2004 - MAI
Christliche Verantwortung in der Welt

GEGEN den "INTERVENTIONISMUS" der "WELTPOLIZISTEN"
Appelle, Fakten, Argumente
Unsere Gesellschaft hat Probleme mit den "WERTEN" - Analyse der Shell-Jugendstudie 2000
siehe auch:
"Nachrichten aus den kirchen"  


Zurueck zu unserer Einstiegsseite

 

Terroranschläge in New York und Washington:

Die Mönche des Deutschen Orthodoxen Dreifaltigkeitsklosters in Buchhagen beten
- und veröffentlichen folgenden Appell:

GEGEN TERROR und KRIEG

Der erste Schock: Nein, es war keine Reklame für einen Horrorfilm. Und es war klar, was wir zu tun hatten: Beten für die Opfer und beten für den Frieden der Welt. Noch in der Nacht vom 11. zum 12. September entzündeten wir alle Öllampen im Heiligtum, steckten Opferkerzen an, bereiteten Kolywa und begaben uns in die Klausurkapelle unseres Klosters, um das Totengedenken, einen speziellen Fürbittgottesdienst für die Opfer der Terroranschläge zu zelebrieren.

Am nächsten Tag: weltweite Bestürzung, Solidarität mit den Opfern, Trauer und Abscheu gegen ein derart teuflisches Verbrechen. Aber noch etwas anderes war geschehen: Ein Mythos ist zerstört. Amerika ist nicht unverwundbar, die moderne Lebenswelt birgt unermessliche Gefährdungen und Unsicherheit.

Und dann der zweite Schock: Die Toten von New York sind noch nicht aus den Trümmern geborgen, schon rüstet die Weltmacht USA zum Krieg, schon werden Bomben bereitgestellt, die doch nichts anderes können, als andere unschuldige Menschen unter weiteren Trümmern begraben. Und die Nato-Verbündeten, auch unsere deutsche Regierung, ziehen mit, ohne jeden Vorbehalt. Nein, es war kein makaberes Kabarettstück; führende deutsche Politiker reden plötzlich wie einst 1914 beim Ausbruch des 1. Weltkrieges: Es gebe jetzt keine Parteien , sondern alle Deutschen müßten jetzt einig zusammenstehen und treu an der Seite - diesmal nicht Österreichs, sondern eben Amerikas. Da ist er, der Sarajewo-Effekt.

Heiliger Gott, gib, daß die Verantwortlichen heute verantwortungsbewusster sind als damals! Denn wir wissen, was auf Sarajewo folgte, bis hin zu Auschwitz, Dresden und Nagasaki.

Alle Christen der Welt müssen jetzt ihre Stimme erheben, um den Wahnsinn zu verhindern. Krieg ist keine Lösung. Millionen Unschuldige würden leiden, aber die Ursachen würden nicht behoben. Vielmehr ist es jetzt in der Tat nötig, gezielt diejenigen Gruppen zu identifizieren, die solchen Terror hervorbringen und ermöglichen - sei es logistisch oder ideologisch - und unschädlich zu machen. Ein Krieg aber träfe ebenso wie sinnlose Ausschreitungen gegen Moscheen und Ausländer, mit Sicherheit die Falschen. Den Toten von New York ist durch einen Rachefeldzug nicht gedient, im Gegenteil, sie werden ein zweites Mal entehrt und mißbraucht.

Jesus Christus spricht: „Wer das Schwert nimmt, der wird durch das Schwert umkommen.“ Es ist derselbe Wahn, derselbe böse Geist, der fanatische Mörder dazu bringt, vollbesetzte Passagierflugzeuge als Bomben einzusetzen, der jetzt die Völker in einen neuen Weltenbrand treiben will.

Es ist jetzt notwendig, die Spirale der Gewalt abzubiegen, das Prinzip des Bösen selbst auszuhebeln. Wenn wir mit Krieg und Bomben reagieren, machen wir uns mit den Terroristen gemein, folgen wir derselben mörderischen Logik der Gewalt.

Natürlich müssen die Hintermänner rund vor allem die ideologischen Einpeitscher gefasst und hart bestraft werden, überall, weltweit. Aber ein Krieg hat eine Stellvertreterfunktion. Er befriedigt primitive Rachegelüste, er wäre nichts als ein dummes, pubertäres Zurückschlagen irgendwohin, eine Reaktion geistlosester Eitelkeit, egal wie „vernünftig“ und „unausweichlich“ er uns jetzt in den Medien schmackhaft gemacht werden wird. Verletzter Stolz, auch einer Großmacht, rechtfertigt keine Gewalt gegen Unschuldige, rechtfertigt nicht, daß wir unsere Kinder in den Krieg schicken und dort zu Mördern werden lassen.

Eine entscheidende Ursache der Katastrophe ist der Haß gegen den Westen und jene fatale Ideologie des „Heiligen Krieges“, die von bestimmten Gruppen gepredigt wird. Diese Terroristen sind überzeugt, daß sie die „bösen Feinde“ in die Hölle und sich selbst als „Märtyrer“ ins Paradies bomben. So absurd es ist, wir dürfen die Augen nicht vor der fatalen Tatsache verschließen, daß der Islam eine derartige Deutung zuläßt. Gerade deshalb aber muß betont werden, daß Millionen Menschen in islamischen Ländern genauso entsetzt sind über die Terroranschläge wie wir und sie entschieden verurteilen. Es gibt keine Kollektivschuld, und wo immer sie behauptet wird, dient sie allein zur Rechtfertigung von atavistischem Haß und unrechtfertigbarer Aggression.

Nötig ist ein geistiger Kampf gegen das Prinzip des Bösen, Christus hat uns den Weg dazu gezeigt, und die Märtyrer und Heiligen der christlichen Kirche haben uns durch 2000 Jahre hindurch unzählige Beispiele gegen, wie wir in der rechten Weise mit Gott und den Menschen nicht nur in Frieden, sondern in Liebe und Wahrheit leben können.

Nicht der Zweck heiligt die Mittel, sondern die Mittel offenbaren den verborgenen Zweck. Wer Terroristen unterstützt oder ausbildet, strebt terroristische Gewalt an. Es gibt keinen heiligen Krieg - im äußersten Verteidigungsfall ist es eine Tragödie. Es gibt auch kein Appeasement gegenüber dem Terror, keinen Kompromiss mit dem Bösen. Wer die Mechanismen des Bösen anwendet, liefert sich dem Bösen aus, selbst wenn er, weltlich gesehen, gewönne. Darum gilt es, auch der Versuchung zu widerstehen, auf Terror mit Terror zu antworten. Das alttestamentliche „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ist durch Jesus Christus, durch die Menschwerdung Gottes und durch das Mysterium von Kreuz und Auferstehung historisch und geistesgeschichtlich überwunden. Wir Christen müssen Wege finden, das Böse zu bezwingen, ohne uns mit dem Prinzip des Bösen selbst zu verunreinigen. Dazu brauchen wir kämpferische Entschlossenheit, Mut, Nüchternheit und Klarheit, aber auch Phantasie, Intelligenz und Schöpferkraft.

Wie lange wurden bei uns aus falscher Rücksicht - oder war es nur Feigheit? - Gruppen und Zentren geduldet, in denen junge Menschen fanatisiert und paramilitärisch geschult wurden, unter dem Deckmantel von Kultur und Religion. Wie oft wurden im Ausland von den Großmächten Terrorgruppen gefördert, um den politischen Gegner zu destabilisieren! Nein, der Zweck heiligt nicht die Mittel, „die Arglist wendet sich gegen den, der sie ersinnt, der Fluch ihres Frevels fällt auf ihn selber zurück, so steht es in den Psalmen geschrieben.

Wir müssen einsehen, daß unsere moderne Gesellschaft in weiten Teilen der nötigen Integrationskraft ermangelt, daß sie geistig gesichtslos und unmenschlich geworden ist. Dadurch werden die jungen Menschen entweder dem Nihilismus ausgeliefert, oder aber jenen Ideologen des Antichristen in die Arme getrieben, die sie dann zu Terroristen machen, egal ob Neonazis, Pseudoautonome oder jene islamischen unheiligen Kriegern.

Man muss sprechen, zuhören, austauschen. Warum setzt man nicht sich zusammen mit den hohen Geistlichen und Gelehrten der großen maßgeblichen Islamischen Rechtsschulen? Warum soll es unmöglich sein, eine Fatwa auszusprechen, die jene fatale und mörderische Interpretation des Islam verbindlich verurteilt und den „Heilligen Krieg“ ausschließlich und definitiv als rein geistige Angelegenheit zu definieren? Dadurch würde mittelfristig allen derartigen Terrorgruppen der ideologische Boden entzogen. Der Vorschlag mag blauäugig sein, aber man könne es nichtsdestotrotz versuchen. Und vieles andere.

Hier muss sich auch die Frage nach einer Neubesinnung anschließen. Wir müssen auch die Frage stellen nach dem Wert und der Richtigkeit der „Eine-Welt-Ideologie“, der Globalisierung und der ständig wachsenden Konzentration von Macht und ökonomischem Potential. Die Terroranschläge von New York sind - auch - so etwas wie ein Herzinfarkt der globalen westlichen Gesellschaft. Und es werden weitere Infarkte folgen - Börsenkrach, Folgen der Umweltzerstörung, Teuerung, soziale Unruhen und vieles andere ,wenn es nicht zu einer tiefgreifenden Einsicht, zu einem tiefgreifenden Wandel kommt, hin zu Gott, hin zur Wahrheit, zur Liebe, Bescheidenheit und Wohlwollen, ja zur echten, mutigen Demut und Ehrfurcht vor Gott und seinem Geschöpf.

14. September 2001

Die Mönche des Orthodoxen Klosters Buchhagen

 





 

Position des Herausgebers:



2004-5:

GEGEN den "INTERVENTIONISMUS" der "WELTPOLIZISTEN"

Es ist unverantwortlich unsere hochgerüsteten Luxus-Soldaten in die wehrlosen armen Länder der Welt zu senden,
seien es nun

US-Amerikaner im Irak
oder
Deutsche am Balkan ...
 

Das können (oder wollen ?) sie nicht verhindern:

Als albanische Extremisten in der alten Kulturstadt Prizren systematisch begannen alle christlichen Kirchen anzuzünden, dachten die dorthin entsandten deutschen Polizisten, sie könnten ihre Kollegen von der Bundeswehr zu Hilfe rufen:
Weit gefehlt ! Unsere Bundeswehr befahl, dabei zu stehen und nicht einzugreifen !
Unter den Augen der deutschen Soldaten wurden ALLE 10 christlichen Kirchen in Brandruinen verwandelt !
Das zu Verhindern gehörte nicht zu ihrem Auftrag !
Dazu schreibt der Spiegel (Nr. 20 / 10.5.04):
"Die mangelnde Kooperation der Bundeswehr mit deutschen Polizisten während der Ausschreitungen im Kosovo hat ein politisches Nachspiel. "Das Zusammenwirken von Militär und Polizei muss parlamentarisch überprüft werden", sagt SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz. Soldaten und Polizisten müssten sich bei Auslandseinsätzen blind aufeinander verlassen können. Deutsche Polizeibeamte, die für die UNO im Kosovo arbeiten, hatten sich beklagt, die Bundeswehr habe sie bei den Unruhen im Stich gelassen..."
Orthodoxie Aktuell schreibt dazu: (Nr. 20 / 10.5.04):
"Wie die Serbische Orthodoxe Kirche am 27. März 2004 mitteilte, wurden während der albanischen Pogrome gegen die serbische Bevölkerung Kosovos und Metochiens zwischen dem 17. und 20. März mindestens 35 Kirchen und Klöster zerstört. Darunter etliche kulturhistorisch wertvolle Kirchen aus dem Mittelalter... zahllose christliche Friedhöfe wurden geschändet... Diese jüngsten Ausbrüche der Gewalt gegen alle nicht-albanischen Bewohner des Kosovo zeigt nach Ansicht von Bischof ARTEMIJE von Raska und Prizren, dass die internationale Politik in der Provinz völlig versagt hat. Entweder die Zahl der internationalen Soldaten müsse erhöht werden, oder das Mandat der UN-Mission müsse möglicherweise neu interpretiert werden. Der Bischof sprach von einem Pogrom albanischer Trroristen gegen die serbische Bevölkerung. "Das war eine gewaltsame ethnische Säuberung", die gut vorbereitet gewesen sei. Schon während der Unruhen hatten am 23. März 2004 Vertreter des Bistums speziell dem KFOR-Kommandeur HOLGER KAMMERHOFF und den deutschen Angehörigen der internationalen Streitkräfte vorgeworfen, verantwortlich für die Drangsalierung von Serben in Prizren und die Zerstörung von zehn serbisch-orthodoxen Kirchen in der Stadt zu sein. "Es ist noch nie geschehen, dass alle Kirchen in Prizren zerstört wurden, nicht einmal in den schlimmsten Zeiten der türkischen Herrschaft. Was die Albaner in der Zeit von Nazi-Deutschland nicht geschafft haben, das haben sie unter den deutschen Truppen der sogenannten 'Friedensmission' getan. Vertreter dieser ließen es zu, dass das gesamte verbliebene christlich-orthodoxe erbe in einer Nacht vernichtet wurde", heißt es in einer Erklärung des Bistums. So habe sich beispielsweise der Abt eines dann von albanischen Extremisten zerstörten Klosters in Prizren an einen Vizekommandanten der multinationalen KFOR gewandt und darum gebeten, dass die Mönche möglichst rasch auf das Gelände des Klosters zurückkehren können. Der Oberst habe das "kategorisch abgelehnt"; es sei aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Er habe noch hinzugefügt, sollten die Mönche dennoch eine Rückkehr versuchen, "bevor eine politische Übereinkunft erreicht ist", werde man sie notfalls mit Gewalt daran hindern. Auch internationale Beobachter machen albanische Extremisten für die Ausschreitungen verantwortlich, die Mitte März (...nicht nur jahrhundertealtes Kulturgut zerstörten...Anm.d.Herausgebers) sondern sogar 28 Menschen das Leben kosteten.


aber Das bewirken sie:

Nicht dem Strafrecht unterliegende Soldaten mit den bei uns üblichen finanziellen Möglichkeiten bewirken überall wo sie in wehrlosen armen Ländern auftreten fast automatisch humanitäre Katastrophen besonderer Art; seien es US-Amerikaner im Irak oder Bundeswehrsoldaten im Kosovo: Ihre Überlegenheit führt fast automatisch zum Missbrauch gegenüber der Bevölkerung der Region !
Dazu schreibt der Spiegel (Nr. 20 / 10.5.04):
"Kosovo-'Friedenssoldaten' heizen das Geschäft mit der Prostitution an:
Menschenrechtler machen die internationalen Helfer im Kosovo für die massive sexuelle Ausbeutung von Frauen verantwortlich. Sowohl Soldaten der NATO geführten Einsatztruppe KFOR als auch Angehörige der UNO-Verwaltung (UNMIK) sollen danach als Freier von Zwangsprostituierten in der Unruheprovinz die illegalen Machenschaften der internationalen Menschenhandel-Mafia unterstützen. Nach einem Bericht von Amnesty International kommen etwa 20% der Freier aus den Reihen der internationalen Kräfte. Weil die ausländischen Kunden wesentlich zahlungskräftiger sind als heimische Bordellgänger machten ihre Sex-Besuche 80% des Umsatzes aus. "Viele der Mädchen und Frauen werden unter sklavenähnlichen Verhältnissen gehalten, ihre Menschenrechte werden gänzlich eingeschränkt.", sagt Kristina Kurze, Sprecherin von Amnesty Deutschland. Skrupellose Geschäftemacher werben die jungen Frauen vor allem in den armen Nachbarländern von Bulgarien, Rumänien, Moldawien bis zur Ukraine an und bringen sie unter falschen Versprechungen auf den West-Balkan. Diese Region gilt als Drehscheibe für den internationalen Frauenhandel. Von hier werden die Opfer auf den Vergnügungsmarkt nach Westeuropa weiterverkauft. Amnesty macht geltend, dass deutsche Soldaten etwa in Mazedonien im Jahr 2000 regelmäßig Dienste selbst von minderjährigen in Anspruch genommen hätten. Dies so die Forderung der Organisation, müsse strafrechtliche Konsequenzen haben. Auch in Bosnien blüht seit Ende des Bürgerkriegs und der Stationierung der Friedenstruppen die Zwangsprostitution. Bei Razzien im Rotlichtmilieu wurden immer wieder ausländische Soldaten und Personal ausländischer Botschaften aufgespürt. Dabei stießen die Ermittler auch auf Fälle in denen Angehörige von US-Army-Vertragsfirmen sich aktiv am Frauenhandel beteiligten und an der Prostitution mitverdienten.
 




1999:

Jetzt, da wir in Europa zum ersten Mal seit dem Ende des 2.Weltkrieges wieder mitansehen müssen wie Bomben fallen und Raketen einschlagen, bitten wir euch instandig mit uns um FRIEDEN zu BETEN !

Als CHRISTEN sind wir entsetzt:

Wie wenig Wert haben Menschenleben plötzlich in der öffentlichen Meinung unserer Umgebung ? Es wird allen Ernstes als normal akzeptiert, dass man Bomben werfen und Raketen abfeuern "muss", um nach unüberlegten Drohungen "das Gesicht zu waren".
Das Menschenrecht auf Leben scheint für beide Seiten ohne Bedeutung. Greueltaten eines Bürgerkriegs werden nicht verhindert. Stattdessen vernichten "Humanitäre Bomben" die Lebensgrundlagen der Zivilbevölkerung. Unschuldige Todesopfer werden zu "unvermeidlichen" Nebenwirkungen. Allen Ernstes versucht man uns weis zu machen, das die Menschen im Kosovo um mehr solche Bomben bitten ! Die Flüchtlinge begreifen offenbar nicht, dass sie sich über die Zerstörung ihrer Heimat freuen sollen ! Kann man als Christ denn wirklich so denken ? Selbst wenn man ein westlicher Christ ist ? Nicht einmal ihr Osterfest hat diese NATO-Christen zu einer kurzen Unterbrechung des Bombenterrors motiviert ! Inzwischen haben sie eine friedliche Kleinstadt zerstört, einen Personenzug von einer Brücke geschossen, über 50 Kirchen beschädigt oder zerstört und mehr als 1000 zivile Tote auf dem Gewissen.

Als DEUTSCHE fühlen wir uns belogen und betrogen:

Belogen werden wir von der Kriegshetze unserer Presse, die die Tragödie der Menschen im Kosovo extrem einseitig darstellt. Im Kosovo wurde in der Vergangenheit zunächst die serbische Bevölkerung so lange vertrieben, bis es zu der heutigen Mehrheit der Albaner kam. Daran trägt die jahrhundertelange osmanische Besatzung ebenso Schuld, wie die kommunistischen Machthaber, die die Nationen zynisch gegeneinander ausgespielt haben. Trotzdem haben nicht zuerst Serben im Kosovo gegen ihre albanischen Nachbarn zu den Waffen gegriffen, sondern einige verhetzte Albaner haben bewaffnete Banden gebildet, durch die sie die Bevölkerung (Serben wie Albaner !) terrorisieren. Davor flüchteten die Menschen lange bevor die Armee des Landes zum Einsatz kam !
Jetzt aber nach der aggressiven Einmischung völlig unbetroffener und uninformierter Militärmächte ist die Agression gegen die Zivilbevölkerung von Kosovo und ganz Serbien vollkommen !
Kosovo ist nach Abzug der OSCE-Beobachter endgueltig ausser humanitaerer Kontrolle, "Friedens-Bomben" fallen auf Belgrad (eine Hauptstadt eines souveränen europäischen Staates), "Friedens-Raketen" schlagen in Montenegro ein, obwohl Milosevic dort mehrheitlich abgelehnt wird. Von Novisad an der ungarischen Grenze bis Nis an der bulgarischen Grenze tobt der "Friedenskrieg". 100.000 friedliche Menschen sind auf der Flucht. Die ganze Region von Ungarn bis nach Griechenland und die Türkei ist gefährlich destabilisiert !

Betrogen wurden wir von unseren Politikern. Nach dem Eroberungskrieg der Nazis wurde bei der Gründung der Bundeswehr der reine Verteidigungsauftrag betont. Im Bündnis der NATO sollte sie dazu beitragen die Freiheit und den Frieden für ihre Mitglieder zu schützen. Heute wird das alles totgeschwiegen. Der deutsche Bundeskanzler fordert wie weiland Kaiser Wilhelm alle Parteien dazu auf, einig hinter den deutschen Soldaten zu stehen, die fern der Heimat ihren Dienst tun. Welchen Dienst? Verteidigen sie Deutschland? Schützen sie Frieden und Freiheit? Oder werden sie vielmehr von gewissenlosen Politikern dazu missbraucht, im Balkan Kolonialmacht zu spielen?
Mit Bomben und Raketen will man dem "Frieden" dienen ?
(oder geht es vielleicht doch darum die "Notwendigkeit" der Rüstung beweisen zu müssen)



Humanitäre Aktionen


(zu den Forderungen christlichen Ethik siehe auch Leserbrief von Siegfried Lietz)








2001 JUN - MAZEDONIEN / EUROPA

UNSERE MITSCHULD an der GEWALTSPIRALE
nach einem Artikel von RUPPERT NEUDECK (Cap Anamur) im Rhein.Merkur 23.3.2001
Es ist Krieg in Mazedonien, und wir Europäer wollen nicht schuld daran sein.
Mehr noch - bevor wir bei der Entwaffnung von nationalistischen Extremisten auch nur helfen wollen, fordern wir als Bundesrepublik Deutschland von der rechtmässigen, demokratisch gewählten, multi-ethnisch zusammengesetzten Regierung dieses kleinen Landes, dass sie zuerst ein Abkommen mit den Terrorkommandos vorlegt, indem diese professionellen Guerillakämpfer erklären, dass sie nichts lieber täten, als ihre Waffen abzugeben.
Wie konnte es so weit kommen ?
Ruppert Neudeck, der durch seine weltweite Flüchtlingshilfe solche Situationen immer aus dem Blickpunkt der leidenden Zivilbevölkerung sieht, schrieb schon im März:
"Leichtfertig haben die Regierungen Europas - an erster Stelle Berlin - den politischen Sieg im Kosovo seit 1999 verspielt. Der UCK wurde nicht das Handwerk gelegt - wie es die UN-Resolution 1244 befahl. Die Kämpfer hätte man direkt an der Grenze Albaniens zum Kosovo entwaffnen müssen. Das wäre (damals) auch leicht möglich gewesen... Der Enthusiasmus der Bevölkerung über die Befreiung durch die NATO war (damals) viel zu stürmisch. Stattdessen ließ die KFOR die UCK im Lande gewähren" und diese nutzte dies zu Gewalttaten nicht nur zur Zerstörung des nicht-albanischen Kulturguts (Sprengung von über 200 Kirchen). Die Vertreibung nicht-albanischer Volksgruppen, nicht nur Serben - sondern auch Roma wurde fortgesetzt - jetzt unter den Augen der NATO, die ja erklärt hatte, gekommen zu sein, um dies zu verhindern. Aber auch die albanische Bevölkerung wurde eingeschüchtert, um friedensliebende Konkurenten auch in der eigenen Volksgruppe nicht aufkommen zu lassen.

Mazedonien war am Beginn der NATO-Invasion im Kosovo noch eine "Insel der Seligen", eine sichere Zuflucht für die Flüchtlingsströme der Region. In der Regierung des kleinen Landes arbeiteten mazedonische und albanische Parteien konstruktiv zusammen. Nationalistische Kämpfer waren in Mazedonien unbekannt - diese lauerten, wie wir jetzt wissen, nur jenseits der Grenzen in dem Gebiet, für das Europa, die NATO, die UNO die Verantwortung übernommen haben.
In diesem Gebiet wurde nicht nur nichts gegen das Potential an Terrorgewalt getan, ganz im Gegenteil es wurde zur Ausbildungs-, Nachschub- und Operationsbasis für den Vorstoß, ins friedliche Mazedonien !

Anstatt jetzt wenigstens die Notbremse zu ziehen und unsere Panzer dafür zu nutzen, weshalb man sie ja angeblich ins Kosovo gebracht hat, nämlich mit militärischen Mitteln für die Entwaffnung von Extremisten zu sorgen, wurde die Regierung des kleinen Mazedoniens durch diplomatischen Missionen der EU unter Druck gesetzt sich nicht zu wehren, durch die erzwungene Regierungsbeteiligung aller Parteien destabilisiert und handlungsunfähig gemacht.
Und die Bundesrepublik reagiert - wieder mit den Worten von Rupert Neudeck:
"Huch, wir waren ja nur als Marketender für das Kosovo hier, als Zubringer ..."

Schauen wir nicht weg !
Beobachten wir jetzt genau, wie die "humanitäre" Intervention Europas zur Ausweitung der Kämpfe führt.
Und fordern wir von unseren Politikern:
Wenn ihr es nicht könnt, dann laßt es bleiben !
Zauberlehrlinge, die die Geister dies sie riefen nicht mehr unter Kontrolle haben, brauchen wir nicht !

Und als Christen müssen wir eine Lehre ziehen:

GEBET ist blindem Aktionismus IMMER VORZUZIEHEN !

99 AUG 04 - GROSSBRITTANNIEN
Akademiker aus mehreren Universitäten Grossbrittanniens haben am 4. August in der Londoner TIMES einen Appell veröffentlicht, in dem sie besondere Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft fordern, um die Heiligtümer im Kosovo, die historisch und kulturell zum gemeinsamen europäischen Kulturerbe gehören, vor der Vernichtung zu schützen. Nachdem die europäischen Truppen die Mönche und Nonnen in den Klöstern und in der Umgebung wohnende serbische Bevölkerung offenbar nicht schützen konnten und diese aus ihrer Heimat flüchten mussten, sind viele verlassene Klöster nun einzig und allein in der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft.
Unterzeichnet haben Anthony BRYER, Nicholas GENDLE, John Julius NORWICH, Steven RUNCIMAN, Stephen TUMIM und Bischof KALLISTOS (Ware)

01.09.99


MAHNWORT der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands
zum KIRCHLICHEN NEUJAHR

(zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA)



Nachrichten seit "Ende des Krieges"


zu "uns": e-mail und Adresse

Bei der Planung dieser Homepage hätte es keiner von uns für möglich gehalten, dass mitten in Europa durch unsere Regierungen Bombenterror, Kanonenbootpolitik und Protektorate wie in der Kolonialzeit jemals wieder als gewaltsame "Lösungs"-versuche angewandt werden könnten.
Zu diesen tragischen Durchsetzungen der "Machbarkeit" menschlicher Illusionen, die in unserem Jahrhundert schon so viel Leid und Elend gebracht haben, konnten wir nicht schweigen.




NATO-Bomben auf Pancevo

Versuch einer tragischen Bilanz
Position des Herausgebers

Wir beten um die Seelenruhe der aus diesem Leben verschiedenen Diener Gottes
und dass ihnen vergeben seien alle freiwilligen und unfreiwilligen Sünden !


Immer noch wissen wir nicht die Zahl der Albaner und Serben die im Buergerkrieg zwischen UCK-Aufständischen und serbischen Buergerwehren getoetet wurden.
Sicher wissen wir, dass 1500 unbeteiligte Buerger Jugoslawiens -Serben, Ungarn (in der milosevic-feindlichen Wojwodina), Montenegriner (im milosevic-feindlichen Montenegro), Walachen, flüchtende Menschen aller Volksgruppen Serbiens und 4000 serbische Polizisten und Soldaten in Ausübung ihrer Pflicht als Ordnungskräfte von unseren NATO-Luftwaffen getoetet wurden.
5000 weitere unbeteiligte Bürger Jugoslawiens und 6000 Sicherheitskräfte liegen schwerverletzt in den Krankenhäusern.
3 unbeteiligte Buerger Chinas wurden von unseren Waffen in ihrer Botschaft getoet.
2 amerikanische Kampfhubschrauber-Piloten starben beim Zusammenstoss ihrer Waffenträger.
1 deutscher Panzerfahrer stürzte von einer Brücke und verstarb.
444 000 (?) Menschen flohen Richtung Albanien, 247 000 musste Mazedonien aufnehmen, 69 000 flohen in das jugoslawische Montenegro, 20 000 nach Bulgarien, 13 650 wurden nach Deutschland und 10 000 nach Österreich ausgeflogen.

Wieviele Serben und Albaner im jetzt unter anderen Vorzeichen wie vor Einsatz der jugoslawischen Ordnungskräfte aber trotzdem weitergehenden Bürgerkrieg jetzt unter UCK-NATO Verantwortung getoetet werden, das werden wir erst noch sehen. Wir werden wohl noch mehr als 10 Jahre unsere Soldaten als Besatzungstruppen in den Kosovo schicken müssen.



Wir beten auch für unser von Gott behütetes Land
und alle die für unseren Schutz Verantwortung tragen,
auf dass wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Frömmigkeit und Lauterkeit !


Auch für uns bewahrheiten sich die tiefweisen Worte von Patriarch Pavle, dass Gewalt auch den Gewalttäter verdirbt.
Die Berliner Republik, im Triumph über die deutsche Luftwaffe, die wieder Städte angreifen darf, aus der Taufe gehoben, kann die friedfertige Tradition der Bonner Republik nicht mehr fortsetzen.
Ein sozialdemokratischer Kanzler setzt seine (jetzt schönfärberisch "europäisch" genannte) Politik mit militärischen Mitteln durch.
Grüne, die vor wenigen Jahren noch mit zivilem Ungehorsam gegen niemals eingesetzte Raketen protestierten, applaudieren dem Einsatz von Cruise Missils gegen eine europäische Hauptstadt, von der noch nie eine Gefahr für Deutschland ausgegangen ist.
Bombardiert werden die Familien und in Schutt und Asche gelegt werden die Häuser der Menschen, die dieses Land Deutschland als Gastarbeiter mit aufgebaut haben.

Der "Wertewandel", der uns zugemutet wird, gipfelt darin, dass das Grundgesetz, die Grundlage des Rechtsstaats, der "Soldatenehre" im Bündnis ohne Erklärung geopfert wurde.
Immerhin ist es (oder war es ?) der Paragraph 80 unseres Strafgesetzbuches:
"Wer einen Angriffskrieg, an dem die Bundesrepublik Deutschland beteiligt sein soll, vorbereitet und dadurch die Gefahr eines Krieges für die Bundesrepublik Deutschland herbeiführt, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft."
Aber der Generalbundesanwalt wimmelte die Anzeige Hamburger Rechtsanwälte gegen Schröder und Scharping ab: Bei der "von der NATO geführten LUFTOPERATION" gehe es der Bundesrepublik "allein darum ..., die Führung der Föderation Jugoslawien ..., zu bewegen, von einer Unterdrückung der albanischen Volksgruppe im Kosovo abzulassen und zu einer friedlichen Politik zurückzukehren."
Das ist keine juristische Bewertung eines Straftatbestandes, das ist eine Wiederholung politischer Phrasen. Aber die geschickte Umgehung des Wortes "KRIEG" gibt doch zu denken. Und in der Tat, wenn man mit Krieg assoziiert, dass die Tötenden wenigstens riskieren müssen selbst getötet zu werden, dann war das Bombardement aus 5000m Höhe kein Krieg. Eher schon die Situation, wie ein Patient wehrlos dem Chirurgen ausgeliefert ist, also Luft-"OPERATION". Ausserhalb des medizinischen Umfelds nennt man es jedoch MORD an Wehrlosen !

Langfristig das Gefährlichste für eine friedliche Zukunft ist die oftmals wiederholte Erniedrigung Russlands. Russland gegenüber wurden wieder rücksichtslos die Verträge gebrochen, die immerhin die Grundlage der Wiedervereinigung Deutschlands waren.

Die Zerstörung der Verkehrswege (alle Donaubrücken, 34 Autobahnbrücken, 11 Eisenbahnbrücken) in der serbischen Drehscheibe des Balkans machen die Erholung der Wirtschaft auch in Rumänien, Bulgarien, Mazedonien und Albanien unmöglich. Allein Bulgarien schätzt einen Schaden von 140 Mio DM. Griechenland und alle Anrainerstaaten der Donau bis zur Ukraine sind geschädigt. Die Umgebung Belgrads und die Umwelt der Donau-Anrainerstaaten dauerhaft geschädigt. (siehe dazu: UNO-Balkan-Ö:kologie-Studiengruppe) Statt die Wiedergutmachung der verursachten Schäden zuzusagen, machen sich die EU-Staaten als die Spender von "Entwicklungshilfe" interessant.
Wenn man einmal die Steuerzahler fragen muss, wird auch da nicht viel Geld fliessen.

Also wozu das alles ?

Die neue Weltordnung hat ihre schrecklichen Konsequenzen vorgeführt.

Es steht zu befürchten, dass dies nicht der letzte Krieg des 20. Jahrhunderts war,
sondern dass wir als Besatzer mitten im 1. Krieg des 21. Jahrhunderts stecken !



Kloster Mucitiste: 14.Jhdt. - 1999 Kloster Mucitiste: 1999

Musitiste: *1315 - 1999 Musitiste: +1999

Djakovica: *1998 Djakovica: +1999
zu den Berichten über Kirchenzerstörungen






===> Position des Herausgebers <===

GEGEN den "INTERVENTIONISMUS" der "WELTPOLIZISTEN"


APPELLE


Apelle der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands


01.09.99


MAHNWORT der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum KIRCHLICHEN NEUJAHR
(zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA)






PFINGST-Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zu einem Waffenstillstand

Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum Gebet für den Frieden

Friedensaufruf der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland

Aussendung des Orthodoxen Jugendbundes Deutschland





Wort S.H. Patriarch ALEKSIJ II. am 20.04.99 in BELGRAD
und
andere Appelle der Kirche in Jugoslawien
und
der Weltkirche




Appelle der Orthodoxen Bischoefe Deutschlands



P O L I T I K und P R E S S E



.

APPELLE



01.09.1999
MAHNWORT der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands
zum KIRCHLICHEN NEUJAHR

zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA




Erklärung des BISCHOFSYNODS der
RUSSISCHEN ORTHODOXEN KIRCHE im AUSLAND
anläßlich des Krieges auf dem Balkan
- An die Regierungen der NATO -



WAFFENRUHE zum PFINGSTFEST:
Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands



Serbische Orthodoxe Diözese im Kosovo:
Grundlagen zu Frieden und Toleranz



Orthodoxe Aktivitäten zur Freilassung der US-Gefangenen



.

MAHNWORT
der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum
KIRCHLICHEN NEUJAHR

zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA

Zum Beginn des Kirchenjahres erbitten wir alljährlich vom "Erbauer der ganzen Schöpfung", dass er "segne den Kranz des Jahres in seiner Güte" und uns alle "bewahre in Frieden" (Tagesgesang zum 1. September).

In diesen Tagen, da wir uns wieder dem Beginn eines neuen Kirchenjahres nähern, spüren wir die Dringlichkeit dieser Bitte wohl noch stärker als sonst, sind wir doch in den letzten Monaten Zeugen geworden, wie erstmals seit über 50 Jahren auf unserem europäischen Kontinent modernste Waffen mit all ihren schrecklichen Wirkungen zum Einsatz kamen, haben wir direkt erlebt, welches Elend der Krieg in Jugoslawien über unschuldige Menschen brachte, über Vertriebene und Ausgebombte, Flüchtlinge und Hungernde, Männer, Frauen und Kinder.

Inzwischen ist offiziell das Ende der militärischen Aktionen verkündet, sind Kosovo und Metohija unter den Schutz einer internationalen Friedenstruppe gestellt worden. Doch alle Hoffnungen, dass dies das Ende des Leidens der dortigen Bevölkerung bedeuten wurde, haben sich nicht erfüllt: Zwar mögen sich die Seiten vertauscht haben, doch immer noch und sogar wieder in verstärktem Maße werden unschuldige Menschen ihrer Arbeitsstätten beraubt, aus ihren Häusern vertrieben, ja an Leib und Leben bedroht. Zahlreiche Opfer sind inzwischen zu beklagen: Serben, aber auch Roma, sogar Albaner selbst, deren politische Überzeugungen nicht zu denen der UCK-Führung passen. Über 40 orthodoxe Kirchen und Klöster sind inzwischen nicht nur geschändet, sondern zu einem erheblichen Teil niedergebrannt bzw. gesprengt worden. Rund 150.000 Menschen sind erneut aus dem Kosovo und Metohija geflohen und fristen in Serbien, Montenegro oder auch Italien ein elendes und unsicheres Dasein. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das über tausendjährige christlich-orthodoxe Erbe in Gefahr ist, dem Terror der UCK zum Opfer zu fallen.

Was uns besonders bestürzt: All dies geschieht unter den Augen der internationalen Truppen, denen es offensichtlich nicht gelingt, jene Aufgabe zu erfüllen, die ihr gestellt wurde, nämlich Kosovo und Metohija zu einem Gebiet zu machen, in dem Menschen aller Nationen und Ethnien wieder friedlich miteinander leben können. Das dieses Ziel - aus welchem Gründen auch immer - nicht erreicht wird, darf von uns nicht einfach nur chronistisch verzeichnet werden, denn es geht um das Leben und die Sicherheit von Hunderttausenden, es geht um eine alte christliche Kultur, die jetzt droht, vernichtet zu werden.

Von daher können wir nur mit bitterem Schmerz bemerken, wie wenig offensichtlich das Schicksal der vertriebenen, beraubten, vergewaltigten und ermordeten Serben, Roma und anderer Menschen im Kosovo und Metohija, die schon den UCK-Einheiten und anderen Marodierern zum Opfer gefallen sind, hier zu Lande zur Kenntnis genommen wird. Als es darum ging, die Lufteinsätze der NATO gegen Jugoslawien mit all ihren bitteren Folgen auch und gerade für die Zivilbevölkerung zu rechtfertigen, hat man immer wieder betont, dass sie aus humanitären Gründen notwendig seien, um den vertriebenen Albanern eine Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen und allen Menschen dort das Lebensrecht zu garantieren. Wo sich eine laute Stimme der Solidarität auch mit diesen Opfern eines unseligen Konfliktes erheben müsste, ist weitgehend nur Schweigen.

Doch wir können und dürfen nicht schweigen! Wir klagen die moralische Inkonsequenz an, die die einen Opfer zur Kenntnis nimmt - und die anderen nicht. Dabei geht es uns nicht um die Anklage an sich, sondern darum zu erreichen, dass selbst jetzt, wo es schon fast zu spät ist, noch geeignete Maßnahmen ergriffen werden, dass nicht die eine beabsichtigte ethnische Säuberung durch eine andere ersetzt wird, die in ihren Folgen noch viel radikaler ist. So kann kein Friede werden in dieser Region des Balkan, die so dringend des Friedens bedarf.

In diesem Sinne fordern wir die Politiker dieses Landes auf, schnell und entschlossen zu handeln, um endlich Sicherheit und Schutz für alle Menschen des Kosovo und Metohija zu gewährleisten. Von unseren Brüdern und Schwestern in den Kirchen, mit denen wir in der ökumenischen Bewegung verbunden sind, erwarten wir, dass sie sich mit uns und insbesondere der Serbischen Orthodoxen Kirche solidarisieren, die mit ansehen muss, wie ihre Klöster und Kirchen niedergebrannt und ihre Geistlichen und Gläubigen vertrieben werden. Mit Bewunderung haben wir gesehen, wie der greise Serbische Patriarch Pavle und andere Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche sich ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit zu ihren bedrohten Landsleuten begeben haben, um sie in ihren schweren Tagen zu stärken. Wir bewundern und begrüßen gleichermaßen ihren Einsatz für einen politischen Neuanfang in Jugoslawien und unterstützen mit unserer Solidarität und unserem Gebet jeden Schritt, der zu einem demokratischen Jugoslawien führen kann, in dem Platz für alle Menschen ist.
Die Not der Flüchtlinge ist groß: Daher erneuern wir unseren Hilfsaufruf und bitten alle, denen das Schicksal der Vertriebenen auch jetzt nicht gleichgültig ist, um ihre materielle Unterstützung. Spenden können diesen über unser Hilfskonto (Kto.-Nr. 10 130 630 24 bei der Bank für Kirche und Diakonie - Duisburg / BLZ 350 601 90, Stichwort "Kosovo-Hilfe") weitergeleitet werden.

Im Vertrauen auf die Menschenliebe Gottes wünschen wir in dieser schweren Zeit der Bedrängnis allen unseren Gläubigen, unseren Mitchristen in den anderen Konfessionen, den Brüdern und Schwestern in den anderen Religionen und allen Menschen guten Willens zum Beginn des orthodoxen Kirchenjahres 1999/2000, das uns heranführt an die Feier des 2. Milleniums seit der Geburt unseres Herrn und Heilands, dass wir alle teilhaftig werden des Friedens Christi, des Friedens der ganzen Welt, um den wir in jedem Gottesdienst bitten und dessen wir alle so dringend bedürfen, besonders aber die Menschen auf dem Kosovo und im Metohija.

1. September 1999
Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland
Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Exarchat von Zentraleuropa

Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats

Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa

Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland und Zentraleuropa
Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa

Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa

Erzpriester Dr Elias Esber
Rat der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland






.

Erklärung des BISCHOFSSYNODS
der
RUSSISCHEN ORTHODOXEN KIRCHE im AUSLAND
anläßlich des Krieges auf dem Balkan
- An die Regierungen der NATO -


Anm. der Redaktion des "Boten" der deutschen Diözese:

Während der ordentlichen Sitzung des Bischofssynods nach dem Sonntag der Myrrhenträgerinnen verabschiedeten die versammelten Hierarchen 2 Sendschreiben, deren Text wir im Folgenden in deutscher Übersetzung abdrucken.

Obwohl seitdem geraume Zeit verstrichen ist, haben diese Dokumente nichts an Aktualität verloren. Aus ihnen wird über die unmittelbare Betroffenheit hinaus auch die geistliche Sorge der Oberhirten sichtbar - sowohl um den Gewissenskonflikt, in den orthodoxe Christen durch eine zweifelhafte Politik und deren Propaganda getrieben werden, als auch darum, daß die europäischen Völker und das amerikanische Volk jetzt in Vorgänge verwickelt werden, die ihnen schweren ethnischen und geistlichen Schaden zufügen müssen: Die Völker, die jetzt in unverantwortlicher Weise unter fadenscheinigen - wenngleich bequemen - Rechtfertigungen dazu irregeführt wurden, das Schwert zu erheben, machen sich mitschuldig und werden auch selbst in Mitleidenschaft gezogen. Als Folge dieser kriegerischen Handlungen könnten sie sich unversehens in einer ganz anderen inneren Verfassung wiederfinden, noch weiter entfernt von ihrer ursprünglichen Identität, von ihren geistigen Wurzeln. Das Objekt Kosovo ist bei dieser Umschichtung der Werte ein schlagendes Beispiel. Insoweit wie Europa zuläßt, daß es sich durch eine einäugige Parteinahme gegen sein christliches - ohne die Orthodoxe Kirche nicht denkbares - Erbe wendet, verunstaltet es sich selbst. Der Anblick dieses neuentstehenden Gesichts läßt wahrhaft um den künftigen Bürger Europas bangen: Wird er nicht bald selbst entwürdigt und entmündigt dastehen ?

 

Christus ist auferstanden !
Der seit länger als einem Monat andauernde Krieg auf dem Balkan hat lediglich die alten ethnischen Zwistigkeiten auf dem Gebiet des leidgeprüften Serbien verstärkt. Nach fünfzigjähriger Unterbrechung fallen wieder Bomben auf europäische Städte und Gemeinden im Namen von falsch dargestellten "humanen Werten", die in voreingenommener und heuchlerischer Weise selektioniert werden. Recht und Wahrheit schamlos und ungestraft mit Füßen getreten. Die NATO-Staaten gründen ihr Vorgehen nicht auf Gewissen oder Moral, sondern ausschließlich auf nackte Gewalt.

Die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland sind genötigt, sich an das Gewissen der Menschen zu wenden, die sich für "zivilisiert" ausgeben, mit einer Verurteilung des arbarischen Angriffs auf die wehrlose Bevölkerung des orthodoxen Serbiens, und mit einem dringenden Appell, sofort dem Morden unschuldiger Menschen und der Zerstörung dieses Landes Einhalt zu gebieten, und somit die Ausbreitung der Flammen des Krieges auf ein noch größeres Gebiet zu verhindern.

Unter Verletzung der Grundlagen internationalen Rechts und menschlicher Ehre handeln die Mitgliedsländer der NATO, ohne Rechtfertigung oder gewichtigen Grund nur aus eigenem politischen Kalkül und auf Grund von Unterstellungen. Hierbei töten sie ohne Scham schutzlose Serben und Nicht-Serben, zerstören Wohngebäude, die altehrwürdigen Klöster und Heiligtümer, historische Denkmäler, aber auch die Industrie, wodurch sie das serbische Volk für Jahrzehnte der Grundlagen seiner physischen Existenz berauben. All das geschieht im Namen zweifelhafter separatistischer Bestrebungen einer Handvoll Terroristen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Kosovo und Metohija, die Mitte des geistlichen Daseins und Selbstverständnisses Serbiens von ihm abzutrennen, es der Wiege seiner Staatlichkeit zu berauben.

Die Urheber und Parteigänger des derzeitigen Überfalls betrügen bewußt ihre eigenen Bürger, indem sie ihre Aktionen als "Hilfe für die Leidenden" und als "friedensstiftend" darstellen, wobei sie die Geschichte ignorieren und die Enkel jener Serben dem Tode preisgeben, die so standhaft zur Unterstützung des Westens in seinem letzten europäischen Krieg kämpften. Man scheute sich nicht einmal Menschen umzubringen und Gotteshäuser zu zerstören sogar in den heiligen Tagen der Karwoche und des Lichten Festes der Auferstehung Christi.

Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, stellen fest: "Gott läßt Seiner - und Seiner Heiligen, die Ihm wohlgefallen haben - nicht spotten" (vgl. Gal: 6,7). Der frevelhafte und unbarmherzige &Uuml;berfall einer riesigen Kriegsmaschinerie auf ein kleines und hilfloses Volk, der völlig unschuldigen - orthodoxen, wie nicht-orthodoxen - Bewohnern des Kosovo und ganz Serbiens Leiden zufügt, wird sich gegen die wenden, die dieses Schwert der Ungerechtigkeit erhoben haben. Wir glauben, daß es eine Vergeltung geben wird im künftigen Zeitalter, aber auch dafür, daß es eine solche im jetzigen gibt, sehen wir zahllose Beweise in der Geschichte.

Ihr Starken dieser Welt ! Wenn ihr Gott nicht fürchtet, so fürchtet euch wenigstens vor euch selbst, denn wer den verderblichen Weg der Aggression betritt, wird unweigerlich von ihr eingeholt.

Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, beten für das orthodoxe serbische Land und alle auf seinen Gefilden Lebenden. Wir rufen auch unsere Gläubigen hierzu auf. Der Herr möge Frieden und Wohlergehen unseren Glaubensbrüdern schenken, die von der jetzigen furchtbaren Prüfung heimgesucht werden. Er möge ihre Standhaftigkeit im Glauben, in der Liebe und im Guten stärken, auf daß ihre Tränen Trost erfahren. Mörder unschuldiger Opfer sollen zuschanden werden.

Brüderlich umarmen wir die Bischöfe und den Klerus der leidgeprüften serbischen Kirche und erbitten auch deren heilige Gebete für uns, die an ihrer Trauer und ihrem Leid anteilnehmen.

Mögen unsere gemeinsamen Tränen in Freude verwandelt werden nach der treuen und unerschütterlichen Verheißung unseres Erlösers, des Auferstandenen Jesus Christus.


New York, 15/28. April 1999


Vorsitzender des Bischofsynods
Metropolit VITALIJ

Mitglieder:
Erzbischof ANTONIJ
Erzbischof LAURUS
Erzbischof MARK
Bischof KYRILL
Bischof AMVROSIJ
Bischof GAVRIIL
Bischof MICHAIL


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- An die Regierungen der NATO -


Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, wenden uns an die Regierungen der NATO- Mitgliedstaaten mit einer entschiedenen Verurteilung ihrer Kampfhandlungen, die sich gegen das Territorium eines unabhängigen Staates auf dem Balkan richten. Das Militär-Bündnis der NATO hat sich jahrzehntelang nicht einmal verbal dagegen gewandt, daß in den Ländern, die durch kommunistische Regime versklavt waren, die Menschenrechte mit Füßen getreten wurde, ganz zu schweigen von materieller Hilfe an die Leidenden und deren Schutz. Jetzt aber hat sich die NATO das "Recht" angeeignet, ein Übel mit einem noch größeren Übel auszutreiben, ohne dafür eine ethische oder rechtliche Grundlage oder einen Auftrag seitens der internationaler Staatengemeinschaft zu besitzen. Unter dem Vorwandt der Sorge um die Menschenrechte verfolgen die westlichen NATO-Staaten in ihren jetzigen Aktionen ausschließlich die eigenen Interessen. Die NATO-Staaten bringen vereinte Militärmacht über ein wehrloses Volk und berauben es auf Jahrzehnte seiner Existenzgrundlagen. Die NATO handelt damit gegen die Interessen aller Bewohner sowohl Serbiens als auch Montenegros und besonders des Kosovo. Zynisch werden Hunderte von Wehrlosen Einwohnern, Domizilen, altehrwürdigster Klöster und Heiligtümer, historischer Denkmäler, Industrie vernichtet.
Hierbei scheuen sich die NATO-Streitkräfte nicht, in grober Weise die religiösen Gefühle ihrer Opfer an den heiligsten Festtagen des Kirchenjahres zu verletzen, indem sie etwa auf die damals abgeworfenen Bomben "Happy Easter" malten.
Obwohl Serbien in zwei Weltkriegen ein treuer Verbündeter der westlichen Staaten war, scheuten sich die letzteren nicht, die besten Söhne Serbiens zu verraten, die dem Faschismus und dem aufkeimenden Kommunismus Widerstand geleistet hatten. Seit jener Zeit verschloß der Westen die Augen vor der systematischen Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina und dem Kosovo.
Wir erinnern uns sehr wohl an die Nachkriegsjahre, als die Weltöffentlichkeit die Kriegsteilnehmer als "Kriegsverbrecher" bezeichnete. Wir sind von der Sorge um unsere Gläubigen erfüllt, die in der gegenwärtigen Situation ihrem christlichen Gewissen und ihrer Bürgerpflicht geraten können. Deshalb rufen wir die Verantwortlichen der NATO-Staaten auf, zu den überlieferten Grundsätzen christlicher Ethik und christlichen Bewußtseins zurückzukehren.

New York, 15/28. April 1999


Vorsitzender des Bischofsynods
Metropolit VITALIJ

Mitglieder:
Erzbischof ANTONIJ
Erzbischof LAURUS
Erzbischof MARK
Bischof KYRILL
Bischof AMVROSIJ
Bischof GAVRIIL
Bischof MICHAIL


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WAFFENRUHE zum PFINGSTFEST !

Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands

"Als Er herniederfahrend die Sprachen verwirrte,
zerteilte die Völker der Höchste.
Als Er die Feuerzungen austeilte,
rief Er alle zur Einheit.
Nun preisen wir einstimmig
den allerheiligsten Geist!"

Dieser pfingstliche Gesang wird in wenigen Tagen wieder in unseren Kirchen erklingen: Die heiligen fünfzig Tage gehen zu Ende - nicht aber jener noch länger dauernde Krieg auf dem Balkan, der in diesem Jahr unsere österliche Freude verdunkelt und uns als Christen in besonderer Weise betroffen gemacht hat, da wir wissen, dass für alle Menschen guten Willens - egal welchen Glaubens und welcher Nationalität - das Wort des Apostels Paulus gilt: "Zum Frieden hat euch Gott berufen!" (1 Kor 7,15) Angesichts dieser Berufung und der daraus resultierenden Verantwortung sind die orthodoxen Kirchen in aller Welt darüber besorgt, was schon über 50 Tage in Jugoslawien vor sich geht, einem Land, das zur Familie der Völker Europas gehört.

Auch wir Orthodoxen hier in Deutschland, die wir verschiedenen autokephalen Kirchen angehören, tragen mit an dieser Sorge, da wir mit Bestürzung die Bilder sehen und die Berichte von den Menschenrechtsverletzungen auf dem Kosovo hören, wie sie uns von den Medien tagtäglich übermittelt werden, und auch von unseren serbischen Brüdern und Schwestern erfahren, wie ihre Heimat leidet.

Wir hören das Schreien der Leidenden: "Du kennst meine Schmach, meine Schande und Scham; meine Widersacher sind dir alle vor Augen; ... ich warte, ob jemand Mitleid habe" (Ps. 68,20 f.).

Aber Ungerechtigkeit kann niemals mit anderer Ungerechtigkeit ausgetrieben werden, wie dies unser Erlöser dem Apostel Petrus gesagt hat: "Stecke das Schwert zurück, denn alle, die das Schwert ergriffen haben, werden durch das Schwert umkommen!" (Mt 26,52).
Auch ein edles Ziel rechtfertigt nicht automatisch Gewaltanwendung!

Bereits am 25. März haben wir unsere große Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass in Serbien eine Kriegssituation entsteht, die unabsehbare Folgen für die Menschen, die in diesen Gebieten leben, hat und zu großem Leid der Zivilbevölkerung führen wird". Nun sind bereits zwei Monate vergangen - und mit Trauer müssen wir feststellen, dass unsere damaligen Befürchtungen nicht nur Realität geworden sind, sondern das Leid der zivilen Bevölkerung an vielen Orten Jugoslawiens noch wesentlich größer ist als wir es uns haben vorstellen können: Zahlreiche unschuldige Menschen - Albaner, Montenegriner, Serben und Angehörige anderer Völker - haben den Kelch des Leidens trinken, ja nicht wenige von ihnen ihr Leben lassen müssen - und täglich nimmt die Zahl der Opfer zu.

Jeder Krieg, gleich, wer an seinem Ende als "Sieger" und wer als "Besiegter" gilt, ist eine moralische und existenzielle Niederlage der Menschheit. Dabei stehen die Mächtigen in besonderer Gefahr, in jene Versuchung zu fallen, vor der unser Herr und Heiland so eindringlich warnt:
"Ihr wisst, dass die Herrscher der Völker gewalttätig herrschen über sie und die Großen ihre Macht mißbrauchen gegen sie" (Mt 20,25).

Alle Menschen, die bei den Vertreibungen zugrunde gehen, und ebenso jene, die den Bomben und Raketen zum Opfer fallen, sind geschaffen "nach dem Bild und Gleichnis" Gottes (Gen 1,26). Vergessen wir nie, dass dem menschlichen Leben höchste Bedeutung zukommt, dass der Herr über das Leben jedes einzelnen Menschen nur sein Schöpfer ist - Gott, und dass wir deshalb nicht das Recht haben, uns dieses wertvollsten göttlichen Geschenkes zu berauben", wie es der für das Kosovo zuständige Bischof Artemije in seiner diesjährigen Osterbotschaft ausgedrückt hat.

Wir beklagen die immer mehr steigende Zahl der Opfer und fürchten, dass die Raketen und Bomben, die zunehmend die Lebensgrundlagen, die Gesundheit und das Leben der Bürger ganz Jugoslawiens bedrohen, mit jedem neuen Toten den Weg zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes weiter erschweren. Indem man das Leid immer mehr verteilt und vergrößert, kann man keine Basis für jene Aussöhnung legen, die für die Zukunft aller Völker Jugoslawiens notwendig ist und ohne die der derzeitige ethnische Konflikt und die daraus resultierende menschliche Katastrophe auf Generationen hinaus verlängert werden. Damit Versöhnung überhaupt eine Chance hat, dürfen die Zahl unschuldiger Opfer wie auch das Ausmaß der materiellen Zerstörungen, die das Leben der Menschen auf dem Balkan zunehmend bedrohen, nicht noch mehr werden.

In unserer Sicht kann es daher nur einen moralisch gerechtfertigten Ausweg aus der derzeitigen Situation geben - den Weg zurück zum friedvollen Umgang miteinander, denn "die Frucht des Geistes ist Frieden!" (Gal 5,22)


Konkret heißt das: Einleitung einer unverzüglichen Waffenruhe und erneute Verhandlungen mit allen, die dazu beitragen können, dass die Waffen auf Dauer schweigen - auch mit den derzeitigen Machthabern in Belgrad. Wer wirklich den Frieden will, muss bereit sein, nicht nur jeden irgendwie erfolgversprechenden Schritt dazu zu machen, sondern er muss ihn auch als erster gehen: "Die Frucht der Gerechtigkeit wird gesät ... für jene, die Frieden stiften!", sagt der hl. Apostel Jakobus (Jak 3,18). Wir rufen daher die kriegführenden Parteien zur Einstellung der Kriegshandlungen zum kommenden orthodoxen Pfingstfest auf, also zu einer Waffenruhe ohne Vorbedingungen, damit endlich die verhängnisvolle, nur weiter ins Unglück führende Spirale der Gewalt unterbrochen wird - gerade in diesen Tagen, da der Heilige Geist die Menschen zusammenruft zur Einheit. Möge Gott uns vor dem Sündenfall behüten, dass wir den Ruf des Geistes nicht in unser Herz lassen und stattdessen durch immer mehr Gewalt dem Ruf des Bösen folgen.

Im Namen der Zukunft nicht nur Jugoslawiens, sondern ganz Europas, der Welt und der Menschheit appellieren wir eindringlich an die Führer der NATO-Staaten wie der Bundesrepublik Jugoslawien, an die Menschen guten Willens in den Regierungen aller Staaten, sich auf diese Waffenruhe einzulassen und aus ihr heraus den Weg zu neuen Verhandlungen zu gehen: Ziel dieser Verhandlungen muss das Ende des Brudermords auf dem Kosovo, muss die Erlangung eines freien und menschenwürdigen Lebens für alle Bürger Jugoslawiens sein - unbeschadet ihrer Nationalität, ihres Glaubens und ihrer politischen Ansichten. Sie alle haben das Recht auf ein Leben ohne Angst vor Vertreibungen, Gewalttaten und Bombardierungen.

Verschiedene Friedenspläne sind in den letzten Tagen vorgelegt worden, die Anlass zu neuer Hoffnung geben. Es kann nicht unsere Sache sein, zu beurteilen, welcher davon politisch wie umgesetzt werden kann oder wie verbessert werden sollte: Aber wird sind fest davon überzeugt, dass die Verfolgung eines jeden von ihnen besser ist als die Fortsetzung von Bombardierungen und Gewalttaten.

Möge Gott uns, den "in Finsternis und Todesschatten Sitzenden, erscheinen, um hinzulenken unsere Füße auf den Weg des Friedens" (Lk 1,79), dass nicht auch wir einst die Worte hören müssen, die unser Herr unter Tränen über das verstockte Jerusalem sprach: "Wenn du doch an diesem Tag erkannt hättest, was zum Frieden dient!" (Lk 10,41), sondern vielmehr seinen Gruß: "Selig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden!" (Mt 5,9).



25. Mai 1999


Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland
und Exarchat von Zentraleuropa


Erzbischof LONGIN von Klin
Ständige Vertretung des Moskauer Patriarchats in Deutschland



Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats



Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa



Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland und Zentraleuropa
Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa



Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa



Erzpriester Dr. Elias Esber
Rat der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland







Nähere Informationen bei:
Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland
- Verband der Diözesen -
Geschäftsführung
Grüner Weg 40 a
D-44791 Bochum
Tel. 0234 / 501 932 od. 0172 / 288 99 44
Fax 0234 / 503 576 - E-Mail: KOKiD_OA@Compuserve.com








Prinzipien der Diözese von Raska und Prizren
zu Frieden und Toleranz auf dem Kosovo

ZUR FRIEDLICHEN LöSUNG
der schwierigen Situation auf dem Kosovo und im Metohije :

1. Wir bringen unsere tiefe Sorge über die allgemeine negative Entwicklung der Situation auf dem Kosovo und im Metohije besonders auf Grund der ständigen bewaffneten Konflikte, unter denen vor allem die unschuldige Zivilbevölkerung zu leiden hat, zum Ausdruck. Daher appelieren wir in aller Dringlichkeit an die Vertreter des serbischen wie des albanischen Volkes, alles ihnen Mögliche zu tun, um jede Art von Gewalt zu beenden und dafür zu sorgen, dass alle Konflikte und Probleme friedlich durch einen bedingungslosen Dialog gelöst werden.

2. Wir empfinden großes Mitleid und Sympathie für all die zahlreichen Flüchtlinge, die entführten und verhafteten Personen und alle, die ihr Heim und ihren persönlichen Besitz verloren haben. Der Wert des menschlichen Lebens wie auch die Achtung vor den grundlegenden Menschenrechten und dem Privatbesitz sollten eine Verpflichtung für alle sein, die in der heutigen zivilisierten Welt leben.

3. Wir rufen alle autorisierten Vertreter dazu auf, bei der Lösung der äußerst schwierigen humanitären Lage mitzuhelfen, damit ein normales Reisen und die Versorgung mit Lebensmitteln, mit Medizin und anderen notwendigen Dingen wieder nomal möglich sind. Wir denken, dass die Rückkehr aller Flüchtlinge wie auch die Wiederherstellung ihrer zerstörten Häuser und ihres Besitzes so schnell als möglich durchgeführt und angegangen werden sollten. Wie rufen weiter dazu auf, dass internationalen humanitären Organisationen die Möglichkeit gegeben wird, alle Leidenden frei aufzusuchen, besonders die Verhafteten und Entführten, und dass sie ihnen humanitäre Hilfe leisten können.

4. Wir verdammen entschieden alle Plünderungen von privatem und staatlichem Besitz, besonders die Zerstörung der Heimstätten von Familien, die entweder niedergebrannt wurden, weil man so die Rückkehr der Flüchtlinge verhindern will oder auch aus Rache und Barbarei. Der Schatz des Kosovo und des Metohije spiegelt sich in dem reichen Mosaik seiner kulturellen und ethnischen Verschiedenheit und von daher ist heute, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, jede Gewaltanwendung, besonders gegen die unbewaffnete Zivilbevölkerung, völlig unannehmbar.

5. Wir bringen unser ganz ernstes Bedauern über die Zerstörung religiöser Bauwerke zum Ausdruck. Wir rufen dazu auf, dass alle religiösen Bauwerke, seien sie nun Kirchen, Moscheen, Friedhöfe oder auch andere Bauten von historischem oder kulturellem Wert, in angemessener Weise geschützt und vor Zerstörung bewahrt werden. Das reiche kulturelle und historische Erbe, das diesen Teil des Balkans so einzigartig macht und weltberühmt ist, zu zerstören, ist absolut unzulässig und verdient die ausgesprochene Verurteilung der ganzen zivilisierten Welt. Wir rufen weiter dazu auf, dass den Gläubigen aller drei Konfessionen erlaubt wird, frei ihre heiligen Stätten zu besuchen und ihre religiösen Riten zu vollziehen. Wir appellieren an alle autorisierten Vertreter, Priestern, Imamen und Mönchen und Nonnen zu erlauben, ihre religiösen und humanitären Pflichten ungehindert zu erfüllen.

6. Religiöse Einrichtungen und Institutionen müssen Oasen des Friedens und der Toleranz sein; daher muss jede Form von Gewalt gegen sie verhindert werden. Diese Einrichtungen und Institutionen dürfen nicht für nicht-religiöse und nicht-humanitäre Zwecke genutzt werden. Wir appellieren an die Mitglieder aller drei Konfessionen, besonders an den Klerus, aktiv bei den humanitären Aktionen zu Gunsten der vom Krieg betroffenen Bevölkerung mitzuwirken, und zwar ohne Ansehen dessen, zu welcher nationalen Gruppe und zu welcher Religion sie gehört. Allen Flüchtlingen und Zivilisten, die in religiösen Einrichtungen Zuflucht finden, besonders den Frauen, Kindern und alten Menschen, muss volle Sicherheit garantiert werden.

7. Wir respektieren das Recht jeder Person, ihre eigenen politischen, nationalen oder religiösen überzeugungen zu haben; gleichzeitig aber rufen wir alle Bürger des Kosovo und des Metohije dazu auf, ihre Positionen in einer friedlichen und zivilisierten Weise auszudrücken und wenigsten ein Minimum an Toleranz auch denen zu erweisen, die mit ihren Auffassungen nicht übereinstimmen.

8. Wir verdammen gleichermaßen jede Gewaltanwendung zu politischen Zwecken. Wir denken, dass alle in dieser Region existierenden Konflikte auf einem friedlichen und demokratischen Weg unter vollständiger Respektierung der Menschenrechte aller Gruppen und Individuen gelöst werden können und müssen.

9. Die endgültige politische Lösung muss durch den Dialog zwischen den bevollmächtigten Vertretern der Völker, die in diesem Gebiet leben, erreicht werden. Um zu einem solchen erfolgreichen Dialog zu kommen, ist es unbedingt notwendig, dass Gewalt und Unterdrückung zuvor beendet werden. Wie auch immer die abschließende Lösung dieser Verhandlungen aussehen mag, muss allen friedlichen Bürgern des Kosovo und des Metohije die kollektive und persönliche Sicherheit und das unveräußerliche Recht zugesichert werden, bei voller Achtung ihrer Menschenrechte in ihren seit Jahrhunderten bewohnten Heimstätten zu bleiben.

10. Wir rufen alle Bürger des Kosovo und des Metohije dazu auf, von jeglicher Gewaltanwendung gegen ihre Nachbarn Abstand zu nehmen und an vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den Mitgliedern aller nationalen Gemeinschaften und Konfessionen mitzuwirken. Trotz aller im Hinblick auf Sprache, Geschichte, Kultur und Religion existierenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen auf dem Kosovo und im Metohije liegt ein friedliches und würdiges Leben wie auch ihr Recht auf persönliche Sicherheit und den Schutz ihres Eigentums im gemeinsamen Interesse aller Bürger.

11. Besonders rufen wir dazu auf, dass das bestehende Erziehungsproblem so schnell wie möglich gelöst wird. Gerade den Jüngsten müssen alle Bedingungen für eine moderne Erziehung eingeräumt werden, die das unveräußerliche Recht jedes menschlichen Wesens ist. Wir rufen dazu auf, dass die Schulen ein Leben in Toleranz und Frieden unterstützen und es inspirieren, und verdammen den Gebrauch der Erziehung zu politischen Zwecken, die interethnischen Hass und Gewalt verbreiten wollen.

12. Ganz entschieden wenden wir uns gegen jede Art religiöser und ethnischer Diskriminierung wie auch gegen Menschenrechtsverletzungen und Repressionen. Wir unterstützen die Idee eines friedvollen gemeinsamen Lebens aller Bürger in gegenseitigem Respekt und in Toleranz. Hier liegt ja die Zukunft, nicht allein dieser Region, sondern des gesamten Balkans und der zivilisierten Welt.

13. Als höchste Repräsentanten der Serbischen Orthodoxen Kirche auf dem Kosovo und im Metohije empfinden wir es als unsere Aufgabe und Verpflichtung, alle möglichen persönlichen Anstrengungen zu unternehmen und unsere Autorität in unserer Gemeinschaft zu nutzen, damit die oben genannten Prinzipien getreulich beachtet und so schnell als möglich angewandt werden. Wir glauben fest daran, dass wir auf diese Art und Weise einen bedeutenden Beitrag dazu leisten können, dass zukünftige Gewalt verhindert und eine friedvolle, demokratische Lösung für das Kosovo-und-Metohije-Problem gefunden wird.


Bischof Artemije von Raska und Prizren



siehe auch andere Dokumente über Friedens-Aktivitäten des Bischofs !>



( übersetzung aus dem Englischen von Kerstin Keller)





Freilassung der US-Soldaten in Belgrad:
Leistung des Nationalen Rates der Kirchen mit starker Beteiligung von Vertretern der Orthodoxen Kirche

rakovica.jpg (16661 Byte)Belgrad - Washington - Während in den westlichen Medien die Befreiung der drei in Jugoslawien gefangenen US-Soldaten fast ausschließlich dem früheren amerikanischen Präsidentschaftskandidaten und protestantischen Geistlichen Jesse Jackson zugeschrieben wurde, haben in Wirklichkeit viele Vertreter der Religionen mitgewirkt.
Die amerikanische Delegation wurde vom Nationalen Kirchenrat organisiert, umfasste aber auch Vertreter der Muslime und der Juden. Etliche Orthodoxe haben an dieser humanitären Aktion entscheidenden Anteil gehabt:
- Bischof MITROFAN (Kodic) Bischof der östlichen USA von der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA (geboren in Bosnien)
- Bischof DIMITRIOS (Koutsogeorghas) von Xanthos, der ökumenebeauftragte der Griechisch-Orthodoxen Erzdiözese von Amerika (ökumenisches Patriarchat)
- Erzpriester Leonid Kishkovsky (Orthodoxe Kirche in Amerika)
- Pfarrer Irinej Dobrijevic aus Cleveland von der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA, der auch die Internationale Orthodoxe Christliche Caritas vertrat
- der Kirchenälteste Dr. Zoran Svetislav Hodjera aus Washington von der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA
und der republikanische Kongressabgeordnete Rod Blagojevic aus Chicago;

Wie ein Sprecher der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA, Priester Stevan Rocknage, betonte, "macht es uns nichts, wenn Jesse Jackson alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Hauptsache ist doch, dass wir Gott danken, dass die Gefangenen frei sind. ... Es wäre wunderbar, wenn unser Präsident jetzt sagte: 'Okay, jetzt muss ich auch von meiner Seite etwas nachgeben!'" Zugleich aber betonte Rocknage: "Ohne das Wirken der orthodoxen Bischöfe hinter den Kulissen dort wäre es den Delegierten nicht möglich gewesen, eine Audienz bei Patriarch Pavle oder ein Treffen mit Präsident Milosevic zu haben".

Quelle: Informationsdienst Orthodoxie aktuell , Nr. 05/1999.













Wort S.H. Patriarch ALEKSIJ II. am 20.04.99 in BELGRAD
und
andere Appelle der Kirche in Jugoslawien
und
der Weltkirche




Wort S.H. Patriarch ALEKSIJ II. am 20.04.99 in BELGRAD

Appell der Betroffenen:

F.Sava vom Klosters DECANI (engl.)


Offener Brief von Bischof ARTEMIJE an die NATO-Staaten

Erklärung des Hl. Synods der Serbischen Orthodoxen Kirche (25.03.99)

Aus: Osterbotschaft des Hl. Synods der Serbischen Orthodoxen Kirche

Osterbotschaft an das Serbische Volk in Kosovo und Metohija

Gemeinsamer Friedensappell der Religionsgemeinschaften Jugoslawiens:
Orthodoxe, Röm.-Katholische, MUSLIME, Juden




Hirtenbrief der Griechischen Orthodoxen Diözese von Denver, USA

Aufruf des Patriarchen von Moskau (25.03.99)

Brief der Orthodoxen Bischöfe der USA an Präsident Clinton












Am 20. April 1999,
hat

S. Heiligkeit, Patriarch Aleksij II. von Moskau

Belgrad besucht
und dort zusammen mit Sr. Heiligkeit, dem Serbischen Patriarchen Pavle, die Göttliche Liturgie gefeiert.
In seiner anschließenden Ansprache forderte Patriarch Aleksij sowohl die Einstellung des NATO-Angriffs auf Jugoslawien wie auch der Vertreibung der Bewohner des Kosovo.

Danach hatte S. Heiligkeit Patriarch ALEKSIJ Gespräche mit dem gewählten Vertreter der Kosovo-Albaner Ibrahim RUGOVA und Staatspräsident MILOSEVIC.
Tief bewegt hörte er die Berichte über die Leiden der Bevölkerung des Kosovo.
Er versicherte, dass das Mitgefühl der Christen in Russland allen Bewohnern Jugoslawiens gleichermaßen gelte, seien sie nun Opfer des Bürgerkriegs im Kosovo oder der NATO-Bombenangriffe. Präsident Milosevic forderte er auf die menschenverachtenden Gewaltakte in der südserbischen Provinz abzustellen, die das Ansehen des gesamten serbischen Volkes und seine christliche Tradition beleidigen.



Dank einer Mitteilung und übersetzung durch den Geschäftsführer der KOKiD Hypodiakon Nikolaus Thon können wir Ihnen nachstehend den vollen Wortlaut der Rede des Patriarchen von Moskau an die in der Kathedrale des Hl. SAVA versammelten Gläubigen nahebringen:






+ + +


Eure Heiligkeit, hochheiliger Patriarch Pavle, hochgeweihte Erzhirten, im Herrn geliebte Väter, Brüder und Schwestern!



Christus ist auferstanden!

Wieder ist Ostern auf der geheiligten serbischen Erde. Vor kurzem haben wir zum wiederholten Male in den Kirchen die Worte des hl. Bischofs Johannes Chrysostomos' gehört: „Niemand fürchte den Tod, denn uns hat der Tod des Erlösers befreit!" Unerschütterlich ist unsere Freude über den auferstandenen Christus, der, indem er den Tod und die Sünde besiegte, uns das ewige Leben geschenkt hat. Nichts vermag diese Freude zu verdunkeln - auch nicht das Leiden und die Zerstörung, die rings um uns herrschen, nicht einmal die Bacchanalien der Sünde, die aus bösem Willen am Vorabend der heiligen Tage ausgebrochen sind und bis heute andauern.

Ja, wir sind wieder Zeuge schreiender Gesetzlosigkeit geworden: Einige starke und reiche Länder, die sich frech für den Weltmaßstab von Gut und Böse halten, unterdrücken den Willen eines Volkes, das anders zu leben wünscht. Bomben und Raketen werden auf dieses Land nicht deshalb abgeworfen, um irgendjemanden zu verteidigen. Die Kriegshandlungen der NATO haben ein anderes Ziel - die unter großen Blutopfern nach dem Krieg gewonnene Weltordnung zu zerstören, den Menschen eine ihnen fremde Ordnung aufzuzwingen, die auf dem Diktat grober Gewalt gegründet ist.

Aber die Ungerechtigkeit und die Heuchelei werden niemals den Sieg davontragen. Denn gemäß einem alten Spruch, "ist Gott nicht in der Stärke, sondern in der Wahrheit". Mag auch die Gewalt des Gegners übermächtig sein - so ist doch auf unserer Seite, meine Lieben, die Hilfe Gottes und der Sinn aller historischen Lektionen. Gedenken wir insbesondere der allerhärtesten Lektion - der Lektion des Zweiten Weltkrieges.

Gedenken wir auch der Worte des Herrn: "Meine Stärke vollendet sich in der Schwachheit" (2 Kor 12,9); "Ihr werdet wehklagen und weinen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber euer Kummer wird sich in Freude kehren" (Joh 16,20).

Jetzt, da wir am Vorabend des dritten Milleniums seit der Geburt Christi stehen, müssen wir erkennen, dass der Krieg kein Mittel zur Lösung irgendwelcher Probleme sein kann. Er vertieft sie nur um ein Vielfaches, was schon die dramatische Erfahrung des zu Ende gehenden Jahrhunderts bezeugt. Nur der gute Wille, der auf Frieden ausgerichtet ist, und auf die Erlangung eines freien und würdigen Lebens für alle, unbeschadet ihrer Nationalität, ihre Glaubens und ihrer politischen Ansichten, kann das Blutvergießen beenden und euer Vaterland in seiner Gänze bewahren.

Nur ein gerechter Frieden kann beständig sein. Und so bitte ich euch heute und flehe euch an: Tut alles, damit die Völker die Güte eurer Herzen erkennen, damit das alte Kosovo - die historische heilige Erde des serbischen Volkes - nicht noch mehr von Brudermord befleckt werde. Helft mit, dass dorthin friedliche und wohlgesinnte Menschen zurückkehren, die ihre Häuser verlassen haben. Sorgt dafür, dass Versöhnung und Eintracht herrschen. Dann kann euch niemand sündiger Handlungen beschuldigen und so seine eigene Sünde rechtfertigen.

Eure Heiligkeit, verehrte Bischöfe, liebe Brüder und Schwestern! Heute ist "Radonica" - der Tag des besonderen österlichen Gedenkens der Toten. Und jetzt bitten wir für die zahlreichen Opfer des Blutvergießens - die Söhne und Töchter des serbischen Volkes, aller anderen Völker, die Jugoslawien bewohnen, für die orthodoxen Christen, für die Gläubigen anderer Religionen und Bekenntnisse, für die nichtreligiösen Menschen. Ewige Ruhe sei ihnen geschenkt und ewiges Gedenken.

Ich sende meine Gebete empor für alle, die Gesundheit, Blut und Besitztum verloren haben, für die, die aus ihren Häusern vertrieben worden sind. Der Herr möge die Wunden dieser Menschen heilen und er möge ihnen das Verlorene zurückgeben.

Mein besonderes Gebet gilt der Rückkehr des Friedens in euer schönes Land. Mit Hoffnung auf Gottes Hilfe rufe ich immer wieder die Führer der NATO-Staaten und der Bundesrepublik Jugoslawien dazu auf, alle Kriegshandlungen einzustellen und den Friedensprozess zu beginnen. Ich bezeuge: Die Russische Orthodoxe Kirche mit ihrer viele Millionen zählenden Gläubigenschar wie auch andere wohlgesinnte Menschen auf dieser Erde sind bereit, überall in der Welt der Versöhnung zu helfen.

Ich glaube, dass auf dieser Erde die prophetischen Worte des Psalmisten erfüllt werden können: "Der Herr schenkt Stärke seinem Volke, der Herr segnet sein Volk mit Frieden" (Ps 28,11).

Zum Zeugnis dafür, dass die Russische Orthodoxe Kirche jetzt für das leidende Volk Jugoslawiens betet, dass die Heiligen, welche auf der russischen Erde verherrlicht worden sind, wie ich glaube, Fürbitter für euch sind, möchte ich euch dieses Bild des ehrwürdigen Serafim von Sarov mit einem Teil seiner heiligen Reliquien übergeben. Der ehrwürdige Serafim von Sarov hat gesagt: "Gewinne den friedlichen Geist, und Tausende um dich herum werden das Heil erlangen". Gebe Gott, dass durch seine heiligen Gebete dem vielleidenden Volk von Jugoslawien Friede und Eintracht geschenkt werden.

Heute haben wir hier die Göttliche Liturgie in Anwesenheit einer großen Menge des orthodoxen serbischen Volkes gefeiert. Ich möchte gleichermaßen diese Eucharistiegeräte übergeben, dass in dieser wunderbaren Kathedralkirche des heiligen Sava mit ihnen die göttliche Eucharistie gefeiert wird und dass sie ein Zeugnis der Liebe sind der Russischen Orthodoxen Kirche zur Serbischen Orthodoxen Kirche. Auch unsere heutige Anwesenheit hier und der gemeinsame Dienst mit dem hochheiligen Patriarchen Pavle, mit den Hierarchen und dem Klerus, sind ein Zeugnis dafür, dass wir uns in einer immer währenden Gebetsgemeinschaft befinden. Zum Feste der lichten Auferstehung Christi beglückwünsche ich euch alle, liebe Brüder und Schwestern.

Christus ist auferstanden!



+ ALEKSIJ II., Patriarch von Moskau und der ganzen Rus










Vater SAVA aus dem Kloster Decani im Kosovo informiert schon am ersten Tag der Bombenangriffe alle im Internet.
Die Mönche von Decani sind als moralische Autorität in der Region anerkannt. Sie haben ähnlich wie auch Patriarch PAVLE von der Serbischen Orthodoxen Kirche immer in guter Nachbarschaft mit den örtlichen Albanern gelebt und Grausamkeiten von allen Seiten stets öffentlich verurteilt.





APPEAL FROM DECANI
AGAINST NATO AGGRESSION ON YUGOSLAVIA

I am writing this appeal while the NATO bombers and cruise missiles are spreading death and destruction all around my country. It is my moral obligation to say that the statements by the NATO officials that only military targets are attacked in Yugoslavia are not true and they are intended to deceive many peace loving people in the West that their air force is in a "humanitarian" action. >From our credible sources we learned that several dozens of civilian facilities (infrastructure, education, telecommunication, environment and traffic facilities) were attacked and destroyed by NATO air force. Besides there are more and more civilians who are killed or crippled by NATO bombs, including refugees from Bosnia and Croatia. Their refugee camp was hit near Kursumlija and 10 women and children were killed or wounded at the spot. Several schools have been destroyed and many of them damaged so that children cannot go to schools any more because there is a danger that they might be killed in them. The areas with important cultural and religious monuments are also targeted. Day before yesterday Gracanica monastery area was attacked. Thank God there is only a slight damage on the monastery roof but on the other hand several family homes were burned to ashes. Last night a cruise missile hit the old town in Djakovica, mostly inhabited by Albanians, and made a great fire in which several Albanian houses were destroyed and several civilians seriously wounded. In short, NATO attacks are nothing but barbarous aggression which affects mostly the innocent civilian population, both Serb and Albanian. Their continuation will not only break the will of the people of Yugoslavia to live in freedom but will strengthen their determination to resist to tomahawk democracy which is trying to bring "peace" by crimes against humanity. Such actions are a shame for Western democracies and the whole world. Serbian Orthodox Church remains fully faithful to the principle that good can never be achieved by evil and that the Kosovo crisis must be resolved by peaceful and diplomatic means so that all peoples living here will be granted full protection of their human rights and freedom. NATO attacks will only make the things worse. They will definitely destroy the prospects of peaceful coexistence and will further radicalize extremists on both sides. And finally, the greatest victims of this criminal policy will be innocent civilians. We have the full moral right to protest against these crimes because our Church has strongly condemned acts against civilians committed both by Serb and Albanian extremists in this conflict and has made great efforts to achieve a peaceful settlement of the crisis. As much as we have committed criminal acts against innocent civilians and their property in the course of the last year, by extremists on both sides, we are equally condemning these NATO attacks which do not differ at all >from what we have seen in Kosovo so far. In fact there is a danger that NATO bombing produces far greater humanitarian crisis than the one we already have. These inconsiderate actions will destabilize Balkans and possibly create a European Vietnam which will obstruct the political and economical processes in Europe for years ahead. Unfortunately, many people in the West still live in illusion that their super-powerful and precise air force is fighting against the FRY military. The truth is that there are more and more civilian victims and damages on exclusively non-military facilities. Therefore the Western governments bear great responsibility for these criminal acts in front of God and history. The ironic statements that the goal of this operation is to prevent suffering of civilians are absolutely hypocritical and tragic. President Clinton speaks sweet words to the Serbian people while his bombers mercilessly destroy schools, kinder-gardens and fill the hearts of children with hatred against the peoples which they believed were their friends and supporters of true peace and democracy. It is not true that our country is against the peaceful solution of the Kosovo conflict. The paper proposed by the Yugoslav delegation in Paris granted full autonomy to Kosovo Albanians and all other national communities. Serb proposal: http://www.balkanaction.org/paper/skia399.pdf The delegation also said that they were ready to accept certain kind of international supervision. What our delegation did not accept and what no one in this country can accept is secession of Kosovo and Metohija >from Serbia and Yugoslavia and occupation by NATO forces. There is not a single country in the world which would accept such terms. Therefore the claim by Mr. Clinton and others that our country is against negotiations and peace are not true. The truth is that we cannot accept disintegration of our country, not even under the threats of NATO missiles and bombers. I am always ready to ask for my fellow Albanian neighbors the same rights which Serbs and all others in this country have, but neither me nor anyone in our Church can accept that Kosovo is given into the hands of Albanian extremists who have already cleansed 50% of Kosovo from Serbs and other non-Albanian ethnic groups, who kill our children in cafes and our farmers working in fields. Unfortunately, openly supporting the Albanian separatists NATO is not supporting suffering civilians on all sides, as it so proudly said, but exclusively those forces both among Albanians and Serbs who want more war and blood. It is true that Kosovo has many refugees and many times we have urged responsible on both sides to stop their violence and let the people go back to their homes. But the West forgets that in Serbia there are 600.000 refugees who are now directly endangered by NATO bombs. In the name of God and my fellow Albanian and Serb neighbors I make a strong appeal on all people of good will to stop these barbarous attacks immediately. The peace is not built by deaths of innocent children and pride of the mighty ones.

Fr. Sava

(Please share this appeal with your friends and all you know)


Decani Monastery tel +381 390 61543
38322 Decani, Serbia fax +381 390 61567
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Beiträge über den Kosovo-Krieg
Kirchliche Stimmen zum Balkankrieg



Offener Brief von Bischof Artemije an die NATO-Staaten

An die Präsidenten, Staaten und Parlamente, Diplomaten und Botschafter der USA und der westlichen Staaten

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief und weiß nicht einmal, auf welchem Wege er Sie erreichen soll, da alle Telefonverbindungen (und andere Kommunikationsmöglichkeiten) mit dem Kosovo unterbrochen sind - einer der vielen "Erfolge" der NATO-Intervention gegen meine Heimat, gegen das leidende Volk und gegen mich persönlich.

I. Seit diesen 16 Tagen, die die täglichen Bombardierungen Ihrer Luftwaffe andauern, haben Sie wahrhaftig "glänzende Resultate" erzielt. "Glänzende Resultate", sieht man sie aus Ihrer Perspektive. Sie haben viele Kasernen und andere militärische Ziele, Fabriken und Wohngebiete zerstört, haben viele Brücken und Nachrichtenverbindungen zerrissen. Die Saat, die Sie säen, bedeutet Tod und Wunden, bringt Leid und Schmerz über viele Heimstätten und Wohngebiete, und Sie haben damit ein ganzes Volk in die Luftschutzkeller und die Finsternis getrieben. Und das alles tun Sie aus "humanitären Gründen". Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns erklären könnten, was uns erwarten würde, wenn Sie inhuman gegen uns vorgehen würden.

Es kann nicht verwundern, dass uns das alles unendlich schmerzt, und das aus der Erkenntnis und Frage heraus, womit wir das alles verdient haben. Laut Ihren Aussagen möchten Sie mit Ihrem Vorgehen Herrn Milosevic bestrafen. Gab es für Sie wahrhaftig keine anderen Wege und Mittel, ihn persönlich auf exemplarische Weise zu bestrafen, statt die elenden und armen Kinder Gottes, in Aleksovac, in Pristina, in Belgrad, in Velika Hoca ..., und wer weiß, wo Sie das noch tun werden.

Nach geltendem Völkerrecht, aber auch nach dem Gesetz Gottes wird derjenige, der Kinder wegen der Vergehen oder Verbrechen ihrer Eltern bestraft oder tötet, selbst zum Verbrecher. Tut er dieses massenhaft und unter Kriegsbedingungen, so ist er ein Kriegsverbrecher, und ihn erwartet, vor das Kriegstribunal in Den Haag gestellt zu werden, damit er verurteilt wird. Wo liegt der Unterschied zwischen solchen Verbrechern und Ihnen, auf wessen Befehl hin fallen Tausende Tonnen zerstörerischen explosiven Materials auf die Köpfe unschuldiger Menschen (und Kinder) wegen der Vergehen und Verbrechen eines Menschen (Herrn Milosevics)? Gehören nicht auch Sie vor das Den Haager Tribunal ?

Vielleicht trösten Sie sich mit dem Glauben, dass es keine Instanz gibt, die Sie dorthin überstellen könnte. Ich glaube, dass Ihnen das ein schwacher Trost ist, wenn Sie ein Gewissen haben und an Gott glauben - was Sie vorgeben zu tun. Dem Urteil des ewigen und gerechten Richters wird niemand entgehen können, trotz all Ihrer militärischen und wirtschaftlichen Macht. Mögen Sie das bedenken.

II. Ich möchte dem eben Gesagten noch etwas hinzufügen: Das größte Opfer Ihrer NATO-Bombenangriffe ist nicht, was zerbombt und zerstört worden ist, und dazu gehören auch die Toten und Verwundeten (wie groß diese Zahl auch sein möge), sondern dasjenige, was Sie verhindert haben, sich zu entwickeln, das, was begonnen worden war in Richtung einer Integration Serbiens, Jugoslawiens und des gesamten Balkans, und dieses Gebiet einbetten sollte in den europäischen und Weltzusammenhang, und führen sollte zu Demokratie. Vor dem Beginn Ihrer Bombardierungen hat es in Serbien demokratische Kräfte gegeben, offene und potenzielle, es gab demokratische Prozesse, auch wenn sie erst am Anfang standen. Diese Volk hat die Hoffnung gehabt, dass es mit Ihrer Unterstützung und Hilfe diesen Prozess der Demokratisierung lebendig machen und zu einem erfolgreichen Ende   führen könnte. Alles das existiert nicht mehr. Die Vernichtung dieser demokratischen Kräfte, dieser demokratischen Prozesse, des Glaubens und der Hoffnung dieses Volkes auf eine bessere Zukunft, ist das größte Verbrechen, das Sie mit Ihren Bombardierungen begangen haben.

Die serbisch-orthodoxe Kirche (ich, als Erzbischof von Raska und Prizren) und die Vertreter der Serben aus dem Kosovo und Metohija, die in der serbischen Widerstandsbewegung versammelt sind, einer demokratischen Bewegung, an deren Spitze Herr Momæilo Trajkovic steht, und die Fürsprecherin ist im Namen der Kirche und des Volkes, haben volle zwei Jahre die Länder Europas, die USA und Russland bereist. Wir haben überall versucht, die Wahrheit über die Problematik dieser Region, ihre Genealogie und die aktuelle Lage zu berichten, in der sie sich befindet, und Wege aufzuzeigen, wie diese Problematik auf eine befriedigende Weise für alle, die dort leben und weiterhin als anständige und ehrenhafte Bürger ihrer Heimat leben wollen.

Während dieser Friedensmission haben wir alleine Amerika fünf Mal im Laufe eines Jahres, von Februar 1998 bis zum Februar 1999 bereist. Immer und überall haben wir betont, dass das Kosovo-Problem mit Anwendung von Gewalt, unabhängig von welcher Seite (den NATO-Pakt eingeschlossen) sie ausgeübt wird, nicht gelöst werden kann. Wir haben unsere Standpunkte vertreten und vorgeschlagen, dass die Lösung auf politischem Wege gesucht wird, über die Demokratisierung Serbiens, Jugoslawiens und der gesamten Balkanregion, d.h. mit den Mitteln des Dialogs und der Verständigung. Wir haben uns für ein multi-ethnisches, multi-kulturelles und multi-religiöses Kosovo eingesetzt, wo alle, die dort leben, auf der Grundlage des höchsten, weltweit anerkannten Standards, die gleichen Rechte genießen würden. Wir möchten mit Befriedigung und Dankbarkeit betonen, dass wir überall und von allen Gesprächspartnern außerordentlich freundlich aufgenommen und angehört wurden, und in 90% aller Fälle in unseren Ansichten unterstützt wurden. Das weckte in uns die Hoffnung, dass das Kosovo-Problem auf friedlichem Wege, zur Zufriedenheit aller, gelöst werden könnte. Auf den Gesichtern unserer Gesprächspartner war Freude zu bemerken über die Erkenntnis, dass es ein anderes und ganz anders geartetes Serbiens als das des Herrn Miloõeviç und seines Regimes, dass es also eine Alternative   gibt. All das kündigte eine bessere Zukunft für alle an. Und all das ist jetzt zunichte gemacht worden. Die NATO-Bomben haben nicht einen Stein auf dem anderen gelassen von jenen schönen, zukunftsweisenden Bildern.

III. Stattdessen ist all dasjenige in die Tat und Praxis umgesetzt worden, worauf wir (ich und Herr Trajkovic) anlässlich unserer letzten Reise nach Frankreich und in die USA im Februar diesen Jahres eindringlich hingewiesen und gewarnt haben. Besonders Frau Madeleine Albright gegenüber haben wir hervorgehoben und dies auch schriftlich dargelegt, was geschehen wird, wenn die NATO gegen Serbien und Jugoslawien militärisch intervenieren sollte. Wir möchten an dieser Stelle nur kurz daran erinnern:

  1. Eine Intervention der NATO-Streitkräfte würde ausschließlich das Milosevic-Regime stärken.
  2. Dieses wäre ein großer Schlag für die demokratische Opposition in Serbien und würde die notwendige Demokratisierung Serbiens aufhalten.
  3. Sie würde das Milosevic-Regime dazu herausfordern, noch entschlossener und drastischer gegen diejenigen vorzugehen, die in Serbien eine andere Meinung vertreten.
  4. Sie würde zu einer Radikalisierung einzelner Fraktionen in der UCK und zu einer Radikalisierung der Kosovo-Serben und der Serben überhaupt führen.
  5. Das würde mögliche NATO-Truppen im Kosovo in eine schwierige Situation bringen, da man sie als Besatzer ansehen würde.

Wir fragen Sie, meine Damen und Herren, was sich von dem, was vorhersehbar war, und was wir Ihnen eindringlich vor Augen gehalten haben (und wir hoffen, dass das rechtzeitig geschah!) nach der NATO-Intervention nicht bewahrheitet hat ?

Wir haben bei dieser Gelegenheit auch unsere Angst zum Ausdruck gebracht, dass eine solche Entwicklung der Ereignisse unproduktiv und gänzlich unnötig wäre; und dazu in vielfacher Weise schädlich. Stattdessen haben wir im Hinblick auf den Annex über die Kantonisierung des Kosovo einen alternativen Vorschlag gemacht, der den Vertrag von Rambouillet nicht veränderte, sondern ihn ergänzt hätte, um in Rahmen der Rechte auf Autonomie die Interessen der serbischen und der albanischen Seite auszugleichen und damit für alle annehmbar zu machen.

Zu unserem großen Leid haben Sie das serbische Volk nie verstanden - seine orthodoxe Seele, seine Tradition und seine Geschichte. Sie haben selbst uns als Ihre Gesprächspartner missachtet, die wir Ihnen ehrlich gegenübergetreten sind und die Wahrheit gesprochen haben in der Hoffnung, dass unsere gemeinsamen Bemühungen Früchte tragen und Frieden für diese Region bringen würden. Sie wollten eine Lösung gemäß Ihren Maßstäben und Prinzipien und haben dabei selbst das Minimum der nationalen Interessen des serbischen Volkes außer Acht gelassen. Sie haben sich für eine militärische Intervention der NATO-Luftwaffe gegen unsere Heimat entschieden. Was Sie damit erreichen, wem Sie wirklich helfen werden, entscheiden Sie selbst. Mit Bomben kann man eine "humanitäre Katastrophe" weder verhindern noch lindern, sondern sie in geometrischer Progression steigern. Davon haben Sie sich wohl in den letzten sechzehn Tagen Ihrer "Friedensaktivitäten" überzeugen können.

Unsere Hoffnung auf Sie, Ihre Demokratie, Ihre Gerechtigkeitsliebe und Humanität sind tief begraben worden in den Kratern, die Ihre Bomben und Raketen gerissen haben. Werden sie jemals von dort auferstehen - diese Frage stellt sich jetzt.

Christus, dessen Karfreitag wir heute feiern, hat gelitten und wurde gekreuzigt von Menschen, zu denen er aus Liebe gekommen ist, um sie zu erretten. Sie haben ihn zu Unrecht getötet und begraben. Und sein Grab versiegelt. Und haben Wächter an sein Grab gestellt, auf dass sie seine ruhmreiche und heilbringende Auferstehung verhindern sollten. Doch haben all ihre Bemühungen nicht geholfen. Christus ist auferstanden. Er hat auch uns, die wir heute schuldlos unter Ihren Bomben leiden, die Hoffnung gegeben, dass es auch für uns eine Auferstehung gibt. Was auch immer Sie tun, und was auch immer Sie weiter unternehmen mögen.

Während wir orthodoxen Serben unter Ihnen leiden, ist unser Bedauern für Sie ehrlich. Ihre Katastrophe ist schrecklicher als unsere, denn sie wird länger währen; länger, weil Sie unfähig sind, das Unheil, das Sie über uns bringen, zu bereuen. Deshalb beten wir für Sie zum gekreuzigten und auferstandenen Gott und wiederholen mit ruhigem Herzen und Liebe seine Worte am Kreuz: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun".

Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden !

Artemije, Erzbischof von Raska und Prizren
Prizren, 9.4.1999








öffentliche Erklärung des Heiligen Synods der Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche vom 25. März 1999

Angesichts des Unglücks, das unser Heimatland durch die Bombardierung der NATO getroffen hat, ruft die Serbische Orthodoxe Kirche die Regierungen aller Länder der Welt dazu auf, darauf hinzuwirken, dass das Bombardement gestoppt wird und dass eine gerechte Lösung für ein Ende der aktuellen Krise durch Verhandlungen gefunden wird.

Die Serbische Orthodoxe Kirche ruft die militärischen und zivilen Behörden Serbiens und Jugoslawiens auf, alles zu tun, dass Frieden geschaffen wird. Wir fordern alle Diözesanbischöfe in Serbien und im Ausland, Priester und Gläubige unserer heiligen Kirche auf, in diesem Unglück, das über uns kam, ihre Gebete zu dem Guten Gott, dem Einzigen, der im Besitz des Friedens ist, zu verstärken, dass Frieden gewährt möge unserer leidenden und gequälten Nation, aber auch anderen Völkern, die mit uns zusammenleben. Möge dieser unser Aufruf an die Welt und die heimische öffentlichkeit nicht nur eine "Stimme des Rufers aus der Wüste" bleiben.

Patriarch Pavle,
Vorsitzender des Heiligen Synods der Bischöfe
der Serbischen Orthodoxen Kirche








Aus der Osterbotschaft des Heiligen Synods der Serbischen Orthodoxen Kirche vom 11. April 1999

... Hier [in der Botschaft der Auferstehung Christi] liegt die Antwort auf eine der schwierigsten Fragen der Menschheit heute, nämlich der Frage, wie wir uns um die Welt, in der wir leben, bemühen, wie wir unsere Umwelt retten und unser gemeinsames menschliches Haus. In Treue zum Kreuz wollen wir sie retten, indem wir uns für die Welt opfern - und nicht, indem wir uns die Welt opfern; erleuchtet von der Auferstehung und gewürdigt durch den Namen, Priester und Könige für Gottes Schöpfung zu sein (Offb 5,10), wollen wir in der Kirche nicht nur uns selbst retten und umgestalten, sondern auch die Natur, denn durch den Glauben kommen wir ja zur Konzeption eines "neuen Himmels und einer neuen Erde" (Offb 21,1).

Hierin liegt auch der Ausweg aus dem Drama auf unserem Kosovo und dem Metohija, jenem Teil unseres Vaterlandes, der bis zum II. Weltkrieg zu Recht den Titel des "alten Serbien" trug und der heute und auch für alle Zeiten die Wiege Serbiens und das geistliche Zentrum des orthodoxen Serbentums darstellen wird.

Alle genuinen Vorschläge und ehrenwerten Anstrengungen, die Probleme dort zu lösen, verdienen Respekt, wenn sie zu einer Lösung beitragen, durch die das serbische Volk auf dem Kosovo und im Metohija zusammen mit den Albanern und allen anderen Völkern in Frieden und Freiheit leben kann, indem alle die gleichen Rechte miteinander teilen.

Der brutale Angriff des NATO-Paktes auf Jugoslawien verdient aber jede moralische Verurteilung: Die NATO hat schreckliches Leiden und Zerstörung verursacht, während sie zugleich die unüberbietbar zynische Erklärung anbot, sie wolle eine "humanitäre Katastrophe" verhindern. Die gewalttätige "Logik" der Nato bedeutet jedoch eine Tragödie - sowohl für das serbische Volk wie für alle ethnischen Gemeinschaften des Kosovo und Metohija.  Doch wir orthodoxen Christen müssen vor allem anderen an Stelle eines verbrecherischen Eroberungskrieges und des Todes nach der Erfahrung von Kreuz und Auferstehung handeln - das heißt, wir müssen treu bleiben dem alten Vermächtnis des Kosovo - auch dahin zurückkehren, das aber bedeutet die geistliche und historische Anwendung des neuen Testamentes Christi, die es sich im Wege und im Erbe des heiligen und ehrwürdigen Fürsten Lazar findet, dieses Helden und Ritters für eine Freiheit, die nicht in dieser Welt, sondern in der Heiligkeit und Gerechtigkeit des Himmelreiches gefunden werden kann. Es kann keine Niederlage auf diesem Wege geben, denn er wird erleuchtet durch das Strahlen der Auferstehung. Mögen die Leiden und ängste unserer Zeiten vergehen vor dem Licht und der Auferstehung unseres Herrn !








Osterbotschaft an das serbische Volk im Kosovo und Metohija

CHRISTUS IST AUFERSTANDEN !

Seit Jahren werden wir in die Ausweglosigkeit geführt, in eine Richtung, die freiwillig niemand einschlagen würde, und hier sind wir nun, nicht an der Schwelle zum Untergang, sondern an seinem tiefsten Punkt. Dazu hat nicht nur beigetragen und Pate gestanden ein inneres übel, sondern auch ein äußeres. Deshalb fallen tagtäglich Bomben und Raketen auf unsere Heiligtümer, unsere Häuser, unsere Dörfer und Städte, und nehmen uns Stück für Stück unseres geistigen, nationalen und biologischen Wesens. Als Trost und Gegenleistung für das, was wir verlieren, bieten uns unsere derzeitigen Machthaber, die uns mit ihrer unseligen Politik der letzten zehn Jahre hierher gebracht haben, Tag für Tag und Nacht für Nacht Filmaufnahmen der Partisanenverherrlichung, des brudermordenden Hasses und der offenen Gottlosigkeit, zeitweise unterbrochen durch Nachrichten, die voller Unwahrheiten und Halbwahrheiten sind.

Doch trotz aller bitteren Tatsachen gibt es und kann es keine Rechtfertigung für dieses verständnislose und verbrecherische Vorgehen des NATO-Pakts geben, der mit seiner wahnsinnigen Politik und der ihr eigenen Verblendung glaubt, ein übel durch das andere heilen zu können, dass er durch die Anwendung von Macht und Gewalt die Leiden unschuldiger Opfer im Kosovo und Metohija, unabhängig von ihrer Volks- oder Religionszugehörigkeit, aufhalten oder lindern könnte. Dieses wird man, wahrlich, niemals und durch nichts rechtfertigen können, und es wird als schwärzester Fleck in das Gewissen der Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert eingeprägt sein. Hier geht es um einen kausalen, sich gegenseitig bedingenden Zusammenhang, wo ein übel das andere hervorbringt, oftmals noch schlimmer und größer als das Erstere, wodurch die Spirale des übels und der Gewalt einerseits vergrößert und erweitert wird und andererseits das Leiden unschuldiger Menschen. Genauso, wie es in der göttlichen Verkündigung steht: "Ein Wehe ist dahin; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach dem" (Offb. 9,12).

Die übel, die wir erdulden und ertragen müssen, sei es von den Machthabern, albanischen Terroristen oder jenen der NATO, hängen nicht mit uns zusammen, noch können wir sie oder ihre Dauer beeinflussen, noch wissen, wann sie ein Ende finden werden. Das liegt in der Macht derjenigen, die bis heute überleben und über den Tod eines ganzen Volkes entschieden haben. Das dritte übel, das für uns alle das Verderblichste ist, hängt ausschließlich mit uns selbst zusammen: Wollen wir Menschen sein und bleiben - oder zu Unmenschen werden, möchten wir untereinander Brüder sein und gute Nachbarn mit den Völkern anderer Nationalität und Religion, wollen wir diese chaotische Situation nutzen, um unseren Nachbarn Gutes oder Schlechtes zuzufügen, hängt allein und ausschließlich von uns ab. Wenn wir Christen sind, wenn wir Menschen sind, müssen wir uns an die Worte des Evangeliums halten: "Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch" (Mt 7,12).

Niemand von uns möchte von einem anderen erniedrigt, gefoltert, beraubt oder getötet werden. Fügen wir also nicht anderen solche übel zu. Zu unserer Schmach und Schande müssen wir aber hören, dass sich vielerorts solche Dinge ereignen, begangen von unvernünftigen Einzelnen oder Gruppen; diese nutzen die Abwesenheit strenger Gesetze und von Recht und Ordnung aus und fügen einander Böses zu, brechen in die Geschäfte und Häuser ihrer Nachbarn ein und rauben sie aus, erpressen und entführen, foltern und töten einander. Durch ein solches Verhalten wächst das übel und vermehrt sich, um am Ende zu uns zurückzukommen wie ein Bumerang, nur mit noch größerer Wut und Wucht.

Deshalb appellieren wir an euch und bitten euch, als euer geistlicher Hirte: Wenn wir wollen, dass das übel, die Gewalt und das Leiden des Volkes von Kosovo und Metohija, die wir schon so lange ertragen müssen, aufhört: richten wir die Augen unserer Herzen gen Himmel, flehen und bitten wir um die Gnade und den Schutz unseres einzigen Freundes und Beschützers - Gott, da uns jetzt auf Erden kein  anderer Freund und Helfer geblieben ist. Gleichzeitig müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht, die übel zu verringern, böse Taten zu vermeiden und Gutes zu tun für diejenigen, die bedürftig sind, denn wir alle sind Menschen, und vieles ist uns gemeinsam: Freude und Schmerzen, und Leiden und Leben und Tod. Vergessen wir nicht, dass dem menschlichen Leben höchste Bedeutung zukommt, dass der Herrscher über das Leben jedes einzelnen Menschen nur sein Schöpfer ist - Gott, und dass wir deshalb nicht das Recht haben, uns gegenseitig dieses wertvollsten göttlichen Geschenks zu berauben. Hüten wir uns besonders davor, uns an Gegenständen des Glaubens, an Kulturdenkmälern und Heiligtümern von Völkern anderen Glaubens und anderer Volkszugehörigkeit zu vergehen. Ich appelliere an euch, meine Gläubigen, dass ihr besonnen und würdevoll, als Menschen, eure Meinungsverschiedenheiten löst, sowohl untereinander, als auch mit Menschen anderen Glaubens und anderer nationaler Abstammung. Nur wenn wir so handeln und uns verhalten, meine lieben Kinder im Geiste, dürfen wir die Hoffnung haben, dass wir ein Ende der übel und des Unglücks, das über uns gekommen ist, sehen können, und uns bessere und glücklichere Zeiten in der Zukunft erwarten. Es ist unsere Schuldigkeit und heilige Verpflichtung, den Geschlechtern, die nach uns kommen, unseren Nachkommen, jenes Erbe zu hinterlassen, das wir von unseren heiligen Ahnen empfangen haben, und das ist wahrhaftiger Glaube und Menschlichkeit, wie auch unsere guten Taten und Tugenden. Nur so können wir ihnen zu einem Vorbild werden, das es nachzuahmen gilt, und Anlass werden zu Stolz, dass sie solche Vorfahren gehabt haben. Sollten wir uns anders verhalten, nämlich als Unmenschen, müssen wir uns fragen, was für ein Erbe wir ihnen hinterlassen werden. Nur eines, für das sie sich schämen werden vor sich und anderen, weil sie die Nachkommen solcher, unwürdiger Ahnen sind.

Mögen diese kurzen Gebete täglich vor unseren Augen, auf unseren Lippen, in unserem Herzen sein :

Gib mir, Herr, die Kraft, das zu ändern, was ich ändern kann!
Gib mir, Herr, die Kraft, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann!
Und gib die Weisheit, diese zwei zu unterscheiden!

Am Schluss, in diesen Tagen der Leiden Christi und unserer eigenen, grüßen wir euch alle mit dem Gruß der ewigen Hoffnung und Freude :

Christus ist auferstanden ! - Er ist wahrhaftig auferstanden !

Euer Fürsprecher im Angesicht des Auferstandenen Gottes

Artemije, Erzbischof von Raska und Prizren
Prizren, 27. März 1999








Gemeinsamer Appell der Religionsgemeinschaften Jugoslawiens für den Frieden vom 19. April 1999

Wir unten unterzeichnenden Vertreter der größten religiösen Gemeinschaften, die seit Jahrhunderten in der Bundesrepublik Jugoslawien zusammen leben und wirken, rufen die politischen und militärischen Führer des NATO-Bündnisses dazu auf, die Bombardierungen Jugoslawiens sofort zu beenden und den Ausweg aus der entstandenen Krise gemeinsam in friedlichen Verhandlungen zu suchen.

Die große Zahl unschuldiger Opfer unter Serben, Albanern und anderen ethnischen Gruppen sowie die großen materiellen Zerstörungen, welche jedes weitere Leben zu zerstören drohen, veranlassen uns religiöse Menschen, unsere Stimme gegen jede Art von Krieg zu erheben, so auch gegen den Krieg gegen Jugoslawien. Des Weiteren denken wir, dass alle Kriegsopfer ein ausreichender Preis dafür sein müssten, dass bei jenen, die die Macht zur Beendigung des Krieges haben, die Vernunft überwiegt, damit sofort die Bombardierungen und das Töten gestoppt werden und das Problem in Frieden und in Verhandlungen gelöst wird. So wie man das Böse nicht mit dem Bösen besiegen kann, so kann man auch nicht mit Krieg Frieden und Glückseligkeit schaffen.

Friedensstifter zu sein, ist die größte Pflicht und die höchste Aufgabe jedes Menschen. Deshalb sollten wir uns nicht davor fürchten, die Hand des Friedens als erste zu geben. Vor allem weil der Friede ein existenzielles Bedürfnis für uns ist, und jeder Krieg, ungeachtet dessen, ob wir "Sieger" oder "Besiegte" sind, ein Verlust und eine Niederlage der gesamten Menschheit ist.

In der Welt, die Gott auch für uns Menschen geschaffen und unserer Obhut anvertraut hat, gibt es Platz für alle Menschen, aber nur, wenn wir Menschen sind.

Im Namen der Zukunft und des gemeinsamen Lebens beten wir zu Gott und appellieren an alle Menschen guten Willens, sich dafür maximal stark zu machen, dass der Krieg beendet und die Probleme mit friedlichen Mitteln gelöst werden.

Wir sind davon überzeugt, dass mit dem Ende der Bombardierungen die Bedingungen geschaffen werden könnten, dass die jetzigen und früheren Flüchtlingen zurückkehren. Dafür setzen wir uns alle ein und bitten alle Menschen, ihren Beitrag in dieser Richtung zu leisten!

In Richtung der Schaffung von Frieden sowie im Sinne der friedlichen Lösung der Krise   bitten wie auch alle Menschen in unserem Land, sowohl die Albaner als auch die Führung, dass sie ablassen von jedweder Form von Gewalt und alles tun, jeder von seiner Seite, damit dieser Konflikt friedlich gelöst werden kann.

Friede allen !

Serbischer Patriarch Pavle

Römisch-Katholischer Erzbischof Belgrads Perko

Mufti Jusuf Spahiç

Rabbiner Isak















Hirtenbrief der Griechisch-Orthodoxen Diözese von Denver vom 25. März 1999

Das Fehlen moralischer Integrität, das in den letzten Jahren bei den Führern und Repräsentanten unserer Nation offensichtlich wurde, hat nun eine sehr instabile Region der Welt betroffen. Das Töten unschuldiger Kinder, Frauen und Männer hat nun mit dem Einsatz von Bomben begonnen, die von unseren Steuergeldern bezahlt wurden. Unsere Führer haben mit ihren jüngsten Aktionen eine sehr starke Aussage gemacht, nämlich dass "Macht Recht schafft". Es passte ihnen gut, zu vergessen, dass Macht korrumpiert und dass absolute Macht absolut korrumpiert. In diesem Sinne führen sie nun die zügellosen Diktatoren unserer Generation darin ein, wie man regiert und wie man kontrolliert. Und der Frieden, auf den sie bestehen, ist falsch und künstlich.

Der Befehl an den Führer einer kleinen, souveränen Nation, die intern unter Beschränkungen und extern unter langen Boykotten gelitten hat: "Unterzeichne meinen Friedensvertrag oder ich mache dein Land instabil und unterwerfe dein Volk bitterlicher Armut und Leid", ist für die größte Supermacht der Welt die Widerspiegelung moralischer Korruption und böser Absicht.  Trotz dieses moralischen Verfalls unter unseren Führern haben wir Amerikaner uns bequem gesonnt im Geiste der Apathie und der Indifferenz. So lange unser Aktienmarkt und unsere Wirtschaft gesund sind, wollen wir nicht damit behelligt werden, was in einem anderen Teil der Welt passiert, auch nicht in der Großen Fastenzeit!

Er wird Mitleid haben mit allen unschuldigen Menschen, die ungerecht leiden. Er weiß, wer wir sind, ein jeder von uns. Er kam und lebte unter uns und erfuhr mehr als jeder andere das Böse in der Welt. Unser Herr Jesus Christus kam zu uns, um den Zerfall in der Welt durch das Böse zu beenden, und wir kreuzigten ihn! Aber er überwand den Tod durch seinen Tod und alles, das Sünde und Tod bedeutet. "Seid wohlgemut", sagte er, "Ich habe die Welt überwunden".

Da das Jahrtausend seinem Ende entgegen geht, verstärkt sich der Krieg, der auf dem Balkan ausgebrochen ist, wie erleuchtete Mönche in den letzten Jahren vorhergesagt haben. Das Abschlachten vieler Menschen in einer kurzen Zeitspanne wird schrecklich sein.

Was können wir tun? Was müssen wir tun? Es ist unsere christliche Verantwortung, für alle Opfer dieser sich entfaltenden Tragödie zu beten. Eigenartig, nach weniger als 60 Jahren werden die gleichen Menschen, ihre Kinder und nun ihre Enkel wieder ihr Blut auf dem gleichen Boden vergießen, der während der vergangenen 800 Jahre von Blut durchtränkt wurde. Wir müssen für die überlebenden beten, dass sie den Namen Gottes um sein Eingreifen anrufen.

Wahrlich, wie schrecklich ironisch ist es, dass die ersten amerikanischen Bomben an dem Festtag fielen, an dem wir der Verkündigung an die Jungfrau Maria durch den Erzengel Gabriel und ihrer Einwilligung, den Retter der Welt zu gebären, gedenken! Kann das ihre Art sein uns mitzuteilen, dass wir inbrünstige Gebete zu ihr senden mögen, dass sie bei ihrem Göttlichen Sohn für uns bitten möge? Sie weiß, dass in dieser Region des Balkans die Erde seit 1940 das Blut von mehr als 1 Million menschlicher Seelen aufgenommen hat, die meisten von ihnen Serbische Orthodoxe Christen.

Im Nachdenken darüber und nach tiefem Gebet rufe ich alle meine Priester zusammen mit unseren Gläubigen auf, da wir uns der Großen und Heiligen Woche nähern, aufzustehen und teilzunehmen am Gottesdienst der Paraklese zur heiligen Theotokos ... und sie zu bitten, alle ihre Gläubigen auf dem Balkan vor dem Bösen, das nun über sie kommt, zu bewahren.

Mit väterlichem Segen
+ Metropolit Isaiah
Vorstehender Hierarch der Diözese von Denver








    Aufruf des Patriarchen von Moskau zu den NATO- Militäraktionen gegen Jugoslawien am 25. März 1999

    Gestern Abend und während der ganzen Nacht hat die NATO zahlreiche Luftschläge gegen Jugoslawien gerichtet. Wovor häufig gewarnt worden ist, das ist geschehen: Blut wurde vergossen, darunter das Blut zahlreicher Zivilisten, während die Situation auf dem Kosovo und in seiner Umgebung völlig destabilisiert worden ist. über ein Dutzend Länder stehen jetzt gegen eine einzige Nation und zerstören sowohl militärische wie auch rein zivile Objekte. Der derzeitigen Weltordnung, die über fünfzig Jahre Europa und die ganze Menschheit vor einem größeren Krieg bewahrt hatte, ist enormer Schaden zugefügt worden.

    Man sagt uns, dass die bewaffnete Aktion darauf ausgerichtet sei, den Frieden zu erlangen. Ist das nicht Heuchelei? Wenn Menschen "um des Friedens willen" getötet werden, wenn das Recht einer ganzen Nation, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, niedergetreten wird, stehen dann nicht doch andere Ziele hinter diesen Rufen nach Frieden? Eine Gruppe von Staaten hat sich - ohne irgendeine Legitimation von der Weltgemeinschaft erlangt zu haben - das Recht angemaßt, zu beurteilen, was gut und was schlecht ist, wer hingerichtet und wer begnadigt werden soll. So wird versucht, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass die Macht der einzige Maßstab von Wahrheit und Moralität ist. Die grobe ökonomische und politische Druckausübung, welche von den westlichen Staaten während der ganzen letzten Jahre im Dienste ihrer eigenen Interessen ausgeübt worden ist, hat nun offener Gewalt Platz gemacht.

    Die gute Welt sollte klar erkennen, dass das, was wir jetzt sehen, ein Versuch ist, einer anderen Nation den Willen aufzuzwingen, die legitimen Ansprüche der Menschheit durch die Interessen einer kleinen Gruppe von Menschen zu ersetzen. Es muss klar gesagt werden: Nicht alles, was für einige bestimmte Kreise im Westen gut ist, ist auch gut für die Welt. Heute möchte ich zuerst meinen Appell an die Christen in jenen Ländern richten, deren Truppen an den Militäraktionen beteiligt sind. Was dort geschieht, ist eine Sünde vor Gott und ein Verbrechen vom Gesichtspunkt des internationalen Rechtes aus. Viele gesetzlose Handlungen sind schon angeblich für den Frieden und zur vorgeblichen Verbreitung von "Freiheit und Zivilisation" begangen worden. Doch die Geschichte lehrt uns, dass eine souveräne Nation nicht ihrer Geschichte, ihrer Heiligtümer, ihres Rechtes, gemäß ihrer eigenen Identität zu leben, beraubt werden darf. Wenn die westlichen Nationen dies nicht verstehen, wird das Urteil der Geschichte fatal sein, denn Grausamkeit zerstört nicht nur das Opfer, sondern auch den Aggressor.

    Ich appelliere an das serbische Volk und die Kosovo-Albaner: Beendet den Streit und beginnt unverzüglich mit dem Dialog. Es ist völlig klar, dass die Serben niemals einer Ausgliederung des Kosovo-Gebietes zustimmen werden, das seit unvordenklichen Zeiten ihr geistliches Zentrum war und ist. Es ist aber gleichermaßen klar, dass die Albaner immer in diesem Land gelebt haben, und dass der Bruderstreit immer wieder neu aufflammen wird, wenn nicht für beide die bestmöglichen Lebensbedingungen geschaffen werden. Beide Seiten sollten die Wirklichkeit anerkennen, die in dieser Region herrscht, und ihr Leben so ausrichten, dass es auf den berechtigten Ansprüchen beider Seiten aufbaut.

    Die NATO-Militäraktionen haben den Frieden nicht näher gebracht, sondern weiter weg rücken lassen. Mehr noch: Sie haben die Befürchtung geweckt, dass der Konflikt gegenüber heute noch um ein Vielfaches sich ausweiten mag, denn sie haben die Weltordnung bedroht. Wenn ich mich heute mit dem Gebet für alle Verletzten und Getöteten an Gott wende, so bringe ich noch
    einmal die Hoffnung zum Ausdruck, dass Frieden und gesunder Verstand obsiegen werden und das Schwert, das jetzt über dem noch freien Volk von Jugoslawien schwebt, gestoppt werden kann.

    Aleksij, Patriarch von Moskau und der ganzen Rus'












    Aus der Orthodoxen Kirche in Amerika

    Gemeinsamer Brief der Mitglieder der Ständigen Konferenz Kanonischer Orthodoxer Bischöfe in Amerika (SCOBA) an Präsident Clinton vom 26. März 1999

    Lieber Herr Präsident,

    wir schreiben Ihnen heute mit Trauer und schweren Herzens wegen der schrecklichen Zerstörung, die gegen die Bundesrepublik Jugoslawien in Gang gesetzt worden ist. Wir beten zum Allmächtigen Gott, dass die Militäraktionen der NATO-Streitkräfte unverzüglich aufhören und den Weg frei geben für eine gerechte, friedliche und durch Verhandlungen erzielte Lösung des Konflikts.

    Als orthodoxe christliche Bischöfe sind wir zutiefst besorgt, dass die Macht und Stärke der von Gott inspirierten Vernunft und friedliche Mittel der Lösung zu Gunsten einer Militärintervention aufgegeben worden sind. Wir sind uns der leidvollen Wahrheit durchaus bewusst, dass sich serbische Nationalisten und ethnische Albaner gegenseitig Akte der Zerstörung zufügen. Wir verdammen diese Akte böser Barbarei auf allen Seiten dieses komplizierten Konfliktes, der diese traurige Region Europas plagt. Aber wir denken andererseits auch an die Millionen orthodoxer Christen, deren Leben jetzt von amerikanischen und NATO-Waffen bedroht sind. Als Amerikaner sind wir zudem tief besorgt für das Leben der edlen Söhne und Töchter dieser Nation, von denen viele aus unseren Pfarreien und Gemeinden stammen und die jetzt in großer Lebensgefahr stehen.

    Als Mitglieder der Ständigen Konferenz der Kanonischen Orthodoxen Bischöfe in Amerika sind wir gegen die Gewalt des Krieges als Lösung für politische Konflikte. Mit Kummer vermerken wir, dass das Scheitern der diplomatischen Anstrengungen die Machtlosigkeit von Tod und Zerstörung gebracht hat, die proklamiert werden als Mittel, eine Lösung für Tod und Zerstörung zu finden.

    Unsere humanitäre Hilfsorganisation, die Internationale Orthodoxe Christliche Caritas (IOCC) wird weiterhin - wie nun schon seit etlichen Jahren - allen, die unter den Folgen dieses tragischen Konfliktes leiden, Hilfe leisten - ohne Ansehen ihrer religiösen, nationalen oder ethnischen Ursprünge.

    Wir appellieren an ihren Sinn für Gerechtigkeit und Humanität, dass diese Folge von Militäraktionen unverzüglich zum Wohl unserer geliebten Nation und zur Rettung aller unschuldigen Leben beendet wird, deren Zukunft in Ihrer Hand liegt.

    Möge der Herr Sie und alle, die die Vereinigten Staaten von Amerika regieren, erleuchten und führen !

    Mit Hochachtung und im Gebet vor dem Allmächtigen Gott

    Erzbischof SPYRIDON
    Vorsitzender
    Griechische Orthodoxe Erzdiözese von Amerika

    Metropolit PHILIPP
    Stellv. Vorsitzender
    Antiochenische Orthodoxe Christliche Erzdiözese von Amerika

    Metropolit JOSEPH
    Sekretär
    Bulgarische östliche Orthodoxe Kirche

    Metropolit NICHOLAS von Amissos, Schatzmeister
    Amerikanische Karpatho-Ruthenische Orthodoxe-
    -Griechisch-Katholische Diözese in den USA

    Metropolit THEODOSIUS
    Orthodoxe Kirche in Amerika

    Erzbischof VICTORIN
    Rumänische Orthodoxe Erzdiözese in Amerika und Kanada

    Metropolit CHRISTOPHER
    Serbische Orthodoxe Kirche in den Vereinigten Staaten und Kanada

    Protopresbyter ILIA Katre
    Generalvikar
    Albanische Orthodoxe Diözese in Amerika


    Weitere kirchliche Stellungnahmen zum Krieg in Jugoslavien:
    Orthodoxie aktuell




    Apelle der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands


    01.09.99


    MAHNWORT der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum KIRCHLICHEN NEUJAHR
    (zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA)






    PFINGST-Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zu einem Waffenstillstand

    Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum Gebet für den Frieden

    Friedensaufruf der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland

    Aussendung des Orthodoxen Jugendbundes Deutschland




    .

    MAHNWORT

    der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum

    KIRCHLICHEN NEUJAHR



    (zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA)



    Zum Beginn des Kirchenjahres erbitten wir alljährlich vom "Erbauer der ganzen Schöpfung", dass er "segne den Kranz des Jahres in seiner Güte" und uns alle "bewahre in Frieden" (Tagesgesang zum 1. September).

    In diesen Tagen, da wir uns wieder dem Beginn eines neuen Kirchenjahres nähern, spüren wir die Dringlichkeit dieser Bitte wohl noch stärker als sonst, sind wir doch in den letzten Monaten Zeugen geworden, wie erstmals seit über 50 Jahren auf unserem europäischen Kontinent modernste Waffen mit all ihren schrecklichen Wirkungen zum Einsatz kamen, haben wir direkt erlebt, welches Elend der Krieg in Jugoslawien über unschuldige Menschen brachte, über Vertriebene und Ausgebombte, Flüchtlinge und Hungernde, Männer, Frauen und Kinder.

    Inzwischen ist offiziell das Ende der militärischen Aktionen verkündet, sind Kosovo und Metohija unter den Schutz einer internationalen Friedenstruppe gestellt worden. Doch alle Hoffnungen, dass dies das Ende des Leidens der dortigen Bevölkerung bedeuten wurde, haben sich nicht erfüllt: Zwar mögen sich die Seiten vertauscht haben, doch immer noch und sogar wieder in verstärktem Maße werden unschuldige Menschen ihrer Arbeitsstätten beraubt, aus ihren Häusern vertrieben, ja an Leib und Leben bedroht. Zahlreiche Opfer sind inzwischen zu beklagen: Serben, aber auch Roma, sogar Albaner selbst, deren politische Überzeugungen nicht zu denen der UCK-Führung passen. Über 40 orthodoxe Kirchen und Klöster sind inzwischen nicht nur geschändet, sondern zu einem erheblichen Teil niedergebrannt bzw. gesprengt worden. Rund 150.000 Menschen sind erneut aus dem Kosovo und Metohija geflohen und fristen in Serbien, Montenegro oder auch Italien ein elendes und unsicheres Dasein. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das über tausendjährige christlich-orthodoxe Erbe in Gefahr ist, dem Terror der UCK zum Opfer zu fallen.

    Was uns besonders bestürzt: All dies geschieht unter den Augen der internationalen Truppen, denen es offensichtlich nicht gelingt, jene Aufgabe zu erfüllen, die ihr gestellt wurde, nämlich Kosovo und Metohija zu einem Gebiet zu machen, in dem Menschen aller Nationen und Ethnien wieder friedlich miteinander leben können. Das dieses Ziel - aus welchem Gründen auch immer - nicht erreicht wird, darf von uns nicht einfach nur chronistisch verzeichnet werden, denn es geht um das Leben und die Sicherheit von Hunderttausenden, es geht um eine alte christliche Kultur, die jetzt droht, vernichtet zu werden.

    Von daher können wir nur mit bitterem Schmerz bemerken, wie wenig offensichtlich das Schicksal der vertriebenen, beraubten, vergewaltigten und ermordeten Serben, Roma und anderer Menschen im Kosovo und Metohija, die schon den UCK-Einheiten und anderen Marodierern zum Opfer gefallen sind, hier zu Lande zur Kenntnis genommen wird. Als es darum ging, die Lufteinsätze der NATO gegen Jugoslawien mit all ihren bitteren Folgen auch und gerade für die Zivilbevölkerung zu rechtfertigen, hat man immer wieder betont, dass sie aus humanitären Gründen notwendig seien, um den vertriebenen Albanern eine Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen und allen Menschen dort das Lebensrecht zu garantieren. Wo sich eine laute Stimme der Solidarität auch mit diesen Opfern eines unseligen Konfliktes erheben müsste, ist weitgehend nur Schweigen.

    Doch wir können und dürfen nicht schweigen! Wir klagen die moralische Inkonsequenz an, die die einen Opfer zur Kenntnis nimmt - und die anderen nicht. Dabei geht es uns nicht um die Anklage an sich, sondern darum zu erreichen, dass selbst jetzt, wo es schon fast zu spät ist, noch geeignete Maßnahmen ergriffen werden, dass nicht die eine beabsichtigte ethnische Säuberung durch eine andere ersetzt wird, die in ihren Folgen noch viel radikaler ist. So kann kein Friede werden in dieser Region des Balkan, die so dringend des Friedens bedarf.

    In diesem Sinne fordern wir die Politiker dieses Landes auf, schnell und entschlossen zu handeln, um endlich Sicherheit und Schutz für alle Menschen des Kosovo und Metohija zu gewährleisten. Von unseren Brüdern und Schwestern in den Kirchen, mit denen wir in der ökumenischen Bewegung verbunden sind, erwarten wir, dass sie sich mit uns und insbesondere der Serbischen Orthodoxen Kirche solidarisieren, die mit ansehen muss, wie ihre Klöster und Kirchen niedergebrannt und ihre Geistlichen und Gläubigen vertrieben werden. Mit Bewunderung haben wir gesehen, wie der greise Serbische Patriarch Pavle und andere Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche sich ohne Rücksicht auf ihre eigene Sicherheit zu ihren bedrohten Landsleuten begeben haben, um sie in ihren schweren Tagen zu stärken. Wir bewundern und begrüßen gleichermaßen ihren Einsatz für einen politischen Neuanfang in Jugoslawien und unterstützen mit unserer Solidarität und unserem Gebet jeden Schritt, der zu einem demokratischen Jugoslawien führen kann, in dem Platz für alle Menschen ist.
    Die Not der Flüchtlinge ist groß: Daher erneuern wir unseren Hilfsaufruf und bitten alle, denen das Schicksal der Vertriebenen auch jetzt nicht gleichgültig ist, um ihre materielle Unterstützung. Spenden können diesen über unser Hilfskonto (Kto.-Nr. 10 130 630 24 bei der Bank für Kirche und Diakonie - Duisburg / BLZ 350 601 90, Stichwort "Kosovo-Hilfe") weitergeleitet werden.

    Im Vertrauen auf die Menschenliebe Gottes wünschen wir in dieser schweren Zeit der Bedrängnis allen unseren Gläubigen, unseren Mitchristen in den anderen Konfessionen, den Brüdern und Schwestern in den anderen Religionen und allen Menschen guten Willens zum Beginn des orthodoxen Kirchenjahres 1999/2000, das uns heranführt an die Feier des 2. Milleniums seit der Geburt unseres Herrn und Heilands, dass wir alle teilhaftig werden des Friedens Christi, des Friedens der ganzen Welt, um den wir in jedem Gottesdienst bitten und dessen wir alle so dringend bedürfen, besonders aber die Menschen auf dem Kosovo und im Metohija.

    1. September 1999

    Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland
    Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Exarchat von Zentraleuropa

    Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
    Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats

    Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
    Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa

    Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland und Zentraleuropa
    Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa

    Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
    Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa

    Erzpriester Dr Elias Esber
    Rat der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland










    WAFFENRUHE zum PFINGSTFEST !

    Aufruf der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands



    "Als Er herniederfahrend die Sprachen verwirrte,
    zerteilte die Völker der Höchste.
    Als Er die Feuerzungen austeilte,
    rief Er alle zur Einheit.
    Nun preisen wir einstimmig
    den allerheiligsten Geist!"




    Dieser pfingstliche Gesang wird in wenigen Tagen wieder in unseren Kirchen erklingen: Die heiligen fünfzig Tage gehen zu Ende - nicht aber jener noch länger dauernde Krieg auf dem Balkan, der in diesem Jahr unsere österliche Freude verdunkelt und uns als Christen in besonderer Weise betroffen gemacht hat, da wir wissen, dass für alle Menschen guten Willens - egal welchen Glaubens und welcher Nationalität - das Wort des Apostels Paulus gilt: "Zum Frieden hat euch Gott berufen!" (1 Kor 7,15) Angesichts dieser Berufung und der daraus resultierenden Verantwortung sind die orthodoxen Kirchen in aller Welt darüber besorgt, was schon über 50 Tage in Jugoslawien vor sich geht, einem Land, das zur Familie der Völker Europas gehört.

    Auch wir Orthodoxen hier in Deutschland, die wir verschiedenen autokephalen Kirchen angehören, tragen mit an dieser Sorge, da wir mit Bestürzung die Bilder sehen und die Berichte von den Menschenrechtsverletzungen auf dem Kosovo hören, wie sie uns von den Medien tagtäglich übermittelt werden, und auch von unseren serbischen Brüdern und Schwestern erfahren, wie ihre Heimat leidet.

    Wir hören das Schreien der Leidenden: "Du kennst meine Schmach, meine Schande und Scham; meine Widersacher sind dir alle vor Augen; ... ich warte, ob jemand Mitleid habe" (Ps. 68,20 f.).

    Aber Ungerechtigkeit kann niemals mit anderer Ungerechtigkeit ausgetrieben werden, wie dies unser Erlöser dem Apostel Petrus gesagt hat: "Stecke das Schwert zurück, denn alle, die das Schwert ergriffen haben, werden durch das Schwert umkommen!" (Mt 26,52).
    Auch ein edles Ziel rechtfertigt nicht automatisch Gewaltanwendung!

    Bereits am 25. März haben wir unsere große Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass in Serbien eine Kriegssituation entsteht, die unabsehbare Folgen für die Menschen, die in diesen Gebieten leben, hat und zu großem Leid der Zivilbevölkerung führen wird". Nun sind bereits zwei Monate vergangen - und mit Trauer müssen wir feststellen, dass unsere damaligen Befürchtungen nicht nur Realität geworden sind, sondern das Leid der zivilen Bevölkerung an vielen Orten Jugoslawiens noch wesentlich größer ist als wir es uns haben vorstellen können: Zahlreiche unschuldige Menschen - Albaner, Montenegriner, Serben und Angehörige anderer Völker - haben den Kelch des Leidens trinken, ja nicht wenige von ihnen ihr Leben lassen müssen - und täglich nimmt die Zahl der Opfer zu.

    Jeder Krieg, gleich, wer an seinem Ende als "Sieger" und wer als "Besiegter" gilt, ist eine moralische und existenzielle Niederlage der Menschheit. Dabei stehen die Mächtigen in besonderer Gefahr, in jene Versuchung zu fallen, vor der unser Herr und Heiland so eindringlich warnt:
    "Ihr wisst, dass die Herrscher der Völker gewalttätig herrschen über sie und die Großen ihre Macht mißbrauchen gegen sie" (Mt 20,25).

    Alle Menschen, die bei den Vertreibungen zugrunde gehen, und ebenso jene, die den Bomben und Raketen zum Opfer fallen, sind geschaffen "nach dem Bild und Gleichnis" Gottes (Gen 1,26). Vergessen wir nie, dass dem menschlichen Leben höchste Bedeutung zukommt, dass der Herr über das Leben jedes einzelnen Menschen nur sein Schöpfer ist - Gott, und dass wir deshalb nicht das Recht haben, uns dieses wertvollsten göttlichen Geschenkes zu berauben", wie es der für das Kosovo zuständige Bischof Artemije in seiner diesjährigen Osterbotschaft ausgedrückt hat.

    Wir beklagen die immer mehr steigende Zahl der Opfer und fürchten, dass die Raketen und Bomben, die zunehmend die Lebensgrundlagen, die Gesundheit und das Leben der Bürger ganz Jugoslawiens bedrohen, mit jedem neuen Toten den Weg zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes weiter erschweren. Indem man das Leid immer mehr verteilt und vergrößert, kann man keine Basis für jene Aussöhnung legen, die für die Zukunft aller Völker Jugoslawiens notwendig ist und ohne die der derzeitige ethnische Konflikt und die daraus resultierende menschliche Katastrophe auf Generationen hinaus verlängert werden. Damit Versöhnung überhaupt eine Chance hat, dürfen die Zahl unschuldiger Opfer wie auch das Ausmaß der materiellen Zerstörungen, die das Leben der Menschen auf dem Balkan zunehmend bedrohen, nicht noch mehr werden.

    In unserer Sicht kann es daher nur einen moralisch gerechtfertigten Ausweg aus der derzeitigen Situation geben - den Weg zurück zum friedvollen Umgang miteinander, denn "die Frucht des Geistes ist Frieden!" (Gal 5,22)


    Konkret heißt das: Einleitung einer unverzüglichen Waffenruhe und erneute Verhandlungen mit allen, die dazu beitragen können, dass die Waffen auf Dauer schweigen - auch mit den derzeitigen Machthabern in Belgrad. Wer wirklich den Frieden will, muss bereit sein, nicht nur jeden irgendwie erfolgversprechenden Schritt dazu zu machen, sondern er muss ihn auch als erster gehen: "Die Frucht der Gerechtigkeit wird gesät ... für jene, die Frieden stiften!", sagt der hl. Apostel Jakobus (Jak 3,18). Wir rufen daher die kriegführenden Parteien zur Einstellung der Kriegshandlungen zum kommenden orthodoxen Pfingstfest auf, also zu einer Waffenruhe ohne Vorbedingungen, damit endlich die verhängnisvolle, nur weiter ins Unglück führende Spirale der Gewalt unterbrochen wird - gerade in diesen Tagen, da der Heilige Geist die Menschen zusammenruft zur Einheit. Möge Gott uns vor dem Sündenfall behüten, dass wir den Ruf des Geistes nicht in unser Herz lassen und stattdessen durch immer mehr Gewalt dem Ruf des Bösen folgen.

    Im Namen der Zukunft nicht nur Jugoslawiens, sondern ganz Europas, der Welt und der Menschheit appellieren wir eindringlich an die Führer der NATO-Staaten wie der Bundesrepublik Jugoslawien, an die Menschen guten Willens in den Regierungen aller Staaten, sich auf diese Waffenruhe einzulassen und aus ihr heraus den Weg zu neuen Verhandlungen zu gehen: Ziel dieser Verhandlungen muss das Ende des Brudermords auf dem Kosovo, muss die Erlangung eines freien und menschenwürdigen Lebens für alle Bürger Jugoslawiens sein - unbeschadet ihrer Nationalität, ihres Glaubens und ihrer politischen Ansichten. Sie alle haben das Recht auf ein Leben ohne Angst vor Vertreibungen, Gewalttaten und Bombardierungen.

    Verschiedene Friedenspläne sind in den letzten Tagen vorgelegt worden, die Anlass zu neuer Hoffnung geben. Es kann nicht unsere Sache sein, zu beurteilen, welcher davon politisch wie umgesetzt werden kann oder wie verbessert werden sollte: Aber wird sind fest davon überzeugt, dass die Verfolgung eines jeden von ihnen besser ist als die Fortsetzung von Bombardierungen und Gewalttaten.

    Möge Gott uns, den "in Finsternis und Todesschatten Sitzenden, erscheinen, um hinzulenken unsere Füße auf den Weg des Friedens" (Lk 1,79), dass nicht auch wir einst die Worte hören müssen, die unser Herr unter Tränen über das verstockte Jerusalem sprach: "Wenn du doch an diesem Tag erkannt hättest, was zum Frieden dient!" (Lk 10,41), sondern vielmehr seinen Gruß: "Selig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden!" (Mt 5,9).



    25. Mai 1999


    Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland
    und Exarchat von Zentraleuropa


    Erzbischof LONGIN von Klin
    Ständige Vertretung des Moskauer Patriarchats in Deutschland



    Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
    Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats



    Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
    Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa



    Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland und Zentraleuropa
    Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa



    Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
    Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa



    Erzpriester Dr. Elias Esber
    Rat der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland







    Nähere Informationen bei:
    Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland
    - Verband der Diözesen -
    Geschäftsführung
    Grüner Weg 40 a
    D-44791 Bochum
    Tel. 0234 / 501 932 od. 0172 / 288 99 44
    Fax 0234 / 503 576 - E-Mail: KOKiD_OA@Compuserve.com









    Aufruf zum
    Gebet für den Frieden im Kosovo und ganz Serbien


    Köln, 24.03.1999
    Die Bischöfe der Orthodoxen Kirche in Deutschland, die heute, am Mittwoch, dem 24.03.1999, in der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Köln-Seeberg - zusammen mit Bischof Dr. Rolf Koppe vom Kirchenamt der EKD - zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengekommen sind, haben mit tiefer Betroffenheit die neueste Entwicklung die sich immer mehr zuspitzende Lage in Serbien erörtert. Sie haben ihre große Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass in Serbien eine Kriegssituation entsteht, die absehbare Folgen für die Menschen, die in diesen Gebieten leben, haben und zu großem Leid der Zivilbevölkerung führen wird.

    Die bei der Sitzung in Köln versammelten Bischöfe haben tief bewegt den Bericht des Vertreters der Serbischen Orthodoxen Kirche in Deutschland über die Situation und die jüngsten Entwicklungen in Serbien und seine Bewertung der dortigen Lage gehört. Dieser beklagte sich über die einseitige Darstellung der Gründe, die zu dieser Situation geführt haben, in der deutschen öffentlichkeit und insbesondere in den deutschen Medien. Die Situation werde so dargestellt, als ob der militärische Einsatz von NATO-Truppen unvermeidlich sei. Doch ein NATO-Einsatz - so der Vertreter der Serbischen Orthodoxen Kirche - werde noch mehr Leid und Elend für das unschuldige Volk und für Serbien insgesamt bringen.

    Angesichts dieser offenbar ausweglosen Situation rufen die orthodoxen Bischöfe alle orthodoxen, evangelischen, katholischen und anderen Christen dazu auf, in ihren Gottesdiensten am kommenden Sonntag für den Frieden und für die Menschen in Serbien und im Kosovo zu beten.



    Metropolit Augoustinos von Deutschland
    Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Exarchat von Zentraleuropa

    Erzbischof Feofan von Berlin und Deutschland
    Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats

    Bischof Konstantin für Mitteleuropa
    Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa

    Metropolit Dr. Serafim von Deutschland und Zentraleuropa
    Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa

    Metropolit Simeon von West- und Mitteleuropa
    Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa

    Erzpriester Dr. Elias Esber
    Rat der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland








    Friedensaufruf der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland


    Christus ist auferstanden von den Toten,
    den Tod hat Er durch den Tod zertreten ...


    Mit diesem österlichen Gesang, in dem die Orthodoxe Kirche ihre Freude über die lebenspendende Auferstehung Christi bekundet, grüßen wir alle Menschen, die den Frieden wollen.

    In diesem Jahr aber, da erstmals seit über fünfzig Jahren auch in den Tagen des Festes in Europa die Schreie der Leidenden und die Detonationen der Bomben zu hören sind, wird unsere österliche Freude überschattet von der Sorge um eine drohende weitere Eskalation des Krieges auf dem Balkan, die unabsehbare schreckliche Folgen für die Menschen in ganz Europa, ja der ganzen Welt haben kann.

    Daher fühlen wir uns verpflichtet, zugleich mit der Bekundung der österlichen Freudenbotschaft unsere Betrübnis zu bekunden und ein Wort der Mahnung an unsere Brüder und Schwestern sowohl in der eigenen Kirche wie auch in den anderen christlichen Gemeinschaften und nicht christlichen Religionen, ja an alle Menschen guten Willens zu richten, dass alle im Rahmen der ihnen zu Gebote stehenden Mittel auf eine baldige Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen und der Menschenrechtsverletzungen hinwirken.

    Dabei müssen wir mit Verbitterung feststellen, dass in den deutschen Medien weitgehend eine einseitige Darstellung der Geschehnisse auf dem Kosovo und Metohija bzw. in Jugoslawien verbreitet wird, die verschweigt, dass in zunehmendem Maße auch die Zivilbevölkerung in Serbien und Montenegro unter den Bombenangriffen der NATO zu leiden hat, dass inzwischen unter anderem auch mehrere Kirchen und Klöster betroffen worden sind, wobei auch das auch durch seine Kunstschätze berühmte Kloster von Gracanica nur knapp der Zerstörung entgangen ist, als eine Rakete in das bei ihm gelegene Dorf einschlug. Unbeachtet bleibt auch fast durchgängig die Tatsache, dass es auch von Seiten der UCK schon seit Monaten übergriffe gegen friedliche serbische Bürger des Kosovo gegeben hat.
    Wichtiger ist sicher noch, dass hier zu Lande die Initiativen von orthodoxer kirchlicher Seite fast völlig totgeschwiegen wurden, die in unserer Sicht beachtenswerte Vorschläge zu einer friedlichen Lösung gemacht haben, und teilweise ein allgemeines Negativbild über das serbische Volk verbreitet wird.

    Bestürzt hat uns in diesem Zusammenhang auch gemacht, wie schnell und selbstverständlich von führenden Vertretern der Römisch-Katholischen und der Evangelischen Kirche in Deutschland "militärische Gewalt als einzig wirksames, letztes Mittel" charakterisiert und die "humanitären Ziele" dieser Intervention der NATO ausdrücklich anerkannt wurden - unbeschadet der Tatsache, dass sich der durch keine völkerrechtlich relevante Entscheidung abgesicherte Einsatz der NATO-Bomber letztlich gegen ein Volk richtet, mit dessen Kirche man seit Jahrzehnten auf ökumenischem Gebiet zusammenarbeitet. Von daher sehen wir die Gefahr, dass die Bomben, die jetzt auf Jugoslawien fallen, nicht nur zahlreichen Menschen die Habe und sogar das Leben nehmen werden, sondern auch manche in langen Jahren mühsam gewachsene ökumenische Beziehung zwischen orthodoxen und westlichen Christen zerstören werden.

    Erschüttert hat uns, dass nicht einmal am heiligen Osterfest die Raketen- und Bombenangriffe eingestellt wurden, sondern für viele Menschen in ganz Jugoslawien erneut Angst und Schrecken, Leid und Tod brachten, denn zweifelsohne hat seit dem Beginn der NATO-Angriffe die Tragödie sowohl für das serbische Volk wie auch die anderen ethnischen Gemeinschaften auf dem Kosovo und im Metohija zugenommen.

    Pristina 1999

    So fordern wir Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen in Jugoslawien, egal welcher Nationalität sie sind, darunter aber auch für unsere serbischen Brüder und Schwestern, denen nicht die falsche Politik der Machthaber in ihrem Land angelastet werden darf. Es sollte auch nicht vergessen werden, dass seit Jahrzehnten Hunderttausende serbischer Mitbürgerinnen und -bürger hier in Deutschland leben und zum Bestandteil dieser demokratischen Gesellschaft geworden sind, sowie, dass die Serbische Orthodoxe Kirche und ihre Diözese von Mitteleuropa ein geachtetes Mitglied in der Familie der Orthodoxen Kirchen der Welt und in diesem Land ist. Umso unverantwortlicher ist der Umgang zahlreicher Medien, aber auch mancher Politiker mit einer Terminologie, die wahrheitswidrig alle Serben zu Anhängern der Politik des Präsidenten Milosevic stempelt.

    Bevor der Konflikt noch weiter eskaliert, muss raschestens ein Weg gefunden werden, der auch dem serbischen Volk seinen ihm zustehenden Platz in der Völkergemeinschaft und seine Souveränität garantiert - und der albanischen Minderheit in Jugoslawien die ihr zustehenden Menschenrechte. Dazu ist eine unverzügliche Waffenruhe erforderlich: die Einstellung der NATO-Angriffe sowie der Vertreibung von Bürgerinnen und Bürgern des Kosovo und Metohija aus ihren Häusern und ihrer angestammten Heimat. Zugleich müssen solche Verhandlungen über die Zukunft des Kosovo und des Metohija unter Einschaltung nicht nur der NATO-Staaten, sondern vor allem auch der Russischen Föderation wieder aufgenommen werden, wobei das alleinige Ziel die Garantie des Lebensrechtes für alle Menschen, denen diese Gebiete eine Heimat sind, sein kann: Wenn zur Erreichung dieses Ziels eine ausländische Friedenstruppe entsandt werden muss, dann bedarf diese einer Legitimation durch die UNO und sollte zudem - um Vertrauen zu schaffen - Soldaten jener orthodoxen Länder umfassen, mit denen Serbien das Band des Glaubens und der Kultur verbindet, also beispielsweise Russland, Griechenland und die Ukraine.

    In seiner Osterbotschaft hat der Heilige Synod der Serbischen Orthodoxen Kirche erklärt, die Auferstehung Christi bedeute:
    "Es darf keinen Tod und Zerstörung für niemanden geben,
    sondern Leben und Heil für alle Lebenden und für alles, was existiert !"

    Dieser Botschaft ist nichts hinzuzufügen: Alle, denen von Gott die Macht dazu anvertraut wurde, sind jetzt gerufen, den Weg des Todes und der Zerstörung, der von so vielen auf allen Seiten beim derzeitigen Krieg auf dem Balkan begangen und von so vielen hier zu Lande geistig unterstützt worden ist, unverzüglich zu verlassen und nach Leben und Heil für alle Menschen dort und allüberall zu suchen! Noch ist es nicht zu spät: Hoffen wir, dass Gott uns noch Zeit zu solcher Umkehr schenkt !








    Aussendung des Orthodoxen Jugendbundes Deutschland


    Köln, 25.03.1999
    Mit Bestürzung, ja Entsetzen haben wir gestern und heute die Bilder vom Einsatz der NATO-Bomber gegen Jugoslawien gesehen. Erstmals in unserem Leben werden wir Zeugen, wie auf diesem europäischen Kontinent moderne Waffen zum kriegerischen Einsatz kommen. Wir können uns nicht vorstellen, dass der tragische Konflikt um den Kosovo durch militärische Gewalt wirklich zu lösen ist. Wie die Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche in ihrer vorgestrigen Erklärung finden auch wir: "Die menschliche Erfahrung - sowohl die frühere wie die jüngste im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien - zeigt, dass Krieg und Gewalt, besonders die zwischen Völkern, letztendlich nur Chaos und allgemeines Elend hinterlassen, die mit langdauernden geistlichen, moralischen und sozialen Folgen und ungeheilten Wunden verbunden !"

    Daher erklären wir uns auch in dieser Stunde mit allen Menschen solidarisch, die nach einer friedlichen Lösung des Konfliktes auf politischem Wege suchen, und beschwören alle Verantwortlichen, den begonnenen Weg der Gewalt schnellstens wieder zu verlassen und erneuten Verhandlungen eine Chance zu geben. Die jetzt gegebene Kriegssituation wird unabsehbare traurige Folgen für alle Menschen, die in diesen Gebieten leben, ob Serben oder Albaner, haben und zu noch größerem Leid der Zivilbevölkerung in ganz Jugoslawien und möglicherweise darüber hinaus führen.

    Wie es gestern die Bischöfe der Orthodoxen Kirche in Deutschland bei ihrem Treffen in Köln taten, beklagen auch wir die einseitige Darstellung der Gründe, die zu dieser Situation geführt haben, in der deutschen öffentlichkeit und insbesondere in den deutschen Medien, die den Eindruck erweckt, als sei nur eine Seite an dem Elend der unschuldigen Menschen auf dem Kosovo schuld. Dies ist angesichts der Tatsache, dass Hunderttausende Serben teils seit Jahrzehnten friedlich in Deutschland leben, unverantwortlich: Sie sind nicht nur unsere Brüder und Schwestern im Glauben, sondern unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen in dieser demokratischen Gesellschaft, die in keiner Weise für das verantwortlich gemacht werden dürfen, was verantwortungslose Politiker angerichtet haben.

    Auch wenn die Situation im Moment nahezu ausweglos erscheinen mag, wissen wir als Christen um die Kraft des Gebetes und rufen daher unsere Schwestern und Brüder in allen christlichen Kirchen und Gemeinden dazu auf, in ihren Gottesdiensten für den Frieden und für die Menschen in Serbien und im Kosovo, besonders aber um die Erleuchtung aller derer, die politische Verantwortung tragen, zu beten, dass Gott ihnen einen Weg der baldigen Rückkehr zum Frieden und zu einem menschenwürdigen Umgang miteinander zeigen und die Kraft geben möge, diesen auch zu gehen.



    Erzpriester Dr. Elias Esber
    Vorsitzender des OJB

    Elisabet Danou
    Generalsekretärin des OJB

















    P O L I T I K und P R E S S E


    7 Gründe für die Verurteilung des NATO-Krieges

    Deutsches Aussenministerium: "Vor Beginn des NATO-Bombenkrieges -
    Keine Gefahr für Kosovo-Albaner !"


    In der allgemeinen Kriegshysterie verschwiegene Fakten


    Deutschland im Krieg


    Die NATO in der Falle


    Wahnsinn mit Methode - Exzesse der Kriegsrhetorik


    Bomben treffen Serben und Kosovaren - Milosevic profitiert davon


    Demokraten und Freunde des Westens diskreditiert










    Johannes VOGGENHUBER, Mitglied des europäischen Parlamentes, Spitzenkandidat der Grünen in österreich, veröffentlichte folgende bezahlte Anzeige:

    Sieben Gründe für die Verurteilung des NATO-Krieges in Jugoslawien

    Der militärische Angriff der Nato auf Jugoslawien ist:


    1.) zutiefst kontraproduktiv für die Beendigung von Unterdrückung und Vertreibung im Kosovo und für jegliche politische Konfliktlösung.

    Die NATO-Angriffe, der Abzug der OSZE-Beobachter und der internationalen Medien ermöglichten es Milosevics, die Vertreibung der albanischen Bevölkerung aus dem Kosovo noch brutaler und noch schneller voranzutreiben. Angesichts von Tod und Zerstörung durch die Bomben der NATO sammeln sich selbst die gemäßigten und kritischen Kräfte in Jugoslawien um Milosevic, der nun stärker ist als je zuvor. Die Destabilisierung der ganzen Region ist eine reale Gefahr.


    2.) ein vorsätzlicher Bruch des Völkerrechts und des NATO-Vertrages

    Die Legitimation von friedensschaffenden militärischen Einsätzen obliegt der UNO. In der Präambel ihrer Gründungsverträge hat sich die NATO an die UNO-Charta gebunden. Die größte Anzahl von Veto´s im UN-Sicherheitsrat in den letzten Jahren gegen Sanktionsmaßnahmen stammen von den USA. Dies hat nach allgemeiner Auffassung im Palästinakonflikt den arabischen Ländern nicht das Recht gegeben, aus eigenem Ermessen militärisch gegen Israel vorzugehen. Darüberhinaus ging der NATO-Offensive gegen Jugoslawien keine Kriegserklärung voraus. Einen schweren rechtlichen Konflikt stellt auch die Beteiligung Deutschlands dar, dem das eigene Grundgesetz die Führung eines Angriffskrieges verbietet.


    3.) ein Gewaltakt ohne politische Perspektive

    Das von der NATO vorgegebene Ziel, Jugoslawien durch Bombardierungen zur Unterzeichnung des Vertrages von Rambouillet zu zwingen, ist rechtlich wie politisch unsinnig. Ein solcher Vertrag wäre null und nichtig. Es ist viel mehr zu fürchten, daß nun auch eine Rückkehr Jugoslawiens zum Verhandlungstisch durch die Angriffe illusorisch geworden ist.


    4.) ein politischer Mißbrauch des Kosovo-Konfliktes

    Mit der Instrumentalisierung des Kosovo-Konfliktes soll die Neukonstruktion der NATO - als von der UNO abgelöste globale Ordnungsmacht - aus eigenem Recht verwirklicht werden. Da es für eine solche neue NATO-Doktrin in Europa keine Mehrheiten gibt, braucht es geradezu einen Konflikt, mit dem diese Neukonstruktion unter dem Banner der Humanität durchgesetzt werden kann. Die neue Doktrin ist offensiv statt defensiv. Mit ihr soll offenkundig die Unterwerfung der NATO unter das Völkerrecht aufgekündigt werden.


    5.) ein Akt der Doppelmoral

    Angesichts der schweren Repressionen der Türkei - also eines NATO-Mitglieds - gegen die Kurden, messen die NATO-Staaten mit zweierlei Maß. Zur Vertreibung der Kurden und der Zerstörung von viertausend ihrer Dörfer, gibt es von ihnen noch nicht einmal eine klare Verurteilung. Die Frage, ob ein Krieg aus humanitären Gründen unvermeidbar ist, obliegt der UNO. Diese Entscheidung kann jedenfalls nicht in das Belieben eines Militärpaktes gestellt werden, der selber nicht willens ist, dauernde Verbrechen gegen die Menschenrechte in einem eigenen Mitgliedsland zu unterbinden.


    6.) im Widerspruch zum außenpolitischen Interesse Europas an Rußland

    Mit dem Abbruch der Verhandlungen in Rambouillet, den Luftangriffen und der Mißachtung der UNO-Charta wurde Rußland ein weiteres Mal aus der europäischen Sicherheitspolitik hinausgedrängt. Anstatt Rußland, das einzige Land mit realem Einfluß auf Jugoslawien, führend in die Verhandlungen miteinzubeziehen, legten die USA offenkundig größeren Wert darauf, diesen "letzten" Einfluß Rußlands in Europa zu demontieren.


    7.) ein Wiederaufleben der globalen Großmachtskonflikte

    Die Folgen des Vorgehens der NATO in Jugoslawien und das langjährige Versagen der europäischen Außenpolitik in diesem Raum für die internationale Sicherheit sind unabsehbar. Schon jetzt ist jedoch zu erkennen, daß durch diese massiven Kriegshandlungen die Konfrontation USA / Europa und Rußland / China in das einundzwanzigste Jahrhundert verlängert und verschärft wird. Die historische Bewußtlosigkeit dieses Vorgehens, ausgerechnet auf einer der ältesten und gefährlichsten "sicherheitspolitischen Erdbebenlinien" Europas, muß zu einer klaren Verurteilung des Krieges führen.

    Johannes VOGGENHUBER
    Mitglied der Grünen im europäischen Parlament
    Außerdem sagte Voggenhuber in einem Pressegespräch:
    "1999 ist für die Deutschen Grünen was 1914 für die Deutsche Sozialdemokratie war, als sie den Kriegskrediten zustimmte, und danach mit Kaiser Wilhelm im selben Boot der Kriegspatrioten saß."
    Um Schwierigkeiten zu vermeiden hat man seine überzeugung verraten."


    Inzwischen wird der Ausschluss der Deutschen Grünen aus der Gemeinsamen Grünen Fraktion im Europarlament erwartet.














    Deutsches Aussenministerium begutachtete amtlich:
    "KEINE GEFAHR für Albaner im Kosovo"
    - v o r NATO-Bombenkrieg !


    Jetzt ist es amtlich:
    Gutachten des deutschen Aussenamtes an die deutschen Verwaltungsgerichte in Asylfragen beurkundeten:

    "KEINE GEFAHR für Albaner im Kosovo" noch eine Woche bevor die Nato zum "humanitären Krieg zum Schutz der Albaner gezwungen wurde"
    Wie betroffene Juristen am 22.04.99 in Bonn bekanntgaben, wurden diese Gutachten gesammelt und werden jetzt für entsprechende Anzeigen vorbereitet.

    Jetzt einige Proben aus den Gerichtsgutachten:


    "Im Kosovo ... hat sich die schwierige humanitäre Situation etwas entspannt.
    Die Rahmenbedingungen für die Versorgung von Bedürftigen haben sich verbessert"

    "Die durch die Presse wiederholt gemeldeten ´Massaker´ und Meldungen über ´Massengräber´ trugen dazu bei, die Flüchtlinge zu beunruhigen, konnten jedoch durch internationale Beobachter bislang nicht bestätigt werden."

    "Nach Erkenntnissen des Auswärtigen Amtes sind die Massnahmen der Sicherheitskräfte in erster Linie auf die Bekämpfung der UCK gerichtet, die unter Einsatz terroristischer Mittel für die Unabhängigkeit des Kosovo, nach Angaben einiger ihrer Sprecher sogar für die Schaffung eines ´Groß-Albanien´ kämpft."

    Das Vorgehen der serbischen Militär- und Polizeiverbände war "nicht gegen die Kosovo-Albaner als ethnisch definierte Gruppe gerichtet, sondern gegen den militärischen Gegner und dessen tatsächliche oder vermutete Unterstützer."
    "Eine explizit an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfende politische Verfolgung ist auch im Kosovo nicht festzustellen."


    Aber inzwischen braucht Clinton ja einen "Schurken" zur Rechtfertigung seiner Kriegsmaschine.
    Jetzt ist Krieg und mit "Bündnistreue" wird jetzt, wie ja schon im NS-Staat eine Sekundärtugend zum Stolz aller Deutschen erklärt.
    Seriöse Sachkenntnis im Auswärtigen Amt wird hinderlich und der im Nadelstreif-Anzug maskierte Sponti Joschka sorgt wie einst auf den Anti-Vietnam-Demo´s für die zündenden Parolen, jetzt aber für den Nato-Bombenkrieg !




    Humanitäre Aktionen







    Verschiene Fakten
    aus der Wiener Wochenzeitung "profil" 14/99

    Pro und Contra NATO-Einsatz:
    Frankreich: 40%pro - 46%contra
    Italien: 46%pro - 50%contra
    USA: 44%pro - 40%contra
    Russland: 1%pro - 93%contra
    österreich: 43%pro - 41%contra
    Deutschland: 57%pro - 31%contra

    Deutschland ist isoliert mit seiner Kriegsbegeisterung:




    Zu einem WELKRIEG könnte eine weitere NATO-FEHLEINSCHäTZUNG führen:
    Die NATO hat eben kein Monopol auf die "Weltmeinung" !
    Die Welt wird durch NATO-Hybris tief gespalten. Staaten, die ihre Freiheit hoch schätzen, fühlen sich bedroht und werden jetzt gegen Nato-Staaten aufrüsten.
    Selbst in den Ländern, deren Politiker naiv genug sind, auf Dollar-Geschenke zu hoffen und deshalb nach Washington reisen.

    Eine Umfrage unter Botschaftern führte zu folgendem Ergebnis:
    40 % der Botschafter pro Nato-Aktionen
    20 % der Botschafter verurteilen Nato-Aktionen
    40 % sind kritisch gegenüber Nato-Aktionen und aüßern ihre Besorgnis um den Weltfrieden wegen der Ausschaltung von OSCE und UNO !


    Der Rest der Welt denkt eher wie das neutrale österreich:
    Die Gegner eines Nato-Beitritts sind von durchschnittlich 50% in den letzten Jahren auf derzeit 74% (fast 3/4 Nato-Gegner !) angestiegen.


    International sind auch viele prominente Persönlichkeiten der Meinung:
    von "Bomben lösen keine Probleme" über "Der Einsatz widerspricht dem Völkerrecht" bis zu "es wird mehr Schaden angerichtet als Nutzen erreicht
    darunter:
    Ex-NATO-Generalsekretär Lord CARRINGTON
    Ex-US-Außenminister KISSINGER
    Ex-Britischer-Außenminister Lord OWEN
    Ex-Bundeskanzler Helmut SCHMIDT, Hamburger Bürgermeister VOSCHERAU
    Alfred DREGGER, CDU










    Vereinzelte wahre Zeitungszitate 16.-23.04.99



    Deutschland im Krieg
    aus einem Leitartikel von Manfred Bissinger in "Die Woche"16/99

    Nehmen wir einen Moment an, der deutsche Bundeskanzler haette den Marschbefehl der NATO verweigert und mit wohlgesetzten Worten begruendet, warum Tornados der Bundeswehr besser nicht ueber Jugoslawien ausklinken sollten. Gute Gruende dafuer haette er zuhauf gehabt. Aus der Vergangenheit ebenso wie aus der Gegenwart: Am deutschen Wesen sollte das Kosovo nicht genesen.
    Welcher Sturm der Entruestung waere uebers Land gefegt, angefacht von den Verbuendeten in London, Paris und Washington, beschleunigt von CDU und CSU, von der FDP und all den Lobbyisten, die durch eine deutsche Aussenseiterrolle um ihre weltweiten Geschaefte fuerchteten. Auch die deutschen Medien haetten vibriert, wie sie eben immer vibrieren, wenn etwas nicht seinen gewohnten Gang geht. "Verrat der Allianz" und "Drueckeberger", "unzuverlaessig" und "nicht erwachsen", "gefuehlsduselig" und "isolationistisch" - so haetten die Schlagzeilen gehoehnt. Rot-Gruen mal wieder nicht regierungsfaehig, wir haben es immer prophezeit, ob bei Steuern oder Gesundheit, bei Renten oder Arbeitsplaetzen. Eine Absage an die Nato - sie waere zum endgueltigen Beweis geworden, haette SPD wie Gruene heillos entzweit, in Pazifisten und Bellizisten, in Realisten und Utopisten. Eine Frage weniger Monate nur, bis das Schauspiel im letzten Akt geendet waere: nach dem Chaos der Abgrund.......



    Leserbriefe in "Die Woche"16/99 geben der kurzsichtigen Politik die richtige Antwort

    Die Kultur des Abendlandes ruht auf 2000 Jahren Christentum. Wenn die Politik auf diesem Hintergrund zur Loesung von Menschenrechtsverletzungen Androhung und Anwendung von Gewalt, also nicht humanitaeres, sondern militantes Denken und Handeln favorisiert, stellt sie die eigene kulturelle Basis in Frage.
    Welches groteske Wahnsinnsdenken beherrscht eine Politik, die meint, die hilflose Gewalt eines Krieges koennte Frieden herbeifuehren ?
    Wo bleibt der konsequente Aufschrei des moralischen Gewissens unseres Kulturkreises, der Kirchen und des Vatikans, zur strikten Aechtung von Waffenlieferungen in Krisengebiete ?
    Wo bleibt der Aufschrei aller selbststaendigen Menschen, die in ihrem Kritik- und Urteilsvermoegen noch nicht dem verantwortungslosen Trend der Manipulation durch unsichtbar gleichgeschaltete Medien erlegen sind ?
    Wir sollen diesen Krieg als ueberseeisches Kuckucksei im Nest des geeinten Europas begreifen. Der Irrglaube des frueheren Aussenministers Genscher, mit einer Teilung des Balkans eher beherrschen zu koennen, enthaelt die Büchse der Pandora. Deutschland und der NATO blieb es vorbehalten, sie zu oeffnen.
    Die unseren Kulturkreis paralysierenden Segnungen sind:
    Das bestimmende Element im internationalen Umgang ist nicht mehr das Recht, sondern die Macht; im Bewusstsein der Staerke stehen nicht Umsicht und kluges Abwaegen zur Schadensbegrenzung im Vordergrund, sondern Handeln im Sinne eines militanten Wildwest-Aktionismus; ob ein Bruch des Voelkerrechts vorliegt und ob es verfolgt werden soll, wird von den machtpolitischen Prioritaeten bestimmt.
    Siegfried Lietz, POTTHAGEN

    Der Auftrag der Bundeswehr ist laut Grundgesetz strikt auf die Landesverteidigung beschraenkt. Die Bombardierung Jugoslawiens hat nicht das Geringste mit Landesverteidigung zu tun. Es wird zwar nun eine "moralische" Verpflichtung fuer diese Bombenangriffe konstruiert, aber das aendert nichts daran, dass sie grundgesetzwidrig und darueber hinaus sogar eindeutig voelkerrechtswidrig sind. Damit ist auch ein Praezedenzfall geschaffen, der es auch in anderen Faellen erheblich erleichtern wird, die Bundeswehr fuer andere als von der Verfassung vorgegebene und vom Voelkerrecht getragene Zwecke einzusetzen.
    Elisabeth Hummel, NUERNBERG

    Welche Zeiten ! Die Partei, die einst ein Friedensnobelpreistraeger zierte, stellt jetzt einen Kriegsminister ! Rudolf Scharping, tapferer Zinnsoldat, tief ueberzeugt vom Kampf um die gerechte Sache. Ob es klug war, der PDS allein die Oppositionsrolle zu ueberlassen, wird sich noch herausstellen. Psychologisch verstaendlich, aber in der Wirkung verheerend muessen notfalls die Begriffe angepasst werden:
    Da Deutschland keinen Angriffskrieg fuehren darf, ist der Angriff der NATO auf Jugoslawien eben kein Angriff, sondern Verteidigung, Verteidigung der Menschenrechte. Basta !
    Die Rechtsordnung ist gewahrt und das angegriffene Land der Aggressor.
    Die Wacht am Rhein steht jetzt ueberall, denn Menschenrechte koennen ueberall verletzt werden.
    Na, dann siegt mal schoen !
    M.Koepperschmidt, KOENIGSWINTER











    (für Sie gefunden: Die Ausnahmen im ansonsten kriegslüsternen Blätterwald !)


    Die NATO in der Falle


    Leitartikel von Hans-Ulrich Jörges in "Die Woche" Nr 14 / 99

    Der Krieg hat die Verhältnisse in wenigen Tagen auf den Kopf gestellt, radikal. Und den Glauben an seine "chirurgischen" Fähigkeiten, gar seine "heilende" Wirkung gründlich zerstört. Es sind nicht die militärisch überlegenen Luftstreitkräfte der NATO, die den Gang der Dinge auf dem Balkan diktieren und strategisch über den Gegner triumphieren. Die perverse Logik des Krieges hat den militärisch Unterlegenen, Jugoslawiens Präsident Slobodan Milosevic, zur bestimmenden Figur gemacht: Die scheinbar sicheren Sieger sind zu getriebenen geworden.
    Die Nato hat nicht nur die seit einem halben Jahrhundert gültige Weltordnung und ihr Selbstbildnis als Verteidigungsbündnis nachhaltig erschüttert, sie hat auf dem Kriegsschauplatz exakt das Gegenteil dessen bewirkt, was sie sollte. Die viel beschworene "humanitäre Katastrophe" im Kosovo, sie wurde nicht verhindert, sondern durch den Angriff des Westens auf blutige Weise angefacht. Damit aber wird der Konflikt auch zur politischen Katastrophe.
    Eine kühle Bilanz der Nato-Luftschläge führt an der Erkenntnis nicht mehr vorbei: Wenn der Krieg je eine Berechtigung hatte - jetzt hat er sie verloren.
    Die Politik des Westens gruendete von Anfang an auf einer verhängnisvollen Fehleinschätzung. Schon die Androhung von Gewalt werde die Serben zum Einlenken bewegen, glaubte man in den Hauptstädten der Nato, als die Ultimaten von Rambouillet formuliert wurden. Als dann die ersten Bomben fielen, machte die naive Vorstellung die Runde, Milosevic werde - die Zerstörung seiner Armee fürchtend - flugs zum Telefon greifen und sich zur Unterzeichnung des vom Westen diktierten Friedensabkommen bereit erklären. "Slobo, ruf an", lautete in diesen Tagen eine der atemberaubend blauäugigen Schlagzeilen im Propagandakrieg.
    Der Stolz der Serben und die begrenzten militärischen Möglichkeiten eines Luftkrieges, vor allem aber die Gerissenheit Milosevics wurden sträflich ausgeblendet. Die Nato, die den Angriff niemals zu Ende gedacht, eine politische Strategie für den worst case für unnötig gehalten hatte, geriet in die fürchterliche Spirale des Krieges. Wer will heute ausschließen, dass die Alianz am Ende militärisch unbesiegt, doch stehend k.o. und politisch ratlos am Rande des verwüsteten Schlachtfeldes zurückbleibt, Milosevic aber im Kosovo seinen Willen durchgesetzt hat ?
    Schon jetzt ist der Scherbenhaufen beträchtlich. Die Vereinten Nationen, seit dem Zweiten Weltkrieg alleine zur Legitimation von Gewalt zwischen Staaten berechtigt, wurden auf Druck der Amerikaner matt gesetzt - Russland in demütigender Weise in die Ecke geschoben. Mit unabsehbaren Folgen: Nur die USA, keineswegs aber die Europäer, können ein Interesse daran haben, die UN zum Spielball amerikanischer Interessen zu machen und das für den Frieden in Europa entscheidende Verhältnis zu Russland zu beschädigen. Wie unglaubwürdig die amerikanische Politik ist, zeigt sich geradezu modellhaft an ihrer bedingungslosen Unterstützung für die Repression gegen die Kurden in der Türkei. Die europäischen Nato-Partner haben es - berauscht von Illusionen über eine neue ära grenzenloser "humanitärer" Interventionen - zudem zugelassen, dass im 50. Jahr der Nato auch deren moralisches Fundament nachhaltig untergraben wurde: der glasklare Verteidigungsauftrag. Politisch betrachtet, ist der Krieg damit schon jetzt - wie immer er militärisch enden mag - zur Krise von Nato und UN geworden.
    Vollends kontraproduktiv ist seine Wirkung auf dem Balkan: Milosevic, den schon mancher Träumer im Westen durch putschende Generale gestürzt sah, sitzt fester im Sattel denn je - die Belgrader Opposition hat entweder beigedreht oder zeigt sich demoralisiert und geschwächt. Das Friedensabkommen von Rambouillet aber ist gescheitert, da nach dem blutigen Waffengang weder Serben noch Albaner bereit sein dürften, auf dem Balkan einer fragilen Autonomie für das Kosovo weiter unter einem staatlichen Dach zu leben. Dieses Dach ist von der Nato zerbombt worden - und der Krieg droht auf den gesamten Balkan überzugreifen, zumindestens auf Mazedonien und Montenegro.
    Der entscheidende Schlag aber gegen die Nato-Strategie ist die serbische Offensive im Kosovo. Durch den Abzug der rund 1400 OSCE-Beobachter unmittelbar vor Beginn des Bombenkrieges hat der Westen selbst die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die "ethnischen Säuberungen" nun ungehindert vorangetrieben werden können. Warum auch sollte Milosevic noch Rücksicht nehmen, wenn eine leichtfertige Propaganda des Westens - durch unverantwortlichen Journalismus multipliziert - schon von "Völkermord" sprach, als - schlimm genug - nur von Gewalt, Repression und Vertreibung die Rede sein konnte? Zur Wahrheit gehört ja auch, dass die albanische Untergrundarmee UCK niemals veranlasst wurde, die Waffen niederzulegen, obgleich der Vertrag von Ramboillet ihre Unterschrift trägt. Seither aber ist diese Geisterarmee wie von der Erde verschluckt - kein westlicher Politiker spricht von ihr, kein Fernsehbericht zeigt ihre Aktionen, erst recht nicht ihren Terror gegen die Serben im Kosovo. Die Nato hat wohl nicht nur großzügig weggeschaut - heute ist die UCK das Patenkind des Westens.
    Und nun vollzieht Milosevic kühlen Herzens das, was man ihm stets unterstellt hat - er "bereinigt" das Kosovo mit brutaler Gewalt. Nicht mehr auszuschließen, dass er eine Teilung der Provinz zwischen Serben und Albanern vorbereitet. Mit Luftangriffen allein kann die Nato dem wohl kaum Einhalt gebieten. Die Alternative wäre die Entsendung von Bodentruppen; die aber stehen kurzfristig nicht zur Verfügung und ihr Einsatz würde das Blutvergießen nur noch unkalkulierbarer machen.
    Wenn der Einsatz von Bodentruppen ausscheidet, bleibt nur ein einziger Ausweg aus der Falle des Krieges: schnellstmögliche Rückkehr zur Diplomatie und zu Verhandlungen über eine politische Lösung jenseits von Rambouillet. Der Nato-Luftkrieg jedenfalls ist gescheitert: Er hat Milosevic im Kosovo gestärkt, statt sie zu stoppen - und damit seine einzige moralische Rechtfertigung verloren. Ein Waffenstillstand, an den sich allen Seiten halten, wäre unter diesen Bedingungen schon ein Erfolg. Die rot-grüne Koalition in Bonn, die sich durch überanpassung an die Amerikaner auf Kriegskurs hat locken lassen, könnte dabei eine maßgebliche Rolle spielen. Bevor es zu spät ist - und SPD wie Grüne in einem Balkan-Krieg ohne Ende ihre Seele verlieren.









    Wahnsinn mit Methode
    von Sybille Hamann und Gregor Mayer, Skopje, Wiener Wochenzeitung "profil"14/99

    ... Der Strudel der Ereignisse hat schon viele Warnschilder umgerissen; mehrere "points of no return" sind überschritten. Zuerst fielen die psychologischen Barrieren. Um die Weltöffentlichkeit bei der Stange zu halten, wurde Milosevic zum Völkermörder gemacht und erst mit Stalin, dann mit Pol Pot und schließlich mit Hitler verglichen. ... Und schließlich fiel, aus dem Mund des deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping, der Begriff, auf den die Welt fast schon gewartet hatte: Es gäbe "Hinweise auf Konzentrationslager", sagte er. Im Kosovo werde "selektiert, und ich verwende dieses Wort ganz bewußt. es ist eine systematische Ausrottung, die in schrecklicher Weise daran erinnert, was im Zweiten Weltkrieg im deutschen Namen angerichtet worden ist."
    Damit waren die Schleusen geöffnet. Und wie auf einer schiefen Ebene rasselte die politische Rhetorik ins Grundsätzliche: keine Rede mehr von Verhandlungen, dem Friedensvertrag von Rambouillet, Autonomie, Friedenstruppen und Containment...aber "bis zum Ende gehen". Die Nato war vom "Friedensstifter" über den "Friedensdurchsetzer" sehr schnell zur ungebetenen Kriegspartei geworden, die nur noch überlegte, wie total "ihr" Krieg noch werden sollte. Währenddessen flüchten Serben wie Albaner vor dem Bombenterror; auch der einzig seriöse Albanerführer Rugova versteht offensichtlich nicht, das ihm in Pristina Bomben auf den Kopf geworfen werden, um ihm zu helfen. Jedenfalls kann man solche Winkelzüge von Schreibtischtätern einer vom Bombardement betroffenen (mehrheitlich albanischen !) Bevölkerung nicht klarmachen. (Anm.d.Herausgebers)
    ... humanitäre Hilfe?
    Die USA haben umgerechnet eine Milliarde Schilling bereitgestellt und weitere 300 Millionen versprochen. Darf man das mit den 500 Millionen vergleichen, die allein ein F-117 wert ist, der von der serbischen Luftabwehr bei Belgrad vom Himmel geholt wurde? Mit den sechs Millionen die eine einzige Tomahawk-Rakete kostet? ...Es ist für das Nato-Bündnis schon zu viel in den Krieg gesteckt worden, um sich noch stillschweigend aus ihm davonschleichen zu können.



    Sind sie von ihren "objektiven" deutschen Medien darüber informiert worden, dass: (Anm.d.Herausgebers)
    ...die serbische Seite nach der ersten Woche meldet:
    7 Nato-Kampfbomber abgeschossen
    4 Helikopter zerstört
    30 Cruise-Missile-Raketen abgefangen



    Allmählich wird auch ein anderer (europäischer !) Aspekt des Bombenkrieges deutlich:(Anm.d.Herausgebers)
    Serbien ist für ganz Südosteuropa die Verkehrsdrehscheibe !
    Durch die "humanitären" Nato- und EU-Bomben wurde Verkehrsinfrastruktur, Brücken und Straßen zerstört, die für das wirtschaftliche überleben von Serbiens Nachbarn lebensnotwendig und für die in Aufbau befindliche europäische Wirtschaftszone unersätzlich sind. Bulgariens und Rumäniens Exporte sind fast auf null zurückgegangen. Albanien ist isoliert, Ungarn und Griechenland sind schwer geschädigt. Wie das österreichische Fernsehen am 10.04.99 meldet ist der Schiffsverkehr auf der Donau durch die im Fluß liegenden Brücken (teilweise noch unter Kaiser Franz Josef gebaut) fast vollkommen zum Erliegen gekommen. Der Handel mit der Ukraine, Moldawien und Südrußland ist praktisch unmöglich geworden.
    Die Binnenhandelsausfälle und der Wiederaufbau der über Jahrzehnte aufgebauten und in wenigen Tagen zerstört wurden, werden der Europäischen Gemeinschaft viel Geld kosten, an denen sich der wirtschaftliche Rivale USA ganz sicher nicht beteiligen wird !










    Der Bombenhagel der NATO trifft nicht Milosevic, sondern Serben und Kosovaner
    Dafür gibt es Gründe:
    - Die Politik zieht es vor, sich für Fehlhaltungen eines Regenten an dessen Volk zu rächen
    - Amerikas Geschäft ist das Geschäft - US-Public-Relations-Agentur managt öffentlichkeitsarbeit der Kosovo-Albaner seit Jahren - jetzt der Erfolg
    von Peter Vujica, Leiter des Kulturressorts der Wiener Tageszeitung "Standard"

    Wenn ein Chirurg einem seiner Opfer anstatt des rechten Beines irrtümlich das linke heruntersäbelt, heißt das für den Kenner österreichischer Verhältnisse noch lange nicht, dass dieser ob seines Kunstfehlers auch tatsächlich zur Verantwortung gezogen wird. Völlig undenkbar scheint es jedoch, die Judikator dermassen zu pervertieren, dass wegen eines solchen ärztlichen Versagens am Ende gar der verstümmelte Patient verurteilt wird und der weisse Gott freigeht.
    Die Politik allerdings folgt einer anderen Logik. Sie zieht es vor, sich für die Fehlhaltung ihr - aus welchen Gründen auch immer - nicht (mehr) genehmer Regenten an deren Volk zu revanchieren.......
    Warum ... gefährdet man durch einen Hagel von Bomben und Raketen jene, denen man eigentlich helfen will, die Kosovaner und natürlich die Serben - auch wenn diese dem Beobachter und dem Kommentator, der in unseren Regionen etwas auf sich hält, egal zu sein haben.
    .... Was macht ein US-Präsident, der inmitten seiner Zores um sein verkorkstes Intimleben seinem Volk und vor allen seinen Bankiers gerade versprochen hat, das Verteidigungsbudget für die nächsten 6 Jahre um insgesamt 100 Milliarden Dollar aufzustocken? Wohin mit dem neuen mörderischen Plunder, wenn der vorhandene noch nicht verbraucht ist?
    Verschrotten macht sich nicht gut, also verschießen !

    Wem diese Antwort zu einfach ist, der sollte in der Geschichte der Vereinigten Staaten blättern. Vielleicht stößt er dann auf den Ausspruch von Calvin Coolidge (1923-1929) Präsident der Vereinigten Staaten): "Amerikas Geschäft ist das Geschäft" Und bei der Wahl der Partner für solche Geschäfte war Amerikas Hochfinanz nie sehr zimperlich. So finanzierte das amerikanische Bankhaus Kuhn, Loeb & Co nicht nur Adolf Hitlers erfolgreichen Wahlkampf 1930, sondern unterstützte auch seine Aufrüstung mit dem stolzen Betrag von 32 Millionen Dollar. Kein Wunder, dass Felix Warburg, der Treuhänder der erwähnten Bank, Hjalmar Schachts Ernennung zum Reichswirtschaftsminister mit Adolf Hitler gemeinsam unterzeichnete. Bis zum Jahr 1939 ist - auch von diversen anderen US-Banken (Morgan, Dillon, Read) - insgesamt eine Milliarde Dollar an Hitler geflossen....
    Vor diesem Hintergrund wird es verständlich, dass es für die USA lohnender ist, Slobodan Milosevic vorerst einmal noch aus ökonomischen Erwägungen fuhrwerken zu lassen. Sein Terrorregime, unter dem das serbische Volk seit seinem Amtsantritt leidet, dient im gegenwärtigen Bedarfsfall als nützlicher Vorwand, die einfältigen europäischen NATO-Büttel zum Mitmachen zu animieren.
    Milosevic hat in der Vergangenheit schon hinreichend Anlässe geboten, gegen ihn vorzugehen. Was er befahl und befiehlt und was er zuließ und zuläßt, brachte und bringt Schande über sein Volk, in der man als Serbe gegenwärtig zu leben und mit der man fertig zu werden hat. Sein kaltblütiger Verrat der Krajina-Serben an die mörderischen Schwadronen des Herrn Tudjman (deren Rädelsführer gegenwärtig vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stehen) im August 1995 beweist, dass ihm das Schicksal seines eigenen Volkes ebenso egal ist wie jenes der auf seinem Befehl oder mit seiner stillen Duldung von mörderischen serbischen Meuten getöteten und vertriebenen Kosovaner.

    Als serbischer Beobachter könnte man zynisch allerdings sagen, dass Serben und Kosovaner bei den westlichen Medien nicht die selbe Gleichbehandlung erfahren wie von Slobodan Milosevic. Als nämlich zwischen 200.000 und 300.000 Krajina-Serben auf der Flucht waren und unter dem Beschuß kroatischer und bosnischer Milizen gerieten, hielt es weder Clinton noch sonst jemand für nötig, diesen zu Hilfe zu kommen. Und über die selbstlose Weise, in der die Bewohner Restjugoslawiens das Nichts, das sie hatten, mit den ankommenden Flüchtlingen teilten, wurde höchstens mit chronistischer Gelassenheit berichtet.
    Bei 200.000 bis 300.000 hungernden Serben fiel es keinem meiner Journalistenkollegen ein, von "humanitärer Katastrophe" zu sprechen.

    Auch das hat seinen Grund: Die Serben hatten vieles, doch kein PR-Management. Hätten sie sich die amerikanische Public-Relations-Firma Ruder Finn Global Affairs angelacht, die Franjo Tudjmans Kroatien und das Bosnien des Herrn Izetbegovic nicht nur in den USA salonfähig machte, sähe gegenwärtig vieles anders aus. Denn jetzt besorgt sie auch - mit viel Erfolg, wie man sieht - die öffentlichkeitsarbeit für die Kosovo-Albaner. Und plötzlich sind 170.000 flüchtende Kosovo-Albaner für die Politiker und die Medien des europäischen Westens eine "humanitäre Katastrophe", die durch den feigen, aus geoökonomischen Gründen inszenierten Bombenhagel gelindert werden soll, in Wahrheit aber nur vergrößert wird.
    Und - fast - alle meine westlichen Kollegen sind den brillanten PR-Managern voll auf den Leim gegangen. Grund genug, mich vor meinen serbischen Verwandten zu schämen, ein westlicher Journalist zu sein.








    Das serbische Regime ist gestaerkt;
    die oppositionellen Demokraten und Freunde des Westens diskreditiert.
    aus dem Leitartikel "Kriegsinsel Serbien" des serbischen Exil-Schriftstellers Dragan Velikic in "Die Woche" 16/99

    ...Jahrelang hat das serbische Regime mittels seiner voellig durchgedrehten Sprecher das serbische Volk davor "gewarnt", dass der Westen es zu vernichten trachtete. Jahrelang haben die unabhaengigen Medien das Gegenteil behauptet, und zwar mit einem Einsatz, der im Westen undenkbar waere und der sie teuer zu stehen kam. Jetzt existieren diese Medien nicht mehr (Radio B 92 wurde vom Regime kaltgestellt), jetzt sind sie vernichtet - ohne irgendeinen Protest der Buerger, die in Luftschutzkellern sitzen. Fuer sie sieht es jetzt so aus, als habe Milosevics Regime bewiesen, dass es schon immer die Wahrheit gesagt hat, waehrend die unabhaengigen Medien immer schon Landesverrat begangen haben.
    Die Aggression der Nato-Armada gegen Jugoslawien hat die Sprache des Milosevics-Regimes verifiziert. Jugoslawien ist heute ein Gebiet, auf dem ein Experimentierfeld fuer den Beckett´schen "Optimismus" geschaffen wird: Nicht allein, dass wir hungrig sein werden, nein, mehr noch, wir werden auch durstig sein, aber nicht nur das - seien wir optimistisch -, wir werden auch krank sein, und nicht nur das, sondern noch viel mehr, es werden uns eine unendliche Menge graesslicher Dinge widerfahren, wir werden reich sein, ueberflutet vom Ueberfluss der Katastrophen.








    soweit eine serbische Stimme

    für uns in den NATO-Staaten aber passt ein anderes prophetisches Zitat:



    Christa Wolf:

    ... Wenn Krieg war, haben wir es gemerkt (auch jetzt ?)
    Wann der Krieg begonnen hat, war schon schwerer festzustellen.

    ... aber wann hat der " Vorkrieg " begonnen ?

    Dazu fällt mir nur ein:

    MISSTRAUT den LüGEN der EIGENEN !!!


     




    Werte, Werteverlust und Wertewandel
    in unserer Gesellschaft
    Jugend zwischen Anpassung und Widerstand

    aus der Shell-Jugendstudie 2000
    in der Analyse von Prof. Horst Petri, Aula SWR2


    Das "Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" brachte in seiner Ausgabe vom 20. Juni 2000 in der Rubrik "Kultur und Gesellschaft" eine Titelgeschichte unter dem Thema "Künstler der Wandlung". Sie wurde von einem großformatigen Foto eines bildhübschen jungen Mädchens aufgemacht, dessen weißes T-Shirt ein brustbreites, grasgrünes Chamäleon schmückte.
    Diese persönliche Signatur, wir erraten es leicht, verrät mehr als einen ausgefallenen Tiergeschmack.
    Sie steht als Symbol für eine Jugendgeneration, die sich dem schnellen Wandel unserer Gesellschaft selbstironisch und fast spielerisch anzupassen scheint.

    Aber stimmt dieses Bild?
    Wie sehen die Werte der heutigen Jugend aus, die durch den Epochenwechsel zur Globalisierung und Medialisierung unserer Welt geprägt wird?
    Gehen wir zunächst von den Fakten aus.

    In der umfangreichste Untersuchung dazu, die 13. Shell-Jugendstudie (2000, repräsentative Befragung von zirka 4500 deutschen und etwa 650 ausländischen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren) wurden in der Studie erstmalig umfangreiche Daten zur Wertorientierung erhoben.

    8 Wertedimensionen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:

    sehr ausgeprägt:

    "Autonomie"
    "Berufsorientierung"
    "Familienorientierung"


    weniger ausgeprägt::

    "Menschlichkeit"
    "Attraktivität"
    "Authentizität"
    "Selbstmanagment"
    "Modernität"


    Genauer analysiert zeigte sich:
    Das pauschale Einheitsbild "die Jugend" entspricht in keiner Weise der Realität.
    Vielmehr ergaben sich fünf relativ gleich große Gruppen von Jugendlichen. Sie unterscheiden sich in erster Linie in ihrem Bildungs- und Sozialstatus und, damit zusammenhängend, in den Formen familiärer Unterstützung und Beziehungsmuster. Außerdem bilden Alter, Geschlecht, Staatszugehörigkeit, Stadt- oder Land und Ost- oder Westzugehörigkeit wichtige Kriterien bei der Zuordnung zu einer der Gruppen.
    Shell-Studie:

    "Jeder Jugendliche wird heute zum
    - flexiblen Konstrukteur seiner eigenen Biographie
    - mit einem persönlichen Wertekosmos.
    Er muss und kann sich seine Identität und seine Wertorientierungen
    - aus Versatzstücken selbst und eigenverantwortlich zusammen basteln
    - sein eigenes biographisches und ethisches "Gesamtkunstwerk" schaffen und inszenieren
    - ein Kunstwerk, dessen Inhalt er selbst ist."

    Der grundgültige und allgemein verbindliche alte Wertehimmel ist passé.
    Insofern beobachten wir eine Werteinflation.
    Es verfallen dabei jedoch keineswegs die Werte an sich, mit dem möglichen Verlust ist ein Gewinn an Vielfalt verbunden...


    Dass die Jugendlichen bei diesem Wertecocktail und bei aller Patchwork-Identität ziemlich nüchtern und illusionslos ihre eigenen Chancen und Risiken innerhalb des vereinten Europa einschätzen und mit der Ambivalenz ihrer Zukunftserwartungen recht pragmatisch umzugehen wissen, lässt sich daran ablesen, dass sie ihre persönlichen Lebensziele, Werte und Vorstellungen hochhalten und auch ihr Handeln daran ausrichten.

    Aber der von den Ergebnissen der Shell-Studie abgeleitete verhaltene Optimismus zum Wertebewusstsein Jugendlicher passt so gar nicht in die Landschaft der übrigen empirischen Sozialforschung, die sich überwiegend auf Themen bezieht, die als Skandale in der Gesellschaft gehandelt werden und deren Ergebnisse für Schlagzeilen sorgen:
    - die wachsende Gewaltbereitschaft und Kriminalität in der Jugend
    - Rechtsradikalismus und Fremdenhass
    - zunehmende Drogensucht
    und der Zusammenhang von Medienkonsum und Gewalt.
    Jugendliche Randgruppen geraten ins Visier der Wissenschaft:
    - Skin-Heads
    - Punks
    - gewaltbereite Autonome
    - zahllose Anhänger von Sekten und mystischen Glaubensgemeinschaften
    Dies soll jedoch der wissenschaftlichen Aufklärung dienen. Der Einfluss bei der Produktion öffentlicher Vorurteile erzeugt jedoch kein realistisches Bild.

    Bei dem entwicklungspsychologisch natürlichen An-Trieb der Jugend und ihrem Bedürfnis nach Abgrenzung und Neuschöpfung finden wir:
    1.) buntschillernden Wertemasken, Abwehrformen, die die tradierten und innerlich weiter wirksamen Wertnormen nur verdecken.
    Beispiele: schrille Moden in unterschiedlichen Jugendkulturen, von der Kleidung, über den zum Teil selbstdestruktiven Körperkult mit seinen buchstäblichen Maskierungen bis zu den Verballhornungen der Sprache und der Bewusstseinsvernebelung durch ekstatischen Tanz, Musik und Drogen.
    2.) die Antithese, die den wirklichen Widerspruch zum Bestehenden auf der Suche nach neuen bzw. nach der Verwirklichung nur behaupteter Werte vorantreibt.
    Beispiele: politisch aktive Jugendgruppen, gewaltfrei oder radikal
    Jugendliche in der Ökologie- und Friedensbewegung
    religiöse Gruppen, zum Beispiel auf den Massenveranstaltungen im Rahmen der Kirchentage repräsentiert.
    Auf sie richtet sich die Hoffnung wohlmeinender Optimisten. Diese Jugend werde mit ihrem neuen Wertekanon die destruktiven gesellschaftlichen Kräfte aufhalten und für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft eintreten.


    Der Verlust idealistischer Werte und die bekannte Politikverdrossenheit in der Jugend muss Gründe haben. Vielleicht sollten wir danach fragen, wie die geltenden Grundwerte der Gesellschaft, wie ihre Verwirklichung, oder besser, ihre Aushöhlung von Jugendlichen wahrgenommen werden.
    Was sind Grundwerte?
    Brockhaus: "Grundwerte sind jene absoluten Werte, die die Humanität des Menschen begründen: Freiheit, Leben und Würde der Person. Diese Grundwerte gelten als das Fundament aller Individual- und Sozialwerte und werden zugleich als Grundnormen jeglichen zwischenmenschlichen Verhaltens aufgefasst. Sie sind in allen Menschenrechtserklärungen enthalten, in denen sie ebenso wie im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland als Grundrechte formuliert sind."
    Grundgesetz: Artikel 1, Absatz 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Artikel 2 stellt die "Freiheitsrechte" an die zweite Stelle der Grundrechte. Gekürzt lautet er: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit...Die Freiheit der Person ist unverletzlich." Artikel 3 bestimmt die "Gleichheit vor dem Gesetz":"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich."
    Artikel 12 "Freiheit der Berufswahl": "Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen."

    Die Frage nach dem Wertebewusstsein und Werteverlust in der Jugend ist daher zuallererst eine Frage an die Kultur der Gesellschaft, in der sie aufwächst.
    Wie geht sie mit den eigenen Grundwerten um ?
    Was wird real und glaubwürdig an die Jugend weitergeben ?
    Wir müssen realisieren, dass es einen Verrat der Gesellschaft an jugendlichen Grundwerten gibt, der sich nach meiner Einschätzung hauptsächlich in fünf Ursachensträngen niederschlägt:

    1. in der "Trias der Globalisierung": Technik - Ökonomie - Macht
    2. in der ökologischen Bedrohung
    3. in der Überalterung der Bevölkerung
    4. durch die neuen Medien
    5. durch den Umbau der Familie.


    1. Die Trias: Technik - Ökonomie - Macht

    Heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Vision einer Weltgemeinschaft unter den Vorzeichen der Globalisierung greifbar näher zu rücken.
    Ausgleich, Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Völkern heißen die Wertparolen, mit denen dieses Megaprojekt ideologisch vorbereitet und gerechtfertigt wird.
    Beim momentanen Stand der Entwicklung kann man sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich dabei im Weltmaßstab in erster Linie um Fragen der Machtverteilung mit ökonomischen, notfalls mit militärischen Mitteln handelt.
    Dafür ist die Weiterentwicklung der Hochtechnologie von vorrangiger Bedeutung. Dabei geht es um die Frage, wieweit Geld und Macht, d. h. kapitalistisches Denken, in der gesellschaftlichen Wertepyramide weiter steigen und die behaupteten Ziele von Solidarität und Verantwortung bis zur Unkenntlichkeit beherrschen werden. Die nationalen und internationalen Fusionen von Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen kurbeln den Turbokapitalismus weiter an und vermitteln uns ein plastisches Bild von der ungebremsten Ökonomisierung und Machtkonzentration des Marktes.
    Entsprechend sehen wir uns statt der angestrebten sozialen Gerechtigkeit derzeit mit zunehmend raffinierteren Ausbeutungsmethoden konfrontiert, die die Schere zwischen arm und reich immer breiter klaffen lässt.

    Für die Jugend bedeutet diese Geld- und Wirtschaftskultur, die erst durch die technischen Revolutionen ermöglicht wurden, aber nichts anderes als dass in der gleichen Geschwindigkeit, mit der die technische Entwicklung fortschreitet , ein weiterer Arbeitsmangel und ein beschleunigter Arbeitsplatzabbau stattfinden wird. In einer Welt der Maschinen und Computer wird menschliche Arbeitskraft potentiell überflüssig. Dabei scheint fast in Vergessenheit zu geraten, was es für einen jungen Menschen, für seine Identität und seinen Lebensentwurf heißt, seine Ausbildung und seinen Beruf nicht frei wählen zu können oder gar über keinen zukunftssichernden Arbeitsplatz zu verfügen.
    Hierin liegt ein eklatanter Verrat gleich mehrerer garantierter Grundrechte und Grundwerte:
    - der Verrat am Recht auf freie Berufswahl und Arbeit
    - der Verrat am Recht auf "freie Entfaltung der Persönlichkeit"
    - der Verrat am Recht auf "Gleichheit vor dem Gesetz"
    also - zusammenfassend -
    - der Verrat am Recht auf "Würde"
    Würde leitet sich sprachlich von "werden" und "Wert" ab. Anders formuliert: wer nicht werden kann, was ihm einen Wert gibt, wird auch nicht das Gefühl der Würde entwickeln können, psychologisch ausgedrückt, das Gefühl für die Integrität und Ich-Identität der Person.

    Leicht vorstellbar, was das bei dem in der Shell-Studie dokumentierten Wertekodex der Jugend, bei dem die Wertedimensionen "Autonomie" und "Berufsorientierung" am häufigsten genannt werden, bedeutet.
    Die seelischen und sozialen Schäden, die diese Verletzung und radikale Ent-Wertung dieser Werte in großen Teilen der jungen Generation bewirken, sind in ihrer zukunftschädigenden Weichenstellung kaum abzusehen.

    Kann man die zum Zusammenleben einer Gesellschaft notwendige "Soziale Tragfähigkeit" durch Sekundärtugenden wie:
    Flexibilität, interdisziplinäres Denken, Kreativität, Schnelligkeit, Problemlösungskompetenz, Innovationsgeschwindigkeit, Mobilitäts- und Risikobereitschaft und Spontaneität.
    erreichen ?
    Oder wird durch dieses Wertebündel in Wahrheit ein krasses sozialdarwinistisches Selektionsprinzip durch die Wirtschaft etabliert ? Verschweigt es die Politik geflissentlich ?
    In diesem Zusammenhang muss es Teilen der Jugend auch auffallen, dass es entgegen allen Wohlbekundungen auch der neuen Bundesregierung bisher nicht gelungen ist, die hohe Jugendarbeitslosigkeit wesentlich zu reduzieren oder auch nur die Kluft zwischen West- und Ost jugendlichen zu überwinden.


    2. Die ökologische Bedrohung

    Trotz der zunehmenden Naturkatastrophen und des drohenden Klimakollaps zeigen die in regelmäßigen Abständen tagenden internationalen Klimakonferenzen immer wieder, dass wir von einer Vernunft, die in allen philosophischen Systemen die Mutter der Ethik und Werteschöpfungen ist, dass wir von dieser Vernunft im Sinne einer globalen Verantwortung und eines ökologischen Gewissens noch weit entfernt sind.
    Über das Thema Ökologie können viele Jugendliche nur noch zynisch witzeln, nachdem sie erfahren haben, was Ohnmacht und Resignation ist.
    Die beklagte einseitige Konzentrierung auf das Lustprinzip im Hier und Jetzt bei vielen Jugendlichen ist vielleicht die Antwort auf ein verdrängtes Katastrophengefühl und -denken. Dies zeigt sich in vielen sozial-wissenschaftlichen Untersuchungen über jugendliche Zukunfts- und Bedrohungsängste. Je mehr, neben und auch jenseits der geschilderten Berufs- und Arbeitsprobleme, die eigene Lebensperspektive, ob real oder in der Phantasie, durch mögliche ökologische Katastrophen großen Ausmaßes verkürzt wird, umso mehr schwindet das Hoffnungspotential, von dem wir wissen, dass es als lebensnotwendiges und lebenserhaltendes Prinzip zu der meist vergessenen, aber existentiellen Grundwerten zählt. In dieser Situation ist das Ausweichen auf das Lustprinzip ein sozialpsychologisch bekannter Mechanismus der Abwehr und Anpassung.
    Diese Deutung führt zu der Einsicht, dass auch die ökologische Bedrohung einen Verrat an den jugendlichen Grundwerten von Selbstbestimmung, Unverletzlichkeit, Freiheit und Würde darstellt.


    3. Die Überalterung der Bevölkerung

    Der "Zehnte Kinder- und Jugendbericht" der Bundesregierung von 1998 stellt dazu fest, dass bereits im gleichen Jahr mehr Menschen über sechzig Jahre als Menschen unter zwanzig Jahre lebten. Deutschland gehört laut diesem Bericht mit vielen Ländern Europas "zu den kinderärmsten Ländern der Welt". Diese Tatsache könnte zu der Frage verleiten, was einem der reichsten Länder seine wenigen Kinder wert sind.
    Wird ökonomischer Reichtum gegen die Armut an Kindern gesetzt ?
    Oder in einer anderen Variante:
    Ist die Armut der Kinder, denn mindestens jedes siebte Kind wächst bei uns unter der Armutsgrenze auf, eine Folge der Gesetze der herrschenden Ökonomie ?
    Wie schlägt sich diese gesellschaftliche Werteverteilung im Selbstwert-Bewusstsein der jungen Generation und in ihrem Gefühl von Zugehörigkeit zur Gesellschaft im Sinne des Sozial- und Solidaritätswertes nieder?

    Die Frage führt zu einer für das Problem der Überalterung wichtigen Vermutung. Wenn die Jugend das kaum zu verleugnende gesellschaftliche Desinteresse am Aufbau ihrer Individual- und Sozialwerte realisiert, wird die Kluft zwischen den Generationen wachsen und den Neid auf das an ökonomischer Sicherheit, Gesundheit und Lebenserwartung blühende Alter auf den Plan rufen.
    Die alte Bevölkerung jenseits des 70. Lebensjahrs führt vor allem durch drei Faktoren zu einer existentiellen Belastung der heutigen Jugend. Erstens hat sie in den letzten dreißig bis vierzig Jahren durch den Wohlstandswachstum ein historisch nie dagewesenes Maß an Kapital angehäuft,
    dessen Mehrwert nicht im Sinne eines natürlichen Kreislaufs zur Entwicklung der jungen Generation zurückfließt,
    sondern durch seine Festanlage in Banken, Versicherungen und Immobilien unproduktiv bleibt - totes Kapital in Billionenhöhe.
    Der zweite Faktor ergibt sich aus dem größeren Anteil an alten Menschen ohne finanzielle Ressourcen. Er verbraucht ein riesiges Kapital aus öffentlichen Geldern für Lebensunterhalt, Fremdunterbringung, Pflege und Krankenkosten.
    Der dritte ebenso bedenkliche Faktor berührt die Frage politischer Macht. Alte Menschen bleiben Wähler bis zu ihrem Tod. Je größer die Masse dieses mit dem Alter immer konservativer votierenden "Wählervolks" wird, während die Jugend weiterhin bis zum achzehnten Lebensjahr aus der politischen Mitentscheidung ausgeschlossen bleibt, umso mehr können und müssen sich die politischen Eliten an konservativen Werten orientieren, um keine Machteinbuße befürchten zu müssen.
    Die Herrschaft der Alten über die Jungen ist also durch Geldbesitz und Geldverbrauch sowohl ökonomisch als auch durch ihr Wahlpotential politisch abgedichtet. Damit wird der Generationenvertrag, der die Sicherung des Nachwuchses durch die Erwachsenengeneration als ungeschriebenes Wertegesetz festschreibt, in zunehmendem Ausmaß unterhöhlt.
    Die Rentendebatte beleuchtet dabei ein in der Menschheitsgeschichte neues "Zukunftsbild", das die Verdienste in der Vergangenheit auf Kosten von Entwicklungschancen für die Zukunft fortschreibt.
    Ein positiver Generationenvertrag müsste andere Schwerpunkte haben:
    Familienförderung, Kindergeld, Erziehung, Bildung, Arbeit und Umweltschutz zur Zukunftssicherung der jungen Generation.

    Die offensichtliche Benachteiligung der Jugend in diesen Punkten führt bei vielen Jugendlichen zu einer negativen Bilanzierung ihrer Biographie und ihrer erwarteten Entwicklungsmöglichkeiten, die ihnen den Aufbau eines selbstbewussten Wertebewusstseins außerordentlich erschwert; im Gegenteil kann diese Bilanzierung, wie auf dem jüngsten Soziologen-Kongress in Köln aufgezeigt wurde, ihre Gewaltbereitschaft durch die Verletzung ihrer Grundrechte erheblich beeinflussen.


    4. Die neuen Medien

    Über ihren Einfluss besteht derzeit eine starke Verwirrung in der Wertedebatte. In der Wertediskussion geht es aber nicht um das grundsätzlich "gute" oder "böse" der neuen Medien, sondern um die Exzesse einer rein kommerziell orientierten Bewusstseinsindustrie privatrechtlicher Produktionsfirmen.
    Sie ist umso einträglicher, wie der Medienkenner Wickert kritisiert, je mehr sie das "Niedere" und "Schlechte" im Menschen herauskitzle und damit gegen die "Würde des Menschen" verstoße.
    Es ist nicht zu leugnen, dass Fernseh- und Videokultur in der Darstellung von Gewalt- und Tötungsorgien, von sexueller Lust und Perversion,. von Habgier, Neid, Sadismus, Masochismus, von Voyeurismus und Exhibitionismus das gesamte menschliche Triebspektrum suggestiv und wolllüstig visualisieren.
    Führt, das ist die zentrale Frage, die Ikonographie der Triebentfesselung und der visualisierten Orgien der Lust auch in der Realität zu einem radikalen Verfall unserer Scham- und Schuldkultur und zur Auflösung der letzten Geheimnisse, die die tragenden Eckpfeiler unseres ethischen Wertegebäude sind?
    Die Dämonisierung von Fernsehen und Video basiert auf solchen Befürchtungen. Aber letztlich gibt es auf die Frage trotz vieler empirischer Versuche zu ihrer Überprüfung bis heute noch keine gültige Antwort. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass manche Bereiche der neuen Medien nicht isoliert in einer ethisch intakten Wertelandschaft stehen, sondern dass sie schuldhaft an der Zerstörung jugendlicher Grundwerte beteiligt sind.


    5. Der Umbau der Familie

    In den letzten Jahren beobachten wir einen ungebrochenen Anstieg der Scheidungen und der Trennungen unverheirateter Paare und eine stetige Zunahme nichtehelich geborener Kinder und alleinerziehender Eltern. Wissenschaftlich gilt als erwiesen, dass Scheidungs- und Trennungskinder,vor allem solche mit einem definitiven Vaterverlust durchschnittlich mehr oder minder schwere Einbußen in ihrer Ich-Entwicklung, ihrem Selbstwertgefühl ihrer psychosexuellen Identität und in ihrem Bindunsgverhalten erleiden.
    Immer mehr Kinder und Jugendliche erleben häufig wechselnde Partnerbeziehungen ihrer leiblichen Eltern. Damit sind Fragen der Verlässlichkeit, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Kontinuität und Verantwortung als Basiswerte für ihren Reifungsprozess unmittelbar berührt. Die häufigen psychischen und psychosozialen Fehlentwicklungen bei jungen Menschen lassen hier auf einen Grundwerteverrat schließen. Diesen Preis wird man bei allen Selbstverwirklichungs-, Befreiungs- und Emanzipationsideologien, die den Umbruch der Familie weiter beschleunigen, nicht schön reden können.


    Wenn wir uns nicht selbst durch das Schauspiel jugendlicher Folklore ablenken lassen wollen, so müssen wir, jenseits der Semantik jugendlicher Lebensstile, Ausdrucksformen und Wertsetzungen, um im Eingangsbild zu bleiben, unseren Blick nicht so sehr auf das Chamäleon richten, sondern auf das Gehölz oder Gestein, auf denen es sich gerade bewegt, und die erst seine Verwandlungskunst hervorzaubern.

    Hoffnung können wir als Erwachsene weniger aus der von uns geschaffenen Realität, sondern aus der fundamentalen Tatsache ziehen, dass sich Werte auch als Antworten auf diese Realität herausbilden.









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    Letzte Aenderung:
    12.08.1999