Terroranschläge in New York und Washington:
2004-5:
GEGEN
den
"INTERVENTIONISMUS"
der
"WELTPOLIZISTEN"
Es ist unverantwortlich unsere hochgerüsteten Luxus-Soldaten in die wehrlosen armen Länder der Welt zu senden,
seien es nun
US-Amerikaner
im
Irak
oder
Deutsche
am
Balkan ...
Das können (oder wollen ?) sie nicht verhindern:
Als
albanische
Extremisten
in
der
alten
Kulturstadt
Prizren
systematisch
begannen
alle
christlichen
Kirchen
anzuzünden,
dachten
die
dorthin
entsandten
deutschen
Polizisten,
sie
könnten
ihre
Kollegen
von
der
Bundeswehr
zu
Hilfe
rufen:
Weit
gefehlt
!
Unsere
Bundeswehr
befahl,
dabei
zu
stehen
und
nicht
einzugreifen
!
Unter
den
Augen
der
deutschen
Soldaten
wurden
ALLE
10
christlichen
Kirchen
in
Brandruinen
verwandelt
!
Das
zu
Verhindern
gehörte
nicht
zu
ihrem
Auftrag
!
Dazu
schreibt
der
Spiegel
(Nr.
20
/
10.5.04):
"Die
mangelnde
Kooperation
der
Bundeswehr
mit
deutschen
Polizisten
während
der
Ausschreitungen
im
Kosovo
hat
ein
politisches
Nachspiel.
"Das
Zusammenwirken
von
Militär
und
Polizei
muss
parlamentarisch
überprüft
werden",
sagt
SPD-Innenexperte
Dieter
Wiefelspütz.
Soldaten
und
Polizisten
müssten
sich
bei
Auslandseinsätzen
blind
aufeinander
verlassen
können.
Deutsche
Polizeibeamte,
die
für
die
UNO
im
Kosovo
arbeiten,
hatten
sich
beklagt,
die
Bundeswehr
habe
sie
bei
den
Unruhen
im
Stich
gelassen..."
Orthodoxie
Aktuell
schreibt
dazu:
(Nr.
20
/
10.5.04):
"Wie
die
Serbische
Orthodoxe
Kirche
am
27.
März
2004
mitteilte,
wurden
während
der
albanischen
Pogrome
gegen
die
serbische
Bevölkerung
Kosovos
und
Metochiens
zwischen
dem
17.
und
20.
März
mindestens
35
Kirchen
und
Klöster
zerstört.
Darunter
etliche
kulturhistorisch
wertvolle
Kirchen
aus
dem
Mittelalter...
zahllose
christliche
Friedhöfe
wurden
geschändet...
Diese
jüngsten
Ausbrüche
der
Gewalt
gegen
alle
nicht-albanischen
Bewohner
des
Kosovo
zeigt
nach
Ansicht
von
Bischof
ARTEMIJE
von
Raska
und
Prizren,
dass
die
internationale
Politik
in
der
Provinz
völlig
versagt
hat.
Entweder
die
Zahl
der
internationalen
Soldaten
müsse
erhöht
werden,
oder
das
Mandat
der
UN-Mission
müsse
möglicherweise
neu
interpretiert
werden.
Der
Bischof
sprach
von
einem
Pogrom
albanischer
Trroristen
gegen
die
serbische
Bevölkerung.
"Das
war
eine
gewaltsame
ethnische
Säuberung",
die
gut
vorbereitet
gewesen
sei.
Schon
während
der
Unruhen
hatten
am
23.
März
2004
Vertreter
des
Bistums
speziell
dem
KFOR-Kommandeur
HOLGER
KAMMERHOFF
und
den
deutschen
Angehörigen
der
internationalen
Streitkräfte
vorgeworfen,
verantwortlich
für
die
Drangsalierung
von
Serben
in
Prizren
und
die
Zerstörung
von
zehn
serbisch-orthodoxen
Kirchen
in
der
Stadt
zu
sein.
"Es
ist
noch
nie
geschehen,
dass
alle
Kirchen
in
Prizren
zerstört
wurden,
nicht
einmal
in
den
schlimmsten
Zeiten
der
türkischen
Herrschaft.
Was
die
Albaner
in
der
Zeit
von
Nazi-Deutschland
nicht
geschafft
haben,
das
haben
sie
unter
den
deutschen
Truppen
der
sogenannten
'Friedensmission'
getan.
Vertreter
dieser
ließen
es
zu,
dass
das
gesamte
verbliebene
christlich-orthodoxe
erbe
in
einer
Nacht
vernichtet
wurde",
heißt
es
in
einer
Erklärung
des
Bistums.
So
habe
sich
beispielsweise
der
Abt
eines
dann
von
albanischen
Extremisten
zerstörten
Klosters
in
Prizren
an
einen
Vizekommandanten
der
multinationalen
KFOR
gewandt
und
darum
gebeten,
dass
die
Mönche
möglichst
rasch
auf
das
Gelände
des
Klosters
zurückkehren
können.
Der
Oberst
habe
das
"kategorisch
abgelehnt";
es
sei
aus
Sicherheitsgründen
nicht
möglich.
Er
habe
noch
hinzugefügt,
sollten
die
Mönche
dennoch
eine
Rückkehr
versuchen,
"bevor
eine
politische
Übereinkunft
erreicht
ist",
werde
man
sie
notfalls
mit
Gewalt
daran
hindern.
Auch
internationale
Beobachter
machen
albanische
Extremisten
für
die
Ausschreitungen
verantwortlich,
die
Mitte
März
(...nicht
nur
jahrhundertealtes
Kulturgut
zerstörten...Anm.d.Herausgebers)
sondern
sogar
28
Menschen
das
Leben
kosteten.
aber
Das
bewirken
sie:
Nicht dem Strafrecht unterliegende
Soldaten mit den bei uns üblichen finanziellen Möglichkeiten bewirken überall wo sie in wehrlosen armen Ländern auftreten fast automatisch humanitäre Katastrophen besonderer Art; seien es US-Amerikaner im Irak oder Bundeswehrsoldaten im Kosovo: Ihre Überlegenheit führt fast automatisch zum Missbrauch gegenüber der Bevölkerung der Region !
Jetzt, da wir in Europa zum ersten Mal seit dem Ende des 2.Weltkrieges wieder mitansehen müssen
wie Bomben fallen und Raketen einschlagen,
bitten wir euch instandig mit uns um FRIEDEN zu BETEN !
Als CHRISTEN sind wir entsetzt:
Wie wenig Wert haben Menschenleben plötzlich in der öffentlichen Meinung unserer Umgebung ?
Es wird allen Ernstes als normal akzeptiert, dass man Bomben werfen und Raketen abfeuern "muss",
um nach unüberlegten Drohungen "das Gesicht zu waren".
Das Menschenrecht auf Leben scheint für beide Seiten ohne Bedeutung. Greueltaten eines Bürgerkriegs werden nicht verhindert.
Stattdessen vernichten "Humanitäre Bomben" die Lebensgrundlagen der Zivilbevölkerung.
Unschuldige Todesopfer werden zu "unvermeidlichen" Nebenwirkungen.
Allen Ernstes versucht man uns weis zu machen, das die Menschen im Kosovo um mehr solche Bomben bitten !
Die Flüchtlinge begreifen offenbar nicht, dass sie sich über die Zerstörung ihrer Heimat freuen sollen !
Kann man als Christ denn wirklich so denken ? Selbst wenn man ein westlicher Christ ist ?
Nicht einmal ihr Osterfest hat diese NATO-Christen zu einer kurzen Unterbrechung des Bombenterrors motiviert !
Inzwischen haben sie eine friedliche Kleinstadt zerstört, einen Personenzug von einer Brücke geschossen,
über 50 Kirchen beschädigt oder zerstört und mehr als 1000 zivile Tote auf dem Gewissen.
Als DEUTSCHE fühlen wir uns belogen und betrogen:
Belogen werden wir von der Kriegshetze unserer Presse, die die Tragödie der Menschen im Kosovo extrem einseitig darstellt.
Im Kosovo wurde in der Vergangenheit zunächst die serbische Bevölkerung so lange vertrieben, bis es zu der heutigen Mehrheit der Albaner kam.
Daran trägt die jahrhundertelange osmanische Besatzung ebenso Schuld, wie die kommunistischen Machthaber, die die Nationen zynisch gegeneinander ausgespielt haben.
Trotzdem haben nicht zuerst Serben im Kosovo gegen ihre albanischen Nachbarn zu den Waffen gegriffen, sondern einige verhetzte Albaner haben bewaffnete Banden gebildet,
durch die sie die Bevölkerung (Serben wie Albaner !) terrorisieren. Davor flüchteten die Menschen lange bevor die Armee des Landes zum Einsatz kam !
Jetzt aber nach der aggressiven Einmischung völlig unbetroffener und uninformierter Militärmächte ist die Agression gegen die Zivilbevölkerung von Kosovo und ganz Serbien vollkommen !
Kosovo ist nach Abzug der OSCE-Beobachter endgueltig ausser humanitaerer Kontrolle, "Friedens-Bomben" fallen auf Belgrad (eine Hauptstadt eines souveränen europäischen Staates),
"Friedens-Raketen" schlagen in Montenegro ein, obwohl Milosevic dort mehrheitlich abgelehnt wird. Von Novisad an der ungarischen Grenze bis Nis an der bulgarischen Grenze tobt der "Friedenskrieg".
100.000 friedliche Menschen sind auf der Flucht. Die ganze Region von Ungarn bis nach Griechenland und die Türkei ist gefährlich destabilisiert !
Betrogen wurden wir von unseren Politikern. Nach dem Eroberungskrieg der Nazis wurde bei der Gründung der Bundeswehr der reine Verteidigungsauftrag betont.
Im Bündnis der NATO sollte sie dazu beitragen die Freiheit und den Frieden für ihre Mitglieder zu schützen. Heute wird das alles totgeschwiegen.
Der deutsche Bundeskanzler fordert wie weiland Kaiser Wilhelm alle Parteien dazu auf, einig hinter den deutschen Soldaten zu stehen, die fern der Heimat ihren Dienst tun.
Welchen Dienst? Verteidigen sie Deutschland? Schützen sie Frieden und Freiheit? Oder werden sie vielmehr von gewissenlosen Politikern dazu missbraucht,
im Balkan Kolonialmacht zu spielen?
Mit Bomben und Raketen will man dem "Frieden" dienen ?
(oder geht es vielleicht doch darum die "Notwendigkeit" der Rüstung beweisen zu müssen)
2001 JUN - MAZEDONIEN / EUROPA
UNSERE MITSCHULD an der GEWALTSPIRALE
nach einem Artikel von RUPPERT NEUDECK (Cap Anamur) im Rhein.Merkur 23.3.2001
Es ist Krieg in Mazedonien, und wir Europäer wollen nicht schuld daran sein.
Mehr noch - bevor wir bei der Entwaffnung von nationalistischen Extremisten auch nur helfen wollen,
fordern wir als Bundesrepublik Deutschland von der rechtmässigen, demokratisch gewählten, multi-ethnisch zusammengesetzten Regierung
dieses kleinen Landes, dass sie zuerst ein Abkommen mit den Terrorkommandos vorlegt, indem diese professionellen Guerillakämpfer erklären,
dass sie nichts lieber täten, als ihre Waffen abzugeben.
Wie konnte es so weit kommen ?
Ruppert Neudeck, der durch seine weltweite Flüchtlingshilfe solche Situationen immer aus dem Blickpunkt
der leidenden Zivilbevölkerung sieht, schrieb schon im März:
"Leichtfertig haben die Regierungen Europas - an erster Stelle Berlin - den politischen Sieg im Kosovo seit 1999 verspielt.
Der UCK wurde nicht das Handwerk gelegt - wie es die UN-Resolution 1244 befahl.
Die Kämpfer hätte man direkt an der Grenze Albaniens zum Kosovo entwaffnen müssen.
Das wäre (damals) auch leicht möglich gewesen... Der Enthusiasmus der Bevölkerung über
die Befreiung durch die NATO war (damals) viel zu stürmisch. Stattdessen ließ die KFOR die UCK im Lande gewähren"
und diese nutzte dies zu Gewalttaten nicht nur zur Zerstörung des nicht-albanischen Kulturguts
(Sprengung von über 200 Kirchen). Die Vertreibung nicht-albanischer Volksgruppen, nicht nur Serben -
sondern auch Roma wurde fortgesetzt - jetzt unter den Augen der NATO, die ja erklärt hatte, gekommen zu sein, um dies zu verhindern.
Aber auch die albanische Bevölkerung wurde eingeschüchtert, um friedensliebende Konkurenten auch in der eigenen Volksgruppe
nicht aufkommen zu lassen.
Mazedonien war am Beginn der NATO-Invasion im Kosovo noch eine "Insel der Seligen", eine sichere Zuflucht
für die Flüchtlingsströme der Region. In der Regierung des kleinen Landes arbeiteten mazedonische und
albanische Parteien konstruktiv zusammen. Nationalistische Kämpfer waren in Mazedonien unbekannt -
diese lauerten, wie wir jetzt wissen, nur jenseits der Grenzen in dem Gebiet, für das Europa, die NATO, die UNO die Verantwortung übernommen haben.
In diesem Gebiet wurde nicht nur nichts gegen das Potential an Terrorgewalt getan, ganz im Gegenteil es wurde
zur Ausbildungs-, Nachschub- und Operationsbasis für den Vorstoß, ins friedliche Mazedonien !
Anstatt jetzt wenigstens die Notbremse zu ziehen und unsere Panzer dafür zu nutzen, weshalb man sie ja angeblich
ins Kosovo gebracht hat, nämlich mit militärischen Mitteln für die Entwaffnung von Extremisten zu sorgen,
wurde die Regierung des kleinen Mazedoniens durch diplomatischen Missionen der EU unter Druck gesetzt
sich nicht zu wehren, durch die erzwungene Regierungsbeteiligung aller Parteien destabilisiert und handlungsunfähig
gemacht.
Und die Bundesrepublik reagiert - wieder mit den Worten von Rupert Neudeck:
"Huch, wir waren ja nur als Marketender für das Kosovo hier, als Zubringer ..."
Schauen wir nicht weg !
Beobachten wir jetzt genau, wie die "humanitäre" Intervention Europas zur Ausweitung der Kämpfe führt.
Und fordern wir von unseren Politikern:
Wenn ihr es nicht könnt, dann laßt es bleiben !
Zauberlehrlinge, die die Geister dies sie riefen nicht mehr unter Kontrolle haben, brauchen wir nicht !
99 AUG 04 - GROSSBRITTANNIEN
Akademiker aus mehreren Universitäten Grossbrittanniens haben am 4. August in der Londoner TIMES einen Appell veröffentlicht, in dem sie besondere Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft fordern, um die Heiligtümer im Kosovo, die historisch und kulturell zum gemeinsamen europäischen Kulturerbe gehören, vor der Vernichtung zu schützen. Nachdem die europäischen Truppen die Mönche und Nonnen in den Klöstern und in der Umgebung wohnende serbische Bevölkerung offenbar nicht schützen konnten und diese aus ihrer Heimat flüchten mussten, sind viele verlassene Klöster nun einzig und allein in der Verantwortung der internationalen Gemeinschaft.
Unterzeichnet haben Anthony BRYER, Nicholas GENDLE, John Julius
NORWICH, Steven RUNCIMAN, Stephen TUMIM und Bischof KALLISTOS (Ware)
01.09.99
MAHNWORT der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands
zum KIRCHLICHEN NEUJAHR
(zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA)
Nachrichten seit "Ende des Krieges"
zu "uns": e-mail und Adresse
Anm. der Redaktion des "Boten" der deutschen Diözese:
Während der ordentlichen Sitzung des Bischofssynods nach dem Sonntag der Myrrhenträgerinnen verabschiedeten die versammelten Hierarchen 2 Sendschreiben, deren Text wir im Folgenden in deutscher Übersetzung abdrucken.
Obwohl seitdem geraume Zeit verstrichen ist, haben diese Dokumente nichts an Aktualität verloren. Aus ihnen wird über die unmittelbare Betroffenheit hinaus auch die geistliche Sorge der Oberhirten sichtbar - sowohl um den Gewissenskonflikt, in den orthodoxe Christen durch eine zweifelhafte Politik und deren Propaganda getrieben werden, als auch darum, daß die europäischen Völker und das amerikanische Volk jetzt in Vorgänge verwickelt werden, die ihnen schweren ethnischen und geistlichen Schaden zufügen müssen: Die Völker, die jetzt in unverantwortlicher Weise unter fadenscheinigen - wenngleich bequemen - Rechtfertigungen dazu irregeführt wurden, das Schwert zu erheben, machen sich mitschuldig und werden auch selbst in Mitleidenschaft gezogen. Als Folge dieser kriegerischen Handlungen könnten sie sich unversehens in einer ganz anderen inneren Verfassung wiederfinden, noch weiter entfernt von ihrer ursprünglichen Identität, von ihren geistigen Wurzeln. Das Objekt Kosovo ist bei dieser Umschichtung der Werte ein schlagendes Beispiel. Insoweit wie Europa zuläßt, daß es sich durch eine einäugige Parteinahme gegen sein christliches - ohne die Orthodoxe Kirche nicht denkbares - Erbe wendet, verunstaltet es sich selbst. Der Anblick dieses neuentstehenden Gesichts läßt wahrhaft um den künftigen Bürger Europas bangen: Wird er nicht bald selbst entwürdigt und entmündigt dastehen ?
Christus ist auferstanden !
Der seit länger als einem Monat andauernde Krieg auf dem Balkan hat lediglich die alten ethnischen Zwistigkeiten auf dem Gebiet des leidgeprüften Serbien verstärkt. Nach fünfzigjähriger Unterbrechung fallen wieder Bomben auf europäische Städte und Gemeinden im Namen von falsch dargestellten "humanen Werten", die in voreingenommener und heuchlerischer Weise selektioniert werden. Recht und Wahrheit schamlos und ungestraft mit Füßen getreten. Die NATO-Staaten gründen ihr Vorgehen nicht auf Gewissen oder Moral, sondern ausschließlich auf nackte Gewalt.
Die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland sind genötigt, sich an das Gewissen der Menschen zu wenden, die sich für "zivilisiert" ausgeben, mit einer Verurteilung des arbarischen Angriffs auf die wehrlose Bevölkerung des orthodoxen Serbiens, und mit einem dringenden Appell, sofort dem Morden unschuldiger Menschen und der Zerstörung dieses Landes Einhalt zu gebieten, und somit die Ausbreitung der Flammen des Krieges auf ein noch größeres Gebiet zu verhindern.
Unter Verletzung der Grundlagen internationalen Rechts und menschlicher Ehre handeln die Mitgliedsländer der NATO, ohne Rechtfertigung oder gewichtigen Grund nur aus eigenem politischen Kalkül und auf Grund von Unterstellungen. Hierbei töten sie ohne Scham schutzlose Serben und Nicht-Serben, zerstören Wohngebäude, die altehrwürdigen Klöster und Heiligtümer, historische Denkmäler, aber auch die Industrie, wodurch sie das serbische Volk für Jahrzehnte der Grundlagen seiner physischen Existenz berauben. All das geschieht im Namen zweifelhafter separatistischer Bestrebungen einer Handvoll Terroristen, die sich zum Ziel gesetzt haben, Kosovo und Metohija, die Mitte des geistlichen Daseins und Selbstverständnisses Serbiens von ihm abzutrennen, es der Wiege seiner Staatlichkeit zu berauben.
Die Urheber und Parteigänger des derzeitigen Überfalls betrügen bewußt ihre eigenen Bürger, indem sie ihre Aktionen als "Hilfe für die Leidenden" und als "friedensstiftend" darstellen, wobei sie die Geschichte ignorieren und die Enkel jener Serben dem Tode preisgeben, die so standhaft zur Unterstützung des Westens in seinem letzten europäischen Krieg kämpften. Man scheute sich nicht einmal Menschen umzubringen und Gotteshäuser zu zerstören sogar in den heiligen Tagen der Karwoche und des Lichten Festes der Auferstehung Christi.
Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, stellen fest: "Gott läßt Seiner - und Seiner Heiligen, die Ihm wohlgefallen haben - nicht spotten" (vgl. Gal: 6,7). Der frevelhafte und unbarmherzige Überfall einer riesigen Kriegsmaschinerie auf ein kleines und hilfloses Volk, der völlig unschuldigen - orthodoxen, wie nicht-orthodoxen - Bewohnern des Kosovo und ganz Serbiens Leiden zufügt, wird sich gegen die wenden, die dieses Schwert der Ungerechtigkeit erhoben haben. Wir glauben, daß es eine Vergeltung geben wird im künftigen Zeitalter, aber auch dafür, daß es eine solche im jetzigen gibt, sehen wir zahllose Beweise in der Geschichte.
Ihr Starken dieser Welt ! Wenn ihr Gott nicht fürchtet, so fürchtet euch wenigstens vor euch selbst, denn wer den verderblichen Weg der Aggression betritt, wird unweigerlich von ihr eingeholt.
Wir, die Bischöfe der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, beten für das orthodoxe serbische Land und alle auf seinen Gefilden Lebenden. Wir rufen auch unsere Gläubigen hierzu auf. Der Herr möge Frieden und Wohlergehen unseren Glaubensbrüdern schenken, die von der jetzigen furchtbaren Prüfung heimgesucht werden. Er möge ihre Standhaftigkeit im Glauben, in der Liebe und im Guten stärken, auf daß ihre Tränen Trost erfahren. Mörder unschuldiger Opfer sollen zuschanden werden.
Brüderlich umarmen wir die Bischöfe und den Klerus der leidgeprüften serbischen Kirche und erbitten auch deren heilige Gebete für uns, die an ihrer Trauer und ihrem Leid anteilnehmen.
Mögen unsere gemeinsamen Tränen in Freude verwandelt werden nach der treuen und unerschütterlichen Verheißung unseres Erlösers, des Auferstandenen Jesus Christus.
New York, 15/28. April 1999
New York, 15/28. April 1999
"Als Er herniederfahrend die Sprachen verwirrte,
zerteilte die Völker der Höchste.
Als Er die Feuerzungen austeilte,
rief Er alle zur Einheit.
Nun preisen wir einstimmig
den allerheiligsten Geist!"
Nähere Informationen bei:
Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland
- Verband der Diözesen -
Geschäftsführung
Grüner Weg 40 a
D-44791 Bochum
Tel. 0234 / 501 932 od. 0172 / 288 99 44
Fax 0234 / 503 576 - E-Mail: KOKiD_OA@Compuserve.com
Prinzipien der Diözese von Raska und Prizren
zu Frieden
und Toleranz auf dem Kosovo
ZUR FRIEDLICHEN LöSUNG
der schwierigen Situation auf dem Kosovo und im
Metohije :
1. Wir bringen unsere tiefe Sorge über die allgemeine negative Entwicklung der Situation auf dem Kosovo und im Metohije besonders auf Grund der ständigen bewaffneten Konflikte, unter denen vor allem die unschuldige Zivilbevölkerung zu leiden hat, zum Ausdruck. Daher appelieren wir in aller Dringlichkeit an die Vertreter des serbischen wie des albanischen Volkes, alles ihnen Mögliche zu tun, um jede Art von Gewalt zu beenden und dafür zu sorgen, dass alle Konflikte und Probleme friedlich durch einen bedingungslosen Dialog gelöst werden.
2. Wir empfinden großes Mitleid und Sympathie für all die zahlreichen Flüchtlinge, die entführten und verhafteten Personen und alle, die ihr Heim und ihren persönlichen Besitz verloren haben. Der Wert des menschlichen Lebens wie auch die Achtung vor den grundlegenden Menschenrechten und dem Privatbesitz sollten eine Verpflichtung für alle sein, die in der heutigen zivilisierten Welt leben.
3. Wir rufen alle autorisierten Vertreter dazu auf, bei der Lösung der äußerst schwierigen humanitären Lage mitzuhelfen, damit ein normales Reisen und die Versorgung mit Lebensmitteln, mit Medizin und anderen notwendigen Dingen wieder nomal möglich sind. Wir denken, dass die Rückkehr aller Flüchtlinge wie auch die Wiederherstellung ihrer zerstörten Häuser und ihres Besitzes so schnell als möglich durchgeführt und angegangen werden sollten. Wie rufen weiter dazu auf, dass internationalen humanitären Organisationen die Möglichkeit gegeben wird, alle Leidenden frei aufzusuchen, besonders die Verhafteten und Entführten, und dass sie ihnen humanitäre Hilfe leisten können.
4. Wir verdammen entschieden alle Plünderungen von privatem und staatlichem Besitz, besonders die Zerstörung der Heimstätten von Familien, die entweder niedergebrannt wurden, weil man so die Rückkehr der Flüchtlinge verhindern will oder auch aus Rache und Barbarei. Der Schatz des Kosovo und des Metohije spiegelt sich in dem reichen Mosaik seiner kulturellen und ethnischen Verschiedenheit und von daher ist heute, an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, jede Gewaltanwendung, besonders gegen die unbewaffnete Zivilbevölkerung, völlig unannehmbar.
5. Wir bringen unser ganz ernstes Bedauern über die Zerstörung religiöser Bauwerke zum Ausdruck. Wir rufen dazu auf, dass alle religiösen Bauwerke, seien sie nun Kirchen, Moscheen, Friedhöfe oder auch andere Bauten von historischem oder kulturellem Wert, in angemessener Weise geschützt und vor Zerstörung bewahrt werden. Das reiche kulturelle und historische Erbe, das diesen Teil des Balkans so einzigartig macht und weltberühmt ist, zu zerstören, ist absolut unzulässig und verdient die ausgesprochene Verurteilung der ganzen zivilisierten Welt. Wir rufen weiter dazu auf, dass den Gläubigen aller drei Konfessionen erlaubt wird, frei ihre heiligen Stätten zu besuchen und ihre religiösen Riten zu vollziehen. Wir appellieren an alle autorisierten Vertreter, Priestern, Imamen und Mönchen und Nonnen zu erlauben, ihre religiösen und humanitären Pflichten ungehindert zu erfüllen.
6. Religiöse Einrichtungen und Institutionen müssen Oasen des Friedens und der Toleranz sein; daher muss jede Form von Gewalt gegen sie verhindert werden. Diese Einrichtungen und Institutionen dürfen nicht für nicht-religiöse und nicht-humanitäre Zwecke genutzt werden. Wir appellieren an die Mitglieder aller drei Konfessionen, besonders an den Klerus, aktiv bei den humanitären Aktionen zu Gunsten der vom Krieg betroffenen Bevölkerung mitzuwirken, und zwar ohne Ansehen dessen, zu welcher nationalen Gruppe und zu welcher Religion sie gehört. Allen Flüchtlingen und Zivilisten, die in religiösen Einrichtungen Zuflucht finden, besonders den Frauen, Kindern und alten Menschen, muss volle Sicherheit garantiert werden.
7. Wir respektieren das Recht jeder Person, ihre eigenen politischen, nationalen oder religiösen überzeugungen zu haben; gleichzeitig aber rufen wir alle Bürger des Kosovo und des Metohije dazu auf, ihre Positionen in einer friedlichen und zivilisierten Weise auszudrücken und wenigsten ein Minimum an Toleranz auch denen zu erweisen, die mit ihren Auffassungen nicht übereinstimmen.
8. Wir verdammen gleichermaßen jede Gewaltanwendung zu politischen Zwecken. Wir denken, dass alle in dieser Region existierenden Konflikte auf einem friedlichen und demokratischen Weg unter vollständiger Respektierung der Menschenrechte aller Gruppen und Individuen gelöst werden können und müssen.
9. Die endgültige politische Lösung muss durch den Dialog zwischen den bevollmächtigten Vertretern der Völker, die in diesem Gebiet leben, erreicht werden. Um zu einem solchen erfolgreichen Dialog zu kommen, ist es unbedingt notwendig, dass Gewalt und Unterdrückung zuvor beendet werden. Wie auch immer die abschließende Lösung dieser Verhandlungen aussehen mag, muss allen friedlichen Bürgern des Kosovo und des Metohije die kollektive und persönliche Sicherheit und das unveräußerliche Recht zugesichert werden, bei voller Achtung ihrer Menschenrechte in ihren seit Jahrhunderten bewohnten Heimstätten zu bleiben.
10. Wir rufen alle Bürger des Kosovo und des Metohije dazu auf, von jeglicher Gewaltanwendung gegen ihre Nachbarn Abstand zu nehmen und an vertrauensbildenden Maßnahmen zwischen den Mitgliedern aller nationalen Gemeinschaften und Konfessionen mitzuwirken. Trotz aller im Hinblick auf Sprache, Geschichte, Kultur und Religion existierenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Gruppen auf dem Kosovo und im Metohije liegt ein friedliches und würdiges Leben wie auch ihr Recht auf persönliche Sicherheit und den Schutz ihres Eigentums im gemeinsamen Interesse aller Bürger.
11. Besonders rufen wir dazu auf, dass das bestehende Erziehungsproblem so schnell wie möglich gelöst wird. Gerade den Jüngsten müssen alle Bedingungen für eine moderne Erziehung eingeräumt werden, die das unveräußerliche Recht jedes menschlichen Wesens ist. Wir rufen dazu auf, dass die Schulen ein Leben in Toleranz und Frieden unterstützen und es inspirieren, und verdammen den Gebrauch der Erziehung zu politischen Zwecken, die interethnischen Hass und Gewalt verbreiten wollen.
12. Ganz entschieden wenden wir uns gegen jede Art religiöser und ethnischer Diskriminierung wie auch gegen Menschenrechtsverletzungen und Repressionen. Wir unterstützen die Idee eines friedvollen gemeinsamen Lebens aller Bürger in gegenseitigem Respekt und in Toleranz. Hier liegt ja die Zukunft, nicht allein dieser Region, sondern des gesamten Balkans und der zivilisierten Welt.
13. Als höchste Repräsentanten der Serbischen Orthodoxen Kirche auf dem Kosovo und im Metohije empfinden wir es als unsere Aufgabe und Verpflichtung, alle möglichen persönlichen Anstrengungen zu unternehmen und unsere Autorität in unserer Gemeinschaft zu nutzen, damit die oben genannten Prinzipien getreulich beachtet und so schnell als möglich angewandt werden. Wir glauben fest daran, dass wir auf diese Art und Weise einen bedeutenden Beitrag dazu leisten können, dass zukünftige Gewalt verhindert und eine friedvolle, demokratische Lösung für das Kosovo-und-Metohije-Problem gefunden wird.
Bischof Artemije von Raska und Prizren
siehe auch andere Dokumente über Friedens-Aktivitäten des Bischofs !>
( übersetzung aus dem Englischen von Kerstin Keller)
Belgrad - Washington - Während in den westlichen Medien die
Befreiung der drei in Jugoslawien gefangenen US-Soldaten fast ausschließlich dem
früheren amerikanischen Präsidentschaftskandidaten und protestantischen Geistlichen
Jesse Jackson zugeschrieben wurde, haben in Wirklichkeit viele Vertreter der Religionen mitgewirkt.
Die amerikanische Delegation wurde vom
Nationalen Kirchenrat organisiert, umfasste aber auch Vertreter der Muslime und der Juden.
Etliche Orthodoxe haben an dieser
humanitären Aktion entscheidenden Anteil gehabt:
- Bischof MITROFAN (Kodic) Bischof der östlichen USA von der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA (geboren in Bosnien)
- Bischof DIMITRIOS (Koutsogeorghas) von Xanthos, der
ökumenebeauftragte der Griechisch-Orthodoxen Erzdiözese von Amerika (ökumenisches Patriarchat)
- Erzpriester Leonid Kishkovsky (Orthodoxe Kirche in Amerika)
- Pfarrer Irinej Dobrijevic aus Cleveland von der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA, der auch die Internationale Orthodoxe Christliche
Caritas vertrat
- der Kirchenälteste Dr. Zoran Svetislav Hodjera aus Washington von der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA
und der
republikanische Kongressabgeordnete Rod Blagojevic aus Chicago;
Wie ein Sprecher der Serbischen Orthodoxen Kirche in den USA, Priester Stevan Rocknage, betonte,
"macht es uns nichts, wenn Jesse Jackson alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die
Hauptsache ist doch, dass wir Gott danken, dass die Gefangenen frei sind. ... Es wäre
wunderbar, wenn unser Präsident jetzt sagte: 'Okay, jetzt muss ich auch von meiner Seite
etwas nachgeben!'" Zugleich aber betonte Rocknage: "Ohne das Wirken der
orthodoxen Bischöfe hinter den Kulissen dort wäre es den Delegierten nicht möglich
gewesen, eine Audienz bei Patriarch Pavle oder ein Treffen mit Präsident Milosevic zu
haben".
Quelle: Informationsdienst Orthodoxie aktuell , Nr. 05/1999.
Vater SAVA aus dem Kloster Decani im Kosovo informiert schon am ersten Tag der Bombenangriffe alle im Internet.
Die Mönche von Decani sind als moralische Autorität in der Region anerkannt.
Sie haben ähnlich wie auch Patriarch PAVLE von der Serbischen Orthodoxen Kirche immer in guter Nachbarschaft mit den örtlichen Albanern gelebt und Grausamkeiten von allen Seiten stets öffentlich verurteilt.
Offener Brief von Bischof Artemije an die NATO-Staaten
An die Präsidenten, Staaten und Parlamente, Diplomaten und Botschafter der USA und der westlichen Staaten
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich schreibe Ihnen diesen offenen Brief und weiß nicht einmal, auf welchem Wege er Sie erreichen soll, da alle Telefonverbindungen (und andere Kommunikationsmöglichkeiten) mit dem Kosovo unterbrochen sind - einer der vielen "Erfolge" der NATO-Intervention gegen meine Heimat, gegen das leidende Volk und gegen mich persönlich.I. Seit diesen 16 Tagen, die die täglichen Bombardierungen Ihrer Luftwaffe andauern, haben Sie wahrhaftig "glänzende Resultate" erzielt. "Glänzende Resultate", sieht man sie aus Ihrer Perspektive. Sie haben viele Kasernen und andere militärische Ziele, Fabriken und Wohngebiete zerstört, haben viele Brücken und Nachrichtenverbindungen zerrissen. Die Saat, die Sie säen, bedeutet Tod und Wunden, bringt Leid und Schmerz über viele Heimstätten und Wohngebiete, und Sie haben damit ein ganzes Volk in die Luftschutzkeller und die Finsternis getrieben. Und das alles tun Sie aus "humanitären Gründen". Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns erklären könnten, was uns erwarten würde, wenn Sie inhuman gegen uns vorgehen würden.
Es kann nicht verwundern, dass uns das alles unendlich schmerzt, und das aus der Erkenntnis und Frage heraus, womit wir das alles verdient haben. Laut Ihren Aussagen möchten Sie mit Ihrem Vorgehen Herrn Milosevic bestrafen. Gab es für Sie wahrhaftig keine anderen Wege und Mittel, ihn persönlich auf exemplarische Weise zu bestrafen, statt die elenden und armen Kinder Gottes, in Aleksovac, in Pristina, in Belgrad, in Velika Hoca ..., und wer weiß, wo Sie das noch tun werden.
Nach geltendem Völkerrecht, aber auch nach dem Gesetz Gottes wird derjenige, der Kinder wegen der Vergehen oder Verbrechen ihrer Eltern bestraft oder tötet, selbst zum Verbrecher. Tut er dieses massenhaft und unter Kriegsbedingungen, so ist er ein Kriegsverbrecher, und ihn erwartet, vor das Kriegstribunal in Den Haag gestellt zu werden, damit er verurteilt wird. Wo liegt der Unterschied zwischen solchen Verbrechern und Ihnen, auf wessen Befehl hin fallen Tausende Tonnen zerstörerischen explosiven Materials auf die Köpfe unschuldiger Menschen (und Kinder) wegen der Vergehen und Verbrechen eines Menschen (Herrn Milosevics)? Gehören nicht auch Sie vor das Den Haager Tribunal ?
Vielleicht trösten Sie sich mit dem Glauben, dass es keine Instanz gibt, die Sie dorthin überstellen könnte. Ich glaube, dass Ihnen das ein schwacher Trost ist, wenn Sie ein Gewissen haben und an Gott glauben - was Sie vorgeben zu tun. Dem Urteil des ewigen und gerechten Richters wird niemand entgehen können, trotz all Ihrer militärischen und wirtschaftlichen Macht. Mögen Sie das bedenken.
II. Ich möchte dem eben Gesagten noch etwas hinzufügen: Das größte Opfer Ihrer NATO-Bombenangriffe ist nicht, was zerbombt und zerstört worden ist, und dazu gehören auch die Toten und Verwundeten (wie groß diese Zahl auch sein möge), sondern dasjenige, was Sie verhindert haben, sich zu entwickeln, das, was begonnen worden war in Richtung einer Integration Serbiens, Jugoslawiens und des gesamten Balkans, und dieses Gebiet einbetten sollte in den europäischen und Weltzusammenhang, und führen sollte zu Demokratie. Vor dem Beginn Ihrer Bombardierungen hat es in Serbien demokratische Kräfte gegeben, offene und potenzielle, es gab demokratische Prozesse, auch wenn sie erst am Anfang standen. Diese Volk hat die Hoffnung gehabt, dass es mit Ihrer Unterstützung und Hilfe diesen Prozess der Demokratisierung lebendig machen und zu einem erfolgreichen Ende führen könnte. Alles das existiert nicht mehr. Die Vernichtung dieser demokratischen Kräfte, dieser demokratischen Prozesse, des Glaubens und der Hoffnung dieses Volkes auf eine bessere Zukunft, ist das größte Verbrechen, das Sie mit Ihren Bombardierungen begangen haben.
Die serbisch-orthodoxe Kirche (ich, als Erzbischof von Raska und Prizren) und die Vertreter der Serben aus dem Kosovo und Metohija, die in der serbischen Widerstandsbewegung versammelt sind, einer demokratischen Bewegung, an deren Spitze Herr Momæilo Trajkovic steht, und die Fürsprecherin ist im Namen der Kirche und des Volkes, haben volle zwei Jahre die Länder Europas, die USA und Russland bereist. Wir haben überall versucht, die Wahrheit über die Problematik dieser Region, ihre Genealogie und die aktuelle Lage zu berichten, in der sie sich befindet, und Wege aufzuzeigen, wie diese Problematik auf eine befriedigende Weise für alle, die dort leben und weiterhin als anständige und ehrenhafte Bürger ihrer Heimat leben wollen.
Während dieser Friedensmission haben wir alleine Amerika fünf Mal im Laufe eines Jahres, von Februar 1998 bis zum Februar 1999 bereist. Immer und überall haben wir betont, dass das Kosovo-Problem mit Anwendung von Gewalt, unabhängig von welcher Seite (den NATO-Pakt eingeschlossen) sie ausgeübt wird, nicht gelöst werden kann. Wir haben unsere Standpunkte vertreten und vorgeschlagen, dass die Lösung auf politischem Wege gesucht wird, über die Demokratisierung Serbiens, Jugoslawiens und der gesamten Balkanregion, d.h. mit den Mitteln des Dialogs und der Verständigung. Wir haben uns für ein multi-ethnisches, multi-kulturelles und multi-religiöses Kosovo eingesetzt, wo alle, die dort leben, auf der Grundlage des höchsten, weltweit anerkannten Standards, die gleichen Rechte genießen würden. Wir möchten mit Befriedigung und Dankbarkeit betonen, dass wir überall und von allen Gesprächspartnern außerordentlich freundlich aufgenommen und angehört wurden, und in 90% aller Fälle in unseren Ansichten unterstützt wurden. Das weckte in uns die Hoffnung, dass das Kosovo-Problem auf friedlichem Wege, zur Zufriedenheit aller, gelöst werden könnte. Auf den Gesichtern unserer Gesprächspartner war Freude zu bemerken über die Erkenntnis, dass es ein anderes und ganz anders geartetes Serbiens als das des Herrn Miloõeviç und seines Regimes, dass es also eine Alternative gibt. All das kündigte eine bessere Zukunft für alle an. Und all das ist jetzt zunichte gemacht worden. Die NATO-Bomben haben nicht einen Stein auf dem anderen gelassen von jenen schönen, zukunftsweisenden Bildern.
III. Stattdessen ist all dasjenige in die Tat und Praxis umgesetzt worden, worauf wir (ich und Herr Trajkovic) anlässlich unserer letzten Reise nach Frankreich und in die USA im Februar diesen Jahres eindringlich hingewiesen und gewarnt haben. Besonders Frau Madeleine Albright gegenüber haben wir hervorgehoben und dies auch schriftlich dargelegt, was geschehen wird, wenn die NATO gegen Serbien und Jugoslawien militärisch intervenieren sollte. Wir möchten an dieser Stelle nur kurz daran erinnern:
Wir fragen Sie, meine Damen und Herren, was sich von dem, was vorhersehbar war, und was wir Ihnen eindringlich vor Augen gehalten haben (und wir hoffen, dass das rechtzeitig geschah!) nach der NATO-Intervention nicht bewahrheitet hat ?
Wir haben bei dieser Gelegenheit auch unsere Angst zum Ausdruck gebracht, dass eine solche Entwicklung der Ereignisse unproduktiv und gänzlich unnötig wäre; und dazu in vielfacher Weise schädlich. Stattdessen haben wir im Hinblick auf den Annex über die Kantonisierung des Kosovo einen alternativen Vorschlag gemacht, der den Vertrag von Rambouillet nicht veränderte, sondern ihn ergänzt hätte, um in Rahmen der Rechte auf Autonomie die Interessen der serbischen und der albanischen Seite auszugleichen und damit für alle annehmbar zu machen.
Zu unserem großen Leid haben Sie das serbische Volk nie verstanden - seine orthodoxe Seele, seine Tradition und seine Geschichte. Sie haben selbst uns als Ihre Gesprächspartner missachtet, die wir Ihnen ehrlich gegenübergetreten sind und die Wahrheit gesprochen haben in der Hoffnung, dass unsere gemeinsamen Bemühungen Früchte tragen und Frieden für diese Region bringen würden. Sie wollten eine Lösung gemäß Ihren Maßstäben und Prinzipien und haben dabei selbst das Minimum der nationalen Interessen des serbischen Volkes außer Acht gelassen. Sie haben sich für eine militärische Intervention der NATO-Luftwaffe gegen unsere Heimat entschieden. Was Sie damit erreichen, wem Sie wirklich helfen werden, entscheiden Sie selbst. Mit Bomben kann man eine "humanitäre Katastrophe" weder verhindern noch lindern, sondern sie in geometrischer Progression steigern. Davon haben Sie sich wohl in den letzten sechzehn Tagen Ihrer "Friedensaktivitäten" überzeugen können.
Unsere Hoffnung auf Sie, Ihre Demokratie, Ihre Gerechtigkeitsliebe und Humanität sind tief begraben worden in den Kratern, die Ihre Bomben und Raketen gerissen haben. Werden sie jemals von dort auferstehen - diese Frage stellt sich jetzt.
Christus, dessen Karfreitag wir heute feiern, hat gelitten und wurde gekreuzigt von Menschen, zu denen er aus Liebe gekommen ist, um sie zu erretten. Sie haben ihn zu Unrecht getötet und begraben. Und sein Grab versiegelt. Und haben Wächter an sein Grab gestellt, auf dass sie seine ruhmreiche und heilbringende Auferstehung verhindern sollten. Doch haben all ihre Bemühungen nicht geholfen. Christus ist auferstanden. Er hat auch uns, die wir heute schuldlos unter Ihren Bomben leiden, die Hoffnung gegeben, dass es auch für uns eine Auferstehung gibt. Was auch immer Sie tun, und was auch immer Sie weiter unternehmen mögen.
Während wir orthodoxen Serben unter Ihnen leiden, ist unser Bedauern für Sie ehrlich. Ihre Katastrophe ist schrecklicher als unsere, denn sie wird länger währen; länger, weil Sie unfähig sind, das Unheil, das Sie über uns bringen, zu bereuen. Deshalb beten wir für Sie zum gekreuzigten und auferstandenen Gott und wiederholen mit ruhigem Herzen und Liebe seine Worte am Kreuz: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun".
Christus ist auferstanden! - Er ist wahrhaftig auferstanden !
Artemije, Erzbischof von Raska und Prizren
Prizren, 9.4.1999
öffentliche Erklärung des Heiligen Synods der Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche vom 25. März 1999
Angesichts des Unglücks, das unser Heimatland durch die Bombardierung der NATO getroffen hat, ruft die Serbische Orthodoxe Kirche die Regierungen aller Länder der Welt dazu auf, darauf hinzuwirken, dass das Bombardement gestoppt wird und dass eine gerechte Lösung für ein Ende der aktuellen Krise durch Verhandlungen gefunden wird.Die Serbische Orthodoxe Kirche ruft die militärischen und zivilen Behörden Serbiens und Jugoslawiens auf, alles zu tun, dass Frieden geschaffen wird. Wir fordern alle Diözesanbischöfe in Serbien und im Ausland, Priester und Gläubige unserer heiligen Kirche auf, in diesem Unglück, das über uns kam, ihre Gebete zu dem Guten Gott, dem Einzigen, der im Besitz des Friedens ist, zu verstärken, dass Frieden gewährt möge unserer leidenden und gequälten Nation, aber auch anderen Völkern, die mit uns zusammenleben. Möge dieser unser Aufruf an die Welt und die heimische öffentlichkeit nicht nur eine "Stimme des Rufers aus der Wüste" bleiben.
Patriarch Pavle,
Vorsitzender des Heiligen Synods der Bischöfe
der Serbischen Orthodoxen Kirche
Aus der Osterbotschaft des Heiligen Synods der Serbischen Orthodoxen Kirche vom 11. April 1999
... Hier [in der Botschaft der Auferstehung Christi] liegt die Antwort auf eine der schwierigsten Fragen der Menschheit heute, nämlich der Frage, wie wir uns um die Welt, in der wir leben, bemühen, wie wir unsere Umwelt retten und unser gemeinsames menschliches Haus. In Treue zum Kreuz wollen wir sie retten, indem wir uns für die Welt opfern - und nicht, indem wir uns die Welt opfern; erleuchtet von der Auferstehung und gewürdigt durch den Namen, Priester und Könige für Gottes Schöpfung zu sein (Offb 5,10), wollen wir in der Kirche nicht nur uns selbst retten und umgestalten, sondern auch die Natur, denn durch den Glauben kommen wir ja zur Konzeption eines "neuen Himmels und einer neuen Erde" (Offb 21,1).
Hierin liegt auch der Ausweg aus dem Drama auf unserem Kosovo und dem Metohija, jenem Teil unseres Vaterlandes, der bis zum II. Weltkrieg zu Recht den Titel des "alten Serbien" trug und der heute und auch für alle Zeiten die Wiege Serbiens und das geistliche Zentrum des orthodoxen Serbentums darstellen wird.
Alle genuinen Vorschläge und ehrenwerten Anstrengungen, die Probleme dort zu lösen, verdienen Respekt, wenn sie zu einer Lösung beitragen, durch die das serbische Volk auf dem Kosovo und im Metohija zusammen mit den Albanern und allen anderen Völkern in Frieden und Freiheit leben kann, indem alle die gleichen Rechte miteinander teilen.
Der brutale Angriff des NATO-Paktes auf Jugoslawien verdient aber jede moralische Verurteilung: Die NATO hat schreckliches Leiden und Zerstörung verursacht, während sie zugleich die unüberbietbar zynische Erklärung anbot, sie wolle eine "humanitäre Katastrophe" verhindern. Die gewalttätige "Logik" der Nato bedeutet jedoch eine Tragödie - sowohl für das serbische Volk wie für alle ethnischen Gemeinschaften des Kosovo und Metohija. Doch wir orthodoxen Christen müssen vor allem anderen an Stelle eines verbrecherischen Eroberungskrieges und des Todes nach der Erfahrung von Kreuz und Auferstehung handeln - das heißt, wir müssen treu bleiben dem alten Vermächtnis des Kosovo - auch dahin zurückkehren, das aber bedeutet die geistliche und historische Anwendung des neuen Testamentes Christi, die es sich im Wege und im Erbe des heiligen und ehrwürdigen Fürsten Lazar findet, dieses Helden und Ritters für eine Freiheit, die nicht in dieser Welt, sondern in der Heiligkeit und Gerechtigkeit des Himmelreiches gefunden werden kann. Es kann keine Niederlage auf diesem Wege geben, denn er wird erleuchtet durch das Strahlen der Auferstehung. Mögen die Leiden und ängste unserer Zeiten vergehen vor dem Licht und der Auferstehung unseres Herrn !
Osterbotschaft an das serbische Volk im Kosovo und Metohija
CHRISTUS IST AUFERSTANDEN !
Seit Jahren werden wir in die Ausweglosigkeit geführt, in eine Richtung, die freiwillig niemand einschlagen würde, und hier sind wir nun, nicht an der Schwelle zum Untergang, sondern an seinem tiefsten Punkt. Dazu hat nicht nur beigetragen und Pate gestanden ein inneres übel, sondern auch ein äußeres. Deshalb fallen tagtäglich Bomben und Raketen auf unsere Heiligtümer, unsere Häuser, unsere Dörfer und Städte, und nehmen uns Stück für Stück unseres geistigen, nationalen und biologischen Wesens. Als Trost und Gegenleistung für das, was wir verlieren, bieten uns unsere derzeitigen Machthaber, die uns mit ihrer unseligen Politik der letzten zehn Jahre hierher gebracht haben, Tag für Tag und Nacht für Nacht Filmaufnahmen der Partisanenverherrlichung, des brudermordenden Hasses und der offenen Gottlosigkeit, zeitweise unterbrochen durch Nachrichten, die voller Unwahrheiten und Halbwahrheiten sind.
Doch trotz aller bitteren Tatsachen gibt es und kann es keine Rechtfertigung für dieses verständnislose und verbrecherische Vorgehen des NATO-Pakts geben, der mit seiner wahnsinnigen Politik und der ihr eigenen Verblendung glaubt, ein übel durch das andere heilen zu können, dass er durch die Anwendung von Macht und Gewalt die Leiden unschuldiger Opfer im Kosovo und Metohija, unabhängig von ihrer Volks- oder Religionszugehörigkeit, aufhalten oder lindern könnte. Dieses wird man, wahrlich, niemals und durch nichts rechtfertigen können, und es wird als schwärzester Fleck in das Gewissen der Menschen im ausgehenden 20. Jahrhundert eingeprägt sein. Hier geht es um einen kausalen, sich gegenseitig bedingenden Zusammenhang, wo ein übel das andere hervorbringt, oftmals noch schlimmer und größer als das Erstere, wodurch die Spirale des übels und der Gewalt einerseits vergrößert und erweitert wird und andererseits das Leiden unschuldiger Menschen. Genauso, wie es in der göttlichen Verkündigung steht: "Ein Wehe ist dahin; siehe, es kommen noch zwei Wehe nach dem" (Offb. 9,12).
Die übel, die wir erdulden und ertragen müssen, sei es von den Machthabern, albanischen Terroristen oder jenen der NATO, hängen nicht mit uns zusammen, noch können wir sie oder ihre Dauer beeinflussen, noch wissen, wann sie ein Ende finden werden. Das liegt in der Macht derjenigen, die bis heute überleben und über den Tod eines ganzen Volkes entschieden haben. Das dritte übel, das für uns alle das Verderblichste ist, hängt ausschließlich mit uns selbst zusammen: Wollen wir Menschen sein und bleiben - oder zu Unmenschen werden, möchten wir untereinander Brüder sein und gute Nachbarn mit den Völkern anderer Nationalität und Religion, wollen wir diese chaotische Situation nutzen, um unseren Nachbarn Gutes oder Schlechtes zuzufügen, hängt allein und ausschließlich von uns ab. Wenn wir Christen sind, wenn wir Menschen sind, müssen wir uns an die Worte des Evangeliums halten: "Alles nun, was ihr wollt, das euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch" (Mt 7,12).
Niemand von uns möchte von einem anderen erniedrigt, gefoltert, beraubt oder getötet werden. Fügen wir also nicht anderen solche übel zu. Zu unserer Schmach und Schande müssen wir aber hören, dass sich vielerorts solche Dinge ereignen, begangen von unvernünftigen Einzelnen oder Gruppen; diese nutzen die Abwesenheit strenger Gesetze und von Recht und Ordnung aus und fügen einander Böses zu, brechen in die Geschäfte und Häuser ihrer Nachbarn ein und rauben sie aus, erpressen und entführen, foltern und töten einander. Durch ein solches Verhalten wächst das übel und vermehrt sich, um am Ende zu uns zurückzukommen wie ein Bumerang, nur mit noch größerer Wut und Wucht.
Deshalb appellieren wir an euch und bitten euch, als euer geistlicher Hirte: Wenn wir wollen, dass das übel, die Gewalt und das Leiden des Volkes von Kosovo und Metohija, die wir schon so lange ertragen müssen, aufhört: richten wir die Augen unserer Herzen gen Himmel, flehen und bitten wir um die Gnade und den Schutz unseres einzigen Freundes und Beschützers - Gott, da uns jetzt auf Erden kein anderer Freund und Helfer geblieben ist. Gleichzeitig müssen wir alles tun, was in unserer Macht steht, die übel zu verringern, böse Taten zu vermeiden und Gutes zu tun für diejenigen, die bedürftig sind, denn wir alle sind Menschen, und vieles ist uns gemeinsam: Freude und Schmerzen, und Leiden und Leben und Tod. Vergessen wir nicht, dass dem menschlichen Leben höchste Bedeutung zukommt, dass der Herrscher über das Leben jedes einzelnen Menschen nur sein Schöpfer ist - Gott, und dass wir deshalb nicht das Recht haben, uns gegenseitig dieses wertvollsten göttlichen Geschenks zu berauben. Hüten wir uns besonders davor, uns an Gegenständen des Glaubens, an Kulturdenkmälern und Heiligtümern von Völkern anderen Glaubens und anderer Volkszugehörigkeit zu vergehen. Ich appelliere an euch, meine Gläubigen, dass ihr besonnen und würdevoll, als Menschen, eure Meinungsverschiedenheiten löst, sowohl untereinander, als auch mit Menschen anderen Glaubens und anderer nationaler Abstammung. Nur wenn wir so handeln und uns verhalten, meine lieben Kinder im Geiste, dürfen wir die Hoffnung haben, dass wir ein Ende der übel und des Unglücks, das über uns gekommen ist, sehen können, und uns bessere und glücklichere Zeiten in der Zukunft erwarten. Es ist unsere Schuldigkeit und heilige Verpflichtung, den Geschlechtern, die nach uns kommen, unseren Nachkommen, jenes Erbe zu hinterlassen, das wir von unseren heiligen Ahnen empfangen haben, und das ist wahrhaftiger Glaube und Menschlichkeit, wie auch unsere guten Taten und Tugenden. Nur so können wir ihnen zu einem Vorbild werden, das es nachzuahmen gilt, und Anlass werden zu Stolz, dass sie solche Vorfahren gehabt haben. Sollten wir uns anders verhalten, nämlich als Unmenschen, müssen wir uns fragen, was für ein Erbe wir ihnen hinterlassen werden. Nur eines, für das sie sich schämen werden vor sich und anderen, weil sie die Nachkommen solcher, unwürdiger Ahnen sind.
Mögen diese kurzen Gebete täglich vor unseren Augen, auf unseren Lippen, in unserem Herzen sein :
Gib mir, Herr, die Kraft, das zu ändern, was ich ändern kann!
Gib mir, Herr, die Kraft, das zu ertragen, was ich nicht ändern kann!
Und gib die Weisheit, diese zwei zu unterscheiden!
Am Schluss, in diesen Tagen der Leiden Christi und unserer eigenen, grüßen wir euch alle mit dem Gruß der ewigen Hoffnung und Freude :
Christus ist auferstanden ! - Er ist wahrhaftig auferstanden !
Euer Fürsprecher im Angesicht des Auferstandenen Gottes
Artemije, Erzbischof von Raska und Prizren
Prizren, 27. März 1999
Gemeinsamer Appell der Religionsgemeinschaften Jugoslawiens für den Frieden vom 19. April 1999
Wir unten unterzeichnenden Vertreter der größten religiösen Gemeinschaften, die seit Jahrhunderten in der Bundesrepublik Jugoslawien zusammen leben und wirken, rufen die politischen und militärischen Führer des NATO-Bündnisses dazu auf, die Bombardierungen Jugoslawiens sofort zu beenden und den Ausweg aus der entstandenen Krise gemeinsam in friedlichen Verhandlungen zu suchen.
Die große Zahl unschuldiger Opfer unter Serben, Albanern und anderen ethnischen Gruppen sowie die großen materiellen Zerstörungen, welche jedes weitere Leben zu zerstören drohen, veranlassen uns religiöse Menschen, unsere Stimme gegen jede Art von Krieg zu erheben, so auch gegen den Krieg gegen Jugoslawien. Des Weiteren denken wir, dass alle Kriegsopfer ein ausreichender Preis dafür sein müssten, dass bei jenen, die die Macht zur Beendigung des Krieges haben, die Vernunft überwiegt, damit sofort die Bombardierungen und das Töten gestoppt werden und das Problem in Frieden und in Verhandlungen gelöst wird. So wie man das Böse nicht mit dem Bösen besiegen kann, so kann man auch nicht mit Krieg Frieden und Glückseligkeit schaffen.
Friedensstifter zu sein, ist die größte Pflicht und die höchste Aufgabe jedes Menschen. Deshalb sollten wir uns nicht davor fürchten, die Hand des Friedens als erste zu geben. Vor allem weil der Friede ein existenzielles Bedürfnis für uns ist, und jeder Krieg, ungeachtet dessen, ob wir "Sieger" oder "Besiegte" sind, ein Verlust und eine Niederlage der gesamten Menschheit ist.
In der Welt, die Gott auch für uns Menschen geschaffen und unserer Obhut anvertraut hat, gibt es Platz für alle Menschen, aber nur, wenn wir Menschen sind.
Im Namen der Zukunft und des gemeinsamen Lebens beten wir zu Gott und appellieren an alle Menschen guten Willens, sich dafür maximal stark zu machen, dass der Krieg beendet und die Probleme mit friedlichen Mitteln gelöst werden.
Wir sind davon überzeugt, dass mit dem Ende der Bombardierungen die Bedingungen geschaffen werden könnten, dass die jetzigen und früheren Flüchtlingen zurückkehren. Dafür setzen wir uns alle ein und bitten alle Menschen, ihren Beitrag in dieser Richtung zu leisten!
In Richtung der Schaffung von Frieden sowie im Sinne der friedlichen Lösung der Krise bitten wie auch alle Menschen in unserem Land, sowohl die Albaner als auch die Führung, dass sie ablassen von jedweder Form von Gewalt und alles tun, jeder von seiner Seite, damit dieser Konflikt friedlich gelöst werden kann.
Friede allen !
Serbischer Patriarch Pavle
Römisch-Katholischer Erzbischof Belgrads Perko
Mufti Jusuf Spahiç
Rabbiner Isak
Hirtenbrief der Griechisch-Orthodoxen Diözese von Denver vom 25. März 1999
Das Fehlen moralischer Integrität, das in den letzten Jahren bei den Führern und Repräsentanten unserer Nation offensichtlich wurde, hat nun eine sehr instabile Region der Welt betroffen. Das Töten unschuldiger Kinder, Frauen und Männer hat nun mit dem Einsatz von Bomben begonnen, die von unseren Steuergeldern bezahlt wurden. Unsere Führer haben mit ihren jüngsten Aktionen eine sehr starke Aussage gemacht, nämlich dass "Macht Recht schafft". Es passte ihnen gut, zu vergessen, dass Macht korrumpiert und dass absolute Macht absolut korrumpiert. In diesem Sinne führen sie nun die zügellosen Diktatoren unserer Generation darin ein, wie man regiert und wie man kontrolliert. Und der Frieden, auf den sie bestehen, ist falsch und künstlich.
Der Befehl an den Führer einer kleinen, souveränen Nation, die intern unter Beschränkungen und extern unter langen Boykotten gelitten hat: "Unterzeichne meinen Friedensvertrag oder ich mache dein Land instabil und unterwerfe dein Volk bitterlicher Armut und Leid", ist für die größte Supermacht der Welt die Widerspiegelung moralischer Korruption und böser Absicht. Trotz dieses moralischen Verfalls unter unseren Führern haben wir Amerikaner uns bequem gesonnt im Geiste der Apathie und der Indifferenz. So lange unser Aktienmarkt und unsere Wirtschaft gesund sind, wollen wir nicht damit behelligt werden, was in einem anderen Teil der Welt passiert, auch nicht in der Großen Fastenzeit!
Er wird Mitleid haben mit allen unschuldigen Menschen, die ungerecht leiden. Er weiß, wer wir sind, ein jeder von uns. Er kam und lebte unter uns und erfuhr mehr als jeder andere das Böse in der Welt. Unser Herr Jesus Christus kam zu uns, um den Zerfall in der Welt durch das Böse zu beenden, und wir kreuzigten ihn! Aber er überwand den Tod durch seinen Tod und alles, das Sünde und Tod bedeutet. "Seid wohlgemut", sagte er, "Ich habe die Welt überwunden".
Da das Jahrtausend seinem Ende entgegen geht, verstärkt sich der Krieg, der auf dem Balkan ausgebrochen ist, wie erleuchtete Mönche in den letzten Jahren vorhergesagt haben. Das Abschlachten vieler Menschen in einer kurzen Zeitspanne wird schrecklich sein.
Was können wir tun? Was müssen wir tun? Es ist unsere christliche Verantwortung, für alle Opfer dieser sich entfaltenden Tragödie zu beten. Eigenartig, nach weniger als 60 Jahren werden die gleichen Menschen, ihre Kinder und nun ihre Enkel wieder ihr Blut auf dem gleichen Boden vergießen, der während der vergangenen 800 Jahre von Blut durchtränkt wurde. Wir müssen für die überlebenden beten, dass sie den Namen Gottes um sein Eingreifen anrufen.
Wahrlich, wie schrecklich ironisch ist es, dass die ersten amerikanischen Bomben an dem Festtag fielen, an dem wir der Verkündigung an die Jungfrau Maria durch den Erzengel Gabriel und ihrer Einwilligung, den Retter der Welt zu gebären, gedenken! Kann das ihre Art sein uns mitzuteilen, dass wir inbrünstige Gebete zu ihr senden mögen, dass sie bei ihrem Göttlichen Sohn für uns bitten möge? Sie weiß, dass in dieser Region des Balkans die Erde seit 1940 das Blut von mehr als 1 Million menschlicher Seelen aufgenommen hat, die meisten von ihnen Serbische Orthodoxe Christen.
Im Nachdenken darüber und nach tiefem Gebet rufe ich alle meine Priester zusammen mit unseren Gläubigen auf, da wir uns der Großen und Heiligen Woche nähern, aufzustehen und teilzunehmen am Gottesdienst der Paraklese zur heiligen Theotokos ... und sie zu bitten, alle ihre Gläubigen auf dem Balkan vor dem Bösen, das nun über sie kommt, zu bewahren.
Mit väterlichem Segen
+ Metropolit Isaiah
Vorstehender Hierarch der Diözese von Denver
Aufruf des Patriarchen von Moskau zu den NATO- Militäraktionen gegen Jugoslawien am 25. März 1999
Gestern Abend und während der ganzen Nacht hat die NATO zahlreiche Luftschläge gegen Jugoslawien gerichtet. Wovor häufig gewarnt worden ist, das ist geschehen: Blut wurde vergossen, darunter das Blut zahlreicher Zivilisten, während die Situation auf dem Kosovo und in seiner Umgebung völlig destabilisiert worden ist. über ein Dutzend Länder stehen jetzt gegen eine einzige Nation und zerstören sowohl militärische wie auch rein zivile Objekte. Der derzeitigen Weltordnung, die über fünfzig Jahre Europa und die ganze Menschheit vor einem größeren Krieg bewahrt hatte, ist enormer Schaden zugefügt worden.
Man sagt uns, dass die bewaffnete Aktion darauf ausgerichtet sei, den Frieden zu erlangen. Ist das nicht Heuchelei? Wenn Menschen "um des Friedens willen" getötet werden, wenn das Recht einer ganzen Nation, ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, niedergetreten wird, stehen dann nicht doch andere Ziele hinter diesen Rufen nach Frieden? Eine Gruppe von Staaten hat sich - ohne irgendeine Legitimation von der Weltgemeinschaft erlangt zu haben - das Recht angemaßt, zu beurteilen, was gut und was schlecht ist, wer hingerichtet und wer begnadigt werden soll. So wird versucht, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass die Macht der einzige Maßstab von Wahrheit und Moralität ist. Die grobe ökonomische und politische Druckausübung, welche von den westlichen Staaten während der ganzen letzten Jahre im Dienste ihrer eigenen Interessen ausgeübt worden ist, hat nun offener Gewalt Platz gemacht.Die gute Welt sollte klar erkennen, dass das, was wir jetzt sehen, ein Versuch ist, einer anderen Nation den Willen aufzuzwingen, die legitimen Ansprüche der Menschheit durch die Interessen einer kleinen Gruppe von Menschen zu ersetzen. Es muss klar gesagt werden: Nicht alles, was für einige bestimmte Kreise im Westen gut ist, ist auch gut für die Welt. Heute möchte ich zuerst meinen Appell an die Christen in jenen Ländern richten, deren Truppen an den Militäraktionen beteiligt sind. Was dort geschieht, ist eine Sünde vor Gott und ein Verbrechen vom Gesichtspunkt des internationalen Rechtes aus. Viele gesetzlose Handlungen sind schon angeblich für den Frieden und zur vorgeblichen Verbreitung von "Freiheit und Zivilisation" begangen worden. Doch die Geschichte lehrt uns, dass eine souveräne Nation nicht ihrer Geschichte, ihrer Heiligtümer, ihres Rechtes, gemäß ihrer eigenen Identität zu leben, beraubt werden darf. Wenn die westlichen Nationen dies nicht verstehen, wird das Urteil der Geschichte fatal sein, denn Grausamkeit zerstört nicht nur das Opfer, sondern auch den Aggressor.
Ich appelliere an das serbische Volk und die Kosovo-Albaner: Beendet den Streit und beginnt unverzüglich mit dem Dialog. Es ist völlig klar, dass die Serben niemals einer Ausgliederung des Kosovo-Gebietes zustimmen werden, das seit unvordenklichen Zeiten ihr geistliches Zentrum war und ist. Es ist aber gleichermaßen klar, dass die Albaner immer in diesem Land gelebt haben, und dass der Bruderstreit immer wieder neu aufflammen wird, wenn nicht für beide die bestmöglichen Lebensbedingungen geschaffen werden. Beide Seiten sollten die Wirklichkeit anerkennen, die in dieser Region herrscht, und ihr Leben so ausrichten, dass es auf den berechtigten Ansprüchen beider Seiten aufbaut.
Die NATO-Militäraktionen haben den Frieden nicht näher gebracht, sondern weiter weg
rücken lassen. Mehr noch: Sie haben die Befürchtung geweckt, dass der Konflikt
gegenüber heute noch um ein Vielfaches sich ausweiten mag, denn sie haben die Weltordnung
bedroht. Wenn ich mich heute mit dem Gebet für alle Verletzten und Getöteten an Gott
wende, so bringe ich noch
einmal die Hoffnung zum Ausdruck, dass Frieden und gesunder Verstand obsiegen werden und
das Schwert, das jetzt über dem noch freien Volk von Jugoslawien schwebt, gestoppt werden
kann.
Aleksij, Patriarch von Moskau und der ganzen Rus'
Aus der Orthodoxen Kirche in Amerika
Gemeinsamer Brief der Mitglieder der Ständigen Konferenz Kanonischer Orthodoxer Bischöfe in Amerika (SCOBA) an Präsident Clinton vom 26. März 1999
Lieber Herr Präsident,
wir schreiben Ihnen heute mit Trauer und schweren Herzens wegen der schrecklichen Zerstörung, die gegen die Bundesrepublik Jugoslawien in Gang gesetzt worden ist. Wir beten zum Allmächtigen Gott, dass die Militäraktionen der NATO-Streitkräfte unverzüglich aufhören und den Weg frei geben für eine gerechte, friedliche und durch Verhandlungen erzielte Lösung des Konflikts.
Als orthodoxe christliche Bischöfe sind wir zutiefst besorgt, dass die Macht und Stärke der von Gott inspirierten Vernunft und friedliche Mittel der Lösung zu Gunsten einer Militärintervention aufgegeben worden sind. Wir sind uns der leidvollen Wahrheit durchaus bewusst, dass sich serbische Nationalisten und ethnische Albaner gegenseitig Akte der Zerstörung zufügen. Wir verdammen diese Akte böser Barbarei auf allen Seiten dieses komplizierten Konfliktes, der diese traurige Region Europas plagt. Aber wir denken andererseits auch an die Millionen orthodoxer Christen, deren Leben jetzt von amerikanischen und NATO-Waffen bedroht sind. Als Amerikaner sind wir zudem tief besorgt für das Leben der edlen Söhne und Töchter dieser Nation, von denen viele aus unseren Pfarreien und Gemeinden stammen und die jetzt in großer Lebensgefahr stehen.
Als Mitglieder der Ständigen Konferenz der Kanonischen Orthodoxen Bischöfe in Amerika sind wir gegen die Gewalt des Krieges als Lösung für politische Konflikte. Mit Kummer vermerken wir, dass das Scheitern der diplomatischen Anstrengungen die Machtlosigkeit von Tod und Zerstörung gebracht hat, die proklamiert werden als Mittel, eine Lösung für Tod und Zerstörung zu finden.
Unsere humanitäre Hilfsorganisation, die Internationale Orthodoxe Christliche Caritas (IOCC) wird weiterhin - wie nun schon seit etlichen Jahren - allen, die unter den Folgen dieses tragischen Konfliktes leiden, Hilfe leisten - ohne Ansehen ihrer religiösen, nationalen oder ethnischen Ursprünge.
Wir appellieren an ihren Sinn für Gerechtigkeit und Humanität, dass diese Folge von Militäraktionen unverzüglich zum Wohl unserer geliebten Nation und zur Rettung aller unschuldigen Leben beendet wird, deren Zukunft in Ihrer Hand liegt.
Möge der Herr Sie und alle, die die Vereinigten Staaten von Amerika regieren, erleuchten und führen !
Mit Hochachtung und im Gebet vor dem Allmächtigen Gott
Erzbischof SPYRIDON
Vorsitzender
Griechische Orthodoxe
Erzdiözese von Amerika
Metropolit PHILIPP
Stellv. Vorsitzender
Antiochenische Orthodoxe Christliche Erzdiözese von
Amerika
Metropolit JOSEPH
Sekretär
Bulgarische östliche Orthodoxe Kirche
Metropolit NICHOLAS von Amissos, Schatzmeister
Amerikanische
Karpatho-Ruthenische Orthodoxe-
-Griechisch-Katholische Diözese in den USA
Metropolit THEODOSIUS
Orthodoxe Kirche in Amerika
Erzbischof VICTORIN
Rumänische Orthodoxe Erzdiözese in Amerika und Kanada
Metropolit CHRISTOPHER
Serbische Orthodoxe Kirche in den Vereinigten Staaten und Kanada
Protopresbyter ILIA Katre
Generalvikar
Albanische Orthodoxe Diözese in Amerika
Weitere kirchliche Stellungnahmen zum Krieg in Jugoslavien:
Orthodoxie aktuell
MAHNWORT
der Orthodoxen Bischöfe Deutschlands zum
KIRCHLICHEN NEUJAHR
(zur Verantwortung für das Christentum in KOSOVO-METOHIJA)
Zum Beginn des Kirchenjahres erbitten wir alljährlich vom "Erbauer der
ganzen Schöpfung", dass er "segne den Kranz des Jahres in seiner Güte" und
uns alle "bewahre in Frieden" (Tagesgesang zum 1. September).
In diesen Tagen, da wir uns wieder dem Beginn eines neuen Kirchenjahres
nähern, spüren wir die Dringlichkeit dieser Bitte wohl noch stärker als
sonst, sind wir doch in den letzten Monaten Zeugen geworden, wie erstmals
seit über 50 Jahren auf unserem europäischen Kontinent modernste Waffen mit
all ihren schrecklichen Wirkungen zum Einsatz kamen, haben wir direkt
erlebt, welches Elend der Krieg in Jugoslawien über unschuldige Menschen
brachte, über Vertriebene und Ausgebombte, Flüchtlinge und Hungernde,
Männer, Frauen und Kinder.
Inzwischen ist offiziell das Ende der militärischen Aktionen verkündet,
sind Kosovo und Metohija unter den Schutz einer internationalen
Friedenstruppe gestellt worden. Doch alle Hoffnungen, dass dies das Ende
des Leidens der dortigen Bevölkerung bedeuten wurde, haben sich nicht
erfüllt: Zwar mögen sich die Seiten vertauscht haben, doch immer noch und
sogar wieder in verstärktem Maße werden unschuldige Menschen ihrer
Arbeitsstätten beraubt, aus ihren Häusern vertrieben, ja an Leib und Leben
bedroht. Zahlreiche Opfer sind inzwischen zu beklagen: Serben, aber auch
Roma, sogar Albaner selbst, deren politische Überzeugungen nicht zu denen
der UCK-Führung passen. Über 40 orthodoxe Kirchen und Klöster sind
inzwischen nicht nur geschändet, sondern zu einem erheblichen Teil
niedergebrannt bzw. gesprengt worden. Rund 150.000 Menschen sind erneut aus
dem Kosovo und Metohija geflohen und fristen in Serbien, Montenegro oder
auch Italien ein elendes und unsicheres Dasein. Es ist nicht übertrieben zu
sagen, dass das über tausendjährige christlich-orthodoxe Erbe in Gefahr
ist, dem Terror der UCK zum Opfer zu fallen.
Was uns besonders bestürzt: All dies geschieht unter den Augen der
internationalen Truppen, denen es offensichtlich nicht gelingt, jene
Aufgabe zu erfüllen, die ihr gestellt wurde, nämlich Kosovo und Metohija zu
einem Gebiet zu machen, in dem Menschen aller Nationen und Ethnien wieder
friedlich miteinander leben können. Das dieses Ziel - aus welchem Gründen
auch immer - nicht erreicht wird, darf von uns nicht einfach nur
chronistisch verzeichnet werden, denn es geht um das Leben und die
Sicherheit von Hunderttausenden, es geht um eine alte christliche Kultur,
die jetzt droht, vernichtet zu werden.
Von daher können wir nur mit bitterem Schmerz bemerken, wie wenig
offensichtlich das Schicksal der vertriebenen, beraubten, vergewaltigten
und ermordeten Serben, Roma und anderer Menschen im Kosovo und Metohija,
die schon den UCK-Einheiten und anderen Marodierern zum Opfer gefallen
sind, hier zu Lande zur Kenntnis genommen wird. Als es darum ging, die
Lufteinsätze der NATO gegen Jugoslawien mit all ihren bitteren Folgen auch
und gerade für die Zivilbevölkerung zu rechtfertigen, hat man immer wieder
betont, dass sie aus humanitären Gründen notwendig seien, um den
vertriebenen Albanern eine Rückkehr in die Heimat zu ermöglichen und allen
Menschen dort das Lebensrecht zu garantieren. Wo sich eine laute Stimme der
Solidarität auch mit diesen Opfern eines unseligen Konfliktes erheben
müsste, ist weitgehend nur Schweigen.
Doch wir können und dürfen nicht schweigen! Wir klagen die moralische
Inkonsequenz an, die die einen Opfer zur Kenntnis nimmt - und die anderen
nicht. Dabei geht es uns nicht um die Anklage an sich, sondern darum zu
erreichen, dass selbst jetzt, wo es schon fast zu spät ist, noch geeignete
Maßnahmen ergriffen werden, dass nicht die eine beabsichtigte ethnische
Säuberung durch eine andere ersetzt wird, die in ihren Folgen noch viel
radikaler ist. So kann kein Friede werden in dieser Region des Balkan, die
so dringend des Friedens bedarf.
In diesem Sinne fordern wir die Politiker dieses Landes auf, schnell und
entschlossen zu handeln, um endlich Sicherheit und Schutz für alle Menschen
des Kosovo und Metohija zu gewährleisten.
Von unseren Brüdern und Schwestern in den Kirchen, mit denen wir in der
ökumenischen Bewegung verbunden sind, erwarten wir, dass sie sich mit uns
und insbesondere der Serbischen Orthodoxen Kirche solidarisieren, die mit
ansehen muss, wie ihre Klöster und Kirchen niedergebrannt und ihre
Geistlichen und Gläubigen vertrieben werden.
Mit Bewunderung haben wir gesehen, wie der greise Serbische Patriarch Pavle
und andere Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche sich ohne Rücksicht
auf ihre eigene Sicherheit zu ihren bedrohten Landsleuten begeben haben, um
sie in ihren schweren Tagen zu stärken. Wir bewundern und begrüßen
gleichermaßen ihren Einsatz für einen politischen Neuanfang in Jugoslawien
und unterstützen mit unserer Solidarität und unserem Gebet jeden Schritt,
der zu einem demokratischen Jugoslawien führen kann, in dem Platz für alle
Menschen ist.
Die Not der Flüchtlinge ist groß: Daher erneuern wir unseren Hilfsaufruf
und bitten alle, denen das Schicksal der Vertriebenen auch jetzt nicht
gleichgültig ist, um ihre materielle Unterstützung. Spenden können diesen
über unser Hilfskonto (Kto.-Nr. 10 130 630 24 bei der Bank für Kirche und
Diakonie - Duisburg / BLZ 350 601 90, Stichwort "Kosovo-Hilfe")
weitergeleitet werden.
Im Vertrauen auf die Menschenliebe Gottes wünschen wir in dieser schweren
Zeit der Bedrängnis allen unseren Gläubigen, unseren Mitchristen in den
anderen Konfessionen, den Brüdern und Schwestern in den anderen Religionen
und allen Menschen guten Willens zum Beginn des orthodoxen Kirchenjahres
1999/2000, das uns heranführt an die Feier des 2. Milleniums seit der
Geburt unseres Herrn und Heilands, dass wir alle teilhaftig werden des
Friedens Christi, des Friedens der ganzen Welt, um den wir in jedem
Gottesdienst bitten und dessen wir alle so dringend bedürfen, besonders
aber die Menschen auf dem Kosovo und im Metohija.
1. September 1999
Metropolit AUGOUSTINOS von Deutschland
Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Exarchat von
Zentraleuropa
Erzbischof FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats
Bischof KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
Metropolit Dr. SERAFIM von Deutschland und Zentraleuropa
Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa
Metropolit SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa
Erzpriester Dr Elias Esber
Rat der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien in Deutschland
"Als Er herniederfahrend die Sprachen verwirrte,
zerteilte die Völker der Höchste.
Als Er die Feuerzungen austeilte,
rief Er alle zur Einheit.
Nun preisen wir einstimmig
den allerheiligsten Geist!"
Nähere Informationen bei:
Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland
- Verband der Diözesen -
Geschäftsführung
Grüner Weg 40 a
D-44791 Bochum
Tel. 0234 / 501 932 od. 0172 / 288 99 44
Fax 0234 / 503 576 - E-Mail: KOKiD_OA@Compuserve.com
Köln, 24.03.1999
Die Bischöfe der Orthodoxen Kirche in Deutschland, die heute, am Mittwoch, dem 24.03.1999, in der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien
in Köln-Seeberg - zusammen mit Bischof Dr. Rolf Koppe vom Kirchenamt der EKD - zu einer gemeinsamen Sitzung zusammengekommen sind,
haben mit tiefer Betroffenheit die neueste Entwicklung die sich immer mehr zuspitzende Lage in Serbien erörtert. Sie haben ihre große Sorge darüber zum Ausdruck gebracht,
dass in Serbien eine Kriegssituation entsteht, die absehbare Folgen für die Menschen, die in diesen Gebieten leben, haben und zu großem Leid der Zivilbevölkerung führen wird.
Die bei der Sitzung in Köln versammelten Bischöfe haben tief bewegt den Bericht des Vertreters der Serbischen Orthodoxen Kirche in Deutschland
über die Situation und die jüngsten Entwicklungen in Serbien und seine Bewertung der dortigen Lage gehört. Dieser beklagte sich über
die einseitige Darstellung der Gründe, die zu dieser Situation geführt haben, in der deutschen öffentlichkeit und insbesondere in den deutschen Medien.
Die Situation werde so dargestellt, als ob der militärische Einsatz von NATO-Truppen unvermeidlich sei. Doch ein NATO-Einsatz - so der Vertreter der Serbischen Orthodoxen Kirche
- werde noch mehr Leid und Elend für das unschuldige Volk und für Serbien insgesamt bringen.
Angesichts dieser offenbar ausweglosen Situation rufen die orthodoxen Bischöfe alle orthodoxen, evangelischen, katholischen und anderen Christen dazu auf,
in ihren Gottesdiensten am kommenden Sonntag für den Frieden und für die Menschen in Serbien und im Kosovo zu beten.
Mit diesem österlichen Gesang, in dem die Orthodoxe Kirche ihre Freude über die lebenspendende Auferstehung Christi bekundet,
grüßen wir alle Menschen, die den Frieden wollen.
In diesem Jahr aber, da erstmals seit über fünfzig Jahren auch in den Tagen des Festes in Europa
die Schreie der Leidenden und die Detonationen der Bomben zu hören sind,
wird unsere österliche Freude überschattet von der Sorge um eine drohende weitere Eskalation des Krieges auf dem Balkan,
die unabsehbare schreckliche Folgen für die Menschen in ganz Europa, ja der ganzen Welt haben kann.
Daher fühlen wir uns verpflichtet, zugleich mit der Bekundung der österlichen Freudenbotschaft unsere Betrübnis zu bekunden
und ein Wort der Mahnung an unsere Brüder und Schwestern sowohl in der eigenen Kirche
wie auch in den anderen christlichen Gemeinschaften und nicht christlichen Religionen,
ja an alle Menschen guten Willens zu richten, dass alle im Rahmen der ihnen zu Gebote stehenden Mittel
auf eine baldige Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzungen und der Menschenrechtsverletzungen hinwirken.
Dabei müssen wir mit Verbitterung feststellen, dass in den deutschen Medien weitgehend eine einseitige Darstellung
der Geschehnisse auf dem Kosovo und Metohija bzw. in Jugoslawien verbreitet wird,
die verschweigt, dass in zunehmendem Maße auch die Zivilbevölkerung in Serbien und Montenegro unter den Bombenangriffen der NATO zu leiden hat,
dass inzwischen unter anderem auch mehrere Kirchen und Klöster betroffen worden sind,
wobei auch das auch durch seine Kunstschätze berühmte Kloster von Gracanica nur knapp der Zerstörung entgangen ist,
als eine Rakete in das bei ihm gelegene Dorf einschlug. Unbeachtet bleibt auch fast durchgängig die Tatsache,
dass es auch von Seiten der UCK schon seit Monaten übergriffe gegen friedliche serbische Bürger des Kosovo gegeben hat.
Wichtiger ist sicher noch, dass hier zu Lande die Initiativen von orthodoxer kirchlicher Seite fast völlig totgeschwiegen wurden,
die in unserer Sicht beachtenswerte Vorschläge zu einer friedlichen Lösung gemacht haben,
und teilweise ein allgemeines Negativbild über das serbische Volk verbreitet wird.
Bestürzt hat uns in diesem Zusammenhang auch gemacht, wie schnell und selbstverständlich von führenden Vertretern
der Römisch-Katholischen und der Evangelischen Kirche in Deutschland "militärische Gewalt als einzig wirksames,
letztes Mittel" charakterisiert und die "humanitären Ziele" dieser Intervention der NATO ausdrücklich anerkannt wurden
- unbeschadet der Tatsache, dass sich der durch keine völkerrechtlich relevante Entscheidung abgesicherte Einsatz der
NATO-Bomber letztlich gegen ein Volk richtet, mit dessen Kirche man seit Jahrzehnten auf ökumenischem Gebiet zusammenarbeitet.
Von daher sehen wir die Gefahr, dass die Bomben, die jetzt auf Jugoslawien fallen,
nicht nur zahlreichen Menschen die Habe und sogar das Leben nehmen werden,
sondern auch manche in langen Jahren mühsam gewachsene ökumenische Beziehung zwischen orthodoxen und westlichen Christen
zerstören werden.
Erschüttert hat uns, dass nicht einmal am heiligen Osterfest die Raketen- und Bombenangriffe eingestellt wurden,
sondern für viele Menschen in ganz Jugoslawien erneut Angst und Schrecken, Leid und Tod brachten,
denn zweifelsohne hat seit dem Beginn der NATO-Angriffe die Tragödie sowohl für das serbische Volk
wie auch die anderen ethnischen Gemeinschaften auf dem Kosovo und im Metohija zugenommen.
Köln, 25.03.1999
Mit Bestürzung, ja Entsetzen haben wir gestern und heute die Bilder vom Einsatz der NATO-Bomber gegen Jugoslawien gesehen.
Erstmals in unserem Leben werden wir Zeugen, wie auf diesem europäischen Kontinent moderne Waffen zum kriegerischen Einsatz kommen.
Wir können uns nicht vorstellen, dass der tragische Konflikt um den Kosovo durch militärische Gewalt wirklich zu lösen ist.
Wie die Bischöfe der Serbischen Orthodoxen Kirche in ihrer vorgestrigen Erklärung finden auch wir: "Die menschliche Erfahrung
- sowohl die frühere wie die jüngste im Gebiet des ehemaligen Jugoslawien - zeigt, dass Krieg und Gewalt,
besonders die zwischen Völkern, letztendlich nur Chaos und allgemeines Elend hinterlassen, die mit langdauernden geistlichen,
moralischen und sozialen Folgen und ungeheilten Wunden verbunden !"
Daher erklären wir uns auch in dieser Stunde mit allen Menschen solidarisch, die nach einer friedlichen Lösung des Konfliktes
auf politischem Wege suchen, und beschwören alle Verantwortlichen, den begonnenen Weg der Gewalt schnellstens wieder zu verlassen
und erneuten Verhandlungen eine Chance zu geben. Die jetzt gegebene Kriegssituation wird unabsehbare traurige Folgen für alle Menschen,
die in diesen Gebieten leben, ob Serben oder Albaner, haben und zu noch größerem Leid der Zivilbevölkerung in ganz Jugoslawien
und möglicherweise darüber hinaus führen.
Wie es gestern die Bischöfe der Orthodoxen Kirche in Deutschland bei ihrem Treffen in Köln taten,
beklagen auch wir die einseitige Darstellung der Gründe, die zu dieser Situation geführt haben,
in der deutschen öffentlichkeit und insbesondere in den deutschen Medien, die den Eindruck erweckt,
als sei nur eine Seite an dem Elend der unschuldigen Menschen auf dem Kosovo schuld.
Dies ist angesichts der Tatsache, dass Hunderttausende Serben teils seit Jahrzehnten friedlich in Deutschland leben,
unverantwortlich: Sie sind nicht nur unsere Brüder und Schwestern im Glauben, sondern unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen in dieser demokratischen Gesellschaft,
die in keiner Weise für das verantwortlich gemacht werden dürfen, was verantwortungslose Politiker angerichtet haben.
Auch wenn die Situation im Moment nahezu ausweglos erscheinen mag, wissen wir als Christen um die Kraft des Gebetes und rufen daher unsere Schwestern und Brüder in allen christlichen Kirchen
und Gemeinden dazu auf, in ihren Gottesdiensten für den Frieden und für die Menschen in Serbien und im Kosovo,
besonders aber um die Erleuchtung aller derer, die politische Verantwortung tragen, zu beten, dass Gott ihnen einen Weg
der baldigen Rückkehr zum Frieden und zu einem menschenwürdigen Umgang miteinander zeigen und die Kraft geben möge, diesen auch zu gehen.
Jetzt ist es amtlich:
Gutachten des deutschen Aussenamtes an die deutschen Verwaltungsgerichte in Asylfragen beurkundeten:
"KEINE GEFAHR für Albaner im Kosovo" noch eine Woche bevor die Nato zum "humanitären Krieg zum Schutz der Albaner gezwungen wurde"
Wie betroffene Juristen am 22.04.99 in Bonn bekanntgaben, wurden diese Gutachten gesammelt und werden jetzt für entsprechende Anzeigen vorbereitet.
Jetzt einige Proben aus den Gerichtsgutachten:
Pro und Contra NATO-Einsatz:
Frankreich: 40%pro - 46%contra
Italien: 46%pro - 50%contra
USA: 44%pro - 40%contra
Russland: 1%pro - 93%contra
österreich: 43%pro - 41%contra
Deutschland: 57%pro - 31%contra
Deutschland ist isoliert mit seiner Kriegsbegeisterung:
Nehmen wir einen Moment an, der deutsche Bundeskanzler haette den Marschbefehl der NATO verweigert
und mit wohlgesetzten Worten begruendet, warum Tornados der Bundeswehr besser nicht ueber Jugoslawien ausklinken sollten.
Gute Gruende dafuer haette er zuhauf gehabt. Aus der Vergangenheit ebenso wie aus der Gegenwart:
Am deutschen Wesen sollte das Kosovo nicht genesen. Die Kultur des Abendlandes ruht auf 2000 Jahren Christentum. Wenn die Politik auf diesem Hintergrund zur Loesung von Menschenrechtsverletzungen
Androhung und Anwendung von Gewalt, also nicht humanitaeres, sondern militantes Denken und Handeln favorisiert,
stellt sie die eigene kulturelle Basis in Frage.
Welcher Sturm der Entruestung waere uebers Land gefegt, angefacht von den Verbuendeten in London, Paris und Washington,
beschleunigt von CDU und CSU, von der FDP und all den Lobbyisten, die durch eine deutsche Aussenseiterrolle um ihre weltweiten Geschaefte fuerchteten.
Auch die deutschen Medien haetten vibriert, wie sie eben immer vibrieren, wenn etwas nicht seinen gewohnten Gang geht.
"Verrat der Allianz" und "Drueckeberger", "unzuverlaessig" und "nicht erwachsen", "gefuehlsduselig" und "isolationistisch"
- so haetten die Schlagzeilen gehoehnt. Rot-Gruen mal wieder nicht regierungsfaehig, wir haben es immer prophezeit,
ob bei Steuern oder Gesundheit, bei Renten oder Arbeitsplaetzen. Eine Absage an die Nato - sie waere zum endgueltigen Beweis geworden,
haette SPD wie Gruene heillos entzweit, in Pazifisten und Bellizisten, in Realisten und Utopisten.
Eine Frage weniger Monate nur, bis das Schauspiel im letzten Akt geendet waere: nach dem Chaos der Abgrund.......
Leserbriefe in "Die Woche"16/99 geben der kurzsichtigen Politik die richtige Antwort
Welches groteske Wahnsinnsdenken beherrscht eine Politik, die meint, die hilflose Gewalt eines Krieges koennte Frieden herbeifuehren ?
Wo bleibt der konsequente Aufschrei des moralischen Gewissens unseres Kulturkreises, der Kirchen und des Vatikans,
zur strikten Aechtung von Waffenlieferungen in Krisengebiete ?
Wo bleibt der Aufschrei aller selbststaendigen Menschen, die in ihrem Kritik- und Urteilsvermoegen noch nicht dem verantwortungslosen Trend der Manipulation
durch unsichtbar gleichgeschaltete Medien erlegen sind ?
Wir sollen diesen Krieg als ueberseeisches Kuckucksei im Nest des geeinten Europas begreifen.
Der Irrglaube des frueheren Aussenministers Genscher, mit einer Teilung des Balkans eher beherrschen zu koennen,
enthaelt die Büchse der Pandora. Deutschland und der NATO blieb es vorbehalten, sie zu oeffnen.
Die unseren Kulturkreis paralysierenden Segnungen sind:
Das bestimmende Element im internationalen Umgang ist nicht mehr das Recht, sondern die Macht;
im Bewusstsein der Staerke stehen nicht Umsicht und kluges Abwaegen zur Schadensbegrenzung im Vordergrund,
sondern Handeln im Sinne eines militanten Wildwest-Aktionismus; ob ein Bruch des Voelkerrechts vorliegt
und ob es verfolgt werden soll, wird von den machtpolitischen Prioritaeten bestimmt.
Siegfried Lietz, POTTHAGEN
Der Auftrag der Bundeswehr ist laut Grundgesetz strikt auf die Landesverteidigung beschraenkt.
Die Bombardierung Jugoslawiens hat nicht das Geringste mit Landesverteidigung zu tun.
Es wird zwar nun eine "moralische" Verpflichtung fuer diese Bombenangriffe konstruiert,
aber das aendert nichts daran, dass sie grundgesetzwidrig und darueber hinaus sogar eindeutig voelkerrechtswidrig sind.
Damit ist auch ein Praezedenzfall geschaffen, der es auch in anderen Faellen erheblich erleichtern wird,
die Bundeswehr fuer andere als von der Verfassung vorgegebene und vom Voelkerrecht getragene Zwecke einzusetzen.
Elisabeth Hummel, NUERNBERG
Welche Zeiten ! Die Partei, die einst ein Friedensnobelpreistraeger zierte, stellt jetzt einen Kriegsminister !
Rudolf Scharping, tapferer Zinnsoldat, tief ueberzeugt vom Kampf um die gerechte Sache.
Ob es klug war, der PDS allein die Oppositionsrolle zu ueberlassen, wird sich noch herausstellen.
Psychologisch verstaendlich, aber in der Wirkung verheerend muessen notfalls die Begriffe angepasst werden:
Da Deutschland keinen Angriffskrieg fuehren darf, ist der Angriff der NATO auf Jugoslawien eben kein Angriff,
sondern Verteidigung, Verteidigung der Menschenrechte. Basta !
Die Rechtsordnung ist gewahrt und das angegriffene Land der Aggressor.
Die Wacht am Rhein steht jetzt ueberall, denn Menschenrechte koennen ueberall verletzt werden.
Na, dann siegt mal schoen !
M.Koepperschmidt, KOENIGSWINTER
Leitartikel von Hans-Ulrich Jörges in "Die Woche" Nr 14 / 99
Der Krieg hat die Verhältnisse in wenigen Tagen auf den Kopf gestellt, radikal. Und den Glauben an seine "chirurgischen" Fähigkeiten,
gar seine "heilende" Wirkung gründlich zerstört. Es sind nicht die militärisch überlegenen Luftstreitkräfte der NATO,
die den Gang der Dinge auf dem Balkan diktieren und strategisch über den Gegner triumphieren. Die perverse Logik des Krieges
hat den militärisch Unterlegenen, Jugoslawiens Präsident Slobodan Milosevic, zur bestimmenden Figur gemacht:
Die scheinbar sicheren Sieger sind zu getriebenen geworden.
Die Nato hat nicht nur die seit einem halben Jahrhundert gültige Weltordnung und ihr Selbstbildnis als Verteidigungsbündnis nachhaltig erschüttert,
sie hat auf dem Kriegsschauplatz exakt das Gegenteil dessen bewirkt, was sie sollte. Die viel beschworene "humanitäre Katastrophe" im Kosovo,
sie wurde nicht verhindert, sondern durch den Angriff des Westens auf blutige Weise angefacht. Damit aber wird der Konflikt auch zur politischen Katastrophe.
Eine kühle Bilanz der Nato-Luftschläge führt an der Erkenntnis nicht mehr vorbei: Wenn der Krieg je eine Berechtigung hatte - jetzt hat er sie verloren.
Die Politik des Westens gruendete von Anfang an auf einer verhängnisvollen Fehleinschätzung. Schon die Androhung von Gewalt werde die Serben
zum Einlenken bewegen, glaubte man in den Hauptstädten der Nato, als die Ultimaten von Rambouillet formuliert wurden. Als dann die ersten Bomben fielen,
machte die naive Vorstellung die Runde, Milosevic werde - die Zerstörung seiner Armee fürchtend - flugs zum Telefon greifen
und sich zur Unterzeichnung des vom Westen diktierten Friedensabkommen bereit erklären. "Slobo, ruf an", lautete in diesen Tagen
eine der atemberaubend blauäugigen Schlagzeilen im Propagandakrieg.
Der Stolz der Serben und die begrenzten militärischen Möglichkeiten eines Luftkrieges, vor allem aber die Gerissenheit Milosevics wurden sträflich ausgeblendet.
Die Nato, die den Angriff niemals zu Ende gedacht, eine politische Strategie für den worst case für unnötig gehalten hatte, geriet in die fürchterliche Spirale des Krieges.
Wer will heute ausschließen, dass die Alianz am Ende militärisch unbesiegt, doch stehend k.o. und politisch ratlos am Rande des verwüsteten Schlachtfeldes zurückbleibt,
Milosevic aber im Kosovo seinen Willen durchgesetzt hat ?
Schon jetzt ist der Scherbenhaufen beträchtlich. Die Vereinten Nationen, seit dem Zweiten Weltkrieg alleine zur Legitimation von Gewalt zwischen Staaten berechtigt,
wurden auf Druck der Amerikaner matt gesetzt - Russland in demütigender Weise in die Ecke geschoben. Mit unabsehbaren Folgen:
Nur die USA, keineswegs aber die Europäer, können ein Interesse daran haben, die UN zum Spielball amerikanischer Interessen zu machen und das für den Frieden in Europa
entscheidende Verhältnis zu Russland zu beschädigen. Wie unglaubwürdig die amerikanische Politik ist, zeigt sich geradezu modellhaft
an ihrer bedingungslosen Unterstützung für die Repression gegen die Kurden in der Türkei. Die europäischen Nato-Partner haben es - berauscht von Illusionen
über eine neue ära grenzenloser "humanitärer" Interventionen - zudem zugelassen, dass im 50. Jahr der Nato auch deren moralisches Fundament nachhaltig untergraben wurde:
der glasklare Verteidigungsauftrag. Politisch betrachtet, ist der Krieg damit schon jetzt - wie immer er militärisch enden mag - zur Krise von Nato und UN geworden.
Vollends kontraproduktiv ist seine Wirkung auf dem Balkan: Milosevic, den schon mancher Träumer im Westen durch putschende Generale gestürzt sah,
sitzt fester im Sattel denn je - die Belgrader Opposition hat entweder beigedreht oder zeigt sich demoralisiert und geschwächt.
Das Friedensabkommen von Rambouillet aber ist gescheitert, da nach dem blutigen Waffengang weder Serben noch Albaner bereit sein dürften,
auf dem Balkan einer fragilen Autonomie für das Kosovo weiter unter einem staatlichen Dach zu leben.
Dieses Dach ist von der Nato zerbombt worden - und der Krieg droht auf den gesamten Balkan überzugreifen,
zumindestens auf Mazedonien und Montenegro.
Der entscheidende Schlag aber gegen die Nato-Strategie ist die serbische Offensive im Kosovo.
Durch den Abzug der rund 1400 OSCE-Beobachter unmittelbar vor Beginn des Bombenkrieges hat der Westen selbst
die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die "ethnischen Säuberungen" nun ungehindert vorangetrieben werden können.
Warum auch sollte Milosevic noch Rücksicht nehmen, wenn eine leichtfertige Propaganda des Westens
- durch unverantwortlichen Journalismus multipliziert - schon von "Völkermord" sprach, als - schlimm genug -
nur von Gewalt, Repression und Vertreibung die Rede sein konnte? Zur Wahrheit gehört ja auch,
dass die albanische Untergrundarmee UCK niemals veranlasst wurde, die Waffen niederzulegen, obgleich der Vertrag von Ramboillet ihre Unterschrift trägt.
Seither aber ist diese Geisterarmee wie von der Erde verschluckt - kein westlicher Politiker spricht von ihr, kein Fernsehbericht zeigt ihre Aktionen,
erst recht nicht ihren Terror gegen die Serben im Kosovo. Die Nato hat wohl nicht nur großzügig weggeschaut - heute ist die UCK das Patenkind des Westens.
Und nun vollzieht Milosevic kühlen Herzens das, was man ihm stets unterstellt hat - er "bereinigt" das Kosovo mit brutaler Gewalt.
Nicht mehr auszuschließen, dass er eine Teilung der Provinz zwischen Serben und Albanern vorbereitet. Mit Luftangriffen allein kann die Nato dem wohl kaum Einhalt gebieten.
Die Alternative wäre die Entsendung von Bodentruppen; die aber stehen kurzfristig nicht zur Verfügung und ihr Einsatz würde das Blutvergießen nur noch unkalkulierbarer machen.
Wenn der Einsatz von Bodentruppen ausscheidet, bleibt nur ein einziger Ausweg aus der Falle des Krieges: schnellstmögliche Rückkehr zur Diplomatie
und zu Verhandlungen über eine politische Lösung jenseits von Rambouillet. Der Nato-Luftkrieg jedenfalls ist gescheitert: Er hat Milosevic im Kosovo gestärkt,
statt sie zu stoppen - und damit seine einzige moralische Rechtfertigung verloren. Ein Waffenstillstand, an den sich allen Seiten halten, wäre unter diesen Bedingungen schon ein Erfolg.
Die rot-grüne Koalition in Bonn, die sich durch überanpassung an die Amerikaner auf Kriegskurs hat locken lassen, könnte dabei eine maßgebliche Rolle spielen.
Bevor es zu spät ist - und SPD wie Grüne in einem Balkan-Krieg ohne Ende ihre Seele verlieren.
... Der Strudel der Ereignisse hat schon viele Warnschilder umgerissen; mehrere "points of no return" sind überschritten.
Zuerst fielen die psychologischen Barrieren. Um die Weltöffentlichkeit bei der Stange zu halten, wurde Milosevic zum Völkermörder gemacht
und erst mit Stalin, dann mit Pol Pot und schließlich mit Hitler verglichen. ... Und schließlich fiel, aus dem Mund des deutschen Verteidigungsministers Rudolf Scharping,
der Begriff, auf den die Welt fast schon gewartet hatte: Es gäbe "Hinweise auf Konzentrationslager", sagte er. Im Kosovo werde "selektiert,
und ich verwende dieses Wort ganz bewußt. es ist eine systematische Ausrottung, die in schrecklicher Weise daran erinnert, was im Zweiten Weltkrieg im deutschen Namen angerichtet worden ist."
Damit waren die Schleusen geöffnet. Und wie auf einer schiefen Ebene rasselte die politische Rhetorik ins Grundsätzliche: keine Rede mehr von Verhandlungen, dem Friedensvertrag von Rambouillet,
Autonomie, Friedenstruppen und Containment...aber "bis zum Ende gehen".
Die Nato war vom "Friedensstifter" über den "Friedensdurchsetzer" sehr schnell zur ungebetenen Kriegspartei geworden, die nur noch überlegte, wie total "ihr" Krieg noch werden sollte.
Währenddessen flüchten Serben wie Albaner vor dem Bombenterror; auch der einzig seriöse Albanerführer Rugova versteht offensichtlich nicht, das ihm in Pristina Bomben auf den Kopf geworfen werden, um ihm zu helfen.
Jedenfalls kann man solche Winkelzüge von Schreibtischtätern einer vom Bombardement betroffenen (mehrheitlich albanischen !) Bevölkerung nicht klarmachen. (Anm.d.Herausgebers)
... humanitäre Hilfe?
Die USA haben umgerechnet eine Milliarde Schilling bereitgestellt und weitere 300 Millionen versprochen. Darf man das mit den 500 Millionen vergleichen, die allein ein F-117 wert ist, der von der serbischen Luftabwehr bei Belgrad vom Himmel geholt wurde?
Mit den sechs Millionen die eine einzige Tomahawk-Rakete kostet? ...Es ist für das Nato-Bündnis schon zu viel in den Krieg gesteckt worden, um sich noch stillschweigend aus ihm davonschleichen zu können.
Sind sie von ihren "objektiven" deutschen Medien darüber informiert worden, dass: (Anm.d.Herausgebers)
...die serbische Seite nach der ersten Woche meldet:
7 Nato-Kampfbomber abgeschossen
4 Helikopter zerstört
30 Cruise-Missile-Raketen abgefangen
Allmählich wird auch ein anderer (europäischer !) Aspekt des Bombenkrieges deutlich:(Anm.d.Herausgebers)
Serbien ist für ganz Südosteuropa die Verkehrsdrehscheibe !
Durch die "humanitären" Nato- und EU-Bomben wurde Verkehrsinfrastruktur, Brücken und Straßen zerstört, die für das wirtschaftliche überleben von Serbiens Nachbarn lebensnotwendig und für die in Aufbau befindliche europäische Wirtschaftszone unersätzlich sind.
Bulgariens und Rumäniens Exporte sind fast auf null zurückgegangen. Albanien ist isoliert, Ungarn und Griechenland sind schwer geschädigt.
Wie das österreichische Fernsehen am 10.04.99 meldet ist der Schiffsverkehr auf der Donau durch die im Fluß liegenden Brücken (teilweise noch unter Kaiser Franz Josef gebaut) fast vollkommen zum Erliegen gekommen.
Der Handel mit der Ukraine, Moldawien und Südrußland ist praktisch unmöglich geworden.
Die Binnenhandelsausfälle und der Wiederaufbau der über Jahrzehnte aufgebauten und in wenigen Tagen zerstört wurden, werden der Europäischen Gemeinschaft viel Geld kosten, an denen sich der wirtschaftliche Rivale USA ganz sicher nicht beteiligen wird !
Wenn ein Chirurg einem seiner Opfer anstatt des rechten Beines irrtümlich das linke heruntersäbelt,
heißt das für den Kenner österreichischer Verhältnisse noch lange nicht, dass dieser ob seines Kunstfehlers auch tatsächlich zur Verantwortung gezogen wird.
Völlig undenkbar scheint es jedoch, die Judikator dermassen zu pervertieren, dass wegen eines solchen ärztlichen Versagens am Ende gar
der verstümmelte Patient verurteilt wird und der weisse Gott freigeht.
Die Politik allerdings folgt einer anderen Logik. Sie zieht es vor, sich für die Fehlhaltung ihr - aus welchen Gründen auch immer -
nicht (mehr) genehmer Regenten an deren Volk zu revanchieren.......
Warum ... gefährdet man durch einen Hagel von Bomben und Raketen jene, denen man eigentlich helfen will, die Kosovaner und natürlich die Serben
- auch wenn diese dem Beobachter und dem Kommentator, der in unseren Regionen etwas auf sich hält, egal zu sein haben.
.... Was macht ein US-Präsident, der inmitten seiner Zores um sein verkorkstes Intimleben seinem Volk und vor allen seinen Bankiers
gerade versprochen hat, das Verteidigungsbudget für die nächsten 6 Jahre um insgesamt 100 Milliarden Dollar aufzustocken?
Wohin mit dem neuen mörderischen Plunder, wenn der vorhandene noch nicht verbraucht ist?
Verschrotten macht sich nicht gut, also verschießen !
Wem diese Antwort zu einfach ist, der sollte in der Geschichte der Vereinigten Staaten blättern.
Vielleicht stößt er dann auf den Ausspruch von Calvin Coolidge (1923-1929) Präsident der Vereinigten Staaten):
"Amerikas Geschäft ist das Geschäft" Und bei der Wahl der Partner für solche Geschäfte war Amerikas Hochfinanz nie sehr zimperlich.
So finanzierte das amerikanische Bankhaus Kuhn, Loeb & Co nicht nur Adolf Hitlers erfolgreichen Wahlkampf 1930,
sondern unterstützte auch seine Aufrüstung mit dem stolzen Betrag von 32 Millionen Dollar. Kein Wunder, dass Felix Warburg,
der Treuhänder der erwähnten Bank, Hjalmar Schachts Ernennung zum Reichswirtschaftsminister mit Adolf Hitler gemeinsam unterzeichnete.
Bis zum Jahr 1939 ist - auch von diversen anderen US-Banken (Morgan, Dillon, Read) - insgesamt eine Milliarde Dollar an Hitler geflossen....
Vor diesem Hintergrund wird es verständlich, dass es für die USA lohnender ist, Slobodan Milosevic vorerst einmal noch aus ökonomischen Erwägungen fuhrwerken zu lassen.
Sein Terrorregime, unter dem das serbische Volk seit seinem Amtsantritt leidet, dient im gegenwärtigen Bedarfsfall als nützlicher Vorwand,
die einfältigen europäischen NATO-Büttel zum Mitmachen zu animieren.
Milosevic hat in der Vergangenheit schon hinreichend Anlässe geboten, gegen ihn vorzugehen. Was er befahl und befiehlt und was er zuließ und zuläßt,
brachte und bringt Schande über sein Volk, in der man als Serbe gegenwärtig zu leben und mit der man fertig zu werden hat.
Sein kaltblütiger Verrat der Krajina-Serben an die mörderischen Schwadronen des Herrn Tudjman (deren Rädelsführer gegenwärtig vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stehen)
im August 1995 beweist, dass ihm das Schicksal seines eigenen Volkes ebenso egal ist wie jenes der auf seinem Befehl oder mit seiner stillen Duldung von mörderischen serbischen Meuten getöteten und vertriebenen Kosovaner.
Als serbischer Beobachter könnte man zynisch allerdings sagen, dass Serben und Kosovaner
bei den westlichen Medien nicht die selbe Gleichbehandlung erfahren wie von Slobodan Milosevic.
Als nämlich zwischen 200.000 und 300.000 Krajina-Serben auf der Flucht waren und unter dem Beschuß
kroatischer und bosnischer Milizen gerieten, hielt es weder Clinton noch sonst jemand für nötig, diesen zu Hilfe zu kommen.
Und über die selbstlose Weise, in der die Bewohner Restjugoslawiens das Nichts, das sie hatten, mit den ankommenden Flüchtlingen teilten,
wurde höchstens mit chronistischer Gelassenheit berichtet.
Bei 200.000 bis 300.000 hungernden Serben fiel es keinem meiner Journalistenkollegen ein, von "humanitärer Katastrophe" zu sprechen.
Auch das hat seinen Grund: Die Serben hatten vieles, doch kein PR-Management.
Hätten sie sich die amerikanische Public-Relations-Firma Ruder Finn Global Affairs angelacht, die Franjo Tudjmans Kroatien
und das Bosnien des Herrn Izetbegovic nicht nur in den USA salonfähig machte, sähe gegenwärtig vieles anders aus.
Denn jetzt besorgt sie auch - mit viel Erfolg, wie man sieht - die öffentlichkeitsarbeit für die Kosovo-Albaner.
Und plötzlich sind 170.000 flüchtende Kosovo-Albaner für die Politiker und die Medien des europäischen Westens eine "humanitäre Katastrophe",
die durch den feigen, aus geoökonomischen Gründen inszenierten Bombenhagel gelindert werden soll, in Wahrheit aber nur vergrößert wird.
Und - fast - alle meine westlichen Kollegen sind den brillanten PR-Managern voll auf den Leim gegangen.
Grund genug, mich vor meinen serbischen Verwandten zu schämen, ein westlicher Journalist zu sein.
...Jahrelang hat das serbische Regime mittels seiner voellig durchgedrehten Sprecher das serbische Volk
davor "gewarnt", dass der Westen es zu vernichten trachtete.
Jahrelang haben die unabhaengigen Medien das Gegenteil behauptet, und zwar mit einem Einsatz,
der im Westen undenkbar waere und der sie teuer zu stehen kam.
Jetzt existieren diese Medien nicht mehr (Radio B 92 wurde vom Regime kaltgestellt), jetzt sind sie vernichtet
- ohne irgendeinen Protest der Buerger, die in Luftschutzkellern sitzen. Fuer sie sieht es jetzt so aus,
als habe Milosevics Regime bewiesen, dass es schon immer die Wahrheit gesagt hat,
waehrend die unabhaengigen Medien immer schon Landesverrat begangen haben.
Die Aggression der Nato-Armada gegen Jugoslawien hat die Sprache des Milosevics-Regimes verifiziert.
Jugoslawien ist heute ein Gebiet, auf dem ein Experimentierfeld fuer den Beckett´schen "Optimismus" geschaffen wird:
Nicht allein, dass wir hungrig sein werden, nein, mehr noch, wir werden auch durstig sein, aber nicht nur das -
seien wir optimistisch -, wir werden auch krank sein, und nicht nur das, sondern noch viel mehr,
es werden uns eine unendliche Menge graesslicher Dinge widerfahren, wir werden reich sein,
ueberflutet vom Ueberfluss der Katastrophen.
... Wenn Krieg war, haben wir es gemerkt (auch jetzt ?)
Wann der Krieg begonnen hat, war schon schwerer festzustellen.
... aber wann hat der " Vorkrieg " begonnen ?
Dazu fällt mir nur ein:
MISSTRAUT den LüGEN der EIGENEN !!!
Werte, Werteverlust und Wertewandel
in unserer Gesellschaft
Jugend zwischen Anpassung und Widerstand
aus der Shell-Jugendstudie 2000
in der Analyse von Prof. Horst Petri, Aula SWR2
Das "Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt" brachte in seiner Ausgabe vom 20. Juni 2000 in der Rubrik "Kultur und Gesellschaft" eine Titelgeschichte unter dem Thema "Künstler der Wandlung". Sie wurde von einem großformatigen Foto eines bildhübschen jungen Mädchens aufgemacht, dessen weißes T-Shirt ein brustbreites, grasgrünes Chamäleon schmückte.
Diese persönliche Signatur, wir erraten es leicht, verrät mehr als einen ausgefallenen Tiergeschmack.
Sie steht als Symbol für eine Jugendgeneration, die sich dem schnellen Wandel unserer Gesellschaft selbstironisch und fast spielerisch anzupassen scheint.
Aber stimmt dieses Bild?
Wie sehen die Werte der heutigen Jugend aus, die durch den Epochenwechsel zur Globalisierung und Medialisierung unserer Welt geprägt wird?
Gehen wir zunächst von den Fakten aus.
In der umfangreichste Untersuchung dazu, die 13. Shell-Jugendstudie (2000, repräsentative Befragung von zirka 4500 deutschen und etwa 650 ausländischen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren) wurden in der Studie erstmalig umfangreiche Daten zur Wertorientierung erhoben.
8 Wertedimensionen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:
sehr ausgeprägt:
"Autonomie"
"Berufsorientierung"
"Familienorientierung"
weniger ausgeprägt::
"Menschlichkeit"
"Attraktivität"
"Authentizität"
"Selbstmanagment"
"Modernität"
Genauer analysiert zeigte sich:
Das pauschale Einheitsbild "die Jugend" entspricht in keiner Weise der Realität.
Vielmehr ergaben sich fünf relativ gleich große Gruppen von Jugendlichen. Sie unterscheiden sich in erster Linie in ihrem Bildungs- und Sozialstatus und, damit zusammenhängend, in den Formen familiärer Unterstützung und Beziehungsmuster. Außerdem bilden Alter, Geschlecht, Staatszugehörigkeit, Stadt- oder Land und Ost- oder Westzugehörigkeit wichtige Kriterien bei der Zuordnung zu einer der Gruppen.
Shell-Studie:
"Jeder Jugendliche wird heute zum
- flexiblen Konstrukteur seiner eigenen Biographie
- mit einem persönlichen Wertekosmos.
Er muss und kann sich seine Identität und seine Wertorientierungen
- aus Versatzstücken selbst und eigenverantwortlich zusammen basteln
- sein eigenes biographisches und ethisches "Gesamtkunstwerk" schaffen und inszenieren
- ein Kunstwerk, dessen Inhalt er selbst ist."
Der grundgültige und allgemein verbindliche alte Wertehimmel ist passé.
Insofern beobachten wir eine Werteinflation.
Es verfallen dabei jedoch keineswegs die Werte an sich, mit dem möglichen Verlust ist ein Gewinn an Vielfalt verbunden...
Dass die Jugendlichen bei diesem Wertecocktail und bei aller Patchwork-Identität ziemlich nüchtern und illusionslos ihre eigenen Chancen und Risiken innerhalb des vereinten Europa einschätzen und mit der Ambivalenz ihrer Zukunftserwartungen recht pragmatisch umzugehen wissen, lässt sich daran ablesen, dass sie ihre persönlichen Lebensziele, Werte und Vorstellungen hochhalten und auch ihr Handeln daran ausrichten.
Aber der von den Ergebnissen der Shell-Studie abgeleitete verhaltene Optimismus zum Wertebewusstsein Jugendlicher passt so gar nicht in die Landschaft der übrigen empirischen Sozialforschung, die sich überwiegend auf Themen bezieht, die als Skandale in der Gesellschaft gehandelt werden und deren Ergebnisse für Schlagzeilen sorgen:
- die wachsende Gewaltbereitschaft und Kriminalität in der Jugend
- Rechtsradikalismus und Fremdenhass
- zunehmende Drogensucht
und der Zusammenhang von Medienkonsum und Gewalt.
Jugendliche Randgruppen geraten ins Visier der Wissenschaft:
- Skin-Heads
- Punks
- gewaltbereite Autonome
- zahllose Anhänger von Sekten und mystischen Glaubensgemeinschaften
Dies soll jedoch der wissenschaftlichen Aufklärung dienen. Der Einfluss bei der Produktion öffentlicher Vorurteile erzeugt jedoch kein realistisches Bild.
Bei dem entwicklungspsychologisch natürlichen An-Trieb der Jugend und ihrem Bedürfnis nach Abgrenzung und Neuschöpfung finden wir:
1.) buntschillernden Wertemasken, Abwehrformen, die die tradierten und innerlich weiter wirksamen Wertnormen nur verdecken.
Beispiele: schrille Moden in unterschiedlichen Jugendkulturen, von der Kleidung, über den zum Teil selbstdestruktiven Körperkult mit seinen buchstäblichen Maskierungen bis zu den Verballhornungen der Sprache und der Bewusstseinsvernebelung durch ekstatischen Tanz, Musik und Drogen.
2.) die Antithese, die den wirklichen Widerspruch zum Bestehenden auf der Suche nach neuen bzw. nach der Verwirklichung nur behaupteter Werte vorantreibt.
Beispiele: politisch aktive Jugendgruppen, gewaltfrei oder radikal
Jugendliche in der Ökologie- und Friedensbewegung
religiöse Gruppen, zum Beispiel auf den Massenveranstaltungen im Rahmen der Kirchentage repräsentiert.
Auf sie richtet sich die Hoffnung wohlmeinender Optimisten. Diese Jugend werde mit ihrem neuen Wertekanon die destruktiven gesellschaftlichen Kräfte aufhalten und für den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft eintreten.
Der Verlust idealistischer Werte und die bekannte Politikverdrossenheit in der Jugend muss Gründe haben. Vielleicht sollten wir danach fragen, wie die geltenden Grundwerte der Gesellschaft, wie ihre Verwirklichung, oder besser, ihre Aushöhlung von Jugendlichen wahrgenommen werden.
Was sind Grundwerte?
Brockhaus: "Grundwerte sind jene absoluten Werte, die die Humanität des Menschen begründen: Freiheit, Leben und Würde der Person. Diese Grundwerte gelten als das Fundament aller Individual- und Sozialwerte und werden zugleich als Grundnormen jeglichen zwischenmenschlichen Verhaltens aufgefasst. Sie sind in allen Menschenrechtserklärungen enthalten, in denen sie ebenso wie im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland als Grundrechte formuliert sind."
Grundgesetz: Artikel 1, Absatz 1: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Artikel 2 stellt die "Freiheitsrechte" an die zweite Stelle der Grundrechte. Gekürzt lautet er: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit...Die Freiheit der Person ist unverletzlich."
Artikel 3 bestimmt die "Gleichheit vor dem Gesetz":"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich."
Artikel 12 "Freiheit der Berufswahl": "Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen."
Die Frage nach dem Wertebewusstsein und Werteverlust in der Jugend ist daher zuallererst eine Frage an die Kultur der Gesellschaft, in der sie aufwächst.
Wie geht sie mit den eigenen Grundwerten um ?
Was wird real und glaubwürdig an die Jugend weitergeben ?
Wir müssen realisieren, dass es einen Verrat der Gesellschaft an jugendlichen Grundwerten gibt, der sich nach meiner Einschätzung hauptsächlich in fünf Ursachensträngen niederschlägt:
1. in der "Trias der Globalisierung": Technik - Ökonomie - Macht
2. in der ökologischen Bedrohung
3. in der Überalterung der Bevölkerung
4. durch die neuen Medien
5. durch den Umbau der Familie.
1. Die Trias: Technik - Ökonomie - Macht
Heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts scheint die Vision einer Weltgemeinschaft unter den Vorzeichen der Globalisierung greifbar näher zu rücken.
Ausgleich, Gerechtigkeit und Frieden zwischen den Völkern heißen die Wertparolen, mit denen dieses Megaprojekt ideologisch vorbereitet und gerechtfertigt wird.
Beim momentanen Stand der Entwicklung kann man sich jedoch des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich dabei im Weltmaßstab in erster Linie um Fragen der Machtverteilung mit ökonomischen, notfalls mit militärischen Mitteln handelt.
Dafür ist die Weiterentwicklung der Hochtechnologie von vorrangiger Bedeutung. Dabei geht es um die Frage, wieweit Geld und Macht, d. h. kapitalistisches Denken, in der gesellschaftlichen Wertepyramide weiter steigen und die behaupteten Ziele von Solidarität und Verantwortung bis zur Unkenntlichkeit beherrschen werden. Die nationalen und internationalen Fusionen von Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen kurbeln den Turbokapitalismus weiter an und vermitteln uns ein plastisches Bild von der ungebremsten Ökonomisierung und Machtkonzentration des Marktes.
Entsprechend sehen wir uns statt der angestrebten sozialen Gerechtigkeit derzeit mit zunehmend raffinierteren Ausbeutungsmethoden konfrontiert, die die Schere zwischen arm und reich immer breiter klaffen lässt.
Für die Jugend bedeutet diese Geld- und Wirtschaftskultur, die erst durch die technischen Revolutionen ermöglicht wurden, aber nichts anderes als dass in der gleichen Geschwindigkeit, mit der die technische Entwicklung fortschreitet , ein weiterer Arbeitsmangel und ein beschleunigter Arbeitsplatzabbau stattfinden wird. In einer Welt der Maschinen und Computer wird menschliche Arbeitskraft potentiell überflüssig. Dabei scheint fast in Vergessenheit zu geraten, was es für einen jungen Menschen, für seine Identität und seinen Lebensentwurf heißt, seine Ausbildung und seinen Beruf nicht frei wählen zu können oder gar über keinen zukunftssichernden Arbeitsplatz zu verfügen.
Hierin liegt ein eklatanter Verrat gleich mehrerer garantierter Grundrechte und Grundwerte:
- der Verrat am Recht auf freie Berufswahl und Arbeit
- der Verrat am Recht auf "freie Entfaltung der Persönlichkeit"
- der Verrat am Recht auf "Gleichheit vor dem Gesetz"
also - zusammenfassend -
- der Verrat am Recht auf "Würde"
Würde leitet sich sprachlich von "werden" und "Wert" ab. Anders formuliert: wer nicht werden kann, was ihm einen Wert gibt, wird auch nicht das Gefühl der Würde entwickeln können, psychologisch ausgedrückt, das Gefühl für die Integrität und Ich-Identität der Person.
Leicht vorstellbar, was das bei dem in der Shell-Studie dokumentierten Wertekodex der Jugend, bei dem die Wertedimensionen "Autonomie" und "Berufsorientierung" am häufigsten genannt werden, bedeutet.
Die seelischen und sozialen Schäden, die diese Verletzung und radikale Ent-Wertung dieser Werte in großen Teilen der jungen Generation bewirken, sind in ihrer zukunftschädigenden Weichenstellung kaum abzusehen.
Kann man die zum Zusammenleben einer Gesellschaft notwendige "Soziale Tragfähigkeit" durch Sekundärtugenden wie:
Flexibilität, interdisziplinäres Denken, Kreativität, Schnelligkeit, Problemlösungskompetenz, Innovationsgeschwindigkeit, Mobilitäts- und Risikobereitschaft und Spontaneität.
erreichen ?
Oder wird durch dieses Wertebündel in Wahrheit ein krasses sozialdarwinistisches Selektionsprinzip durch die Wirtschaft etabliert ? Verschweigt es die Politik geflissentlich ?
In diesem Zusammenhang muss es Teilen der Jugend auch auffallen, dass es entgegen allen Wohlbekundungen auch der neuen Bundesregierung bisher nicht gelungen ist, die hohe Jugendarbeitslosigkeit wesentlich zu reduzieren oder auch nur die Kluft zwischen West- und Ost jugendlichen zu überwinden.
2. Die ökologische Bedrohung
Trotz der zunehmenden Naturkatastrophen und des drohenden Klimakollaps zeigen die in regelmäßigen Abständen tagenden internationalen Klimakonferenzen immer wieder, dass wir von einer Vernunft, die in allen philosophischen Systemen die Mutter der Ethik und Werteschöpfungen ist, dass wir von dieser Vernunft im Sinne einer globalen Verantwortung und eines ökologischen Gewissens noch weit entfernt sind.
Über das Thema Ökologie können viele Jugendliche nur noch zynisch witzeln, nachdem sie erfahren haben, was Ohnmacht und Resignation ist.
Die beklagte einseitige Konzentrierung auf das Lustprinzip im Hier und Jetzt bei vielen Jugendlichen ist vielleicht die Antwort auf ein verdrängtes Katastrophengefühl und -denken. Dies zeigt sich in vielen sozial-wissenschaftlichen Untersuchungen über jugendliche Zukunfts- und Bedrohungsängste. Je mehr, neben und auch jenseits der geschilderten Berufs- und Arbeitsprobleme, die eigene Lebensperspektive, ob real oder in der Phantasie, durch mögliche ökologische Katastrophen großen Ausmaßes verkürzt wird, umso mehr schwindet das Hoffnungspotential, von dem wir wissen, dass es als lebensnotwendiges und lebenserhaltendes Prinzip zu der meist vergessenen, aber existentiellen Grundwerten zählt. In dieser Situation ist das Ausweichen auf das Lustprinzip ein sozialpsychologisch bekannter Mechanismus der Abwehr und Anpassung.
Diese Deutung führt zu der Einsicht, dass auch die ökologische Bedrohung einen Verrat an den jugendlichen Grundwerten von Selbstbestimmung, Unverletzlichkeit, Freiheit und Würde darstellt.
3. Die Überalterung der Bevölkerung
Der "Zehnte Kinder- und Jugendbericht" der Bundesregierung von 1998 stellt dazu fest, dass bereits im gleichen Jahr mehr Menschen über sechzig Jahre als Menschen unter zwanzig Jahre lebten. Deutschland gehört laut diesem Bericht mit vielen Ländern Europas "zu den kinderärmsten Ländern der Welt". Diese Tatsache könnte zu der Frage verleiten, was einem der reichsten Länder seine wenigen Kinder wert sind.
Wird ökonomischer Reichtum gegen die Armut an Kindern gesetzt ?
Oder in einer anderen Variante:
Ist die Armut der Kinder, denn mindestens jedes siebte Kind wächst bei uns unter der Armutsgrenze auf, eine Folge der Gesetze der herrschenden Ökonomie ?
Wie schlägt sich diese gesellschaftliche Werteverteilung im Selbstwert-Bewusstsein der jungen Generation und in ihrem Gefühl von Zugehörigkeit zur Gesellschaft im Sinne des Sozial- und Solidaritätswertes nieder?
Die Frage führt zu einer für das Problem der Überalterung wichtigen Vermutung. Wenn die Jugend das kaum zu verleugnende gesellschaftliche Desinteresse am Aufbau ihrer Individual- und Sozialwerte realisiert, wird die Kluft zwischen den Generationen wachsen und den Neid auf das an ökonomischer Sicherheit, Gesundheit und Lebenserwartung blühende Alter auf den Plan rufen.
Die alte Bevölkerung jenseits des 70. Lebensjahrs führt vor allem durch drei Faktoren zu einer existentiellen Belastung der heutigen Jugend. Erstens hat sie in den letzten dreißig bis vierzig Jahren durch den Wohlstandswachstum ein historisch nie dagewesenes Maß an Kapital angehäuft,
dessen Mehrwert nicht im Sinne eines natürlichen Kreislaufs zur Entwicklung der jungen Generation zurückfließt,
sondern durch seine Festanlage in Banken, Versicherungen und Immobilien unproduktiv bleibt - totes Kapital in Billionenhöhe.
Der zweite Faktor ergibt sich aus dem größeren Anteil an alten Menschen ohne finanzielle Ressourcen. Er verbraucht ein riesiges Kapital aus öffentlichen Geldern für Lebensunterhalt, Fremdunterbringung, Pflege und Krankenkosten.
Der dritte ebenso bedenkliche Faktor berührt die Frage politischer Macht. Alte Menschen bleiben Wähler bis zu ihrem Tod. Je größer die Masse dieses mit dem Alter immer konservativer votierenden "Wählervolks" wird, während die Jugend weiterhin bis zum achzehnten Lebensjahr aus der politischen Mitentscheidung ausgeschlossen bleibt, umso mehr können und müssen sich die politischen Eliten an konservativen Werten orientieren, um keine Machteinbuße befürchten zu müssen.
Die Herrschaft der Alten über die Jungen ist also durch Geldbesitz und Geldverbrauch sowohl ökonomisch als auch durch ihr Wahlpotential politisch abgedichtet. Damit wird der Generationenvertrag, der die Sicherung des Nachwuchses durch die Erwachsenengeneration als ungeschriebenes Wertegesetz festschreibt, in zunehmendem Ausmaß unterhöhlt.
Die Rentendebatte beleuchtet dabei ein in der Menschheitsgeschichte neues "Zukunftsbild", das die Verdienste in der Vergangenheit auf Kosten von Entwicklungschancen für die Zukunft fortschreibt.
Ein positiver Generationenvertrag müsste andere Schwerpunkte haben:
Familienförderung, Kindergeld, Erziehung, Bildung, Arbeit und Umweltschutz zur Zukunftssicherung der jungen Generation.
Die offensichtliche Benachteiligung der Jugend in diesen Punkten führt bei vielen Jugendlichen zu einer negativen Bilanzierung ihrer Biographie und ihrer erwarteten Entwicklungsmöglichkeiten, die ihnen den Aufbau eines selbstbewussten Wertebewusstseins außerordentlich erschwert; im Gegenteil kann diese Bilanzierung, wie auf dem jüngsten Soziologen-Kongress in Köln aufgezeigt wurde, ihre Gewaltbereitschaft durch die Verletzung ihrer Grundrechte erheblich beeinflussen.
4. Die neuen Medien
Über ihren Einfluss besteht derzeit eine starke Verwirrung in der Wertedebatte. In der Wertediskussion geht es aber nicht um das grundsätzlich "gute" oder "böse" der neuen Medien, sondern um die Exzesse einer rein kommerziell orientierten Bewusstseinsindustrie privatrechtlicher Produktionsfirmen.
Sie ist umso einträglicher, wie der Medienkenner Wickert kritisiert, je mehr sie das "Niedere" und "Schlechte" im Menschen herauskitzle und damit gegen die "Würde des Menschen" verstoße.
Es ist nicht zu leugnen, dass Fernseh- und Videokultur in der Darstellung von Gewalt- und Tötungsorgien, von sexueller Lust und Perversion,. von Habgier, Neid, Sadismus, Masochismus, von Voyeurismus und Exhibitionismus das gesamte menschliche Triebspektrum suggestiv und wolllüstig visualisieren.
Führt, das ist die zentrale Frage, die Ikonographie der Triebentfesselung und der visualisierten Orgien der Lust auch in der Realität zu einem radikalen Verfall unserer Scham- und Schuldkultur und zur Auflösung der letzten Geheimnisse, die die tragenden Eckpfeiler unseres ethischen Wertegebäude sind?
Die Dämonisierung von Fernsehen und Video basiert auf solchen Befürchtungen. Aber letztlich gibt es auf die Frage trotz vieler empirischer Versuche zu ihrer Überprüfung bis heute noch keine gültige Antwort. Wenn man jedoch davon ausgeht, dass manche Bereiche der neuen Medien nicht isoliert in einer ethisch intakten Wertelandschaft stehen, sondern dass sie schuldhaft an der Zerstörung jugendlicher Grundwerte beteiligt sind.
5. Der Umbau der Familie
In den letzten Jahren beobachten wir einen ungebrochenen Anstieg der Scheidungen und der Trennungen unverheirateter Paare und eine stetige Zunahme nichtehelich geborener Kinder und alleinerziehender Eltern. Wissenschaftlich gilt als erwiesen, dass Scheidungs- und Trennungskinder,vor allem solche mit einem definitiven Vaterverlust durchschnittlich mehr oder minder schwere Einbußen in ihrer Ich-Entwicklung, ihrem Selbstwertgefühl ihrer psychosexuellen Identität und in ihrem Bindunsgverhalten erleiden.
Immer mehr Kinder und Jugendliche erleben häufig wechselnde Partnerbeziehungen ihrer leiblichen Eltern. Damit sind Fragen der Verlässlichkeit, Geborgenheit, Zugehörigkeit, Kontinuität und Verantwortung als Basiswerte für ihren Reifungsprozess unmittelbar berührt. Die häufigen psychischen und psychosozialen Fehlentwicklungen bei jungen Menschen lassen hier auf einen Grundwerteverrat schließen. Diesen Preis wird man bei allen Selbstverwirklichungs-, Befreiungs- und Emanzipationsideologien, die den Umbruch der Familie weiter beschleunigen, nicht schön reden können.
Wenn wir uns nicht selbst durch das Schauspiel jugendlicher Folklore ablenken lassen wollen, so müssen wir, jenseits der Semantik jugendlicher Lebensstile, Ausdrucksformen und Wertsetzungen, um im Eingangsbild zu bleiben, unseren Blick nicht so sehr auf das Chamäleon richten, sondern auf das Gehölz oder Gestein, auf denen es sich gerade bewegt, und die erst seine Verwandlungskunst hervorzaubern.
Hoffnung können wir als Erwachsene weniger aus der von uns geschaffenen Realität, sondern aus der fundamentalen Tatsache ziehen, dass sich Werte auch als Antworten auf diese Realität herausbilden.