geschrieben
nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf
Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln - in Herzen von Fleisch" (2
Kor 3,3).
Die Heiligen unserer Kirche, verbunden mit Christus und uebergossen mit
dem Licht des Heiligen Geistes, lebten wie eine Miniatur das Leben
Christi. Ihre Gedanken, ihre Worte, ihr Handeln, waren Gedanken, Worte
und Handeln Christi. Ihr ganzes Leben bestand aus der tatkraeftigen
Fuelle des Heiligen Geistes in ihren Seelen. So sind die Heiligen in
Christus "eine neue Schoepfung" (2 Kor 5,17). Sie sind die Taten Gottes
im Leben des Menschen.
Die Lebensweise der Heiligen unserer Kirche ist der menschlichen Natur
nach, so wie sie Gott geschaffen hat, angemessen. Demnach zeigen uns
die Heiligen, wie in Wirklichkeit der Mensch ist und wie er leben soll.
Das Leben der Heiligen also ist Teilhabe am Leben Christi; ihre eigene
Heiligkeit besteht in der Heiligkeit Christi.
Die goettliche Ehre mit welcher die Heiligen unserer Kirche umgeben
sind, ist ein Geschenk Gottes, unerschaffene Gnade, das unerschaffene
goettliche Licht. Dieses Licht offenbart die Praesenz und die Wirkung
des Dreieinigen Gottes in der Welt.
Beim Propheten Daniel sehen wir, dass die Ehre Gottes vom Throne Gottes
als "loderndes Feuer" ausstroemt.
Das gleiche sehen wir im Buch Exodus, "da brannte der Dornbusch und
verbrannte doch nicht" (Ex 3,2; Ex 24,17; Ex 34, 29-30) und das Feuer
wurde auf Mose uebertragen und sein Gesicht strahlte so, "dass die
Israeliten das Gesicht des Mose nicht anschauen konnten" (2 Kor 3,7)
Die gleiche Herrlichkeit umhuellte den Propheten Elias, wie er gen
Himmel fuhr (2 Koen 2,11).
Das ist das unerschaffene Licht, welches die Apostel auf dem Berge der
Verklaerung sahen: "Petrus und seine Begleiter... sahen Jesus in
strahlendem Licht" (Lk 9,32).
"Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie
die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiss wie das Licht" (Mt
17,2).
Das unerschaffene Licht umstrahlte die Engel am leeren Grabe Christi
(Mt 28,3; Mk 16,5; Lk 24,4), erschien dem Erstmaertyrer Stephanos (Apg
7,55), dem Apostel Paulus (Apg 9,3) und uebertraegt sich zu den
Menschen Christi (Mt 5,14; Joh 17,22; 2 Kor 3,18)
Charakteristisch ist der nachfolgende Bericht ueber das Gespraech des
heiligen Serafim von Sarov mit Motowilov, als das Licht, welches den
Heiligen umhuellte, auf seinen Gespraechspartner uebertragen wurde:
Wie kann ich wissen, fragte ich Vaeterchen Serafim, ob ich mich auch in
der Gnade des Heiligen Geistes befinde?
Das ist sehr einfach, antwortete er mir, weil der Herr sagte,
dass
alles einfach ist fuer denjenigen, der die Erkenntnis erwirbt. Die
Apostel stuetzten sich auf diese Erkenntnis und konnten damit erkennen,
ob der Geist Gottes sich in ihnen befaende oder nicht und sie
behaupteten, dass ihr Tun in allem heilig und Gott gefaellig sei. Auf
diesen Grundsatz stuetzten sich die Apostel und erkannten in ihren
Herzen die Praesenz des goettlichen Geistes.
Trotz allem verstehe ich nicht, wie ich sicher sein kann, dass ich im
Heiligen Geist bin. Wie kann ich in mir seine Praesenz erkennen?
Vaeterchen Serafim fragte, was willst du
denn mein Sohn, ich
habe es dir doch erklaert.
Ich will, sagte ich, es besser erkennen!
Dann packte mich Vater Serafim fest an
den Schultern und
sagte:
Jetzt, mein Sohn, sind wir alle beide drinnen im Heiligen Geist Gottes.
Warum schaust du mein Gesicht nicht an?
Ich kann dich nicht anblicken, Vaeterchen, amtwortete ich ihm; aus
deinen Augen strahlen Flammen, dein Gesicht ist heller als die Sonne,
du blendest mich!
Habe keine Angst, du strahlst jetzt wie ich; auch du hast nun
die Fuelle des Heiligen Geistes."
Wir sehen also, dass die Heiligen keine eigene Heiligkeit besitzen,
sondern Anteil haben an der Heiligkeit Christi. Sie sind "Tempel
Gottes" und "Wohnstaette Gottes durch den Heiligen Geist". Deshalb ist
die Ehre der Heiligen das unerschaffene goettliche Licht, die grosse
Gabe und Gnade Gottes im Leben der Heiligen. Die Liebe der Heiligen
bleit nicht ohne Erfolg vor Gott. Die Heiligen bitten fuer uns und fuer
die ganze Schoepfung zu Gott, welcher wiederum mit Seiner Liebe
entgegenkommt. Durch die Fuerbitten und durch die Liebe der Heiligen
werden die Grenzen der Natur aufgehoben und die Liebe Gottes greift
wohltuend in unser Leben ein.
Ihr Pfr. Oekon. HERAKLIT
Dimaratos
Die Fruechte des
Pfingstereignisses
von Protopresbyter
Prof. Dr. Georgios
Metallinos
Der erste Sonntag nach Pfingsten ist allen Heiligen gewidmet, denn die
erste Frucht nach Pfingsten sind die Heiligen. Die Kirche besteht in
der Welt, "um die Heiligen fuer die Erfuellung ihres Dienstes zu
ruesten, fuer den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur
Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen,
damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner
vollendeten Gestalt darstellen" (Eph 4,12-13).
Diese bedeutsamen Worte des Apostels Paulus offenbaren das Ziel des
Lebens in der Kirche: die Einheit aller im Glauben. Das bedeutet hier
die Gegenwart des Heiligen Geistes im Herzen. Denn nur im Heiligen
Geist gelangen wir zur Erkenntnis Christi und werden zu wahren Gliedern
des kirchlichen Leibes.
Das Hindernis zur Heiligung ist der Suendenfall. Wie mit dem
Suendenfall des Menschengeschlechtes die menschliche Natur erkrankte,
so verwirklicht die Heiligung unsere Vergoettlichung. "Denn dieses
Vergaengliche muss sich mit Unvergaenglichkeit bekleiden und dieses
sterbliche mit Unsterblichkeit" (1 Kor 15,33). Unsere Natur kehrt nicht
nur "zur urspruenglichen Schoenheit" zurueck, zum Zustand vor dem
Suendenfall, sondern zur Vergoettlichung.
Die Vergoettlichung, die Heiligung der menschlichen Existenz, ist das
Ziel des Menschen und die Hauptaufgabe der Kirche in dieser Welt. Sonst
haette die Existenz der Kirche als Leib Christi in dieser Welt keinen
Sinn. Die Kirche existiert in dieser Welt, um die ganze Welt zu
heiligen und die Menschen zu vergoettlichen.
Die orthodoxe Tradition bezeichnet jene Personen als heilig, die zur
Vergoettlichung gelangt sind und diese in der Geschichte bezeugen (die
Vergoettlichung). Nach dem Hl.Johannes von Damaskus "ehren wir die
Heiligen als diejenigen, die sich mit Gott aus freiem Willen vereint,
Ihm in sich Wohnung gegeben haben und - durch Sein Teilhaben der Gnade
nach - das wurden, was Er von Natur her ist". Die Heiligen werden Gott;
nicht Goetter, sondern Gott der Gnade nach. Die Heiligen sind "die
beseelten Tempel Gottes, die beseelte Wohnstaette Gottes, durch den
Heiligen Geist, der in ihren Koerpern ein Tempel ist" (Hl.Johannes von
Damaskus). Der hl. Johannes, der im 8. Jahrhundert die ganze konkrete
kirchliche Tradition zusammenfasste, betrachtet nur diejenigen als
lebendige Glieder der Kirche, die in einer lebendigen Gemeinschaft mit
Gott stehen, die je nach ihrer Empfaenglichkeit an der unerschaffenen
Gnade Anteil haben. Genau diese sind die Heiligen, die wirklichen
Glieder des Leibes Christi, die zu dem gelangt sind, was das Wort des
Apostels Paulus bekennt: "nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in
mir" (Gal 2,20).
Nach der orthodoxen Tradition "macht die unsagbare Vergoettlichung
diejenigen, die an ihr Anteil haben, zu Unerschaffenen, Anfanglosen und
Unbeschreiblichen, obwohl sie ihrer Natur nach aus dem Nichtsein
geschaffen wurden", sagt der hl. Maximos der Bekenner (PG 91,114 4). In
der Vervollkommnung gelangt der Glaeubige zur Gottaehnlichkeit, zur
Vollendung seiner Natur, zur Verherrlichung. Nach dem hl. Dionysios dem
Aeropagiten "ist die Vergoettlichung das groesstmoegliche
Aehnlichwerden und die Vereinigung mit Gott". Zur Person des hl.
Apostels Paulus betont der hl. Gregor Palamas dessen Wandlung in
Christo mit seinem Aufstieg bis zum dritten Himmel (2 Kor 12,2), dessen
Vergoettlichung auf folgende Weise: "Solange Paulus das Leben lebte,
das auf den Befehl Gottes hin aus dem Nichts geschaffen wurde, war er
geschaffen; als er (Paulus) jedoch nicht mehr dieses, sondern jenes
Leben lebte, das mit der Reinigung durch Gott gewaehrt wird, wurde er
durch die Gnade unerschaffen".
Von einem Menschen zu sprechen und zu
sagen, dass er
unerschaffen ist, ist ein Aergernis, ein Skandal fuer die heutige Welt.
Das aber ist die Sprache der Orthodoxie, die ihrer mystischen Erfahrung
entspricht.
Die Vergoettlichung in dieser Welt beschraenkt der hl. Gregor Palamas
aber nicht nur auf Paulus oder die Apostel, sondern er betont, "dass
auch jeder, der Gott Logos erworben hat, und zwar lebend und wirkend,
zum gleichen Punkt gelangt". So verstehen wir, warum in der Bibel die
Heiligen "Freunde Gottes" und "Kinder Gottes", nicht aber "Knechte"
genannt werden (Joh 1,12).
In der staendigen Praxis der Kirche werden die Heiligen nicht auf der
Basis moralischer und innerweltlicher Kriterien anerkannt, sondern erst
nach der Offenbarung ihrer Heiligkeit von Gott Selbst. Die "offizielle"
Heiligsprechung in der Orthodoxen Kirche bedeutet also nicht irgendeine
Ehrenbezeugung oder Belohnung fuer gewisse Verdienste. Es handelt sich
vielmehr um die Bestaetigung und offizielle Proklamation der
Wirklichkeit ihrer Vergoettlichung.
(wird fortgesetzt)
Zum
Sonntag Aller Heiligen
"Ut omnes
unum sint." (Joh 17,21)
In der Geschichte ist durch die himmlische Kirche der Heiligen eine
neue Realität zum Vorschein gekommen. In der Welt jenseits des
gewöhnlichen biologischen Lebens des Menschen erschien das
Leben des menschgewordenen Gottessohnes. Von Pfingsten an macht der
Geist die Gläubigen zu Gliedern des Leibes Christi, welche die
Kirche bilden. Die Kirche Christi ist gleichzeitig sicht- und
unsichtbar, ist der mystische Leib des Herrn, hierarchische Institution
und soziale Gemeinschaft. Das göttliche und das menschliche
Element bilden eine einzige theandrische Realität, einen Leib
in Christus (Röm 12,15). Diese Verbindung unter dem
himmlischen und dem menschlichen Teil führt dazu, dass die
Engel und die Heiligen für die Lebenden Fürsprecher
sind und die Lebenden die Gebete jener anrufen. So haben die Heiligen
einen wichtigen Platz in der orthodoxen Spiritualität.
Am ersten Sonntag nach Pfingsten feiern wir das Fest "Allerheiligen
auf der Welt, in Asien, Libyen, Europa, im Norden und Süden".
Dieser Sonntag ist das Fest der Fülle der Kirche. Die
vollkommene Kirche der DreiEinheit endet in der vollkommenen Kirche der
Heiligen (Pentekostarion, Allerheiligensonntag, Synaxarion).
Über die Bedeutung dieses Festes und über die
Gründe seiner Feier an diesem Sonntag gibt uns das
Tagessynaxarion eine ausführliche Erklärung:
"Unsere gotttragenden Väter haben angeordnet, dass
wir nach der Herabkunft des Heiligen Geistes das heutige Fest feiern,
denn sie wollten zeigen, dass die Herabkunft des Heiligen Geistes so
große Wunder bewirkt hatte, dass sie, die aus gleichem Teig [gemeint
ist die menschliche aus Fleisch bestehende Natur] wie wir
geschaffen, geheiligt und zu Weisen gemacht wurden, und dass sie an
Stelle der gefallenen Schar eingesetzt und durch Jesus Christus zu Gott
geführt wurden; die einen durch Martyrium und Blut, die
anderen durch tugendhaftes Leben, weil der Heilige Geist Wunder bewirkt
hatte...
Einerseits ehren wir, indem wir das Fest feiern, viele andere, die,
auch wenn sie durch ihre Tugend gottgefällig lebten, aus
unbekannten Gründen (vielleicht wegen menschlichen
Umständen) niemand bekannt wurden, obwohl sie vielleicht nun
viel von Gottes Herrlichkeit gelebt haben.
Andererseits gab es viele, die gottgefällig in Indien,
Ägypten, Arabien, Mesopotamien, um das Schwarze Meer sowie
überall im Westen, sogar bis zu den britannischen Inseln, und,
kurz gesagt, in Ost und West gelebt hatten, deren Gedächtnis
sich nach der Sitte der Kirche wegen ihrer Vielzahl nicht leicht feiern
laesst. Damit wir auch die Hilfe derer, die irgendwo auf Erden
gottgefällig waren, bekommen und auch die künftigen
Heiligen berücksichtigen, ordneten die gotttragenden
Väter das Fest Allerheiligen an, das alle, von den ersten bis
zu den letzten Heiligen, enthält, die bekannten oder
unbekannten, die vom Heiligen Geist, der in ihnen wohnte, geheiligt
wurden.
Drittens sollten die einzelnen Feste der Heiligen auch zusammen an
einem Tag gefeiert werden, um zu zeigen, dass sie für
denselben Christus gekämpft haben, dass sie sich alle auf
demselben Weg der Tugend befanden und nach Verdienst gekrönt
wurden, als Diener desselben Gottes. Sie bilden die Kirche, sie
ergänzen die jenseitige Welt hier bei uns und ermahnen uns zum
gleichen Kampf, der verschieden nach dem Zustand jedes einzelnen ist."
(Pentekostarion: Allerheiligensonntag)
Das Fest Allerheiligen ist die letzte im Pentekostarion enthaltene
Feier.
Seine Position will uns zeigen, dass das Ziel des ganzen
erlösenden Werkes Jesu Christi und der Zweck der ganzen
Spiritualität der Kirche die Heiligkeit -unsere Vereinigung
mit Gott- ist.
Das Tagessynaxarion zeigt, dass die Feier "als
Triodionsschluss“ eingesetzt wurde (darunter
verstehen wir die beiden Bücher: das "Fasten-Triodion",
für die Hymnen der großen Fastenzeit, und
"Pentekostarion" für die Zeit im Jubel der Auferstehung),
und wie ein Rahmen alle Feste umschliesst.
Das Triodion enthält die sorgfältige Auslegung aller
für uns von Gott gewirkten Heilstaten:
Die Verstossung der Teufel aus dem Himmel wegen des ersten
Unheils, der Sünde und die Vertreibung Adams aus dem Paradies,
die ganze Oikonomia Gottes des Wortes und die Weise, in welcher wir
wieder zu den Himmeln durch den Heiligen Geist erhoben werden, und wie
wir dort gemäß den heiligen Vätern die
gefallene Schar ersetzen.
Jetzt feiern wir alle, die durch das Wohlwollen des Heiligen Geistes
geheiligt wurden:
Die herrlichen und heiligen Geister, das heißt die neun
Scharen; die Urahnen und Patriarchen, die Propheten und die heiligen
Apostel, die Märtyrer und die Hierarchen, die heiligen
Bekenner und die ehrwürdigen Mönche, die Gerechten
und die ganze Schar der heiligen Frauen und alle anderen unbekannten
Heiligen.
Über, unter und mit allen Heiligen feiern wir aber die Heilige
der Heiligen, die Allheilige und unsagbar mehr Geehrtere als der Engel
Scharen, unsere Frau und Gebieterin und immerwährende Jungfrau
Maria." (Pentekostarion, Allerheiligensonntag, Synaxarion)
An dieser Feier freut sich Christus selbst, weil er den Glanz der
Früchte seines Opfers sieht, freut sich die Kirche, welche
ihre Erfüllung schaut, sind selig alle Heiligen vor dem
himmlischen Thron und freuen wir uns alle, die wir das Beispiel ihres
Lebens anschauen. Wir versuchen ihrem Glauben zu folgen, um am Ende der
Laufbahn unseres Lebens (vgl. 1Kor 9,24) mit ihnen zusammen zu sein,
und beten dafür.
Durch ihre Annäherung an Gott und durch die Nähe zu
ihm sind die Heiligen unaufhörliche Mittler für
unsere Erlösung.
Die Dankdoxologie für die Heiligen und ihre Anrufung in
Bittgebeten für Lebende und Verstorbene bilden eine sehr alte
christliche Praxis in welcher Gott in und unter uns verherrlicht wird.
Weil wir wissen, dass die Heiligen Menschen wie wir waren und dieselben
dem Menschen zugehörenden Schwächen hatten, dass sie
deswegen auch unsere Schwächen und Verfehlungen verstehen
können, haben wir großes Vertrauen auf ihre Gebete
für uns.
Die Heiligen sind folglich unsere Freunde, die wir bitten, bei Gott
für unsere Erlösung zu vermitteln, damit wir ewig
zusammen mit ihnen sein können.
QUELLE:
Bischof SOFIAN von Brasov (p.
Serafim
Pâtrunjel)
Die Orthodoxe Spiritualität der
Osterzeit (Kommentar
zum Pentekostarion)
Würzburg 1998, S. 119ff
(hier aus * St.Andreas-Bote
*
)
ХИМН
НА
СВЕТИТЕ БРАТЯ КИРИЛ
И МЕТОДИ
В ИЗПЪЛНЕНИЕ НА
ДЕТСКИЯ ХОР НА БНР
24. Juni
Geburt
des hl. Propheten, Vorlaeufers und Taeufers
JOHANNES
Die
vormals Unfruchtbare
gebiert heute den Vorlaeufer Christi.
Dieser aber ist die Fuelle aller Weissagung:
Er wurde von den Propheten vorhergesagt,
er, der im Jordan durch Handauflegung bezeugte
die Erscheinung des Wortes Gottes,
er,
der Prophet,
Verkuender und
Vorlaeufer
ist.
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* St. Andreas-Bote:
empfehlenswerte Monatsschrift in deutscher Sprache mit ausgewaehlten
aktuellen Texten der besten Theologen aus allen orthodoxen Traditionen
und aktuellem Kalendarium
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St.
Andreas Bote - online
Vorbereitende
Sonntage:
Sonntag vom
ZACHÄUS
29.1. 2023
(Sonntag
von
der
KANAANÄERIN )
entfällt 2023
Sonntag
vom ZACHÄUS
Apostel:
1 Tim
4: 9-15
Evangelium:
Lk 19: 1-10
Heute hören wir die erste
Ankündigung, empfangen die erste
Einladung das Oster-Mysterium für uns heilbringend
mitzuerleben:
Wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark ist, wird Christus
darauf antworten.
Deshalb müssen wir danach brennen
den Gottessohn, den erneuerten perfekten Menschen des
Paradieses erkennen zu lernen.
Dazu muss der Durst und der Hunger nach dem Absoluten in uns steigen,
und durch Ihn die wahrhaftige Erkenntnis in uns selbst.
Das
brennende Verlangen
(zum Sonntag des Zachäus)
Lange vor dem eigentlichen
Beginn der Fastenzeit kündigt die Kirche ihr Nahen an und
lädt uns ein, in die Periode einer der Fastenzeit
vorhergehenden Vorbereitung einzutreten. Es ist ein charakteristischer
Zug der Orthodoxen liturgischen Tradition, dass jedes Hochfest oder
jeder liturgische Zeitabschnitt - Ostern, Weihnachten, Fastenzeit etc.
- angekündigt und im voraus »vorbereitet«
wird. Warum? Weil die Kirche ein tiefes psychologisches Gespür
für die menschliche Natur hat. Da sie unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit und den erschreckenden Hang zur
»Weltlichkeit« unseres Lebens kennt, weiß
sie um unsere Unfähigkeit zu einem raschen Wandel, zu einem
unvermittelten Hinüberwechseln von einem geistlichen oder
geistigen Zustand in einen anderen. Deshalb lenkt die Kirche bereits
lange vor dem Beginn des der Fastenzeit eigenen Bemühens
unsere Aufmerksamkeit auf die ernsthafte Bedeutung dieser Zeit und
lädt uns ein, deren Sinn betrachtend zu bedenken. Vor dem praktischen
Vollzug der Fastenzeit wird uns deren Bedeutung
gegeben.
Diese Vorbereitung umfasst fünf aufeinander folgende Sonntage,
die der Fastenzeit vorangehen, und von denen jeder - durch sein eigenes
Evangelium - einem grundsätzlichen Gesichtspunkt der Reue
gewidmet ist.
Der aller erste Hinweis auf die Fastenzeit erfolgt an dem Sonntag, an
dem das Evangelium über Zachäus (Lk 19,1-10) gelesen
wird. Es ist der Bericht über einen Menschen, der zu klein
ist, um Jesus sehen zu können, der aber so sehr von dem Wunsch
beseelt ist, ihn zu sehen, dass er auf einen Baum steigt. Wegen seines
brennenden Verlangens wendet Christus sich ihm zu und kehrt bei ihm
ein. So ist das Thema dieser ersten Ankündigung das brennende
Verlangen. Der Mensch folgt seinem brennenden
Verlangen. Man kann sogar sagen, dass der Mensch Verlangen ist, und
diese grundlegende psychologische Wahrheit über die
menschliche Natur wird durch das Evangelium bestätigt: »Da,
wo dein Schatz ist, wird auch dein Herz sein« (Mt
6,21; Lk 12,34), sagt Christus. Ein heißes Verlangen
überwindet die natürlichen Grenzen des Menschen; wenn
er leidenschaftlich etwas wünscht, kann er Leistungen
vollbringen, zu denen er »normalerweise« nicht
fähig ist. Obwohl »klein« von Gestalt,
wächst er über sich hinaus und übertrifft
sich selbst. Die einzige Frage ist also, ob es die wahren
Güter sind, die wir begehren, und ob die Stärke
unseres Verlangens auf das wahre Ziel ausgerichtet ist oder ob, um die
Formulierung des atheistischen Existentialisten Jean-Paul Sartre zu
gebrauchen, der Mensch eine »unnütze
Leidenschaft« ist.
Zachäus
wünschte »eine gerechte Sache«, er wollte
Christus sehen und näher an ihn herankommen. Es ist das erste
Symbol des Sich-Bekehrens, denn das Sich-Bekehren beginnt mit der
Wiederentdeckung der tiefgründigen Natur allen Verlangens: das
Verlangen nach Gott und Seiner Gerechtigkeit, das Verlangen nach dem
wahren Leben. Zachäus ist »klein«, -
unscheinbar, ein Sünder, ein Mensch mit begrenzten
Möglichkeiten - aber trotzdem wächst sein Verlangen
über all dies hinaus. Er »erzwingt« die
Aufmerksamkeit von Christus, er nimmt Christus mit zu sich nach Hause.
Das ist also die erste
Ankündigung, die erste Einladung: wir müssen begehren,
was das Tiefste und Wahrhaftigste in uns selbst ist, den
Durst und den Hunger nach dem Absoluten in uns wiedererkennen, das, ob
wir es nun kennen oder nicht, uns mit einer wahrlich
»unnützen Leidenschaft« behaftet sein
ließe, wenn wir uns von ihm abwenden und unsere
Wünsche anderswohin lenken würden. Und wenn unser
Verlangen hinreichend tief und stark ist, wird Christus darauf
antworten.
aus: Schmemann,
Alexander, GREAT LENT. Journey to Pascha,
St. Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
Die Große Fastenzeit, Askese und Liturgie in der
Orthodoxen Kirche, (aus dem Englischen übersetzt von Elmar
Kalthoff)
Veröffentlichungen des Instituts
für Orthodoxe Theologie der Universität
München, Bd. 2 1994, S. 15f.
Sonntag
von der KANAANÄERIN
Apostel:
2 Kor. 6: 16 - 7: 1
Evangelium:
Mt 15: 21-28
Zur
Vorbereitung auf die kommenden Fasten zeigt uns die Kirche
nach dem Beispiel von Zachäus am vorigen Sonntag an diesem
Sonntag den starken
Glauben der
Kanaanäerin.
Viele
Menschen kommen auf der Suche nach Linderung und Befreiung
von ihren Leiden zu Christus. Der Fall der kanaanäischen Frau
ist aber doch
besonders für uns als Vorbild geeignet. Eine Frau, die als
Heidin gilt, weil sie
nicht den Glauben des Volkes Israels bekennt, wie viele unter uns,die
auch
nicht in Allem dem Glauben der Kirche folgen- zeigt doch
unerschütterlichen
Glauben an den Gottessohn.
Das Evangelium empfiehlt uns eine
Glaubenserfahrung als Zugehörigkeit zur Person des
Gottessohns. Trotz der
offensichtlichen Hindernisse, die Christus ihr in den Weg stellt,
besteht sie
weiterhin darauf, daß Er ihr helfen wird.
Dies
ist der Weg, den das Evangelium jedem von uns aufzeigt. Der Glaube
dieser
Frau hat nichts mit Routine oder der Mittelmäßigkeit
unseres „Alltagsglaubens“ zu
tun.
Es ist ein lebendiger Glaube, der bettelt. Es ist ein energischer
Glaube, der
von Jesus Christus selbst geprüft wurde. Es ist ein Glaube an
Christus, der
wirklich bewegt. Es ist ein Glaube, der mit seinen kulturellen und
religiösen
Traditionen bricht.
Der Glaube der Kanaanäerin hat nichts mit einem schwachen,
legalistischen
Glauben zu tun.
Der Glaube bringt immer Früchte hervor. Aber die
Früchte entstehen, wenn es
eine wahre Umkehr gibt. Um nicht mehr auf uns selbst zu schauen,
sondern auf
Gott.
Dasselbe
gilt für uns in unserem Gebet, vor der Gegenwart Christi in
Seiner
Auferstehung müssen wir so viele Dinge
ändern, die uns von Ihm wegführen.
Dazu brauchen wir die Kraft uneingeschränkter Demut. Ungeahnte
Kraft zur Umkehr
in der Fastenzeit können auch wir durch diesen
demütigen Glauben bekommen.
Lassen wir uns weder von unseren Sünden noch von unserem Elend
entmutigen.
Schauen wir niemals zurück, das ist es, was der Fürst
der Lüge will.
Orientieren wir uns am Beispiel der Heiligen. Die Heiligen sind
Menschen, die
an die Liebe des Vaters geglaubt, sich vor Christus erniedrigt und ihre
Schwächen erkannt haben. Die Heiligen sind Menschen wie wir.
Bitten wir Christus, uns in den kommenden Wochen den GLAUBEN und die
DEMUT der
kanaanäischen Frau zu schenken.
Vor - Fastenzeit
Warum
werden die
vorösterlichen "Grosse Fasten" durch die vierwöchige
Vorbereitungszeit eingeleitet ?
Weil
die Kirche mit ihrer 2000-jährigen Erfahrung ein tiefes
psychologisches Mitgefühl mit der menschlichen Natur
entwickelt
hat. Sie kennt unseren Hang uns von den Oberflächlichkeiten
unserer Umwelt einnehmen zu lassen und unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit auf die geistlichen Güter.
Ein
rascher Wandel unserer Alltäglichkeit, ein unvermitteltes
Hinüberwechseln in eine noch nie auch nur erspürte
Praxis
birgt die Gefahr uns zu überfordern. Wir dürfen nicht
Wunder
fordern, sondern wir bereiten uns auf immer wieder neue Anstrengungen
vor. Wir müssen uns darauf vorbereiten, nach jedem Fall
niemals
die Anstrengungen des Aufstehens zu scheuen, wieder an die
Türen
der Umkehr zu klopfen und uns wieder auf den Weg zu machen.
Lasst uns jährlich die Gelegenheit nutzen, uns auf
das Ziel
und
die Bedingungen wahrhaft christlichen Fastens zu besinnen und uns
allmählich für das kommende Fasten bereit zu machen.
Charakteristisch für unsere heilsame orthodoxe Tradition des
Christentums ist dabei die pastorale Heranführung an die
einzelnen
Phasen des Heilswerkes unseres Gottes für uns Menschen. Vor
dem
Apell zum praktischen Vollzug der Fasten wird uns deren Bedeutung in
mehreren Bildern anschaulich gemacht. So hat jede Zeit des
Kirchenjahres - ohne unvermittelte Einschnitte und Brüche - in
ihrer Weise Anteil am Ganzen, am alle Zeiten einschliessenden
Heilsmysterium Christi. Zugleich wird dadurch aber auch deutlich, dass
die Gläubigen sich nicht nur an einzelnen Festzeiten einseitig
und
nach Belieben bedienen sollen, wie an einem Selbstbedienungs-Buffet,
sondern in allen Zeiten des Kirchenjahres in demütiger
Offenheit
und aktiver Teilnahme am Gebet der Kirche eine weitere
Stärkung in
ihrem Lebensweg als Christen mitbekommen.
Die Haltung demütiger Offenheit aber muss immer wieder neu
mutig errungen werden.
Dieser Mut und die Bereitschaft das Ringen auch durch
Entbehrungen
durchzuhalten ist besonders für die Zeit der Grossen
40-tägigen Fasten notwendig. Das aktive, bewusste Fasten ist
ein
deutliches Bekenntnis zur Möglichkeit der Überwindung
der
"animalischen Naturgesetze" und ein Zeichen der Bereitschaft zu wahrer
Menschlichkeit im Ebenbilde Gottes.
Wenn wir dies Bedenken, dann wird uns das Fasten nicht als
unliebsame
Einengung erscheinen. Wir werden erkennen das Fasten nichts mit
Trübsinn zu tun hat, sondern mit Freude die Gelegenheit zur
Erneuerung des Lebens ergreifen.
Deshalb wollen wir das Fasten nicht nur als
äusserliche
Übung
der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns dem Heil der
Vergöttlichung zu nähern:
Beginnend mit der Bitte, dass sich auch
für uns die
"TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !
Die 4 Sonntage der Wochen der Vorbereitung der
Vor-Fastenzeit
führen uns durch ihre Evangelien an diese "Türen der
Umkehr"
heran.
Diese Zeit soll genutzt werden, um uns zu Besinnen, uns zu
überlegen und wenn möglich mit dem Beichtvater
abzusprechen
in welcher Weise wir am Fasten der Kirche in unseren konkreten
Lebensumständen teilhaben können. Realistischerweise
wird uns
nämlich ausser in Klöstern die genaue Einhaltung
aller
Fastenregeln der Kanones (kat´akrib ei an) nicht so
ohneweiteres
möglich sein. Gleichzeitig wird ein am Sinn und nicht nur am
Buchstaben orientiertes Fasten auch weitgehenden Verzicht auf die
Genussmittel, Süssigkeiten, Fernsehen und andere "Suchtmittel"
unserer Zeit bedeuten. Dies vor allem, um frei zu werden, die
"Lebensqualität" eines inneren geistlichen Lebens für
uns neu
zu entdecken und zu intensivieren.
Die Vorfastenzeit bietet Gelegenheit zur konkreten Planung dieser
Umkehr. Aus praktischer Erfahrung ist es auch empfehlenswert die
Umsetzung der Pläne "austesten", um für die 40 Tage
nur
Vorsätze zu fassen, die wir dann auch weitgehend umsetzen
können.
Wichtig ist es aber auch, sich auch gleich darauf vorzubereiten, dass
wir nach jedem Fall auch wieder bereit sind aufzustehen - und das
"Rennen" fortzusetzen. Nicht umsonst werden wir auch an die 40 Jahre
erinnert, in denen das Volk des Herrn auf dem Weg durch die
Wüste
die neu gewonnene Freiheit erprobte:
Befreit aus der auch bequem gewordenen Gefangenschaft "an den
Fleischtöpfen Ägyptens", gerettet von
äusseren Feinden
nach der DurchQuerung des Roten Meeres und immer wieder im Glauben
gestärkt auf dem Weg in das Land der Verheissung wie wir in
unseren Anstrengungen auf dem Weg zur Vergöttlichung. Aber
trotz
der neu empfangenen Richtschnur der 10 Gebote, von Gott
genährt
durch das Manna vom Himmel und mehrmals gerettet durch die Wunder des
Wassers des Lebens:
Nahe an Gott aber auch in dieser
Situation immer wieder
zurückgefallen in gefährliche Sünden
- aber auch immer wieder durch Gottes Gnade und menschliche Anstrengung
wieder versöhnt mit dem Schöpfer des Lebens.
ER will uns nie vernichtend strafen, sondern wie
es uns Christus
während Seiner 40 Tage in der Wüste gezeigt hat,
immer wieder
für uns und unsere Erlösung mit dem Satan, dem
Versucher,
ringen. Wir können darüber umso mehr Freude
empfinden, je
öfter wir nach unseren Sündenfällen wieder
aufstehen und
den Kampf wieder aufnehmen.
"Nur vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich
niederwerfen und nur
ihm allein dienen" (Lk 4,8) erinnert uns der Apostel an dieses Privileg
der "Synergie", der Einladung Gottes an uns, unsere begrenzten
Kräfte mit Seiner Allmacht zu verbinden.
Bereiten wir uns auf die freudebringenden
Anstrengungen dieses Kampfes
vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens
teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung
ernten zu
dürfen !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~
Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation durch grossen Chor ~~~
www.musicarussica.com
- RealAudio
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele
befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
aus: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag
vom Zöllner und Pharisäer
Apostel:
2 Tim 3:
10-15
Evangelium: Lk 18: 10-14
Die
Apostellesung erinnert uns, an heilsamen Traditionen festzuhalten.
Das Evangelium macht aber sofort deutlich, dass
damit nicht ein
gesetzlicher Konservatismus gerechtfertigt werden soll:
Der Pharisäer, der getreu alle überkommenen
Vorschriften
einhält, und sich dessen vor Gott rühmt, wird
beschämt
durch den ausserhalb des Gesetzes stehenden Zöllner, der in
Demut
seine Unwürdigkeit bekennt.
Am ersten Vorfastensonntag werden wir auf die
erste Voraussetzung
dafür hingewiesen, dass die kommende Fastenzeit für
uns
heilsam wird:
DEMUT
Lasset
uns fliehen
die hochmütige Prahlerei des Pharisäers
und lernen
das demütige Seufzen des Zöllners !
Zu unserem Erlöser lasset uns rufen:
Vergib uns,
Allerbarmer !
Vor uns liegt ein Ausstieg, ein Aufstieg ins Heiligtum, in das Innerste
des heilbringenden Mysteriums Christi, hin zur kostbaren Herzmitte auch
unserer Existenz, deren eigentlichen Sinn dieses Mysteriums birgt.
Wir nahen uns dem Ostermysterium entweder als
"Zöllner" oder
als "Pharisäer":
- als solche, die kommen zur wahren
Verwirklichung dessen, wozu wir
berufen sind
- oder als solche, die in den "Naturgesetzen"
ihrer Umgebung verfangen sind - und so
das eigentliche Ziel ihres Lebens verfehlen.
Der offenbarende Gott zeigt uns welche Grundhaltungen -Seiner
erlösenden Liebe gegenüber- für uns heilsam
oder nutzlos
sind:
Der Pharisäer steht für den Selbstgerechten, den
Menschen,
der sich selbst verwirklichen will, dank all seiner Leistungen und
seiner Selbstsicherheit, der auf seinen Individualismus stolz ist:
"Er betet bei sich selbst: ich danke Dir, dass
ich nicht bin wie die
übrigen Menschen"
Der Zöllner zeigt uns dagegen, die allein fruchtbare, die
Haltung, für die das Heil nahe ist:
Er "steht von Ferne und wagt es nicht, seine Augen gen
Himmel zu
erheben". Er weiss um die Distanz zur erhabenen, ganz anderen
Wirklichkeit des über alles erhabenen, allerhöchsten
Gottes
über jeden Gott, DEN, zu dem sich der selbstgerechte Mensch
selber
machen wollte. Er weiss um seine Schulden, die Sünden und
"klopft
an s e i n e Brust", nicht an die Brust der anderen um andere
für
deren Vergehen zu tadeln. Er weiss, das sein Schöpfer auch
sein
ihn liebender Erlöser ist, der ihm sogar an seiner
göttlichen
Natur Anteil geben will. Der sich selbst richtig einschätzende
Zöllner (= der Sünder par excellence), e r b i t t e
t das
Erbarmen Dessen, Der die Liebe ist:
"Gott, gewähre mir Deine Gnade !"
“Gott,
sei mir Sünder gnädig!“
Predigt zum Sonntag des Zöllners und
Pharisäers von P. Konstantinos, München
* Quellenhinweis *
„Zwei
Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein
Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der
Pharisäer stellte
sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir,
daß
ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber,
Betrüger,
Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste
zweimal in
der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen
Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und
wagte
nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an
die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage
euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der
andere
nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich
aber
selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
(Lk 18,10-14)
Die heutige
Evangeliumsperikope zeigt uns zwei Arten von
Gläubigen; zwei charakteristische Typen von Menschen, die in
die
Kirche kommen. Der erste kommt, um sich zu zeigen, um anzugeben, um
sein angeblich so heiliges Leben vorzustellen, um die Bewunderung der
anderen zu erregen, um Gott, seiner Ansicht nach, zu verpflichten
für seine Taten, für seine Tugenden, die der
Bewunderung und
des Lohnes würdig sind.
Welch
ein Irrtum, welch ein Trug, welch ein Frevel! Ein Frevel vor Gott
und den Menschen. Denn Gott nimmt solche Gebete nicht an, und die
Menschen verabscheuen diese Art, ja ekeln sich vor ihr. Bei meinen
Hausbesuchen höre ich viele Klagen und Kritik an vielen von
uns,
die wir zwar regelmäßig in die Kirche gehen, aber zu
Hause,
in der Arbeit, im Umgang mit anderen ganz anders sind, als wie wir uns
hier im Umfeld der Kirche zeigen möchten. Wir sind leicht
erregbar, ungerecht, sprunghaft und haben tausend andere Fehler, die
unseren Charakter verraten. Wir kommen in die Kirche mit
großen
und auffallenden Kreuzen, mit großen und vielen Kerzen, aber
wir
verbergen in uns den Pharisäer, der uns so treffend im Hl.
Evangelium beschrieben wird.
Ich möchte nicht länger bei der Charakterisierung und
Beschreibung dieser Art von Menschen verbleiben. Ich möchte,
dass
wir uns etwas mehr Gedanken machen über eine andere Art,
nämlich über jenen, den der Pharisäer
verachtet, auf den
er mit dem Finger zeigt und über den er schlecht redet.
Wer ist es? Es ist ein
sündiger Zöllner.
Früher mussten
die Bauern den Zehnten zahlen, d.h. ein Steuereinnehmer, kein Beamter
des Staates, hatte sich vom Staat das Recht gekauft, die Steuern von
den Bauern einheben zu dürfen. Dieser Steuereinnehmer oder
seine
Leute hatten die Möglichkeit Missbrauch zu üben, zu
stehlen,
die Bauern auszubeuten. Und sie haben den Unwissenden und Hilflosen das
Gesetz vorgehalten, um damit ihre Gesetzwidrigkeiten zu verschleiern.
In der Zeit Christi hatte die römische Herrschaft für
diese
Arbeit die Zöllner, die in der Regel stahlen und ihre
Landsleute
rücksichtslos und schamlos betrogen. Deshalb hatte niemand
Achtung
vor ihnen. Deshalb betont der Pharisäer der heutigen
Evangeliumsperikope: „Gott, ich danke Dir, daß ich
nicht
wie die anderen Menschen bin ... oder auch wie dieser Zöllner
dort.“ Der Zöllner wiederum kannte seine Schuld. Er
wagte es
nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben. In einem abgelegenen
Teil des Tempels klopfte er sich, niedergebeugt und voller Reue, an die
Brust und flüsterte immer wieder: „Gott, sei mir
Sünder
gnädig!“
Es
waren dies seine einzigen Worte, aber sie kamen tief aus seinem
Herzen. Worte der Reue und Buße, die zeigten, dass in dieser
Brust seine Seele litt und eine geistige Geburt, eine seelische
Wiedergeburt möglich wird. In diesem Kampf in seiner Brust
stürzte der Zöllner den Sünder in sich vom
Sockel seiner
Geldgier und legte den Grundstein für ein neues Leben. Das ist
das
Werk der Buße. Als der Zöllner zu bereuen begann,
erfuhr er
die erste Frucht dieser Tugend: die Demut.
Man sagt, dass die Demut die Tugend
der Alten und der Weisen sei. Aber
auch der Zöllner zeigte sich demütig. Ganz hinten im
Tempel
klopfte er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir
Sünder gnädig!“ Seht seine große
Demut, ganz
spontan kamen ihm diese Worte über seine Lippen. Und diese
Worte
waren nicht von der satten Arroganz der dürren Worte des
Pharisäers.
Die aufrichtige Reue des
Zöllners führte ihn zur
Demut,
welche „die beste der Tugenden ist“, wie uns der
hl.
Augustinus sagt, und diese führt uns weiter zum Gebet, das
eine
„Kraftreserve“ ist, wie es ein anderer Denker
ausdrückte. Die Tradition überliefert uns, dass
König
David, als er seine übergroße Sünde
bereute, bitterlich
weinte, wie es der 50. Psalm beschreibt, den wir in vielen Andachten
unserer Kirche lesen. Aus den Tränen Davids wuchsen aus der
Erde
zwei Bäume: eine Weide, die auf immer trauert und eine Zeder,
deren Harz sich in Weihrauch verwandelt.
Tatsächlich Quellen aus der
aufrichtigen Reue zwei Tugenden:
die
Demut, die der Weide gleicht, die ihre Zweige nach unten neigt und das
Gebet, das wie Weihrauch zum himmlischen Altar Gottes aufsteigt.
Das ist die Dreiheit der Tugenden -
Reue und Buße, Demut,
Gebet
-, die uns heute das Triodion der Zerknirschung in Erinnerung bringt.
Das Triodion, das heute beginnt, ist die Zeit, die uns auffordert, uns
auf diese Tugenden zu besinnen. Jeder Sonntag des Triodions erinnert
uns an eine andere Tugend. Die Kette unserer Tugenden verbindet uns mit
dem gütigen Gott.
Selig
werden sein,
die in der heutigen Zeit der Gleichgültigkeit im Glauben, ja
seiner Ablehnung,
es zustande bringen,
sich durch dieses Band mit Jenem zu verbinden,
der den Zerknirschten und Demütigen im Geiste nahe ist.
Amin.
Übersetzung aus dem Griechischen: G. Wolf
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