Aktuelle Feste im Jahreskreis des Heils
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 Unsere Heiligen
"Fastenregeln" / FASTEN / Fasten ?  nach dem Hl. JOHANNES (Chrisostomos)
GEBET des Hl. EPHRAIM des SYRERS    /     Kanon der Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von KRETA

"Die Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..." 
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.SCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"



F A S T E N Z E I T

1. Sonntag der Fastenzeit: Fest der ORTHODOXIE  5.3.2023
2. Sonntag der Fastenzeit
: Hl. GREGOR Palamas  12.3.2023
3. 
Sonntag der Fastenzeit: KREUZVEREHRUNG  19.3.2023
 

 25.3.2023   Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesgebärerin


4.
Sonntag der Fastenzeit: Hl. JOHANNES von der Himmelsleiter  26.3.2023
5.
Sonntag der Fastenzeit: Hl. MARIA von Aegypten  2.4.2023

HOHER  Samstag  15./16.4. 2023

STRAHLENDE  AUFERSTEHUNG  -  PAS 'CHA  -  FEST der FESTE

 

5. WOCHE der Grossen voroesterlichen FASTEN
In dieser Woche laedt uns die Kirche noch einmal verstaerkt zur Umkehr ein.
Wir sind eingeladen unser Vorleben zu kreuzigen um in der Auferstehung erloest und erneuert zu werden.

Mittwoch wird der GROSSE KANON der Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von Kreta
(in bulgarischer Sprache: https://sluzhbi.blogspot.com/2023/03/blog-post_26.html)
gebetet, am Herrentag der diese Woche kroent, wird uns das leuchtende Vorbild der Heiligen MARIA von AEGYPTEN vorgestellt.
Am Freitag duerfen wir des wichtigsten Menschen im goettlichen Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlecht, der Gottesgebärerin im  KANON der GOTTESMUTTER  und am Samstag im  AKATHISTOS-HYMNUS  gedenken.
(in bulgarischer Sprache: https://sluzhbi.blogspot.com/2023/03/blog-post_20.html
)



5. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN


Hl. MARIA von Aegypten



Lesung:
Hebr. 9: 11 - 14





EVANGELIUM:
Mk. 10: 32 - 45




Festtagsikone in Arabischer Tradition aus dem Libanon





Die Hl. Maria von Aegypten ist in der orthodoxen wie in der lateinischen Kirche bekannt als ein Beispiel wie Gott uns durch Seine Gnade Heilige schenkt, deren Lebensweg nach menschlichem Mass alles andere als fromm und bieder ist. In jedem menschlichen Charakterzug, auch in den "allzu menschlichen" Schwächen, ist doch auch ein Zugang zum Heil verborgen. Massloses Verlangen nach Genuss kann im Zusammenwirken von Gottes Gnade und menschlicher Umkehr zu massloser Gottesliebe fuehren.

Maria wurde im noerdlichen Aegypten geboren und entfloh im Alter von 12 Jahren dem elterlichen Hause, um in der Weltstadt Alexandria ein Leben der Ausschweifung zu fuehren, einzig die Befriedigung ihrer Lueste suchend. Nach 17 Jahren ausschweifenden Lebens trieb sie die Neugier mit Wallfahrern zum Fest der Kreuzerhoehung zu den Heiligen Stätten in Jerusalem zu segeln. Auch auf dem Schiff und in Jerusalem liess sie ihrer Leidenschaft freien Lauf und verführte jeden der es sich gefallen liess.

Als sie zur Verehrung des heiligen Kreuzes inmitten des gewaltigen Menschenstromes, welcher der Auferstehungsbasilika zuflutete, auch selbst in die Kirche eintreten wollte, wurde sie an der Schwelle von einer unsichtbaren Gewalt, die staerker war als sie, zurueckgehalten, waehrend die uebrigen an ihr voruebergingen. Auch die vereinte Kraft mehrerer Maenner, um deren Hilfe sie gebeten hatte, konnten sie nicht ueber die Schwelle der Kirche bringen. Da kam es ihr ploetzlich erschreckend zu Bewusstsein, dass ihr Suendenleben Ursache dafuer sei, dass sie das Heiligtum in ihrem Zustand nicht betreten sollte. Zugleich fiel ihr Blick auf die Ikone der allheiligen Gottesmutter im Vorraum der Kirche. In Beschaemung und Reue rief sie die Mutter des Herrn an und gelobte, jede Busse in ihrem zukuenftigen Leben auf sich zu nehmen, wenn die Gottesmutter ihr Eingang in das Heiligtum und damit ein Zeichen gewaehre, an dem sie erkennen werde, dass ihr goettlicher Sohn ihr vergebe. Und - o Wunder - ungehindert konnte sie die Schwelle uebertreten und mit den uebrigen Pilgern an der Verehrung des heiligen Kreuzes teilnehmen. Hier traf sie der Strahl der Gnade. Einer innerlichen Erleuchtung folgend, jenseits des Jordans Ruhe und Frieden zu suchen, machte sie sich sofort auf den Weg und erreichte noch am gleichen Tage die Kirche des Hl. Johannes am Jordan. Reumuetig beichtete sie hier und empfing die Lossprechung und die Hl. Kommunion. Sodann ueberschritt sie den Jordan, um weiter ostwaerts in der Wueste Busse zu tun und die Wueste nicht mehr zu verlassen. Unter den aeussersten Entbehrungen in Nahrung, Kleidung und Behausung reinigte sich noch 17 Jahre ihr von ihren suendhaften Gewohnheiten und den Verwuestungen der Leidenschaften.

Dann aber fand sie die verheissene Ruhe und den vollen Frieden in Gott, dem sie noch weitere 30 Jahre in der Wueste widmen durfte, durch wunderbare Erleuchtungen getroestet und gefuehrt zu den seligen Geheimnissen der Gottesschau. Erst in ihrem 77. Lebensjahr wagte sie es wieder, einem Mann zu begegnen, der zur Andacht in die Wueste gekommen war. Viele Moenche folgten naemlich der Praxis vom ersten Fastensonntag bis zum Palmsonntag ihr Kloster zu verlassen, um in Erinnerung an die vierzigtaegigen Fasten des Herrn in der Wueste ein Einsiedlerleben zu führen. Gottes Fuegung wollte es, dass der fast hundertjaehrige Priestermoench Sosima aus einem am Jordan gelegenen Kloster in dieselbe Einoede kam, in der auch Maria lebte. Da sie ihm , ohne ihn je gesehen zu haben, seinen Namen nennen konnte, erkannte er dass es Gottes Wille war, dass er ihr am Hohen Donnerstag vor der Auferstehung die Hl. Kommunion an den Jordan bringen sollte. Nachdem sie mit Leib und Blut des Herrn gestaerkt war, was sie so lange hatte entbehren muessen, bat sie den Priester Sosima, ihr auch im naechsten Jahr die Heiligen Gaben an die selbe Stelle zu bringen. Dann zog sie sich wieder in die Wueste zurueck. Sosima entsprach im darauffolgenden Jahr ihrem Wunsch, fand aber an der verabredeten Stelle den Leichnam der Heiligen, die ihren Namen vor ihrem Scheiden aus dieser Welt in den Sand geschrieben hatte. Der heilige Sosima bestattete sie an der gleichen Stelle, kehrte ins Kloster zurueck und verfasste hier vor seinem bald folgenden Tode zur Erbauung des spirituellen Lebens seiner Mitbrueder die Lebensgeschichte der Heiligen, wie er sie bei der ersten Begegnung aus ihrem Mund vernommen hatte. In ihrer heutigen Gestalt stammt der Bericht von Patriarch Sophronij von Jerusalem. (7. Jhdt.)




Der unter den Aegyptern nach Seiner Geburt im Fleische gewohnt,
der Unumgrenzte vor aller Zeit,
liess leuchten dich  -aus Aegypten Stammende-  als ganz hellen Stern,
der Herr, der schon vor dem Geschehen alles erkennt
.



Die durch die Angel des Fleisches viele gefangen,
fuer fluechtige Lust sie machte zur Beute des Teufels,
wurde wahrhaftig gefangen durch die goettliche Gnade des Heiligen Kreuzes,
Christi lebendigmachendes Zeichen
.



Vormals von jeglicher Unreinheit erfuellt,
hast du dich durch Busse als Braut Christi erwiesen.
Du erstrebtest die Lebensweise der Engel,
ueberwandest die Daemonen mit der Waffe des Kreuzes.
Darum leuchtest du als Braut des Himmelreiches,
o vielgeruehmte Maria
.



Uns, die in Liebe dein lichtbringendes und heiliges Gedaechtnis feiern,
sende Licht uns hernieder,
die du als Heilige jetzt bei Christus stehst, dem alles ueberstrahlenden Licht,
errette mich vor den vielfachen Stuermen des Lebens
.

Festtagsikone aus Russland




4. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN


Hl. JOHANNES von der HIMMELSLEITER


Lesung:
Hebr. 6: 13 - 20




EVANGELIUM:
Mk. 9: 16 - 30




Durch Enthaltsamkeit

konntest du die Kraft deiner Seele erneuern;


sie mit himmlischer Herrlichkeit veredeln.

Heiliger Moench JOHANNES

Darum riefst du allen zu:

Nichts ziehet Gottes Liebe vor !






IKONE des FESTESIKONE des FESTES

Heute macht uns die Kirche aufmerksam auf den Hl. JOHANNES Klimakos (von der Himmelsleiter). Dieser Mönchsvater, der im 7. Jahrhundert lebte, verwirklichte das Ideal von Gebet und Umkehr. Schon mit 16 Jahren wurde er Einsiedler-Moench auf dem Sinai. 639 wurde er als Igumen Klostervorstand. Vor seinem Tode zog er sich wieder in die Einsamkeit zurück. Sein immer wieder gelesenes Standardwerk "Die Himmelsleiter" beschreibt in 30 Sprossen -nach dem verborgenen Leben Jesu- den Aufstieg zur Vollendung in Gott, den Kampf gegen die Laster, die den Menschen immer wieder behindern und die Tugenden die in die Nähe Gottes führen. Krönung und Ziel des allmählichen Aufstiegs ist die Ruhe der Seele in Gott.

Darauf dürfen auch wir uns in der Fastenzeit vorbereiten.

"Lasset uns Johannes ehren ... Ruhm der Asketen ..." singen wir in der Vesper und im Orthros:
"Während dein Leib durch die Enthaltsamkeit abnahm, konntest du die Kraft deiner Seele erneuern, sie mit himmlischer Herrlichkeit bereichern."


Aber die Kirche erläutert die Lehre des Hl. JOHANNES Klimakos richtig, wenn sie verkündet, dass Askese sinn- und wertlos ist, wenn sie nicht Ausdruck der Liebe ist. Und wieder in der Vesper zitiert sie den Heiligen mit den Worten:
"Darum riefst du allen zu: Gott habet lieb, und ewige Gnade werdet ihr finden.
Nichts ziehet Seiner Liebe vor!"


Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*




25. März (7.4.)

VERKUENDIGUNG
der
FROHEN BOTSCHAFT

an unsere allhl. Gebieterin, die Gottesgebaererin und stete Jungfrau Maria



Heute ist der Anfang unserer Erlösung
und die Offenbarung des Mysteriums von Ewigkeit.

Der Sohn Gottes wird zum Sohn der Jungfrau,
und Gabriel bringt das Evangelium der Gnade.

Mit ihm rufen auch wir der Gottesgebärerin zu:
Freue dich, du Gnadenerfüllte,
der Herr ist mit dir !





Nach Königstür-Ikone, 17.Jhdt., Arbanassi, Bulgarien

Kanon d. Hl. JOHANNES MONACHOS
Predigt des Hl. GREGOR von NYSSA zum Fest

Prof. Larentzakis: Marienverehrung in der Orthodoxie
Prof. Kallis: "Blüte der Unversehrtheit" Prototyp der Neuen Schöpfung

Das Christus-Mysterium bildet ein Ganzes.
Mitten in der vorösterlichen Fastenzeit feiern wir die Inkarnation des urewigen Wortes.
Die Menschwerdung geschieht um der Erlösung willen, und die Erlösung durch Kreuz und Auferstehung setzt die Menschwerdung voraus.

Denn Gott wird Mensch, um uns Menschen zu vergöttlichen.

Das ist kein mechanischer oder magischer Vorgang.
Die freiwillige Menschwerdung des Sohnes und Wort Gottes im Schoße der Jungfrau ruft die Freiheit des Menschen auf, von sich aus, sich ohne vergewaltigt zu werden, dem Handeln Gottes zu öffnen und so das vergöttlichte Heil in sich geschehen zu lassen.

Dieses Heil besteht in der Vereinigung Gottes mit den Menschen und des Menschen mit Gott.

Dazu ist das freie "Ja" jedes Menschen unerlässlich, das "Ja", wie es die Gottesgebärerin nach gewissenhafter Überlegung gesagt hat:
" Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach Deinem Worte !"

Das Heil besteht aber nicht nur in der Erlösung des Menschen von der Sünde und allem Übel, sondern ebenso in der Wiederherstellung des Bildes Gottes, gemäss des ewigen Ebenbildes des Vaters in Jesus Christos, nach dem wir erschaffen wurden.

So konnte der Engel Maria die Botschaft der Freude bringen.
Freude verkünden an Weihnachten die Heerscharen der Engel den Hirten.
Und der Auferstandene sagt den Aposteln und uns in Seinem österlichen Gruß die Freude zu.

So kann auch in der Fastenzeit die Freude nicht untergehen:
Freude soll vielmehr auch die Buße leiten.

Daher ist dieses Freudenfest kein Fremdkörper in der Fastenzeit; sondern gibt ihr Ausrichtung, Tiefe und Glanz
.

Das Datum des Festes wurde in Verbindung mit dem 25. Dezember gewählt; es ist also relativ spät festgelegt worden.
Nach älterem syrischen und gallikanischem Ritus wurde es an einem der Herrentage vor Weihnachten gefeiert.
Uns ist das Datum seit den Akten des Konzils von 692 bezeugt.
Wenn es auf den Hohen Freitag oder Hohen Samstag vor Ostern fällt, wird es bei den Griechen auf den Ostertag verschoben und gemeinsam mit der Auferstehung gefeiert.

 
*Quellenhinweis*

Dies ist gesetzt von Gott den Sterblichen,
spricht die Makellose,
dass gemeinsamer Liebe ein Kind entstamme
.

Doch ist mir gänzlich unbekannt die Lust der Vereinigung.

Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.


Aber gleichwohl, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn !

 

Der Einwand, welchen du aussprichst, Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel,
trifft wohl zu bei den gewöhnlichen Geburten sterblicher Menschen.


Der wahre Gott aber, künde ich dir,
nimmt
Fleisch an aus dir, jede Vernunft und jedes Begreifen übersteigend,
wie nur Er es weiß.

Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn
!

 

Du erscheinst als Künder mir der Wahrheit,
beendete dann die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist,
geschehe mir nach deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn
!

( Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.) zum Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesmutter )
(Ausschnitt)

 

От Лука свето Евангелие


След тия дни зачена жена му Елисавета, и се таеше пет месеци
и казваше:

тъй ми стори Господ в дните, в които ме погледна  милостно,
за да снеме от мене укора между човеците.


А на шестия месец бе изпратен от Бога Ангел Гавриил
в галилейския град, на име Назарет,

при една девица, сгодена за мъж, на име Иосиф, от дома Давидов;
а името на девицата беше Мариам.


Ангелът влезе при нея и рече: радвай се, благодатна! Господ е с тебе; благословена си ти между жените.


А тя, като го видя, смути се от думите му и размисляше, какъв ли е тоя поздрав.

И рече й Ангелът: не бой се, Мариам, понеже ти намери благодат
у Бога;

и ето, ти ще заченеш в утробата, ще родиш Син и ще Го наречеш
с името Иисус.


Той ще бъде велик и ще се нарече Син на Всевишния;
и ще Му даде Господ Бог престола на отца Му Давида;

и ще царува над дома Иаковов довеки,
и царството Му не ще има край.


А Мариам рече на Ангела:
как ще бъде това, когато аз мъж не познавам?


Ангелът й отговори и рече: Дух Светий ще слезе върху ти, и силата на Всевишния ще те осени; затова и Светото,
Което ще се роди от тебе, ще се нарече Син Божий
.


Ето и Елисавета, твоя сродница, наричана неплодна,
и тя зачена син в старините си, и е вече в шестия месец;

защото у Бога няма да остане безсилна ни една дума.


Тогава Мариам рече: ето рабинята Господня;
нека ми бъде по думата ти.


И Ангелът си отиде от нея.

Празнични църковни песнопения

Тропар, глас 4

Днес е начало на нашето спасение и явяване тайната от вечност:

Синът Божи, Син на Дева става, и Гавриил благодатта благовества,  

затова и ние с него викаме на Богородица:

Радвай се благодатна, Господ е с тебе !

Кондак, глас 8

На Тебе, бранната воевода, след като се избавихме от злини,

ние твоите раби, Богородице, записваме победни песни,

но и като имаща непобедима сила, благодарствени,

от всякаква беди освободи ни, за да ти зовем:


радвай се, Невесто неневестна.

Из Акатист на св. Богородица, Икос 8

Радвай се ти, която събра в едно противоположното;
радвай се ти, която съчета девството и раждането!
Радвай се ти, чрез която се прости престъплението;
радвай се ти, чрез която се отвори раят!
Радвай се, ключе, на Христовото царство;
радвай се надеждо на вечните блага!
Радвай се, Невесто неневестна!


 

Die jungfräuliche Empfängnis - Gottes Schöpfertat

Gregor von Nyssa (+ 394)
zum Fest Mariae Verkündigung


*Quellenhinweis*

In das Heilsgeheimnis wird die Jungfrau von Gabriel eingeweiht. Die Worte der Einweihung waren Segensworte: »Freue dich, Begnadete! Der Herr ist mit dir!« (Lk 1,28). Als Gegensatz zum ersten Spruch, der an eine Frau erging, ergeht nun dies Wort an die Jungfrau. jene wurde der Sünde wegen zur Betrübnis bei der Geburt verurteilt, bei dieser aber wird durch die Freude die Betrübnis aufgehoben. Bei jener ging Betrübnis der Geburt voran, hier aber war bei der Geburt Freude als Hebamme tätig! »Fürchte dich nicht!« (Lk 1,30), spricht er.

Da jeder Frau die Erwartung der Geburt Furcht bereitet, hebt die Verkündigung der freudvollen Geburt die Furcht auf. »Du wirst empfangen und einen Sohn gebären und sollst ihn Jesus nennen. Er wird sein Volk von den Sünden erlösen« (Lk 1,31). Was entgegnet Maria? Vernimm das Wort einer reinen Jungfrau! Der Engel verkündet ihr die Geburt, doch sie hält fest an der Jungfräulichkeit und misst der Unversehrtheit größeren Wert als der Erscheinung des Engels bei. Sie kann dem Engel weder den Glauben versagen, noch wird sie ihrem Entschluss untreu. »Mir ist der Umgang mit einem Mann versagt«, spricht sie. »Wie soll mir das geschehen?« (Lk 1,35) ...

Wenn Josef sie zur Ehe genommen hätte, wie konnte sie über die Botschaft des Engels befremdet sein, dass sie gebären werde? Denn nach dem Gesetz der Natur erwartete sie durchaus, auch einmal Mutter zu werden. Da aber ihr gottgeweihter Leib wie eine geheiligte Weihegabe unverletzt bewahrt werden musste, deshalb spricht sie: »Wenn du auch ein Engel bist und vom Himmel kommst und deine Erscheinung Über menschliche Erfahrung hinausgeht, so ist es doch unmöglich, dass ich einen Mann erkenne. Wie werde ich Mutter sein ohne einen Mann? Josef sehe ich als meinen Verlobten an, als Mann aber erkenne ich ihn nicht.«

Was erwidert Gabriel, der zur Jungfrau gesandt wird? Auf welches Brautgemach für die reine und unbefleckte Ehe weist er hin? »Heiliger Geist«, sagt er, »wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten« (Lk 1,35). Welch glückseliger Leib, der wegen seiner übergroßen Reinheit die guten Gaben für die Seele auf sich herabgezogen hat! Von allen anderen Menschen würde kaum eine reine Seele die Gegenwart des Heiligen Geistes in sich ertragen, hier aber wird der Leib zum Gefäß des Geistes. »Aber auch die Kraft des Höchsten wird dich überschatten«. Wie ist dieses geheimnisvolle Wort zu verstehen?

Dass Christus die Kraft Gottes und seine Weisheit ist, wie der Apostel sagt (1Kor 1,24). Die Kraft des höchsten Gottes also, die Christus ist, nimmt durch die Herabkunft des Heiligen Geistes in der Jungfrau Gestalt an.

 

 


Homilie auf Christi Geburt; PG 46, 1140B-1 141B, in: Heiser, Lothar, Jesus Christus, Das Licht aus der Höhe, Verkündigung, Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche (Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens; Bd. 47), St. Ottilien 1998, S. 45f.
*aus St. Andreas Bote*

 

 

Kanon des Johannes Monachos (8. Jh.)
zum Fest Mariae Verkündigung


Höre, Mädchen, reine Jungfrau,
so kündete Gabriel den Ratschluss des Höchsten, uralt und ohne Trug:
Sei zum Empfange Gottes bereit! Denn durch dich wendet der Unfassbare
sich wieder den Sterblichen zu.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn !

 

Alles Sinnen der Sterblichen ist zu schwach,
erwiderte die Jungfrau, zu ergründen, was Unbegreifliches du mir kündest.
Ich freute mich deiner Worte, aber erschreckend fürchte ich, dass du mit Täuschung mich wie Eva weit weg von Gott führen willst.
Doch gleichwohl, sieh, sprichst du:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn !

 

Sieh, die Verwirrung löst sich dir,
entgegnete auf diesen Einwand Gabriel.
Denn mit Recht sagst du, der Plan sei unergründlich.
Folge nur den Worten deiner Lippen und zweifle nicht,
als sei er ein Truggebilde; dass Wirklichkeit er ist, das, glaube doch.
Denn auch ich rufe mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn !

 

Dies ist gesetzt von Gott den Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum,
dass gemeinsamer Liebe ein Kind entstamme.
Doch ist mir gänzlich fremd die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn !

 

Der Einwand, welchen du aussprichst, Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel,
trifft wohl zu bei den gewöhnlichen Geburten sterblicher Menschen.
Der wahre Gott aber, künde ich dir,
nimmt, jede Vernunft und jedes Begreifen übersteigend,
Fleisch an, wie nur Er es weiß, aus dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn
!

 

Du erscheinst als Künder mir der Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist,
geschehe mir nach deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn !

 

 Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.)
zum Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesmutter
8. Ode, im Orthros des 25. März; Menaion

*aus St. Andreas Bote*

 


19.3. 2023
3. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN


KREUZVEREHRUNG



Lesung:
Hebr. 4:14 - 5:6





EVANGELIUM:
Mk. 8:34 - 9:1




Heiliges Kreuz / Ikone von Nikolai SCHELECHOW




Orthodoxe Kreuzverehrung

Vor Deinem Kreuz, o Gebietender, fallen wir nieder,
und Deine heilige Auferstehung verherrlichen wir !


In der Mitte der Fastenzeit verehren wir das Heilige, das lebenbringende und uns daher so kostbare Kreuz des Herrn. Nicht einem Stück Holz gilt die Verehrung sondern dem Herrn Selbst, dem Gekreuzigten und Auferstandenen !

Nicht mehr bewacht das flammende Schwert die Pforte von Eden,
denn wunderbar wurde das Feuer gelöscht durch das Holz des Kreuzes.
Der Stachel des Todes und der Sieg der Hölle ist zur Beute geworden.
Denn Du, mein Erretter, kamest und riefest denen im Hades zu:
"Lasset euch führen wiederum ins Paradies !"

 

Orthodoxe Kreuzesverehrung

Das Kreuz ist wie die Ikonen und das Evangelienbuch für die orthodoxen Christen eine Abschattung der Wirklichkeit, auf die durch das Bild hingewiesen wird. Die Verehrung einer solchen Abschattung gilt nicht dieser selbst, sondern der Wirklichkeit, die sie darstellt und die nicht anders als im Bild in Erscheinung treten kann. Dahinter steht die Überzeugung, dass das Göttliche für uns nur im Bild begreifbar ist, nicht aber direkt fassbar. Doch nicht jedes Bild, das wir uns machen, hat die Transparenz, den Blick auf das wahre Urbild zu ermöglichen. Nur das theologisch wahre, das geoffenbarte, das heilige Bild in der dogmatisch als richtig erkannten Tradition wird solchermaßen transparent. In dieser Transparenz des Kreuzes wird uns deutlich die Wirklichkeit des Kreuzes, Christus Selbst, der am Kreuz unsere Schuld getilgt und in Seiner Auferstehung den Sieg über den Tod vollendet hat. Das Kreuz anbeten heist also, Christus als Sieger am Kreuz anbeten.
Das Leiden des Gottessohnes am Kreuz, das uns ermöglicht auch das Leid der Welt in diesem Licht zu sehen, führt uns im Glauben immer hin zur Auferstehung.
Zum Unterschied zum Westen, der beginnend mit der Aristoteles-Rezeption durch Augustinus und das Mittelalter weithin materielle und geistliche Welt streng trennt, lehrt und die Orthodoxie die Ganzheit der Schöpfung zu sehen, sei sie nun materiell oder nicht-materiell; und so auch die Ganzheit der Wirklichkeit: Kreuz und Auferstehung !
Wir kennen daher keine Konzentration auf die bloße Meditation der Leiden vor dem körperlichen Christusleichnam auf Kruzifixen.
Unsere Verehrung des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes ist eine dankbare Unterwerfung unter das Kreuz, das uns durch Gottes Menschenliebe vom Symbol der Hinrichtung zum Zeichen des Heils geworden ist.

Am fruehen Morgen gehen wir zu Dir,
und preisen Dich in Hymnen,
Heiland der Welt,
da wir den Frieden gefunden in Deinem Kreuz,
durch das Du das Menschengeschlecht erneuert hast,
uns fuehrend zum abendlosen Licht
.



Im Paradiese ward einst durch eines Baumes Frucht
das Vertrauen gebrochen und herbeigerufen der Tod.
Der Baum des Kreuzes aber
hat den Menschen das Kleid des Lebens gebracht.
Nicht mehr bewacht das Flammenschwert die Pforte von Eden.
Denn es nahte sich ihm eine neue Versoehnung,
des Kreuzes Baum.
Des Todes Stachel und des Hades Sieg ist zerschmettert.
Du tratest, mein Heiland, herzu,
den Bewohnern des Hades zurufend:
Lasst euch zurueckfuehren ins Paradies !




Heute tanzen der Engel Choere voller Freude,
Deinem Kreuze huldigend.
An ihm ja schlugst du Wunden der Daemonen Scharen,
an ihm wurdest, Christus,
Heiland Du den Menschen.




Sei gegruesst, dreimal seliges, heiliges Holz,
Kreuz,
Licht derer, die wandeln in Dunkelheit,
das du den vier Enden der Welt durch dein Leuchten zeigtest,
die Strahlen von Christi Erweckung,
wuerdige alle Glaeubigen,
das heilige Pas´cha zu schauen.



 


27.2.2023

Sonntag vom VERLUST
des PARADIESES

VERGEBUNGSSONNTAG !

BUTTERENTSAGUNG !

- am Abend des Sonntags:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN



"Über die Vergebung" von Erzbischof Antonij von Surozh (London)

Apostel: Rm 13:11 - 14:4
Evangelium: Mt 6: 14 - 21


Das Evangelium dieses Sonntags, an dessen Abend die Grossen Fasten beginnen, erinnert uns daran, dass wir Vergebung vom Herrn erst erwarten können, wenn wir nicht selbst bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben, was sie uns an Verletzung zugefügt haben - und sie unsererseits um Vergebung zu bitten für das, was wir bewusst oder unbewusst an ihnen gefehlt haben.
Darum findet an diesem Sonntagabend nach der Vesper in die Handlung des Gegenseitigen Vergebens statt, wie sie am Schluss des Apodipnons in Klöstern täglich geübt wird. In manchen Kirchen wird dieser Ritus aus praktischen Gründen unmittelbar nach der Liturgie ausgeführt.


Die folgende Woche ist ganz dem intensiven Fasten gewidmet. Es beginnt die fortlaufende Lesung aus dem Buch Genesis, die im Sündenfall und dessen Folgen mündet. Mit dem Verlust des uns von Gott bereiteten Paradieses durch unsere selbstzerstörerischen Abwege beginnt auch die Sehnsucht nach dem Ende der widernatürlichen Sünden und dem neuen Paradies. Die dafür erforderliche Bereitschaft zur Umkehr wird in der kommenden Woche durch das Gebet des heilsamen Busskanons des Hl.Andreas von Kreta gefördert. Wir fühlen mit, dass wir mit unseren Sünden nicht allein sind, aber werden auch dazu ermutigt, uns den Figuren des Bibel anzuschliessen, die den Mut fanden, Gott um Vergebung zu bitten, und Ihm damit wieder nahe zu kommen.
Trotz -und vielleicht wegen- all unserer negativen Erfahrungen ruft uns die Apostellesung zu:

" Jetzt ist unser Heil näher als damals, da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht "

(Rm 13:11 ff)


Für die Fastenzeit wird uns mitgegeben:

" Wer isst, soll den nicht verachten, der nicht isst;
und wer nicht isst, soll den nicht richten, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du denn, dass du einen fremden Knecht richtest ?
Seinem eigenen Herrn steht oder fällt er - aber er wird stehen; denn der Herr hat die Macht, ihn aufrecht zu erhalten "

(Rm 14: 3-4)


Und so erbitten wir in allem für den bevorstehenden Weg der Umkehr in den Grossen 40-tägigen Fasten vom Herrn selbst Führung, Stärkung und Weisheit:

Führer auf dem Weg der Weisheit,
Urgrund des Verstandes,
Lenker der Unverständigen
und Beschützer der Armen,
festige, unterweise mein Herz, Gebieter.
Gib mir das Wort, Du Wort des Vaters !
Denn, siehe, nicht lassen ab
meine Lippen zu Dir zu schreien:
Barmherziger,
erbarme Dich meiner,
des Gefallenen !

(Kondakion)

 

 

Über die Vergebung
zum Sonntag der Vergebung
von Erzbischof Antonij von Surozh (London)

Zunächst: Verzeihen bedeutet nicht Vergessen; beides ist sogar im Grunde unvereinbar miteinander.
Wenn mir jemand ein Unrecht zugefügt hat, das ich vergebe und vergesse, dann sind wir beide in Gefahr, dass das gleiche sich wiederholt, denn einerseits entsteht und vergeht diese Verzeihung auf der Stelle: sie ist nichts Beständiges und auf die Zukunft hin Ausgerichtetes.
Etwas Vergangenes ist an eine Grenze gelangt, die es nicht überschreitet;
die Zukunft ist ohne Erfahrung aus der Vergangenheit.

Andererseits, wenn ich vergesse, vergesse ich zweierlei: wohl vergesse ich das Unrecht, das mir angetan wurde, gleichzeitig aber auch den Grund, aus dem es mir zugefügt wurde, und ich kann den Betreffenden niemals vor der Versuchung bewahren, in die gleiche Situation zurückzuverfallen.

Man muss sich erinnern, dass dieser Mitmensch, sobald er in jene bestimmte Lage versetzt wird, diese bestimmte Schwierigkeit hat; folglich darf man ihn nicht wieder in dieselbe Lage bringen; man muss die zurückbleibende Schwäche erkennen.
Darum ist es so wichtig, sich zu erinnern, denn das ist die einzige Möglichkeit das Verzeihen fortzusetzen. „Ich habe dir deine ungeduldige Handlung verziehen, aber ich habe dadurch entdeckt, dass diese bestimmte äußerung, jene Geste, diese besondere Situation sie hervorrufen können.“
Es gilt, den andern vor diesen Situationen zu bewahren, solange, bis man ihm geholfen hat die notwendige Kraft zu gewinnen, die Spannung zu überwinden. Andernfalls stoßen wir unsere Mitmenschen ständig neu in Situationen hinein, wo sie unfehlbar auf die gleiche Weise reagieren werden, wie sie das Problem hervorrief
.

Außerdem ist das Verzeihen eine besondere Weise, einen anderen Menschen anzunehmen.
Das beginnt in dem Augenblick in dem man sagt: „Ich nehme dich an, so wie du bist. So wie du bist trage ich dich, wie man ein Kind über eine schwierige Stelle hinwegträgt oder wie man ein Kreuz trägt, aber ich weise dich nicht zurück. Zu sagen, dass ich dich annehme, so wie du bist, heißt keineswegs, dass du bist wie du sein solltest.

Nur wenn man einen Menschen so annimmt, wie er ist, kann man ihm helfen sich zu ändern.
Aber man darf nicht zuerst fordern, er müsse sich ändern, um ihm zu versprechen, hernach werde man ihn lieben.
Im Russischen sagt man: „Liebe mich schwarz ! Wenn ich erst weiß bin, werden alle mich lieben.“
Es gibt nur Probleme wo der Mensch sie schafft. Ein Mensch aber, der Probleme schafft, muss so sehr geliebt werden, dass er im Vertrauen den Glauben an sich selber wiederfinden kann, die Selbstachtung und jene schöpferische Hoffnung, die ihm ermöglichen wird, sich zu ändern
.

Folglich übernimmt man mit dem Verzeihen die Verantwortung für einen Menschen, so wie er ist, mit der Hoffnung auf die Zukunft, jedoch ohne Bedingungen zu stellen!
Man verzeiht nicht unter Bedingungen. Es geht nicht an, einem Menschen „mit Bewährungsfrist“ zu verzeihen. Das zeigt sich sehr deutlich im Gleichnis vom Verlorenen Sohn.
Der Vater fordert nichts; ihm genügt es, den Sohn wiedergekehrt zu sehen, um zu wissen, dass er die Umkehr vollzogen hat, dass er verändert zurückqekehrt ist. Verändert bedeutet ganz und gar nicht vollkommen. Er mag sich verändert haben und dennoch für eine lange Zeit für die Familie schwer erträglich geworden sein. Dem Vater genügt es, dass sein Sohn wiedergekehrt ist; was noch zu tun bleibt, kann man gemeinsam überwinden
.

Das Verzeihen enthält vielerlei Elemente.
Zuerst muss einer kommen und um Verzeihung bitten oder doch wenigstens einen Schritt in diese Richtung tun;
es ist nicht schwer, zu verzeihen, wenn man glaubt, im Recht zu sein;
es ist auch nicht schwer, einen Schritt entgegen zu kommen, wenn man im Recht ist oder sich im Recht wähnt.
Darum muss derjenige, der im Recht zu sein glaubt, den ersten Schritt tun. Eine Gebärde, ein unmerklicher Hinweis, dass eine Aussöhnung erwünscht wäre, muss genügen, diesen Schritt zwingend zu machen.

Dann aber muss ein solcher Versuch zur Versöhnung bedingungslos angenommen werden, denn ein Mensch kann sich nur ändern im Maße der Hoffnung, die wir in ihn setzen, im Maße der Liebe, die wir ihm zu geben vermögen und im Maß unseres Glaubens an ihn
.

In einer Gemeinschaft stellt sich das Problem anders.
Die Tatsache, dass ein Mensch Mitglied einer Gemeinschaft ist, kann ein Problem bedeuten, nicht nur für einen Einzelnen, sondern für eine ganze Gemeinschaft. Dann muss die Gemeinschaft zu der zugleich kranken und heilenden Gemeinschaft der Kirche werden: krank, weil jeder von uns ein Sünder ist und wir alle eine zutiefst beschädigte Gemeinschaft sind; dennoch aber auch eine Gemeinschaft, die fähig ist Gesundheit zu vermitteln, zu heilen, das ewige Leben mitzuteilen.
Denn keine christliche Gemeinschaft besteht nur aus ihren sichtbaren Gliedern: Christus ist in ihrer Mitte, der Heilige Geist ist ihr gegeben, und ob es die Kirche in ihrer Gesamtheit oder eine kleine Kirchengemeinde ist – in der Gemeinschaft sind Gott und Mensch gänzlich für einander gegenwärtig, und wir können in Gott die Kraft finden, die wir als Menschen nicht besitzen.

Unrecht nicht völlig zu vergessen ermöglicht eine Erfahrung, die wie wenig andere den Weg zur Demut freilegt.
Die Erfahrung, geliebt zu werden in vollem Bewusstsein dessen wie wir sind
– nicht trotzdem, oder weil man nicht wüsste, wie wir sind – ist ein sehr herrliches Geschenk, das Anlass zu Dankbarkeit und Demut wird und das aus unserem Leben ein demütiges Voranschreiten im Gebet macht.
Doch muss die Verzeihung auch angenommen werden.
Oft meinen Menschen, keine Verzeihung annehmen zu können, weil sie sich selber nicht verzeihen können. Selber können wir uns nicht verzeihen, aber wir müssen von einem anderen Menschen die Verzeihung annehmen können, – mag vorgefallen sein was will – dass er uns zugetan bleibt; was eine wahrhaft unverdiente Gnade ist. Und das ist schwer.
Viele Menschen vermögen auch in der Absolution Gottes Verzeihung nicht anzunehmen und können nicht absolviert werden. Gott hat verziehen – aber sie haben die Absolution trotzdem nicht erhalten.

Es ist auch schwer, die Verzeihung unverdient anzunehmen.

Es kann demütigend sein. Aber wenn wir besser verstehen lernen, wenn wir zu geben lernen, lernen wir auch zu empfangen. Einer, der sich selbst nicht verzeihen lassen kann, vermag auch selbst niemals zu vergeben. Einer, der nicht annehmen kann, geliebt zu werden, anerkannt zu werden, Hingabe zu empfangen, kann auch seinerseits nicht lieben, anerkennen, Hingabe aufbringen, denn derlei geschieht wechselseitig. Unverdient zu empfangen lernt man in staunender Freude, Demut und Dankbarkeit, mit der wir eine unverdiente Gabe beantworten. Und haben wir das erst entdeckt, können auch wir zu schenken beginnen ohne uns darum dem Empfangenden gegenüber überlegen zu fühlen.

Natürlich ist unser Verzeihen nicht Gottes Verzeihen.
Doch müssten wir lange warten, bis wir so zu verzeihen vermöchten. Aber wir können damit beginnen zu lernen, uns gegenseitig in all unserer Begrenztheit anzunehmen. Es ist schwer, um Verzeihung zu bitten, es ist auch nicht leicht, zu verzeihen, doch Verzeihung zu verweigern ist ebenfalls schwer
.

Am Sonntag vor der Großen Fastenzeit, nach dem Verzeihungsgottesdienst, der ein Gottesdienst der Buße und der Hoffnung ist, sollen alle Glieder einer Gemeinschaft einander um Verzeihung bitten.

Jahrelang habe ich die Leute ermuntert, einander zu vergeben;
dann habe ich beobachtet, wie sie mit Wärme und Enthusiasmus Leute um Verzeihung baten, die sie niemals beleidigt hatten;
aber sie bewiesen sehr viel mehr Zurückhaltung bei anderen, von denen sie selber Verzeihung zu erhoffen hatten;
und schließlich sah ich sie denen den Rücken kehren, die keinerlei Bedürfnis hatten ihnen zu verzeihen, weil sie sich ihnen gegenüber tatsächlich allzu rüde verhalten hatten
.
– Da habe ich zunächst verlangt, dass niemand Verzeihung von jemand erbitten sollte, den er nicht darum bitten wollte,
– weil er noch zu keinem Frieden mit ihm gefunden hatte.

Dann sollten sie sagen: „ich bitte Sie nicht um Verzeihung, weil meine Einstellung sich noch nicht geändert hat. Wenn Sie mir verzeihen ändert das nichts; ich verabscheue Sie und habe die Absicht, Sie auch weiterhin zu verabscheuen.“
Und von denen, deren Verzeihung man erbat, die sie nicht gewähren konnten dass sie antworten sollten:
„Ich bin sehr bekümmert, aber mein Herz ist noch zu schwer, ich bin noch zu bitter, ich kann Ihnen noch nicht verzeihen.“

Dann aber wurden beide Parteien aufgefordert, sich in der Beichte vor Gott hinzustellen und ihm zu sagen:
„Herr, ich erwarte von Dir jetzt Vergebung. Selber Vergebung zu gewähren, verweigere ich. Ich erwarte einen Schritt auf mich zu, lehne es aber selbst ab diesen Schritt zu tun .....“ Jemandem zu sagen, „Ich lehne es ab, zu verzeihen,“ wirkt so erschütternd, dass die Menschen zu denken beginnen. Gesagt zu bekommen, „ich kann dir nicht mit Überzeugung vergeben“ ist ebenfalls erschütternd
.

Wenn in einer Gemeinschaft der Mut aufgebracht wird, wenigstens so aufrichtig zu sein, dass man es fertig bringt, zu sagen: „Ich bin nicht imstande dir zu verzeihen;
das heißt nicht, dass du so schlimm bist, dass ich dir nicht verzeihen könnte, sondern, dass ich so schlimm bin, es nicht fertig zu bringen, dir zu verzeihen“, dann wird derjenige, der nicht verzeiht, Gegenstand der Sorge und der Fürbitte der Gemeinschaft, mehr als der andere, dem die Verzeihung verweigert wird – solange, bis er Verzeihung erbitten kann.

Wenn uns ein Mensch begegnet, so ist das niemals ein zufälliges Zusammentreffen.
Dieser Mensch muss in unserer Gegenwart, unserm Blick, der Art, wie wir ihn behandeln, der Art, wie wir auf der Straße an ihm vorübergehen, eine Gottesgegenwart, lebendiges Gebet spüren.
Jemand kommt, stets ist er mir ein Gesandter des Herrn: ob er mit einer Botschaft kommt oder mit ausgestreckter Hand – wir sind aufgerufen, eine Liebestat zu tun, eine Tat christlicher Liebe
.

Jeder Umstand, dem wir im Leben begegnen, ist gottgewollt, wir sollen in die Situation eintreten und Gott gegenwärtig machen durch unsere Gegenwart und unser Gebet. Ob ein Leben erfolgreich ist oder nicht macht wenig aus im Hinblick auf das Gebet.
Was auch kommen möge, vor jeder neuen Situation können wir bitten:
Herr, gib mir Einsicht,
gib mir ein Herz, das fähig ist, zu antworten,
gibt mir den rechten Willen,
sei gegenwärtig in dem was hier geschieht
.

Wenn ein anderer spricht, können wir ständig beten und den Herrn bitten, uns verstehen zu lehren, nicht nur die Worte, die ausgesprochen werden, sondern das tiefe Bedürfen, die Wirklichkeit, die sich hinter den Worten oftmals verbirgt. Und wenn die Zeit gekommen ist und der andere nicht mehr spricht, kann man so lange schweigen und beten, bis man etwas zu sagen weiß; und wenn einem dann ein Gedanke gekommen ist, der die Klarheit und Gewissheit der Dinge hat, die von Gott kommen, – dann können wir ihn vorbringen und hernach Gott bitten, er möchte für den anderen Menschen bewirken, was wir nicht zu bewirken vermögen, er möchte, wenn wir einen Irrtum begingen, ihn uns verzeihen und ihn heilen, und wenn der Mensch gegangen ist, weiter für ihn beten.

Die Art, wie man eine Frage stellt, die Art, wie man zuhört, wie man eine Entfaltung möglich oder unmöglich macht, ist so wesentlich.
Einen Menschen, der nichts zu antworten weiß und sich schämt, – mit dem Gefühl zurückzuschicken, völlig versagt zu haben
- oder doch mit ein wenig Hoffnung und der Freude, jedenfalls als Mensch angenommen worden zu sein
.

Alles kann im Gebet verankert sein.
Man kann lernen, sich der Gegenwart Gottes ständig bewusst zu werden, mit einem klaren, lebendigen Gefühl, ihm zugewandt bleiben; jedoch immer mit voller Aufmerksamkeit; denn es ist vielfach Unaufmerksamkeit, die nach und nach die Wirklichkeit aller Dinge zerstört...

Übersetzung aus dem Englischen: Irene Hoening
hier aus St. Andreas Bote







Am 1. Sonntag der Grossen Fasten feiern wir das


FEST der ORTHODOXIE

Das unbegrenzte Wort des Vaters
nahm die Grenzen der Gestalt an

durch die Fleischwerdung in Dir,
o Gottesgebaererin.

In Dir wurde das befleckte Abbild
in den urspruenglichen Zustand verwandelt

und erfuellt mit der goettlichen Schoenheit des Urbilds.

Wir aber,
indem wir das Heil erkennen,
stellen dies dar

in Werk und Wort
.



IKONE des FESTES

Predigt von Metropolit ANTHONY (Bloom) von SUROSH (London)
=Sunday of Orthodoxy=
Histor.Entwicklungen und Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus

Die moralische Autoritaet von Kirche und Moenchen fuerchtend versuchten die ostroemischen Kaiser im 8.Jhdt. das Christentum zu einer abstrakten Philosophie herabzusetzen. Die Ikonen, die an die Menschwerdung des Gottessohns aus der Gottesmutter und an die vielen Heiligen, die jetzt bei Gott leben und mit uns heute auf Erden Lebenden in kirchlicher Gemeinschaft stehen, erinnern an die wahre Heimat des Christen, das Himmelreich. Als deutliche Mahnung gegen die Verabsolutierung des irdischen Reiches wurden die Ikonen von der kaiserlichen Macht fanatisch bekaempft. Unzaehlige Moenche, Laien und Geistliche erlitten durch ihr Festhalten an den Ikonen das Martyrium.
787 definierte die Kirche die genaue Bedeutung der Ikonen und ihre Verehrung. 843 setzte ein von Kaiserin Theodora einberufenes Konzil der Verfolgung ein Ende und gab den Glaeubigen auch offiziell die Ikonen wieder. Seither wird dieses Fest am ersten Sonntag der Grossen voroesterlichen Fasten gefeiert.

Das heutige Fest kann nicht als gegen die anderen christlichen Kirchen im Westen gerichtet verstanden werden. Die Kirche im Westen und außerhalb des byzantinischen Reiches hat in dieser Zeit an den Bildern festgehalten und war so gesehen "orthodox" geblieben, waehrend der Bildersturm im Ostroemischen Reiche wuetete. Der Westen musste keinen Bildersturm erleben - aber er kennt deshalb auch keine theologische Begründungen, Richtlinien und Grenzen für religiöse Darstellungsformen.

 
S I E G  der  O R T H O D O X I E

Predigt von Metropolit ANTHONY (Bloom) von SUROSH
Was ein Kirchenfest den Menschen von heute sagen will

Wir feiern heute den Tag des Sieges der Orthodoxie. Von welchem Triumph soll da die Rede sein ?
Wenn wir uns gegenwaertig umschauen und tief hinein in die uns so vertraute und werte Orthodoxie blicken, wieviel Schlaffheit und Bedruecktheit sehen wir dort, wie wenig von dem, was wie ein Triumph aussieht. Freilich triumphieren wir gar nicht so sehr ueber den sichtbaren Ruhm der Orthodoxie. Ihren Sieg sehen wir vielmehr in zwei Bereichen.


Einmal darin, dass orthodoxe Menschen, ob nun ueber die Erde zerstreut oder in Volksgemeinden dicht beieinander, trotz Verfolgungen und unbeschreiblichen Schwierigkeiten ihren Glauben klar und rein erhalten, andaechtig ihren Gottesdienst bewahrt haben und den geistlichen Weg gegangen sind, der uns von Christus im Evangelium und von den Kirchenvaetern im Laufe der Jahrhunderte unserer Kirchengeschichte vermittelt worden ist.

Darueber koennen wir uns wohl freuen ! Wir empfinden Bewunderung und Ehrfurcht vor denen, die in den 2 Jahrtausenden im Glauben des reinen Bekenntnisses gestanden und in einer dem Evangelium wahrhaft entsprechenden Spiritualitaet gelebt haben. Sie konnten uns einen kostbaren, tief verinnerlichten und erbauenden Gottesdienst weitergeben. Allerdings wissen wir, wie sehr auch ein Mensch glaeubig sei und seine Kraefte anspannen mag, er wird dennoch leicht besiegt, wenn nicht der Herr Selbst ihm Kraft verleiht, wenn nicht die Gnade Gottes fuer ihn streitet. Letztlich ist der Sieg der Orthodoxie ueber den unser Herz jubelt ob der kuenftigen Hoffnung, doch ein Sieg Gottes in der menschlichen Schwachheit, ueber uns, in uns und mitten unter uns.

Der Sieg der Orthodoxie ist ein Tag, an dem wir uns freuen, weil Gott Sich als unbesiegbar von der menschlichen Suende, von der Suende des Geistes, von der Kaltherzigkeit und Unbestaendigkeit, von den Willensschwankungen und von den Fleischessuenden erwiesen hat. Gott blieb unbesiegbar in der Kirche Christi. Er blieb unbesiegbar auch in einzelnen konkreten Persoenlichkeiten.

Das Fest der Orthodoxie indes wurde aufgrund eines besonderen Vorfalls gestiftet. Es reicht zurueck in die Zeit nach dem Siebenten Oekumenischen Konzil, als die Orthodoxie endgueltig ueber den Bildersturm gesiegt hatte. Worum handelt es sich dabei ? Darum, dass die Kirche das Recht und unsere Pflicht verteidigt hat, den Ikonen Christi, der Gottesmutter und der vielen Heiligen Verehrung zu erweisen. Damit hat sie die Wahrheit der Inkarnation verteidigt; jene Wahrheit, dass Gott Sich Selbst offenbart, Sich sichtbar dastellt, vielleicht nicht voellig, aber Er zeigt Sich uns in den Bildern, die wir von Ihm geschaffen haben.

Solche Bilder sind nicht allein Ikonen. Es gibt auch Ikonen aus Worten. Andreas von Kreta sieht sie etwa in den Dogmen der Kirche, in den Lehrmeinungen der Vaeter, in der Unterweisung, die wir empfangen. Und letzten Endes offenbart sich uns Gott bildlich in den Menschen: weil naemlich ein jeder von uns in sich ein Abbild des lebendigen Gottes traegt.

Die Liturgie des heiligen Basilius des Grossen spricht von Christus, Er sei das Bild der Ebenbildlichkeit, das uns den Vater offenbart. Er ist ein vollkommenes Bild. Er -IST- die Wahrheit. Er ist vollkommener Gott wie auch vollkommener Mensch. Ja selbst in uns ist ein Abglanz dieses Bildes geblieben.


Und wenn wir heute den Triumph der Orthodoxie begehen, dann wissen wir, dass Gott sich uns in Christus durch die Inkarnation Seines Sohnes leibhaftig offenbart. Es weitet Herz und Seele, wenn wir erkennen, dass unsere geschoepfliche Welt so beschaffen ist, dass die Fuelle der Gottheit unter uns koerperlich wohnen kann.


Dadurch laesst sich Gott bildhaft darstellen, was wir an den Ikonen sehen, zumal an den lebendigen Gnadenbildern, den Menschen, sobald wir ihre menschlichen Schwaechen beiseite schieben, die unseren Gesichtskreis verdunkeln wollen. Mit sehenden Augen koennen wir naemlich durch die menschliche Schwaeche hindurch das bleibende Bild Gottes schauen und somit mitten unter den Menschen den lebendigen Gott in ihnen verehren.


Nicht ohne Grund haben die Kirchenvaeter gelehrt:
Wer seinen Bruder sieht, der sieht Gott.


Mit Andacht lasst uns deshalb in einem ehrfuerchtigen Verhaeltnis zueinander stehen, denn wir sind Erscheinung, Bild, Ikone. Lasst uns andaechtig unseren Glauben an das Dogma der Verehrung heiliger Ikonen bewahren, welches den Glauben unmittelbar bekundet, dass Gott Mensch wurde.


Lasst uns frohlocken darueber, dass von Generation zu Generation Gott in uns über unsere Schwachheit siegt, triumphiert und die Schwachheit unterordnet. Wir wollen Gott ganz und gar hingegeben leben, damit dieser Sieg vollkommen sei.


Er soll bis zum Ende den Sieg behalten, nicht nur in den verflossenen Jahrhunderten, sondern gerade heute und auch in uns. Der Widerschein Seiner Herrlichkeit moege aufgehen ueber der Welt, die in Schmerzen und Heimsuchung liegt.
Amin.



FASTENBRIEF 2005

der orthodoxen Bischöfe Deutschlands

 

Liebe Väter, Brüder und Schwestern in Christus,

für uns orthodoxe Bischöfe, die wir Mitglieder der KOKiD sind, ist es eine große Freude, Euch, unseren geistlichen Kindern,
an diesem Sonntag derOrthodoxie diesen Hirtenbrief zu senden, in dem wir versuchen, eure Aufmerksamkeit auf einige bedeutende Aspekte unseres orthodoxen Glaubens zu lenken.

Als Orthodoxe hören wir nicht auf, immer wieder zu erklären, dass die Orthodoxie die Kirche Christi ist, die „eine heilige katholische und apostolische“ Kirche, die sich mit Christus identifiziert, insofern sie sein Leib ist und er ihr Haupt (Eph 1, 23).

Als Kirche der Apostel und der Väter bewahrt die Orthodoxie treu den Glauben, den diese formuliert und weitergegeben und für den im Laufe der Jahrhunderte unzählige Martyrer ihr Leben hingegeben haben.

An diesem „Sonntag der Orthodoxie“ gedenken wir ganz besonders unserer Brüder und Schwestern, die im Laufe des 8. und zu Beginn des 9. Jahrhunderts unter Einsatz ihres Lebens für die Verteidigung der heiligen Ikonen gekämpft haben.
Das war jene Zeit, da die bilderstürmerischen Kaiser die Ikonen zerstörten und der Kirche einen Gott ohne Angesicht, einen fernen Gott,
einen in seiner Transzendenz verschlossenen Gott aufzwingen wollten, was in der letzten Konsequenz eine Begegnung mit dem Menschen, seinem in Wirklichkeit konkreten und oft unglücklichen Abbild, unmöglich gemacht hätte.

Dies bedeutete, den Glauben selbst zu zerstören, denn im Herzen der christlichen Botschaft steht zu Recht die Inkarnation: Gott überwindet seine eigene Transzendenz und wird Mensch; in Christus, seinem geliebten Sohn, nimmt er menschliche Gestalt an, um von allen als ein naher Gott erkannt zu werden, als ein barmherziger Gott, der „jede Träne von jedem Gesicht abwischt“ (Paraklesis zur Gottesmutter).

Die Ikone Christi – und mit ihr verbunden die Ikone der Gottesmutter und jedes Heiligen – bezeugt wahrhaft diese unendliche Liebe Gottes, „der seinen Sohn hingegeben hat, damit ein jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe“ (Eucharistisches Hochgebet). Mehr als ein bloßes sichtbares Zeichen, das an die Nähe Gottes erinnert, ist die Ikone auch ein Ort der Gnade, eine Gegenwart im Mysterion.
Wenn wir sie mit Glauben im Gebet verehren, versetzt uns die Ikone in die Gemeinschaft mit Gott oder mit den dargestellten Heiligen und überträgt auf uns die göttlichen Energien, mit denen sie gefüllt ist. Das ist der Grund, warum unsere Kirchen voll sind von Ikonen und Fresken, die Christus, die Gottesmutter, die Engel, die Heiligen und auch die biblischen Geschehnisse und jene der heiligen Geschichte darstellen.

Immer wenn wir wieder in eine Kirche kommen, haben wir das Gefühl, auf mystische Weise von den Myriaden der Engel und Heiligen umgeben zu sein, die hier gegenwärtig sind, um mit uns zu beten und um uns zu unterstützen in unseren Bedürfnissen und unseren Leiden. Wirklich, die Kirche ist die „Gemeinschaft der Heiligen“, „Gott ist gelobt in seinen Heiligen“, wie es der Psalmist David sagt. Und wir, auch wir, sind zur Heiligkeit berufen. Mehr noch, von unserer Taufe an sind wir heilig. Zwar muss diese Heiligkeit der Taufe immer wieder durch eine persönliche Anstrengung aktualisiert werden,eine Anstrengung, die oft sehr schwer zu erreichen ist. Denn es ist nicht immer leicht zu beten, zu fasten, regelmäßig an der Göttlichen Liturgie teilzuhaben oder seine schlechten Gewohnheiten zu überwinden, um dahin zu kommen, dass wir Gott lieben aus ganzem Herzen und den Nächsten wie uns selbst. Das christliche Leben ist ein alltäglicher asketischer Kampf, ein Kampf gegen die dämonischen Mächte, die versuchen, uns fernzuhalten von Gott, uns dazu zu bringen, die Liebe Gottes für uns zu ignorieren und zu leben, ohne auf sie zu achten.

Aus diesem Grunde vergleicht der hl. Paulus das Leben des Christen mit den Athleten, die sich eine strenge Askese auferlegen, um so eine vergängliche Krone zu erlangen. Eine solche Askese ist von daher noch viel notwendiger, um das ewige Leben zu erlangen. In unserem Kampf gegen die bösen Leidenschaften, die von den Dämonen gefördert werden, nehmen das Gebet und das Fasten einen ganz zentralen Platz ein. Der Herr selbst belehrt uns, dass man sich nicht von der Herrschaft der bösen Geister befreien kann, außer durch das Gebet und das Fasten (vgl. Math 17, 21). Die Orthodoxe Kirche ist in besonderer Weise eine Kirche des Gebetes und der Askese.

Unsere Väter im Glauben haben uns ein reiches liturgisches Erbe hinterlassen, eine tiefe mystische und asketische Tradition, die immer aktuell ist, denn sie antwortet auf die Bedürfnisse und die Forderungen jedes Menschen, der Gott sucht.

Besonders die Göttliche Liturgie, die durch ihre Schönheit „der Himmel auf Erden“ ist, muss sich im Zentrum des Lebens eines jeden Christen befinden. An der Göttlichen Liturgie regelmäßig, wenn möglich jeden Sonntag, teilzunehmen, ist schon eine Askese, zumal unsere Gottesdienststätten sich oft weit entfernt von unseren Wohnungen befinden. Jeden Tag so viel wie möglich zu beten und besonders sich auch zu bemühen, die Qualität seines Gebetes zu steigern, d.h. mit voller, im Herzen konzentrierter Aufmerksamkeit zu beten, wie uns die Väter lehren, ist ebenfalls eine große Askese, so wie auch das Fasten, sei es nun das eucharistische Fasten oder das Fasten an den Mittwochen und Freitagen oder in den Fastenzeiten des Jahres.

Wir haben jetzt die Große Fastenzeit begonnen, die uns vorbereitet auf das Fest der Auferstehung des Herrn. Es ist eine Zeit der Buße, der Wiederversöhnung mit Gott und unserem Nächsten durch die Beichte unserer Sünden vor dem Priester. Das Fasten, das wir während dieser Zeit ein jeder gemäß seiner eigenen Kräfte praktizieren, hilft, in uns den Kampf der Leidenschaften zu besänftigen, den Geist zu reinigen und uns zu helfen, dass wir uns auf das Herz konzentrieren. So wird das Gebet, das vom Fasten begleitet ist, immer mehr zu einem reinen Gebet werden, ohne andere Gedanken als nur die Gedanken an Gott. Fasten bedeutet auch, dass wir unsere Güter mit unseren Brüdern teilen, die sich in Not befinden.

Somit haben also unser Gebet und all unsere asketischen Anstrengungen zum Ziel, dass wir die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten erlangen. Ein Heiliger wird gerechterweise der genannt, in dem die Liebe alles überwindet, jeden Hass und jede schlechte Leidenschaft. Der Heilige triumphiert sogar durch die Gnade über seine eigene Natur; er ist ein umgestalteter Mensch, ein befriedeter Mensch, ein geeinter Mensch, der in sich die ganze Menschheit und den ganzen Kosmos vereint. Im Heiligen verehren wir zu Recht das heiligende Werk Gottes, denn letztlich ist alles Gnade. Und jede Ikone, der wir begegnen, ist eine Einladung zur Heiligkeit.

Wir wünschen Euch allen ein gesegnetes Fasten und rufen den Segen

des Herrn auf Euch, auf Eure Kinder und Eure Familien herab.

Berlin, am Sonntag der Orthodoxie 2005

 

+   Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland
        Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland

+   Metropolit GABRIEL von West- und Mitteleuropa
        Metropolie der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien für West- und Mitteleuropa

+   Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
        Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa

+   Erzbischof LONGIN von Klin
        Ständige Vertretung der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland

+   Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
        Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats

+   Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
        Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa

+   Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
        Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa

+   Erzbischof IOAN von Parnassos
        Ukrainische Orthodoxe Eparchie von Westeuropa

+   Metropolit ABRAHAM von Westeuropa
        Westeuropäische Diözese der Georgischen Orthodoxen Kirche

+   Erzbischof GABRIEL von Komana
        Exarchat der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa

 

Fastenbotschaft 2006 Naechstenliebe

 

Historische Argumente und Entwicklungen im "Bilderstreit"
und die
Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus

 

Die Bilderstürmer (Ikonoklasten) störte an den Bilderfreunden (Ikonodoulen) nicht nur Mißbrauch oder Übertreibung der Bilderverehrung, sondern es spiegelt sich in dieser Auseinandersetzung die Endphase eines langen Ringens um die richtige Christologie. Die Ikonoklasten meinten, dass die göttliche und die menschliche Natur in der Person Christi doch nur geglaubt, aber nicht abgebildet werden könne. Wer die menschliche Natur aber isoliert darstellen wolle, versündige sich gegen die Doppelnatur Christi. Die Vorstellung, die in Christus vorhandene göttliche Natur habe den Vorrang, und anstelle der menschlichen Seele habe der Logos dominiert fand ihren Ausdruck in der Meinung Christus sei eine reale Vermischung (Realmonophysitismus).
Dagegen hat sich das Konzil von Nicaea 325 gewendet.

Das 4. Allgemeine Konzil von Chalkedon hat 451 die Lehre von den beiden selbständig und komplett in Christus vorhandenen Naturen (Duophysitismus) nochmals betont und erneut als Glaubensbekenntnis festgelegt. In den orientalischen Regionen des Römischen Reiches wurde am Monophysitismus dennoch festgehalten. In der Äthiopischen Kirche, in der Syrisch-orthodoxen Kirche und in der Koptisch-orthodoxen Kirche haben sich Formen des Monophysitismus bis heute erhalten. In welchem geistigen und theologischen Umfeld Christusbilder oder andere religiöse Darstellungen zu rechtfertigen seien und wie sie verstanden werden sollten, war noch nicht wirklich durchdacht oder definiert. In der Bilderfrage drifteten der Osten und der Westen immer weiter auseinander, und aus politischen Gründen kam es im 8. Jahrhundert in der geographischen Mitte der damaligen Christenheit, im Oströmischen - von uns heute Byzantinisch genannten - Reich zum Eklat.

Der sogenannte "Byzantinische Bilderstreit"entwickelte sich rasch von einer Theoriediskussion zum Bürgerkrieg (Ikonoklasmus, von klazo = ich zerstöre). Was jahrhundertelang eine theologische Kontroverse und ein theoretischer Konflikt war, triftete aus politischen Gründen auf einen Bilderstreit zu, der sich zum Bürgerkrieg entwickelte.

Der richtige Glaube war damals noch nicht zur Privatsache abgewertet, theologische Fragen nicht nur ein Diskussionspotential für Gebildete.
Die richtige Interpretation des Christentums war ein reales Anliegen für jeden Bürger.


Grundlage für den byzantinischen Staat war das römische Gesetz "Cunctos populos" aus dem Jahre 380: Wer nicht den rechten Glauben hat (Häretiker), kann nicht Reichsbürger sein. Nachdem Kalif Jezid II. 721 alle Bilder aus Kirchen und Öffentlichkeit in seinem Herrschaftsbereich hatte entfernen lassen breitete sich diese materiefeindliche Ansicht auch unter den Intellektuellen im byzantinischen Herrschaftsbereich aus und Kaiser Leon III. (717—741), selbst aus Kleinasien stammend, wo schon im 7. Jahrhundert verstärkt bilderfeindliche Tendenzen ausgebrochen waren, ordnete 726 erste Zerstörungen von religiösen Bildern an, eine Versammlung kaisertreuer Beamter formulierte die theologische und juristische Verurteilung der Bilder.


Ein kaiserliches Edikt erklärte 730 den Bildergebrauch als strafbar. Patriarch Germanos von Konstantinopel, der dagegen protestierte, wurde abgesetzt, sein orthodoxer Nachfolger enthauptet.
Auch Papst Gregor III., der schon damals den später "orthodox" genannten Standpunkt vertrat, exkommunizierte alle Ikonoklasten. Mittelitalien schied aus dem Reich des Kaisers aus. Loyalität zum Kaiser stand gegen Freiheit der Kirche.


Unter Konstantin V. (741-775) wandte sich die gesteigerte gewaltsame Verfolgung auch gegen die Verehrung der Heiligen und der Gottesmutter, Moenche wurden zur Heirat gezwungen, Klöster zu Kasernen missbraucht. 50 000 griechische Mönche flohen nach Italien, an die nicht von Byzanz beherrschten Küsten des Schwarzen Meeres, Zypern, Syrien und Palästina. Der Kaiser berief gleichgesonnene kirchliche Würdenträger zu einem Konzil in seinem Palast. Erwartungsgemäß wurden die Bilder verurteilt und ihre Zerstörung angeordnet. 766 mußten sich alle Bürger durch Eid verpflichten, einem Bild nie wieder die Proskynese zu erweisen.


Zwei Themenbereiche mußten geklärt werden, bevor das Ringen um die "Rehabilitierung" der Bilder wieder aufgenommen werden konnte:

Welches ist das richtige Bild Christi?
Welche Verehrung kommt wem zu?


Zu groß war die Befürchtung, das Bild selbst könne Gegenstand der Verehrung sein. Im antiken Denken war im Götterbild die Kraft der Gottheit, mancher mochte das Abbild selbst für das Urbild halten.


Schon im 2. Jh. hatte sich Kirchenvater Klemens von Alexandrien darüber Gedanken gemacht:


"Ist das Urbild nicht gegenwärtig, kann das Ebenbild denselben Glanz ausstrahlen.
Ist die Wirklichkeit jedoch präsent, wird selbst das Bild noch von ihrem Glanz übertroffen;
die Ähnlichkeit bleibt jedoch bestehen, enthüllt sie doch die Wahrheit."


Ein ganz entscheidendes, weil bis dahin nie geklärtes Problem mußte weiterhin die Frage sein, an wen sich die vor den Bildern offensichtlich Verehrung wendete. Das Risiko war zu groß, daß die kultische Verehrung, die Gebete, der Weihrauch oder das sich Niederwerfen (Proskynese), die ja nur dem Urbild zukommen konnte, allmählich auf das Abbild übergehen konnte.
Die Verteidiger und Freunde der Bilder (Ikonodoulen) wehrten sich gegen den Vorwurf des "Holzanbetens", und der Bischof von Rom wurde ihr Wortführer. Papst Gregor II. (715-731) hat in zwei Synoden die bilderfeindlichen Bestrebungen zurückweisen lassen und sich deswegen mit Kaiser Leon III. heftig überworfen. Den kaiserlichen Vorwürfen entgegnete er:

"... Ihr sagtet: ,Steine und Wandbewurf betet ihr an!´
Nicht so ist es, o Kaiser, wie Ihr behauptet.

Wir verehren die Bilder, weil sie uns Denkhilfe und Anregung sind, und weil sie unser erdhaftes, sinnengebundenes Denken zur Höhe ziehen - und deshalb haben sie ihren Namen und Gebetsinschriften und Formen.

Wir aber beten sie nicht an als Götzenbilder, wie Ihr behauptet; ferne sei das.

Denn wir gründen unsere Hoffnung nicht auf sie, sondern wenn wir ein Bild des Herren anschauen, beten wir:

"Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich unser und rette uns!"

Und beim Anblick des Bildes seiner heiligen Mutter sagen wir:

"Heilige Gottesgebärerin, Mutter des Herren, flehefür uns bei Deinem Sohn, unserem wahren Gott, dass er unsere Seelen rette!"

Und vor einem Märtyrerbild:

"Heiliger Stephanus, Du Erzmärtyrer, Du hast für Christus Dein Blut vergossen und darfst darum freimütig zu ihm sprechen, bitte für uns!"

So beten wir vor den Bildern aller Blutzeugen, solche und ähnliche Gebete senden wir zum Himmel durch ihre Fürbitte...


Für die Ikonoklasten war die Eucharistie die einzig legitime Abbildung Christi. Die Ablehnungen der bilderfeindlichen Synode 754 kreisen um das Christusbild und gipfeln in der Feststellung und im Vorwurf, daß ein ehrgeiziger Maler zwar nach künstlerischen Vorstellungen den menschlichen Körper Christi darstellen könne, nicht aber dessen unsichtbare und damit nicht abbildbare göttliche Natur. Sollte er diese beiden vermischen wollen, werde er zu einem Häretiker. Dies war auch eine deutliche Abgrenzung gegen monophysitische Vorstellungen.

Während der folgenden langen Auseinandersetzung versammelten sich die Bilderfeinde (Ikonoklasten) zu einem Konzil 754 in Hiereia (Kleinasien). Wichtigster Kritikpunkt war die unwiderlegbare Tatsache, daß das Nebeneinander der göttlichen und menschlichen Natur in Christus (Duophysitismus) nicht bildhaft wiedergegeben werden könne, und sie erhoben gegen die Maler den entscheidenden Vorwurf (can.252):

"Ein solcher ,Linksmaler' hat ein Bild (eikon) gemacht, es Christus genannt. Und dieser, Christus' ist göttlicher und menschlicher Natur?

Und im übrigen hat er entweder nach dem Gutdünken seines vergeblichen Trachtens das Unumschreibbare der Gottheit mit der Umschreibbarkeit des geschaffenen Fleisches zusammen umschrieben, oder er hat jene unvermischte Einheit, damit der Widergesetzlichkeit der Vermischung schuldig werdend, vermischt.

So hat er folglich zwei Blasphemien begangen - die der Umschreibung und die der Vermischung.

Diesen beiden Blasphemien fällt nun auch derjenige anheim, der das Bild mit Proskynese verehrt..."

"Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geiste und in der Wahrheit anbeten." [Joh 4,24]

Ferner:
"Niemand hat Gott je gesehen" [Joh 1,18] und
"Ihr habt weder seine Stimme gehört, noch seine Gestalt (eidos) gesehen " [Joh 5,37] und die Schrift preist alle selig, die da glauben, obwohl sie ihn nicht sehen. [Joh 20,29]

Auch im Alten Testament hat Gott zu Moses und dem Volk gesprochen:

"Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde"[Ex 20,4] denn auf dem Berg (Sinai) "sprach (der Herr) zu euch mitten aus dem Feuer"[Deut 4,12]
, doch "ihr habt weder seine Stimme gehört, noch seine Gestalt je gesehen."
[Joh 5,37]

 

"Sie dienen einem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge"[Hebr 8.5]
und wiederum: "Auch wenn wir früher Christus nach menschlichen Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt schätzen wir ihn halt nicht mehr so ein"
[2. Kor 5,16],
"denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende."
[2. Kor 5,7]

 

Schliesslich hat derselbe (Paulus) beweiskräftig gesprochen:


"So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi."[Rm 10,17]


 

Religiöse Bilder aller Art wurden zerstört, in den Kirchen die vorhandenen Dekorationen entfernt und durch bildlose Dekorationen abgelöst. Unter Kappadokiens Höhlenkirchen sind nicht wenige aus der Zeit des Bilderkampfes erhalten und zeigen die bildlose Malerei der Ikonoklasten, allen voran die Barbarakirche in Göreme. Unter dem etwas gemäßigteren Kaiser Leon IV. (775-780) waren die Auseinandersetzungen mehr dogmatischer Art. Nach seinem Tod berief seine bilderfreundliche Witwe, Kaiserin Eirene, nach mühsamem Zurückdrängen der auf Mönchsfeindlichkeit eingeschworenen Armee gemeinsam mit dem späteren Patriarchen Nikephoros 787 zu einer Synode in der altehrwürdigen Konzilsstadt Nicäa, in der die Bilder rehabilitiert wurden.

 

"Wir verlangen eindeutig und ausdrücklich, daß die ehrwürdigen und heiligen Ikonen ausgestellt werden wie das Bild des ehrwürdigen und heilbringenden Kreuzes selbst..."

 

Die Bilderfreunde (/Ikonodoulen) trafen sich. Auf diesem 7. allgemeinen Konzil wurde die inzwischen erarbeitete Bildertheorie des arabischen Mönches Johannes von Damaskus (ca. 650-750) zur Basis einer Theologie der Ikonen.

 

Die Bilderfeinde kannten die Positionen des wortgewaltigen Mönches aus Damaskus, er ist ihr Hauptgegner, ihn trifft ihr Bannfluch am heftigsten.

 

Johannes war bereits gestorben, konnte seine Positionen nicht selbst vertreten. Theodor, Abt des Studion-Klosters in Konstantinopel, wurde der Wortführer auf dem Konzil und betonte die Ideen des Johannes durch eigene Vertiefungen. Johannes entkräftete zunächst die Bezugnahme auf das Alte Testament mit den Hinweisen,

- dass auf Gottes Geheiß an der Bundeslade Bilder angebracht worden sind (Ex 25,18-22; Hebr 9,5)
- ebenso auf dem Vorhang des Tempels (Ex 26,31 und 36,8).

Das Hauptargument für Johannes von Damaskus war die Menschwerdung. Christus könne nicht durch Symbole, sondern nur durch seine menschliche Gestalt dargestellt werden. Seine Darstellung könne sein ewiges Bild im Sinne einer höheren Wahrheit spiegeln. Christus sei freiwillig Mensch geworden, deshalb sei es weder unmöglich noch respektlos, seine menschliche Gestalt abzubilden.

Die Inkarnation war das Hauptargument für die Rechtfertigung einer religiösen Bildkunst. Gottvater könne und dürfe aus diesem Grund allerdings nicht abgebildet werden. Johannes gibt den Bilderfeinden unumwunden zu, daß die nicht sichtbaren Glaubenswahrheiten auch nicht bildhaft dargestellt werden könnten. Aber: Alle seine Zeitgenossen hätten den historischen Jesus als Menschen gesehen, einige hätten aber glaubend seine nicht sichtbare Göttlichkeit erkannt. In seiner Verteidigungsrede für die Bilder argumentiert er:

"Ein Bild ist wirklich ein Abbild und Beispiel, ein Abdruck eines in ihm gezeigten Abgebildeten...

... daher habe ich den Mut, vom unsichtbaren Gott ein Bild anzufertigen, nicht als Unsichtbaren, sondern als um unsretwillen durch die Anteilnahme an Fleisch und Blut sichtbar gewordenen. So bilde ich nicht die unsichtbare Gottheit ab, sondern das Fleisch Gottes, das gesehen worden ist.

Wenn es schon unmöglich ist, die Seele abzubilden, wieviel mehr erst Gott, der auch der Seele das Nichtmaterielle verliehen hat..."

 

Interessant ist ein Blick auf die historische und topographische Konstellation: Um in einer bedrohlichen Phase der islamischen Angriffe die bilderfeindlichen Provinzen ans Reich zu ketten und um sie nicht in die Arme des Kalifen zu treiben, der ihnen problemlos Religionsfreiheit hat in Aussicht stellen können, war der syrische Kaiser Leon III. auf eine reichsweite Bilderfeindlichkeit eingeschwenkt, was den Vorwurf der islamischen Infiltration begründet.

Im Gegensatz dazu lebte und lehrte Johannes von Damaskus in einem Kloster in Jerusalem, das seit 637 unter islamischer Herrschaft stand und in dem die Christen ihren Ideen nachgehen konnten, ohne das Eingreifen eines sie reglementierenden christlichen Kaisers fürchten zu müssen. Die Freiheit zur Widerrede gegen den christlichen Kaiser und zur Verteidigung der Bilder konnte Johannes nur im bilderlosen islamischen Kulturkreis genießen.

Später hatten die Mönche des Studion-Klosters in Konstantinopel unter ihrem Igumen, dem Hl. Theodor viel Überzeugungsarbeit zu leisten um das durch die Propaganda der Bilderstürmer verdorbene Konstantinopel zu überzeugen. Noch einmal flammte die Terrorherrschaft der bilderfeindlichen Mächte auf, die Mönche von Studion wurden 809 vertrieben und verbannt, konnten aber bald wieder zurückkehren. Noch 815 berief ein bilderfeindlicher Kaiser ein ikonoklastisches Konzil in die Hagia Sophia ein, ersetzte willkürlich den mutigen Patriarchen Nikephoros und weitere 28 Jahre wurden Ikonen vernichtet und versucht die Kirche mit dem Gewalt einer Schreckensherrschaft dem Diktat des Kaisers zu unterwerfen. Klöster wurden geschlossen, Mönche terrorisiert, Ikonenmaler misshandelt; z.B. dem Mönch Lazarus beide Hände im Feuer verbrannt.
Erst unter Kaiserin Theodora wurde 843 das Konzil von 787 bestätigt und am 11. März, dem 1. Fastensonntag, verkündet. Die kaiserliche Macht erkannte endgültig das Recht der Kirche auf die selbstständige Regelung ihrer religiösen Angelegenheiten an.

Die Bildertheologie des Johannes wurde die Basis für die Rechtfertigung des Bildergebrauchs und Entscheidungsgrundlage für die Konzilsväter. Die entscheidenden Passagen des Konzilsbeschlusses von 787 lauten:

 

"... Die Verehrung des Bildes (eikon) geht nämlich auf das Urbild (prototypos) über, und wer das Bild verehrt, verehrt die Hypostasis dessen, was in ihm eingeschrieben ist.

Damit wird die Lehre unserer heiligen Väter bestätigt und gleichermaßen die Tradition der Katholischen Kirche, welche das Evangelium von einem Ende (der Welt) zum anderen aufgenommen hat. Somit folgen wir Paulus, der in Christo geredet hat, dem ganzen göttlichen Kreis, und den heiligen Vätern, indem wir die Überlieferungen bewahren, welche wir empfangen haben. So singen wir der Kirche prophetische Siegeshymnen:

'Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem. Der Herr hat das Urteil gegen dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten.'

Und Friede wird über dir sein bis in ewige Zeit.

Wir ordnen an, daß diejenigen, die es wagen, etwas anderes zu denken oder zu lehren oder die gegen die offenkundigen Häretiker (gerichteten) kirchlichen Überlieferungen zu verwerfen oder irgendwelchen Zusatz hinzuzusinnen, oder etwas von den kirchlichen Weihegegenständen wegzuwerfen - ein Evangeliar, ein Kreuzzeichen, eine bildliche Darstellung oder eine heilige Märtyrerreliquie - oder ränkevoll und böswillig etwas hinzufügen, um einen Punkt der rechtskräftigen Überlieferung der katholischen Kirche umzustürzen, und zwar besonders, um die kirchlichen Kleinodien oder die frommen Klosterstiftungen zu verstaatlichen, wenn sie Bischöfe oder Kleriker sind, zu entfemen, Mönche und Laien aber von der Kommunion (koinonia) auszuschließen...

Das heilige Konzil akklamierte:

Wir alle glauben so, wir alle denken dasselbe, wir alle haben mit unserer Zustimmung unterschrieben.


Dies ist der Glaube der Apostel, dies ist der Glaube der Rechtgläubigen.


Dieser Glaube fundiert die Oikumene.


Im Glauben an den einen Gott, der in der Dreifaltigkeit besungen wird, küssen wir die verehrungswürdigen Ikonen.


Diejenigen, die es nicht so halten, sind verdammt ...


Diejenigen, die nicht so denken, sind weit aus der Kirche entfernt."


 

In den zwei entscheidenden Problemkreisen war ein Kompromiß gefunden:


Zum einen war das für die Bilderfrage bisher unlösbare Dilemma des Duophysitismus nunmehr lösbar:
Das Bild gibt zwar nur die menschliche Natur wieder, kann aber dennoch akzeptiert werden, weil die nicht abbildbaren göttlichen Anteile dazu gewußt und ergänzend geglaubt werden. Der nicht bildhaft sichtbare Glaubensakt drückt sich in den bekennenden Inschriften aus. Das Göttliche erheischt eine Abbildung. Sie gehört zu ihm wie der Schatten zu seinem Körper.
Im Umkehrschluß wäre ein Verbot der Bilder und ihrer Verehrung eine Leugnung des sichtbar gewordenen Christus.


Theodor von Studion formulierte:

"Insofern Christus von einem unumschreibbaren Vater herkommt, kann er kein Kunstbild haben, weil er unbeschreibbar ist. In der Tat, welchem Bilde hätte die Gottheit, deren Darstellung in der Heiligen Schrift vollkommen verboten ist, gleichgestellt werden können? Insofern aber Christus von einer beschreibbaren Mutter geboren wurde, hat er natürlicherweise eine Darstellung, die dem mütterlichen Bilde entspricht. Und wenn er kein Kunstbild hätte, wäre er auch nicht von einer beschreibbaren Mutter geboren und hätte also nur eine Geburt - nämlich vom Vater. Dies aber wäre eine Umstürzung seines Heilsplanes."

Diese Überzeugung fand 843 Eingang in die Texte der Orthodoxie.

 

Zum anderen war entscheidend, daß die längst überfällige und letztlich konfliktauslösende Frage jetzt endlich ein für allemal geklärt wurde: Die vor den Ikonen vollzogene Verehrung und Kniefall (proskynesis) durch die Gläubigen gilt nicht den Holztafeln, sondern dem Urbild, geschieht nicht im Hinblick auf die Materie, sondern im Hinblick auf den Dargestellten. Die Wirkkraft des Abgebildeten ist immer im Bild. Es gibt eine Einheit von Urbild und Abbild nach Form und Ähnlichkeit. Die Anbetung (latreia) ist alleine Gott vorbehalten.

Der christliche Westen hat sich zunächst vehement für die Bilder ausgesprochen, z. B. der Diakon Epiphanius aus Catania.

 

Vergleiche der Ikone mit dem Andachtsbild westlicher Ausprägung machen die essentiellen Unterschiede deutlich:



 

Ziel der Ikone ist es, die heiligen Überzeugungen in allgemein verbindliche Bilder umzusetzen.

-
Ziel des Andachts-Bildes ist es, den Betrachter durch wie immer geartete Gestaltungsmöglichkeiten möglichst "andächtig" zu machen, d. h. er soll an die illustrierten Geschehnisse erinnert werden und emotional in sie eindringen bzw. an ihnen beteiligt sein.

 

Die Ikone basiert auf den Berichten glaubwürdiger Zeugen und auf den Richtigstellungen erleuchteter Konzilsväter.

-
Der Künstler, der ein Andachts-Bild malt, kann neue Formulierungen zur Steigerung der Wirkung "cre-ieren".

 

Themenauswahl und Bildkomposition, Repräsentation der Einzelfiguren, Gestaltung der äußeren Erscheinungen der Ikone müssen die kanonischen Traditionen fortsetzen. Neu angefertigte Werkstücke müssen die Vorbilder der Vorlagen fortsetzen.

-
Der Künstler des Andachts-Bildes beweist seinen Einfallsreichtum und seine künstlerische Kreativität durch ansprechende Neuformulierungen des Themas.

 

Den Ikonenmaler bewegt eine mystische Teilhabe an der in Gebet und Schriftlesung geschauten verklärten Welt.

-
Der Künstler des Andachtsbildes bedient sich seiner Phantasie.

 

Die künstlerische Freiheit des Ikonen-Schreibers ist in dem Satz der Heiligen Schrift zusammengefasst:
"Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit." 2 Kor 3,17

-
"Künstlerische Freiheit" im durchaus weltlichen Sinne ist die Grundlage des Gestaltungsprozesses für das Andachts-Bild des Westens.

 

(Unter Verwendung der Auszüge die der Religionspaedagoge Horst Leps aus den Seiten 15 –20, 29, 51+52 unter Weglassung der Fußnoten, aber Ergänzung der Bibelstellen aus der Einleitung des Ausstellungskatalogs "Ikonen des Ostens - Kultbilder aus fünf Jahrhunderten", herausgegeben vom Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg, St. Otto Verlag Bamberg, Copyright 1998 Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg, Hauptabteilung Kunst und Kultur, Autor: Kurt Ruppert, Bamberg, erstellt hat)

 


 

2. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN



Hl. GREGOR  PALAMAS



Lesung:
Hebr. 1:10 - 2:3





EVANGELIUM:
Mk. 2: 1 - 12




Hl.Berg, 16.Jhdt.




Hl.GREGOR Palamas
Predigt Erzbischof LEONID zum Fest

Die Tradition der Kirche lasst uns heute - im Sinne des Festes der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesgebärerin- sowohl an die Heilung des Gelähmten als auch an den Hl. GREGOR Palamas denken.
Es wird uns bewusst, dass Gott uns unser Heil nicht aufzwingt, sondern unser Mitwirken will. Mitwirken sollen wir nicht nur egoistisch an unserem eigenen Heil sondern auch alles dazu tun, um anderen die Heilung zu ermöglichen.

Das Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesgebärerin ist auch das Fest der Zustimmung der Menschheit zum Heilsplan Gottes. Die Gottesgebärerin handelt nicht ohne zu wissen, was sie tut. Ihr kritisches Hinterfragen der Botschaft des Engels zeigt ihre starke Persönlichkeit. Aber im Unterschied zu unser mißgeleiteten Mutter Eva weiß Maria die Mutter der erneuerten Menschheit auch, dass die menschliche Vernunft ihre Grenzen hat. Und dass es ohne die Überwindung der Enge dieser Grenzen keinen Zugang zu Gott geben kann.
Diese menschliche Anstrengung zur Öffnung für die göttliche Energie führt zum Heilswirken in der "Syn-Ergie".

Diese Überwindung unserer vermeintlichen allzumenschlichen Grenzen ist nicht leicht.
In der Fastenzeit sind wir aufgerufen dafür zu "trainieren".

Aber wir brauchen dazu Anleitung und fühlen uns oft genug auch wie der Gelähmte und brauchen die Hilfe unserer Mitmenschen. Besonders in unserer Gesellschaft, die den Individualismus vergöttert, und den Glauben zur Privatsache machen will, sollten wir uns dessen bewusst werden, dass "keiner allein" gerettet wird. Unser Christentum kann nicht ohne Gemeinschaft heilsam werden. In dieser Gemeinschaft tragen wir alle für unseren nächsten Verantwortung und sollten immer bereit sein, so zu handeln wie die Mitmenschen des Gelähmten.

Hilfreich für unsere Suche nach dem Zugang zu Gott ist auch die Überwindung von westlicher Skolastik und thomistischer Theologie, die Synthese von apophatischer und kataphatischer Sprache von Gott, sowie der Weg des Herzensgebetes und die Möglichkeit der Schau des "ungeschaffenen Lichtes", der Schau Gottes in Seiner Energie.
Wege des Heils, die uns der Heilige GREGOR Palamas erschlossen hat.

Der Heilige GREGOR Palamas (1296-1359) war der hochintellektuelle Sprecher der Mönche des Heiligen Berges Athos, die in jener Zeit, wie so oft davor und danach die Erkenntnisse der Orthodoxie gegen die oberflächlichen Behauptungen der Günstlinge der weltlichen Machthaber verteidigen mussten.

Zunächst von der Gelehrsamkeit des Ostens durch die Erkenntnislehre des Dionysios Aeropagita fasziniert kam der humanistisch gesinnte Mönch Barlaam in den Osten und stieg bald zum Hoftheologen des Kaiserhofes in Byzanz auf. Bald begann er die Gebetspraktiken des Herzensgebetes der östlichen Mönche zu verspotten und zu bekämpfen.

Es ging den Mönchen den Zugang zum ungeschaffenen Licht Gottes, das Erspüren der Energiewirkung Gottes, nicht als subjektive Einbildung abtun und so verschütten zu lassen. Obwohl es ihm zunächst nur Gefangennahme und Ausstoss aus der Kirche durch einen humanistischen Patriarchen einbrachte und er erst mehr als 5 Jahre durch das Konzil von 1351 rehabilitiert wurde, setzte der Hl. GREGOR Palamas die Unterscheidung zwischen dem unfassbaren Wesen Gottes und Seinen erfahrbaren Energien durch.

Apophasis heisst Verneinung. Apophatisch von Gott zu reden wird durch den Versuch der Gotteserkenntnis durch menschliche Vernunft und Welterfahrung ausgelöst. Es bedeutet, von Gott zu sagen, wie Er nicht ist: Er ist nicht begrenzt, nicht endlich, nicht vergänglich - also unbegrenzt, unendlich, unvergänglich u.s.w.

Dies ist die Absage an den erkenntnistheoretischen "Realismus" der westlichen Skolastik (Thomismus, Skotismus).

Demgegenüber ist sich die orthodoxe Theologie dessen bewusst, das wir von Gott immer nur in Bildern und Gleichnissen reden, auch wenn wir das abstrakt in Begriffen tun.
Demgegenüber bedeutet Kataphasis Bejahung, die positiv die Verkündung der Offenbarung Gottes ermöglicht, die Verkündung der Heilsereignisse Gottes, durch die Er in unsere Geschichte eingegangen ist und immer wieder in unser Schicksal eingeht und durch die Er sich uns in Seinen Energien zu erkennen gibt.

Die beiden Positionen dürfen nicht fundamentlistisch gegeneinander gesetzt werden. Heilswichtig ist es hingegen die beiden Sichtweisen stets gleichzeitig anzuwenden und damit nicht den Trugschlüssen der Begrenztheit menschlicher Vernunft zum Opfer zu fallen:

Wir reden vom Wesen Gottes nicht anders als in Bildern und Gleichnissen aber wir reden immer von heilswirksamer Realität, wenn wir von Seiner Offenbarung und Seinen Heilsmysterien reden.

So wird Theologie zur geistlichen Medizin, derer die Menschheit unserer Zeit -gleichzeitig im Dilemma vom Wahn der "Allmachbarkeit" gefangen und gleichzeitig der absolut entwertenden Orientierungslosigkeit verfallen- im besonderen Maße bedarf.

 

 

Predigt
von
Erzbischof LEONID von Riga und Lettland
in der zweiten Woche der großen Fasten

*Quellenhinweis*

In der heutigen Evangeliumslesung hörten wir, Brüder, die Erzählung von der Heilung des Gichtbrüchigen in Kapernaum durch den Herrn Jesus Christus (Mk. 2, 1-12).

Christus lehrte in einem Haus das Volk. Über Ihn, den großen Wundertäter, hatte sich schon überall die Kunde verbreitet, und eine Menge Volks kam zu Ihm. Das Haus war so dicht umlagert, daß es unmöglich war, einzutreten und zu Jesus zu gelangen. Und siehe, vier Männer trugen einen Gichtbrüchigen herbei, der sich nicht selbst bewegen konnte, auch nicht die Kraft hatte, von seinem Bett aufzustehen. Sie wollten unbedingt zu Jesus gelangen, sie wollten mit Ihm zusammentreffen, um die Heilung des Kranken zu erbitten.

Die Hoffnung brannte im Herzen. Wenn man nur durchgehen könnte, wenn man Ihn nur sehen könnte . . . So stark war ihr Glaube an den Herrn, und so stark war die Hoffnung, daß Er dem Kranken helfen würde, daß kein Hindernis sie davon abhalten konnte. Sie kletterten auf das Dach des Hauses, öffneten die Decke und ließen von dort das Bett mit dem kranken Gichtbrüchigen zu Jesu Füßen herab. Als Jesus diesen Glauben der Männer sah, heilte Er den Gichtbrüchigen und vergab ihm seine Sünden, die offensichtlich die Ursache seiner Krankheit waren. Und der Kranke, der vorher nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich zu bewegen, stand auf, nahm sein Bett und ging hinweg. Dadurch versetzte er alle, die sich daselbst befanden, in Erstaunen, so daß sie Gott um des großen Wunders willen verherrlichten.

Nicht ohne Absicht bietet uns die heilige Kirche diese Evangelienlesung in den Tagen der großen Fasten an, in den Tagen der Buße und des Gebetes um die Vergebung unserer Sünde. Auch unsere Seele gleicht dem Gichtbrüchigen aus dem Evangelium: Die Sünden ketten sie so an die Erde, daß sie sich selbst nur mit Mühe auf dem Weg des Guten bewegen kann. Allein die heilbringende Hilfe Gottes kann uns die Kraft geben, auf dem Weg der göttlichen Gerechtigkeit zu wandeln. Wie aber schüttelt man dieses Joch ab, das uns umgibt, und die uns bedrückenden irdischen Mühen, Sorgen und Bindungen, die uns vom Herrn abdrängen ? Wie kann es geschehen, daß wir Sünder, verdunkelt durch Makel und Leidenschaften, dieser Barmherzigkeit des Herrn, der umgeben ist von unzählbaren himmlischen Kräften und der Schar der Heiligen Gottes, für würdig befunden werden? Wie nähern wir uns diesem Licht und dieser Heiligkeit ? Das heute verkündete Evangelium zeigt uns den Weg. Seht, wie groß der Glaube des Kranken und derer war, die ihn hinzutrugen, wie stark war ihre Hoffnung auf Heilung! Sie überwandten alle Hindernisse und erlangten Heil.

So auch wir - wenn lebendiger Glaube an den Herrn in uns glüht, wenn wir unverrückt auf Seine Barmherzigkeit hoffen und so fest unsere Heiligung begehren, daß wir alle Hindernisse, Anfechtungen und Versuchungen überwinden. Wo immer wir uns von dem entfernen, was uns zur Sünde zwingt und hinabzieht - wird auch uns nach unserem Glauben geschehen. Der Herr ist gütig und barmherzig, Er erhört unsere inbrünstigen Gebete und erfüllt unsere innigsten Wünsche gnädig. Wie den Gichtbrüchigen reinigt Er uns von den Verfehlungen und hilft zu einem guten Leben in Christi Nachfolge.


Amen.

 

Aus STIMME der ORTHODOXIE
Zeitschrift der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche (Patriarchat Moskau)
http://members.aol.com/StimmeOrth

 

Den Reichtum den Du mir gegeben,
o erbarmender Vater,
habe ich zerstreut.
Weit wandte ich mich ab von Dir
und ich kam in des Feindes Knechtschaft
.

ob Deines masslosen Erbarmens
nimm mich auf, o Vater
.


In leuchtenden Fasten,
erhellt durch der Gebete Lichtglanz,
lasst strahlend den Pflichten uns nachgehen,
damit wir entfliehen
dem Dunkel der Suende
.


Heilige Dreiheit, wache
dass wir
die wir die Fasten schon drei Wochen durchlaufen,
unversehrt und unverurteilt
wuerdig sie weiter durcheilen
und Deine Gebote beachten
.

 


 

 

3. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN


KREUZVEREHRUNG



Lesung:
Hebr. 4:14 - 5:6





EVANGELIUM:
Mk. 8:34 - 9:1




Heiliges Kreuz / Ikone von Nikolai SCHELECHOW




Orthodoxe Kreuzverehrung

Vor Deinem Kreuz, o Gebietender, fallen wir nieder,
und Deine heilige Auferstehung verherrlichen wir !


In der Mitte der Fastenzeit verehren wir das Heilige, das lebenbringende und uns daher so kostbare Kreuz des Herrn. Nicht einem Stück Holz gilt die Verehrung sondern dem Herrn Selbst, dem Gekreuzigten und Auferstandenen !

Nicht mehr bewacht das flammende Schwert die Pforte von Eden,
denn wunderbar wurde das Feuer gelöscht durch das Holz des Kreuzes.
Der Stachel des Todes und der Sieg der Hölle ist zur Beute geworden.
Denn Du, mein Erretter, kamest und riefest denen im Hades zu:
"Lasset euch führen wiederum ins Paradies !"

 

Orthodoxe Kreuzesverehrung

Das Kreuz ist wie die Ikonen und das Evangelienbuch für die orthodoxen Christen eine Abschattung der Wirklichkeit, auf die durch das Bild hingewiesen wird. Die Verehrung einer solchen Abschattung gilt nicht dieser selbst, sondern der Wirklichkeit, die sie darstellt und die nicht anders als im Bild in Erscheinung treten kann. Dahinter steht die Überzeugung, dass das Göttliche für uns nur im Bild begreifbar ist, nicht aber direkt fassbar. Doch nicht jedes Bild, das wir uns machen, hat die Transparenz, den Blick auf das wahre Urbild zu ermöglichen. Nur das theologisch wahre, das geoffenbarte, das heilige Bild in der dogmatisch als richtig erkannten Tradition wird solchermaßen transparent. In dieser Transparenz des Kreuzes wird uns deutlich die Wirklichkeit des Kreuzes, Christus Selbst, der am Kreuz unsere Schuld getilgt und in Seiner Auferstehung den Sieg über den Tod vollendet hat. Das Kreuz anbeten heisst also, Christus als Sieger am Kreuz anbeten.
Das Leiden des Gottessohnes am Kreuz, das uns ermöglicht auch das Leid der Welt in diesem Licht zu sehen, führt uns im Glauben immer hin zur Auferstehung.
Zum Unterschied zum Westen, der beginnend mit der Aristoteles-Rezeption durch Augustinus und das Mittelalter weithin materielle und geistliche Welt streng trennt, lehrt und die Orthodoxie die Ganzheit der Schöpfung zu sehen, sei sie nun materiell oder nicht-materiell; und so auch die Ganzheit der Wirklichkeit: Kreuz und Auferstehung !
Wir kennen daher keine Konzentration auf die bloße Meditation der Leiden vor dem körperlichen Christusleichnahm auf Kruzifixen.
Unsere Verehrung des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes ist eine dankbare Unterwerfung unter das Kreuz, das uns durch Gottes Menschenliebe vom Symbol der Hinrichtung zum Zeichen des Heils geworden ist.

Am fruehen Morgen gehen wir zu Dir,
und preisen Dich in Hymnen,
Heiland der Welt,
da wir den Frieden gefunden in Deinem Kreuz,
durch das Du das Menschengeschlecht erneuert hast,
uns fuehrend zum abendlosen Licht
.



Im Paradiese ward einst durch eines Baumes Frucht
das Vertrauen gebrochen und herbeigerufen der Tod.
Der Baum des Kreuzes aber
hat den Menschen das Kleid des Lebens gebracht.
Nicht mehr bewacht das Flammenschwert die Pforte von Eden.
Denn es nahte sich ihm eine neue Versoehnung,
des Kreuzes Baum.
Des Todes Stachel und des Hades Sieg ist zerschmettert.
Du tratest, mein Heiland, herzu,
den Bewohnern des Hades zurufend:
Lasst euch zurueckfuehren ins Paradies !




Heute tanzen der Engel Choere voller Freude,
Deinem Kreuze huldigend.
An ihm ja schlugst du Wunden der Daemonen Scharen,
an ihm wurdest, Christus,
Heiland Du den Menschen.




Sei gegruesst, dreimal seliges, heiliges Holz,
Kreuz,
Licht derer, die wandeln in Dunkelheit,
das du den vier Enden der Welt durch dein Leuchten zeigtest,
die Strahlen von Christi Erweckung,
wuerdige alle Glaeubigen,
das heilige Pas´cha zu schauen.



 


 



4. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN


Hl. JOHANNES von der HIMMELSLEITER


Lesung:
Hebr. 6: 13 - 20




EVANGELIUM:
Mk. 9: 16 - 30




Durch Enthaltsamkeit

konntest du die Kraft deiner Seele erneuern;


sie mit himmlischer Herrlichkeit veredeln.

Heiliger Moench JOHANNES

Darum riefst du allen zu:

Nichts ziehet Gottes Liebe vor !






IKONE des FESTESIKONE des FESTES

Heute macht uns die Kirche aufmerksam auf den Hl. JOHANNES Klimakos (von der Himmelsleiter). Dieser Mönchsvater, der im 7. Jahrhundert lebte, verwirklichte das Ideal von Gebet und Umkehr. Schon mit 16 Jahren wurde er Einsiedler-Moench auf dem Sinai. 639 wurde er als Igumen Klostervorstand. Vor seinem Tode zog er sich wieder in die Einsamkeit zurück. Sein immer wieder gelesenes Standardwerk "Die Himmelsleiter" beschreibt in 30 Sprossen -nach dem verborgenen Leben Jesu- den Aufstieg zur Vollendung in Gott, den Kampf gegen die Laster, die den Menschen immer wieder behindern und die Tugenden die in die Nähe Gottes führen. Krönung und Ziel des allmählichen Aufstiegs ist die Ruhe der Seele in Gott.

Darauf dürfen auch wir uns in der Fastenzeit vorbereiten.

"Lasset uns Johannes ehren ... Ruhm der Asketen ..." singen wir in der Vesper und im Orthros:
"Während dein Leib durch die Enthaltsamkeit abnahm, konntest du die Kraft deiner Seele erneuern, sie mit himmlischer Herrlichkeit bereichern."


Aber die Kirche erläutert die Lehre des Hl. JOHANNES Klimakos richtig, wenn sie verkündet, dass Askese sinn- und wertlos ist, wenn sie nicht Ausdruck der Liebe ist. Und wieder in der Vesper zitiert sie den Heiligen mit den Worten:
"Darum riefst du allen zu: Gott habet lieb, und ewige Gnade werdet ihr finden.
Nichts ziehet Seiner Liebe vor!"


Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*

 


 

 

5. WOCHE der Grossen voroesterlichen FASTEN
In dieser Woche laedt uns die Kirche noch einmal verstaerkt zur Umkehr ein.
Wir sind eingeladen unser Vorleben zu kreuzigen um in der Auferstehung erloest und erneuert zu werden.

Mittwoch wird der GROSSE KANON der Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von Kreta gebetet, am Herrentag der diese Woche kroent, wird uns das leuchtende Vorbild der Heiligen MARIA von AEGYPTEN vorgestellt.
Am Freitag duerfen wir des wichtigsten Menschen im goettlichen Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlechtduerfen wir des wichtigsten Menschen im goettlichen Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlecht, der Gottesgebärerin im  KANON der GOTTESMUTTER  und am Samstag im  AKATHISTOS-HYMNUS  gedenken.



5. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN


Hl. MARIA von Aegypten



Lesung:
Hebr. 9: 11 - 14





EVANGELIUM:
Mk. 10: 32 - 45




Festtagsikone in Arabischer Tradition aus dem Libanon





Die Hl. Maria von Aegypten ist in der orthodoxen wie in der lateinischen Kirche bekannt als ein Beispiel wie Gott uns durch Seine Gnade Heilige schenkt, deren Lebensweg nach menschlichem Mass alles andere als fromm und bieder ist. In jedem menschlichen Charakterzug, auch in den "allzu menschlichen" Schwächen, ist doch auch ein Zugang zum Heil verborgen. Massloses Verlangen nach Genuss kann im Zusammenwirken von Gottes Gnade und menschlicher Umkehr zu massloser Gottesliebe fuehren.

Maria wurde im noerdlichen Aegypten geboren und entfloh im Alter von 12 Jahren dem elterlichen Hause, um in der Weltstadt Alexandria ein Leben der Ausschweifung zu fuehren, einzig die Befriedigung ihrer Lueste suchend. Nach 17 Jahren ausschweifenden Lebens trieb sie die Neugier mit Wallfahrern zum Fest der Kreuzerhoehung zu den Heiligen Stätten in Jerusalem zu segeln. Auch auf dem Schiff und in Jerusalem liess sie ihrer Leidenschaft freien Lauf und verführte jeden der es sich gefallen liess.

Als sie zur Verehrung des heiligen Kreuzes inmitten des gewaltigen Menschenstromes, welcher der Auferstehungsbasilika zuflutete, auch selbst in die Kirche eintreten wollte, wurde sie an der Schwelle von einer unsichtbaren Gewalt, die staerker war als sie, zurueckgehalten, waehrend die uebrigen an ihr voruebergingen. Auch die vereinte Kraft mehrerer Maenner, um deren Hilfe sie gebeten hatte, konnten sie nicht ueber die Schwelle der Kirche bringen. Da kam es ihr ploetzlich erschreckend zu Bewusstsein, dass ihr Suendenleben Ursache dafuer sei, dass sie das Heiligtum in ihrem Zustand nicht betreten sollte. Zugleich fiel ihr Blick auf die Ikone der allheiligen Gottesmutter im Vorraum der Kirche. In Beschaemung und Reue rief sie die Mutter des Herrn an und gelobte, jede Busse in ihrem zukuenftigen Leben auf sich zu nehmen, wenn die Gottesmutter ihr Eingang in das Heiligtum und damit ein Zeichen gewaehre, an dem sie erkennen werde, dass ihr goettlicher Sohn ihr vergebe. Und - o Wunder - ungehindert konnte sie die Schwelle uebertreten und mit den uebrigen Pilgern an der Verehrung des heiligen Kreuzes teilnehmen. Hier traf sie der Strahl der Gnade. Einer innerlichen Erleuchtung folgend, jenseits des Jordans Ruhe und Frieden zu suchen, machte sie sich sofort auf den Weg und erreichte noch am gleichen Tage die Kirche des Hl. Johannes am Jordan. Reumuetig beichtete sie hier und empfing die Lossprechung und die Hl. Kommunion. Sodann ueberschritt sie den Jordan, um weiter ostwaerts in der Wueste Busse zu tun und die Wueste nicht mehr zu verlassen. Unter den aeussersten Entbehrungen in Nahrung, Kleidung und Behausung reinigte sich noch 17 Jahre ihr von ihren suendhaften Gewohnheiten und den Verwuestungen der Leidenschaften.

Dann aber fand sie die verheissene Ruhe und den vollen Frieden in Gott, dem sie noch weitere 30 Jahre in der Wueste widmen durfte, durch wunderbare Erleuchtungen getroestet und gefuehrt zu den seligen Geheimnissen der Gottesschau. Erst in ihrem 77. Lebensjahr wagte sie es wieder, einem Mann zu begegnen, der zur Andacht in die Wueste gekommen war. Viele Moenche folgten naemlich der Praxis vom ersten Fastensonntag bis zum Palmsonntag ihr Kloster zu verlassen, um in Erinnerung an die vierzigtaegigen Fasten des Herrn in der Wueste ein Einsiedlerleben zu führen. Gottes Fuegung wollte es, dass der fast hundertjaehrige Priestermoench Sosima aus einem am Jordan gelegenen Kloster in dieselbe Einoede kam, in der auch Maria lebte. Da sie ihm , ohne ihn je gesehen zu haben, seinen Namen nennen konnte, erkannte er dass es Gottes Wille war, dass er ihr am Hohen Donnerstag vor der Auferstehung die Hl. Kommunion an den Jordan bringen sollte. Nachdem sie mit Leib und Blut des Herrn gestaerkt war, was sie so lange hatte entbehren muessen, bat sie den Priester Sosima, ihr auch im naechsten Jahr die Heiligen Gaben an die selbe Stelle zu bringen. Dann zog sie sich wieder in die Wueste zurueck. Sosima entsprach im darauffolgenden Jahr ihrem Wunsch, fand aber an der verabredeten Stelle den Leichnam der Heiligen, die ihren Namen vor ihrem Scheiden aus dieser Welt in den Sand geschrieben hatte. Der heilige Sosima bestattete sie an der gleichen Stelle, kehrte ins Kloster zurueck und verfasste hier vor seinem bald folgenden Tode zur Erbauung des spirituellen Lebens seiner Mitbrueder die Lebensgeschichte der Heiligen, wie er sie bei der ersten Begegnung aus ihrem Mund vernommen hatte. In ihrer heutigen Gestalt stammt der Bericht von Patriarch Sophronij von Jerusalem. (7. Jhdt.)




Der unter den Aegyptern nach Seiner Geburt im Fleische gewohnt,
der Unumgrenzte vor aller Zeit,
liess leuchten dich  -aus Aegypten Stammende-  als ganz hellen Stern,
der Herr, der schon vor dem Geschehen alles erkennt
.



Die durch die Angel des Fleisches viele gefangen,
fuer fluechtige Lust sie machte zur Beute des Teufels,
wurde wahrhaftig gefangen durch die goettliche Gnade des Heiligen Kreuzes,
Christi lebendigmachendes Zeichen
.



Vormals von jeglicher Unreinheit erfuellt,
hast du dich durch Busse als Braut Christi erwiesen.
Du erstrebtest die Lebensweise der Engel,
ueberwandest die Daemonen mit der Waffe des Kreuzes.
Darum leuchtest du als Braut des Himmelreiches,
o vielgeruehmte Maria
.



Uns, die in Liebe dein lichtbringendes und heiliges Gedaechtnis feiern,
sende Licht uns hernieder,
die du als Heilige jetzt bei Christus stehst, dem alles ueberstrahlenden Licht,
errette mich vor den vielfachen Stuermen des Lebens
.

Festtagsikone aus Russland




... zur FASTENZEIT

Warum werden die vorösterlichen "Grosse Fasten" durch Vorbereitung eingeleitet ?
Weil die Kirche mit ihrer 2000-jährigen Erfahrung ein tiefes psychologisches Mitgefühl mit der menschlichen Natur entwickelt hat. Sie kennt unseren Hang uns von den Oberflächlichkeiten unserer Umwelt einnehmen zu lassen und unsere mangelnde Konzentrationsfähigkeit auf die geistlichen Güter.
Ein rascher Wandel unserer Alltäglichkeit, ein unvermitteltes Hinüberwechseln in eine noch nie auch nur erspürte Praxis birgt die Gefahr uns zu überfordern.
Wir dürfen nicht Wunder fordern, sondern wir bereiten uns auf immer wieder neue Anstrengungen vor
.
Wir müssen uns darauf vorbereiten, nach jedem Fall niemals die Anstrengungen des Aufstehens zu scheuen, wieder an die Türen der Umkehr zu klopfen und uns wieder auf den Weg zu machen.


Lasst uns jährlich die Gelegenheit nutzen, uns auf das Ziel und die Bedingungen wahrhaft christlichen Fastens zu besinnen und uns allmählich für das kommende Fasten bereit zu machen. Charakteristisch für unsere heilsame orthodoxe Tradition des Christentums ist dabei die pastorale Heranführung an die einzelnen Phasen des Heilswerkes unseres Gottes für uns Menschen.
Vor dem Apell zum praktischen Vollzug der Fasten wird uns deren Bedeutung in mehreren Bildern anschaulich gemacht.
So hat jede Zeit des Kirchenjahres - ohne unvermittelte Einschnitte und Brüche - in ihrer Weise Anteil am Ganzen, am alle Zeiten einschliessenden Heilsmysterium Christi. Zugleich wird dadurch aber auch deutlich, dass die Gläubigen sich nicht nur an einzelnen Festzeiten einseitig und nach Belieben bedienen sollen, wie an einem Selbstbedienungs-Buffet, sondern in allen Zeiten des Kirchenjahres in demütiger Offenheit und aktiver Teilnahme am Gebet der Kirche eine weitere Stärkung in ihrem Lebensweg als Christen mitbekommen
.


Die Haltung demütiger Offenheit aber muss immer wieder neu mutig errungen werden.
Dieser Mut und die Bereitschaft das Ringen auch durch Entbehrungen durchzuhalten ist besonders für die Zeit der Grossen 40-tägigen Fasten notwendig. Das aktive, bewusste Fasten ist ein deutliches Bekenntnis zur Möglichkeit der Überwindung der "animalischen Naturgesetze" und ein Zeichen der Bereitschaft zu wahrer Menschlichkeit im Ebenbilde Gottes.
Wenn wir dies Bedenken, dann wird uns das Fasten nicht als unliebsame Einengung erscheinen. Wir werden erkennen das Fasten nichts mit Trübsinn zu tun hat, sondern mit Freude die Gelegenheit zur Erneuerung des Lebens ergreifen.

Deshalb wollen wir das Fasten nicht nur als äusserliche Übung der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns dem Heil der Vergöttlichung zu nähern:

Beginnend mit der Bitte, dass sich auch für uns
die "TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !


Die 4 Sonntage der Wochen der Vorbereitung der Vor-Fastenzeit führen uns durch ihre Evangelien an diese "Türen der Umkehr" heran.
Diese Zeit soll genutzt werden, um uns zu Besinnen, uns zu überlegen und wenn möglich mit dem Beichtvater abzusprechen in welcher Weise wir am Fasten der Kirche in unseren konkreten Lebensumständen teilhaben können. Realistischerweise wird uns nämlich ausser in Klöstern die genaue Einhaltung aller Fastenregeln der Kanones (kat´akrib ei an) nicht so ohneweiteres möglich sein. Gleichzeitig wird ein am Sinn und nicht nur am Buchstaben orientiertes Fasten auch weitgehenden Verzicht auf die Genussmittel, Süssigkeiten, Fernsehen und andere "Suchtmittel" unserer Zeit bedeuten. Dies vor allem, um frei zu werden, die "Lebensqualität" eines inneren geistlichen Lebens für uns neu zu entdecken und zu intensivieren.
Die Vorfastenzeit bietet Gelegenheit zur konkreten Planung dieser Umkehr. Aus praktischer Erfahrung ist es auch empfehlenswert die Umsetzung der Pläne "austesten", um für die 40 Tage nur Vorsätze zu fassen, die wir dann auch weitgehend umsetzen können.

Wichtig ist es aber auch, sich auch gleich darauf vorzubereiten, dass wir nach jedem Fall auch wieder bereit sind aufzustehen - und das "Rennen" fortzusetzen. Nicht umsonst werden wir auch an die 40 Jahre erinnert, in denen das Volk des Herrn auf dem Weg durch die Wüste die neu gewonnene Freiheit erprobte:

Befreit aus der auch bequem gewordenen Gefangenschaft "an den Fleischtöpfen Ägyptens", gerettet von äusseren Feinden nach der DurchQuerung des Roten Meeres und immer wieder im Glauben gestärkt auf dem Weg in das Land der Verheissung wie wir in unseren Anstrengungen auf dem Weg zur Vergöttlichung. Aber trotz der neu empfangenen Richtschnur der 10 Gebote, von Gott genährt durch das Manna vom Himmel und mehrmals gerettet durch die Wunder des Wassers des Lebens:

Nahe an Gott aber auch in dieser Situation immer wieder zurückgefallen in gefährliche Sünden
- aber auch immer wieder durch Gottes Gnade und menschliche Anstrengung wieder versöhnt mit dem Schöpfer des Lebens.
ER will uns nie vernichtend strafen, sondern wie es uns Christus während Seiner 40 Tage in der Wüste gezeigt hat, immer wieder für uns und unsere Erlösung mit dem Satan, dem Versucher, ringen. Wir können darüber umso mehr Freude empfinden, je öfter wir nach unseren Sündenfällen wieder aufstehen und den Kampf wieder aufnehmen.
"Nur vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und nur ihm allein dienen" (Lk 4,8) erinnert uns der Apostel an dieses Privileg der "Synergie", der Einladung Gottes an uns, unsere begrenzten Kräfte mit Seiner Allmacht zu verbinden.


Bereiten wir uns auf die freudebringenden Anstrengungen dieses Kampfes vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung ernten zu dürfen !


"Die Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..." 
 
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation durch grossen Chor ~~~
www.musicarussica.com - RealAudio


Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !



~~~vollständig:Chor der Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
aus: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"

 


 




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