Orthodox Christlich in lebendiger Tradition
LEBEN in GOTT
Orthodoxe Fraternitaet in Deutschland
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Aktuelle FASTEN Zeit | November - Weihnachtliche Zeit - Januar | Februar - Oesterliche Zeit - Juni | Juli - Oktober |
K A N O N
der U M K E H R
unseres Vaters unter den Heiligen
ANDREAS von KRETA
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL ///
Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen Orthodoxen
Kathedrale Paris 1932 ~~~
Die SONNTAGE vor der FASTENZEIT:
Apostel: 1 Kor 8:8 -
9:2
Evangelium: Mt 25: 31 - 46
Dieser
Herrentag
wird nach dem Evangelium "vom Gericht" oder nach der Tradition der
Kirche "Herrentag der Fleischenthaltung" (= APOKREO = MESOPUSTNA =
Carne val) genannt. Mit dem Abendgottesdienst an diesem Sonntag
beginnen die Gläubigen sich in Fleischenthaltung zu
üben.
In der folgenden Woche wird der Körper noch einmal mit Milch,
Butter und Käse gelabt, bevor danach am Abend des
nächsten
Sonntags die Grossen 40-tägigen Fasten vor der
österlichen
Festzeit beginnen.
"Über
die Vergebung" von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Apostel: Rm 13:11 -
14:4
Evangelium: Mt 6: 14 - 21
Das
Evangelium
dieses Sonntags, an dessen Abend die Grossen Fasten beginnen, erinnert
uns daran, dass wir Vergebung vom Herrn erst erwarten können,
wenn
wir nicht selbst bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben, was sie
uns an Verletzung zugefügt haben - und sie unsererseits um
Vergebung zu bitten für das, was wir bewusst oder unbewusst an
ihnen gefehlt haben.
Darum findet an diesem Sonntagabend nach der Vesper in die Handlung des
Gegenseitigen Vergebens statt, wie sie am Schluss des Apodipnons in
Klöstern täglich geübt wird. In manchen
Kirchen wird
dieser Ritus aus praktischen Gründen unmittelbar nach der
Liturgie
ausgeführt. In den Häusern ist die Vergebung als
Abschluss
der Karnevals- und Butterwoche mit einem Fest vor allem für
die
Kinder verbunden, dabei werden zum letzten Mal die Milch- und
Butterspeisen genossen.
Die folgende Woche ist ganz dem intensiven
Fasten
gewidmet. Es beginnt die fortlaufende Lesung aus dem Buch Genesis, die
im Sündenfall und dessen Folgen mündet. Mit dem
Verlust des
uns von Gott bereiteten Paradieses durch unsere
selbstzerstörerischen Abwege beginnt auch die Sehnsucht nach
dem
Ende der widernatürlichen Sünden und dem neuen
Paradies. Die
dafür erforderliche Bereitschaft zur Umkehr wird in der
kommenden
Woche durch das Gebet des heilsamen Busskanons
des Hl.Andreas von Kreta
gefördert. Wir fühlen mit, dass wir mit unseren
Sünden
nicht allein sind, aber werden auch dazu ermutigt, uns den Figuren des
Bibel anzuschliessen, die den Mut fanden, Gott um Vergebung zu bitten,
und Ihm damit wieder nahe zu kommen.
Trotz -und vielleicht wegen- all unserer negativen Erfahrungen ruft uns
die Apostellesung zu:
zum folgenden
Gottesdiensttext - Aufnahme des
Gottesdienstes aus der Russischen Orthodoxen Kirche
~~~ 1.Teil ~~~
~~~ 2.Teil ~~~
aus der
Internetseite www.liturgy.ru
Hirtenbrief
zum Beginn der heiligen großen
vierzigtägigen österlichen Fastenzeit
*
Quellenhinweis *
Fastenbrief der orthodoxen Bischöfe in Deutschland zum Sonntag der Orthodoxie 2004
Fastenbrief der orthodoxen Bischöfe in Deutschland zum Sonntag der Orthodoxie 2005
Beten und Fasten (von Erzbischof Stylianos von Australien)
» ... sondern
nur durch Beten
und Fasten« (von Erzpriester
Prof. Alexander Schmemann (+ 1983))
*Quellenhinweis*
Das unbegrenzte Wort des Vaters nahm die Grenzen der Gestalt an durch die Fleischwerdung in Dir, o Gottesgebaererin. In Dir wurde das befleckte Abbild in den urspruenglichen Zustand verwandelt und erfuellt mit der goettlichen Schoenheit des Urbilds. Wir aber, indem wir das Heil erkennen, stellen dies dar in Werk und Wort. |
Predigt
von Metropolit ANTHONY (Bloom) von SUROSH (London)
=Sunday
of Orthodoxy=
Histor.Entwicklungen
und Ikonentheologie des Hl.
JOHANNES von Damaskus
Die moralische Autoritaet von
Kirche und Moenchen fuerchtend, versuchten die ostroemischen Kaiser im
8.Jhdt. das Christentum zu einer abstrakten Philosophie herabzusetzen.
Die Ikonen, die an die Menschwerdung des Gottessohns aus der
Gottesmutter und an die vielen Heiligen, die jetzt bei Gott leben und
mit uns heute auf Erden Lebenden in kirchlicher Gemeinschaft stehen,
erinnern an die wahre Heimat des Christen, das Himmelreich. Als
deutliche Mahnung gegen die Verabsolutierung des irdischen Reiches
wurden die Ikonen von der kaiserlichen Macht fanatisch bekaempft.
Unzaehlige Moenche, Laien und Geistliche erlitten durch ihr Festhalten
an den Ikonen das Martyrium.
787 definierte die Kirche die genaue Bedeutung der Ikonen und ihre
Verehrung. 843 setzte ein von Kaiserin Theodora einberufenes Konzil der
Verfolgung ein Ende und gab den Glaeubigen auch offiziell die Ikonen
wieder. Seither wird dieses Fest am ersten Sonntag der Grossen
voroesterlichen Fasten gefeiert.
Das heutige Fest kann nicht als gegen die anderen
christlichen Kirchen im Westen gerichtet verstanden werden. Die Kirche
im Westen und außerhalb des byzantinischen Reiches hat in
dieser Zeit an den Bildern festgehalten und war so gesehen "orthodox"
geblieben, waehrend der Bildersturm im Ostroemischen Reiche wuetete.
Der Westen musste keinen Bildersturm erleben - aber er kennt deshalb
auch keine theologische Begründungen, Richtlinien und Grenzen
für religiöse Darstellungsformen.
Predigt von
Metropolit ANTHONY
(Bloom) von SUROSH
Was ein Kirchenfest den Menschen von heute sagen will
Wir feiern
heute den
Tag des Sieges der Orthodoxie. Von welchem Triumph
soll da die Rede sein ?
Wenn wir uns gegenwaertig umschauen und tief hinein in die uns so
vertraute und werte Orthodoxie blicken, wieviel Schlaffheit und
Bedruecktheit sehen wir dort, wie wenig von dem, was wie ein Triumph
aussieht. Freilich triumphieren wir gar nicht so sehr ueber den
sichtbaren Ruhm der Orthodoxie. Ihren Sieg sehen wir vielmehr in zwei
Bereichen.
Einmal darin, dass orthodoxe Menschen, ob nun ueber die Erde zerstreut
oder in Volksgemeinden dicht beieinander, trotz Verfolgungen und
unbeschreiblichen Schwierigkeiten ihren Glauben klar und rein erhalten,
andaechtig ihren Gottesdienst bewahrt haben und den geistlichen Weg
gegangen sind, der uns von Christus im Evangelium und von den
Kirchenvaetern im Laufe der Jahrhunderte unserer Kirchengeschichte
vermittelt worden ist.
Darueber koennen wir uns wohl freuen ! Wir empfinden Bewunderung und
Ehrfurcht vor denen, die in den 2 Jahrtausenden im Glauben des reinen
Bekenntnisses gestanden und in einer dem Evangelium wahrhaft
entsprechenden Spiritualitaet gelebt haben. Sie konnten uns einen
kostbaren, tief verinnerlichten und erbauenden Gottesdienst
weitergeben. Allerdings wissen wir, wie sehr auch ein Mensch glaeubig
sei und seine Kraefte anspannen mag, er wird dennoch leicht besiegt,
wenn nicht der Herr Selbst ihm Kraft verleiht, wenn nicht die Gnade
Gottes fuer ihn streitet. Letztlich ist der Sieg der Orthodoxie ueber
den unser Herz jubelt ob der kuenftigen Hoffnung, doch ein Sieg Gottes
in der menschlichen Schwachheit, ueber uns, in uns und mitten unter uns.
Der Sieg der Orthodoxie ist ein Tag, an dem wir uns freuen, weil Gott
Sich als unbesiegbar von der menschlichen Suende, von der Suende des
Geistes, von der Kaltherzigkeit und Unbestaendigkeit, von den
Willensschwankungen und von den Fleischessuenden erwiesen hat. Gott
blieb unbesiegbar in der Kirche Christi. Er blieb unbesiegbar auch in
einzelnen konkreten Persoenlichkeiten.
Das Fest der Orthodoxie indes wurde aufgrund eines besonderen Vorfalls
gestiftet. Es reicht zurueck in die Zeit nach dem Siebenten
Oekumenischen Konzil, als die Orthodoxie endgueltig ueber den
Bildersturm gesiegt hatte. Worum handelt es sich dabei ? Darum, dass
die Kirche das Recht und unsere Pflicht verteidigt hat, den Ikonen
Christi, der Gottesmutter und der vielen Heiligen Verehrung zu
erweisen. Damit hat sie die Wahrheit der Inkarnation verteidigt; jene
Wahrheit, dass Gott Sich Selbst offenbart, Sich sichtbar dastellt,
vielleicht nicht voellig, aber Er zeigt Sich uns in den Bildern, die
wir von Ihm geschaffen haben.
Solche Bilder sind nicht allein Ikonen. Es gibt auch Ikonen aus Worten.
Andreas von Kreta sieht sie etwa in den Dogmen der Kirche, in den
Lehrmeinungen der Vaeter, in der Unterweisung, die wir empfangen. Und
letzten Endes offenbart sich uns Gott bildlich in den Menschen: weil
naemlich ein jeder von uns in sich ein Abbild des lebendigen Gottes
traegt.
Die Liturgie des heiligen Basilius des Grossen spricht von Christus, Er
sei das Bild der Ebenbildlichkeit, das uns den Vater offenbart. Er ist
ein vollkommenes Bild. Er -IST- die Wahrheit. Er ist vollkommener Gott
wie auch vollkommener Mensch. Ja selbst in uns ist ein Abglanz dieses
Bildes geblieben.
Und wenn wir heute den Triumph der Orthodoxie begehen, dann wissen wir,
dass Gott sich uns in Christus durch die Inkarnation Seines Sohnes
leibhaftig offenbart. Es weitet Herz und Seele, wenn wir erkennen, dass
unsere geschoepfliche Welt so beschaffen ist, dass die Fuelle der
Gottheit unter uns koerperlich wohnen kann.
Dadurch laesst sich Gott bildhaft darstellen, was wir an den Ikonen
sehen, zumal an den lebendigen Gnadenbildern, den Menschen, sobald wir
ihre menschlichen Schwaechen beiseite schieben, die unseren
Gesichtskreis verdunkeln wollen. Mit sehenden Augen koennen wir
naemlich durch die menschliche Schwaeche hindurch das bleibende Bild
Gottes schauen und somit mitten unter den Menschen den lebendigen Gott
in ihnen verehren.
Nicht ohne Grund haben die Kirchenvaeter gelehrt:
Wer seinen Bruder sieht, der sieht Gott.
Mit Andacht lasst uns deshalb in einem ehrfuerchtigen Verhaeltnis
zueinander stehen, denn wir sind Erscheinung, Bild, Ikone. Lasst uns
andaechtig unseren Glauben an das Dogma der Verehrung heiliger Ikonen
bewahren, welches den Glauben unmittelbar bekundet, dass Gott Mensch
wurde.
Lasst uns frohlocken darueber, dass von Generation zu Generation Gott
in uns über unsere Schwachheit siegt, triumphiert und die
Schwachheit unterordnet. Wir wollen Gott ganz und gar hingegeben leben,
damit dieser Sieg vollkommen sei.
Er soll bis zum Ende den Sieg behalten, nicht nur in den verflossenen
Jahrhunderten, sondern gerade heute und auch in uns. Der Widerschein
Seiner Herrlichkeit moege aufgehen ueber der Welt, die in Schmerzen und
Heimsuchung liegt.
Amin.
Historische Argumente und Entwicklungen
im "Bilderstreit"
und die
Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus
Die
Bilderstürmer
(Ikonoklasten) störte an den Bilderfreunden (Ikonodoulen)
nicht nur Mißbrauch oder Übertreibung der
Bilderverehrung, sondern es spiegelt sich in dieser Auseinandersetzung
die Endphase eines langen Ringens um die richtige Christologie.
Die Ikonoklasten meinten, dass die göttliche und die
menschliche Natur in der Person Christi doch nur geglaubt, aber nicht
abgebildet werden könne. Wer die menschliche Natur aber
isoliert darstellen wolle, versündige sich gegen die
Doppelnatur Christi. Die Vorstellung, die in Christus vorhandene
göttliche Natur habe den Vorrang, und anstelle der
menschlichen Seele habe der Logos dominiert fand ihren Ausdruck in der
Meinung Christus sei eine reale Vermischung (Realmonophysitismus).
Dagegen hat sich das Konzil von Nicaea 325 gewendet.
Das 4. Allgemeine Konzil von Chalkedon hat 451 die Lehre von den beiden
selbständig und komplett in Christus vorhandenen Naturen
(Duophysitismus) nochmals betont und erneut als Glaubensbekenntnis
festgelegt. In den orientalischen Regionen des Römischen
Reiches wurde am Monophysitismus dennoch festgehalten. In der
Äthiopischen Kirche, in der Syrisch-orthodoxen Kirche und in
der Koptisch-orthodoxen Kirche haben sich Formen des Monophysitismus
bis heute erhalten. In welchem geistigen und theologischen Umfeld
Christusbilder oder andere religiöse Darstellungen zu
rechtfertigen seien und wie sie verstanden werden sollten, war noch
nicht wirklich durchdacht oder definiert. In der Bilderfrage drifteten
der Osten und der Westen immer weiter auseinander, und aus politischen
Gründen kam es im 8. Jahrhundert in der geographischen Mitte
der damaligen Christenheit, im Oströmischen - von uns heute
Byzantinisch genannten - Reich zum Eklat.
Der sogenannte "Byzantinische Bilderstreit"entwickelte
sich rasch von einer Theoriediskussion zum Bürgerkrieg
(Ikonoklasmus, von klazo = ich zerstöre). Was jahrhundertelang
eine theologische Kontroverse und ein theoretischer Konflikt war,
triftete aus politischen Gründen auf einen Bilderstreit zu,
der sich zum Bürgerkrieg entwickelte.
Der richtige Glaube war damals noch nicht zur Privatsache
abgewertet, theologische Fragen nicht nur ein Diskussionspotential
für Gebildete.
Die richtige Interpretation des Christentums war ein reales Anliegen
für jeden Bürger.
Grundlage für den byzantinischen Staat war das
römische Gesetz "Cunctos populos" aus dem Jahre 380: Wer nicht
den rechten Glauben hat (Häretiker), kann nicht
Reichsbürger sein. Nachdem Kalif Jezid II. 721 alle Bilder aus
Kirchen und Öffentlichkeit in seinem Herrschaftsbereich hatte
entfernen lassen breitete sich diese materiefeindliche Ansicht auch
unter den Intellektuellen im byzantinischen Herrschaftsbereich aus und
Kaiser Leon III. (717—741), selbst aus Kleinasien stammend,
wo schon im 7. Jahrhundert verstärkt bilderfeindliche
Tendenzen ausgebrochen waren, ordnete 726 erste Zerstörungen
von religiösen Bildern an, eine Versammlung kaisertreuer
Beamter formulierte die theologische und juristische Verurteilung der
Bilder.
Unter
Konstantin V. (741-775) wandte sich die
gesteigerte gewaltsame
Verfolgung auch gegen die Verehrung der Heiligen und der Gottesmutter,
Moenche wurden zur Heirat gezwungen, Klöster zu Kasernen
missbraucht. 50 000 griechische Mönche flohen nach Italien, an
die nicht von Byzanz beherrschten Küsten des Schwarzen Meeres,
Zypern, Syrien und Palästina. Der Kaiser berief
gleichgesonnene kirchliche Würdenträger zu einem
Konzil in seinem Palast. Erwartungsgemäß wurden die
Bilder verurteilt und ihre Zerstörung angeordnet.
766
mußten sich alle Bürger durch Eid verpflichten,
einem Bild nie wieder die Proskynese zu erweisen.
Zwei
Themenbereiche mußten geklärt werden,
bevor das
Ringen um die "Rehabilitierung" der Bilder wieder aufgenommen werden
konnte:
Welches
ist das richtige
Bild Christi?
Welche Verehrung kommt wem zu?
Zu
groß war
die Befürchtung, das Bild selbst
könne Gegenstand der Verehrung sein.
Im antiken Denken war
im
Götterbild die Kraft der Gottheit, mancher mochte das Abbild
selbst für das Urbild halten.
"Ist
das Urbild nicht
gegenwärtig, kann das Ebenbild denselben
Glanz ausstrahlen.
Ist die Wirklichkeit jedoch präsent, wird selbst das Bild noch
von ihrem Glanz übertroffen;
die Ähnlichkeit bleibt jedoch bestehen, enthüllt sie
doch die Wahrheit."
Ein ganz entscheidendes, weil bis dahin nie geklärtes Problem
mußte weiterhin die Frage sein, an wen sich die vor den
Bildern offensichtlich Verehrung wendete. Das Risiko war zu
groß, daß die kultische Verehrung, die Gebete, der
Weihrauch oder das sich Niederwerfen (Proskynese), die ja nur dem
Urbild zukommen konnte, allmählich auf das Abbild
übergehen konnte.
Die Verteidiger und Freunde der Bilder (Ikonodoulen) wehrten sich gegen
den Vorwurf des "Holzanbetens", und der Bischof von Rom wurde ihr
Wortführer.
Papst Gregor II.
(715-731) hat in zwei Synoden die
bilderfeindlichen Bestrebungen zurückweisen lassen und sich
deswegen mit Kaiser Leon III. heftig überworfen.
Den
kaiserlichen Vorwürfen entgegnete er:
"...
Ihr sagtet: ,Steine und Wandbewurf
betet ihr an!´
Nicht so ist es, o Kaiser, wie Ihr behauptet.
Wir verehren die Bilder,
weil sie uns Denkhilfe und Anregung sind,
und
weil sie unser erdhaftes, sinnengebundenes Denken zur Höhe
ziehen
- und deshalb haben sie ihren Namen und Gebetsinschriften und
Formen.
Wir aber beten sie nicht an als Götzenbilder, wie Ihr
behauptet; ferne sei das.
Denn wir gründen unsere Hoffnung nicht auf sie, sondern wenn
wir ein Bild des Herren anschauen, beten wir:
"Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich unser und rette uns!"
Und beim Anblick des Bildes seiner heiligen Mutter sagen wir:
"Heilige Gottesgebärerin, Mutter des Herren, flehe
für
uns bei Deinem Sohn,
unserem wahren Gott, dass er unsere Seelen rette!"
Und vor einem Märtyrerbild:
"Heiliger Stephanus, Du Erzmärtyrer,
Du hast für
Christus Dein Blut vergossen
und darfst darum freimütig zu ihm
sprechen, bitte für uns!"
So beten wir vor den Bildern aller Blutzeugen,
solche und
ähnliche Gebete senden wir zum Himmel durch ihre
Fürbitte...
Auch im Alten Testament hat Gott zu Moses und dem Volk gesprochen:
"Sie
dienen
einem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge"[Hebr 8.5]
und wiederum: "Auch wenn wir früher Christus nach menschlichen
Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt
schätzen wir ihn halt nicht mehr so ein"[2. Kor 5,16],
"denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende."[2. Kor 5,7]
Schliesslich hat derselbe (Paulus) beweiskräftig gesprochen:
"So gründet der Glaube in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi."[Rm 10,17]
Religiöse Bilder aller Art wurden zerstört, in den Kirchen die vorhandenen Dekorationen entfernt und durch bildlose Dekorationen abgelöst. Unter Kappadokiens Höhlenkirchen sind nicht wenige aus der Zeit des Bilderkampfes erhalten und zeigen die bildlose Malerei der Ikonoklasten, allen voran die Barbarakirche in Göreme. Unter dem etwas gemäßigteren Kaiser Leon IV. (775-780) waren die Auseinandersetzungen mehr dogmatischer Art. Nach seinem Tod berief seine bilderfreundliche Witwe, Kaiserin Eirene, nach mühsamem Zurückdrängen der auf Mönchsfeindlichkeit eingeschworenen Armee gemeinsam mit dem späteren Patriarchen Nikephoros 787 zu einer Synode in der altehrwürdigen Konzilsstadt Nicäa, in der die Bilder rehabilitiert wurden.
"Wir verlangen eindeutig und ausdrücklich, daß die ehrwürdigen und heiligen Ikonen ausgestellt werden wie das Bild des ehrwürdigen und heilbringenden Kreuzes selbst..."
Die Bilderfreunde (/Ikonodoulen) trafen sich. Auf diesem 7. allgemeinen Konzil wurde die inzwischen erarbeitete Bildertheorie des arabischen Mönches Johannes von Damaskus (ca. 650-750) zur Basis einer Theologie der Ikonen.
Die Bilderfeinde kannten die Positionen des wortgewaltigen Mönches aus Damaskus, er ist ihr Hauptgegner, ihn trifft ihr Bannfluch am heftigsten.
- dass auf Gottes Geheiß an der Bundeslade
Bilder angebracht worden sind (Ex 25,18-22; Hebr 9,5)
- ebenso auf dem Vorhang des Tempels (Ex 26,31 und
36,8).
Das Hauptargument für Johannes von Damaskus war die Menschwerdung. Christus könne nicht durch Symbole, sondern nur durch seine menschliche Gestalt dargestellt werden. Seine Darstellung könne sein ewiges Bild im Sinne einer höheren Wahrheit spiegeln. Christus sei freiwillig Mensch geworden, deshalb sei es weder unmöglich noch respektlos, seine menschliche Gestalt abzubilden.
Die Inkarnation war das Hauptargument für die Rechtfertigung einer religiösen Bildkunst. Gottvater könne und dürfe aus diesem Grund allerdings nicht abgebildet werden. Johannes gibt den Bilderfeinden unumwunden zu, daß die nicht sichtbaren Glaubenswahrheiten auch nicht bildhaft dargestellt werden könnten. Aber: Alle seine Zeitgenossen hätten den historischen Jesus als Menschen gesehen, einige hätten aber glaubend seine nicht sichtbare Göttlichkeit erkannt. In seiner Verteidigungsrede für die Bilder argumentiert er:
"Ein Bild ist wirklich ein Abbild und Beispiel, ein Abdruck eines in ihm gezeigten Abgebildeten...
... daher habe ich den Mut, vom unsichtbaren Gott ein Bild anzufertigen, nicht als Unsichtbaren, sondern als um unsretwillen durch die Anteilnahme an Fleisch und Blut sichtbar gewordenen. So bilde ich nicht die unsichtbare Gottheit ab, sondern das Fleisch Gottes, das gesehen worden ist.
Wenn es schon unmöglich ist, die Seele abzubilden, wieviel mehr erst Gott, der auch der Seele das Nichtmaterielle verliehen hat..."
Interessant
ist
ein Blick auf die historische und topographische Konstellation: Um in
einer bedrohlichen Phase der islamischen Angriffe die bilderfeindlichen
Provinzen ans Reich zu ketten und um sie nicht in die Arme des Kalifen
zu treiben, der ihnen problemlos Religionsfreiheit hat in Aussicht
stellen können, war der syrische Kaiser Leon III. auf eine
reichsweite
Bilderfeindlichkeit eingeschwenkt, was den Vorwurf der islamischen
Infiltration begründet.
Im Gegensatz dazu lebte und lehrte Johannes von Damaskus in einem
Kloster in Jerusalem, das seit 637 unter islamischer Herrschaft stand
und in dem die Christen ihren Ideen nachgehen konnten, ohne das
Eingreifen eines sie reglementierenden christlichen Kaisers
fürchten zu
müssen. Die Freiheit zur Widerrede gegen den christlichen
Kaiser und
zur Verteidigung der Bilder konnte Johannes nur im bilderlosen
islamischen Kulturkreis genießen.
Später hatten die Mönche des Studion-Klosters in
Konstantinopel unter
ihrem Igumen, dem Hl. Theodor viel Überzeugungsarbeit zu
leisten um das
durch die Propaganda der Bilderstürmer verdorbene
Konstantinopel zu
überzeugen. Noch einmal flammte die Terrorherrschaft der
bilderfeindlichen Mächte auf, die Mönche von Studion
wurden 809
vertrieben und verbannt, konnten aber bald wieder
zurückkehren. Noch
815 berief ein bilderfeindlicher Kaiser ein ikonoklastisches Konzil in
die Hagia Sophia ein, ersetzte willkürlich den mutigen
Patriarchen
Nikephoros und weitere 28 Jahre wurden Ikonen vernichtet und versucht
die Kirche mit dem Gewalt einer Schreckensherrschaft dem Diktat des
Kaisers zu unterwerfen. Klöster wurden geschlossen,
Mönche
terrorisiert, Ikonenmaler misshandelt; z.B. dem Mönch Lazarus
beide
Hände im Feuer verbrannt.
Erst unter Kaiserin Theodora wurde 843 das Konzil von 787
bestätigt und
am 11. März, dem 1. Fastensonntag, verkündet. Die
kaiserliche Macht
erkannte endgültig das Recht der Kirche auf die
selbstständige Regelung
ihrer religiösen Angelegenheiten an.
Die Bildertheologie des Johannes wurde die Basis für die
Rechtfertigung des Bildergebrauchs und Entscheidungsgrundlage
für die
Konzilsväter. Die entscheidenden Passagen des
Konzilsbeschlusses von
787 lauten:
"...
Die
Verehrung des Bildes (eikon) geht nämlich auf das Urbild
(prototypos)
über,
und wer das Bild verehrt, verehrt die Hypostasis dessen, was in
ihm eingeschrieben ist.
Damit wird
die Lehre unserer heiligen Väter bestätigt und
gleichermaßen die
Tradition der Katholischen Kirche,
lche das Evangelium von einem Ende
(der Welt) zum anderen aufgenommen hat. Somit folgen wir Paulus,
der in
Christo geredet hat, dem ganzen göttlichen Kreis, und den
heiligen
Vätern, indem wir die Überlieferungen bewahren,
welche wir empfangen
haben.
So singen wir der Kirche prophetische Siegeshymnen:
'Juble, Tochter Zion!
Jauchze, Israel!
Freu dich und frohlocke
von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem.
Der Herr hat das Urteil gegen
dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen.
Der König
Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu
fürchten.'
Und Friede wird über dir sein bis in ewige Zeit.
Wir ordnen an, daß diejenigen, die es wagen, etwas anderes zu denken oder zu lehren oder die gegen die offenkundigen Häretiker (gerichteten) kirchlichen Überlieferungen zu verwerfen oder irgendwelchen Zusatz hinzuzusinnen, oder etwas von den kirchlichen Weihegegenständen wegzuwerfen - ein Evangeliar, ein Kreuzzeichen, eine bildliche Darstellung oder eine heilige Märtyrerreliquie - oder ränkevoll und böswillig etwas hinzufügen, um einen Punkt der rechtskräftigen Überlieferung der katholischen Kirche umzustürzen, und zwar besonders, um die kirchlichen Kleinodien oder die frommen Klosterstiftungen zu verstaatlichen, wenn sie Bischöfe oder Kleriker sind, zu entfemen, Mönche und Laien aber von der Kommunion (koinonia) auszuschließen...
Das heilige Konzil akklamierte:
Wir alle glauben so, wir alle denken dasselbe, wir alle haben mit unserer Zustimmung unterschrieben.
Dies ist der Glaube der Apostel, dies ist der Glaube der Rechtgläubigen.
Dieser Glaube fundiert die Oikumene.
Im Glauben an den einen Gott, der in der Dreifaltigkeit besungen wird, küssen wir die verehrungswürdigen Ikonen.
Diejenigen, die es nicht so halten, sind verdammt ...
Diejenigen, die nicht so denken, sind weit aus der Kirche entfernt."
In den zwei entscheidenden Problemkreisen war ein Kompromiß gefunden:
Zum
einen war das für die Bilderfrage bisher unlösbare
Dilemma des Duophysitismus nunmehr lösbar:
Das Bild gibt zwar nur die menschliche Natur wieder, kann aber dennoch
akzeptiert werden, weil die nicht abbildbaren göttlichen
Anteile dazu
gewußt und ergänzend geglaubt werden. Der nicht
bildhaft sichtbare
Glaubensakt drückt sich in den bekennenden Inschriften aus.
Das
Göttliche erheischt eine Abbildung. Sie gehört zu ihm
wie der Schatten
zu seinem Körper.
Im Umkehrschluß wäre ein Verbot der Bilder und ihrer
Verehrung eine Leugnung des sichtbar gewordenen Christus.
Theodor von Studion formulierte:
"Insofern
Christus von einem unumschreibbaren Vater herkommt,
kann er kein
Kunstbild haben, weil er unbeschreibbar ist.
In der Tat, welchem Bilde
hätte die Gottheit, deren Darstellung in der Heiligen Schrift
vollkommen verboten ist, gleichgestellt werden können?
Insofern aber
Christus von einer beschreibbaren Mutter geboren wurde,
hat er
natürlicherweise eine Darstellung, die dem
mütterlichen Bilde
entspricht.
Und wenn er kein Kunstbild hätte, wäre er auch nicht
von
einer beschreibbaren Mutter geboren und hätte also nur eine
Geburt -
nämlich vom Vater.
Dies aber wäre eine Umstürzung seines Heilsplanes."
Diese Überzeugung fand 843 Eingang in die Texte der Orthodoxie.
Zum
anderen war
entscheidend, daß die längst
überfällige und letztlich
konfliktauslösende Frage jetzt endlich ein für
allemal geklärt wurde:
Die vor den Ikonen vollzogene Verehrung und Kniefall (proskynesis)
durch die Gläubigen gilt nicht den Holztafeln, sondern dem
Urbild,
geschieht nicht im Hinblick auf die Materie, sondern im Hinblick auf
den Dargestellten.
Die Wirkkraft des Abgebildeten ist immer im Bild.
Es
gibt eine Einheit von Urbild und Abbild nach Form und
Ähnlichkeit.
Die
Anbetung (latreia) ist alleine Gott vorbehalten.
Der christliche Westen hat sich zunächst vehement für die Bilder ausgesprochen, z. B. der Diakon Epiphanius aus Catania.
Vergleiche der Ikone mit dem Andachtsbild westlicher Ausprägung machen die essentiellen Unterschiede deutlich:
Ziel der Ikone ist es, die heiligen Überzeugungen in allgemein verbindliche Bilder umzusetzen.
///
Ziel des Andachts-Bildes
ist es, den Betrachter durch wie immer
geartete Gestaltungsmöglichkeiten möglichst
"andächtig" zu machen, d.
h. er soll an die illustrierten Geschehnisse erinnert werden und
emotional in sie eindringen bzw. an ihnen beteiligt sein.
Die
Ikone
basiert auf den Berichten glaubwürdiger Zeugen
und auf den Richtigstellungen erleuchteter Konzilsväter.
///
Der Künstler, der ein Andachts-Bild
malt, kann neue Formulierungen zur Steigerung der Wirkung "cre-ieren".
Themenauswahl
und
Bildkomposition, Repräsentation der Einzelfiguren,
Gestaltung der
äußeren Erscheinungen der Ikone
müssen die kanonischen Traditionen
fortsetzen.
Neu angefertigte Werkstücke müssen die Vorbilder der
Vorlagen fortsetzen.
///
Der Künstler des Andachts-Bildes
beweist seinen Einfallsreichtum und
seine künstlerische Kreativität durch ansprechende
Neuformulierungen
des Themas.
Den
Ikonenmaler
bewegt eine mystische Teilhabe an der in Gebet
und Schriftlesung geschauten verklärten Welt.
///
Der Künstler des Andachtsbildes
bedient sich seiner Phantasie.
Die
künstlerische Freiheit des Ikonen-Schreibers
ist in dem Satz der Heiligen Schrift zusammengefasst:
"Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit." 2 Kor 3,17
///
"Künstlerische Freiheit" im durchaus weltlichen Sinne ist die
Grundlage
des Gestaltungsprozesses
für das Andachts-Bild
des Westens.
(Unter Verwendung der Auszüge die der Religionspaedagoge Horst Leps aus den Seiten 15 –20, 29, 51+52 unter Weglassung der Fußnoten, aber Ergänzung der Bibelstellen aus der Einleitung des Ausstellungskatalogs "Ikonen des Ostens - Kultbilder aus fünf Jahrhunderten", herausgegeben vom Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg, St. Otto Verlag Bamberg, Copyright 1998 Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg, Hauptabteilung Kunst und Kultur, Autor: Kurt Ruppert, Bamberg, erstellt hat)
2. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Hl. GREGOR PALAMAS
Lesung: Hebr. 1:10 - 2:3 EVANGELIUM: Mk. 2: 1 - 12 |
|
Hl.GREGOR
Palamas
Predigt
Erzbischof LEONID zum Fest
Die Tradition der Kirche lasst uns heute - im Sinne des Festes der Verkündigung der Frohbotschaft an
die Gottesgebärerin- sowohl an die Heilung des Gelähmten als
auch an den Hl. GREGOR Palamas
denken.
Es wird uns bewusst, dass Gott uns unser Heil nicht aufzwingt, sondern
unser Mitwirken will. Mitwirken sollen wir nicht nur egoistisch an
unserem eigenen Heil sondern auch alles dazu tun, um anderen die
Heilung zu ermöglichen.
Das Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die
Gottesgebärerin ist
auch das Fest der Zustimmung der Menschheit zum Heilsplan Gottes. Die
Gottesgebärerin handelt nicht ohne zu wissen, was sie tut. Ihr
kritisches Hinterfragen der Botschaft des Engels zeigt ihre starke
Persönlichkeit. Aber im Unterschied zu unser
mißgeleiteten Mutter Eva
weiß Maria die Mutter der erneuerten Menschheit auch, dass
die
menschliche Vernunft ihre Grenzen hat. Und dass es ohne die
Überwindung
der Enge dieser Grenzen keinen Zugang zu Gott geben kann.
Diese menschliche Anstrengung zur Öffnung für die
göttliche Energie führt zum Heilswirken in der
"Syn-Ergie".
Diese Überwindung unserer vermeintlichen allzumenschlichen
Grenzen ist nicht leicht.
In der Fastenzeit sind wir aufgerufen dafür zu "trainieren".
Aber wir brauchen dazu Anleitung und fühlen uns oft genug auch
wie der
Gelähmte und brauchen die Hilfe unserer Mitmenschen. Besonders
in
unserer Gesellschaft, die den Individualismus vergöttert, und
den
Glauben zur Privatsache machen will, sollten wir uns dessen bewusst
werden, dass "keiner allein" gerettet wird. Unser Christentum kann
nicht ohne Gemeinschaft heilsam werden. In dieser Gemeinschaft tragen
wir alle für unseren nächsten Verantwortung und
sollten immer bereit
sein, so zu handeln wie die Mitmenschen des Gelähmten.
Hilfreich für unsere Suche nach dem Zugang zu Gott ist auch
die
Überwindung von westlicher Skolastik und thomistischer
Theologie, die
Synthese von apophatischer und kataphatischer Sprache von Gott, sowie
der Weg des Herzensgebetes und die Möglichkeit der Schau des
"ungeschaffenen Lichtes", der Schau Gottes in Seiner Energie.
Wege des Heils, die uns der Heilige GREGOR Palamas erschlossen hat.
Der Heilige GREGOR Palamas (1296-1359) war der hochintellektuelle
Sprecher der Mönche des Heiligen Berges Athos, die in jener
Zeit, wie
so oft davor und danach die Erkenntnisse der Orthodoxie gegen die
oberflächlichen Behauptungen der Günstlinge der
weltlichen Machthaber
verteidigen mussten.
Zunächst von der Gelehrsamkeit des Ostens durch die
Erkenntnislehre des
Dionysios Aeropagita fasziniert kam der humanistisch gesinnte
Mönch
Barlaam in den Osten und stieg bald zum Hoftheologen des Kaiserhofes in
Byzanz auf. Bald begann er die Gebetspraktiken des Herzensgebetes der
östlichen Mönche zu verspotten und zu
bekämpfen.
Es ging den Mönchen den Zugang zum ungeschaffenen Licht
Gottes, das
Erspüren der Energiewirkung Gottes, nicht als subjektive
Einbildung
abtun und so verschütten zu lassen. Obwohl es ihm
zunächst nur
Gefangennahme und Ausstoss aus der Kirche durch einen humanistischen
Patriarchen einbrachte und er erst mehr als 5 Jahre durch das Konzil
von 1351 rehabilitiert wurde, setzte der Hl. GREGOR Palamas die
Unterscheidung zwischen dem unfassbaren Wesen Gottes und Seinen
erfahrbaren Energien durch.
Apophasis heisst Verneinung. Apophatisch von Gott zu reden wird durch
den Versuch der Gotteserkenntnis durch menschliche Vernunft und
Welterfahrung ausgelöst. Es bedeutet, von Gott zu sagen, wie
Er nicht
ist: Er ist nicht begrenzt, nicht endlich, nicht vergänglich -
also
unbegrenzt, unendlich, unvergänglich u.s.w.
Dies ist die Absage an den erkenntnistheoretischen "Realismus" der
westlichen Skolastik (Thomismus, Skotismus).
Demgegenüber ist sich die orthodoxe Theologie dessen bewusst,
das
wir von Gott immer nur in Bildern und Gleichnissen reden, auch wenn wir
das abstrakt in Begriffen tun.
Demgegenüber bedeutet Kataphasis Bejahung, die positiv die
Verkündung
der Offenbarung Gottes ermöglicht, die Verkündung der
Heilsereignisse
Gottes, durch die Er in unsere Geschichte eingegangen ist und immer
wieder in unser Schicksal eingeht und durch die Er sich uns in Seinen
Energien zu erkennen gibt.
Die beiden Positionen dürfen nicht fundamentlistisch
gegeneinander
gesetzt werden. Heilswichtig ist es hingegen die beiden Sichtweisen
stets gleichzeitig anzuwenden und damit nicht den
Trugschlüssen der
Begrenztheit menschlicher Vernunft zum Opfer zu fallen:
Wir reden vom Wesen Gottes nicht anders als in Bildern und
Gleichnissen aber wir reden immer von heilswirksamer Realität,
wenn wir
von Seiner Offenbarung und Seinen Heilsmysterien reden.
So wird Theologie zur geistlichen Medizin, derer die Menschheit unserer
Zeit -gleichzeitig im Dilemma vom Wahn der "Allmachbarkeit" gefangen
und gleichzeitig der absolut entwertenden Orientierungslosigkeit
verfallen- im besonderen Maße bedarf.
3. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
VEREHRUNG des Hl. KREUZES
Lesung: Hebr. 4:14 - 5:6 EVANGELIUM: Mk. 8:34 - 9:1 |
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In der Mitte der Fastenzeit verehren wir das Heilige, das lebenbringende und uns daher so kostbare Kreuz des Herrn. Nicht einem Stück Holz gilt die Verehrung sondern dem Herrn Selbst, dem Gekreuzigten und Auferstandenen !
Orthodoxe
Kreuzesverehrung:
Am
fruehen Morgen
gehen wir zu Dir,
und preisen Dich in Hymnen,
Heiland der Welt,
da wir den Frieden gefunden in Deinem Kreuz,
durch das Du das Menschengeschlecht erneuert hast,
uns fuehrend zum abendlosen Licht.
Im Paradiese ward einst durch eines Baumes Frucht
das Vertrauen gebrochen und herbeigerufen der Tod.
Der Baum des Kreuzes aber
hat den Menschen das Kleid des Lebens gebracht.
Nicht mehr
bewacht das Flammenschwert die
Pforte von Eden.
Denn es nahte sich ihm eine neue Versoehnung,
des Kreuzes Baum.
Des Todes
Stachel und des Hades Sieg ist
zerschmettert.
Du tratest,
mein Heiland, herzu,
den Bewohnern des Hades zurufend:
Lasst euch zurueckfuehren ins Paradies !
Heute tanzen der Engel Choere voller Freude,
Deinem Kreuze huldigend.
An ihm ja schlugst du Wunden der Daemonen Scharen,
an ihm wurdest, Christus,
Heiland Du den Menschen.
Sei gegruesst, dreimal seliges, heiliges Holz,
Kreuz,
Licht derer, die wandeln in Dunkelheit,
das du den vier Enden der Welt durch dein Leuchten zeigtest,
die Strahlen von Christi Erweckung,
wuerdige alle Glaeubigen,
das heilige Pas´cha zu schauen.
4. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Lesung: Hebr. 6: 13 - 20 EVANGELIUM: Mk. 9: 16 - 30 Durch Enthaltsamkeit konntest du die Kraft deiner Seele erneuern; sie mit himmlischer Herrlichkeit veredeln. Heiliger Moench JOHANNES Darum riefst du allen zu: Nichts ziehet Gottes Liebe vor ! |
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Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A
Spiritual and
Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox Church, Crestwood
N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
In dieser Woche laedt uns die Kirche noch einmal verstaerkt zur Umkehr
ein. Wir sind eingeladen unser Vorleben zu kreuzigen um in der
Auferstehung erloest und erneuert zu werden.
Mittwoch wird der
GROSSE
KANON der
Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von Kreta
gebetet,
am Herrentag der diese Woche kroent, wird uns das leuchtende Vorbild
der Heiligen MARIA von AEGYPTEN vorgestellt.
Am Freitag duerfen wir des wichtigsten Menschen im goettlichen
Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlechtduerfen wir des wichtigsten
Menschen im goettlichen Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlecht,
der Gottesgebärerin im AKATHISTOS-HYMNUS gedenken.
5. Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Lesung: Hebr. 9: 11 - 14 EVANGELIUM: Mk. 10: 32 - 45 |
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Die Hl. Maria von Aegypten ist in der
orthodoxen wie
in der lateinischen Kirche bekannt als ein Beispiel wie Gott uns durch
Seine Gnade Heilige schenkt, deren Lebensweg nach menschlichem Mass
alles andere als fromm und bieder ist. In jedem menschlichen
Charakterzug, auch in den "allzu menschlichen" Schwächen,
ist doch auch ein Zugang zum Heil verborgen. Massloses Verlangen nach
Genuss kann im Zusammenwirken von Gottes Gnade und menschlicher Umkehr
zu massloser Gottesliebe fuehren.
Maria wurde im noerdlichen Aegypten geboren und entfloh im Alter von 12
Jahren dem elterlichen Hause, um in der Weltstadt Alexandria ein Leben
der Ausschweifung zu fuehren, einzig die Befriedigung ihrer Lueste
suchend. Nach 17 Jahren ausschweifenden Lebens trieb sie die Neugier
mit Wallfahrern zum Fest der Kreuzerhoehung zu den Heiligen
Stätten in
Jerusalem zu segeln. Auch auf dem Schiff und in Jerusalem liess sie
ihrer Leidenschaft freien Lauf und verführte jeden der es sich
gefallen
liess.
Als sie zur Verehrung des heiligen Kreuzes inmitten des gewaltigen
Menschenstromes, welcher der Auferstehungsbasilika zuflutete, auch
selbst in die Kirche eintreten wollte, wurde sie an der Schwelle von
einer unsichtbaren Gewalt, die staerker war als sie, zurueckgehalten,
waehrend die uebrigen an ihr voruebergingen. Auch die vereinte Kraft
mehrerer Maenner, um deren Hilfe sie gebeten hatte, konnten sie nicht
ueber die Schwelle der Kirche bringen. Da kam es ihr ploetzlich
erschreckend zu Bewusstsein, dass ihr Suendenleben Ursache dafuer sei,
dass sie das Heiligtum in ihrem Zustand nicht betreten sollte. Zugleich
fiel ihr Blick auf die Ikone der allheiligen Gottesmutter im Vorraum
der Kirche. In Beschaemung und Reue rief sie die Mutter des Herrn an
und gelobte, jede Busse in ihrem zukuenftigen Leben auf sich zu nehmen,
wenn die Gottesmutter ihr Eingang in das Heiligtum und damit ein
Zeichen gewaehre, an dem sie erkennen werde, dass ihr goettlicher Sohn
ihr vergebe. Und - o Wunder - ungehindert konnte sie die Schwelle
uebertreten und mit den uebrigen Pilgern an der Verehrung des heiligen
Kreuzes teilnehmen. Hier traf sie der Strahl der Gnade. Einer
innerlichen Erleuchtung folgend, jenseits des Jordans Ruhe und Frieden
zu suchen, machte sie sich sofort auf den Weg und erreichte noch am
gleichen Tage die Kirche des Hl. Johannes am Jordan. Reumuetig
beichtete sie hier und empfing die Lossprechung und die Hl. Kommunion.
Sodann ueberschritt sie den Jordan, um weiter ostwaerts in der Wueste
Busse zu tun und die Wueste nicht mehr zu verlassen. Unter den
aeussersten Entbehrungen in Nahrung, Kleidung und Behausung reinigte
sich noch 17 Jahre ihr von ihren suendhaften Gewohnheiten und den
Verwuestungen der Leidenschaften.
Dann aber fand sie die verheissene Ruhe und den vollen Frieden in Gott,
dem sie noch weitere 30 Jahre in der Wueste widmen durfte, durch
wunderbare Erleuchtungen getroestet und gefuehrt zu den seligen
Geheimnissen der Gottesschau. Erst in ihrem 77. Lebensjahr wagte sie es
wieder, einem Mann zu begegnen, der zur Andacht in die Wueste gekommen
war. Viele Moenche folgten naemlich der Praxis vom ersten Fastensonntag
bis zum Palmsonntag ihr Kloster zu verlassen, um in Erinnerung an die
vierzigtaegigen Fasten des Herrn in der Wueste ein Einsiedlerleben zu
führen. Gottes Fuegung wollte es, dass der fast
hundertjaehrige
Priestermoench Sosima aus einem am Jordan gelegenen Kloster in dieselbe
Einoede kam, in der auch Maria lebte. Da sie ihm , ohne ihn je gesehen
zu haben, seinen Namen nennen konnte, erkannte er dass es Gottes Wille
war, dass er ihr am Hohen Donnerstag vor der Auferstehung die Hl.
Kommunion an den Jordan bringen sollte. Nachdem sie mit Leib und Blut
des Herrn gestaerkt war, was sie so lange hatte entbehren muessen, bat
sie den Priester Sosima, ihr auch im naechsten Jahr die Heiligen Gaben
an die selbe Stelle zu bringen. Dann zog sie sich wieder in die Wueste
zurueck. Sosima entsprach im darauffolgenden Jahr ihrem Wunsch, fand
aber an der verabredeten Stelle den Leichnam der Heiligen, die ihren
Namen vor ihrem Scheiden aus dieser Welt in den Sand geschrieben hatte.
Der heilige Sosima bestattete sie an der gleichen Stelle, kehrte ins
Kloster zurueck und verfasste hier vor seinem bald folgenden Tode zur
Erbauung des spirituellen Lebens seiner Mitbrueder die Lebensgeschichte
der Heiligen, wie er sie bei der ersten Begegnung aus ihrem Mund
vernommen hatte. In ihrer heutigen Gestalt stammt der Bericht von
Patriarch Sophronij von Jerusalem. (7. Jhdt.)
Heute ist der Anfang unserer Erlösung und die Offenbarung des Mysteriums von Ewigkeit. Der Sohn Gottes wird zum Sohn der Jungfrau, und Gabriel bringt das Evangelium der Gnade. Mit ihm rufen auch wir der Gottesgebärerin zu: Freue dich, du Gnadenerfüllte, der Herr ist mit dir ! |
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Kanon d.
Hl. JOHANNES MONACHOS
Predigt des
Hl. GREGOR von NYSSA zum Fest
Das Christus-Mysterium bildet ein Ganzes. Mitten
in der vorösterlichen
Fastenzeit feiert wir die Inkarnation des urewigen Wortes. Die
Menschwerdung geschieht um der Erlösung willen, und die
Erlösung durch
Kreuz und Auferstehung setzt die Menschwerdung voraus.
Denn Gott wird Mensch, um uns Menschen zu vergöttlichen. Das
ist kein mechanischer oder magischer Vorgang.
Die freiwillige Menschwerdung des Sohnes und Wort Gottes im
Schoße der
Jungfrau ruft die Freiheit des Menschen auf, von sich aus, sich ohne
vergewaltigt zu werden, dem Handeln Gottes zu öffnen und so
das
vergöttlichte Heil in sich geschehen zu lassen. Dieses Heil
besteht in
der Vereinigung Gottes mit den Menschen und des Menschen mit Gott. Dazu
ist das freie "Ja" jedes Menschen unerlässlich, das "Ja", wie
es die Gottesgebärerin nach gewissenhafter Überlegung
gesagt hat:
" Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach Deinem Worte !"
Das Heil besteht aber nicht nur in der Erlösung des Menschen
von der
Sünde und allem Übel, sondern ebenso in der
Wiederherstellung des
Bildes Gottes, gemäss des ewigen Ebenbildes des Vaters in
Jesus
Christos, nach dem wir erschaffen wurden.
So konnte der Engel Maria die Botschaft der Freude bringen.
Freude verkünden an Weihnachten die Heerscharen der Engel den
Hirten.
Und der Auferstandene sagt den Aposteln und uns in Seinem
österlichen Gruß die Freude zu.
So kann auch in der Fastenzeit die Freude nicht untergehen:
Freude soll vielmehr auch die Buße leiten. Daher ist dieses
Freudenfest
kein Fremdkörper in der Fastenzeit; sondern gibt ihr
Ausrichtung, Tiefe
und Glanz.
Das
Datum des Festes wurde in Verbindung mit dem 25. Dezember
gewählt; es
ist also relativ spät festgelegt worden. Nach älterem
syrischen und
gallikanischem Ritus wurde es an einem der Herrentage vor Weihnachten
gefeiert. Uns ist das Datum seit den Akten des Konzils von 692 bezeugt.
Wenn es auf den Hohen Freitag oder Hohen Samstag vor Ostern
fällt, wird
es bei den Griechen auf den Ostertag verschoben und gemeinsam mit der
Auferstehung gefeiert.
*Quellenhinweis*
Dies ist gesetzt von Gott den Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum, dass gemeinsamer Liebe ein Kind
entstamme.
Doch ist mir gänzlich unbekannt die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn!
Der Einwand, welchen du aussprichst,
Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel, trifft wohl zu bei den
gewöhnlichen Geburten sterblicher Menschen.
Der wahre Gott aber, künde ich dir, nimmt, jede Vernunft und
jedes
Begreifen übersteigend, Fleisch an, wie nur Er es
weiß, aus dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Du erscheinst als Künder mir der
Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist, geschehe mir nach
deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
(
Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.) zum Fest der Verkündigung
der Frohbotschaft an die Gottesmutter )
(Ausschnitt)
Die jungfräuliche Empfängnis - Gottes Schöpfertat
Gregor von Nyssa (+ 394)
zum Fest Mariae Verkündigung
*Quellenhinweis*
In das Heilsgeheimnis wird die Jungfrau von Gabriel eingeweiht. Die Worte der Einweihung waren Segensworte: »Freue dich, Begnadete! Der Herr ist mit dir!« (Lk 1,28). Als Gegensatz zum ersten Spruch, der an eine Frau erging, ergeht nun dies Wort an die Jungfrau. jene wurde der Sünde wegen zur Betrübnis bei der Geburt verurteilt, bei dieser aber wird durch die Freude die Betrübnis aufgehoben. Bei jener ging Betrübnis der Geburt voran, hier aber war bei der Geburt Freude als Hebamme tätig! »Fürchte dich nicht!« (Lk 1,30), spricht er.
Da jeder Frau die Erwartung der Geburt Furcht bereitet, hebt die Verkündigung der freudvollen Geburt die Furcht auf. »Du wirst empfangen und einen Sohn gebären und sollst ihn Jesus nennen. Er wird sein Volk von den Sünden erlösen« (Lk 1,31). Was entgegnet Maria? Vernimm das Wort einer reinen Jungfrau! Der Engel verkündet ihr die Geburt, doch sie hält fest an der Jungfräulichkeit und misst der Unversehrtheit größeren Wert als der Erscheinung des Engels bei. Sie kann dem Engel weder den Glauben versagen, noch wird sie ihrem Entschluss untreu. »Mir ist der Umgang mit einem Mann versagt«, spricht sie. »Wie soll mir das geschehen?« (Lk 1,35) ...
Wenn Josef sie zur Ehe genommen hätte, wie konnte sie über die Botschaft des Engels befremdet sein, dass sie gebären werde? Denn nach dem Gesetz der Natur erwartete sie durchaus, auch einmal Mutter zu werden. Da aber ihr gottgeweihter Leib wie eine geheiligte Weihegabe unverletzt bewahrt werden musste, deshalb spricht sie: »Wenn du auch ein Engel bist und vom Himmel kommst und deine Erscheinung Über menschliche Erfahrung hinausgeht, so ist es doch unmöglich, dass ich einen Mann erkenne. Wie werde ich Mutter sein ohne einen Mann? Josef sehe ich als meinen Verlobten an, als Mann aber erkenne ich ihn nicht.«
Was erwidert Gabriel, der zur Jungfrau gesandt wird? Auf welches Brautgemach für die reine und unbefleckte Ehe weist er hin? »Heiliger Geist«, sagt er, »wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten« (Lk 1,35). Welch glückseliger Leib, der wegen seiner übergroßen Reinheit die guten Gaben für die Seele auf sich herabgezogen hat! Von allen anderen Menschen würde kaum eine reine Seele die Gegenwart des Heiligen Geistes in sich ertragen, hier aber wird der Leib zum Gefäß des Geistes. »Aber auch die Kraft des Höchsten wird dich überschatten«. Wie ist dieses geheimnisvolle Wort zu verstehen?
Dass Christus die Kraft Gottes und seine Weisheit ist, wie der Apostel sagt (1Kor 1,24). Die Kraft des höchsten Gottes also, die Christus ist, nimmt durch die Herabkunft des Heiligen Geistes in der Jungfrau Gestalt an.
Homilie
auf Christi Geburt; PG 46, 1140B-1 141B, in: Heiser, Lothar, Jesus
Christus, Das Licht aus der Höhe, Verkündigung,
Glaube, Feier des
Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche (Schriftenreihe des
Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens; Bd. 47), St.
Ottilien 1998,
S. 45f.
*aus St. Andreas Bote*
Kanon des Johannes Monachos (8. Jh.)
zum Fest Mariae Verkündigung
Höre, Mädchen, reine
Jungfrau,
so kündete Gabriel den Ratschluss des Höchsten, uralt
und ohne Trug:
Sei zum Empfange Gottes bereit! Denn durch dich wendet der Unfassbare
sich wieder den Sterblichen zu.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Alles Sinnen der Sterblichen ist zu
schwach,
erwiderte die Jungfrau, zu ergründen, was Unbegreifliches du
mir kündest.
Ich freute mich deiner Worte, aber erschreckend fürchte ich,
dass du
mit Täuschung mich wie Eva weit weg von Gott führen
willst.
Doch gleichwohl, sieh, sprichst du:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Sieh, die Verwirrung löst sich
dir,
entgegnete auf diesen Einwand Gabriel.
Denn mit Recht sagst du, der Plan sei unergründlich.
Folge nur den Worten deiner Lippen und zweifle nicht,
als sei er ein Truggebilde; dass Wirklichkeit er ist, das, glaube doch.
Denn auch ich rufe mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Dies ist gesetzt von Gott den
Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum, dass gemeinsamer Liebe ein Kind
entstamme.
Doch ist mir gänzlich fremd die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn!
Der Einwand, welchen du aussprichst,
Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel, trifft wohl zu bei den
gewöhnlichen
Geburten sterblicher Menschen. Der wahre Gott aber, künde ich
dir,
nimmt, jede Vernunft und jedes Begreifen übersteigend, Fleisch
an, wie
nur Er es weiß, aus dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Du erscheinst als Künder mir der
Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist, geschehe mir nach
deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.)
zum Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesmutter
8. Ode, im Orthros des 25. März; Menaion
Linkhinweise zum Fest:
ORTHODOX CHRISTIAN FAITH
in AUDIO: http://ourlifeinchrist.com
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