Aktuelle Feste im
Jahreskreis des Heils
Österliche
Zeit
"Österliche Zeit"
Vorbereitende Sonntage | Vorfastenzeit |
Fastenzeit
| Verkuendigung (25.03./ 7.4.)
Lazarus-Samstag
|
Sonntag des Einzugs in Jerusalem (der Palmen,
der Blumen)
Hohe Woche:
Donnerstag |
Freitag |
Samstag |
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der Feste>>|
Sonntage und Feste im Licht der Auferstehung
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F A S T E N Z E I T
"Fastenregeln"
/ FASTEN / Kanon der Umkehr unseres Vaters unter den
Heiligen ANDREAS von KRETA
Fasten-Hirtenbrief 2007 des Oekumen.
Patriarchen BARTHOLOMAIOS: "...Zeit der Geistlichen Kaempfe"
Fasten-Hirtenbrief 2004 des Oekumen.
Patriarchen BARTHOLOMAIOS:
„Öffne mir, Lebensspender, das Tor zur
Umkehr!“
Beten und Fasten - Erzbischof STYLIANOS
von Australien
» ... sondern nur durch Beten
und Fasten« (Erzpr. Prof. Alexander Schmemann (+ 1983)
Die Große Zeit
der Vorbereitung auf die
AUFERSTEHUNG
(aus dem "Orthodoxen
Glaubensbuch")
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~ Komponist: Artemij
WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor der Russischen
Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
SONNTAGE der Fastenzeit:
1. Sonntag: Fest der ORTHODOXIE
2. Sonntag: Hl. GREGOR Palamas
3. Sonntag: KREUZVEREHRUNG
4. Sonntag: Hl. JOHANNES von der
Himmelsleiter
5. Sonntag: Hl. MARIA von Aegypten
Fastenregeln
Die Fastenregeln der Kirche sind im Kapitel 32 und 33 des Typikons
dargelegt.
Vollständiges Fasten, wie in den Grossen 40-tägigen
Fasten vor dem Auferstehungsfest vorgesehen, bedeutet Abstinenz von
Fleisch, Eiern, allen Milchprodukten, Fisch, Wein und Öl. Der
Speiseplan besteht also praktisch nur aus Gemüse, das ohne
Öl zubereitet wird, Kartoffeln, Reis und Brot, wobei den
Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen jeder Art, Linsen)
besondere Bedeutung zur ausgewogenen Ernährung zukommt. An den
Samstagen und Sonntagen dieser Fastenzeit ist laut Typikon
zusätzlich Wein und Öl erlaubt, was die Zubereitung
der Speisen erleichtert. An einem besonderen Feiertag, wie zum Fest der
Verkündigung an die Gottesmutters am 25. März (7.4.)
aber z.B. nicht am Sonntag der Orthodoxie ! sind
auch Fischspeisen erlaubt.
Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass die Fasten keine Zwangsjacke
darstellen, sondern eine Hilfe, die die Abhängigkeiten
aufheben und uns auf das Gebet hin orientieren sollen.
Dadurch gehört auch weitestgehender Verzicht auf
"Zeitvertreib" und Unterhaltungsmedien.
Ernsthafte Bemühungen in der Überwindung
persönlicher Schwächen sind notwendige Begleiter
sinnvollen Fastens.
Hingegen sollte bei gesundheitlichen Problemen wirklich nur
Überflüssiges dem Fasten unterworfen werden.
Damit hier keine Willkür oder unheilsame Unsicherheit
aufkommt, sollte man sich immer mit dem "Geistlichen Vater", zu dem ein
jeder Christ für seinen Nächsten werden kann,
absprechen !
F A S T E N
Jes 58: 4 ff
+++
Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr
und schlagt mit gottloser Faust drein.
Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr es jetzt tut,
wenn eure Stimme im Himmel gehört werden soll.
Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe:
Loese die Fesseln derer, die du mit Unrecht gebunden hast;
Loese die Stricke des Jochs !...
Teile mit den Hungrigen dein Brot,
und die im Elend ohne Obdach sind, fuehre in dein Haus...
Dann wird dein Licht hervorleuchten wie die Morgenroete,
und dein Heil wird schnell voranschreiten,
und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen,
und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschliessen.
Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten.
Wenn du schreist, wird ER sagen:
Siehe, hier bin ich !
Wenn du bei dir niemanden unterjochst
und nicht mit Fingern zeigst
und nicht uebel redest,
sondern den Hungrigen dein Herz finden laesst
und den Elenden seinen Mangel linderst,
dann wird dein Licht aufgehen in der Finsternis
und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.
Und der Herr wird dich immerdar fuehren
und dich satt werden lassen in der Duerre
und dein Gebein staerken.
Und du wirst sein
wie ein gut bewaesserter Garten
und wie eine Wasserquelle,
der es nie an Wasser fehlt.
+++
So singen wir am Beginn der Fasten:
+++
Lasset uns ein Fasten halten,
welches dem Herrn gebuehrt und wohlgefaellig ist:
Entfremdung von boesen Taten,
Beherrschung der Zunge,
Enthaltung von Zorn,
Fernhalten von zwanghafter Begierde,
Verleumdung,
Luege und
Meineid.
Die Freiheit von diesen Dingen
ist ein wahres Fasten.
+++
zum folgenden Gottesdiensttext - Aufnahme des Gottesdienstes aus der
Russischen Orthodoxen Kirche
~~~ 1.Teil ~~~
~~~ 2.Teil ~~~
aus der
Internetseite www.liturgy.ru
K A N O N der U M K E H R
unseres Vaters unter den Heiligen
ANDREAS von KRETA
(Vierter Abschnitt des "Grossen Kanons des Hl. Andreas von Kreta" 9.
Ode)
Unerforschbar ist die Geburt nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann erkannt.
Denn Gottes Geburt macht NEU die Geschöpfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben
dich - als unseres Gottes jungfraeuliche Mutter.
Erbarme Dich meiner, rette mich.
Sohn Davids, hab Mitleid mit mir.
Die Besessenen hast Du geheilt durch Dein Wort.
Sprich auch zu mir -wie zum Raeuber- das erbarmende Wort:
Wahrlich, sage ich dir,
du wirst mit mir im Paradiese sein,
wenn ich in meiner Herrlichkeit komme.
Ein Raeuber klagte Dich an.
Ein Raeuber hat als Gott Dich bekannt.
Beide hingen mit Dir am Kreuz.
Wohlan,
Du, reich im Erbarmen,
wie Deinem glaeubigen Raeuber,
der als Gott dich erkannte,
so oeffne auch mir zu Deinem herrlichen Reiche das Tor.
Wie der Raeuber rufe ich: Gedenke !
Wie Petrus wein ich bitterlich: Verzeih mir, o Heiland.
Wie der Zoellner, so ruf ich
Vergiesse Traenen wie die Buhlerin.
Nimm auf meine Klage, wie einst die Kanaanaeerin.
Meiner armen Seele Zersetzung,
Heiland, heile sie, du einziger Arzt.
Lindernden Balsam leg mir darauf, giess Öl und Wein hinein.
Werke der Reue,
Zerknirschung,
mit Traenen vereint.
Die Kanaanaeerin nachahmend, rufe auch ich zu Davids Sohn:
Hab Mitleid mit mir !
Wie die blutfluessige Frau beruehr ich den Saum
und weine, wie Martha und Maria ueber Lazarus weinten.
Die Krankheiten heilend,
trug die Frohbotschaft zu den Armen - Christus das Wort.
Lahme hat Er geheilt,
mit Zoellnern das Mahl geteilt und mit Suendern verkehrt.
Die Seele der Jairustochter, die schon entrueckt, rief Er zurueck durch
Beruehrung der Hand.
Gerettet wurde der Zoellner,
und die Buhlerin hat sich fuer immer zur Tugend gewandt,
aber der stolze Pharisaeer wurde verdammt.
Vergib mir, sagte die eine,
erbarm dich meiner, die andere.
Doch dieser rief prahlend:
o Gott, ich danke Dir,
und rief noch weitere Worte der Torheit.
ANDREAS,
verehrungswuerdiger, dreimal glueckseliger Vater,
Kretas Hirte,
unaufhoerlich bitte fuer die, die dich in Hymnen besingen,
dass bewahrt wir bleiben vor allem Zorne, vor Bedraengnis, Verderben,
und der Suenden Vergebung erlangen,
die wir stets dein Gedaechtnis ehrend begehn.
Anfangloser Vater,
gleichanfangloser Sohn,
guter Troester, gerechter Geist, des Gotteswortes Zeuger,
des anfanglosen Vaters Wort, belebender, aufbauender Geist,
DREIHEIT,
erbarme Dich mein.
Unerforschbar ist die Geburt nach jungfraeulicher Empfaengnis,
jungfraeulich die Mutterschaft der Frau, die keinen Mann erkannt.
Denn Gottes Geburt macht NEU die Geschöpfe.
Darum preisen wir, alle Geschlechter, in rechtem Glauben
dich - als unseres Gottes jungfraeuliche Mutter.
(Vierter Abschnitt des "Grossen Kanons des Hl. Andreas von
Kreta". Neunte Ode)
Der Hl. ANDREAS von KRETA ist ein hervorragender Vertreter der
poetischen Theologie der fruehen oestlichen Christenheit.
660 im noch christlichen Damaskus geboren, wurde er um das Jahr 700
Erzhirte von Gortyna, der damaligen Metropole von Kreta.
Sein Kanon fasst heilbringende Botschaften des Christentums poetisch
zusammen, zu einer Zeit als eben die erste Welle der diese
Heilsbotschaft gefaehrdenden Irrlehren ueberwunden war.
Hoechstwahrscheinlich selbst zeitweise von diesen -damals wie heute-
verbreiteten Lehren irregeleitet war, laedt er zur Umkehr ein -im
Vertrauen auf die Milde Gottes, und zur Besinnung auf die wahren Werte
des Menschen als Ebenbild Gottes.
Hirtenbrief
zum Beginn der heiligen großen
vierzigtägigen österlichen Fastenzeit
* Quellenhinweis *
†
Bartholomaios
durch
Gottes Erbarmen
Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer
Patriarch
dem ganzen Volk der Kirche Gnade und Friede von Christus, unserem
Erlöser,
von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung
"Die
Zeit ist da, der Anfang der geistlichen Kaempfe !"
(Doxastikon der Laudes am Herrntag des Milchverzichts)
In Christus geliebte Brüder und
Schwestern!
Mit diesen Worten mahnt uns der Dichter,
am Anfang dieser heiligen vierzigtaegigen Fastenzeit unsere geistlichen
Kaempfe zu intensivieren, um uns geistlich zu ruesten und geistlich
voranzuschreiten.
Von Anfang an haben die Menschen
festgestellt, dass das Gute nur mit Entsagung erlangt wird.
Dementsprechend haben die heiligen Vaeter betont, dass man, wie es
charakteristischer Weise der hl. Isaak der Syrer ausdrueckt, die
Bequemlichkeit aechten muesse, um Gottes Liebe, die alle ewigen und
zeitlichen Gueter, um die wir stets emsig besorgt sind, nehmen wir
Menschen unzaehlige Muehen in Kauf.
Die geistlichen Gueter aber schenkt uns
Gott unter der Voraussetzung, dass wir aufrichtig zuerst Ihn Selbst und
Seine Liebe suchen und sie nicht etwa egozentrisch zu unserer eigenen
Erbauung und individuellen Genugtuung missbrauchen.
Der Herr hat uns deutlich gesagt: "Sucht zuerst das Reich
Gottes und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugegeben
werden" (Mt 6:33). Und er hat uns versichert, dass der, der
sich versteht, sein Leben um der Liebe Gottes willen zu verlieren, es
retten wird. Das heisst: Wer grossmuetig die Liebe seines Gottes und
Vaters im Auge hat und nicht kleinmuetig auf materielle oder geistliche
Gueter schielt, ohne dass ihm an Gott selbst gelegen waere, der wird
endlich die Liebe Gottes, um die es ihm geht, ebenso erlangen wie
Gottes Gueter jeglicher Art, um die es ihm nicht geht.
Denn unser Vater im Himmel, Geliebte im
Herrn, der uns liebt und will, dass wir gerettet werden, der Geber und
die Quelle alles Guten, wird uns, wenn wir uns zu ihm bekehren, auch
alle anderen Gueter geben, deren wir beduerfen. Das erste Gewand, das
gemaestete Kalb, den Ring fuer die Hand, das Festmahl mit den Freunden
und vor allem seine vaeterliche Umarmung.
Um in diese vaeterliche Umarmung
einzugehen, muessen wir uns abkehren von unseren Suenden und von der
leidenschaftlichen Hingabe an uns selbst, deren Symbol die
Schweineschoten des Evangeliums sind; muessen wir die Aufrichtigkeit
der Sehnsucht der Liebe Gottes durch einen entschiedenen und
ehrgeizigen geistlichen Kampf unter Beweis stellen.
Das Wesen des geistlichen Kampfes besteht
darin, dass wir allein Gottes Liebe suchen und begehren und uns im
Gegenzug allen rechtmaessigen Guetern und Wuenschen versagen, um uns
mit ungeteiltem Herzen und Geist jenem Ziel zuzuwenden, das alle
anderen Ziele ueberragt. Aus diesem Grund bedeutet auch das Fasten, das
eine asketische Zitadelle der grossen Fastenzeit darstellt, keine
grundsaetzliche Ablehnung des Essens unter Danksagung, sondern einen
freiwilligen Verzicht auf jenes Behagen, das es dem Leib verursacht -
und das mit dem Ziel, die Seele aus ihrer ausschliesslichen
Selbstbefangenheit zu loesen und den Leib der Fuehrung des Geistes zu
unterwerfen. Der Leib soll naemlich der menschlichen Person dienen,
statt sie zu beherrschen.
Der Zweck der geistlichen Uebung besteht
nicht darin, Tugenden oder aussergewoehnlichen Faehigkeiten zu
erwerben, wie die Anhaenger diverser Humanismen glauben, sondern darin,
unserem Verlangen Ausdruck zu geben, der Person unseres Herrn Jesus
Christus, in dem alles sich vollendet und von dem alles seinen Ausgang
nimmt, zu begegnen. Das personale Wort Gottes verkuendet
unmissverstaendlich - und auch der Dichter erinnert uns daran - dass
wir uns vergeblich muehen, wenn nicht der Herr das Haus der Tugenden
unserer Seele baut.
Wir Christen ergeben uns also der Liebe
Christi und verzichten zugleich freiwillig darauf, vielen anderen
sekulaeren Vorlieben und Neigungen nachzugehen, damit wir der
Anwesenheit Christi im Haus unserer Seele gewuerdigt werden. Wenn das
nach dem Wohlgefallen und der Gnade Gottes geschieht, dann werden uns
auch der Friede, die Freude und die vollkommene Liebe unentwendbar zu
eigen gegeben.
Deshalb vollzieht sich der geistliche
Kampf nicht in Traurigkeit oder unter Zurschaustellung, sondern in
Freude und Verborgenheit, soweit es uns moeglich ist. Jede Form von
Demonstration fuehrt dazu, dass wir das Ziel der Liebe Gottes durch das
der Ehrsucht ersetzen. Traurigkeit und Niedergeschlagenheit vertreiben
die Heiterkeit und die Freiwilligkeit und fuehren dazu, dass der
Fastende einer Stimmung des Bedruecktseins und der Gezwungenheit
verfaellt, also seelischen Zustaenden, die Gott nicht gefallen.
Der geistliche Kampf soll in Freude
geschehen und vor allem dem einen Zweck dienen, unser Herz in die Liebe
und die Freude Gottes einfuehren. Denn die Liebe und die Freude Gottes
verbannen aus uns jegliche Bitterkeit, jeglichen Groll, jeglichen
Protest und jegliche Beschwerde ueber unsere Mitmenschen. Vielmehr
durchdringt und umgibt uns durch sie der unerschuetterliche und
unuebertreffliche Friede Gottes.
Moegen wir alle in geistlichen Kaempfen
die Rennbahn der vierzigtaegigen Fasten durchlaufen, damit wir die
Freude der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus in Fuelle
empfangen.
Seine Gnade und Sein reiches Erbarmen seien mit Euch allen !
Heilige Grosse Fastenzeit
2007
Patriarch
Bartholomaios von Konstantinopel
Euer aller inständiger Fürbitter
bei Gott
Hirtenbrief
zum Beginn der heiligen großen
vierzigtägigen österlichen Fastenzeit
* Quellenhinweis *
†
Bartholomaios
durch
Gottes Erbarmen
Erzbischof von Konstantinopel, dem Neuen Rom, und Ökumenischer
Patriarch
dem ganzen Volk der Kirche Gnade und Friede von Christus, unserem
Erlöser,
von uns aber Fürsprache, Segen und Vergebung
In
Christus geliebte Brüder und Schwestern!
Zu
Beginn des Triodions hören wir ein ergreifendes Troparion, in
dem es heißt: „Öffne mir, Lebensspender,
das Tor zur Umkehr!“ Es fällt auf, dass die heilige
orthodoxe Kirche uns für unsere Buße einen langen
Zeitraum zur Verfügung gestellt hat. Aber sie erinnert uns
auch täglich und stündlich daran, dass wir der
Buße bedürftig sind. Sie weiß, dass die
Buße die Grundlegung des geistlichen Lebens und der Rettung
jedes Menschen ist. Das bezeugt auch die Tatsache, dass sowohl der
heilige Johannes der Täufer als auch unser Herr Jesus Christus
ihre Verkündigung damit begannen, dass sie das Volk ermahnten,
Buße zu tun.
Wie
schon der Wortlaut des griechischen Wortes
„meta-noia“ verrät, handelt es sich bei
der Buße um einen Sinneswandel, um einen Wandel unserer
geistlichen Einstellung zur Welt und zu Gott. Gewiss bedeutet
Buße auch die Absage an unsere Sünden und die
Entscheidung, in Zukunft in Übereinstimmung mit den heiligen
Geboten Gottes zu leben. Aber in erster Linie bedeutet sie eine
Erneuerung und einen Wandel unseres Denkens, unserer
Wertschätzung der materiellen und der geistlichen Welt, eine
dem Willen Gottes entsprechende Neuordnung jener Werte, nach denen wir
unser Leben ausrichten.
Wenn
wir bis jetzt der Anhäufung von Reichtum den Vorrang gaben, so
sollten wir uns von jetzt an darauf verlegen, die materiellen
Güter gerecht und zum Nutzen aller zu verwenden. Wenn wir bis
jetzt auf die Befriedigung unserer individuellen Bedürfnisse
geachtet haben, so sollen wir von jetzt an auch die
Bedürfnisse der anderen im Auge haben. Dabei sollten wir mit
unserer Familie beginnen. Aber wir sollten auch die
größere Familie der Gesellschaft, in der wir leben,
nicht vergessen. Und wenn es möglich ist, auch nicht die ganze
Menschheit.
Wenn
bisher die Frage „Wie können wir das irdische Leben
erfolgreich bestehen?“ im Mittelpunkt unserer Interessen
stand, so muss sich von jetzt an unser Interesse auch auf das Leben
nach dem Tod erstrecken. Wenn unsere Überlegungen und
Interessen bis jetzt den menschlichen Wissenschaften und Fertigkeiten
galten, so sollten wir uns in Zukunft auch für die heilige
Wissenschaft und die Kunst des geistlichen Lebens interessieren, denn
auch diese hat ihre Gesetze und bedarf einer entsprechenden
Übung und Zurüstung. Wenn wir bis jetzt danach
trachteten, gute Beziehungen mit den Mächtigen dieser Welt zu
haben, so sollten wir in Zukunft darauf achten, freundschaftlichen
Umgang auch mit den Mächtigen der geistlichen Welt, mit
unserem Herrn Jesus Christus, der Gottesgebärerin und den
Heiligen zu pflegen. Wenn wir bislang unser eigenes Urteil und unsere
eigene Auffassung dem Urteil anderer vorgezogen haben, so sollten wir
in Zukunft anerkennen, dass die Auffassung anderer oft richtiger als
unsere eigene ist. Überhaupt wird unsere Buße dann
zum Erfolg führen, wenn wir unsere Auffassungen und unsere
Wertschätzung der Dinge einer täglichen Revision
unterziehen und sie so lange korrigieren, bis sie mit den Positionen
unserer heiligen Kirche, die mit den Positionen des Evangeliums
identisch sind, mit den heilsamen und wahren Lehren unseres Herrn Jesus
Christus, übereinstimmen. Zu all dem muss auch das aufrichtige
und demütige Bekenntnis unserer Sünden vor dem
Priester kommen, dem von Gott die Macht verliehen wurde, die
Sünden zu behalten oder zu vergeben. Es gibt keine
Buße ohne das reine Bekenntnis unter dem menschenliebenden
Epitrachilion des Beichtvaters. Im Sakrament der Buße wird
der Christ durch die Gnade des Heiligen Geistes nicht nur von jeder
Befleckung gereinigt, sondern auch von den Wunden seiner Leidenschaften
geheilt und geistlich neu geboren und empfängt die Kraft,
seinen guten Kampf fortzusetzen. Und weil die Vollkommenheit der
göttlichen Lehren, nach denen sich unser Geist und unser Herz
richten sollen, unermesslich ist, darf notwendigerweise auch die
Buße keine Unterbrechung erfahren, wie die heiligen
Väter der orthodoxen Kirche uns lehren. Das gilt selbst
für die, die nach menschlichem Ermessen vollkommen sind,
sofern es solche Menschen überhaupt gibt.
Im
Herrn geliebte Brüder und Schwestern, lasst uns nicht sagen,
wir hätten keine Sünden und bedürften der
Buße nicht, denn dann liefen wir Gefahr, dem verwerflichen
Hochmut des Pharisäers zu verfallen. Wir alle
bedürfen der Umkehr, weil wir alle, wie vollkommen wir auch
sein mögen, einer umfassenderen Kenntnis des
göttlichen Willens, des Wachstums an Liebe, an Verzeihen, an
mit Erkenntnis gepaartem Eifer und an Interesse für das
geistliche Leben ermangeln.
Es
gewähre uns der Heilige Gott auf die Fürbitten der
heiligen Gottesgebärerin und aller Seiner Heiligen, dass wir
die heilige Fastenzeit körperlich gesund und mit zur Umkehr
bereiter Seele bestehen und gereinigt und erneuert zum heiligen
Osterfest gelangen, um auch in diesem Jahr der Freude der Auferstehung
teilhaft zu werden und auf ewig unverbrüchlich dem ewigen
Leben der Auferstehung verbunden zu bleiben. Amen.
Heilige
große Fastenzeit 2004
Patriarch
Bartholomaios von Konstantinopel
Euer
aller inständiger Fürbitter bei Gott
Fastenbrief
der
orthodoxen Bischöfe in Deutschland
zum
Sonntag der Orthodoxie 2004
Liebe Schwestern und Brüder in
Christus !
"Begonnen hat der Kämpfe Zeit"
singen wir zu Beginn der Grossen Fastenzeit, die mit dem Fest unserer
Identität, dem Sonntag der Orthodoxie, eingeleitet wird.
Es ist die Zeit der Einkehr, der Buße, der Selbstbesinnung
und der Loslösung aus den Zwängen des Alltags; der
Hinwendung zum menschgewordenen Sohn Gottes, der sich selbst hingegeben
hat, um Seine Schöpfung zu retten. "Denn Gott hat die Welt so
sehr geliebt, dass Er Seinen einziggeborenen Sohn hingab, damit jeder,
der an Ihn glaubt, nicht verloren wird, sondern das ewige Leben hat"
(Joh 3:16)
In dieser Meditation der Besinnlichkeit rückt das Jahr 2004
zwei Gedenktage in den Mittelpunkt der Erinnerung, die im Hinblick auf
den ökumenischen Dialog und die geistige Orientierung der
Europäischen Union nachdenkenswert sind. Zum einen
jährt sich zum 950. Mal das Datum der traurigen Ereignisse von
1054, die zum Bruch der kirchlichen Gemeinschaft zwischen der
katholischen und der orthodoxen Kirche geführt haben, und zum
anderen verweist die runde Zahl von 800 Jahren auf die Eroberung und
Plünderung Konstantinopels durch das Heer des vierten
Kreuzzuges im Jahr 1204, der nicht nur das Verhältnis zwischen
den Kirchen belastete, sondern auch die Gemeinschaft zwischen Ost- und
Westeuropa empfindlich traf
Im Rahmen der ökumenischen und gesellschaftlichen-politischen
Perspektive Europas gewinnt das Gedenken beider Ereignisse eine
ausserordentliche Aktualität, denn sie mahnen die Kirchen und
die Staaten Europas, nicht der Versuchung zu unterliegen, das Eigene zu
verabsolutieren und die Macht zur Autorität einer allgemeinen
Rechtsordnung zu erklären, die in der menschlichen Vernunft
ihre Verankerung hat.
Als Bischöfe auf dem europäischen Kontinent, dessen
Antlitz der christliche Glaube wesentlich geprägt hat,
müssen wir mit grosser Sorge feststellen, dass der
Verfassungsentwurf der Europäischen Union der Geschichte und
kulturellen Identität Europas nicht gerecht wird, indem er
einen Humanismus propagiert, dessen Quellen er ausblendet. Im Geist
einer religiösen Neutralität bzw. Laizität
des Staates verkennt der Verfassungskonvent, dass Europa, zu dessen
geistiger Identität das Christentum wesentlich
gehört, ohne die christliche Komponente nicht Europa bleiben
kann. Auf der Basis einer gottlosen Interessensgemeinschaft hat Europa
keine Zukunft.
Die genannten Gedenkdaten rufen uns auf, in einer selbstkritischen
Reflexion die Wunden der Vergangenheit zu heilen, die kirchlichen,
kulturellen und politischen Verwerfungen zu überwinden, um ein
geistiges Fundament zu sichern, dass der Aufbau der Gemeinschaft der
Völker Europas zu einer Körperschaft wächst,
die Krisen und menschlichen Unzulänglichkeiten widerstehen
kann.
Lassen Sie uns als Kirchen in unserem Umgang miteinander mit gutem
Beispiel vorangehen, damit auch die Welt an unsere christliche
Versöhnungsbotschaft glaubt. Denken wir an das
Glaubwürdigkeitsprinzip, dass unser Herr in Seinem
Abschiedsgebet formuliert hat:
"Alle sollen eins sein: Wie Du, Vater in Mir bist und Ich in Dir bin,
sollen auch sie in Uns sein, damit die Welt glaubt, dass Du Mich
gesandt hast" (Joh 17:21).
Amen.
+ Metropolit
AUGOUSTINOS von Deutschland
Griechisch-Orthodoxe
Metropolie von Deutschland
+ Metropolit
GABRIEL von West- und Mitteleuropa
Metropolie
der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien für West- und
Mitteleuropa
+ Metropolit
SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische
Diözese von West- und Mitteleuropa
+ Erzbischof
LONGIN von Klin
Ständige
Vertretung der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland
+ Erzbischof
FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner
Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer
Patriarchats
+ Bischof
KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische
Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
+ Metropolit
Dr. SERAFIM von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
Rumänische
Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
+ Erzbischof
IOAN von Parnassos
Ukrainische
Orthodoxe Eparchie von Westeuropa
+ Metropolit
ABRAHAM von Westeuropa
Westeuropäische
Diözese der Georgischen Orthodoxen Kirche
+ Erzbischof
GABRIEL von Komana
Exarchat
der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa
Berlin,
29. Februar 2004 - Am Sonntag der Orthodoxie
Beten
und Fasten
von
Erzbischof Stylianos von Australien
Da
wir nun wieder die Arena der Großen Fastenzeit betreten, ist
es nur natürlich sich an die großen Leistungen zu
erinnern, die die Askese der orthodoxen Christen immer gekennzeichnet
haben. Unter diesen großen Leistungen liegen Beten und Fasten
an vorderster Stelle. Wenn ein Orthodoxer vom Fasten spricht, denkt er
spontan auch an das Beten. Und wenn er vom Beten spricht, denkt er
genau so spontan an das Fasten. Denn diese beiden Arten des
Gesprächs mit Gott sind eng verbunden. Deshalb hat Christus
auch, als Seine Jünger vergeblich versuchten einen
unglücklichen Jungen vom bösen Geist, der ihn
quälte, zu befreien, dieses zweifache Mittel des Gebets und
des Fastens als mächtigste Waffe des Menschen gegen das
Böse empfohlen: „Diese Art kann nur durch
Gebet und Fasten ausgetrieben werden“ (Mk 9,29).
Da
heutzutage alles und jedes analysiert und
„entmythologisiert“ werden muss und damit in den
meisten Fällen zerstört wird, gibt es sogar unter den
getauften Orthodoxen unserer Zeit Leute, die nicht einsehen, welche
Rechtfertigung Beten und Fasten für den modernen
„aufgeklärten“ und
„befreiten“ Menschen haben sollte. Und so fragen
sie sich, welche Bedeutung es haben könnte, wenn man mit Gott
in der Form eines Gebetes spricht, Ihm das eine oder andere Problem
oder die eine oder andere Bitte vorlegt, wo doch Gott als Allwissender
sowieso all dies kennt. Aus dem gleichen Grunde fragen sich diese
Gläubigen, ob es denn für Gott einen Unterschied
mache, ob man diese oder jene Nahrung in dieser oder jener Menge an
diesem oder jenem Tag zu sich nimmt oder nicht.
Sicher
erscheinen diese Einwände auf den ersten Blick
überzeugend und nur recht und billig. Wer aber Fasten und
Beten in dieser Weise beurteilt hat ihre tiefere Bedeutung nicht
erfasst. Natürlich liegt die Bedeutung des Gebets nicht darin,
Gott etwas zu sagen, was Er nicht weiß, sondern Ihm
freiwillig Demut zu zeigen, Ihm unser Herz zu öffnen, unser
Leben in Seine Hände zu legen, die Wärme des
Gesprächs mit Ihm zu fühlen, Ihm kund zu tun, dass
wir Ihn als Herrn über unser Leben und unseren Tod anerkennen.
Genauso hat das Fasten sicher keinen besonderen moralischen oder
spirituellen Sinn in sich selbst – nicht einmal als
Diät – , denn Gott nimmt nicht unser physisches
Wohlbefinden als Maß. Genau aus diesem Grunde hat der heilige
Apostel Paulus, der von so wenig lebte und so viel erlitt, nicht
aufgehört zu bekennen, dass „Wenn wir nicht essen,
verlieren wir nichts, und wenn wir essen, gewinnen wir
nichts“ (1Kor 8,8).
Fasten
erhält also seine moralische und geistige Bedeutung von dem
Augenblick an, da es Mittel und Möglichkeit wird zum
leichteren Gespräch mit Gott. Und tatsächlich
kämpft der Mensch mit Fasten darum, seine
unvernünftigen biologischen Begierden und Instinkte zu
beherrschen, befreit zu werden, den Versuchungen dieser Welt zu
entsagen und so offener und empfänglicher zu werden
für seine Verbindung mit dem Geistigen.
Aus
dem oben Gesagten wird also offensichtlich, dass weder Fasten noch
Beten Selbstzweck sind noch sein sollten. Sie sind vielmehr Mittel des
Gesprächs mit Gott und dieses Gespräch ist Ziel und
Erfüllung. Es gibt ein sehr schönes arabisches
Sprichwort, das lautet. „Die Seele braucht weder
einen Kaffee noch ein Café. Die Seele braucht Gemeinschaft
und der Kaffee ist nur ein Vorwand.“
Wir
könnten also sagen, dass Fasten und Beten zwei geheiligte
„Vorwände“ sind, die den Menschen
befähigen den Monolog mit sich selbst und den selbstzufriedene
Kern in seinem Ego aufzubrechen, demütig zu werden und mit
Gott zu sprechen um den Segen, die Erleuchtung und die Heiligung zu
erfahren, die das Gespräch garantiert. Denn die Worte der
Schrift werden mit Sicherheit immer ewige Wahrheit sein: „Gott
tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er
seine Gnade“ (Jak 4,6).
The
Orthodox Messenger, March/April 1998;
Übers. G. Wolf
hier aus St. Andreas Bote
» ... sondern nur durch Beten
und Fasten«
von
Erzpriester Prof. Alexander Schmemann (+ 1983)
*Quellenhinweis*
Es gibt keine Fastenzeit ohne
Fasten.
Indessen nehmen heutzutage viele das Fasten scheinbar nicht mehr ernst
oder, wenn sie es ernst nehmen, dann verkennen sie seine wahre
spirituelle Zielsetzung.
Für einige besteht das Fasten im symbolischen
»Verzicht« auf bestimmte Dinge; für andere
bedeutet es die peinlich genaue Beachtung von
Ernährungsregeln.
In beiden Fällen jedoch wird das Fasten selten in Beziehung
gesetzt zu den Mühen der Fastenzeit in ihrer Gesamtheit. Hier
wie woanders auch, müssen wir zunächst versuchen, die
Lehren der Kirche in bezug auf das Fasten zu verstehen und uns
anschließend fragen:
Wie lassen sich diese Unterweisungen in unserem Leben umsetzen?
Das Fasten oder der Verzicht auf
Nahrung ist nicht eine rein christliche Praxis.
Das gab und gibt es auch in anderen Religionen, ja sogar
außerhalb der Religion, wie z. B. bei bestimmten besonderen
Heilverfahren. In unseren Tagen fastet man oder übt Abstinenz
aus allen möglichen Gründen, politische mit
inbegriffen. Es ist deshalb wichtig, den spezifisch christlichen Gehalt
des Fastens darzulegen.
Er wird uns zunächst erhellt in der gegenseitigen
Abhängigkeit zweier Ereignisse, die wir in der Bibel finden:
das eine zu Beginn des Alten Testamentes,
das andere zu Beginn des Neuen Testamentes.
Das erste Ereignis ist das »Brechen des Fastens«
durch Adam im Paradies. Er aß von der verbotenen Frucht.
Auf diese Weise wird uns die Erbsünde des Menschen
enthüllt.
Christus, der Neue Adam - und dies ist das zweite Ereignis - beginnt
mit Fasten.
Adam wurde versucht und erlag der Versuchung;
Christus wurde versucht und bestand die Versuchung.
Die Folge der Schwäche Adams waren die Vertreibung aus dem
Paradies und der Tod.
Die Frucht des Sieges Christi waren die Überwindung des Todes
und unsere Rückkehr ins Paradies.
Der Platz reicht nicht aus, um hier in Einzelheiten den Sinn dieser
Parallelität zu erörtern; aber, es ist indessen klar,
dass uns unter diesem Blickwinkel das Fasten als eine entscheidende
Angelegenheit von äußerster Bedeutung erscheinen
muss.
Es ist nicht einfach eine »Verpflichtung«, ein
Brauch; es ist gebunden an das Mysterium selbst des Lebens und des
Todes, des Heiles und der Verdammnis.
Die Orthodoxie lehrt, dass die
Sünde nicht nur die Übertretung einer
Vorschrift ist, die eine Züchtigung nach sich zieht; sie ist
immer eine Verstümmelung des Lebens, das Gott uns gegeben hat.
Aus diesem Grunde wird uns die Geschichte der Erbsünde im Akt
des Essens dargestellt. Denn die Nahrung ist das Mittel zum Leben, sie
ist es, die uns am Leben hält. Aber das ist die entscheidende
Frage: Was heißt das, leben und was bedeutet »das
Leben«?
In unseren Tagen hat der Begriff
vor allem einen biologischen Sinn bekommen: das Leben ist genau
genommen das, was von der Nahrung und in einem allgemeinen Sinne, von
der stofflichen Welt abhängig ist.
Aber für die Heilige Schrift und die Christliche Tradition ist
leben »nur vom Brot allein« nichts anderes als
sterben, weil es ein dem Tode ausgeliefertes Leben ist, in dem der Tod
immer wirksam ist. Gott hat, so sagt man, den »Tod nicht
geschaffen«; Gott ist der Spender des Lebens. Wieso konnte
dann das Leben sterblich werden? Warum ist von allem, was existiert,
der Tod die einzige absolute Bedingtheit?
Die Kirche antwortet: Weil der
Mensch das Leben so, wie Gott es ihm anbot und ihm gab,
zurückgewiesen hat und ein Leben vorgezogen hat, das nicht
einzig von Gott abhing, sondern »vom Brot allein«.
Er hat nicht nur Gott den Gehorsam verweigert, wofür er
bestraft wurde. Er wandelte die Beziehung zwischen sich und der Welt
von Grund auf um. Um es genau zu sagen: Die Schöpfung wurde
ihm von Gott als »Nahrung«, als Mittel zum Leben
gegeben. Aber dieses Leben sollte Verbindung mit Gott sein; es hatte in
ihm nicht nur sein Ziel, sondern auch seine Fülle.
»In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der
Menschen«.
Die Welt und die Nahrung wurden also geschaffen als Mittel der
Verbindung mit Gott, und nur wenn sie um Gottes Willen aufgenommen
wurden, konnten sie Leben geben.
In sich selbst trägt die Nahrung kein Leben.
Einzig Gott allein hat das Leben und ist das Leben.
In der Nahrung ist Gott selbst der Grund des Lebens - und nicht die
Kalorien. Also, essen, leben, Gott kennen und in Verbindung mit Ihm
stehen waren ein und dieselbe Sache.
Die unergründliche Tragödie Adams ist, dass er
für sich selbst aß. Mehr noch, er aß
»getrennt« von Gott, um von ihm unabhängig
zu sein. Und er tat es, da er glaubte, dass die Nahrung das Leben in
sich selbst hätte und dass er, indem er aß, sein
könnte wie Gott, d. h. das Leben in sich selbst haben
könnte. Um es einfach auszudrücken; er
setzte sein Vertrauen auf die Nahrung, wohingegen das
einzige Objekt des Glaubens, des Vertrauens, der Abhängigkeit
Gott ist und nur Gott.
Die Welt, die Nahrung wurden sein Gott, die Quelle und die
Grundlage seines Lebens.
Und er wurde deren Sklave.
Adam bedeutet im Hebräischen
»Mensch«. Das ist mein Name, unser aller Name.
Der Mensch ist noch Adam, der Sklave der
»Nahrung«. Er kann vorgeben, an Gott zu glauben,
aber Gott ist nicht sein Leben, seine Nahrung, derjenige, der seine
ganze Existenz umfängt. Er kann vorgeben, dass er sein Leben
von Gott empfängt, aber er lebt nicht in Gott und für
Gott. Sein Wissen, seine Erfahrung, sein Selbstbewusstsein beruhen alle
auf derselben Grundlage: »nur vom Brot allein«.
Wir essen, um zu leben, aber wir leben nicht in Gott.
Das ist die Sünde aller Sünden.
Das ist der Urteilsspruch des unserem Leben anhaftenden Todes.
Christus ist der Neue Adam.
Er kommt, um den Schaden, der dem Leben durch Adam zugefügt
wurde, wieder zu beheben, um dem Menschen das wahre Leben wieder zu
schenken, und so beginnt er mit Fasten.
»Als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet
hatte, war er hungrig« (Mt 4,2).
Der Hunger ist der Zustand, in dem wir gewahr werden, dass wir von
einer anderen Sache abhängig sind, wenn wir das dringende und
zwingende Verlangen nach Nahrung verspüren. Das zeigt uns,
dass wir kein Leben in uns haben. Der Hunger ist jene Grenze, jenseits
der ich entweder an Entkräftung sterbe oder, nachdem ich
meinem Körper Genüge getan habe, ich erneut den
Eindruck habe zu leben. Mit anderen Worten: Es ist der Moment, wo sich
die grundlegende Frage stellt: Wovon hängt mein Leben ab? Und
da es sich nicht um eine rein theoretische Frage handelt, da ich sie ja
mit meinem ganzen Körper empfinde, ist das auch die Zeit der
Versuchung. Satan suchte Adam im Paradiese auf und er suchte Christus
in der Wüste auf. Er kam zu zwei hungrigen Menschen und sprach
zu ihnen: »Esst! Denn euer Hunger ist der Beweis
dafür, dass ihr ganz von der Nahrung abhängt, dass
euer Leben in der Nahrung ist.« Und Adam glaubte es und
aß; Christus aber wies diese Versuchung zurück und
sprach: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von
Gott.«
Er weigerte sich, die kosmische Lüge anzunehmen, die der Satan
in diese Welt trägt.
Sie ist zum Fundament unserer Sicht von der Welt, der Wissenschaft, der
Medizin und vielleicht sogar der Religion geworden.
Hingegen hat Christus das Band zwischen der Nahrung, dem Leben und Gott
wieder hergestellt, das Adam zerrissen hatte und das wir selbst noch
jeden Tag auf´s neue zerreißen.
Was bedeutet das Fasten
für uns Christen?
Es ist -unser Eintritt in- und -unsere Teilnahme an- dieser Erfahrung
Christi selbst, durch die er uns von unserer völligen
Abhängigkeit bzgl. der Nahrung, der Materie und der Welt
befreit.
Allerdings ist unsere Befreiung nicht vollständig; denn, da
wir noch in dieser gefallenen Welt, der Welt des Alten Adam, leben und
zu ihr gehören, sind wir weiterhin von der Nahrung
abhängig.
Aber ganz so wie unser Tod, durch den wir noch gehen müssen,
kraft des Todes Christi zu einem Durchgang zum Leben geworden ist, so
kann das durch die Nahrung, die wir aufnehmen, erhaltene Leben zu einem
Leben in Gott und für Gott werden. Ein Teil unserer Nahrung
ist bereits »Nahrung der Unsterblichkeit« geworden:
der Leib und das Blut Christi selbst.
Aber selbst das tägliche Brot, das wir von Gott empfangen,
kann in diesem Leben und in dieser Welt eher etwas sein, das uns
stärkt und unsere Verbindung mit Gott festigt, als dass es uns
von ihm trennen würde.
Indessen, einzig das Fasten kann diese Umgestaltung bewirken und uns
den existentiellen Beweis liefern, dass unsere Abhängigkeit
von der Nahrung und von der Materie weder eine allumfassende noch eine
absolute ist, und dass sie sogar in Verbindung mit dem Gebet, der Gnade
und der Anbetung, vergeistigt werden kann.
Dieses alles bedeutet, dass das
Fasten, in seiner ganzen Tiefe verstanden, das einzige Mittel
für den Menschen darstellt, seine wahre geistige Natur wieder
herzustellen.
Es handelt sich um ein nicht theoretisches, sondern wahrlich konkretes
Aufbegehren gegen den Lügner, dem es gelungen war, uns davon
zu überzeugen, dass wir nur des Brotes bedürften, und
der auf diese Lüge jede menschliche Kenntnis, jede menschliche
Wissenschaft und jede menschliche Existenz gegründet hat.
Das Fasten entlarvt diese Lüge und weist sie als solche nach.
Es ist sehr bezeichnend, dass Christus anlässlich seines
Fastens auf Satan traf und dass er später davon sprach, dass
Satan nicht anders besiegt werden könnte »als
durch Fasten und Beten«.
Das Fasten ist der eigentliche Kampf gegen den Teufel, weil
es den Widerstand gegen das einzigartige und allumfassende Gesetz
darstellt, das ihn zum »Fürsten dieser
Welt« macht.
Wenn nun aber jemand Hunger hat und gleichzeitig entdeckt, dass er von
diesem Hunger in Wahrheit unabhängig sein kann, nicht durch
ihn vernichtet wird, sondern ihn ganz im Gegenteil in eine Quelle
geistiger Energie und eines Sieges umgestalten kann, dann hat nichts
mehr Bestand von dieser großen Lüge, in der wir seit
Adam gelebt haben.
Wie weit haben wir uns nunmehr
von der gängigen Auffassung gelöst, das Fasten sei
eine bloße Änderung der Ernährungsweise,
eine Vorschrift, was verboten und was erlaubt sei. Das ist alles
vordergründige Heuchelei! Schließlich bedeutet
Fasten nur eins: Hunger haben, bis an die Grenze
der menschlichen Verfassung gehen, die ganz und gar von der Nahrung
abhängt, und in diesem Zustand des Hungers zu entdecken, dass
diese Abhängigkeit nicht die ganze Wahrheit bezüglich
des Menschen ist, dass der Hunger selbst vor allem ein geistiger
Zustand ist und dass er letztendlich in Wirklichkeit ein Hunger
nach Gott ist.
In der Urkirche bedeutete das Fasten immer eine totale Enthaltsamkeit,
ein Zustand des Hungerns, der den Körper an eine
äußerste Grenze treibt.
Hierin erkennen wir jedoch auch, dass das Fasten, als reine
körperliche Anstrengung betrachtet, ohne Sinn bleibt, wenn es
nicht von seinem geistigen Gegenstück
»...durch Fasten und Beten« begleitet
wird.
Das bedeutet, dass, wenn wir keine entsprechende geistige Anstrengung
unternehmen, wenn wir uns nicht von der Göttlichen
Wirklichkeit nähren, wenn wir nicht entdecken, dass wir
völlig von Gott und nur von Gott abhängen, unser
körperliches Fasten Selbsttötung bedeuten
würde.
Wenn Christus selbst versucht wurde, als er gefastet hatte, haben wir
nicht die geringste Möglichkeit, dieser Versuchung zu
entgehen.
Das körperliche Fasten, so wesentlich es auch sein mag, ist
nicht nur ohne Sinn, sondern es ist in Wahrheit gefährlich,
wenn es von dem geistigen Bemühen, von dem Gebet und der
Konzentration auf Gott abgetrennt bleibt.
Das Fasten ist eine Kunst, die einzig die Heiligen beherrschen. Es
würde für uns anmaßend und
gefährlich sein, wollten wir diese Kunst ohne
Beurteilungsvermögen und Besonnenheit ausüben.
Jede Liturgie der Fastenzeit ist ein ständiges
In-Erinnerung-Rufen der Schwierigkeiten, der Hindernisse und
Versuchungen, die diejenigen erwarten, die meinen, sich auf ihren
Willen verlassen zu können und sich nicht auf Gott verlassen
zu müssen.
Dies ist der Grund, warum wir vor
allem eine geistige Vorbereitung auf die Anstrengung des Fastens
nötig haben. Sie besteht darin, Hilfe von Gott zu erbitten und
unser Fasten auf Gott auszurichten.
Aus Liebe zu Gott sollen wir fasten.
Wir müssen unseren Körper als Tempel der
göttlichen Gegenwart wiederentdecken, eine religiöse
Achtung des Körpers, der Nahrung, ja sogar des Lebensablaufs
wiederfinden. All dieses sollte geschehen sein, bevor wir mit dem
eigentlichen Fasten beginnen; und zwar in der Weise, dass wir, wenn wir
es beginnen, mit geistigen Waffen, mit einer Zielvorstellung, mit
Kampfgeist und mit Siegeszuversicht gewappnet sind.
Dann kommt die Zeit des Fastens
selbst. Nach dem, was wir weiter oben gesagt haben, sollte es auf zwei
Ebenen durchgeführt werden:
der des asketischen Fastens
und der
des totalen Fastens.
Das asketische Fasten besteht in einer
energischen Verminderung der Nahrung in der Art, dass ein dauernder
Zustand eines gewissen Hungergefühls erfahren wird als
Erinnerung an Gott und als ständige Aufforderung, unseren
Geist auf Ihn orientiert zu halten. Wer es auch praktiziert, und sei es
nur ein wenig, weiß, dass dieses asketische Fasten uns bei
weitem nicht schwächt, sondern uns im Gegenteil unbeschwert,
gesammelt, maßvoll, froh und geläutert werden
lässt. Dann nimmt man die Nahrung als ein wahres Geschenk
Gottes entgegen; man ist innerlich ständig auf diese Welt
ausgerichtet, die auf unerklärliche Weise von selbst zu einer
Art Nahrung wird. Was die Menge, die Häufigkeit und die
Qualität der aufzunehmenden Nahrung bei diesem asketischen
Fasten angeht, können wir an dieser Stelle nicht weiter
ausführen. Das alles hängt von unseren
persönlichen Fähigkeiten und den
äußeren Lebensbedingungen eines jeden einzelnen ab.
Aber das Prinzip ist klar: es ist ein Zustand, in dem man ein leichtes
Hungergefühl verspürt, dessen
»negative« Natur immer in eine »positive«
Kraft durch Gebet, Sich-Erinnern, Aufmerksamkeit und
Konzentration umgewandelt wird.
Was das strenge Fasten anbetrifft; dieses ist
notwendigerweise in seiner Länge begrenzt und an die
Eucharistie gebunden. Bei den Bedingungen unseres augenblicklichen
Lebens ist es das beste, es an dem Tage einzuhalten, an dem abends die
Präsanktifikaten-Liturgie gefeiert wird Sei es, dass wir an
dem Tage von frühmorgens an, sei es, dass wir ab mittags
fasten, wesentlich ist es, ihn als einen Tag der Erwartung, der
Hoffnung, des Hungers nach Gott selbst zu verbringen. Es handelt sich
um eine Konzentration im Geistigen auf das, was kommen wird, auf die
Gabe, die man empfangen wird und für die man alle anderen
Gaben zu opfern bereit ist.
Obgleich bereits
erwähnt, muss man sich nochmals in Erinnerung rufen, dass
unser Fasten, so begrenzt es auch sein mag, in die Versuchung, in die
Schwäche, zu Zweifeln und zur Verwirrung führen wird,
wenn es ein wirkliches Fasten ist. Mit anderen Worten, es wird ein
wirklicher Kampf werden, in dem wir wahrscheinlich einige Male
unterliegen werden.
Aber der wesentliche Gesichtspunkt des Fastens ist
gerade die Entdeckung des christlichen Lebens als Kampf und als ein
Sich-Mühen. Ein Glaube, der sich nicht über die
Zweifel und die Versuchung hinwegsetzt, ist selten wirklicher Glaube.
Leider ist in dem christlichen Leben kein Fortschritt ohne die bittere
Erfahrung der Niederlage möglich.
Zu viele Leute beginnen mit
Begeisterung zu fasten, um dann bei dem ersten Schwachwerden
aufzugeben. Ich würde sagen, die wahre
Prüfung fällt genau mit diesem ersten Fall zusammen:
wenn wir uns, nachdem wir schwach geworden waren und unseren Begierden
und Leidenschaften freien Lauf gelassen hatten, wieder mutig an die
Aufgabe machen, ohne aufzugeben, egal, wie häufig wir schwach
werden, dann wird früher oder später unser Fasten
geistige Früchte tragen, gleichgültig, wie
häufig wir vorher schwach geworden sind.
Zwischen der Heiligkeit und einem entzauberten Zynismus ist Platz
für die große und göttliche Tugend der Geduld
- der Geduld vor allem mit sich selbst. Es gibt keine
Abkürzung, um zur Heiligkeit zu gelangen; für jeden
Schritt vorwärts muss man den vollen Preis entrichten. Es ist
deshalb besser und sicherer, mit einem Minimum, das gerade ein wenig
über unseren natürlichen Möglichkeiten
liegt, zu beginnen und unsere Anstrengung schrittweise zu
vergrößern als zu versuchen, zu Beginn sehr hoch zu
springen und sich beim Sturz zur Erde die Knochen zu brechen.
Fassen wir zusammen: Wir
müssen von einem symbolischen und rein formalen Fasten, das
als Verpflichtung und Gewohnheit verstanden wird, zu dem wahren
Fasten zurückfinden, wenn es auch bescheiden und
begrenzt ist, wenn es nur ernsthaft und wirklich gewollt ist.
Schätzen wir ehrlich unsere physischen und geistigen
Fähigkeiten ein, handeln wir konsequent und erinnern wir uns
jedes Mal daran, dass es kein Fasten gibt, das nicht an die Grenzen
dieser Fähigkeiten stößt und das nicht den
göttlichen Beweis in unserem Leben erbringt, dass Dinge, die
dem Menschen unmöglich sind, für Gott sehr wohl
möglich sind.
Schmemann, Alexander (Erzpriester und langjähriger
Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der USA St.
VLADIMIR´s)
"Die Große Fastenzeit - Askese und Liturgie in der Orthodoxen
Kirche"
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe
Theologie, Bd. 2, München 1994
ÖSTERLICHE ZEIT
König aller Tage, Fest der Feste, über allen Tagen
stehend und sie ordnend ist das Pas´cha, das Ostern der
Auferstehung des Herrn. Dahin führt diese Zeit in den 40 Tagen
der Grossen Fasten und dadurch strahlt diese Zeit im Jubel der 50 Tage
bis Pfingsten.
[1]
Wenn man eine Reise antritt, informiert man sich, wohin es geht. Und
die Fastenzeit kann mit einer Reise verglichen werden. Eine Reise mit
dem Ostern der Auferstehung als Ziel. Sie ist die Vorbereitung auf die Erfüllung
des Pas´cha, der wirklichen Offenbarung.
Wir sollten also zu Beginn diese Verbindung zwischen der Fastenzeit und
Ostern zu verstehen suchen; denn sie offenbart etwas für
unseren Glauben und unser christliches Leben sehr Wesentliches und
Entscheidendes. ...
Die wirkliche Offenbarung des Osterfestes der
Auferstehung bringt uns das Neue Leben. In der
Feier der Osternacht, die heller ist als der Tag,
können wir singen: Heute ist alles mit Licht
erfüllt, Himmel und Erde und die Totenwelt. Wir
feiern den Tod des Todes, die Zerstörung des Hades
(der trostlosen atheistischen Todesvorstellung) den Beginn
des neuen und ewig währenden Lebens.
Diese Neue Leben wurde uns Christen am Tage unserer
Taufe geschenkt, wie der heilige Apostel Paulus sagt, wir
sind mit Christus ... in seinem Tode begraben worden, damit wir auch,
so wie Christus von den Toten auferstanden ist, in einem Neuen Leben
wandeln können(Röm 6:4)
...
Doch machen wir nicht die tagtägliche Erfahrung, dass dieser
Glaube wohl kaum der unsere ist, dass wir immer wieder dieses neue
Leben verlieren und verraten; - dass wir in Wirklichkeit so
dahinleben, als wäre Christus nicht von den Toten auferstanden
und als hätte dieses einzigartige Ereignis nicht die geringste
Bedeutung für uns ?
Die alles, wegen unserer Schwäche, wegen unseres
Unvermögens, ständig ein Leben in Glauben, Hoffnung
und Liebe auf der Ebene zu führen, auf die uns Christus
gehoben hat, als er sprach: "Suchet zunächst das
Reich Gottes und seine Gerechtigkeit"
Wir vergessen es einfach - wir sind ja so beschäftigt und so
in unsere Alltagsgeschäftigkeit verwickelt - und weil wir
vergessen, versagen wir.
Und durch diese Vergessen, diese Versagen und diese Sünde wird
unser Leben immer wieder alt - nichtssagend,
verdunkelt, letztendlich bedeutungslos - es wird zu einer Reise bar
jeden Sinnes, zu einem Ziel ohne Bedeutung. Wir unternehmen alles, um
selbst den Tod zu vergessen, und dann tritt er doch ganz
plötzlich mitten in unser ach so von Freuden
erfülltes Leben: erschreckend, unentrinnbar, absurd.
Wir mögen wohl von Zeit zu Zeit unsere vielfältigen
Sünden erkennen und bekennen, wir unterlassen es aber, unser
Leben auf das Neue Leben, das Christus uns geoffenbart und gegeben hat,
außurichten. ...
Wenn wir uns dessen bewusst werden, können wir ermessen, was
die Wirklichkeit von Ostern umfasst und warum sie die Fastenzeit
erfordert und voraussetzt. Wir werden verstehen, dass die
liturgischen Traditionen der Kirche, all ihre Festkreise und Dienste
vor allem geschaffen wurden, um uns zu helfen, die Erfahrung und den
Genuss dieses Neuen Lebens, das wir so leicht und immer
wieder verlieren und verraten, wiederzürlangen.
...
...
Indes ist das alte Leben, das Leben der
Sünde und der Unwesentlichkeit, nicht leicht zu besiegen und
umzugestalten. Das Evangelium erwartet und fordert von dem Menschen
eine Anstrengung, zu der er in seinem augenblicklichen Zustand seinem
Wesen nach nicht fähig ist. Wir sehen uns von einer
Vorstellung, von einem Ziel, einer Lebensweise herausgefordert, die
gänzlich über unseren Möglichkeiten liegt !
Selbst die Apostel fragten ihren Meister entmutigt, als sie Seine
Unterweisungen hörten: "Wie ist das möglich ?"
Es ist tatsächlich nicht einfach, eine kleinliche
Lebensvorstellung, die sich auf den alltäglichen Sorgen, dem
Streben nach materiellen Gütern, nach Sicherheit und
Lustbarkeiten gründet, zugunsten einer Lebensvorstellung
aufzugeben, deren ausschliessliches Ziel die Vollkommenheit ist: "Seid
vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist."
Diese Welt hingegen verkündet in all ihren "Medien": "Seid
glücklich, macht es euch leicht, wählt den beQuemen
Weg". Christus sagt jedoch im Evangelium: "Wählt den
schmalen Pfad, kämpft und ertragt eure Leiden, denn das ist
der Weg zu dem einzig wahren Glück"
Wie können wir ohne die Hilfe der Kirche diese erschreckende
Entscheidung treffen ?
Wie können wir bereuen und umkehren zu dem ruhmreichen
Versprechen, das uns jedes Jahr zu Ostern gegeben wird ?
An dieser Stelle erreicht uns die Fastenzeit. Sie ist die
Hilfe, die uns die Kirche als Schule der Buße anbietet, die
als einzige uns in die Lage versetzt, Ostern anzunehmen - nicht als
bloße Erlaubnis zum Essen, Trinken und zum Nachlassen in
unseren Bemühungen, sondern wahrlich als das Ende dessen, was
in uns "alt" ist, sowie als unseren Eintritt in das "Neue".
In der Urkirche bestand das Hauptziel der Fastenzeit in der
Vorbereitung der Katechumenen (der neu zum Christentum
Übergetretenen) auf die Taufe, die in jener Zeit
während der Osterliturgie vollzogen wurde. Indessen als die
Kirche nicht mehr nur Erwachsene taufte und die Einrichtung des
Katechumenats wegfiel, blieb der grundlegende Sinn der Fastenzeit
derselbe. Denn, obgleich wir getauft sind, ist das, was wir
ständig verlieren und verraten, genau das was wir in der Taufe
empfangen haben.
Deshalb ist Ostern unsere jährliche Rückkehr zu
unserer eigenen Taufe, während die Fastenzeit unsere
Vorbereitung auf diese Rückkehr ist, das langwährende
und ausdaürnde Bemühen, um schliesslich unseren
eigenen "Hinübergang" oder "Pas´cha" in das Neue
Leben in Christus zu vollziehen. Und wenn, wie wir sehen werden, die
Gottesdienste in der Fastenzeit noch heute ihre glaubensunterweisenden
und auf die Taufe vorbereitenden Charakter haben, so stellt das
für uns nicht etwa ein "archäologisches"
Überbleibsel aus der Vergangenheit, sondern etwas
Gültiges und Wesentliches dar. Denn jedes Jahr lassen uns die
Fastenzeit und das Ostern der Auferstehung einmal mehr das
wiederentdecken und wiedergewinnen, zu dem wir durch den in unserer
eigenen Taufe vollzogenen Tod und die durch sie bewirkte Auferstehung
geworden sind.
Wie beginnen eine Reise, eine Pilgerfahrt !
Und wenn wir sie antreten, wenn wir diesen ersten Schritt in diese
"glanzausstrahlende Reue" der Fastenzeit tun, sehen wir - in weiter,
weiter Ferne - den Zielpunkt.
Es ist die Freude vor dem Fest des Osterns der Auferstehung, der Einzug
in die Herrlichkeit des Reiches des Herrn.
Es ist dieses geistliche Schaün, dieses Vor-Kosten des Festes
der Auferstehung, welches die reuevolle Traurigkeit der Fasten in
helles Licht hüllt und unser Fastenmühen
zu einem "geistlichen Frühling" werden
lässt. Die Nacht kann finster und lang sein, aber
während des gesamten Weges scheint eine nicht
erklärbare und strahlende Dämmerung den Horizont zu
erhellen.
" Schenke uns die Früchte des Fastens und die
Fülle unserer Erwartungen, Du Menschenliebender ! "
Der Umkehr öffne die Pforten,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele
befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
[1] Erzpriester ALEXANDER Schmeman (einer der wirksamsten orthodoxen
Theologen aus der russischen Tradition des 20.Jahrhunderts und vertraut
mit der geistlichen Krise des Westens, wirkte er kurz in Paris und dann
in den USA, wo er 1983 als hochgeehrter Professor des Akademischen
Orthodoxen Instituts des Heiligen Wladimir starb):
THE LENTEN SPRING (DER FRÜHLING DES FASTENS)
St.Vladimir´s Seminary Press, Crestwood, New York 1969
Vorbereitende Sonntage
Sonntag vom
ZACHÄUS
Sonntag vom GESETZ
Sonntag von den TALENTEN
VORBEREITENDE SONNTAGE
Sonntag
vom Zachäus
Apostel:
1 Tim 4: 9-15
Evangelium: Lk 19: 1-10
Heute hören wir die erste Ankündigung, empfangen die
erste Einladung das Oster-Mysterium für uns heilbringend
mitzuerleben:
Wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark ist, wird Christus
darauf antworten.
Deshalb müssen wir danach brennen
den Gottessohn, den erneuerten perfekten Menschen des
Paradieses erkennen zu lernen. Dazu muss der Durst und der Hunger nach
dem Absoluten in uns steigen, und durch Ihn die wahrhaftige Erkenntnis
in uns selbst.
Das brennende Verlangen
(zum Sonntag des Zachäus)
Lange vor dem eigentlichen Beginn der Fastenzeit
kündigt die Kirche ihr Nahen an und lädt uns ein, in
die Periode einer der Fastenzeit vorhergehenden Vorbereitung
einzutreten. Es ist ein charakteristischer Zug der Orthodoxen
liturgischen Tradition, dass jedes Hochfest oder jeder liturgische
Zeitabschnitt - Ostern, Weihnachten, Fastenzeit etc. -
angekündigt und im voraus »vorbereitet«
wird. Warum? Weil die Kirche ein tiefes psychologisches Gespür
für die menschliche Natur hat. Da sie unsere mangelnde
Konzentrationsfähigkeit und den erschreckenden Hang zur
»Weltlichkeit« unseres Lebens kennt, weiß
sie um unsere Unfähigkeit zu einem raschen Wandel, zu einem
unvermittelten Hinüberwechseln von einem geistlichen oder
geistigen Zustand in einen anderen. Deshalb lenkt die Kirche bereits
lange vor dem Beginn des der Fastenzeit eigenen Bemühens
unsere Aufmerksamkeit auf die ernsthafte Bedeutung dieser Zeit und
lädt uns ein, deren Sinn betrachtend zu bedenken. Vor dem praktischen
Vollzug der Fastenzeit wird uns deren Bedeutung
gegeben.
Diese Vorbereitung umfasst fünf aufeinander folgende
Sonntage, die der Fastenzeit vorangehen, und von denen jeder - durch
sein eigenes Evangelium - einem grundsätzlichen Gesichtspunkt
der Reue gewidmet ist.
Der aller erste Hinweis auf die Fastenzeit erfolgt an dem
Sonntag, an dem das Evangelium über Zachäus (Lk
19,1-10) gelesen wird. Es ist der Bericht über einen Menschen,
der zu klein ist, um Jesus sehen zu können, der aber so sehr
von dem Wunsch beseelt ist, ihn zu sehen, dass er auf einen Baum
steigt. Wegen seines brennenden Verlangens wendet Christus sich ihm zu
und kehrt bei ihm ein. So ist das Thema dieser ersten
Ankündigung das brennende Verlangen.
Der Mensch folgt seinem brennenden Verlangen. Man kann sogar
sagen, dass der Mensch Verlangen ist, und diese grundlegende
psychologische Wahrheit über die menschliche Natur wird durch
das Evangelium bestätigt: »Da, wo dein
Schatz ist, wird auch dein Herz sein« (Mt 6,21; Lk
12,34), sagt Christus. Ein heißes Verlangen
überwindet die natürlichen Grenzen des Menschen; wenn
er leidenschaftlich etwas wünscht, kann er Leistungen
vollbringen, zu denen er »normalerweise« nicht
fähig ist. Obwohl »klein« von Gestalt,
wächst er über sich hinaus und übertrifft
sich selbst. Die einzige Frage ist also, ob es die wahren
Güter sind, die wir begehren, und ob die Stärke
unseres Verlangens auf das wahre Ziel ausgerichtet ist oder ob, um die
Formulierung des atheistischen Existentialisten Jean-Paul Sartre zu
gebrauchen, der Mensch eine »unnütze
Leidenschaft« ist.
Zachäus wünschte »eine gerechte
Sache«, er wollte Christus sehen und näher an ihn
herankommen. Es ist das erste Symbol des Sich-Bekehrens, denn das
Sich-Bekehren beginnt mit der Wiederentdeckung der
tiefgründigen Natur allen Verlangens: das Verlangen nach Gott
und Seiner Gerechtigkeit, das Verlangen nach dem wahren Leben.
Zachäus ist »klein«, - unscheinbar, ein
Sünder, ein Mensch mit begrenzten Möglichkeiten -
aber trotzdem wächst sein Verlangen über all dies
hinaus. Er »erzwingt« die Aufmerksamkeit von
Christus, er nimmt Christus mit zu sich nach Hause.
Das ist also die erste Ankündigung, die erste
Einladung: wir müssen begehren, was
das Tiefste und Wahrhaftigste in uns selbst ist, den Durst und den
Hunger nach dem Absoluten in uns wiedererkennen, das, ob wir es nun
kennen oder nicht, uns mit einer wahrlich »unnützen
Leidenschaft« behaftet sein ließe, wenn wir uns von
ihm abwenden und unsere Wünsche anderswohin lenken
würden. Und wenn unser Verlangen hinreichend tief und stark
ist, wird Christus darauf antworten.
Schmemann, Alexander, Die
Große Fastenzeit, Askese und Liturgie in der Orthodoxen
Kirche, Veröffentlichungen des Instituts für
Orthodoxe Theologie, Bd. 2, München 1994, S. 15f.
Sonntag vom Gesetz
Apostel: 2 Tim 2: 1-10
Evangelium: Mt 22: 35-46
Einer unter den
Schriftgelehrten versuchte IHN und fragte:
Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz ?
Jesus aber sprach zu ihm:
DU SOLLST LIEBEN GOTT, DEINEN HERRN,
VON GANZEM HERZEN, VON GANZER SEELE UND VON GANZEM GEMÜTE.
DIES IST DAS VORNEHMSTE UND GRÖSSTE GEBOT
DAS ANDERE ABER IST DEM G L E I C H:
DU SOLLST DEINEN NÄCHSTEN LIEBEN WIE DICH SELBST.
IN DIESEN ZWEI GEBOTEN
HÄNGT DAS GANZE GESETZ UND DIE PROPHETEN.
ohne Kommentar !
Sonntag
von den Talenten
Apostel:
2 Kor 6: 1-10
Evangelium: Mt 25: 14-30
Heute sollen wir in der Vorbereitung auf die Fastenzeit in den Worten
des Gottessohnes mit aller Deutlichkeit erkennen:
Der Glaube der Christen ist wahre Freiheit aber keine Philosophie !
Wenn wir am vorigen Sonntag gehört haben, dass die Liebe das
Höchste Gebot ist, dann genügt nicht zu nicken und
"an etwas Höheres" zu glauben.
Die Befreiung unserer Talente durch die Erlösung muss ihre
praktischen Auswirkungen in unserem Tun in unserem Leben finden !
Sonst werden wir nicht "eingehen" in die Freude unseres Herrn" sondern
trotz unserer Erlösung dort sein, "wo Heulen und
Zähneknirschen" ist !
Der
Herr verteilte viele Talente unter seine Leute, dann liess er sie in
aller Freiheit damit tun, was sie für richtig hielten.
Nach geraumer Zeit hatte einer 5 Talente verdoppelt.
DU BIST ÜBER WENIGES TREU GEWESEN,
DAFÜR WILL ICH DICH ÜBER VIELES SETZEN !
GEHE EIN IN DIE FREUDE DEINES HERRN !
Nach geraumer Zeit hatte ein anderer 2 Talente verdoppelt.
DU BIST ÜBER WENIGES TREU GEWESEN,
DAFÜR WILL ICH DICH ÜBER VIELES SETZEN !
Nach geraumer Zeit aber hatte der, der ein Talent erhalten hat, sich
nicht auf die ENTWICKLUNG dieses Talentes konzentriert, sondern in
kriecherischer Furcht alles vergraben um das Eigentum seines Herrn
wieder zurückgeben zu können.
WIE ER IN UNERLÖSTER KRIECHEREI ANGENOMMEN HAT, SO GESCHIEHT
IHM:
IHM WIRD NOCH GENOMMEN, WAS ER HAT !
ER WIRD DRAUSSEN IN DER FINSTERNIS SEIN,
WO HEULEN UND ZÄHNEKNISCHEN IST !
VOR -
FASTENZEIT
"Der UMKEHR Türen öffne mir ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor
der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
SONNTAGE der Vorfastenzeit:
1. Sonntag vom ZÖLLNER
und PHARISÄER
2. Sonntag vom VERLORENEN SOHN
3. Sonntag FLEISCHENTSAGUNG !
vom GERICHT
4. Sonntag BUTTERENTSAGUNG !
vom VERLUST des PARADIESES VERGEBUNGSSONNTAG
- abends:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
Vor -
Fastenzeit
Warum wird die vorösterliche "Grosse Fasten" durch die
vierwöchige Vorbereitungszeit eingeleitet ?
Weil die Kirche mit ihrer 2000-jährigen Erfahrung ein tiefes
psychologisches Mitgefühl mit der menschlichen Natur
entwickelt hat. Sie kennt unseren Hang uns von den
Oberflächlichkeiten unserer Umwelt einnehmen zu lassen und
unsere mangelnde Konzentrationsfähigkeit auf die geistlichen
Güter. Ein rascher Wandel unserer Alltäglichkeit, ein
unvermitteltes Hinüberwechseln in eine noch nie auch nur
erspürte Praxis birgt die Gefahr uns zu überfordern.
Wir dürfen nicht Wunder fordern, sondern wir bereiten uns auf
immer wieder neue Anstrengungen vor. Wir müssen uns darauf
vorbereiten, nach jedem Fall niemals die Anstrengungen des Aufstehens
zu scheuen, wieder an die Türen der Umkehr zu klopfen und uns
wieder auf den Weg zu machen.
Lasst uns die jährlich Gelegenheit nutzen, uns auf das Ziel
und die Bedingungen wahrhaft christlichen Fastens zu besinnen und uns
allmählich für das kommende Fasten bereit zu machen.
Charakteristisch für unsere heilsame orthodoxe Tradition des
Christentums ist dabei die pastorale Heranführung an die
einzelnen Phasen des Heilswerkes unseres Gottes für uns
Menschen. Vor dem Apell zum praktischen Vollzug der Fasten wird uns
deren Bedeutung in mehreren Bildern anschaulich gemacht. So hat jede
Zeit des Kirchenjahres - ohne unvermittelte Einschnitte und
Brüche - in ihrer Weise Anteil am Ganzen, am alle Zeiten
einschliessenden Heilsmysterium Christi. Zugleich wird dadurch aber
auch deutlich, dass die Gläubigen sich nicht nur an einzelnen
Festzeiten einseitig und nach Belieben bedienen sollen, wie an einem
Selbstbedienungs-Buffet, sondern in allen Zeiten des Kirchenjahres in
demütiger Offenheit und aktiver Teilnahme am Gebet der Kirche
eine weitere Stärkung in ihrem Lebensweg als Christen
mitbekommen.
Die Haltung demütiger Offenheit aber muss immer wieder neu
mutig errungen werden.
Dieser Mut und die Bereitschaft das Ringen auch durch Entbehrungen
durchzuhalten ist besonders für die Zeit der Grossen
40-tägigen Fasten notwendig. Das aktive, bewusste Fasten ist
ein deutliches Bekenntnis zur Möglichkeit der
Überwindung der "animalischen Naturgesetze" und ein Zeichen
der Bereitschaft zu wahrer Menschlichkeit im Ebenbilde Gottes.
Wenn wir dies Bedenken, dann wird uns das Fasten nicht als unliebsame
Einengung erscheinen. Wir werden erkennen das Fasten nichts mit
Trübsinn zu tun hat, sondern mit Freude die Gelegenheit zur
Erneuerung des Lebens ergreifen.
Deshalb wollen wir das Fasten nicht nur als äusserliche
Übung der "Gesetzestreue" sehen, sondern als Gelegenheit uns
dem Heil der Vergöttlichung zu nähern:
Beginnend mit der Bitte, dass sich auch uns die
"TÜREN der UMKEHR" öffnen mögen !
Die Sonntage der 4 Wochen der Vorbereitung der Vor-Fastenzeit
führen uns durch ihre Evangelien an diese "Türen der
Umkehr" heran.
Diese Zeit soll genutzt werden, um uns zu Besinnen, uns zu
überlegen und wenn möglich mit dem Beichtvater
abzusprechen in welcher Weise wir am Fasten der Kirche in unseren
konkreten Lebensumständen teilhaben können.
Realistischerweise wird uns nämlich ausser in
Klöstern die genaue Einhaltung aller Fastenregeln der Kanones
(kat´akrib ei an) nicht so ohneweiteres möglich
sein. Gleichzeitig wird ein am Sinn und nicht nur am Buchstaben
orientiertes Fasten auch weitgehenden Verzicht auf die Genussmittel,
Süssigkeiten, Fernsehen und andere "Suchtmittel" unserer Zeit
bedeuten. Dies vor allem, um frei zu werden, die
"Lebensqualität" eines inneren geistlichen Lebens für
uns neu zu entdecken und zu intensivieren.
Die Vorfastenzeit bietet Gelegenheit zur konkreten Planung dieser
Umkehr. Aus praktischer Erfahrung ist es auch empfehlenswert die
Umsetzung der Pläne "austesten", um für die 40 Tage
nur Vorsätze zu fassen, die wir dann auch weitgehend umsetzen
können.
Wichtig ist es aber auch, sich auch gleich darauf vorzubereiten, dass
wir nach jedem Fall auch wieder bereit sind aufzustehen - und das
"Rennen" fortzusetzen. Nicht umsonst werden wir auch an die 40 Jahre
erinnert, in denen das Volk des Herrn auf dem Weg durch die
Wüste die neu gewonnene Freiheit erprobte:
Befreit aus der auch beQuem gewordenen Gefangenschaft "an den
Fleischtöpfen Ägyptens", gerettet von
äusseren Feinden nach der DurchQuerung des Roten Meeres und
immer wieder im Glauben gestärkt auf dem Weg in das Land der
Verheissung wie wir in unseren Anstrengungen auf dem Weg zur
Vergöttlichung. Aber trotz der neu empfangenen Richtschnur der
10 Gebote, von Gott genährt durch das Manna vom Himmel und
mehrmals gerettet durch die Wunder des Wassers des Lebens:
Nahe an Gott aber auch in dieser Situation immer wieder
zurückgefallen in gefährliche Sünden
- aber auch immer wieder durch Gottes Gnade und menschliche Anstrengung
wieder versöhnt mit dem Schöpfer des Lebens.
ER will uns nie vernichtend strafen, sondern wie es uns Christus
während Seiner 40 Tage in der Wüste gezeigt hat,
immer wieder für uns und unsere Erlösung mit dem
Satan, dem Versucher, ringen. Wir können darüber umso
mehr Freude empfinden, je öfter wir nach unseren
Sündenfällen wieder aufstehen und den Kampf wieder
aufnehmen.
"Nur vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und nur
ihm allein dienen" (Lk 4,8) erinnert uns der Apostel an dieses Privileg
der "Synergie", der Einladung Gottes an uns, unsere begrenzten
Kräfte mit Seiner Allmacht zu verbinden.
Bereiten wir uns auf die freudebringenden Anstrengungen dieses Kampfes
vor, um dann nach der "Vollendung der 40 Tage" auch mit wenigstens
teilweise verdienter Freude die Früchte der Auferstehung
ernten zu dürfen !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~
Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation durch grossen Chor ~~~
www.musicarussica.com
- RealAudio
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele
befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
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Sonntag vom
Zöllner und Pharisäer
Apostel: 2 Tim 3:
10-15
Evangelium: Lk 18: 10-14
Die Apostellesung erinnert uns, an heilsamen Traditionen festzuhalten.
Das Evangelium macht aber sofort deutlich, dass damit nicht ein
gesetzlicher Konservatismus gerechtfertigt werden soll:
Der Pharisäer, der getreu alle überkommenen
Vorschriften einhält, und sich dessen vor Gott rühmt,
wird beschämt durch den ausserhalb des Gesetzes stehenden
Zöllner, der in Demut seine Unwürdigkeit bekennt.
Am ersten Vorfastensonntag werden wir auf die erste Voraussetzung
dafür hingewiesen, dass die kommende Fastenzeit für
uns heilsam wird:
DEMUT
Lasset uns
fliehen
die hochmütige Prahlerei des Pharisäers
und lernen
das demütige Seufzen des Zöllners !
Zu unserem Erlöser lasset uns rufen:
Vergib uns,
Allerbarmer !
Vor uns liegt ein Ausstieg, ein Aufstieg ins Heiligtum, in das Innerste
des heilbringenden Mysteriums Christi, hin zur kostbaren Herzmitte auch
unserer Existenz, deren eigentlichen Sinn dises Mysteriums birgt.
Wir nahen uns dem Ostermysterium entweder als "Zöllner" oder
als "Pharisäer":
- als solche, die kommen zur wahren Verwirklichung dessen, wozu wir
berufen sind
- oder als solche, die in den "Naturgesetzen" ihrer Umgebung verfangen,
das eigentliche Ziel ihres Lebens verfehlen.
Der offenbahrende Gott zeigt uns welche Grundhaltungen -Seiner
erlösenden Liebe gegenüber- für uns heilsam
oder nutzlos sind:
Der Pharisäer steht für den Selbstgerechten, den
Menschen, der sich selbst verwirklichen will, dank all seiner
Leistungen und seiner Selbstsicherheit, der auf seinen Individualismus
stolz ist:
"Er betet bei sich selbst: ich danke Dir, dass ich nicht bin wie die
übrigen Menschen"
Der Zöllner zeigt uns dagegen, die allein fruchtbare, die
Haltung, für die das Heil nahe ist:
Er "steht von Ferne und wagt es nicht, seine Augen gen Himmel zu
erheben". Er weiss um die Distanz zur erhabenen, ganz anderen
Wirklichkeit des über alles erhabenen, allerhöchsten
Gottes über jeden Gott, DEN, zu dem sich der selbstgerechte
Mensch selber machen wollte. Er weiss um seine Schulden, die
Sünden und "klopft an s e i n e Brust", nicht an die Brust der
anderen um andere für deren Vergehen zu tadeln. Er weiss, das
sein Schöpfer auch sein ihn liebender Erlöser ist,
der ihm sogar an seiner göttlichen Natur Anteil geben will.
Der sich selbst richtig einschätzende Zöllner (= der
Sünder par excellence), e r b i t t e t das Erbarmen Dessen,
Der die Liebe ist:
"Gott, gewähre mir Deine Gnade !"
“Gott,
sei mir Sünder gnädig!“
Predigt zum Sonntag des Zöllners und Pharisäers
von P. Konstantinos, München
* Quellenhinweis *
„Zwei
Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein
Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der
Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet:
Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die anderen Menschen
bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie
dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe
dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der
Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal,
seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und
betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch:
Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere
nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich
aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Lk
18,10-14)
Die heutige Evangeliumsperikope zeigt uns zwei Arten von
Gläubigen; zwei charakteristische Typen von Menschen, die in
die Kirche kommen. Der erste kommt, um sich zu zeigen, um anzugeben, um
sein angeblich so heiliges Leben vorzustellen, um die Bewunderung der
anderen zu erregen, um Gott, seiner Ansicht nach, zu verpflichten
für seine Taten, für seine Tugenden, die der
Bewunderung und des Lohnes würdig sind.
Welch ein Irrtum, welch ein Trug, welch ein Frevel! Ein Frevel vor Gott
und den Menschen. Denn Gott nimmt solche Gebete nicht an, und die
Menschen verabscheuen diese Art, ja ekeln sich vor ihr. Bei meinen
Hausbesuchen höre ich viele Klagen und Kritik an vielen an
uns, die wir zwar regelmäßig in die Kirche gehen,
aber zu Hause, in der Arbeit, im Umgang mit anderen ganz anders sind,
als wie wir uns hier im Umfeld der Kirche zeigen möchten. Wir
sind leicht erregbar, ungerecht, sprunghaft und haben tausend andere
Fehler, die unseren Charakter verraten. Wir kommen in die Kirche mit
großen und auffallenden Kreuzen, mit großen und
vielen Kerzen, aber wir verbergen in uns den Pharisäer, der
uns so treffend im Hl. Evangelium beschrieben wird.
Ich möchte nicht länger bei der Charakterisierung und
Beschreibung dieser Art von Menschen verbleiben. Ich möchte,
dass wir uns etwas mehr Gedanken machen über eine andere Art,
nämlich über jenen, den der Pharisäer
verachtet, auf den er mit dem Finger zeigt und über den er
schlecht redet.
Wer ist es? Es ist ein sündiger Zöllner.
Früher mussten die Bauern den Zehnten zahlen, d.h. ein
Steuereinnehmer, kein Beamter des Staates, hatte sich vom Staat das
Recht gekauft, die Steuern von den Bauern einheben zu dürfen.
Dieser Steuereinnehmer oder seine Leute hatten die Möglichkeit
Missbrauch zu üben, zu stehlen, die Bauern auszubeuten. Und
sie haben den Unwissenden und Hilflosen das Gesetz vorgehalten, um
damit ihre Gesetzwidrigkeiten zu verschleiern. In der Zeit Christi
hatte die römische Herrschaft für diese Arbeit die
Zöllner, die in der Regel stahlen und ihre Landsleute
rücksichtslos und schamlos betrogen. Deshalb hatte niemand
Achtung vor ihnen. Deshalb betont der Pharisäer der heutigen
Evangeliumsperikope: „Gott, ich danke Dir, daß ich
nicht wie die anderen Menschen bin ... oder auch wie dieser
Zöllner dort.“ Der Zöllner wiederum kannte
seine Schuld. Er wagte es nicht einmal seine Augen zum Himmel zu
erheben. In einem abgelegenen Teil des Tempels klopfte er sich,
niedergebeugt und voller Reue, an die Brust und flüsterte
immer wieder: „Gott, sei mir Sünder
gnädig!“
Es waren dies seine einzigen Worte, aber sie kamen tief aus seinem
Herzen. Worte der Reue und Buße, die zeigten, dass in dieser
Brust seine Seele litt und eine geistige Geburt, eine seelische
Wiedergeburt möglich wird. In diesem Kampf in seiner Brust
stürzte der Zöllner den Sünder in sich vom
Sockel seiner Geldgier und legte den Grundstein für ein neues
Leben. Das ist das Werk der Buße. Als der Zöllner zu
bereuen begann, erfuhr er die erste Frucht dieser Tugend: die Demut.
Man sagt, dass die Demut die Tugend der Alten und der Weisen sei. Aber
auch der Zöllner zeigte sich demütig. Ganz hinten im
Tempel klopfte er sich an die Brust und sagte: „Gott, sei mir
Sünder gnädig!“ Seht seine große
Demut, ganz spontan kamen ihm diese Worte über seine Lippen.
Und diese Worte waren nicht von der satten Arroganz der dürren
Worte des Pharisäers.
Die aufrichtige Reue des Zöllners führte ihn zur
Demut, welche „die beste der Tugenden ist“, wie uns
der hl. Augustinus sagt, und diese führt uns weiter zum Gebet,
das eine „Kraftreserve“ ist, wie es ein anderer
Denker ausdrückte. Die Tradition überliefert uns,
dass König David, als er seine übergroße
Sünde bereute, bitterlich weinte, wie es der 50. Psalm
beschreibt, den wir in vielen Andachten unserer Kirche lesen. Aus den
Tränen Davids wuchsen aus der Erde zwei Bäume: eine
Weide, die auf immer trauert und eine Zeder, deren Harz sich in
Weihrauch verwandelt.
Tatsächlich Quellen aus der aufrichtigen Reue zwei Tugenden:
die Demut, die der Weide gleicht, die ihre Zweige nach unten neigt und
das Gebet, das wie Weihrauch zum himmlischen Altar Gottes aufsteigt.
Das ist die Dreiheit der Tugenden - Reue und Buße, Demut,
Gebet -, die uns heute das Triodion der Zerknirschung in Erinnerung
bringt. Das Triodion, das heute beginnt, ist die Zeit, die uns
auffordert, uns auf diese Tugenden zu besinnen. Jeder Sonntag des
Triodions erinnert uns an eine andere Tugend. Die Kette unserer
Tugenden verbindet uns mit dem gütigen Gott.
Selig werden sein,
die
in der heutigen Zeit der Gleichgültigkeit im Glauben, ja
seiner Ablehnung,
es zustande bringen,
sich durch diese Kette mit Jenem zu verbinden,
der den Zerknirschten und Demütigen im Geiste nahe ist.
Amin.
Übersetzung aus dem Griechischen: G. Wolf
Sonntag vom
Verlorenen Sohn
Apostel: 1 Kor 6:
12-20
Evangelium: Lk 15: 11-32
Vater Alexander Schmeman: "
Rückkehr aus dem Exil "
Die Apostellesung dieses Herrentages stellt die christliche Freiheit
heraus und steckt damit die Grenzen des Fastengebots ab:
"Alles ist mit erlaubt, aber ich soll mich von nichts
beherrschen lassen"
Damit ist das Fasten jeder fremden Beurteilung von aussen entnommen. Es
kann daher nach orthodoxem Verständnis auch nicht zum
öffentlichen Gesetz werden, zumal es, wie der Herr anweist (Mt
6: 16-18) im Verborgenen geschehen soll.
Das Evangelium stellt dann den eigentlichen Sinn der Fastenzeit heraus:
Der Aufbruch zur Umkehr zum Vater, der den Verlorenen Sohn mit Freuden
aufnimmt und reich beschenkt. Es ist wohl kein Zufall, dass an diesem
Herrentag erstmals im Nächtlichen Psalmengebet (Ps 136)
angestimmt wird.
Deine
väterliche Herrlichkeit
habe ich ohne Verstand verlassen.
übel verschwendet habe ich den Reichtum
den Du mir gegeben hast.
So rufe ich Dir die Worte des Verlorenen Sohnes zu:
"Ich habe gesündigt gegen Dich,
barmherziger Vater.
Nimm mich auf,
der ich umkehre,
und lass mich bei Dir sein
wie einen Deiner Taglöhner !"
Der selbstherrliche,
auf seine vermeintliche Autonomie allzu stolze Mensch ist -von seinem
Ursprung her- Sohn des himmlischen Vaters. Alles, was er hat, hat er
von Gott.
Er zieht in ein gottfernes Land, liefert sich einer gottfernen
Gesellschaft aus. Er nimmt so viel er kann aus seiner Mitgift, dem
Eigentum Gottes. Er verschwendet es hemmungslos an Idole, die ihm
kurzfristig faszinierend erscheinen.
Als es seine Mitgift verbraucht hatte, im Genuss des Materiellen,
Innerweltlichen, tritt die Hungersnot ein.
Nichts vermag ihn zu sättigen im Anblick des Absterbens seiner
Lebendigkeit, niemand, keine Parole kann ihn mehr begeistern.
Keines seiner Idole kommt ihm zu Hilfe: "Ich sterbe hungers !"
Aber er hat noch die Kraft seine Niederlage einzugestehen: "Wie viele
Tagelöhner im Hause meines Vaters haben Überfluss an
Brot.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen".
Es ihm gleich zu tun, dazu fordert uns die Kirche auf, jetzt in der
Zeit des Aufbruchs in die Grossen Fasten vor der Auferstehung.
"Ich will mich aufmachen", ich will aufstehen, damit Überblick
gewinnen, Gewohntes verlassen und mich auf den Weg machen,
den die Fastenzeit mir öffnet, hin zum Vaterhaus.
Das ist das Ziel: zu Gott, zu unserem Vater zu gelangen.
Er macht mich frei.
Er nährt mein innerstes Leben.
Er will mir in der Wohnung Seiner Herrlichkeit Geborgenheit auf ewig
bieten.
"Ich will dem Vater sagen: ich habe gesündigt wider den Himmel
und vor Dir; ich bin nicht wert, Dein Sohn zu heissen". Die Not der
Sünde, der Gottesferne, ist die tiefste Not. Wo sie am
grössten ist, ist sie am gefährlichsten, besonders
wenn jeder Hilfeschrei betäubt und ihre Symptome
verdrängt werden. Sünde ist immer gegen alles
gerichtet, was sich über den irdischen Niederungen, den
menschlichen Gemeinheiten, wölbt. Die Sünde
widersetzt sich der Güte Gottes.
Sie ist immer Lüge gegen die Wahrheit des göttliche
Lebens in uns.
Wer könnte sagen, er wäre ohne Sünde: "Weil
kein Mensch lebt ohne zu sündigen" (1 Könige 8: 46) ?
Die Fastenzeit schafft uns eine gute Gelegenheit, unsere
Sünden vor Gott, unserem Vater zu bekennen: im Mysterium der
Busse (der Beichte und Umkehr).
Es tut uns gut, wenn wir noch sagen können: "Ich habe mich
versündigt an der Liebe zu Gott und den Nächsten" !
"Als er (wir) noch weit entfernt war(en), sah ihn (uns) der Vater -und
war von Mitleid gerührt, er lief ihm (uns) entgegen, fiel ihm
(uns) um den Hals und küsste ihn (uns). Die Liebe des Vaters
kommt uns stets in Christus entgegen, wenn der Sünder
aufrichtig seinen hilfsbedürftigen Zustand mit Glauben und
kindlicher Hoffnung und Vaterliebe ausbreitet.
Sein Mitleid teilt unser Leid und unseren Tod. Der Sünder
öffnet die Herzwunde Christi, Gottes, aus der das Wasser des
Mysteriums der Taufe (die Väter nennen das Mysterium der Busse
"eine zweite Taufe") und das Blut der Eucharistie (des Mysteriums vom
allerreinsten Leib und Blut des Herrn) fliesst.
Gott umarmt uns als Seine Kinder.
Gott schützt uns mit Seiner Kleidung (in der Taufe haben wir
"Christus angezogen"), der besten Kleidung, der Kleidung der Kindschaft
Gottes -wenn wir uns blossgestellt fühlen, wie einst Adam.
Gott setzt uns ein, in Sein Erbe, das unverwesliche Erbe der
Unsterblichkeit.
Und trotz all dieser Gaben will er unsere Freiheit: Er gibt uns den
Siegelring der Freien.
Die Kirchenväter deuten es noch tiefer:
Die Schuhe weisen auf die Befähigung auf dem Weg (Christi)
fortzuschreiten, das Siegel auf das Siegel des Heiligen Geistes.
Unser Vater bereitet uns das Freudenmahl -das Ostermahl, -die
Göttliche Liturgie.
Auch wenn wir dem zweiten Sohne gleichen, der tief in seinen Alltag
verstrickt ist, und glaubt durch äusserliche
"Anständigkeit"
immer im Sinne des Vaters gehandelt zu haben, und so zum Knecht seiner
Selbstgerechtigkeit geworden ist, und wenn wir, wie er, nicht
hineingehen wollen, um uns für das Freudenfest bereit zu
machen, so sucht uns doch der Vater heim:
"Da kam sein Vater heraus, und redete ihm zu"
Hören auch wir auf Gott, unseren Vater wenn er uns durch die
Tradition der Kirche jetzt in der Vorfastenzeit auf das
österliche Freudenfest vorbereitet !
Ja, wir wollen nicht mehr fern der Freude der Gemeinschaft mit Gott,
fern dem wahren, von Ihm geschaffenen Leben des Paradieses, leben.
Ja, ich werde die Fesseln der Torheit lösen, die mir von Ihm
geschenkten Reichtuemer nicht mehr mehr mit Sündern
verschwenden, sondern mich aufmachen und zu meinem
mitfühlenden Vater zurückkehren.
An den
Flüssen von Babylon saßen wir ...
gedenkend der Stadt des Herrn ...
Wie könten wir dem Herr ein Lied singen
in einem fremden Land ?
Sollte ich dich vergessen, o Stadt meines Gottes,
so verdorrt meine rechte Hand
so klebt meine Zunge am Gaumen
wenn ich Deiner vergesse,
wenn ich nicht Gottes Stadt über alle meine Freuden stelle ...
"An
den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Erzpriester Alexander
Schmemann:
(langjähriger Dekan der Orthodoxen Theologischen Akademie der
USA St. VLADIMIR´s)
Rückkehr
aus dem Exil
zum Sonntag vom Verlorenen Sohn
An
diesem Sonntag der Vorbereitung auf die Fastenzeit hören wir
das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32).
Zusammen mit den Hymnen dieses Tages erschließt uns dieses
Gleichnis die Zeit der Reue als die Rückkehr des
Menschen aus dem Exil.
Der verlorene Sohn, so hören wir, bricht auf in ein fernes
Land und verschwendet dort alles, was er besitzt.
Ein fernes Land!
Das ist die einzig zutreffende Bezeichnung für unsere
Bedingtheit als Mensch, die wir annehmen und zu der unseren
machen müssen, wenn wir unseren Weg zu Gott hin beginnen.
Ein Mensch, der niemals diese Erfahrung gemacht hat, und sei es auch
nur für kurze Zeit, dass er in der Gottesfeme lebt und von dem
wahren Leben abgeschnitten ist, wird niemals verstehen, was es mit dem
Christentum auf sich hat.
Und jemand, der vollständig in dieser Welt und in dem Leben
dieser Welt »zuhause« ist, der nie von dem
sehnsuchtsvollen Wunsch nach einer anderen Wirklichkeit schmerzlich
getroffen wurde, der wird nie verstehen, was bereuende Umkehr ist.
Oft
wird die bereuende Umkehr einfach mit einer nüchternen und
»sachlichen« Aufzählung von
Sünden und Übertretungen, einem
»Schuldbekenntnis« bei einer gerichtlichen Anklage,
gleichgesetzt.
Geständnis und Absolution werden als juristische Akte
betrachtet.
Man übersieht jedoch etwas sehr Wesentliches,
ohne das weder das Schuldbekenntnis noch die Absolution eine wirkliche
Bedeutung oder Wirksamkeit erlangen können. Dieses
»Etwas« ist ganz genau das Empfinden des
Verbanntseins von Gott, weit verbannt von der Freude der Gemeinschaft
mit ihm und fern dem wahren Leben zu sein, das durch Gott geschaffen
und geschenkt wird. Es ist in der Tat leicht zu bekennen, dass ich an
den vorgeschriebenen Tagen nicht gefastet habe, dass ich meine Gebete
vergessen habe oder jähzornig gewesen bin. Eine ganz andere
Sache ist es jedoch, wenn ich mir unvermittelt eingestehen muss, dass
ich Schande auf mich geladen und meine geistliche Schönheit
verloren habe, dass ich mich sehr weit von meinem eigentlichen Zuhause,
von meinem wahren Leben entfernt habe, und dass ich in dem innersten
Gewebe meiner Existenz etwas Kostbares, Schönes und Reines in
nicht wiedergutzumachender Weise zerstört habe. Indessen
bedeutet dies, und nur dies, die bereuende Umkehr, und deshalb entsteht
auch ein tiefgreifendes Verlangen, umzukehren, zurückzugehen
und jenes verlorene »Heim« wiederzufinden.
Von Gott habe ich wunderbare Reichtümer erhalten:
zunächst das Leben und die Möglichkeit, mich dessen
zu erfreuen,
ihm einen Sinn geben zu können,
es mit Liebe und Erkenntnis ausfüllen zu können;
dann – in der Taufe –
das neue Leben in Christus selbst,
die Gabe des Heiligen Geistes,
den Frieden und die Freude auf das ewige Königreich.
Ich habe die Erkenntnis Gottes erhalten,
und in ihm die Erkenntnismöglichkeit einer jeden Sache,
und die Kraft, Kind Gottes zu sein.
Und dies alles habe ich verloren;
dies alles verliere ich ständig, nicht nur in den besonderen
»Sünden« und
»Übertretungen«, sondern durch die
Sünde aller Sünden, indem ich meine Liebe von Gott
abwende und das »ferne Land« der Schönheit
des Hauses des Vaters vorziehe.
Aber die Kirche ist da, um mich daran zu erinnern, was ich aufgegeben
und verloren habe.
Und während sie mir dies ins Gedächtnis
zurückruft, erinnere ich mich; so wie es das Kontakion dieses
Tages ausdrückt:
»Fern von der Herrlichkeit des Vaters bin ich in
meiner Torheit Fesseln umhergeirrt
und habe mit den Sündern die Reichtümer, die du mir
anvertraut hattest, verschwendet.
So rufe ich mit dem verlorenen Sohn zu dir:
Barmherziger Vater, ich habe gegen dich gesündigt.
Nimm mich reuigen Sünder wieder auf und nimm mich an wie einen
deiner Tagelöhner ... !« Und während ich
mich erinnere, spüre ich in mir das Verlangen und die Kraft
zurückzukehren:
»... Ich werde mich aufmachen und zu meinem
mitfühlenden Vater zurückkehren
und werde zu ihm unter Tränen sagen:
Nimm mich auf wie einen deiner Diener! «
In
diesem Sinne singen wir heute den sehnsuchtsvollen Psalm 136:
An
den Flüssen von Babylon saßen wir und weinten,
Sions gedenkend...
Wie könnten wir dem Herrn ein Lied singen, in einem fremden
Land?
Sollte ich dich, o Jerusalem, vergessen, soll meine Rechte verdorren!
Meine Zunge klebe an meinem Gaumen, wenn ich deiner vergesse,
wenn ich nicht Jerusalem über alle meine Freuden stelle ...
Das ist der Psalm des Exils. Die Juden sangen ihn während der
babylonischen Gefangenschaft, im Andenken an ihre heilige Stadt
Jerusalem. Er wurde seit jeher das Lied desjenigen, der sich
seines Verbanntseins in der Gottesfeme bewusst und hierdurch zu einem
neuen Menschen wurde: zu jemandem, den nichts von dieser gefallenen
Welt zufrieden stellen kann, da er seiner Natur und Berufung nach ein
Pilger des Allerhöchsten ist. Dieser Psalm wird noch zweimal,
an den beiden letzten Sonntagen vor der Fastenzeit gesungen. Und somit
offenbart sich die Fastenzeit als Pilgerfahrt und Bereuen,
als
UMKEHR.
Schmemann, Alexander
(Erzpriester und langjähriger Dekan der Orthodoxen
Theologischen Akademie der USA St. VLADIMIR´s)
"Die Große Fastenzeit - Askese und Liturgie in der Orthodoxen
Kirche"
Veröffentlichungen des Instituts für Orthodoxe
Theologie, Bd. 2, München 1994
hier
aus St. Andreas Bote
"An
den Flüssen von Babylon ..."
~~~ Na Rekach Babylonskich ~~~
Chor des Klosters in Pyuchtiza
Sonntag
der beginnenden FLEISCHENTHALTUNG
Sonntag vom Gericht
Apostel:
1 Kor 8:8 - 9:2
Evangelium: Mt 25: 31 - 46
Dieser
Herrentag wird nach dem Evangelium "vom Gericht" oder nach der
Tradition der Kirche "Herrentag der Fleischenthaltung"
(= APOKREO = MESOPUSTNA = Carne val) genannt. Mit dem Abendgottesdienst
an diesem Sonntag beginnen die Gläubigen sich in
Fleischenthaltung zu üben.
In der folgenden Woche wird der Körper noch einmal mit Milch,
Butter und Käse gelabt, bevor danach am Abend des
nächsten Sonntags die Grossen 40-tägigen Fasten vor
der österlichen Festzeit beginnen.
Orthodoxe
Mönche und Monialinnen verzichten auf Dauer auf die
Ernährung durch Fleisch. Während der Fasten enthalten
sich auch die Laien. Der Verzicht auf Fleisch soll als ein Zeichen der
Hoffnung auf das Himmelreich verstanden werden. Im ewigen Friedensreich
Gottes werden sich Seine Geschöpfe nicht mehr fressen und
gefressen werden(Jes 11: 6-9). Unser Fasten nimmt dieses Friedensreich
im Glauben vorweg.
Die Apostellesung betont wieder einmal die wahrhaft christliche
Freiheit gegenüber allen religiösen
Speisevorschriften:
Brüder, Speise wird uns nicht vor Gott
bestehen machen;
weder fehlt uns etwas, wenn wir nicht essen,
noch gewinnen wir etwas, wenn wir essen"
(1 Kor 8:8 )
Die Grenze dieser Freiheit ist jedoch das Gewissen unseres
Nächsten, wenn er sich zu etwas verführen
lässt, das ihm schadet.
Das Evangelium stellt uns das Gleichnis vom Jüngsten Gericht
vor Augen. Mit der Symbolik vom Hirten, der am Abend des Tages die
Schafe von den Ziegenböcken sondert, werden wir auf das
Kriterium dieser für alle Ewigkeit wichtigen Entscheidung
aufmerksam gemacht:
Erwählten wie Verworfenen,wird nach ihrem Tun Heil oder Unheil
zuteil:
Aber sie erkennen erst jetzt, dass nicht die Befolgung irgendwelcher
hochgesteckten abstrakten Prinzipien sondern die Art ihres Verhaltens
gegenüber dem Schwächeren Mitmenschen entscheidet !
Vor dem ewigen Gericht werden jene in das Reich Gottes eingehen, die
ihre Liebe konkret an ihren Mitmenschen bewiesen haben:
an den Armen, den Gefangenen und den Kranken. Unsere bewiesene Liebe
oder unsere erwiesene Lieblosigkeit entscheidet !
Sünde ist Trennung und Isolierung von Gott, da Gott der
Absolut Liebende ist. Und so wie Gottes Liebe zu uns konkreten
unwürdigen menschlichen Individuen sind wir zu konkreter Liebe
zu jeder menschlichen Person aufgerufen, der uns Gott in unserem Leben
begegnen läßt.
Die christliche Liebe ermöglicht uns in jedem Menschen, der
uns begegnet Christus zu sehen. Jeden Menschen, den Gott in Seinem
unerforschlichen und ewigen Plan in mein Leben geführt hat,
und sei es auch nur für einige Augenblicke, hat Er zu mir
geführt um mir Gelegenheit zu geben an Seiner Liebe zu allen
Geschöpfen teilzuhaben. Denn ist Seine Liebe nicht jene alle
Äußerlichkeiten, alle Andersartigkeit, alle Herkunft
und Intellektualität übersteigende Kraft die zur
jeweils einzigartigen personalen Wurzel seines menschlichen Seins
vorstößt, das wir getrost makellos und absolut sehen
dürfen: seine ihm vom Schöpfer eingehauchte Seele,
die wahrhaft göttliche Seite jedes Mitmenschen. Die
christliche Liebe ist tätige Bekräftigung dieses
Glaubens. Und diese Liebe ist so wie Gottes Liebe immer konkret. Wir
sind damit nicht aufgerufen, allgemein und abstrakt die "Menschheit"
allgemein und nicht in Form irgendwelcher Pläne für
die Zukunft, die konkret gegen einzelne Personen und in einer konkreten
"Etappe" "über Leichen geht", zu lieben, sondern immer die
konkrete Person, die HIER und JETZT vor uns steht !
Wir wissen, dass alle Menschen dieser personalen Liebe
bedürfen - dem Erkennen ihrer einzigartigen Seele in ihnen, in
der sich die Schönheit der ganzen Schöpfung in
einzigartiger Weise widerspiegelt.
Und so haben auch wir diese Liebe nötig:
Jetzt - und am Tage unseres Gerichtes !
Wir können das ewige Heil nicht erlangen, ohne die verzeihende
Liebe dessen, der uns durch den Hauch Seiner Liebe das Leben gegeben
hat und Der uns dann daran messen wird, ob wir diese Liebe erhalten und
weitergegeben haben.
Die Hymnen des heutigen Tages halten fest, dass wir, an diesem Massstab
gemessen, alle schuldig geworden sind vor Gott;
wir können Sein Erbarmen nicht verdienen, sondern nur
erbitten. Vorbereitet durch die vergangenen Herrentage sollen wir aber
nicht
ängstlich abseits stehen, sondern dürfen wir darauf
hoffen, dass Gott, unser Vater, uns mit Macht, Weisheit und
Güte zu unserem Heil helfen will !
Wenn Du, o Gott, kommen wirst
auf Erden in Herrlichkeit
wird das All erzittern
und von Deinem Richterstuhl ein Feuerstrom ausgehen,
die Bücher werden geöffnet und das Verborgene wird
offenbar.
Dann errette mich aus dem nie erlöschenden Feuer
und würdige mich,
zu Deiner Rechten zu stehen,
gerechtester Richter !
Kommet, lasset uns dem Herrn frohlocken,
jauchzen dem Fels unseres Heils !
Lasset uns vor Sein Angesicht treten
mit unserem Bekenntnis !
Mit Psalmen lasset uns Ihm zujubeln !
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor
der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
Der Umkehr Pforten öffne mir,
Du, Der Du das Leben schenkst !
...
Denn durch schändliche Sünden habe ich meine Seele
befleckt
und mein Leben in Nachlässigkeit vergeudet.
...
In Deiner Güte mache mich rein
durch Deine huldvolle Milde !
Sünde,
UMKEHR, Reue und Vergebung in der Hl.Schrift
und die Bedeutung für uns.
Aus dem 2.Vortrag von
Vater FJODOR Hölldobler, Herbstseminar
1998
Bischofsheim a.d.Rhön
* Quellenhinweis *
Als pastorale
Grundlage zu unserem Thema aus der Hl. Schrift ist zunächst
das Gebet zu beachten, das der Priester zu Beginn der Beichte liest:
Hier wird der "büssende David" genannt, "der sich von seinen
Verfehlungen bekehrt hat".
Das bezieht sich auf 2 Samuel 11: 14 - 27, wo David den Hethiter Uris
bei der Eroberung der ammonitischen Stadt Rabba umkommen
lässt,
um in den Besitz seiner Frau Batseba zu gelangen, die er dann auch
heiratet und die ein Kind von ihm bekommt.
In 2 Sam 12: 1 - 14 wird geschildert, wie eines Tages der Prophet Natan
zu ihm kommt. Er kleidet sein Anliegen zunächst in eine
Geschichte
von einem Reichen und einem Armen: Der Reiche hatte viele Schafe und
Rinder, der Arme hatte nur ein einziges Schaf,
das er sehr liebte. Da bekam der reiche Mann Besuch. Er nahm dem Armen
das Schaf weg, schlachtete es und setzte es seinem Gast vor.
Während Natan erzählt, wird David immer zorniger und
ruft: "Der Mann soll sterben, der das getan hat." Aber er muss sich
sagen lassen, dass -er- dieser Mann ist: "Gott sagt dir: Ich habe dir
alles gegeben, Sauls Tochter,
seine Frauen und seine Herrschaft. Du hättest noch mehr
bekommen können. Warum musstest du Uris umbringen
und seine Frau heiraten ?" Natan ging, nachdem David seine Schuld
eingesehen hatte, aber als Strafe sollte das Kind sterben. An diese
Stelle gehört nun der immer wieder neu ergreifende Psalm 50.
David wurde krank vor Kummer. Am selben Tag ist gemeldet worden, dass
sein Sohn krank ist. Er betet und fastet, aber am siebenten Tage stirbt
das Kind.
David war ohne Zweifel der modernste Staatsmann im Vorderen Orient
seiner Zeit. Er war kein orientalischer Despot,
sondern hing persönlich an der Überlieferung seines
Volkes, die aus der Wüstenzeit herkam. Er war Landsknecht,
Künstler, Gottsucher, Prophet und Fürst zugleich. In
David verstand sich Israel aufs neue von Gott erwählt und
geführt. Aber in David hatte alles Menschliche Raum, im Guten
wie im Bösen, wie diese Geschichte zeigt. Die Busse, zu der
David fähig war, zeigt seine Grösse als
religiöser Mensch, als Prophet und Künder des
Bussgedankens.
Sodann wird Manasse genannt, dessen Bussgebet der Herr "angenommen"
hat. In 2 Chr 32: 21 - 33: 12 lesen wir, wie Jerusalem von den Assyrern
belagert wird. Hiskia bleibt Gott treu, indem er dem Propheten Jesaja
vertraut. Die Assyrer müssen abziehen, nachdem offensichtlich
eine Seuche im Lager ausgebrochen ist. Solange Hiskia lebt, wagen die
Assyrer keinen einzigen neuen Angriff auf Jerusalem. Nach seinem Tode
wird sein Sohn Manasse zum König gekrönt, da
versuchen die Baalsanhänger, ihn zur Abkehr von Gott zu
bewegen. Manasse hört auf ihren Rat und führt den
Götzendienst in Juda wieder ein. Er stellt sogar im Tempel
Gottes ein Götzenbild auf. Die Assyrer besiegen Manasse und
nehmen ihn gefangen. In Fesseln wird Manasse durch die Strassen von
Jerusalem geführt. In Babylon wird er ins Gefängnis
geworfen. Im assyrischen Kerker überdenkt Manasse, wie die
Assyrer zur Regierungszeit seines Vaters Jerusalem nicht einnehmen
konnten, weil er Gott diente, und dass er selbst von Gott abgefallen
war. Er bereut seine Sünden und bittet Gott um Vergebung.
Eines Tages wird er vor den König von Assyrien gebracht, der
ihn nach Hause schickt, um Juda zu regieren.
Im Neuen Testament genannt wird "die Sünderin", der "die
Schuld" von Jesus Christus vergeben wurde.
Gemeint ist die Frau, die ins Haus kam, als er Gast im Hause des
Pharisäers Simon war, Lk 7: 37. Die Erzählung vom
Mahl beim Pharisaär Simon wird von Lukas allein
überliefert, ist jedoch mit jener von Mt 26: 7 -13 verwandt,
wo eine Frau im Hause Simons des Aussätzigen in Betanien Jesu
Füsse salbt. Dort ärgert sich manch einer unter den
Jüngern Jesu wegen der "Verschwendung", hier hingegen der
Pharisäer, weil die Frau eine Dirne ist, die mit Jesus in
Kontakt kommt. Diese Begebenheit ist Anlass für eine
bemerkenswerte Lehre des Evangeliums (7:47): Wer für viele
Sünden Verzeihung erlangt hat, wird viel Liebe zeigen.
Sodann wird der "bitterlich weinende Petrus" zitiert, dem der Herr die
"Verleugnung nachgesehen" hat. Die ergreifende Szene aus der Passion
ist ja doch sehr bekannt.
Wenn wir nun die genannten Schriftstellen vergleichen, so sehen wir,
dass die genannten Sünden eine gemeinsame Wurzel haben.
Das ist einfach die Gottvergessenheit.
David, der es herrlich verstand zu singen: "Mein Hirt ist Gott der
Herr", dieser David dringt in die Herde ein wie ein Wolf und vergisst
den Hirten.
Manasse erliegt den Einflüsterungen seiner Ratgeber, die ihm
versprechen, dass er so reich und mächtig würde wie
die Assyrer, wenn er Götterbilder aufstellen lässt so
wie sie, und vergisst seinen Gott. Wer seinen Leib der Hurerei hingibt,
der vergisst, dass dieser ein Tempel Gottes ist ( 1 Kor 3: 16 ).
"Hütet euch vor der Unzucht ! Jede andere Sünde, die
der Mensch tut, bleibt ausserhalb des Leibes.
Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen
Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen
Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt ?" ( 1 Kor 6:
17 )
Als Petrus sagt: "Ich kenne diesen Menschen nicht !" hat er Ihn in
diesem Augenblick tatsächlich nicht mehr gekannt. Er hat alles
vergessen aus der existentiellen Bedrohung heraus.
So sind auch wir als Sünder meist nicht grundsätzlich
gegen die Gebote Gottes eingestellt. Wir wollen meist auch seine
göttliche Autorität nicht anfechten wie Lucifer, aber
in der Stunde der Versuchung vergessen wir einfach, was vorher war, wie
gut der Herr zu uns war. Die dunkle Nacht der Sünde
hält uns gefangen.
Deshalb verwendet die Orthodoxie soviel Kraft auf die
Heiligung der Sinne, auf die Vergöttlichung der sinnlichen
Sphäre, um dem Menschen die Verführbarkeit durch die
entsprechenden Anreize zu nehmen.
Die Heilige Schrift ist voll von Beispielen der Gottvergessenheit:
Adam und Eva "vergessen" Gottes Gebot / Kain vergisst seinen
brüderlichen Auftrag / Noahs Zeitgenossen vergessen ihren
Schöpfer / die Turmbauer zu Babylon vergessen Gottes Allmacht
/ Jakobs Brüder vergessen, dass Gott erwählt / die
Israeliten vergessen Seine Führung und beten das goldene Kalb
an / zwei Söhne des Aaron vergessen ihren priesterlichen
Dienst und meinen "Feuer ist Feuer" / das Volk vergisst seinen
Ernährer und wünscht sich zurück an die
ägyptischen Fleischtöpfe / Aaron und Miriam
vergessen, dass sie sich nicht mit Moses vergleichen können
und dass Er -ihm- das Volk anvertraut hat / Korah und andere
Gemeindevorsteher vergessen, dass Moses der von Gott erwählte
Führer ist und bestreiten seine Autorität, mit dem
Argument, die ganze Gemeinde sei heilig. / Vor der Schlangenplage
vergessen die Leute Gottes Wohltaten und lästern gegen das
Manna / im Gelobten Land vergessen sie wieder Gott und beten fremde
Götter an, die Kanaaniter können sie besiegen.
Die Gottvergessenheit durchzieht die ganze Geschichte des Gottesvolkes.
Kaum ging es allen gut und sie lebten in Frieden vergassen sie Gott und
kehrten erst durch die Umstände belehrt zurück.
Für uns ist es auch sehr wichtig, die Zeichen zu erkennen, mit
denen Gott unsere Umkehr fordert, der Mensch kann durch allerhand
Warnzeichen erkennen, dass er sich von Gott entfernt hat und kann durch
Busse der drohenden Strafe entgehen. Er wird umkehren und Aufnahme
finden wie der Verlorene Sohn.
Die Rückkehr ins Vaterhaus geschieht durch das Busssakrament.
Joh 20: 19 - 23 berichtet seine Einsetzung.
Das Gebet des Priesters bei, bzw. vor der Beichte zitiert Mt 18: 22, wo
der Herr auf die Frage des Petrus hin sagt, dass die Sünden
siebenundsiebzigmal vergeben werden sollen. Der Neue Bund hat uns
Gottes verzeihende Liebe nahegebracht und der Priester, der die Macht
hat, zu binden und zu lösen, wird sich in verantwortungsvoller
Weise darauf einstellen .
"Die
Tueren zur Umkehr, oeffne mir, Lebensspender ! ..."
~~~ Komponist: Artemij WEDEL /// Interpretation: F.TSCHALJAPIN mit Chor
der Russischen Orthodoxen Kathedrale Paris 1932 ~~~
zur Link-Quelle: "http://www.musicarussica.com"
~~~vollständig:Chor der
Christi-Verklärungskathedrale, Moskau /Regent Vladimir LVOV~~~
zur Link-Quelle: "http://en.liturgy.ru/zvuk/zvuk.php"
Sonntag
vom VERLUST des PARADIESES
VERGEBUNGSSONNTAG !
BUTTERENTSAGUNG !
- am Abend des Sonntags:
BEGINN der GROSSEN 40-taegigen FASTEN
"Über
die Vergebung" von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Apostel: Rm 13:11 - 14:4
Evangelium: Mt 6: 14 - 21
Das Evangelium dieses Sonntags, an dessen Abend
die Grossen Fasten beginnen, erinnert uns daran, dass wir Vergebung vom
Herrn erst erwarten können, wenn wir nicht selbst bereit sind,
unseren Mitmenschen zu vergeben, was sie uns an Verletzung
zugefügt haben - und sie unsererseits um Vergebung zu bitten
für das, was wir bewusst oder unbewusst an ihnen gefehlt
haben.
Darum findet an diesem Sonntagabend nach der Vesper in die Handlung des
Gegenseitigen Vergebens statt, wie sie am Schluss des Apodipnons in
Klöstern täglich geübt wird. In manchen
Kirchen wird dieser Ritus aus praktischen Gründen unmittelbar
nach der Liturgie ausgeführt. In den Häusern ist die
Vergebung als Abschluss der Karnevals- und Butterwoche mit einem Fest
vor allem für die Kinder verbunden, dabei werden zum letzten
Mal die Milch- und Butterspeisen genossen.
Die folgende Woche ist ganz dem intensiven
Fasten gewidmet. Es beginnt die fortlaufende Lesung aus dem
Buch Genesis, die im Sündenfall und dessen Folgen
mündet. Mit dem Verlust des uns von Gott bereiteten Paradieses
durch unsere selbstzerstörerischen Abwege beginnt auch die
Sehnsucht nach dem Ende der widernatürlichen Sünden
und dem neuen Paradies. Die dafür erforderliche Bereitschaft
zur Umkehr wird in der kommenden Woche durch das Gebet des heilsamen Busskanons des Hl.Andreas von Kreta
gefördert. Wir fühlen mit, dass wir mit unseren
Sünden nicht allein sind, aber werden auch dazu ermutigt, uns
den Figuren des Bibel anzuschliessen, die den Mut fanden, Gott um
Vergebung zu bitten, und Ihm damit wieder nahe zu kommen.
Trotz -und vielleicht wegen- all unserer negativen Erfahrungen ruft uns
die Apostellesung zu:
" Jetzt ist unser Heil näher als
damals, da wir gläubig wurden.
Die Nacht ist vorgerückt, der Tag hat sich genaht "
(Rm 13:11 ff)
Für die Fastenzeit wird uns mitgegeben:
" Wer isst, soll den nicht verachten, der nicht
isst;
und wer nicht isst, soll den nicht richten, der isst;
denn Gott hat ihn angenommen.
Wer bist du denn, dass du einen fremden Knecht richtest ?
Seinem eigenen Herrn steht oder fällt er - aber er wird
stehen; denn der Herr hat die Macht, ihn aufrecht zu erhalten "
(Rm 14: 3-4)
Und so erbitten wir in allem für den bevorstehenden Weg der
Umkehr in den Grossen 40-tägigen Fasten vom Herrn selbst
Führung, Stärkung und Weisheit:
Führer auf dem Weg der Weisheit,
Urgrund des Verstandes,
Lenker der Unverständigen
und Beschützer der Armen,
festige, unterweise mein Herz, Gebieter.
Gib mir das Wort, Du Wort des Vaters !
Denn, siehe, nicht lassen ab
meine Lippen zu Dir zu schreien:
Barmherziger,
erbarme Dich meiner,
des Gefallenen !
(Kondakion)
Über die Vergebung
zum Sonntag der Vergebung
von Erzbischof Antonij von Surozh (London)
Zunächst: Verzeihen
bedeutet nicht Vergessen; beides ist sogar im Grunde
unvereinbar miteinander.
Wenn mir jemand ein Unrecht zugefügt hat, das ich vergebe und
vergesse, dann sind wir beide in Gefahr, dass das gleiche sich
wiederholt, denn einerseits entsteht und vergeht diese Verzeihung auf
der Stelle: sie ist nichts Beständiges und auf die Zukunft hin
Ausgerichtetes.
Etwas Vergangenes ist an eine Grenze gelangt, die es nicht
überschreitet;
die Zukunft ist ohne Erfahrung aus der Vergangenheit.
Andererseits, wenn ich vergesse, vergesse ich
zweierlei: wohl vergesse ich das Unrecht, das mir angetan wurde,
gleichzeitig aber auch den Grund, aus dem es mir zugefügt
wurde, und ich kann den Betreffenden niemals vor der Versuchung
bewahren, in die gleiche Situation zurückzuverfallen.
Man muss sich erinnern, dass dieser
Mitmensch, sobald er in jene bestimmte Lage versetzt wird, diese
bestimmte Schwierigkeit hat; folglich darf man ihn nicht wieder in
dieselbe Lage bringen; man muss die zurückbleibende
Schwäche erkennen.
Darum ist es so wichtig, sich zu erinnern, denn das ist die einzige
Möglichkeit das Verzeihen fortzusetzen.
„Ich habe dir deine ungeduldige Handlung verziehen, aber ich
habe dadurch entdeckt, dass diese bestimmte
äußerung, jene Geste, diese besondere Situation sie
hervorrufen können.“
Es gilt, den andern vor diesen Situationen zu bewahren, solange, bis
man ihm geholfen hat die notwendige Kraft zu gewinnen, die Spannung zu
überwinden. Andernfalls stoßen wir unsere
Mitmenschen ständig neu in Situationen hinein, wo sie
unfehlbar auf die gleiche Weise reagieren werden, wie sie das Problem
hervorrief.
Außerdem ist das Verzeihen eine
besondere Weise, einen anderen Menschen anzunehmen.
Das beginnt in dem Augenblick in dem man sagt: „Ich nehme
dich an, so wie du bist. So wie du bist trage ich dich, wie man ein
Kind über eine schwierige Stelle hinwegträgt oder wie
man ein Kreuz trägt, aber ich weise dich nicht
zurück. Zu sagen, dass ich dich annehme, so wie du
bist, heißt keineswegs, dass du bist wie du sein solltest.“
Nur wenn man einen Menschen so annimmt,
wie er ist, kann man ihm helfen sich zu ändern.
Aber man darf nicht zuerst fordern, er müsse sich
ändern, um ihm zu versprechen, hernach werde man ihn lieben.
Im Russischen sagt man: „Liebe mich schwarz ! Wenn ich erst
weiß bin, werden alle mich lieben.“
Es gibt nur Probleme wo der Mensch sie schafft. Ein Mensch aber, der
Probleme schafft, muss so sehr geliebt werden, dass er im Vertrauen den
Glauben an sich selber wiederfinden kann, die Selbstachtung und jene
schöpferische Hoffnung, die ihm ermöglichen wird,
sich zu ändern.
Folglich übernimmt man mit dem
Verzeihen die Verantwortung für einen Menschen, so wie er ist,
mit der Hoffnung auf die Zukunft, jedoch ohne Bedingungen zu stellen!
Man verzeiht nicht unter Bedingungen. Es geht nicht an, einem Menschen
„mit Bewährungsfrist“ zu verzeihen. Das
zeigt sich sehr deutlich im Gleichnis vom Verlorenen Sohn.
Der Vater fordert nichts; ihm genügt es, den Sohn
wiedergekehrt zu sehen, um zu wissen, dass er die Umkehr vollzogen hat,
dass er verändert zurückqekehrt ist.
Verändert bedeutet ganz und gar nicht vollkommen. Er mag sich
verändert haben und dennoch für eine lange Zeit
für die Familie schwer erträglich geworden sein. Dem
Vater genügt es, dass sein Sohn wiedergekehrt ist; was noch zu
tun bleibt, kann man gemeinsam überwinden.
Das Verzeihen enthält vielerlei Elemente.
Zuerst muss einer kommen und um Verzeihung bitten oder doch wenigstens
einen Schritt in diese Richtung tun;
es ist nicht schwer, zu verzeihen, wenn man glaubt, im Recht zu sein;
es ist auch nicht schwer, einen Schritt entgegen zu kommen, wenn man im
Recht ist oder sich im Recht wähnt.
Darum muss derjenige, der im Recht zu sein glaubt, den ersten
Schritt tun. Eine Gebärde, ein unmerklicher Hinweis,
dass eine Aussöhnung erwünscht wäre, muss
genügen, diesen Schritt zwingend zu machen.
Dann aber muss ein solcher Versuch zur Versöhnung
bedingungslos angenommen werden, denn ein Mensch kann sich
nur ändern im Maße der Hoffnung, die wir in ihn
setzen, im Maße der Liebe, die wir ihm zu geben
vermögen und im Maß unseres Glaubens an ihn.
In einer Gemeinschaft stellt sich das Problem
anders.
Die Tatsache, dass ein Mensch Mitglied einer Gemeinschaft ist, kann ein
Problem bedeuten, nicht nur für einen Einzelnen, sondern
für eine ganze Gemeinschaft. Dann muss die Gemeinschaft zu der
zugleich kranken und heilenden Gemeinschaft der Kirche werden: krank,
weil jeder von uns ein Sünder ist und wir alle eine zutiefst
beschädigte Gemeinschaft sind; dennoch aber auch eine
Gemeinschaft, die fähig ist Gesundheit zu vermitteln, zu
heilen, das ewige Leben mitzuteilen. Denn keine christliche
Gemeinschaft besteht nur aus ihren sichtbaren Gliedern: Christus ist in
ihrer Mitte, der Heilige Geist ist ihr gegeben, und ob es die Kirche in
ihrer Gesamtheit oder eine kleine Kirchengemeinde ist – in
der Gemeinschaft sind Gott und Mensch gänzlich für
einander gegenwärtig, und wir können in Gott die
Kraft finden, die wir als Menschen nicht besitzen.
Unrecht nicht völlig zu vergessen
ermöglicht eine Erfahrung, die wie wenig andere den Weg zur
Demut freilegt.
Die Erfahrung, geliebt zu werden in vollem Bewusstsein dessen wie wir
sind
– nicht trotzdem, oder weil man nicht wüsste, wie
wir sind – ist ein sehr herrliches Geschenk, das Anlass zu
Dankbarkeit und Demut wird und das aus unserem Leben ein
demütiges Voranschreiten im Gebet macht.
Doch muss die Verzeihung auch angenommen werden.
Oft meinen Menschen, keine Verzeihung annehmen zu können, weil
sie sich selber nicht verzeihen können. Selber können
wir uns nicht verzeihen, aber wir müssen von einem anderen
Menschen die Verzeihung annehmen können, – mag
vorgefallen sein was will – dass er uns zugetan bleibt; was
eine wahrhaft unverdiente Gnade ist. Und das ist schwer.
Viele Menschen vermögen auch in der Absolution Gottes
Verzeihung nicht anzunehmen und können nicht absolviert
werden. Gott hat verziehen – aber sie haben die Absolution
trotzdem nicht erhalten.
Es ist auch schwer, die Verzeihung unverdient
anzunehmen.
Es kann demütigend sein. Aber wenn wir besser verstehen
lernen, wenn wir zu geben lernen, lernen wir auch zu empfangen. Einer,
der sich selbst nicht verzeihen lassen kann, vermag auch selbst niemals
zu vergeben. Einer, der nicht annehmen kann, geliebt zu werden,
anerkannt zu werden, Hingabe zu empfangen, kann auch seinerseits nicht
lieben, anerkennen, Hingabe aufbringen, denn derlei geschieht
wechselseitig. Unverdient zu empfangen lernt man in staunender Freude,
Demut und Dankbarkeit, mit der wir eine unverdiente Gabe beantworten.
Und haben wir das erst entdeckt, können auch wir zu schenken
beginnen ohne uns darum dem Empfangenden gegenüber
überlegen zu fühlen.
Natürlich ist unser Verzeihen nicht
Gottes Verzeihen.
Doch müssten wir lange warten, bis wir so zu verzeihen
vermöchten. Aber wir können damit beginnen zu lernen,
uns gegenseitig in all unserer Begrenztheit anzunehmen. Es ist schwer,
um Verzeihung zu bitten, es ist auch nicht leicht, zu verzeihen, doch
Verzeihung zu verweigern ist ebenfalls schwer.
Am Sonntag vor der Großen
Fastenzeit, nach dem Verzeihungsgottesdienst, der ein Gottesdienst der
Buße und der Hoffnung ist, sollen alle Glieder einer
Gemeinschaft einander um Verzeihung bitten.
Jahrelang habe ich die Leute ermuntert, einander zu vergeben;
dann habe ich beobachtet, wie sie mit Wärme und Enthusiasmus
Leute um Verzeihung baten, die sie niemals beleidigt hatten;
aber sie bewiesen sehr viel mehr Zurückhaltung bei anderen,
von denen sie selber Verzeihung zu erhoffen hatten;
und schließlich sah ich sie denen den Rücken kehren,
die keinerlei Bedürfnis hatten ihnen zu verzeihen, weil sie
sich ihnen gegenüber tatsächlich allzu rüde
verhalten hatten.
– Da habe ich zunächst verlangt, dass niemand
Verzeihung von jemand erbitten sollte, den er nicht darum bitten wollte,
– weil er noch zu keinem Frieden mit ihm gefunden hatte.
Dann sollten sie sagen: „ich bitte Sie nicht um Verzeihung,
weil meine Einstellung sich noch nicht geändert hat. Wenn Sie
mir verzeihen ändert das nichts; ich verabscheue Sie und habe
die Absicht, Sie auch weiterhin zu verabscheuen.“
Und von denen, deren Verzeihung man erbat, die sie nicht
gewähren konnten dass sie antworten sollten:
„Ich bin sehr bekümmert, aber mein Herz ist noch zu
schwer, ich bin noch zu bitter, ich kann Ihnen noch nicht
verzeihen.“
Dann aber wurden beide Parteien aufgefordert, sich
in der Beichte vor Gott hinzustellen und ihm zu sagen:
„Herr, ich erwarte von Dir jetzt Vergebung. Selber Vergebung
zu gewähren, verweigere ich. Ich erwarte einen Schritt auf
mich zu, lehne es aber selbst ab diesen Schritt zu tun .....“
Jemandem zu sagen, „Ich lehne es ab, zu verzeihen,“
wirkt so erschütternd, dass die Menschen zu denken beginnen.
Gesagt zu bekommen, „ich kann dir nicht mit
Überzeugung vergeben“ ist ebenfalls
erschütternd.
Wenn in einer Gemeinschaft der Mut aufgebracht
wird, wenigstens so aufrichtig zu sein, dass man es fertig bringt, zu
sagen: „Ich bin nicht imstande dir zu verzeihen;
das heißt nicht, dass du so schlimm bist, dass ich dir nicht
verzeihen könnte, sondern, dass ich so schlimm bin, es nicht
fertig zu bringen, dir zu verzeihen“, dann wird derjenige,
der nicht verzeiht, Gegenstand der Sorge und der Fürbitte der
Gemeinschaft, mehr als der andere, dem die Verzeihung verweigert wird
– solange, bis er Verzeihung erbitten kann.
Wenn uns ein Mensch begegnet, so ist das
niemals ein zufälliges Zusammentreffen.
Dieser Mensch muss in unserer Gegenwart, unserm Blick, der Art, wie wir
ihn behandeln, der Art, wie wir auf der Straße an ihm
vorübergehen, eine Gottesgegenwart, lebendiges Gebet
spüren.
Jemand kommt, stets ist er mir ein Gesandter des Herrn: ob er mit einer
Botschaft kommt oder mit ausgestreckter Hand – wir sind
aufgerufen, eine Liebestat zu tun, eine Tat christlicher Liebe.
Jeder Umstand, dem wir im Leben begegnen, ist
gottgewollt, wir sollen in die Situation eintreten und Gott
gegenwärtig machen durch unsere Gegenwart und unser Gebet. Ob
ein Leben erfolgreich ist oder nicht macht wenig aus im Hinblick auf
das Gebet.
Was auch kommen möge, vor jeder neuen Situation
können wir bitten:
Herr, gib mir Einsicht,
gib mir ein Herz, das fähig ist, zu antworten,
gibt mir den rechten Willen,
sei gegenwärtig in dem was hier geschieht.
Wenn ein anderer spricht, können wir
ständig beten und den Herrn bitten, uns verstehen zu lehren,
nicht nur die Worte, die ausgesprochen werden, sondern das tiefe
Bedürfen, die Wirklichkeit, die sich hinter den Worten oftmals
verbirgt. Und wenn die Zeit gekommen ist und der andere nicht mehr
spricht, kann man so lange schweigen und beten, bis man etwas zu sagen
weiß; und wenn einem dann ein Gedanke gekommen ist, der die
Klarheit und Gewissheit der Dinge hat, die von Gott kommen, –
dann können wir ihn vorbringen und hernach Gott bitten, er
möchte für den anderen Menschen bewirken, was wir
nicht zu bewirken vermögen, er möchte, wenn wir einen
Irrtum begingen, ihn uns verzeihen und ihn heilen, und wenn der Mensch
gegangen ist, weiter für ihn beten.
Die Art, wie man eine Frage stellt, die Art, wie
man zuhört, wie man eine Entfaltung möglich oder
unmöglich macht, ist so wesentlich.
Einen Menschen, der nichts zu antworten weiß und sich
schämt, – mit dem Gefühl
zurückzuschicken, völlig versagt zu haben
- oder doch mit ein wenig Hoffnung und der Freude, jedenfalls als
Mensch angenommen worden zu sein.
Alles kann im Gebet verankert sein.
Man kann lernen, sich der Gegenwart Gottes ständig bewusst zu
werden, mit einem klaren, lebendigen Gefühl, ihm zugewandt
bleiben; jedoch immer mit voller Aufmerksamkeit; denn es ist vielfach
Unaufmerksamkeit, die nach und nach die Wirklichkeit aller Dinge
zerstört...
Übersetzung
aus dem Englischen: Irene Hoening
hier aus St. Andreas Bote
Am 1. Sonntag der Grossen Fasten feiern wir das
FEST der ORTHODOXIE
Das unbegrenzte Wort des Vaters
nahm die Grenzen der Gestalt an
durch die Fleischwerdung in Dir,
o Gottesgebaererin.
In Dir wurde das befleckte Abbild
in den urspruenglichen Zustand verwandelt
und erfuellt mit der goettlichen Schoenheit des Urbilds.
Wir aber,
indem wir das Heil erkennen,
stellen dies dar
in Werk und Wort.
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Predigt von Metropolit ANTHONY (Bloom) von
SUROSH (London)
=Sunday
of Orthodoxy=
Histor.Entwicklungen
und Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus
Die moralische Autoritaet von Kirche und Moenchen fuerchtend versuchten
die ostroemischen Kaiser im 8.Jhdt. das Christentum zu einer abstrakten
Philosophie herabzusetzen.
Die Ikonen, die an die Menschwerdung des Gottessohns aus der
Gottesmutter und an die vielen Heiligen, die jetzt bei Gott leben und
mit uns heute auf Erden Lebenden in kirchlicher Gemeinschaft stehen,
erinnern an die wahre Heimat des Christen, das Himmelreich. Als
deutliche Mahnung gegen die Verabsolutierung des irdischen Reiches
wurden die Ikonen von der kaiserlichen Macht fanatisch bekaempft.
Unzaehlige Moenche, Laien und Geistliche erlitten durch ihr Festhalten
an den Ikonen das Martyrium.
787 definierte die Kirche die genaue Bedeutung der Ikonen und ihre
Verehrung. 843 setzte ein von Kaiserin Theodora einberufenes Konzil der
Verfolgung ein Ende und gab den Glaeubigen auch offiziell die Ikonen
wieder. Seither wird dieses Fest am ersten Sonntag der Grossen
voroesterlichen Fasten gefeiert.
Das heutige Fest kann nicht als gegen die anderen
christlichen Kirchen im Westen gerichtet verstanden werden.
Die Kirche im Westen und außerhalb des byzantinischen Reiches
hat in dieser Zeit an den Bildern festgehalten und war so gesehen
"orthodox" geblieben, waehrend der Bildersturm im Ostroemischen Reiche
wuetete. Der Westen musste keinen Bildersturm erleben - aber er kennt
deshalb auch keine theologische Begründungen, Richtlinien und
Grenzen für religiöse Darstellungsformen.
S I E G der O R T H O D O X I E
Predigt
von Metropolit ANTHONY (Bloom) von SUROSH
Was ein Kirchenfest den Menschen von heute sagen will
Wir feiern heute den Tag des Sieges der Orthodoxie. Von welchem Triumph
soll da die Rede sein ?
Wenn wir uns gegenwaertig umschauen und tief hinein in die uns so
vertraute und werte Orthodoxie blicken, wieviel Schlaffheit und
Bedruecktheit sehen wir dort, wie wenig von dem, was wie ein Triumph
aussieht.
Freilich triumphieren wir gar nicht so sehr ueber den sichtbaren Ruhm
der Orthodoxie. Ihren Sieg sehen wir vielmehr in zwei Bereichen.
Einmal darin, dass orthodoxe Menschen, ob nun ueber die Erde zerstreut
oder in Volksgemeinden dicht beieinander,
trotz Verfolgungen und unbeschreiblichen Schwierigkeiten ihren Glauben
klar und rein erhalten, andaechtig ihren Gottesdienst bewahrt haben und
den geistlichen Weg gegangen sind, der uns von Christus im Evangelium
und von den Kirchenvaetern im Laufe der Jahrhunderte unserer
Kirchengeschichte
vermittelt worden ist.
Darueber koennen wir uns wohl freuen ! Wir empfinden Bewunderung und
Ehrfurcht vor denen, die in den 2 Jahrtausenden im Glauben des reinen
Bekenntnisses gestanden und in einer dem Evangelium wahrhaft
entsprechenden Spiritualitaet gelebt haben. Sie konnten uns einen
kostbaren, tief verinnerlichten und erbauenden Gottesdienst
weitergeben.
Allerdings wissen wir, wie sehr auch ein Mensch glaeubig sei und seine
Kraefte anspannen mag, er wird dennoch leicht besiegt, wenn nicht der
Herr Selbst ihm Kraft verleiht, wenn nicht die Gnade Gottes fuer ihn
streitet. Letztlich ist der Sieg der Orthodoxie ueber den unser Herz
jubelt ob der kuenftigen Hoffnung, doch ein Sieg Gottes
in der menschlichen Schwachheit, ueber uns, in uns und mitten unter uns.
Der Sieg der Orthodoxie ist ein Tag, an dem wir uns freuen, weil Gott
Sich als unbesiegbar von der menschlichen Suende, von der Suende des
Geistes, von der Kaltherzigkeit und Unbestaendigkeit, von den
Willensschwankungen und von den Fleischessuenden erwiesen hat. Gott
blieb unbesiegbar in der Kirche Christi. Er blieb unbesiegbar auch in
einzelnen konkreten Persoenlichkeiten.
Das Fest der Orthodoxie indes wurde aufgrund eines besonderen Vorfalls
gestiftet.
Es reicht zurueck in die Zeit nach dem Siebenten Oekumenischen Konzil,
als die Orthodoxie endgueltig ueber den Bildersturm gesiegt hatte.
Worum handelt es sich dabei ? Darum, dass die Kirche das Recht und
unsere Pflicht verteidigt hat, den Ikonen Christi, der Gottesmutter und
der vielen Heiligen Verehrung zu erweisen. Damit hat sie die Wahrheit
der Inkarnation verteidigt; jene Wahrheit, dass Gott Sich Selbst
offenbart, Sich sichtbar dastellt, vielleicht nicht voellig, aber Er
zeigt Sich uns in den Bildern, die wir von Ihm geschaffen haben.
Solche Bilder sind nicht allein Ikonen. Es gibt auch Ikonen aus Worten.
Andreas von Kreta sieht sie etwa in den Dogmen der Kirche, in den
Lehrmeinungen der Vaeter, in der Unterweisung, die wir empfangen. Und
letzten Endes offenbart sich uns Gott bildlich in den Menschen: weil
naemlich ein jeder von uns in sich ein Abbild des lebendigen Gottes
traegt.
Die Liturgie des heiligen Basilius des Grossen spricht von Christus, Er
sei das Bild der Ebenbildlichkeit, das uns den Vater offenbart. Er ist
ein vollkommenes Bild. Er -IST- die Wahrheit. Er ist vollkommener Gott
wie auch vollkommener Mensch. Ja selbst in uns ist ein Abglanz dieses
Bildes geblieben.
Und wenn wir heute den Triumph der Orthodoxie begehen, dann wissen wir,
dass Gott sich uns in Christus durch die Inkarnation Seines Sohnes
leibhaftig offenbart. Es weitet Herz und Seele, wenn wir erkennen, dass
unsere geschoepfliche Welt so beschaffen ist, dass die Fuelle der
Gottheit unter uns koerperlich wohnen kann.
Dadurch laesst sich Gott bildhaft darstellen, was wir an den Ikonen
sehen, zumal an den lebendigen Gnadenbildern, den Menschen, sobald wir
ihre menschlichen Schwaechen beiseite schieben, die unseren
Gesichtskreis verdunkeln wollen. Mit sehenden Augen koennen wir
naemlich durch die menschliche Schwaeche hindurch das bleibende Bild
Gottes schauen und somit mitten unter den Menschen den lebendigen Gott
in ihnen verehren.
Nicht ohne Grund haben die Kirchenvaeter gelehrt:
Wer seinen Bruder sieht, der sieht Gott.
Mit Andacht lasst uns deshalb in einem ehrfuerchtigen Verhaeltnis
zueinander stehen, denn wir sind Erscheinung, Bild, Ikone. Lasst uns
andaechtig unseren Glauben an das Dogma der Verehrung heiliger Ikonen
bewahren, welches den Glauben unmittelbar bekundet, dass Gott Mensch
wurde.
Lasst uns frohlocken darueber, dass von Generation zu Generation Gott
in uns über unsere Schwachheit siegt, triumphiert und die
Schwachheit unterordnet. Wir wollen Gott ganz und gar hingegeben leben,
damit dieser Sieg vollkommen sei.
Er soll bis zum Ende den Sieg behalten, nicht nur in den verflossenen
Jahrhunderten, sondern gerade heute und auch in uns. Der Widerschein
Seiner Herrlichkeit moege aufgehen ueber der Welt, die in Schmerzen und
Heimsuchung liegt.
Amin.
FASTENBRIEF 2005
der
orthodoxen Bischöfe Deutschlands
Liebe
Väter, Brüder und Schwestern in Christus,
für uns
orthodoxe Bischöfe, die wir Mitglieder der KOKiD sind, ist es
eine große Freude, Euch, unseren geistlichen Kindern,
an diesem Sonntag derOrthodoxie diesen Hirtenbrief zu senden, in dem
wir versuchen, eure Aufmerksamkeit auf einige bedeutende Aspekte
unseres orthodoxen Glaubens zu lenken.
Als Orthodoxe
hören wir nicht auf, immer wieder zu erklären, dass
die Orthodoxie die Kirche Christi ist, die „eine heilige
katholische und apostolische“ Kirche, die sich mit Christus
identifiziert, insofern sie sein Leib ist und er ihr Haupt (Eph 1, 23).
Als Kirche der Apostel und der Väter bewahrt die Orthodoxie
treu den Glauben, den diese formuliert und weitergegeben und
für den im Laufe der Jahrhunderte unzählige Martyrer
ihr Leben hingegeben haben.
An diesem
„Sonntag der Orthodoxie“ gedenken wir ganz
besonders unserer Brüder und Schwestern, die im Laufe des 8.
und zu Beginn des 9. Jahrhunderts unter Einsatz ihres Lebens
für die Verteidigung der heiligen Ikonen gekämpft
haben.
Das war jene Zeit, da die bilderstürmerischen Kaiser die
Ikonen zerstörten und der Kirche einen Gott ohne Angesicht,
einen fernen Gott,
einen in seiner Transzendenz verschlossenen Gott aufzwingen wollten,
was in der letzten Konsequenz eine Begegnung mit dem Menschen, seinem
in Wirklichkeit konkreten und oft unglücklichen Abbild,
unmöglich gemacht hätte.
Dies bedeutete, den
Glauben selbst zu zerstören, denn im Herzen der christlichen
Botschaft steht zu Recht die Inkarnation: Gott überwindet
seine eigene Transzendenz und wird Mensch; in Christus, seinem
geliebten Sohn, nimmt er menschliche Gestalt an, um von allen als ein
naher Gott erkannt zu werden, als ein barmherziger Gott, der
„jede Träne von jedem Gesicht abwischt“
(Paraklesis zur Gottesmutter).
Die Ikone Christi
– und mit ihr verbunden die Ikone der Gottesmutter und jedes
Heiligen – bezeugt wahrhaft diese unendliche Liebe Gottes,
„der seinen Sohn hingegeben hat, damit ein jeder, der an ihn
glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe“
(Eucharistisches Hochgebet). Mehr als ein bloßes sichtbares
Zeichen, das an die Nähe Gottes erinnert, ist die Ikone auch
ein Ort der Gnade, eine Gegenwart im Mysterion.
Wenn wir sie mit Glauben im Gebet verehren, versetzt uns die Ikone in
die Gemeinschaft mit Gott oder mit den dargestellten Heiligen und
überträgt auf uns die göttlichen Energien,
mit denen sie gefüllt ist. Das ist der Grund, warum unsere
Kirchen voll sind von Ikonen und Fresken, die Christus, die
Gottesmutter, die Engel, die Heiligen und auch die biblischen
Geschehnisse und jene der heiligen Geschichte darstellen.
Immer wenn wir
wieder in eine Kirche kommen, haben wir das Gefühl, auf
mystische Weise von den Myriaden der Engel und Heiligen umgeben zu
sein, die hier gegenwärtig sind, um mit uns zu beten und um
uns zu unterstützen in unseren Bedürfnissen und
unseren Leiden. Wirklich, die Kirche ist die „Gemeinschaft
der Heiligen“, „Gott ist gelobt in seinen
Heiligen“, wie es der Psalmist David sagt. Und wir, auch wir,
sind zur Heiligkeit berufen. Mehr noch, von unserer Taufe an sind wir
heilig. Zwar muss diese Heiligkeit der Taufe immer wieder durch eine
persönliche Anstrengung aktualisiert werden,eine Anstrengung,
die oft sehr schwer zu erreichen ist. Denn es ist nicht immer leicht zu
beten, zu fasten, regelmäßig an der
Göttlichen Liturgie teilzuhaben oder seine schlechten
Gewohnheiten zu überwinden, um dahin zu kommen, dass wir Gott
lieben aus ganzem Herzen und den Nächsten wie uns selbst. Das
christliche Leben ist ein alltäglicher asketischer Kampf, ein
Kampf gegen die dämonischen Mächte, die versuchen,
uns fernzuhalten von Gott, uns dazu zu bringen, die Liebe Gottes
für uns zu ignorieren und zu leben, ohne auf sie zu achten.
Aus diesem Grunde
vergleicht der hl. Paulus das Leben des Christen mit den Athleten, die
sich eine strenge Askese auferlegen, um so eine vergängliche
Krone zu erlangen. Eine solche Askese ist von daher noch viel
notwendiger, um das ewige Leben zu erlangen. In unserem Kampf gegen die
bösen Leidenschaften, die von den Dämonen
gefördert werden, nehmen das Gebet und das Fasten einen ganz
zentralen Platz ein. Der Herr selbst belehrt uns, dass man sich nicht
von der Herrschaft der bösen Geister befreien kann,
außer durch das Gebet und das Fasten (vgl. Math 17, 21). Die
Orthodoxe Kirche ist in besonderer Weise eine Kirche des Gebetes und
der Askese.
Unsere
Väter im Glauben haben uns ein reiches liturgisches Erbe
hinterlassen, eine tiefe mystische und asketische Tradition, die immer
aktuell ist, denn sie antwortet auf die Bedürfnisse und die
Forderungen jedes Menschen, der Gott sucht.
Besonders die
Göttliche Liturgie, die durch ihre Schönheit
„der Himmel auf Erden“ ist, muss sich im Zentrum
des Lebens eines jeden Christen befinden. An der Göttlichen
Liturgie regelmäßig, wenn möglich jeden
Sonntag, teilzunehmen, ist schon eine Askese, zumal unsere
Gottesdienststätten sich oft weit entfernt von unseren
Wohnungen befinden. Jeden Tag so viel wie möglich zu beten und
besonders sich auch zu bemühen, die Qualität seines
Gebetes zu steigern, d.h. mit voller, im Herzen konzentrierter
Aufmerksamkeit zu beten, wie uns die Väter lehren, ist
ebenfalls eine große Askese, so wie auch das Fasten, sei es
nun das eucharistische Fasten oder das Fasten an den Mittwochen und
Freitagen oder in den Fastenzeiten des Jahres.
Wir haben jetzt
die Große Fastenzeit begonnen, die uns vorbereitet auf das
Fest der Auferstehung des Herrn. Es ist eine Zeit der Buße,
der Wiederversöhnung mit Gott und unserem Nächsten
durch die Beichte unserer Sünden vor dem Priester. Das Fasten,
das wir während dieser Zeit ein jeder gemäß
seiner eigenen Kräfte praktizieren, hilft, in uns den Kampf
der Leidenschaften zu besänftigen, den Geist zu reinigen und
uns zu helfen, dass wir uns auf das Herz konzentrieren. So wird das
Gebet, das vom Fasten begleitet ist, immer mehr zu einem reinen Gebet
werden, ohne andere Gedanken als nur die Gedanken an Gott. Fasten
bedeutet auch, dass wir unsere Güter mit unseren
Brüdern teilen, die sich in Not befinden.
Somit haben also
unser Gebet und all unsere asketischen Anstrengungen zum Ziel, dass wir
die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten erlangen. Ein
Heiliger wird gerechterweise der genannt, in dem die Liebe alles
überwindet, jeden Hass und jede schlechte Leidenschaft. Der
Heilige triumphiert sogar durch die Gnade über seine eigene
Natur; er ist ein umgestalteter Mensch, ein befriedeter Mensch, ein
geeinter Mensch, der in sich die ganze Menschheit und den ganzen Kosmos
vereint. Im Heiligen verehren wir zu Recht das heiligende Werk Gottes,
denn letztlich ist alles Gnade. Und jede Ikone, der wir begegnen, ist
eine Einladung zur Heiligkeit.
Wir
wünschen Euch allen ein gesegnetes Fasten und rufen den Segen
des Herrn auf
Euch, auf Eure Kinder und Eure Familien herab.
Berlin, am Sonntag
der Orthodoxie 2005
+ Metropolit
AUGOUSTINOS von Deutschland
Griechisch-Orthodoxe
Metropolie von Deutschland
+ Metropolit
GABRIEL von West- und Mitteleuropa
Metropolie
der Griechisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien für West- und
Mitteleuropa
+ Metropolit
SIMEON von West- und Mitteleuropa
Bulgarische
Diözese von West- und Mitteleuropa
+ Erzbischof
LONGIN von Klin
Ständige
Vertretung der Russischen Orthodoxen Kirche in Deutschland
+ Erzbischof
FEOFAN von Berlin und Deutschland
Berliner
Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche des Moskauer
Patriarchats
+ Bischof
KONSTANTIN für Mitteleuropa
Serbische
Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa
+ Metropolit
Dr. SERAFIM von Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
Rumänische
Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa
+ Erzbischof
IOAN von Parnassos
Ukrainische
Orthodoxe Eparchie von Westeuropa
+ Metropolit
ABRAHAM von Westeuropa
Westeuropäische
Diözese der Georgischen Orthodoxen Kirche
+ Erzbischof
GABRIEL von Komana
Exarchat
der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa
Fastenbotschaft
2006 Naechstenliebe
Historische Argumente und Entwicklungen
im "Bilderstreit"
und die
Ikonentheologie des Hl. JOHANNES von Damaskus
Die Bilderstürmer (Ikonoklasten)
störte an den Bilderfreunden (Ikonodoulen) nicht nur
Mißbrauch oder Übertreibung der Bilderverehrung,
sondern es spiegelt sich in dieser Auseinandersetzung die Endphase
eines langen Ringens um die richtige Christologie.
Die Ikonoklasten meinten, dass die göttliche und die
menschliche Natur in der Person Christi doch nur geglaubt, aber nicht
abgebildet werden könne. Wer die menschliche Natur aber
isoliert darstellen wolle, versündige sich gegen die
Doppelnatur Christi. Die Vorstellung, die in Christus vorhandene
göttliche Natur habe den Vorrang, und anstelle der
menschlichen Seele habe der Logos dominiert fand ihren Ausdruck in der
Meinung Christus sei eine reale Vermischung (Realmonophysitismus).
Dagegen hat sich das Konzil von Nicaea 325 gewendet.
Das 4. Allgemeine Konzil von Chalkedon hat 451 die Lehre von den beiden
selbständig und komplett in Christus vorhandenen Naturen
(Duophysitismus) nochmals betont und erneut als Glaubensbekenntnis
festgelegt. In den orientalischen Regionen des Römischen
Reiches wurde am Monophysitismus dennoch festgehalten. In der
Äthiopischen Kirche, in der Syrisch-orthodoxen Kirche und in
der Koptisch-orthodoxen Kirche haben sich Formen des Monophysitismus
bis heute erhalten. In welchem geistigen und theologischen Umfeld
Christusbilder oder andere religiöse Darstellungen zu
rechtfertigen seien und wie sie verstanden werden sollten, war noch
nicht wirklich durchdacht oder definiert. In der Bilderfrage drifteten
der Osten und der Westen immer weiter auseinander, und aus politischen
Gründen kam es im 8. Jahrhundert in der geographischen Mitte
der damaligen Christenheit, im Oströmischen - von uns heute
Byzantinisch genannten - Reich zum Eklat.
Der sogenannte "Byzantinische Bilderstreit"entwickelte
sich rasch von einer Theoriediskussion zum Bürgerkrieg
(Ikonoklasmus, von klazo = ich zerstöre). Was jahrhundertelang
eine theologische Kontroverse und ein theoretischer Konflikt war,
triftete aus politischen Gründen auf einen Bilderstreit zu,
der sich zum Bürgerkrieg entwickelte.
Der richtige Glaube war damals noch nicht zur Privatsache
abgewertet, theologische Fragen nicht nur ein Diskussionspotential
für Gebildete.
Die richtige Interpretation des Christentums war ein reales Anliegen
für jeden Bürger.
Grundlage für den byzantinischen Staat war das
römische Gesetz "Cunctos populos" aus dem Jahre 380: Wer nicht
den rechten Glauben hat (Häretiker), kann nicht
Reichsbürger sein. Nachdem Kalif Jezid II. 721 alle Bilder aus
Kirchen und Öffentlichkeit in seinem Herrschaftsbereich hatte
entfernen lassen breitete sich diese materiefeindliche Ansicht auch
unter den Intellektuellen im byzantinischen Herrschaftsbereich aus und
Kaiser Leon III. (717—741), selbst aus Kleinasien stammend,
wo schon im 7. Jahrhundert verstärkt bilderfeindliche
Tendenzen ausgebrochen waren, ordnete 726 erste Zerstörungen
von religiösen Bildern an, eine Versammlung kaisertreuer
Beamter formulierte die theologische und juristische Verurteilung der
Bilder.
Ein kaiserliches Edikt erklärte 730 den Bildergebrauch als
strafbar. Patriarch Germanos von Konstantinopel, der dagegen
protestierte, wurde abgesetzt, sein orthodoxer Nachfolger enthauptet.
Auch Papst Gregor III., der schon damals den später "orthodox"
genannten Standpunkt vertrat, exkommunizierte alle Ikonoklasten.
Mittelitalien schied aus dem Reich des Kaisers aus. Loyalität
zum Kaiser stand gegen Freiheit der Kirche.
Unter Konstantin V. (741-775) wandte sich die gesteigerte gewaltsame
Verfolgung auch gegen die Verehrung der Heiligen und der Gottesmutter,
Moenche wurden zur Heirat gezwungen, Klöster zu Kasernen
missbraucht. 50 000 griechische Mönche flohen nach Italien, an
die nicht von Byzanz beherrschten Küsten des Schwarzen Meeres,
Zypern, Syrien und Palästina. Der Kaiser berief
gleichgesonnene kirchliche Würdenträger zu einem
Konzil in seinem Palast. Erwartungsgemäß wurden die
Bilder verurteilt und ihre Zerstörung angeordnet. 766
mußten sich alle Bürger durch Eid verpflichten,
einem Bild nie wieder die Proskynese zu erweisen.
Zwei Themenbereiche mußten geklärt werden, bevor das
Ringen um die "Rehabilitierung" der Bilder wieder aufgenommen werden
konnte:
Welches ist das richtige Bild Christi?
Welche Verehrung kommt wem zu?
Zu groß war die Befürchtung, das Bild selbst
könne Gegenstand der Verehrung sein. Im antiken Denken war im
Götterbild die Kraft der Gottheit, mancher mochte das Abbild
selbst für das Urbild halten.
Schon im 2. Jh. hatte sich Kirchenvater Klemens von Alexandrien
darüber Gedanken gemacht:
"Ist das Urbild nicht gegenwärtig, kann das Ebenbild denselben
Glanz ausstrahlen.
Ist die Wirklichkeit jedoch präsent, wird selbst das Bild noch
von ihrem Glanz übertroffen;
die Ähnlichkeit bleibt jedoch bestehen, enthüllt sie
doch die Wahrheit."
Ein ganz entscheidendes, weil bis dahin nie geklärtes Problem
mußte weiterhin die Frage sein, an wen sich die vor den
Bildern offensichtlich Verehrung wendete. Das Risiko war zu
groß, daß die kultische Verehrung, die Gebete, der
Weihrauch oder das sich Niederwerfen (Proskynese), die ja nur dem
Urbild zukommen konnte, allmählich auf das Abbild
übergehen konnte.
Die Verteidiger und Freunde der Bilder (Ikonodoulen) wehrten sich gegen
den Vorwurf des "Holzanbetens", und der Bischof von Rom wurde ihr
Wortführer. Papst Gregor II. (715-731) hat in zwei Synoden die
bilderfeindlichen Bestrebungen zurückweisen lassen und sich
deswegen mit Kaiser Leon III. heftig überworfen. Den
kaiserlichen Vorwürfen entgegnete er:
"... Ihr sagtet: ,Steine und Wandbewurf
betet ihr an!´
Nicht so ist es, o Kaiser, wie Ihr behauptet.
Wir verehren die Bilder, weil sie uns Denkhilfe und Anregung sind, und
weil sie unser erdhaftes, sinnengebundenes Denken zur Höhe
ziehen - und deshalb haben sie ihren Namen und Gebetsinschriften und
Formen.
Wir aber beten sie nicht an als Götzenbilder, wie Ihr
behauptet; ferne sei das.
Denn wir gründen unsere Hoffnung nicht auf sie, sondern wenn
wir ein Bild des Herren anschauen, beten wir:
"Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich unser und rette uns!"
Und beim Anblick des Bildes seiner heiligen Mutter sagen wir:
"Heilige Gottesgebärerin, Mutter des Herren, flehefür
uns bei Deinem Sohn, unserem wahren Gott, dass er unsere Seelen rette!"
Und vor einem Märtyrerbild:
"Heiliger Stephanus, Du Erzmärtyrer, Du hast für
Christus Dein Blut vergossen und darfst darum freimütig zu ihm
sprechen, bitte für uns!"
So beten wir vor den Bildern aller Blutzeugen, solche und
ähnliche Gebete senden wir zum Himmel durch ihre
Fürbitte...
Für die Ikonoklasten war die Eucharistie die einzig legitime
Abbildung Christi. Die Ablehnungen der bilderfeindlichen Synode 754
kreisen um das Christusbild und gipfeln in der Feststellung und im
Vorwurf, daß ein ehrgeiziger Maler zwar nach
künstlerischen Vorstellungen den menschlichen Körper
Christi darstellen könne, nicht aber dessen unsichtbare und
damit nicht abbildbare göttliche Natur. Sollte er diese beiden
vermischen wollen, werde er zu einem Häretiker. Dies war auch
eine deutliche Abgrenzung gegen monophysitische Vorstellungen.
Während der folgenden langen Auseinandersetzung versammelten
sich die Bilderfeinde (Ikonoklasten) zu einem Konzil 754 in Hiereia
(Kleinasien). Wichtigster Kritikpunkt war die unwiderlegbare Tatsache,
daß das Nebeneinander der göttlichen und
menschlichen Natur in Christus (Duophysitismus) nicht bildhaft
wiedergegeben werden könne, und sie erhoben gegen die Maler
den entscheidenden Vorwurf (can.252):
"Ein solcher ,Linksmaler' hat ein Bild (eikon) gemacht, es Christus
genannt. Und dieser, Christus' ist göttlicher und menschlicher
Natur?
Und im übrigen hat er entweder nach dem Gutdünken
seines vergeblichen Trachtens das Unumschreibbare der Gottheit mit der
Umschreibbarkeit des geschaffenen Fleisches zusammen umschrieben, oder
er hat jene unvermischte Einheit, damit der Widergesetzlichkeit der
Vermischung schuldig werdend, vermischt.
So hat er folglich zwei Blasphemien begangen - die der Umschreibung und
die der Vermischung.
Diesen beiden Blasphemien fällt nun auch derjenige anheim, der
das Bild mit Proskynese verehrt..."
"Gott ist Geist, und alle, die ihn anbeten, müssen im Geiste
und in der Wahrheit anbeten." [Joh 4,24]
Ferner:
"Niemand hat Gott je gesehen" [Joh 1,18] und
"Ihr habt weder seine Stimme gehört, noch seine Gestalt
(eidos) gesehen " [Joh 5,37] und die Schrift preist alle selig, die da
glauben, obwohl sie ihn nicht sehen. [Joh 20,29]
Auch im Alten Testament hat Gott zu Moses und dem
Volk gesprochen:
"Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine
Darstellung von irgend etwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder
im Wasser unter der Erde"[Ex 20,4] denn auf dem Berg
(Sinai) "sprach (der Herr) zu euch mitten aus dem Feuer"[Deut 4,12]
, doch "ihr habt weder seine Stimme gehört, noch seine Gestalt
je gesehen."[Joh
5,37]
"Sie dienen einem Abbild und
Schatten der himmlischen Dinge"[Hebr 8.5]
und wiederum: "Auch wenn wir früher Christus nach menschlichen
Maßstäben eingeschätzt haben, jetzt
schätzen wir ihn halt nicht mehr so ein"[2. Kor 5,16],
"denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende."[2. Kor 5,7]
Schliesslich hat derselbe (Paulus) beweiskräftig
gesprochen:
"So gründet der Glaube
in der Botschaft, die Botschaft im Wort Christi."[Rm 10,17]
Religiöse Bilder aller Art wurden
zerstört, in den Kirchen die vorhandenen Dekorationen entfernt
und durch bildlose Dekorationen abgelöst. Unter Kappadokiens
Höhlenkirchen sind nicht wenige aus der Zeit des Bilderkampfes
erhalten und zeigen die bildlose Malerei der Ikonoklasten, allen voran
die Barbarakirche in Göreme. Unter dem
etwas gemäßigteren Kaiser Leon IV. (775-780) waren
die Auseinandersetzungen mehr dogmatischer Art. Nach seinem Tod berief
seine bilderfreundliche Witwe, Kaiserin Eirene, nach mühsamem
Zurückdrängen der auf Mönchsfeindlichkeit
eingeschworenen Armee gemeinsam mit dem späteren Patriarchen
Nikephoros 787 zu einer Synode in der altehrwürdigen
Konzilsstadt Nicäa, in der die Bilder rehabilitiert wurden.
"Wir verlangen eindeutig und
ausdrücklich, daß die ehrwürdigen und
heiligen Ikonen ausgestellt werden wie das Bild des
ehrwürdigen und heilbringenden Kreuzes selbst..."
Die Bilderfreunde (/Ikonodoulen) trafen sich. Auf
diesem 7. allgemeinen Konzil wurde die inzwischen erarbeitete
Bildertheorie des arabischen Mönches Johannes von
Damaskus (ca. 650-750) zur Basis einer Theologie der
Ikonen.
Die Bilderfeinde kannten die Positionen des
wortgewaltigen Mönches aus Damaskus, er ist ihr Hauptgegner,
ihn trifft ihr Bannfluch am heftigsten.
Johannes war bereits gestorben, konnte seine
Positionen nicht selbst vertreten. Theodor, Abt des Studion-Klosters in
Konstantinopel, wurde der Wortführer auf dem Konzil und
betonte die Ideen des Johannes durch eigene Vertiefungen. Johannes
entkräftete zunächst die Bezugnahme auf das Alte
Testament mit den Hinweisen,
- dass auf Gottes Geheiß an der Bundeslade
Bilder angebracht worden sind (Ex 25,18-22; Hebr 9,5)
- ebenso auf dem Vorhang des Tempels (Ex 26,31 und
36,8).
Das Hauptargument für Johannes von
Damaskus war die Menschwerdung. Christus
könne nicht durch Symbole, sondern nur durch seine menschliche
Gestalt dargestellt werden. Seine Darstellung könne sein
ewiges Bild im Sinne einer höheren Wahrheit spiegeln. Christus
sei freiwillig Mensch geworden, deshalb sei es weder unmöglich
noch respektlos, seine menschliche Gestalt abzubilden.
Die Inkarnation war das Hauptargument für
die Rechtfertigung einer religiösen Bildkunst. Gottvater
könne und dürfe aus diesem Grund allerdings nicht
abgebildet werden. Johannes gibt den Bilderfeinden unumwunden zu,
daß die nicht sichtbaren Glaubenswahrheiten auch nicht
bildhaft dargestellt werden könnten. Aber: Alle seine
Zeitgenossen hätten den historischen Jesus als Menschen
gesehen, einige hätten aber glaubend seine nicht sichtbare
Göttlichkeit erkannt. In seiner Verteidigungsrede für
die Bilder argumentiert er:
"Ein Bild ist wirklich ein Abbild und Beispiel, ein Abdruck
eines in ihm gezeigten Abgebildeten...
... daher habe ich den Mut, vom unsichtbaren Gott ein Bild
anzufertigen, nicht als Unsichtbaren, sondern als um unsretwillen durch
die Anteilnahme an Fleisch und Blut sichtbar gewordenen. So bilde ich
nicht die unsichtbare Gottheit ab, sondern das Fleisch Gottes, das
gesehen worden ist.
Wenn es schon unmöglich
ist, die Seele abzubilden, wieviel mehr erst Gott, der auch der Seele
das Nichtmaterielle verliehen hat..."
Interessant ist ein Blick auf die historische und
topographische Konstellation: Um in einer bedrohlichen Phase der
islamischen Angriffe die bilderfeindlichen Provinzen ans Reich zu
ketten und um sie nicht in die Arme des Kalifen zu treiben, der ihnen
problemlos Religionsfreiheit hat in Aussicht stellen können,
war der syrische Kaiser Leon III. auf eine reichsweite
Bilderfeindlichkeit eingeschwenkt, was den Vorwurf der islamischen
Infiltration begründet.
Im Gegensatz dazu lebte und lehrte Johannes von Damaskus in einem
Kloster in Jerusalem, das seit 637 unter islamischer Herrschaft stand
und in dem die Christen ihren Ideen nachgehen konnten, ohne das
Eingreifen eines sie reglementierenden christlichen Kaisers
fürchten zu müssen. Die Freiheit zur Widerrede gegen
den christlichen Kaiser und zur Verteidigung der Bilder konnte Johannes
nur im bilderlosen islamischen Kulturkreis genießen.
Später hatten die Mönche des Studion-Klosters in
Konstantinopel unter ihrem Igumen, dem Hl. Theodor viel
Überzeugungsarbeit zu leisten um das durch die Propaganda der
Bilderstürmer verdorbene Konstantinopel zu
überzeugen. Noch einmal flammte die Terrorherrschaft der
bilderfeindlichen Mächte auf, die Mönche von Studion
wurden 809 vertrieben und verbannt, konnten aber bald wieder
zurückkehren. Noch 815 berief ein bilderfeindlicher Kaiser ein
ikonoklastisches Konzil in die Hagia Sophia ein, ersetzte
willkürlich den mutigen Patriarchen Nikephoros und weitere 28
Jahre wurden Ikonen vernichtet und versucht die Kirche mit dem Gewalt
einer Schreckensherrschaft dem Diktat des Kaisers zu unterwerfen.
Klöster wurden geschlossen, Mönche terrorisiert,
Ikonenmaler misshandelt; z.B. dem Mönch Lazarus beide
Hände im Feuer verbrannt.
Erst unter Kaiserin Theodora wurde 843 das Konzil von 787
bestätigt und am 11. März, dem 1. Fastensonntag,
verkündet. Die kaiserliche Macht erkannte endgültig
das Recht der Kirche auf die selbstständige Regelung ihrer
religiösen Angelegenheiten an.
Die Bildertheologie des Johannes wurde die Basis für die
Rechtfertigung des Bildergebrauchs und Entscheidungsgrundlage
für die Konzilsväter. Die entscheidenden Passagen des
Konzilsbeschlusses von 787 lauten:
"... Die Verehrung des Bildes
(eikon) geht nämlich auf das Urbild (prototypos)
über, und wer das Bild verehrt, verehrt die Hypostasis dessen,
was in ihm eingeschrieben ist.
Damit wird die Lehre unserer heiligen Väter
bestätigt und gleichermaßen die Tradition der
Katholischen Kirche, welche das Evangelium von einem Ende (der Welt)
zum anderen aufgenommen hat. Somit folgen wir Paulus, der in Christo
geredet hat, dem ganzen göttlichen Kreis, und den heiligen
Vätern, indem wir die Überlieferungen bewahren,
welche wir empfangen haben. So singen wir der Kirche prophetische
Siegeshymnen:
'Juble, Tochter Zion! Jauchze, Israel! Freu dich und frohlocke
von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem. Der Herr hat das Urteil gegen
dich aufgehoben und deine Feinde zur Umkehr gezwungen. Der
König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte; du hast kein
Unheil mehr zu fürchten.'
Und Friede wird über dir sein bis in ewige Zeit.
Wir ordnen an, daß diejenigen, die es wagen, etwas
anderes zu denken oder zu lehren oder die gegen die offenkundigen
Häretiker (gerichteten) kirchlichen Überlieferungen
zu verwerfen oder irgendwelchen Zusatz hinzuzusinnen, oder etwas von
den kirchlichen Weihegegenständen wegzuwerfen - ein
Evangeliar, ein Kreuzzeichen, eine bildliche Darstellung oder eine
heilige Märtyrerreliquie - oder ränkevoll und
böswillig etwas hinzufügen, um einen Punkt der
rechtskräftigen Überlieferung der katholischen Kirche
umzustürzen, und zwar besonders, um die kirchlichen Kleinodien
oder die frommen Klosterstiftungen zu verstaatlichen, wenn sie
Bischöfe oder Kleriker sind, zu entfemen, Mönche und
Laien aber von der Kommunion (koinonia) auszuschließen...
Das heilige Konzil akklamierte:
Wir alle glauben so, wir alle denken dasselbe, wir alle haben
mit unserer Zustimmung unterschrieben.
Dies ist der Glaube der Apostel, dies ist der Glaube der
Rechtgläubigen.
Dieser Glaube fundiert die Oikumene.
Im Glauben an den einen Gott, der in der Dreifaltigkeit
besungen wird, küssen wir die verehrungswürdigen
Ikonen.
Diejenigen, die es nicht so halten, sind verdammt ...
Diejenigen, die nicht so denken, sind weit aus der Kirche
entfernt."
In den zwei entscheidenden Problemkreisen war ein
Kompromiß gefunden:
Zum einen war das für die Bilderfrage
bisher unlösbare Dilemma des Duophysitismus nunmehr
lösbar:
Das Bild gibt zwar nur die menschliche Natur wieder, kann aber dennoch
akzeptiert werden, weil die nicht abbildbaren göttlichen
Anteile dazu gewußt und ergänzend geglaubt werden.
Der nicht bildhaft sichtbare Glaubensakt drückt sich in den
bekennenden Inschriften aus. Das Göttliche erheischt eine
Abbildung. Sie gehört zu ihm wie der Schatten zu seinem
Körper.
Im Umkehrschluß wäre ein Verbot der Bilder und ihrer
Verehrung eine Leugnung des sichtbar gewordenen Christus.
Theodor von Studion formulierte:
"Insofern Christus von einem
unumschreibbaren Vater herkommt, kann er kein Kunstbild haben, weil er
unbeschreibbar ist. In der Tat, welchem Bilde hätte die
Gottheit, deren Darstellung in der Heiligen Schrift vollkommen verboten
ist, gleichgestellt werden können? Insofern aber Christus von
einer beschreibbaren Mutter geboren wurde, hat er
natürlicherweise eine Darstellung, die dem
mütterlichen Bilde entspricht. Und wenn er kein Kunstbild
hätte, wäre er auch nicht von einer beschreibbaren
Mutter geboren und hätte also nur eine Geburt -
nämlich vom Vater. Dies aber wäre eine
Umstürzung seines Heilsplanes."
Diese Überzeugung fand 843 Eingang in die
Texte der Orthodoxie.
Zum anderen war entscheidend, daß die
längst überfällige und letztlich
konfliktauslösende Frage jetzt endlich ein für
allemal geklärt wurde: Die vor den Ikonen vollzogene Verehrung
und Kniefall (proskynesis) durch die Gläubigen gilt nicht den
Holztafeln, sondern dem Urbild, geschieht nicht im Hinblick auf die
Materie, sondern im Hinblick auf den Dargestellten. Die Wirkkraft des
Abgebildeten ist immer im Bild. Es gibt eine Einheit von Urbild und
Abbild nach Form und Ähnlichkeit. Die Anbetung (latreia) ist
alleine Gott vorbehalten.
Der christliche Westen hat sich zunächst
vehement für die Bilder ausgesprochen, z. B. der Diakon
Epiphanius aus Catania.
Vergleiche der Ikone mit dem Andachtsbild
westlicher Ausprägung machen die essentiellen Unterschiede
deutlich:
Ziel der Ikone ist es, die heiligen
Überzeugungen in allgemein verbindliche Bilder umzusetzen.
-
Ziel des Andachts-Bildes ist es, den Betrachter durch wie immer
geartete Gestaltungsmöglichkeiten möglichst
"andächtig" zu machen, d. h. er soll an die illustrierten
Geschehnisse erinnert werden und emotional in sie eindringen bzw. an
ihnen beteiligt sein.
Die Ikone basiert auf den Berichten
glaubwürdiger Zeugen und auf den Richtigstellungen
erleuchteter Konzilsväter.
-
Der Künstler, der ein Andachts-Bild malt, kann neue
Formulierungen zur Steigerung der Wirkung "cre-ieren".
Themenauswahl und Bildkomposition,
Repräsentation der Einzelfiguren, Gestaltung der
äußeren Erscheinungen der Ikone müssen die
kanonischen Traditionen fortsetzen. Neu angefertigte
Werkstücke müssen die Vorbilder der Vorlagen
fortsetzen.
-
Der Künstler des Andachts-Bildes beweist seinen
Einfallsreichtum und seine künstlerische Kreativität
durch ansprechende Neuformulierungen des Themas.
Den Ikonenmaler bewegt eine mystische Teilhabe an
der in Gebet und Schriftlesung geschauten verklärten Welt.
-
Der Künstler des Andachtsbildes bedient sich seiner Phantasie.
Die künstlerische Freiheit des
Ikonen-Schreibers ist in dem Satz der Heiligen Schrift zusammengefasst:
"Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit." 2 Kor 3,17
-
"Künstlerische Freiheit" im durchaus weltlichen Sinne ist die
Grundlage des Gestaltungsprozesses für das Andachts-Bild des
Westens.
(Unter Verwendung der
Auszüge die der Religionspaedagoge Horst Leps
aus den Seiten 15 –20, 29, 51+52 unter Weglassung der
Fußnoten, aber Ergänzung der Bibelstellen aus der
Einleitung des Ausstellungskatalogs "Ikonen des Ostens - Kultbilder aus
fünf Jahrhunderten", herausgegeben vom
Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg, St. Otto Verlag Bamberg,
Copyright 1998 Erzbischöfliches Ordinariat Bamberg,
Hauptabteilung Kunst und Kultur, Autor: Kurt Ruppert, Bamberg, erstellt
hat)
2.
Sonntag der grossen voroesterlichen FASTEN
Hl. GREGOR PALAMAS
Lesung:
Hebr. 1:10 - 2:3
EVANGELIUM:
Mk. 2: 1 - 12
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Hl.GREGOR Palamas
Predigt
Erzbischof LEONID zum Fest
Die Tradition der Kirche lasst uns heute - im Sinne des Festes der Verkündigung der Frohbotschaft an
die Gottesgebärerin- sowohl an die Heilung des Gelähmten als
auch an den Hl. GREGOR Palamas
denken.
Es wird uns bewusst, dass Gott uns unser Heil nicht aufzwingt, sondern
unser Mitwirken will. Mitwirken sollen wir nicht nur egoistisch an
unserem eigenen Heil sondern auch alles dazu tun, um anderen die
Heilung zu ermöglichen.
Das Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die
Gottesgebärerin ist auch das Fest der Zustimmung der
Menschheit zum Heilsplan Gottes. Die Gottesgebärerin handelt
nicht ohne zu wissen, was sie tut. Ihr kritisches Hinterfragen der
Botschaft des Engels zeigt ihre starke Persönlichkeit. Aber im
Unterschied zu unser mißgeleiteten Mutter Eva weiß
Maria die Mutter der erneuerten Menschheit auch, dass die menschliche
Vernunft ihre Grenzen hat. Und dass es ohne die Überwindung
der Enge dieser Grenzen keinen Zugang zu Gott geben kann.
Diese menschliche Anstrengung zur Öffnung für die
göttliche Energie führt zum Heilswirken in der
"Syn-Ergie".
Diese Überwindung unserer vermeintlichen allzumenschlichen
Grenzen ist nicht leicht.
In der Fastenzeit sind wir aufgerufen dafür zu "trainieren".
Aber wir brauchen dazu Anleitung und fühlen uns oft genug auch
wie der Gelähmte und brauchen die Hilfe unserer Mitmenschen.
Besonders in unserer Gesellschaft, die den Individualismus
vergöttert, und den Glauben zur Privatsache machen will,
sollten wir uns dessen bewusst werden, dass "keiner allein" gerettet
wird. Unser Christentum kann nicht ohne Gemeinschaft heilsam werden. In
dieser Gemeinschaft tragen wir alle für unseren
nächsten Verantwortung und sollten immer bereit sein, so zu
handeln wie die Mitmenschen des Gelähmten.
Hilfreich für unsere Suche nach dem Zugang zu Gott ist auch
die Überwindung von westlicher Skolastik und thomistischer
Theologie, die Synthese von apophatischer und kataphatischer Sprache
von Gott, sowie der Weg des Herzensgebetes und die Möglichkeit
der Schau des "ungeschaffenen Lichtes", der Schau Gottes in Seiner
Energie.
Wege des Heils, die uns der Heilige GREGOR Palamas erschlossen hat.
Der Heilige GREGOR Palamas (1296-1359) war der hochintellektuelle
Sprecher der Mönche des Heiligen Berges Athos, die in jener
Zeit, wie so oft davor und danach die Erkenntnisse der Orthodoxie gegen
die oberflächlichen Behauptungen der Günstlinge der
weltlichen Machthaber verteidigen mussten.
Zunächst von der Gelehrsamkeit des Ostens durch die
Erkenntnislehre des Dionysios Aeropagita fasziniert kam der
humanistisch gesinnte Mönch Barlaam in den Osten und stieg
bald zum Hoftheologen des Kaiserhofes in Byzanz auf. Bald begann er die
Gebetspraktiken des Herzensgebetes der östlichen
Mönche zu verspotten und zu bekämpfen.
Es ging den Mönchen den Zugang zum ungeschaffenen Licht
Gottes, das Erspüren der Energiewirkung Gottes, nicht als
subjektive Einbildung abtun und so verschütten zu lassen.
Obwohl es ihm zunächst nur Gefangennahme und Ausstoss aus der
Kirche durch einen humanistischen Patriarchen einbrachte und er erst
mehr als 5 Jahre durch das Konzil von 1351 rehabilitiert wurde, setzte
der Hl. GREGOR Palamas die Unterscheidung zwischen dem unfassbaren
Wesen Gottes und Seinen erfahrbaren Energien durch.
Apophasis heisst Verneinung. Apophatisch von Gott zu reden wird durch
den Versuch der Gotteserkenntnis durch menschliche Vernunft und
Welterfahrung ausgelöst. Es bedeutet, von Gott zu sagen, wie
Er nicht ist: Er ist nicht begrenzt, nicht endlich, nicht
vergänglich - also unbegrenzt, unendlich,
unvergänglich u.s.w.
Dies ist die Absage an den erkenntnistheoretischen "Realismus" der
westlichen Skolastik (Thomismus, Skotismus).
Demgegenüber ist sich die orthodoxe Theologie dessen bewusst,
das wir von Gott immer nur in Bildern und Gleichnissen reden, auch wenn
wir das abstrakt in Begriffen tun.
Demgegenüber bedeutet Kataphasis Bejahung, die positiv die
Verkündung der Offenbarung Gottes ermöglicht, die
Verkündung der Heilsereignisse Gottes, durch die Er in unsere
Geschichte eingegangen ist und immer wieder in unser Schicksal eingeht
und durch die Er sich uns in Seinen Energien zu erkennen gibt.
Die beiden Positionen dürfen nicht fundamentlistisch
gegeneinander gesetzt werden. Heilswichtig ist es hingegen die beiden
Sichtweisen stets gleichzeitig anzuwenden und damit nicht den
Trugschlüssen der Begrenztheit menschlicher Vernunft zum Opfer
zu fallen:
Wir reden vom Wesen Gottes nicht anders als in Bildern und
Gleichnissen aber wir reden immer von heilswirksamer Realität,
wenn wir von Seiner Offenbarung und Seinen Heilsmysterien reden.
So wird Theologie zur geistlichen Medizin, derer die Menschheit unserer
Zeit -gleichzeitig im Dilemma vom Wahn der "Allmachbarkeit" gefangen
und gleichzeitig der absolut entwertenden Orientierungslosigkeit
verfallen- im besonderen Maße bedarf.
Predigt
von
Erzbischof LEONID von Riga und Lettland
in der zweiten Woche der großen Fasten
*Quellenhinweis*
In der heutigen
Evangeliumslesung hörten wir, Brüder, die
Erzählung von der Heilung des Gichtbrüchigen in
Kapernaum durch den Herrn Jesus Christus (Mk. 2, 1-12).
Christus lehrte in
einem Haus das Volk. Über Ihn, den großen
Wundertäter, hatte sich schon überall die Kunde
verbreitet, und eine Menge Volks kam zu Ihm. Das Haus war so dicht
umlagert, daß es unmöglich war, einzutreten und zu
Jesus zu gelangen. Und siehe, vier Männer trugen einen
Gichtbrüchigen herbei, der sich nicht selbst bewegen konnte,
auch nicht die Kraft hatte, von seinem Bett aufzustehen. Sie wollten
unbedingt zu Jesus gelangen, sie wollten mit Ihm zusammentreffen, um
die Heilung des Kranken zu erbitten.
Die Hoffnung brannte
im Herzen. Wenn man nur durchgehen könnte, wenn man Ihn nur
sehen könnte . . . So stark war ihr Glaube an den Herrn, und
so stark war die Hoffnung, daß Er dem Kranken helfen
würde, daß kein Hindernis sie davon abhalten konnte.
Sie kletterten auf das Dach des Hauses, öffneten die Decke und
ließen von dort das Bett mit dem kranken
Gichtbrüchigen zu Jesu Füßen herab. Als
Jesus diesen Glauben der Männer sah, heilte Er den
Gichtbrüchigen und vergab ihm seine Sünden, die
offensichtlich die Ursache seiner Krankheit waren. Und der Kranke, der
vorher nicht einmal die Möglichkeit hatte, sich zu bewegen,
stand auf, nahm sein Bett und ging hinweg. Dadurch versetzte er alle,
die sich daselbst befanden, in Erstaunen, so daß sie Gott um
des großen Wunders willen verherrlichten.
Nicht ohne Absicht
bietet uns die heilige Kirche diese Evangelienlesung in den Tagen der
großen Fasten an, in den Tagen der Buße und des
Gebetes um die Vergebung unserer Sünde. Auch unsere Seele
gleicht dem Gichtbrüchigen aus dem Evangelium: Die
Sünden ketten sie so an die Erde, daß sie sich
selbst nur mit Mühe auf dem Weg des Guten bewegen kann. Allein
die heilbringende Hilfe Gottes kann uns die Kraft geben, auf dem Weg
der göttlichen Gerechtigkeit zu wandeln. Wie aber
schüttelt man dieses Joch ab, das uns umgibt, und die uns
bedrückenden irdischen Mühen, Sorgen und Bindungen,
die uns vom Herrn abdrängen ? Wie kann es geschehen,
daß wir Sünder, verdunkelt durch Makel und
Leidenschaften, dieser Barmherzigkeit des Herrn, der umgeben ist von
unzählbaren himmlischen Kräften und der Schar der
Heiligen Gottes, für würdig befunden werden? Wie
nähern wir uns diesem Licht und dieser Heiligkeit ? Das heute
verkündete Evangelium zeigt uns den Weg. Seht, wie
groß der Glaube des Kranken und derer war, die ihn
hinzutrugen, wie stark war ihre Hoffnung auf Heilung! Sie
überwandten alle Hindernisse und erlangten Heil.
So auch wir - wenn
lebendiger Glaube an den Herrn in uns glüht, wenn wir
unverrückt auf Seine Barmherzigkeit hoffen und so fest unsere
Heiligung begehren, daß wir alle Hindernisse, Anfechtungen
und Versuchungen überwinden. Wo immer wir uns von dem
entfernen, was uns zur Sünde zwingt und hinabzieht - wird auch
uns nach unserem Glauben geschehen. Der Herr ist gütig und
barmherzig, Er erhört unsere inbrünstigen Gebete und
erfüllt unsere innigsten Wünsche gnädig. Wie
den Gichtbrüchigen reinigt Er uns von den Verfehlungen und
hilft zu einem guten Leben in Christi Nachfolge.
Amen.
Aus
STIMME der ORTHODOXIE
Zeitschrift der Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen
Kirche (Patriarchat Moskau)
http://members.aol.com/StimmeOrth
Den Reichtum den Du mir gegeben,
o erbarmender Vater,
habe ich zerstreut.
Weit wandte ich mich ab von Dir
und ich kam in des Feindes Knechtschaft.
ob Deines masslosen Erbarmens
nimm mich auf, o Vater.
In leuchtenden Fasten,
erhellt durch der Gebete Lichtglanz,
lasst strahlend den Pflichten uns nachgehen,
damit wir entfliehen
dem Dunkel der Suende.
Heilige Dreiheit, wache
dass wir
die wir die Fasten schon drei Wochen durchlaufen,
unversehrt und unverurteilt
wuerdig sie weiter durcheilen
und Deine Gebote beachten.
3. Sonntag der grossen voroesterlichen
FASTEN
KREUZVEREHRUNG
Lesung:
Hebr. 4:14 - 5:6
EVANGELIUM:
Mk. 8:34 - 9:1
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Orthodoxe
Kreuzverehrung
Vor Deinem Kreuz, o
Gebietender, fallen wir nieder,
und Deine heilige Auferstehung verherrlichen wir !
In
der Mitte der Fastenzeit verehren wir das Heilige, das lebenbringende
und uns daher so kostbare Kreuz des Herrn.
Nicht einem Stück
Holz gilt die Verehrung sondern dem Herrn Selbst, dem Gekreuzigten und
Auferstandenen !
Nicht mehr bewacht das flammende Schwert die Pforte von Eden,
denn wunderbar wurde das Feuer gelöscht durch das Holz des
Kreuzes.
Der Stachel des Todes und der Sieg der Hölle ist zur Beute
geworden.
Denn Du, mein Erretter, kamest und riefest denen im Hades zu:
"Lasset euch führen wiederum ins Paradies !"
Orthodoxe
Kreuzesverehrung:
Das Kreuz ist wie die Ikonen und das Evangelienbuch für die
orthodoxen Christen eine Abschattung der Wirklichkeit, auf die durch
das Bild hingewiesen wird.
Die Verehrung einer solchen Abschattung gilt
nicht dieser selbst, sondern der Wirklichkeit, die sie darstellt und
die nicht anders als im Bild in Erscheinung treten kann. Dahinter steht
die Überzeugung, dass das Göttliche für uns
nur im Bild begreifbar ist, nicht aber direkt fassbar. Doch nicht jedes
Bild, das wir uns machen, hat die Transparenz, den Blick auf das wahre
Urbild zu ermöglichen. Nur das theologisch wahre, das
geoffenbarte, das heilige Bild in der dogmatisch als richtig erkannten
Tradition wird solchermaßen transparent. In dieser
Transparenz des Kreuzes wird uns deutlich die Wirklichkeit des Kreuzes,
Christus Selbst, der am Kreuz unsere Schuld getilgt und in Seiner
Auferstehung den Sieg über den Tod vollendet hat. Das Kreuz
anbeten heisst also, Christus als Sieger am Kreuz anbeten.
Das Leiden des Gottessohnes am Kreuz, das uns ermöglicht auch
das Leid der Welt in diesem Licht zu sehen, führt uns im
Glauben immer hin zur Auferstehung.
Zum Unterschied zum Westen, der beginnend mit der Aristoteles-Rezeption
durch Augustinus und das Mittelalter weithin materielle und geistliche
Welt streng trennt, lehrt und die Orthodoxie die Ganzheit der
Schöpfung zu sehen, sei sie nun materiell oder
nicht-materiell; und so auch die Ganzheit der Wirklichkeit: Kreuz und
Auferstehung !
Wir kennen daher keine Konzentration auf die bloße Meditation
der Leiden vor dem körperlichen Christusleichnahm auf
Kruzifixen.
Unsere Verehrung des kostbaren und lebensspendenden Kreuzes ist eine
dankbare Unterwerfung unter das Kreuz, das uns durch Gottes
Menschenliebe vom Symbol der Hinrichtung zum Zeichen des Heils geworden
ist.
Am fruehen Morgen gehen wir zu Dir,
und preisen Dich in Hymnen,
Heiland der Welt,
da wir den Frieden gefunden in Deinem Kreuz,
durch das Du das Menschengeschlecht erneuert hast,
uns fuehrend zum abendlosen Licht.
Im Paradiese ward einst durch eines Baumes Frucht
das Vertrauen gebrochen und herbeigerufen der Tod.
Der Baum des Kreuzes aber
hat den Menschen das Kleid des Lebens gebracht.
Nicht mehr bewacht das Flammenschwert die Pforte von Eden.
Denn es nahte sich ihm eine neue Versoehnung,
des Kreuzes Baum.
Des Todes Stachel und des Hades Sieg ist zerschmettert.
Du tratest, mein Heiland, herzu,
den Bewohnern des Hades zurufend:
Lasst euch zurueckfuehren ins Paradies !
Heute tanzen der Engel Choere voller Freude,
Deinem Kreuze huldigend.
An ihm ja schlugst du Wunden der Daemonen Scharen,
an ihm wurdest, Christus,
Heiland Du den Menschen.
Sei gegruesst, dreimal seliges, heiliges Holz,
Kreuz,
Licht derer, die wandeln in Dunkelheit,
das du den vier Enden der Welt durch dein Leuchten zeigtest,
die Strahlen von Christi Erweckung,
wuerdige alle Glaeubigen,
das heilige Pas´cha zu schauen.
4. Sonntag der grossen voroesterlichen
FASTEN
Hl. JOHANNES von der HIMMELSLEITER
Lesung:
Hebr. 6: 13 - 20
EVANGELIUM:
Mk. 9: 16 - 30
Durch Enthaltsamkeit
konntest du die Kraft deiner Seele erneuern;
sie mit himmlischer Herrlichkeit veredeln.
Heiliger Moench JOHANNES
Darum riefst du allen zu:
Nichts ziehet Gottes Liebe vor !
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Heute macht uns die Kirche aufmerksam auf den Hl. JOHANNES Klimakos
(von der Himmelsleiter). Dieser Mönchsvater, der im 7.
Jahrhundert lebte, verwirklichte das Ideal von Gebet und Umkehr.
Schon mit 16 Jahren wurde er Einsiedler-Moench auf dem Sinai. 639 wurde
er als Igumen Klostervorstand. Vor seinem Tode zog er sich wieder in
die Einsamkeit zurück. Sein immer wieder gelesenes
Standardwerk "Die Himmelsleiter" beschreibt in 30 Sprossen -nach dem
verborgenen Leben Jesu- den Aufstieg zur Vollendung in Gott, den Kampf
gegen die Laster, die den Menschen immer wieder behindern und die
Tugenden die in die Nähe Gottes führen.
Krönung und Ziel des allmählichen Aufstiegs ist die
Ruhe der Seele in Gott.
Darauf dürfen auch wir uns in der Fastenzeit vorbereiten.
"Lasset uns Johannes ehren ... Ruhm der Asketen ..."
singen wir in der Vesper und im Orthros: "Während
dein Leib durch die Enthaltsamkeit abnahm, konntest du die Kraft deiner
Seele erneuern, sie mit himmlischer Herrlichkeit bereichern."
Aber die Kirche erläutert die Lehre des Hl. JOHANNES Klimakos
richtig, wenn sie verkündet, dass Askese sinn- und wertlos
ist, wenn sie nicht Ausdruck der Liebe ist. Und wieder in der Vesper
zitiert sie den Heiligen mit den Worten: "Darum riefst du
allen zu: Gott habet lieb, und ewige Gnade werdet ihr finden. Nichts
ziehet Seiner Liebe vor!"
Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A
Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church, Crestwood N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
5. WOCHE der Grossen voroesterlichen
FASTEN
In dieser Woche laedt uns die Kirche noch einmal
verstaerkt zur Umkehr ein. Wir sind eingeladen unser Vorleben zu
kreuzigen um in der Auferstehung erloest und erneuert zu werden.
Mittwoch wird der GROSSE KANON der
Umkehr unseres Vaters unter den Heiligen ANDREAS von Kretagebetet,
am Herrentag der diese Woche kroent, wird uns das leuchtende Vorbild
der Heiligen MARIA von AEGYPTEN vorgestellt.
Am Freitag duerfen wir des wichtigsten Menschen im goettlichen
Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlechtduerfen wir des wichtigsten
Menschen im goettlichen Heilsplan fuer das ganze Menschengeschlecht,
der Gottesgebärerin im AKATHISTOS-HYMNUS gedenken.
5. Sonntag der grossen voroesterlichen
FASTEN
Hl. MARIA von Aegypten
Lesung:
Hebr. 9: 11 - 14
EVANGELIUM:
Mk. 10: 32 - 45
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Die Hl. Maria von Aegypten ist in der
orthodoxen wie in der lateinischen Kirche bekannt als ein Beispiel wie
Gott uns durch Seine Gnade Heilige schenkt, deren Lebensweg nach
menschlichem Mass alles andere als fromm und bieder ist. In jedem
menschlichen Charakterzug, auch in den "allzu menschlichen"
Schwächen,
ist doch auch ein Zugang zum Heil verborgen. Massloses Verlangen nach
Genuss kann im Zusammenwirken von Gottes Gnade und menschlicher Umkehr
zu massloser Gottesliebe fuehren.
Maria wurde im noerdlichen Aegypten geboren und entfloh im Alter von 12
Jahren dem elterlichen Hause, um in der Weltstadt Alexandria ein Leben
der Ausschweifung zu fuehren, einzig die Befriedigung ihrer Lueste
suchend. Nach 17 Jahren ausschweifenden Lebens trieb sie die Neugier
mit Wallfahrern zum Fest der Kreuzerhoehung zu den Heiligen
Stätten in Jerusalem zu segeln. Auch auf dem Schiff und in
Jerusalem liess sie ihrer Leidenschaft freien Lauf und
verführte jeden der es sich gefallen liess.
Als sie zur Verehrung des heiligen Kreuzes inmitten des gewaltigen
Menschenstromes, welcher der Auferstehungsbasilika zuflutete, auch
selbst in die Kirche eintreten wollte, wurde sie an der Schwelle von
einer unsichtbaren Gewalt, die staerker war als sie, zurueckgehalten,
waehrend die uebrigen an ihr voruebergingen. Auch die vereinte Kraft
mehrerer Maenner, um deren Hilfe sie gebeten hatte, konnten sie nicht
ueber die Schwelle der Kirche bringen. Da kam es ihr ploetzlich
erschreckend zu Bewusstsein, dass ihr Suendenleben Ursache dafuer sei,
dass sie das Heiligtum in ihrem Zustand nicht betreten sollte. Zugleich
fiel ihr Blick auf die Ikone der allheiligen Gottesmutter im Vorraum
der Kirche. In Beschaemung und Reue rief sie die Mutter des Herrn an
und gelobte, jede Busse in ihrem zukuenftigen Leben auf sich zu nehmen,
wenn die Gottesmutter ihr Eingang in das Heiligtum und damit ein
Zeichen gewaehre, an dem sie erkennen werde, dass ihr goettlicher Sohn
ihr vergebe. Und - o Wunder - ungehindert konnte sie die Schwelle
uebertreten und mit den uebrigen Pilgern an der Verehrung des heiligen
Kreuzes teilnehmen. Hier traf sie der Strahl der Gnade. Einer
innerlichen Erleuchtung folgend, jenseits des Jordans Ruhe und Frieden
zu suchen, machte sie sich sofort auf den Weg und erreichte noch am
gleichen Tage die Kirche des Hl. Johannes am Jordan. Reumuetig
beichtete sie hier und empfing die Lossprechung und die Hl. Kommunion.
Sodann ueberschritt sie den Jordan, um weiter ostwaerts in der Wueste
Busse zu tun und die Wueste nicht mehr zu verlassen. Unter den
aeussersten Entbehrungen in Nahrung, Kleidung und Behausung reinigte
sich noch 17 Jahre ihr von ihren suendhaften Gewohnheiten und den
Verwuestungen der Leidenschaften.
Dann aber fand sie die verheissene Ruhe und den vollen Frieden in Gott,
dem sie noch weitere 30 Jahre in der Wueste widmen durfte, durch
wunderbare Erleuchtungen getroestet und gefuehrt zu den seligen
Geheimnissen der Gottesschau. Erst in ihrem 77. Lebensjahr wagte sie es
wieder, einem Mann zu begegnen, der zur Andacht in die Wueste gekommen
war. Viele Moenche folgten naemlich der Praxis vom ersten Fastensonntag
bis zum Palmsonntag ihr Kloster zu verlassen, um in Erinnerung an die
vierzigtaegigen Fasten des Herrn in der Wueste ein Einsiedlerleben zu
führen. Gottes Fuegung wollte es, dass der fast
hundertjaehrige Priestermoench Sosima aus einem am Jordan gelegenen
Kloster in dieselbe Einoede kam, in der auch Maria lebte. Da sie ihm ,
ohne ihn je gesehen zu haben, seinen Namen nennen konnte, erkannte er
dass es Gottes Wille war, dass er ihr am Hohen Donnerstag vor der
Auferstehung die Hl. Kommunion an den Jordan bringen sollte. Nachdem
sie mit Leib und Blut des Herrn gestaerkt war, was sie so lange hatte
entbehren muessen, bat sie den Priester Sosima, ihr auch im naechsten
Jahr die Heiligen Gaben an die selbe Stelle zu bringen. Dann zog sie
sich wieder in die Wueste zurueck. Sosima entsprach im darauffolgenden
Jahr ihrem Wunsch, fand aber an der verabredeten Stelle den Leichnam
der Heiligen, die ihren Namen vor ihrem Scheiden aus dieser Welt in den
Sand geschrieben hatte. Der heilige Sosima bestattete sie an der
gleichen Stelle, kehrte ins Kloster zurueck und verfasste hier vor
seinem bald folgenden Tode zur Erbauung des spirituellen Lebens seiner
Mitbrueder die Lebensgeschichte der Heiligen, wie er sie bei der ersten
Begegnung aus ihrem Mund vernommen hatte. In ihrer heutigen Gestalt
stammt der Bericht von Patriarch Sophronij von Jerusalem. (7. Jhdt.)
Der unter den Aegyptern nach Seiner Geburt im
Fleische gewohnt,
der Unumgrenzte vor aller Zeit,
liess leuchten dich aus Aegypten Stammende als ganz hellen Stern,
der Herr, der schon vor dem Geschehen alles erkennt.
Die durch die Angel des Fleisches viele gefangen,
fuer fluechtige Lust sie machte zur Beute des Teufels,
wurde wahrhaftig gefangen durch die goettliche Gnade des Heiligen
Kreuzes,
Christi lebendigmachendes Zeichen.
Vormals von jeglicher Unreinheit erfuellt,
hast du dich durch Busse als Braut Christi erwiesen.
Du erstrebtest die Lebensweise der Engel,
ueberwandest die Daemonen mit der Waffe des Kreuzes.
Darum leuchtest du als Braut des Himmelreiches,
o vielgeruehmte Maria.
Uns, die in Liebe dein lichtbringendes und heiliges Gedaechtnis feiern,
sende Licht uns hernieder,
die du als Heilige jetzt bei Christus stehst, dem alles
ueberstrahlenden Licht,
errette mich vor den vielfachen Stuermen des Lebens.
25.
März (7.4.)
VERKUENDIGUNG
der
FROHEN BOTSCHAFT
an unsere allhl. Gebieterin, die
Gottesgebaererin und stete Jungfrau Maria
Heute ist der Anfang unserer Erlösung
und die Offenbarung des Mysteriums von Ewigkeit.
Der Sohn Gottes wird zum Sohn der Jungfrau,
und Gabriel bringt das Evangelium der Gnade.
Mit ihm rufen auch wir der Gottesgebärerin zu:
Freue dich, du Gnadenerfüllte,
der Herr ist mit dir !
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Kanon d.
Hl. JOHANNES MONACHOS
Predigt des
Hl. GREGOR von NYSSA zum Fest
Das Christus-Mysterium bildet ein Ganzes. Mitten
in der vorösterlichen Fastenzeit feiert wir die Inkarnation
des urewigen Wortes. Die Menschwerdung geschieht um der
Erlösung willen, und die Erlösung durch Kreuz und
Auferstehung setzt die Menschwerdung voraus.
Denn Gott wird Mensch, um uns Menschen zu vergöttlichen. Das
ist kein mechanischer oder magischer Vorgang.
Die freiwillige Menschwerdung des Sohnes und Wort Gottes im
Schoße der Jungfrau ruft die Freiheit des Menschen auf, von
sich aus, sich ohne vergewaltigt zu werden, dem Handeln Gottes zu
öffnen und so das vergöttlichte Heil in sich
geschehen zu lassen. Dieses Heil besteht in der Vereinigung Gottes mit
den Menschen und des Menschen mit Gott. Dazu ist das freie
"Ja" jedes Menschen unerlässlich, das "Ja", wie es die
Gottesgebärerin nach gewissenhafter Überlegung gesagt
hat:
" Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach Deinem Worte !"
Das Heil besteht aber nicht nur in der Erlösung des Menschen
von der Sünde und allem Übel, sondern ebenso in der
Wiederherstellung des Bildes Gottes, gemäss des ewigen
Ebenbildes des Vaters in Jesus Christos, nach dem wir erschaffen wurden.
So konnte der Engel Maria die Botschaft der Freude bringen.
Freude verkünden an Weihnachten die Heerscharen der Engel den
Hirten.
Und der Auferstandene sagt den Aposteln und uns in Seinem
österlichen Gruß die Freude zu.
So kann auch in der Fastenzeit die Freude nicht untergehen:
Freude soll vielmehr auch die Buße leiten. Daher ist dieses
Freudenfest kein Fremdkörper in der Fastenzeit; sondern gibt
ihr Ausrichtung, Tiefe und Glanz.
Das
Datum des Festes wurde in Verbindung mit dem 25. Dezember
gewählt; es ist also relativ spät festgelegt worden.
Nach älterem syrischen und gallikanischem Ritus wurde es an
einem der Herrentage vor Weihnachten gefeiert. Uns ist das Datum seit
den Akten des Konzils von 692 bezeugt.
Wenn es auf den Hohen Freitag oder Hohen Samstag vor Ostern
fällt, wird es bei den Griechen auf den Ostertag verschoben
und gemeinsam mit der Auferstehung gefeiert.
*Quellenhinweis*
Dies ist gesetzt von Gott den Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum, dass gemeinsamer Liebe ein Kind
entstamme.
Doch ist mir gänzlich unbekannt die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn!
Der Einwand, welchen du aussprichst,
Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel, trifft wohl zu bei den
gewöhnlichen Geburten sterblicher Menschen.
Der wahre Gott aber, künde ich dir, nimmt, jede Vernunft und
jedes Begreifen übersteigend, Fleisch an, wie nur Er es
weiß, aus dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Du erscheinst als Künder mir der
Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist, geschehe mir nach
deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
(
Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.) zum Fest der Verkündigung
der Frohbotschaft an die Gottesmutter )
(Ausschnitt)
Die jungfräuliche
Empfängnis - Gottes Schöpfertat
Gregor von Nyssa (+ 394)
zum Fest Mariae Verkündigung
*Quellenhinweis*
In
das Heilsgeheimnis wird die Jungfrau von Gabriel eingeweiht. Die Worte
der Einweihung waren Segensworte: »Freue dich, Begnadete! Der
Herr ist mit dir!« (Lk 1,28). Als Gegensatz zum ersten
Spruch, der an eine Frau erging, ergeht nun dies Wort an die Jungfrau.
jene wurde der Sünde wegen zur Betrübnis bei der
Geburt verurteilt, bei dieser aber wird durch die Freude die
Betrübnis aufgehoben. Bei jener ging Betrübnis der
Geburt voran, hier aber war bei der Geburt Freude als Hebamme
tätig! »Fürchte dich nicht!« (Lk
1,30), spricht er.
Da
jeder Frau die Erwartung der Geburt Furcht bereitet, hebt die
Verkündigung der freudvollen Geburt die Furcht auf.
»Du wirst empfangen und einen Sohn gebären und
sollst ihn Jesus nennen. Er wird sein Volk von den Sünden
erlösen« (Lk 1,31). Was entgegnet Maria? Vernimm das
Wort einer reinen Jungfrau! Der Engel verkündet ihr die
Geburt, doch sie hält fest an der Jungfräulichkeit
und misst der Unversehrtheit größeren Wert als der
Erscheinung des Engels bei. Sie kann dem Engel weder den Glauben
versagen, noch wird sie ihrem Entschluss untreu. »Mir ist der
Umgang mit einem Mann versagt«, spricht sie. »Wie
soll mir das geschehen?« (Lk 1,35) ...
Wenn
Josef sie zur Ehe genommen hätte, wie konnte sie über
die Botschaft des Engels befremdet sein, dass sie gebären
werde? Denn nach dem Gesetz der Natur erwartete sie durchaus, auch
einmal Mutter zu werden. Da aber ihr gottgeweihter Leib wie eine
geheiligte Weihegabe unverletzt bewahrt werden musste, deshalb spricht
sie: »Wenn du auch ein Engel bist und vom Himmel kommst und
deine Erscheinung Über menschliche Erfahrung hinausgeht, so
ist es doch unmöglich, dass ich einen Mann erkenne. Wie werde
ich Mutter sein ohne einen Mann? Josef sehe ich als meinen Verlobten
an, als Mann aber erkenne ich ihn nicht.«
Was
erwidert Gabriel, der zur Jungfrau gesandt wird? Auf welches
Brautgemach für die reine und unbefleckte Ehe weist er hin?
»Heiliger Geist«, sagt er, »wird
über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird
dich überschatten« (Lk 1,35). Welch
glückseliger Leib, der wegen seiner
übergroßen Reinheit die guten Gaben für die
Seele auf sich herabgezogen hat! Von allen anderen Menschen
würde kaum eine reine Seele die Gegenwart des Heiligen Geistes
in sich ertragen, hier aber wird der Leib zum Gefäß
des Geistes. »Aber auch die Kraft des Höchsten wird
dich überschatten«. Wie ist dieses geheimnisvolle
Wort zu verstehen?
Dass
Christus die Kraft Gottes und seine Weisheit ist, wie der Apostel sagt
(1Kor 1,24). Die Kraft des höchsten Gottes also, die Christus
ist, nimmt durch die Herabkunft des Heiligen Geistes in der Jungfrau
Gestalt an.
Homilie
auf Christi Geburt; PG 46, 1140B-1 141B, in: Heiser, Lothar, Jesus
Christus, Das Licht aus der Höhe, Verkündigung,
Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der Orthodoxen Kirche
(Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens;
Bd. 47), St. Ottilien 1998, S. 45f.
*aus St. Andreas Bote*
Kanon des Johannes Monachos (8. Jh.)
zum Fest Mariae Verkündigung
Höre, Mädchen, reine
Jungfrau,
so kündete Gabriel den Ratschluss des Höchsten, uralt
und ohne Trug:
Sei zum Empfange Gottes bereit! Denn durch dich wendet der Unfassbare
sich wieder den Sterblichen zu.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Alles Sinnen der Sterblichen ist zu
schwach,
erwiderte die Jungfrau, zu ergründen, was Unbegreifliches du
mir kündest.
Ich freute mich deiner Worte, aber erschreckend fürchte ich,
dass du mit Täuschung mich wie Eva weit weg von Gott
führen willst.
Doch gleichwohl, sieh, sprichst du:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Sieh, die Verwirrung löst sich
dir,
entgegnete auf diesen Einwand Gabriel.
Denn mit Recht sagst du, der Plan sei unergründlich.
Folge nur den Worten deiner Lippen und zweifle nicht,
als sei er ein Truggebilde; dass Wirklichkeit er ist, das, glaube doch.
Denn auch ich rufe mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Dies ist gesetzt von Gott den
Sterblichen,
spricht die Makellose wiederum, dass gemeinsamer Liebe ein Kind
entstamme.
Doch ist mir gänzlich fremd die Lust der Vereinigung.
Wie kannst du behaupten, dass ich gebären werde?
Ich fürchte, du schwatzt mit Trug.
Aber gleichwohl, schau, sprichst du:
Lobpreiset alle Werke des Herrn, den Herrn!
Der Einwand, welchen du aussprichst,
Ehrwürdige,
entgegnet wiederum der Engel, trifft wohl zu bei den
gewöhnlichen Geburten sterblicher Menschen. Der wahre Gott
aber, künde ich dir, nimmt, jede Vernunft und jedes Begreifen
übersteigend, Fleisch an, wie nur Er es weiß, aus
dir.
Drum rufe ich mit Freuden:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Du erscheinst als Künder mir der
Wahrheit,
beendete da die Jungfrau das Gespräch.
Denn als gemeinsamer Freude Bote bist du gekommen.
Da ich gereinigt wurde im Herzen durch den Geist, geschehe mir nach
deinem Wort.
Wohnung nehmen soll in mir Gott,
zu dem ich mit dir rufe:
Lobpreiset, alle Werke des Herrn, den Herrn!
Kanon des JOHANNES Monachos (8. Jh.)
zum Fest der Verkündigung der Frohbotschaft an die Gottesmutter
8. Ode, im Orthros des 25. März; Menaion
*aus St. Andreas Bote*
Linkhinweise zum Fest:
Wenn Englisch kein Problem ist und Acrobat Reader zur
Verfügung steht,
dann sind alle Gottesdienste des Festes über folgenden Link
zugänglich:
http://www.bright.net/~palamas/CyberPsaltiri/Contents.htm
zu ->TRIODION gehen, dort das Fest auswählen:
Einführung: AnnuIntro
kleine Vesper: AnnuSV
grosse Vesper: AnnuGV
Morgendienst: AnnuMat
Göttl.Liturgie: AnnuDL
Polyelei: AnnuPol
O
S T E R Z E I T
LAZARUS - Samstag
SONNTAG des Einzugs in Jerusalem (So. der
Palmen, der Blumen)
HOHE Woche
HOHER
Donnerstag
HOHER
Freitag
HOHER
Samstag
STRAHLENDE
AUFERSTEHUNG - PAS 'CHA - FEST
der FESTE
Sonntage und Feste im Licht der Auferstehung
LAZARUS
- SAMSTAG
Lesung:
Hebr 12: 28 - 13: 8
EVANGELIUM:
Joh 11: 1 - 45
Um schon vor Deinem Leiden
die gemeinsame Auferstehung zu bezeugen,
hast Du Lazarus von den Toten auferweckt,
Christos Gott.
Darum tragen auch wir, wie damals die Kinder,
die Zeichen des Sieges
und rufen Dir zu,
dem Besieger des Todes:
" Hosanna in den Höhen !
Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
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Der Lazarus-Samstag ist ein Festtag, der
mit dem nachfolgenden Herrentag der Palmen durch österliche
Freude und gemeinsame Troparien verbunden ist. Die Auferweckung des
Lazarus stellt für uns Gläubige eine Vorabbildung der
Auferstehung Christi und aller Toten dar. Denn man kann die Passion
Christi nur recht verstehen, wenn man ihren Ausgang, die Auferstehung,
im Blick hat. Daher wird nun unmittelbar vor der Hohen und Heiligen
Woche ein österliches Freudenfest gefeiert, indem wir Christos
als den Besieger des Todes vergegenwärtigt schauen
dürfen.
Das Tris-Hagion ist durch den Taufhymnus ersetzt, indem auch wir alle
einbezogen sind:
"
Alle, die ihr in Christos getauft seid,
habt Christos angezogen,
Alleluja ! "
Die Apostellesung klingt aus in die ewige Wahrheit:
"
Jesus Christos ist derselbe,
gestern, heute und in die Äonen ! "
Genau gesagt endet die Fastenzeit an dem Freitag, der auf den
fünften Fasten-Sonntag folgt. Der Zeitraum der vierzig Tage
ist dann vorbei. Die Passionszeit dauert vom Ende der Fastenzeit bis
zum Fest der Auferstehung. Sie umfasst daher den Samstag, der auf den
fünften Fasten-Sonntag folgt, der auch
‚Lazarus-Samstag’ genannt wird und die ersten sechs
Tage der Großen Woche.
Der Lazarus-Samstag hat einen ganz besonderen
Platz im liturgischen Kalender. Er gehört nicht zu den vierzig
Tagen der Fasten und auch nicht zu den Leidenstagen von Montag bis
Freitag der Großen Woche. Mit dem Palm-Sonntag
verkörpert er ein kurzes und frohes Vorspiel zu den folgenden
Tagen der Trauer. Mit dem Palm-Sonntag verbindet ihn der Ort des
Geschehens: Bethanien ist der Ort der Auferweckung des Lazarus und das
ist auch der Ausgangspunkt für den Einzug Jesu in Jerusalem.
Die Auferweckung des Lazarus, ist auf geheimnisvolle Weise mit der
Auferstehung Christi selbst verbunden; in Beziehung zu diesem Ereignis
ist sie wie eine erfüllte Prophezeiung. Man kann sagen, dass
an der Schwelle des Osterfestes der auferweckte Lazarus uns als der
Vorläufer des über den Tod triumphierenden Jesus
Christus gezeigt wird, wie in gleicher Weise an der Schwelle von
Epiphanie der taufende Johannes der Vorläufer des zu
offenbarenden Messias war. Aber neben dieser hauptsächlichen
Bedeutung der Beziehung zur Auferstehung Christi, hat die Auferweckung
des Lazarus noch andere Aspekte, über die nachzudenken
nützlich ist.
Die Lesung während der
Göttlichen Liturgie (Hebr 12,28-13.8) hat keinen direkten
Bezug auf die Auferweckung des Lazarus. Trotzdem, einer der Verse "Denkt
an die Gefangenen, als wäret ihr mitgefangen; denkt an die
Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in eurem irdischen Leib"
könnte - in spiritueller Auslegung - das Mitleid Jesu mit
Lazarus zeigen. Die Epistel enthält verschiedene moralische
Konzepte: die Bruderliebe soll bleiben; die Gastfreundschaft darf nicht
vergessen werden; die Ehe soll in Ehren gehalten werden; den Vorstehern
soll gefolgt werden. Wer versucht ist, über diese ethischen
Empfehlungen leicht hinweg zu gehen, sie zwar grundsätzlich
für wichtig zu halten, aber doch für recht banal, der
sollte die drei Verse aufmerksam lesen, die diese ethischen
Empfehlungen strukturieren. Den einen am Anfang, den in der Mitte und
den anderen am Schluss. "Unser Gott ist verzehrendes
Feuer ... denn Gott hat versprochen: Ich lasse dich nicht fallen und
verlasse dich nicht ... Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und
in Ewigkeit". Denn die größten
spirituellen Wahrheiten können nicht isoliert von den ganz
einfachen praktischen Geboten gesehen werden, die sozusagen ihre kleine
Münze sind.
Das Evangelium (Joh 11,1-45) gibt uns einen
Bericht von der Auferweckung des Lazarus. Die Auslegung dieses
Ereignisses durch die Kirche ist in den Gesängen des Orthros
enthalten. Hören wir ihnen zu: "Als Du
wolltest bezeugen.... o mein Retter, die Wahrheit Deiner glorreichen
Auferstehung, erlöstest Du vom Hades den Lazarus ..."
Hier finden wir die hauptsächliche Bedeutung der Auferweckung
des Lazarus. Es war, wie das Troparion es ausdrückt:
Vorahnung, ‚Zeugnis der Wahrheit’ der Auferstehung
Christi, ein vorläufiger Beweis für die Macht Jesu
über den Tod.. "Durch Lazarus, o Tod, hat
Christus deine Gefangenen befreit ... vor Deinem Tod hast Du die Macht
des Todes erschüttert."
Die Kirche zieht eine Verbindung zwischen diesem Sieg
Christi über den Tod und dem triumphalen Einzug in Jerusalem,
der am nächsten Tag gefeiert wird: "O Tod,
wo ist dein Sieg? ... Wir bringen Ihm die Palmzweige des jubelnden
Sieges ... Drum tragen wir auch wie die Kinder die Zeichen des Sieges
und jubeln Dir zu, des Todes Besieger".
In zweiter Linie kündigt die Auferweckung
des Lazarus die Auferstehung der Toten an, die eine Folge der
Auferstehung Jesu ist: "Die Auferstehung aller vor
Deinem Leiden verbürgend, wecktest Du Lazarus von den Toten
auf ... indem Du, der Spender des Lebens, in ihm die Auferstehung der
Welt gleichsam verbürgtest ... Deine Auferstehung, Wort, in
Wahrheit uns verbürgend, hast wie aus dem Schlafe Du den toten
Freund ... erweckt".
Der Lazarus-Samstag ist in gewisser Weise das Fest aller Toten. Es gibt
uns die Gelegenheit unseren Glauben an die Auferstehung zu bezeugen und
genauer zu fassen. Als unser Herr Martha wegen ihres Zweifels sanft
zurechtwies, gab Er uns eine wertvolle Lehre über unsere
eigenen Toten, denn als Er zu ihr sagte: "Dein
Bruder wird auferstehen", antwortete sie: "Ich
weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung
am Letzten Tag" und Jesus sagte darauf: "Ich
bin die Auferstehung". Marthas Glaube war in
zweifacher Weise ungenügend: sie dachte an die Auferstehung
ihres Bruders als etwas Zukünftiges und dann konnte sie sich
diese Auferstehung nicht anders vorstellen als in Bezug auf eine Art
allgemeinem Gesetz. Aber Jesus deutet an, dass die Auferstehung eine
Tatsache der Gegenwart ist, denn Er Selbst ist (und verursacht nicht)
die Auferstehung und das Leben. Unsere Toten leben durch und in
Christus. Ihr Leben ist eng verbunden mit der persönlichen
Gegenwart Jesu und verwirklicht sich in ihr. Wenn wir uns im Geiste mit
einem lieben Toten zu vereinen trachten, sollten wir nicht versuchen
ihn in unserer Phantasie wieder zu beleben, sondern uns mit Jesus in
Verbindung zu setzen, in Jesus werden wir ihn finden.
Zum dritten ist die Auferweckung des Lazarus eine
wundervolle Erläuterung des christlichen Dogmas. Sie zeigt
uns, in der Person Jesu, dass menschliche und göttliche Natur
vereint sind – ohne Vermischung: "Du, der
Menschen Auferstehung und Leben, Christus, tratest zu des Lazarus Grab,
uns Deine beiden Naturen verbürgend ..."
Denn einerseits kann in Jesus die menschliche Natur ihren
Gefühlen nachgeben und um den Verlust eines Freundes weinen: "Jesus
weinte. Da sagten die Juden, Seht wie Er ihn liebte!"
Andererseits kann die göttliche Natur in Jesus dem Tod
befehlen: "Er rief mit lauter Stimme: Lazarus, komm
heraus! Da kam der Verstorbene heraus ..."
Schließlich gibt die Auferweckung des Lazarus dem
Sünder die Hoffnung, dass er, obwohl spirituell tot, wieder
zum Leben kommen kann: "Wie Du Lazarus mit
göttlichem Worte, Christus, erweckt, so wecke auch mich, ich
bitte Dich, auf, der an vielen Sünden gestorben."
Manchmal scheint eine solch geistliche Auferweckung so
unmöglich, wie die des Lazarus: "Herr, er
riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag."
Denn alles ist Jesus möglich – die Bekehrung des
schlimmsten Sünders wie die Auferweckung der Toten: "Nehmt
den Stein weg!"
Das also
können wir an diesem Samstag lernen, wenn wir nach Bethanien
gehen zum Grab des Lazarus. Wir wollen Jesus in Bethanien begegnen und
mit ihm und ihm nahe die Große Woche beginnen. Jesus
lädt uns dorthin ein und wartet auf uns.
"Martha rief heimlich ihre Schwester Maria und sagte zu ihr: Der
Meister ist da und lässt dich rufen." Und
Maria "als sie das hörte, stand sie sofort
auf und ging zu ihm." Der Herr ruft mich. Er will
bei mir bleiben und mich die ganzen Tage Seines Leidens nicht
verlassen. An diesen Tagen will Er sich mir neu und
überwältigend offenbaren – dem, der
vielleicht "schon riecht".
Herr, ich komme.
Aus: The Year of Grace, A Monk of the Eastern Church, A Spiritual and
Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox Church, Crestwood
N.Y. 1992, p125f.
Übersetzt durch *St. Andreas Bote*
SONNTAG der PALMEN
(der Palmzweige und der Blumen)
Lesung: Phil 4: 4 - 9 - EVANGELIUM: Joh 12: 1
- 18
Auf dem Throne im Himmel,
auf dem Eselsfüllen auf Erden,
hast Du, Christos Gott,
den Lobpreis der Engel
und den Gesang der Kinder angenommen,
so singen auch wir und rufen Dir zu:
in der Materie verbunden mit Dir durch die Taufe,
Christos unser Gott,
sind wir des unsterblichen Lebens gewürdigt
durch Deine Auferstehung:
|
|
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" Hosanna in
den Höhen ! - Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn ! "
Der Palmsonntag setzt den Jubel der Auferweckung
des Lazarus im Empfang
des Herrn in Seiner Stadt fort: ein Freudenfest das Christos mit uns
verbindet. Als äusserliche Zeichen werden die grünen
und blühenden Zweige der Gläubigen gesegnet und mit
brennenden Kerzen in der Prozession getragen. Und wir singen:
" Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn !
der Herr ist Gott und ist uns erschienen ! "
Die Apostellesung stimmt uns ein in die Freude:
" Brüder freuet euch im Herrn alle Zeit,
wiederum sage ich
freuet euch ! "
PARADIES - Sünde - Umkehr -
Buße - AUFERSTEHUNG
Bedenke
die Stunde des Endes, o Seele,
und fürchte das Fällen des Feigenbaumes;
arbeite fleissig mit den dir gegebenen Talenten, o du Schwache,
wache und rufe:
lasset uns nicht aus dem Brautgemach Christi ausgeschlossen bleiben !
Herr und Gebieter meines Lebens,
den Geist der Trägheit, des Kleinmuts, der Herrschsucht und
der Schwatzhaftigkeit
gib mir nicht.
Schenke mir, deinem Gläubigen, hingegen
den Geist der Weisheit, der Demut, der Geduld und der Liebe.
Ja, mein Herr und König, lass mich sehen meine Fehler
und nicht richten meinen Nächsten,
denn Du bist gesegnet in alle Ewigkeit !
In
den ersten Tagen der Hohen und Heiligen Woche in der wir
Gläubigen uns auf die Feiern der Höhepunkte unserer
Erlösung vorbereiten, laden wir zu einer Betrachtung ein, in
der eine orthodoxe Monialin aus orthodoxer Sicht das Ostermysterium in
den Kontext der Heilsgeschichte der Menschheit sowie des einzelnen
Menschen zum Nachfühlen aufbereitet hat.
Die Große Woche
Fr. George Dion. Dragas
Der Große Mittwoch
ist gewidmet, wie es im Synaxarion steht,
dem Gedenken an die Sünderin, die bereute und die
Füße des Herrn kurz vor Seinem Leiden mit
wohlriechendem Öl salbte. Fast alle Hymnen dieses Tages
beziehen sich auf diese Frau. Die bekannteste davon ist wohl das sog.
Troparion der Kassiani, das auch durch seine erste Zeile bekannt ist,
„Herr, die Frau, die in viele
Sünden gefallen ...“ und das als
Doxastikon für die Aposticha im Orthros und die Stichera in
der Vesper gesungen wird. Es scheint da einige Verwirrung über
die Identität dieser Frau zu geben. Die Erzählungen
der Evangelien von Matthäus, Markus und Johannes (Mt 26,6-16;
Mk 14,3-11; Joh 12,1-8) reden von einer Maria, die die Schwester des
Lazarus ist. Lukas aber bezieht sich auf eine ähnliche Salbung
durch eine Sünderin, die zu einer anderen Gelegenheit vor
Seinem Leiden (Lk 7,36-50) geschah. Es scheint, dass der Gegensatz
zwischen der reuigen Sünderin und dem störrischen
Eiferer Judas der Lehrabsicht der Kirche mehr dient, und darum gedenkt
die Tradition dieser Salbung an diesem Tag. Das Thema der Salbung des
Leibes Christi findet sich auch in der Feier des Sakraments der
Heiligen Ölung, die an diesem Tag nach dem Apodeipnon
(Komplet) für die seelische und leibliche Gesundung der
Gläubigen stattfindet.
Der Große Donnerstag
ist reich an festlichen Themen, denn er
gedenkt gleich vier Geschehnissen, die sich ursprünglich alle
am Abend dieses Tages ereigneten.
1. Die Fußwaschung, d.h. der Herr wusch die
Füße Seiner Jünger,
2. das Letzte Abendmahl, d.h. die Einsetzung des Sakraments der
Heiligen Eucharistie durch den Herrn,
3. das Gebet auf dem Ölberg, das der Herr in Todesangst vor
Seiner Gefangennahme in Gethsemane betete, und
4. der Verrat des Judas (nicht sein Handel mit den
Hohenpriestern, sondern die Ausführung seines Verrats).
In den ersten Jahrhunderten wurde die
Göttlichen Liturgie an diesem Tag nach einem
gewöhnlichen Abendessen in Erinnerung an das „Letzte
Abendmahl im Raum im Obergeschoß“ gefeiert. Dieser
Brauch wurde schließlich durch das Trullanum (ökum.
Konzil von Konstantinopel im Jahre 692) durch den Kanon 29 verboten.
An diesem Tag wusch auch der byzantinische Kaiser in einer besonderen
Zeremonie die Füße von zwölf armen Leuten
im Gedenken an die Fußwaschung der Jünger durch den
Herrn. Dieser Brauch ist noch in Patmos und Jerusalem und anderen
Klöstern erhalten geblieben, wenn der Abt die
Füße seiner Mönchsbrüder
wäscht.
Schließlich wurde es in
Konstantinopel üblich und wird bis heute in allen autokephalen
Kirchen praktiziert, dass an diesem Tag von Zeit zu Zeit die besondere
Zeremonie der Weihe des Heiligen Myron gefeiert wird, das im Sakrament
des Chrisma (Taufe, Firmung) gebraucht wird.
Am Abend des Großen Donnerstags
wird nach der liturgischen Praxis der Orthros des Großen
Freitags gesungen. Bei dieser Gelegenheit werden die
„Zwölf Evangelien“ (Τα
δόδεκα
ἐυαγγέλια)
feierlich vorgetragen, die die Geschehnisseaus dem irdischen Leben
unseres Herrn vom Ende des Abendmahls bis zum Zeitpunkt des
Begräbnisses und der Versiegelung des Grabes wiedergeben.
Nach dem fünften Evangelium verkündet der Priester
die Kreuzigung, indem er die Verse „Heute hängt am
Kreuz ...“ intoniert und eine Prozession mit dem Kreuz vom
Altar zur Mitte des Kirchenschiffs führt.
Der Priester stellt das Kreuz vor die Schönen Türen
und die Gläubigen kommen und verehren es.
Der Große Freitag
ist ohne Frage der heiligste und
verehrungswürdigste Tag der Großen und Heiligen
Woche, denn er gedenkt des erlösenden Leidens unseres Herrn
und Retters Jesus Christus. Am Morgen des Großen Freitags
werden die Großen Stunden gesungen, wo Lesungen aus den
messianischen Psalmen, den Propheten, den Apostelbriefen und den
Evangelien vorgetragen werden, wie auch Perikopen eines jeden
Evangelisten, welche sich auf die Passion des Herrn beziehen. Durch
diese Lesungen und die Hymnen dazwischen wird das ganze
Erlösungswerk des Herrn beredt vergegenwärtigt und
die Christen angeregt über die tiefe Bedeutung nachzudenken.
In der Vesper, die sofort nach den
‚Großen Stunden’, etwa zur Mittagszeit,
gesungen wird, überlebt noch ein anderer Brauch. Es die
Darstellung der feierlichen Abnahme des Leibes des Herrn vom Kreuz
durch den Hl. Josef von Arimathea. Die Kreuzabnahme findet statt kurz
vor dem Ende der Lesung aus dem Evangelium für die Vesper. Der
Priester nimmt die Darstellung des Leibes Christi vom Kreuz ab, wickelt
sie in weißes Tuch und trägt sie in den Altarraum,
wo er sie auf den Altar legt. Am Schluss der Vesper wird eine mit
Goldfäden ausgeführte Stickerei, die den toten Leib
des Herrn darstellt, genannt Epitaphios, in feierlicher Prozession
durch den Priester aus dem Altarraum in die Mitte der Kirche getragen
und auf einen Traghimmel gelegt, der das Heilige Grab darstellt und mit
Blumen geschmückt ist.
Dies erinnert an das Begräbnis des Leibes Christi, das
für die Sünden der Welt stattgefunden hat. Dadurch
werden die Christen an die Tatsache erinnert, dass sie mit Christus
begraben wurden, dass sie aber auch mit Ihm auferstehen können
zum ewigen Leben in Herrlichkeit.
Am Abend wird der Orthros gesungen, der
des Begräbnisses des Leibes des Herrn gedenkt. Mitten in ihm
erklingen die „Klagelieder“, die
vielleicht bekanntesten und rührendsten Gesänge der
Orthodoxie, die vor dem Heiligen Grab gesungen werden. Später,
während die letzten Verse der Großen Doxologie
ertönen, zieht in feierlicher Prozession alles Volk hinter dem
Epitaphios um die Kirche. Schon in diesem Gottesdienst beginnt die
Freude der Auferstehung durchzuschimmern, da die vielen Hymnen des
Großen Samstags Auferstehungscharakter besitzen. Das ist
besonders der Fall in der prophetischen Lesung am Ende des
Gottesdienstes, die vom Geschenk der Auferstehung spricht (Ez 37,1-14).
Der Große Samstag gedenkt
sowohl des Begräbnisses des Leibes Christi als auch Seines
Abstiegs in den Hades, wobei der Tod zerstört wurde (die Erste
Auferstehung). Die Feier von Vesper und Liturgie Baseilios’
des Großen am Morgen des Großen Samstags ist
geprägt von der freudigen Feierlichkeit der Auferstehung. Der
Psalm 81,8 „Steh auf, Gott, richte die Erde! Denn
Du erbst aus allen Völkern“ ertönt
als ein Ruf der Auferstehung in dieser Feier, wenn die Priester dabei
als Siegeszeichen Lorbeerblätter im Kirchenschiff
über die Gläubigen werfen.
So endet die Große Woche und die
Feier des Kreuzespas’cha
(Πάσχα
Σταυρόσιμον),
damit das Auferstehungspas’cha
(Πάσχα
Aναστάσιμον)
beginnen kann.
Das Kreuzespas’cha und das Auferstehungspas’cha
sind nicht zwei, sondern eines, als das eine nicht ohne das andere
bestehen kann. Beide zusammen bilden das christliche Pas’cha,
da der Herr gekreuzigt wurde für die Sünden der Welt
und wieder auferstand für die Rechtfertigung der Menschheit.
www.saintjohnthebaptist.org/articles/Pascha2004/htm
Übersetzung: G. Wolf
Wir laden ein auf die Web-Seite eines evangelischen
Religionspädagogen, der alles weitere auf seiner Web-Seite
hervorragend rezipiert hat:
Vorbereitung auf das Ostermysterium
HEILIGER und
HOHER DONNERSTAG
Als die gotterfuellten Juenger
durch die Waschung beim Mahle erleuchtet wurden,
ward Judas durch die Krankheit der Geldgier verfinstert,
und ueberlieferte Dich,
den gerechten Richter an die gesetzlosen Richter.
Siehe, diesen Freund des Geldes,
der um des Geldes willen dem Strick verfiel !
Fliehe die Unersaettlichkeit bis in die Seele,
die solche Dreistigkeit gegen den Meister sich erlaubt.
Allguetiger Herr,
Ehre sei Dir ! |
|
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Der Hohe Donnerstag fuehrt uns in einer Folge zum Hohen Freitag, von
der Heiligen Fusswaschung zum Heiligen Mahl der Mysterien des Herrn und
letztlich zum Gebet in Gethsemane und zum Verrat durch Judas und die
Ueberlieferung.
In der Nachtwache bis zum fruehen Freitagmorgen werden die 12
Leidensevangelien gelesen.
L E S U N G
E N:
- Morgengottesdienst -
Lk 22: 1-39
- 1. Stunde -
Jer 11: 18, 12: 5, 9-11, 14-15
- Abendgottesdienst -
Ex 19: 10-19
Hiob 38: 1-23, 42: 1-5
Jes 50: 4-11
- Liturgie unseres Hl. Vaters BASILIUS -
I. Kor 11: 23-32
Mt 26: 1-20, Joh 13: 3-17
Mt 26: 21-39, Lk 22: 43-45
Mt 26: 40 - 27: 2
Als
Teilnehmer am Mahl Deines Mysteriums,
Sohn Gottes, nimm heute mich auf.
Deinen Feinden will ich das Mysterium nicht verraten,
noch Dir einen Kuss geben wie Judas.
Vielmehr will ich mit dem Raeuber bekennen:
" Gedenke meiner, o Herr, in Deinem Reiche !"
+++
Das Brot in den Haenden
streckte der Verraeter diese heimlich aus
und empfing den Lohn fuer den Verrat des Bildners,
der mit liebenden Haenden den Menschen gemacht.
Und unverbesserlich blieb Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder.
+++
In Ehrfurcht lasset uns alle
dem Tisch der heiligen Mysterien uns nahen,
mit reinen Seelen das Brot zu empfangen,
und zu bleiben beim Meister.
Damit wir schauen
wie Er Selbst die Fuesse waescht seinen Juengern,
und handeln nach dem, was wir gesehen.
Auf dass auch wir uns gegenseitig unterordnen
und einander die Fuesse waschen.
Denn so hat es Christus befohlen Seinen Juengern.
Aber nicht hoerte darauf Judas,
der Sklave des Geldes und betruegerische Moerder !
+++
Wegen der Auferweckung des Lazarus, o Herr, riefen Dir die Kinder der
Hebraeer das "Hosanna" zu,
Menschenliebender !
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei Deinem Abendmahle, Christus Gott, sagtest Du deinen Juengern
voraus:
Einer von euch wird Mich verraten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Als Johannes fragte: O Herr, wer ist es, der Dich verraet ?
Da hast Du diesen durch das Brot zu erkennen gegeben. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Fuer dreissig Silberlinge, o Herr,
und nach einem arglistigen Kuss suchte Dein Volk Dich zu toeten. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Bei der Fusswaschung, Christus, Gott,
gebotest Du Deinen Juengern: Tut so, wie ihr es sehet. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
Wachet und betet,
auf dass ihr nicht in Versuchung fallet,
so sprachst Du, Christus, Gott, zu Deinen Juengern. -
Doch der gesetzlose Judas wollte es nicht begreifen.
+++
Judas, der Gesetzlose, o Herr,
der beim Mahl die Hand mit Dir in die Schuessel tauchte,
streckte frevelhaft die Haende aus, Geld zu empfangen,
und der den Preis des Myron einschaetzte,
schreckte nicht davor zurueck,
Dich, den Unschaetzbaren, zu verkaufen.
Der die Fuesse entbloesste, dass der Herr sie ihm wasche,
kuesste den Gebieter betruegerisch,
um ihn zu verraten an die Gesetzlosen.
Der dem Chor der Apostel zugezaehlt war
und die dreissig Silberlinge zaehlte.
Er sah Deine Auferstehung nicht.
Durch diese erbarme Dich unser !
+++
Judas war wirklich ein Nachfahre von denen,
die das Manna in der Wueste assen
und doch murrten gegen ihren Ernaehrer.
Als noch die Speise in ihrem Munde war,
verleumdeten die Undankbaren ihren Gott.
Judas, dieser Gottlose aber, das himmlische Brot im Munde,
setzte gegen den Erloeser den Verrat ins Werk.
O der unersaettlichen Begierde,
O der unmenschlichen Dreistigkeit !
Den Ernaehrer bringt er ins Verderben.
Der, den der Herr liebt,
uebergiebt Ihn dem Tod.
Wahrhaft der Nachfahre jener Gesetzlosen war er.
Mit diesen erhielt er als Los das Verderben.
" Du aber, Herr,
erloese unsere Seelen von solcher Unmenschlichkeit,
Du an Langmut ganz Unvergleichlicher !"
+++
Es versammelt sich schon der Hohe Rat,
den Bildner und Schoepfer des Alls
an Pilatus zu ueberliefern.
O die Gesetzlosen ! O die Glaubenslosen !
Sie wollen vor Gericht bringen den,
der kommt, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Sie bereiten zum Leiden den,
der die Leiden heilt.
Langmuetiger Herr, gross ist Dein Erbarmen,
Ehre Dir !
+++
Das von Jesaja verkuendete Lamm
begab sich freiwillig zur Schlachtbank.
Er bot dar den Ruecken den Geisselhieben
die Schultern den Wunden.
Sein Antlitz wandte Er nicht ab
vor der Schande des Bespeiens.
Zum schimpflichen Tod wird Er verurteilt.
Alles nimmt der Suendlose willig auf Sich,
um allen zu schenken die Auferstehung von den Toten.
HEILIGER und
HOHER FREITAG
Heute haengt
am Kreuz,
der die Erde in Wassern haengen laesst.
Mit einem Kranz aus Dornen wird umwunden
der Koenig der Engel.
Zum Spott wird mit Purpur umhuellt,
der die Himmel umkleidet mit Wolken.
Schlaege erhaelt,
der im Jordan den Adam befreite.
Mit Naegeln wird angeheftet
der Braeutigam der Kirche.
Mit einer Lanze wird durchbohrt
der Sohn der Jungfrau.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Wir verehren Deine Leiden, o Christus.
Zeige uns auch Deine herrliche Auferstehung !
Heiser:
Die Gottesmutter unter dem Kreuz
Der Hohe Freitag wird
in der Orthodoxie ohne Liturgie begangen. Schon am Donnerstag beginnt
der Vorabend mit den 12 Leidensevangelium zur Nachtwache. Feierliches,
oeffentliches Stundengebet (Königsstunden) und
Gebetsgottesdienste mit Psalmengesang, Lesungen aus dem Alten und Neuen
Testament wie Seligpreisungen fuehren bis zu den
Vorbereitungsgebetsgottesdienst vor der Auferstehungsfeier in der
Pas´cha-Nacht vom Hohen Samstag zum Ostertag.
Zu unserem Heil weist uns die Orthodoxie auch durch den schraegen
Balken des orthodoxen Kreuzes auf die Barmherzigkeit Gottes hin, der
auch einem Raeuber noch die Reue in letzter Stunde heilsbringend
belohnt. Immerhin wissen wir aus Seinem goettlichen Munde ganz sicher,
dass ein Raeuber mit Ihm in Seinem Reiche ist.
Die Verehrung des Heiligen Kreuzes geschieht im selben Dienst wie die
Leidensevangelien, bei der Vesper findet die feierliche Grablegung in
der Mitte des Kirchenschiffes statt.
Wir erleben die Gegenwaertigsetzung des Geschehens des Heiligen und
Hohen Ruesttags, des heiligen und heilbringenden und entsetzlichen
Leidens unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus, das Er
um unseretwillen freiwillig auf Sich nahm: das Anspeien, die
Stockschlaege, die Misshandlungen, die Beleidigungen, den Spott, den
Purpurmantel, das Rohr, den Schwamm, den Essig, die Naegel, den Speer
und vor allem das Kreuz und den Tod.
Das alles geschah am Ruesttag, aber auch die Zusage des Heils am Kreuz
an den einsichtigen Raeuber, der mit Ihm gekreuzigt wurde.
(Synaxarion)
In Deiner unfassbaren und unermesslichen Barmherzigkeit, Christus unser
Gott, erloese uns. Amin.
L E S U N G
E N:
in der Nachtwache am Vorabend:
- 12 Leidensevangelien -
Joh 13:31 - 18:1
Joh 18: 1 - 28
Mt 26: 57 - 75
Joh 18:28 - 19:16
Mt 27: 3 - 32
Mk 15: 16 - 32
Mt 27: 33 - 54
Lk 23: 32 - 49
Joh 19: 25 - 37
Mk 15: 43 - 47
Joh 19: 38 - 42
Mt 27: 62 - 66
- 1. Stunde -
Zach 11: 10-13
Gal 6: 14-18
Mt 27: 1-56
- 3. Stunde -
Jes 50: 4-11
Roem 5: 6-11
Mk 15: 16-41
- 6. Stunde -
Jes 52:13 - 54:1
Hebr 2: 11-18
Lk 23: 32-49
- 9. Stunde -
Jer 11: 18-23; 12: 1-5, 9-11, 14-15
Hebr 10: 19-31
Joh 18:28 - 19:37
- Abendgottesdienst -
Ex 33: 11-23
Hiob 42: 12-16
Jes 52:13 - 54:1
1 Kor 1:18 - 2:2
Mt 27: 1 - 38
Lk 23: 39 - 43
Mt 27: 39 - 54
Joh 19: 31 - 37
Mt 27: 55 - 61
Den Gesetzlosen, die Dich gefangen nahmen,
riefst Du geduldig also zu, Herr:
Wenn ihr auch den Hirten geschlagen und die 12 Schafe, Meine Juenger
zerstreut habt,
so koennte Ich mehr als 12 legionen Engel herbeifuehren;
aber ich bin langmuetig,
damit das Verborgene und das Geheime erfuellt werden,
das ich euch durch Meine Propheten offenbart habe.
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Heute hat Sein Volk den Herrn ans Kreuz geschlagen,
Ihn, Der das Meer mit dem Stabe geteilt und sie durch die Wueste
gefuehrt hatte.
Heute haben sie mit der Lanze durchbohrt die Seite Dessen, Der
ihretwegen Aegypten mit Plagen gegeisselt hat;
Galle haben sie zum Trank Dem gegeben, Der ihnen das Manna zur Nahrung
regnen liess.
+++
Dies spricht der Herr zu Seinem Volk:
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Oder wodurch habe Ich dich gekraenkt ?
Deinen Blinden schenke Ich das Licht,
deine Aussaetzigen machte Ich rein.
Den Mann auf dem Bette habe ich aufgerichtet !
Mein Volk, was habe Ich dir getan ?
Und wie vergaltest du es Mir ?
Fuer das Manna gabst du Mir Galle,
fuer das Wasser in der Wueste - Essig am Kreuz;
anstatt Mich zu lieben, habt ihr Mich ans Kreuz genagelt.
Laenger ertrage Ich es nicht mehr:
Rufen will ich Meine Voelker,
und jene werden Mich preisen mit dem Vater und dem Geiste,
und Ich werde ihnen das ewige Leben schenken.
+++
Du hast, Herr, den Raeuber als Weggenossen genommen,
der blutbefleckte Haende hatte,
zu ihm geselle auch uns !
Denn Du bist der Guetige und der Menschenliebende.
+++
Ein kleines Wort hat der Raeuber am Kreuze gesprochen,
er fand seinen grossen Glauben:
in einem Augenblick ward er errettet,
und als erster oeffnete er des Paradieses Pforte und trat hinein.
Der Du seine Reue annahmst,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Durch einen Baum ward Adam aus dem Paradiese verbannt.
Durch den Kreuzesbaum ging der Raeuber in das Paradies.
Denn der eine - Adam - hat durch die Frucht des Apfelbaums gegen das
Gebot des Schoepfers verstossen,
der andere - der Raeuber - wurde mitgekreuzigt und bekannte Dich als
den verborgenen Gott.
Gedenke auch unser, o Gott, in Deinem Reiche.
+++
Du wurdest um meinetwillen gekreuzigt,
um mir die Vergebung quellen zu lassen.
Deine Seite wurde durchbohrt,
damit Du mir Stroeme des Lebens sprudeln laesst.
Mit Naegeln wurdest Du angeheftet,
damit ich durch die Tiefe Deiner Leiden auf die Groesse Deiner Macht
vertraue
und zu Dir rufe:
Lebensspender, Christus,
Ehre sei Deinem Kreuze, o Erloeser, und Deinem Leiden.
+++
Du hast uns losgekauft vom Fluch des Gesetzes
durch Dein kostbares Blut.
An das Kreuz genagelt und von der Lanze durchbohrt,
liessest Du den Menschen die Unsterblichkeit hervorquellen.
Unser Erloeser, Ehre sei Dir !
+++
Als Du, Christus, gekreuzigt wurdest,
ward die Gewaltherrschaft des Todes zerstoert
und die Macht des Feindes ueberwunden.
Denn weder ein Engel noch ein Mensch,
sondern Du Selbst hast uns erloest,
Herr, Ehre sei Dir !
+++
Inmitten der Erde hast Du die Erloesung erwirkt,
Christus, Gott.
Auf das Kreuz hast Du Deine allreinen Haende ausgebreitet,
indem Du alle Voelker versammelst, die da rufen:
Ehre sei Dir !
Die
Gottesmutter unter dem Kreuz
aus dem Buch von Heiser, Lothar, "Maria in der
Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres", Tyciak,
Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.)
Von den vielen
Aspekten des Kreuzesmysteriums, die in den liturgischen Feiern am
Karfreitag und Karsamstag von den Gemeinden singend meditiert werden,
sollen in den beiden folgenden Abschnitten nur zwei Erwähnung
finden: Das Stehen und Ausharren Marias unter dem Kreuz und die
Marienklage.
Der Knoten
des Ungehorsams der Eva fand seine Lösung durch den Gehorsam
Marias. Was nämlich die Jungfrau Eva durch ihren Unglauben
verworren hatte, das löste die Jungfrau Maria durch ihren
Glauben. . . . War jene Gott ungehorsam, so gehorchte diese willig
Gott, damit die Jungfrau Maria zur Fürsprecherin wurde
für die Jungfrau Eva. Und wie das Menschengeschlecht durch
eine Jungfrau in den Tod verstrickt worden ist, so wird es auch
gerettet durch eine Jungfrau. Gleichmäßig wie auf
einer Waage wurde der Ungehorsam der Jungfrau aufgewogen durch den
Gehorsam der Jungfrau. Ferner wurde ja die Sünde des
Erstgeschaffenen durch die Züchtigung des Erstgeborenen
wiedergutgemacht und die List der Schlange besiegt durch die Einfalt
der Taube. Aber auch jene Fesseln wurden gelöst, mit denen wir
an den Tod verstrickt waren.
(Irenäus von Lyon, Widerlegung der Häresien, III,
22,4V,19,1)
In ihrem Glauben und
in ihrem Gehorsam assistiert Maria, die neue Eva, dem neuen Adam, dem
»Erstgeborenen der ganzen Schöpfung« (Kol
1,15), wenn er diese in seiner Ganzhingabe erneuert. Als Eva, die
»Mutter des Lebens«, durch ihren Ungehorsam Adam,
den Erstgeschaffenen, zum Nein gegen Gott aufstachelte, verstrickten
sie ihre Kinder mit in den Tod der Gottferne. Wenn »der
Erstgeborene aus den Toten« (Kol 1,18) sich anschickt, die
Macht des Todes durch seinen Tod zu vernichten, steht die neue Eva in
Glauben und Gehorsam ihm zur Seite, und er bestellt sie zur Mutter der
Erlösten: »Frau, dies ist dein Sohn....
Dies ist deine Mutter« (Joh 19,26 f.).
Eva hatte den Fall
Adams und der Menschheit mitverschuldet; Gott will die Erhebung der
Menschheit durch den zweiten Adam nicht ohne deren Mitwirkung
verwirklichen. Maria ist die Repräsentantin der Menschheit,
die als »heiliger Same« aus dem verbliebenen Stumpf
(Jes 6,13) ihr Ja zu Gott in die Totalhingabe Jesu an den Vater mit
einfließen lässt. So wird sie die neue Mutter des
Lebens und die Mutter der Jüngerschaft, die in Johannes unter
dem Kreuz versammelt ist und das Kreuz aushält. (Die orthodoxe
Kirche, die die von Augustinus geprägte
Erbsündenlehre nicht übernommen hat, sieht in diesem
Durchhalten das freie Mitwirken des Geschöpfes an der
Erlösungstat seines Schöpfers.) In Maria steht die
Jungfrau und Mutter Kirche unter dem Kreuz, und in Johannes sind die
Söhne und Töchter dieser Kirche versinnbildet, als
deren Bräutigam Christus sein Leben hingibt.
In seiner
Kreuzesstunde formt sich Christus die neue Eva, die Kirche. Wie aus des
ersten Adam Seite Eva gebildet wurde, so fließt aus der
geöffneten Seite Christi jene Kraft, die die alte Menschheit
reinigt in der Taufe und sie als erneuertes Volk Gottes nährt
mit der Eucharistie. Vom Kreuz herab verströmt sich das Leben
Christi aus seiner Herzenswunde auf das abgestorbene Leben der
Menschheit und erfüllt sie mit göttlichem und
unzerstörbaren Leben. Den Wein, den »der
wahre Weinstock« (Joh 1,51) symbolhaft bei der
Hochzeit zu Kana ausschenkte, wird hier »zum Wein
des Heiles«, der in der Eucharistie stets aufs neue
gereicht wird.
Die Kirche selbst
sendet ihre heiligste Vertreterin und ihr würdigstes Glied
unter das Kreuz Christi, damit sie sein Erbarmen für seine
sündigen Jünger, ihre Kinder, erflehe und die Gaben
der Erlösung, die er der Kirche aus seiner Seite
zufließen lässt, entgegennehme.
Da wir
unserer vielen Sünden wegen keine Zuversicht haben,
so flehe du, Gottesgebärerin und Jungfrau, zu Dem, Der aus dir
geboren wurde.
Denn viel erreicht die Fürbitte der Mutter bei dem Wohlwollen
des Gebieters.
Verachte nicht der Sünder Flehen, Allverehrte,
da doch erbarmensreich und voller Macht zu retten Der ist,
Der es auf sich nahm, für uns zu leiden.
(Theotokion der 8. Antiphon am Karfreitagmorgen)
Deine lebenspendende Seite, die sprudelte wie die Quelle in
Eden,
tränkt Deine Kirche, Christus,
wie ein geistiges Paradies
und verteilt sich wie in der Urzeit in die vier Evangelien,
die Welt zu bewässern
und die Schöpfung zu erfreuen
und die Heiden zu unterweisen,
dass sie Deine Königsherrschaft anerkennen.
Gekreuzigt wardst Du meinetwegen,
um mir die Vergebung zufließen zu lassen.
Durchbohrt wurdest Du an der Seite,
um mir Ströme des Lebens sprudeln zu lassen.
Mit Nägeln wurdest Du angeheftet,
damit ich bei der Tiefe Deiner Leiden der Höhe Deiner Macht
vertraue und zu Dir schreie:
Lebensspender, Christus,
Ehre Deinem Kreuz und, Retter, Deinem Leiden!
Deine Mutter,
Christus,
die im Fleisch ohne Samen Dich gebar,
die Jungfrau in Wahrheit ist und auch nach der Geburt unversehrt blieb,
sie stellen wir als Fürsprecherin vor Dich hin,
Gebieter, Erbarmungsreicher,
der Verfehlungen Vergebung stets denen zu gewähren,
die zu Dir schreien:
Gedenke unser, Retter, in Deinem Reiche!
(Stichera zu den Seligpreisungen am Karfreitagmorgen)
Diese in Hymnen vorgetragenen Gedanken haben auch den
Schöpfer des Kreuzigungsbildes inspiriert. Das Sterben Christi
wird in seinem kosmischen und ekklesiologischen Bezug gesehen. Die
Kirche des Himmels und der Erde hat sich in ihren Vertretern um ihren
sterbenden Herrn versammelt. In Entsetzen und Trauer vor dem Mysterium,
dass der Schöpfer der Welt von seinen Geschöpfen
durch die Hinrichtung am Kreuz vernichtet werden soll,
verhüllen die Engel ihr Angesicht. Ratlosigkeit hat den
Jünger erfasst, der sein Haupt mit der Hand stützt,
aber in Treue unter dem Kreuz durchhält. Fragend und wie in
stummer Zwiesprache schaut Maria ins sterbende Antlitz ihres Sohnes;
aus seiner geöffneten Seite lässt er ihr die beiden
Ströme von Wasser und Blut entgegenquellen, damit sie sie als
Kirche in dem reinigenden und erneuernden Sakrament der Taufe und im
nährenden und erhaltenden Sakrament der Eucharistie
weiterfließen lasse an alle, für die er sich in
seiner Liebe verschenkt hat. »Es gibt keine
größere Liebe als die, wenn einer sein Leben gibt
für seine Freunde« (Joh 15,13).
Heiser, Lothar, Maria in der
Christus-Verkündigung des orthodoxen Kirchenjahres, Tyciak,
Julius † und Nyssen, Wilhelm † (Hsgb.), Sophia,
Quellen östlicher Theologie, Bd. 20, Trier 1981, S. 271
hier aus St.Andreas Bote
HEILIGER und HOHER
SAMSTAG
Als Du hinabkamst zum Tode,
Du unsterbliches Leben,
da hast Du den Hades getoetet
durch den Blitzstrahl der Gottheit.
Als Du aber auch die Verstorbenen
aus der Unterwelt auferweckt hast,
da haben alle Maechte der Himmlischen gerufen:
Lebensspender, Christus unser Gott,
Ehre Dir !
Der
Hohe Samstag beginnt wie alle Tage am Vorabend, Freitag abend. Waehrend
des Orthros werden die Gefuehle der Frauen am Grabe nachempfunden. Nach
den Laudespsalmen und der Kleinen Doxologie wird das Grabtuch mit der
eingestickten Darstellung des Leichnams des Herrn unter dem Gesang des
Trisagions in einer Prozession um die Kirche getragen und zurueck in
den Altarraum getragen. Hier wird es nach dreimaligem Umgang von den
Zelebranten auf den Heiligen Tisch gelegt, waehrend die Troparien des
Tages gesungen werden.
Die Vesper des Heiligen und Hohen Samstags wird mit der
Basilius-Liturgie verbunden. Christi Niedersteigen in den Hades und
Sein Sieg ueber den Tod werden vergegenwaertigt. In der Vesper werden
vor Apostellesung und Evangelium 15 alttestamentliche Lesungen
vorgetragen, waehrenddessen in alter Zeit die Taufen vollzogen wurden.
Danach wird die Auferstehungsnacht vorbereitet.
L
E S U N G E N:
- Morgengottesdienst -
Jes 37: 1-14
I. Kor 5: 6-8
Gal 3: 13-14
Mt 27: 62-66
- Abendgottesdienst -
Gen 1: 1-13
Jes 60: 1-16
Ex 12: 1-11
Buch Jona 1:1 - 4:11
Josua 5: 10-15
Ex 13:20 - 15:19
Zefanja 3: 8-15
III Koen 17: 8-23
Jes 61:10 - 62:15
Gen 22: 1-18
Jes 61: 1-9
IV Koen 4: 8-37
Jes 63: 1-9, 64: 1-5
Jer 31: 31-34
Dan 3: 1-23 und das Lied der Heiligen Kinder
III Koen 17: 8-23
- Liturgie unseres Hl. Vaters Basilius -
Roem 6: 3-11
Mt 28: 1-20
Am Heiligen und Hohen Samstag feiern wir die Grabesruhe und das
Hinabsteigen in den Hades unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus
Christus, durch den die Vergaenglichkeit unseres Menschengeschlechts
verwandelt worden ist in ewiges Leben.
Durch Dein unsagbares Hinabsteigen mit uns in den Hades, Christus unser
Gott,
erloese uns.
Amin (Synaxarion)
+++
Der den Abgrund verriegelt,
erscheint als Toter,
in Linnen mit Myrrhe gehuellt.
Wie ein Sterblicher wird der Unsterbliche ins Grab gelegt.
Die Frauen aber, die kamen, Ihn zu salben,
weinten bitterlich und riefen:
"Dies ist der Sabbat, der hochgesegnete,
an dem Christus vom Schlag erwacht
und auferstehen wird am dritten Tag !"
+++
Der Du die Enden der Erde zusammenhaeltst,
liessest Dich einschliessen ins enge Grab,
damit Du vom Fall in den Hades
die Menschen erloesest,
und uns schenkest ewiges Leben,
unsterblicher Gott.
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Besser wäre mir gewesen,
ich haette den von Maria Geborenen nicht aufgenommen.
Denn, da Er zu mir kam,
hat Er meine Macht gebrochen,
die ehernen Tore zertruemmert,
die Seelen, die ich einst besass,
hat Er als Gott auferweckt !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Vernichtet ist meine Macht.
Ich empfing den Toten wie einen Sterblichen.
Aber ich vermag Ihn nicht gefangen zu halten.
Vielmehr verliere ich die,
ueber welche ich herrschte.
Ich hatte die Toten von der Urzeit her.
Doch siehe, dieser erweckt alle !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Heute ruft stoehnend der Hades:
"Aufgezehrt ist meine Macht.
Der Hirte ward gekreuzigt und erweckte den Adam.
Ueber die ich herrschte, derer wurde ich beraubt.
Die ich verschlang in meiner Staerke,
habe ich ausgespien allesamt.
Leer gemacht hat die Graeber der Gekreuzigte.
Schwach geworden ist die Macht des Todes !"
Ehre, Herr, Deinem Kreuz und Deiner Auferstehung !
+++
Es schweige alles sterbliche Fleisch
und stehe mit Furcht und Zittern
und sinne auf nichts Irdisches,
denn der Koenig der Koenige
und der Herr der Herrscher
kommt als Opfer geschlachtet zu werden,
gegeben als Nahrung den Glaeubigen.
Ihm voran gehen die Choere der Engel
mit allen Maechten und Gewalten,
die vielaeugigen Cherubim,
die sechsfluegeligen Seraphim,
sie verhuellen ihr Angesicht
und rufen den Hymnus
Alleluja, alleluja, alleluja !
Der edle Joseph
nahm ab vom Kreuzesholz Deinen allreinen Leib,
huellte ihn in reines Linnen,
bedeckte ihn mit wohlriechenden Kraeutern
und legte ihn in ein neues Grab.
HEILIGER
und HOHER HERRENTAG des PAS´CHA
der AUFERSTEHUNGSTAG
FEST der FESTE
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Osterbotschaft S.Hl. des Patriarchen ALEKSIJ II
von Moskau und der ganzen Rus´
Metropolit
MICHAEL (Staikos) von Austria: Christus ist erstanden: Ostersonntag
Metropolit AUGOUSTINOS (Lambardakis) von
Deutschland: Osterpredikt 2004
Bischof HILARION von Wien und
Österreich: Osterbotschaft 2004
Bischof HILARION von Wien und
Österreich: Ostern ist immer
Philipp Harnoncourt: Auf dem Weg
zum leeren Grab
Martin
Petzold: Zur Fülle der Freude in den Gottesdiensten der
Ostertage
Predigt
unseres Vaters unter den Heiligen
JOHANNES CHRYSOSTOMUS
zum heiligen und strahlenden, herrlichen und
erlösenden Tag der Auferstehung Christi, unseres Gottes:
Wenn jemand fromm und gottliebend ist,
komme und erquicke er sich an dieser schoenen und glaenzenden Feier.
Wenn jemand ein wohlgesinnter Anhaenger ist,
gehe er froehlich ein in die Freude seines Herrn.
Wenn jemand sich beim Fasten abgemueht hat,
empfange er jetzt nach seinem Verdienst.
Wenn jemand von der ersten Stunde an gearbeitet hat,
empfange er heute seinen gerechten Lohn.
Wenn jemand nach der dritten Stunde gekommen ist,
feiere er dankend.
Wenn jemand zur sechsten Stunde angelangt ist,
so zweifle er nicht,
denn er wird nichts missen.
Wenn jemand bis in die neunte Stunde saeumte,
trete er unverzagt hinzu, ohne sich zu fuerchten.
Wenn jemand erst zur elften Stunde eingelangt ist,
fuerchte er sich nicht ob seiner Saumseligkeit.
Denn der Gebieter ist freigebig
und nimmt den Letzten auf wie den Ersten.
Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist,
ebenso wie den, der von der ersten Tagesstunde an gearbeitet hat.
Zum spaeter Kommenden ist Er gnaedig
und freundlich zu dem Ersten.
Jenem schenkt Er
und diesen belohnt Er.
Die Werke nimmt Er an
und die Absicht lobt Er.
Die Tat ehrt Er
und der Entschluss ist Ihm willkommen.
Gehet also in die Freude unseres Herrn ein, ihr Alle.
Die Ersten und die Letzten:
empfanget den Lohn.
Die Reichen und die Armen,
freut euch miteinander.
Ausdauernde und Nachlaessige,
ehret den Tag.
Die ihr gefastet und die ihr nicht gefastet habt;
freuet euch heute.
Der Tisch ist beladen, geniesset alle.
Das Kalb ist gemaestet, niemand gehe hungrig hinaus.
Alle geniesset vom Gastmahl des Glaubens.
Alle geniesset vom Reichtum der Guete.
Niemand beklage Armut, denn erschienen ist das gemeinsame Reich.
Niemand betrauere die Uebertretungen, denn die Vergebung ist aus dem
Grabe aufgestrahlt.
Niemand fuerchte den Tod, denn des Erloesers Tod hat uns befreit.
Vernichtet hat den Tod, Der von ihm umfangen ward.
Die Beute hat dem Hades abgenommen, Der zu ihm herabkam.
Er liess Bitterkeit erfahren ihn, der gekostet hat von Seinem Fleische.
Diese vorausschauend rief Isaja aus:
"Der Hades, ´spricht er,´ war voll Bitterkeit, als
er Dir unten begegnete´."
Er war voll Bitterkeit, denn er war verhoehnt;
er ward voll Bitterkeit, denn er ward hinweggerafft;
er war voll Bitterkeit, denn er wurde gefesselt.
Er nahm den Leib und geriet an Gott.
Er nahm die Erde und traf auf den Himmel.
Er nahm, was er sah, und fiel durch das, was er nicht sah.
Tod, wo ist dein Stachel ?
Hades, wo ist dein Sieg ?
Auferstanden ist Christus und du bist gestuerzt.
Auferstanden ist Christus und gefallen sind die Daemonen.
Auferstanden ist Christus und die Engel freuen sich.
Auferstanden ist Christus und das Leben triumphiert.
Auferstanden ist Christus und kein Toter im Grabe.
Denn Christus ist von den Toten auferstanden,
der Erstling der Entschlafenen geworden.
Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.
Amin.
Pas´cha heisst Uebergang vom Tod zum
Leben, von der Finsternis zum Licht.
Dieser Uebergang geschieht mit der Auferstehung des Herrn und Erloesers
fuer alle, die an Ihn glauben und durch die Taufe mit Ihm ein Leib
sind.
Nach dem Ruf "CHRISTUS ist AUFERSTANDEN !" des Priesters und der
Verbreitung des Auferstehungslichtes vom Altar an alle Glaeubigen
beginnt der Jubelgesang, der dann die gesamte Liturgie ueber anhaelt:
Deine
Auferstehung, Christus Erloeser,
besingen die Engel in den Himmeln;
wuerdige auch uns auf Erden,
reinen Herzens Dich zu loben.
ooo
Auferstehungstag !
Lasset uns Licht werden, Ihr Voelker !
Das Pas´cha, des Herrn Pas´cha !
Denn vom Tode zum Leben
und von der Erde zum Himmel
hat Christus, unser Gott, uns hindurchgefuehrt,
uns, die wir das Siegeslied singen:
Christus erstand von den Toten !
ooo
Lasset uns die Sinne reinigen
so werden wir Christus strahlen sehen
im unnahbaren Lichte der Auferstehung
und deutlich Ihn rufen hoeren:
"Freuet euch !",
wir, die wir das Siegeslied singen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Die Himmel moegen sich freuen,
die Erde jubeln
und feiern die ganze Welt,
die sichtbare und die unsichtbare,
denn Christus ist erwacht.
Ewige Freude !
Christus erstand von den Toten !
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
ooo
Lasset uns trinken den neuen Trank,
nicht aus unfruchtbarem Felsen
durch Zeichen hervorgebracht,
sondern aus der Unverweslichkeit Quelle,
da aus dem Grabe, aus dem wir kommen,
uns Christus Leben schenkt.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Nun ist alles mit Licht erfuellt,
Himmel und Erde und Totenwelt,
die ganze Schoepfung feiert Christi Erwachen,
in dem sie gegruendet ist.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Gestern ward ich begraben mit Dir, Christus;
heute bin ich auferweckt mit Dir, dem Auferstandenen.
Du selbst, Erloeser, verherrliche mich mit Dir
in Deinem Reiche.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Als die dem Morgen zuvorkommenden Gefaehrtinnen Marias
den Stein weggewaelzt fanden vom Grabe,
hoerten sie vom Engel:
"Den, der in immerwaehrendem Lichte ist,
was suchet ihr Ihn bei den Toten wie einen Menschen ?
Blicket auf die Grablinnen,
eilet, verkuendet der Welt,
dass auferstanden ist der Herr,
nachdem Er den Tod getoetet.
Denn Er ist der Sohn Gottes,
der Erloeser des Menschengeschlechtes."
ooo
Wie ein einjaehriges Lamm,
das willig den Opferkranz traegt, Christus,
ist Er fuer alle geopfert worden,
das reinigende Pas´cha;
es leuchtet aus dem Grab uns hervor,
die Sonne der Gerechtigkeit.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Du fuhrest hinunter
in die Tiefen der Erde, Christus,
und zerbrachest die ewigen Riegel
und der Gefesselten Ketten;
und nach drei Tagen,
wie Jonas aus dem Fische,
erstandest Du aus dem Grabe.
Christus erstand von den Toten !
ooo
Mein Erloeser,
Du lebendiges und nicht im Tode verbliebenes Opfer,
als Gott hast Du Dich Selbst dem Vater dargebracht
und mit auferweckt Adam, den Urahnen aller,
Du Auferstandener aus dem Grabe !
Christus erstand von den Toten !
ooo
Des Todes Toetung,
des Hades Vernichtung,
den Anfang des neuen,
des ewigen Lebens begehen wir festlich.
Im Tanze besingen wir den Urheber in Hymnen,
der allein ist gesegnet,
der Gott der Vaeter, und hochverherrlicht.
Christus erstand von den Toten !
ooo
In Wahrheit heilig
und allgefeiert
ist diese heilbringende, lichtglaenzende Nacht.
Sie ist Vorbote des hellstrahlenden Tages der Auferstehung,
in der das urewige Licht
leiblich hervorleuchtet aus dem Grabe allen.
Christus erstand von den Toten !
ooo
O grosses, o heiligstes Pas´cha, Christus,
o Weisheit und Wort Gottes und Kraft !
gib, dass wir wahrer noch teilhaben an Dir
am abendlosen Tage Deines Reiches !
ooo
ooo
ooo
Das Freudenpas´cha,
das Pas´cha des Herrn, das Pas´cha,
das hochhehre Pas´cha
ist aufgegangen, das Pas´cha !
Umarmen wir einander in Freude !
O Pas´cha, Du Erloeser von Trauer !
Aus dem Grabe strahlt heute hervor
wie aus einem Brautgemach
Christus, der die Frauen erfuellte mit Freude,
indem Er sprach:
"Bringet Kunde den Aposteln !"
ooo
AUFERSTEHUNGSTAG !
Lasset uns Licht werden an diesem Feste,
lasset uns einander umarmen,
lasset uns "Brueder!" sagen auch denen, die uns hassen,
lasset uns alles vergeben ob der Auferstehung und rufen:
ooo
CHRISTUS IST ERSTANDEN
VON DEN TOTEN,
HAT DEN TOD
DURCH DEN TOD ZERTRETEN
UND DENEN IN DEN GRAEBERN
DAS LEBEN GESCHENKT !
Christus
ist erstanden: Ostersonntag
aus dem Buch "Auferstehung - von erlebter orthodoxer
Spiritualität"
von
Metropolit MICHAEL (Staikos), Metropolit von Austria, Wien
Die
Kirche jubelt. Und die Osterikone verdeutlicht das wohl tiefste aller
Glaubensgeheimnisse. In ihrer Grundform bleibt sie immer gleich: Adam
wird aus der Unterwelt geholt. Christus ergreift seine Hand, in manchen
Darstellungen auch die von Eva, er hält sie und lässt
den – oder die – Gefallenen mit auferstehen.
Hände
halten einander. Vielleicht ruft gerade diese Ikone im Westen kein
Fremdgefühl hervor, vielleicht ist sie deshalb so beliebt,
weil sie thematisch an Michelangelos Deckengemälde in der
Sixtinischen Kapelle erinnert, dessen Zentrum ja die Berührung
der schöpferischen Hand Gottes mit der Hand des Menschen ist.
Oder, weil die katholischen Christen zu Ostern dem Erstandenen dieses
Lied singen: „Der Sieger führt die
Scharen, die lang gefangen waren, in seines Vaters Reich empor, das
Adam sich und uns verlor...“
Der
spirituelle Gehalt dieser Ikone ist ein sehr pragmatischer, wenn auch
kein rationalistischer, wie wir ihn auf westlichen
Auferstehungs-Darstellungen finden. Westliche Bilder zeigen fast immer
diese Szene: Das Grab öffnet sich, die Soldaten erschrecken,
Christus ersteht mit einer Fahne in der Hand ... Die Orthodoxe Kirche
wurde, besonders im 19. Jahrhundert, von derlei Bildern sehr irritiert,
weil sie Versuche sind, das Unverständliche zu verstehen, das
Unerklärliche erklären zu wollen. Sobald wir aber das
Unverständliche verstehen und das Unerklärliche
erklären können, brauchen wir kein Mysterium. Denn
dieses beginnt ja genau dort, wo der menschliche Verstand
aufhört und die Augen, die Ohren, die Sinne der Seele und des
Geistes anfangen. Ein größeres Mysterium als die
Auferstehung Christi gibt es nicht. Dieses Mysterium ist die Grundlage
aller Geheimnisse der Kirche.
Im
Gegensatz zu den westlichen Darstellungen ist das orthodoxe
Auferstehungsbild ein erlösendes, und die Osterikone
trägt den Namen „Das Hinabsteigen Christi in die
Unterwelt“.
„Du
stiegst bis in die tiefste Erde hinab und zerbrachst die ewigen Riegel,
die festhielten die Gequälten, Christus, und nach drei Tagen,
wie Jonas aus dem Ungeheuer, stiegst du herauf aus dem Grab.“
Das
Fest der Feste bedeutet in der Orthodoxie praktisch die
Erfüllung des Planes Gottes, sein Geschöpf nicht zu
behandeln wie eine Uhr, die irgendwann aufgezogen und danach ihrem
Schicksal überlassen bleibt, sondern die fortwährend
gewartet wird. Einen Schöpfer, der sein Geschöpf
alleinzulassen gedenkt, kennen wir nicht, dafür aber einen,
der sein Geschöpf ununterbrochen begleitet, ohne die von ihm
geschenkte Freiheit beeinträchtigen zu wollen. In diesem Sinne
ist der Höhepunkt aller Feiertage des Jahres auf den
Ostersonntag konzentriert, während alle übrigen
– Weihnachten, die Taufe Christi usw. – den Weg
dorthin bilden. Den Weg zur Erlösung, zur Auferstehung.
Selbst
der Karfreitag ist eine Station dorthin. Deshalb endet auch der
Passionshymnus „Heute hängt am Holz
...“ mit dem Vers: „Wir beten
deine Passion an, zeige uns aber auch deine glorreiche
Auferstehung“, das heißt: „Wir
beten dein Kreuz an, und wir verherrlichen deine
Auferstehung.“ Sie ist das Ziel der Ziele, jedem erreichbar,
nichts und niemanden ausschließend.
Genau
das bringt die Auferstehungsikone zum Ausdruck: Die Tore zum Hades
zerschlägt Christus, er steigt herab in den Hades, um Adam und
Eva, stellvertretend für alle Männer und Frauen (oder
nur Adam, stellvertretend für das gesamte Menschengeschlecht)
herauszuholen zur Auferstehung. Zusammen mit allen Gerechten, mit allen
Heiligen, mit allen Menschen, die gerettet werden müssen. Mit
allen Nachkommen von Adam und Eva, ob heilig oder nicht, das ganze
Menschengeschlecht.
Es
gibt einen Brauch, der das Geschehen symbolisch innerhalb der Liturgie
zum Ausdruck bringen soll. Er entstammt dem zypriotischen Brauchtum,
ist aber auch in anderen griechischen Gegenden lebendig und wurde von
den Zyprioten auch in Wien eingeführt: Am Morgen des
Karsamstag, beim ersten Auferstehungsgottesdienst, wird gesungen: „Erheb
dich, Gott, und richte die Erde! Denn alle Völker werden dein
Erbteil sein“ (Ps 82,8).Und während der
Priester mit der Auferstehungsikone aus dem dunklen Altarraum tritt,
während erstmals die Glocken läuten und
Lorbeerblätter als Zeichen des Sieges gestreut werden, fangen
die Gläubigen an, mit verschiedenen Gegenständen
Lärm zu schlagen. Kinder, Alte, Jugendliche, sie alle klopfen
auf die Stühle, schlagen metallene Gegenstände
aneinander, hantieren mit allem, was klirrt und klappert, bis ein
unvorstellbarer Lärm die Kirche erfüllt. Gemeint ist
jener Lärm, der entsteht, wenn Christus die Tore zum Hades
zerschlägt. (Man sieht auch auf der Ikone die beiden Tore
kreuzförmig übereinanderliegen.)
Diese
Szene, in welcher der Priester singt, die Glocken läuten und
das Volk Lärm aller Art erzeugt, war hierorts unbekannt, hat
sich aber so stark etabliert, daß dieser Morgengottesdienst
heute zu den beliebtesten des Jahres gehört. Die Kirche ist
voll, man hat sich diesen Brauch unterdessen allgemein angeeignet.
Das
beweist folgendes. Wenn man die offizielle Lehre der Kirche, die sich
selbstverständlich nicht modifizieren lässt im
Hinblick auf die Verstehensmöglichkeiten der
Gläubigen, auf eine menschliche Art und Weise
unterstützt, wenn man zulässt, diese Lehre auf
menschliche Art und Weise auszudrücken, dann bleibt
genügend „Verstehensraum“ für die
Gläubigen.
Lärm
und Feuer, dabei entsteht oft eine Stimmung, die man nicht rational
erfassen kann. Und die Kirche lässt ihr freien Lauf. Denn die
„Stimmung“ läuft ja auf
Frömmigkeit hinaus, ohne Frömmigkeit
entstünde sie überhaupt nicht. Wenn der Mensch durch
strenge Liturgien, durch Ikonen, durch Mysterien immer nur
gezügelt wird, dann muss er irgendwann jenen freien Raum
finden, der nicht minder seine Religiosität zum Ausdruck
bringt: Ostern ist ein Fest, das offen gezeigte Freude geradezu
herausfordert. Deshalb singt die Kirche:
„Tag
der Auferstehung, an dem wir erglänzen und einander in
Festfreude umarmen. Sagen wir es, Brüder, auch denen, die uns
hassen, verzeihen wir allen der Auferstehung wegen, und lasst uns
rufen: Christ ist von den Toten erstanden, den Tod durch den Tod
zertretend und denen in den Gräbern das Leben
schenkend.“
Und
der Kirchenvater, der heilige Johannes Chrysostomos (+ 14.9.407 in der
Verbannung), vermittelt die Freude der Kirche in seiner Katechetischen
Rede zum Ostersonntag, die zum festlichen Abschluss der Osterliturgie
gehört ...
Also
bezeugen Osterikone und Hymnen des Festes nicht nur die Rettung des
ganzen Menschengeschlechts. Sie unterstreichen auch den besonderen
Charakter der Gemeinschaft aller Gläubigen.
Metropolit
Staikos, Auferstehung, von erlebter orthodoxer Spiritualität,
Wien 2000, S. 108 ff.
hier aus St.Andreas Bote
Osterpredigt S.E. des Metropoliten Augoustinos
in der Ev.-Luth. Matthäus Kirche in München
im Rahmen der gemeinsamen Ostervesper aller Christen der ACK
am Ostersonntag, 11. April 2004 um 18.00 Uhr
Christos anesti -
alithos anesti!
Christus ist erstanden
- Er ist wahrhaftig auferstanden!
So
grüßten sich die frühen Christen zum
Fest der Auferstehung Christi, und so grüßen sich
noch heute unsere orthodoxen Gläubigen während der
vierzig Tage zwischen Ostern und dem Fest der Himmelfahrt Christi.
Wenn ich Ihnen heute
am Osterfest, das in diesem Jahr alle Christen am
selben Tag feiern, diesen Gruß zurufe, so soll das mehr sein
als eine alte ehrwürdige Sitte, – es ist ein Ruf der
Glaubensfreude und der zuversichtlichen Hoffnung für die
Überwindung des Todes auch für uns.
Heutzutage
rühmen wir uns der Tatsache, dass wir –
mindestens in Deutschland – in einer pluralistischen
Gesellschaft mit interkulturellem Austausch leben. Gewiss ist es
erfreulich, dass die Zeiten eines kämpferischen Gegeneinander
zwischen Glaubensgemeinschaften und Religionen überwunden
scheinen und dem Bemühen um ein friedvolles Miteinander zu
weichen.
Andererseits habe ich
oft die Befürchtung, dass Unterschiede,
die nach wie vor zwischen uns bestehen, zu schnell übersehen
und oberflächlich übergangen werden. Toleranz darf ja
nicht zur Gleichmacherei führen, und Kultur hat zwar
ursprünglich etwas mit Kultus zu tun, dennoch ist eine
religiöse Wahrheit etwas anderes und mehr als Kultur und eine
interkulturelle Gemeinschaft noch längst nicht die wahre
Gemeinschaft der Gläubigen.
Und deshalb
möchte ich es am heutigen Ostersonntag noch einmal
und ausdrücklich sagen: Christus ist auferstanden von den
Toten; er hat den Tod durch den Tod zertreten und denen in den
Gräbern das Leben geschenkt! Das ist der Siegesruf der
Christen! Und das ist es, was den christlichen Glauben von allen
anderen Religionen ganz wesentlich unterscheidet und zu etwas
Besonderem macht, – nämlich: dass Gott in Christus
Mensch wurde, dass der Gottessohn sogar den Tod auf sich nahm, ihn
überwand und vom Tode auferstand und damit die Menschen aus
Sünde und Grab zu Gott emporzog und in die göttliche
Gemeinschaft zurückbrachte. Diese Botschaft sind wir einer
Welt schuldig, die sich nach Erlösung vom Tode und nach einem
Leben in Frieden sehnt. Ehe wir allerdings diese Botschaft der Welt
bringen können, muss sie in unserem eigenen Leben
richtunggebend sein und verwirklicht werden. Nur so werden wir zu
glaubhaften Zeugen des Auferstandenen.
Dabei kann uns das
Evangelium helfen, das wir eben gehört
haben. Es führt uns mitten in das Ostergeschehen hinein, wie
es uns im Johannesevangelium berichtet wird.
Dort bringt Maria von
Magdala nach dem ersten Erschrecken über
das leere Grab den Aposteln die Nachricht, dass der Leichnam Jesu
weggebracht worden sei. Petrus und Johannes überzeugen sich
selbst davon, dass das Grab tatsächlich leer ist. Sie
verstehen noch nicht, was das zu bedeuten hat, und kehren wieder um.
Maria aber bleibt weinend am Grabe und erlebt dort die erste
Erscheinung des auferstandenen Herrn. Er gibt ihr den Auftrag:
“Gehe hin zu meinen Brüdern und sage ihnen:
Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu
eurem Gott” (Joh 20,17).
Sollen damit die
Jünger vorbereitet werden auf die Erscheinung
des Auferstandenen in ihrem Kreis? Das mag sein. Auf jeden Fall sollen
sie sich an das erinnern – und wir mit ihnen – ,
was Jesus ihnen vor seinem Leiden sagte:
“Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt
gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater”
(Joh 16,28), und an anderer Stelle:
“…ihr werdet traurig sein, aber eure
Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden…ich will euch
wiedersehen und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll
niemand von euch nehmen” (Joh 16,20.22).
Nun ist die Stunde des
Wiedersehens und der Freude da. Der
Auferstandene tritt mit dem Friedensgruß mitten unter die
Jünger. Sie sind frei von Schrecken und Furcht. Er zeigt ihnen
seine Wunden an den Händen und in der Seite, und sie werden
froh, dass sie den Herrn sehen!
Einst hatte Jesus zum
Vater gebetet:
“So wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende
ich auch sie in die Welt” (Joh 17,18). Jetzt ist
mit dem Tag der Auferstehung zugleich der Tag der Sendung gekommen. Der
Auferstandene ist der Erhöhte, der den Aposteln zur
Erfüllung ihres Auftrages den lebendigen Atem des
göttlichen Geistes einhaucht. Es findet ein geistlicher
Schöpfungsakt statt, der die Jünger zu
göttlichen Zeugen macht, damit
“der Welt die Augen geöffnet werden
über die Sünde, über die Gerechtigkeit und
das Gericht” (Joh 16,8). Für den
Evangelisten sind Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, – sind
Auferstehung, Erhöhung und Geistverleihung untrennbar
miteinander verbunden.
In diesen
Höhen des Heilsgeschehens gipfelt die Aussage der
Evangeliumsbotschaft.
“Wer mein Wort hört und glaubt dem, der
mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das
Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen”,
sagt Jesus Christus (Joh 5,24). Das erfüllt sich im
Sendungsauftrag des Auferstandenen an die Apostel. Die Geistverleihung
wirkt eine Vollmacht zur Sündenvergebung. Und wie einst beim
Wirken Jesu ist der vertrauende Glaube an den Gottessohn Voraussetzung
für die Vergebung der Sünde. Hier setzt sich das
innerweltliche Gericht fort, das mit der Gestalt Jesu in die Welt kam.
An Jesus Christus scheiden sich die Geister und das um so mehr und
ausdrücklicher, nachdem er Sünde und Tod
überwunden hat.
Vielleicht ist es
für uns ungewohnt, die Auferstehung Jesu
Christi so eingefügt zu sehen in das gesamte Heilsgeschehen.
Und zwar in ein Heilsgeschehen, an dem bereits am Ostertag die Apostel
beteiligt werden und mitwirken sollen, damit die Welt an den ewig
lebendigen Gott glaubt.
Das Evangelium
verschweigt uns nicht, dass ein solcher Glaube nicht
selbstverständlich ist. So will sich der Apostel Thomas nur
von dem leibhaft Auferstandenen überzeugen lassen! Jesus geht
darauf ein und hat dabei auch die im Blick, die künftig durch
das Wort der Apostel an ihn glauben werden, so wie er bei seinem Vater
für diejenigen betet, die durch das Zeugnis der
Jünger zum Glauben kommen (Joh 17,20). Hier sind auch
wir bereits mit gemeint; wobei wir lernen, dass der Glaubenszweifel
keine Erscheinung nur der aufgeklärten Moderne ist, sondern
uns bereits im engsten Kreis der Apostel begegnet. Was uns heute hemmt,
an den auferstandenen Herrn zu glauben, sind ja tatsächlich
viel weniger unsere naturwissenschaftlichen Kenntnisse und das
neuzeitliche Denken als vielmehr unser Unwissen über den
Gottessohn, unser Unverständnis den Geheimnissen Gottes
gegenüber. Es ist unser träges Herz, das sich nicht
aus den eigenen begrenzten Vorstellungen lösen kann. Wir
verschließen uns den göttlichen Erfahrungen, die wir
machen dürfen und sollen, und deshalb kann sich der Zweifel
einschleichen und einen befreienden Glauben verhindern.
Damit wir aber aus
unserem Zweifel nicht in Verzweiflung fallen, sollen
wir dem Apostel Thomas folgen, der auf das Wort des Auferstandenen hin
alle Fragen und allen Kleinmut hinter sich lässt. In dem
lebendigen Jesus Christus erkennt und bekennt er seinen Herrn und Gott!
Das ist ein
christliches Glaubensbekenntnis, das nicht
überboten werden kann. Dieser vom Tode erstandene Jesus von
Nazareth offenbart sich als wahrer Gott und wird von seinem
Jünger als Gott angerufen und ausgerufen! Die Lichtspur der
Göttlichkeit Jesu Christi zieht sich durch das ganze
Johannesevangelium und findet in der Ostergeschichte einen
unvergleichlichen Höhepunkt. Das Licht der Welt, der
Gnadenbringer und Erlöser von göttlicher Art, der im
Anfang des Evangeliums Mensch wurde in dieser Welt, offenbart sich nun
seinen Aposteln als Sieger über Sünde und Tod, als
Herr und Gott.
Wir öffnen
unsere Augen und Ohren so vielen Dingen,
unzählige Ideen und Gedanken dringen tagtäglich ein
in unser Denken und Fühlen, – schließen
wir doch unser Herz vor allem dem Glauben weit auf, damit wir die
erlösende Botschaft der Auferstehungszeugen empfangen! Wenn
irgendetwas in dieser Welt Vertrauen verdient, dann doch das
Evangelium, die “Gute Nachricht” von der
Überwindung des Bösen und dem Sieg des Lebens
über den Tod.
Dann können
wir selbst zu Zeugen des auferstandenen und
erhöhten Herrn werden und dürfen mitwirken an Gottes
Heilsgeschichte zur Rettung der Welt, – so wie es im
Evangelium geschrieben steht,
“dass Christus musste leiden und auferstehen von den
Toten am dritten Tag und dass gepredigt werden muss in seinem Namen die
Buße zur Vergebung der Sünden unter allen
Völkern” ( Lk 24,46.47).
Gott schenke uns allen
die wahre Osterfreude und erhalte uns die
lebendige Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten!
Amen.
Metropolit Augoustinos
von Deutschland
und Exarch von Zentraleuropa
Osterbotschaft 2004 des Bischofs von Wien und
Österreich Hilarion, an die hochwürdigen Seelsorger
und die gottgeliebten Gläubigen der Diözese der
Russischen Orthodoxen Kirche von Wien und Österreich
Im Herrn geliebte Väter, Brüder
und Schwestern! Christus ist auferstanden!
Heute feiert die gesamte christliche Welt die
Auferstehung Christi. Heute herrscht in jeder Kirche, in jeder Familie
Freude über den Herrn Jesus Christus, der um unserer
Erlösung willen gelitten hat und auferstanden ist.
An diesem "Fest der Feste" hören wir den
an uns gerichteten Jubelruf des heiligen Johannes Chrysostomos: "Tretet
also alle ein in die Freude eures Herrn! Ihr Reichen und ihr Armen,
jubelt miteinander. Ihr Enthaltsamen und ihr Trägen, ehrt das
Fest. Ihr, die ihr gefastet habt und die nicht gefastet haben, freut
euch heute. Der Tisch ist reich gedeckt, genießt alle.
Niemand gehe hungrig fort. Genießt alle das Gastmahl des
Glaubens. Genießt alle den Reichtum der Güte!"
Unter den zum Ostergottesdienst Versammelten sind
solche, die die Kirche regelmäßig besuchen, aber
auch solche, die nur an den großen Feiertagen kommen, und
solche, die nur selten das Gotteshaus besuchen. Es gibt unter uns
Menschen, die seit ihrer Kindheit glauben, solche, die im reifen Alter
zum Glauben gekommen sind, aber auch solche, die den Weg zu Gott gerade
erst betreten haben. Aber Gott macht keinen Unterscheid zwischen
Glaubenden und Nicht-Glaubenden: Er glaubt an jeden Menschen. Er liebt
jeden von uns, Er hört uns jedes Mal, wenn wir uns an Ihn
wenden, und ist bereit, uns zu helfen.
Auch die von Gott Selbst gegründete Kirche
ist immer bereit, jedem Menschen zu helfen. Wenn Sie es schwer haben,
wenn Sie Leid oder Not haben, kommen Sie in die Kirche, beten Sie zu
Gott, und Er wird Sie bestimmt erhören und Ihnen helfen. Aber
vergessen Sie das Gotteshaus auch in den Augenblicken des
Glücks nicht. Die Kirche soll Ihr geistliches Haus werden, wo
Ihre Seelen gereinigt werden und das Leben durch die Gnade Gottes
verklärt wird, die trotz aller menschlichen Unvollkommenheit
wirkt, ungeachtet all unserer Sünden,
Unzulänglichkeiten und Schwächen.
Bringen Sie Ihre Kinder in die Kirche, denn nach
den Worten des Herrn ist "ihrer das Himmelreich" (Mt 19, 14). Glauben
Sie nicht, dass es genügt, ein Kind zu taufen, damit es
glücklich und gesund aufwächst; für sein
geistliches Wohlergehen ist eine ständige Teilnahme am Leben
der Kirche unumgänglich. Bringen Sie die Kinder zur Beichte
und zur Kommunion, lesen Sie ihnen das Evangelium vor, lehren Sie sie
zu beten, damit sie immer eine lebendige Verbindung zu Gott haben. Wenn
Sie Ihre Kinder im christlichen Geist erziehen, können Sie sie
vor vielen Versuchungen und Nöten bewahren, an denen die
heutige Jugend zugrunde geht.
An diesem Tag der Freude
beglückwünsche ich von ganzem Herzen alle
Gläubigen der Russischen Orthodoxen Kirche, die auf dem
Territorium Österreichs leben, - Russen, Ukrainer,
Weißrussen, Moldawier, Österreicher und Vertreter
anderer Nationalitäten, aber auch die Mitglieder der
georgischen Gemeinde, die unsere Kirchen besuchen.
Ich beglückwünsche die
Gemeindemitglieder der Kathedrale zum heiligen Nikolaus - dem
geistlichen Zentrum unserer Diözese. Zum
gegenwärtigen Zeitpunkt werden in unserer Kirche
weitläufige Restaurationsarbeiten durchgeführt. Wir
haben nicht wenig vor zu tun, sowohl bei der Restaurierung als auch auf
dem Gebiet der Entwicklung des Gemeindelebens. Liebe Gemeindemitglieder
der Kathedrale! Wenn Sie den Wunsch haben zu helfen, wenden Sie sich an
den Priester und sagen Sie es ihm: Jede Initiative, jeder Vorschlag
wird mit Dankbarkeit angenommen werden.
Herzlich beglückwünsche ich die
russisch-orthodoxen Gläubigen in der Steiermark. Lange Zeit
haben Sie keinen ständigen Priester gehabt, aber jetzt wurde
für die Gemeinde Mariä Schutz in Graz ein Priester
ernannt, der regelmäßig die Gottesdienste feiern und
Ihnen bei der Errichtung und Festigung der Gemeinde helfen wird.
Ich wende mich mit meinem Grußwort auch
an die Gläubigen unserer Kirche, die in Innsbruck leben, wo in
diesem Jahr zum ersten Mal ein Ostergottesdienst gefeiert wird. Ich
hoffe, dass mit Gottes Hilfe auch in Tirol
regelmäßig Gottesdienste stattfinden werden, aber
dazu bedarf es vor allem Ihrer eigenen Initiative und Ihres Wunsches
nach einem vollwertigen kirchlichen Leben.
Geliebte Kinder unserer Heiligen Kirche! Die
Gegenwart und Zukunft der Russischen Orthodoxie liegt in unseren
Händen. Seien Sie deshalb nicht passive Gläubige, die
ihre christlichen Pflichten sofort nach dem Gottesdienst vergessen,
sondern aktive Mitglieder der Kirchengemeinde, die ihren Beitrag in das
Werk der Errichtung der Kirche Christi einbringen. Nicht nur Sie
brauchen die Kirche, sondern die Kirche braucht auch Sie. Die Kirche
existiert durch Sie, dank Ihrer Teilnahme an ihrem Leben, dank Ihrer
geistigen, moralischen und materiellen Unterstützung. Jeder
von Ihnen hat etwas, was er mit der Kirche teilen könnte: der
eine hat materiellen Reichtum, ein anderer Freizeit, ein dritter
Talente und Fähigkeiten, die er zum Nutzen der Kirche
einsetzen könnte. Vergraben Sie Ihr Talent nicht in der Erde,
setzen Sie es ein, damit es hundertfachen Nutzen bringe und das Leben
vieler Menschen in Ihrem Umkreis verändere.
Meine Lieben! Hören wir in dieser lichten
Osternacht den an uns gerichteten Aufruf des heiligen Apostels Paulus:
"Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!"
(Phil 4,4). Die Freude über die Auferstehung Christi
möge nie aus Ihrem Herzen weichen. Ich wünsche Ihnen
und Ihren Nahestehenden Frieden, Freude und Wohlergehen. Der Segen des
Herrn sei mit euch allen. Christus ist auferstanden!
Übersetzung aus dem Russischen: Erzdiakon
Viktor Schilowsky, DDr. Johann Krammer
Ostern ist immer
Bischof Hilarion von Wien und Österreich
Die Kirche existiert, dem Himmel zugewandt auf der
Erde, sie lebt in der Zeit und atmet doch zugleich Ewigkeit.
Ewigkeitswert liegt auch dem kirchlichen Kalender und allen
Gottesdiensten des Jahres-, Wochen- und Tageskreises zu Grunde. Im
Rahmen eines Jahres gedenkt die Kirche des Schöpfungsplans und
erlebt die gesamte Welt- und Menschheitsgeschichte in der
göttlichen Heilsabsicht zur Rettung der Menschheit. Im
Jahreskreis der Feste läuft das Leben Christi vor unseren
Augen ab - von seiner Geburt bis zur Kreuzigung und Auferstehung, das
Leben der Gottesmutter - von ihrer Zeugung bis zu ihrem Entschlafen,
das Leben aller durch die Kirche verherrlichten Heiligen.
Im Laufe einer Woche und einer Tageseinheit wird
diese Geschichte wiederum vergegenwärtigt in den
Gottesdiensten. Jeder Kreis hat ein Zentrum, an dem er sich orientiert:
Mittelpunkt des Tageskreises ist der Gottesdienst der Eucharistie,
Zentrum des Wochenkreises ist der Auferstehungstag und Zentrum des
Jahreskreises das Fest der Auferstehung Christi, Ostern.
Die Auferstehung Christi war das bestimmende
Ereignis in der Geschichte des christlichen Glaubens. »Ist
aber Christus nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so
ist auch euer Glaube vergeblich«, schreibt der Apostel Paulus
(1. Korinther 15,14). Wäre Christus nicht auferstanden,
wäre das Christentum lediglich eine von vielen Morallehren und
religiösen - Weltanschauungen geworden, vergleichbar dem
Buddhismus oder dem Islam.
Die Auferstehung Christi legte den Grund der Kirche
durch neues Leben und ein neues gottmenschliches Sein, in welchem der
Mensch Gott wird, weil Gott Mensch wurde. Das Fest der Auferstehung
Christi war, solange es Kirche gibt, der Eckstein des christlichen
Kalenders.
Die kirchlichen Feste sind nicht nur einfache
Erinnerungen an Ereignisse aus weit zurückliegender
Vergangenheit. Sie wollen uns vielmehr mit in jene geistliche
Realität hineinnehmen, die hinter ihnen steht und
überzeitliche unvergängliche Bedeutung hat
für einen jeden von uns. Jeder Christ nimmt Christus als
seinen Erretter an, der - ihm zugut - Fleisch geworden ist. Deshalb
werden alle Ereignisse im Leben Christi für einen jeden
Christen zu einem persönlichen Erlebnis und Teil geistlicher
Erfahrung. Das Fest ist also heutige Aktualisierung eines vor langer
Zeit erfolgten Geschehens und ereignet sich immer wieder, zeitlos. Zu
Weihnachten hören wir in der Kirche »Heute ist
Christus in Bethlehem geboren«, zu Epiphanias (dem Fest der
Taufe Christi im Jordan) - »Heute wird die Natur der Wasser
geheiligt«, zu Ostern - »Heute hat Christus den Tod
überwunden und ist auferstanden aus dem Grabe.« Wenn
Menschen außerhalb der Kirche sich häufig an die
bereits ihren Händen entglittene Vergangenheit halten oder
hoffnungsvoll auf die noch bevorstehende Zukunft zugehen, so werden sie
in der Kirche aufgerufen in einem »ständigen
Heute« zu leben, d. h. in einer realen,
»heute« erfolgenden und täglich sich
fortsetzenden Gemeinschaft mit Gott.
Daher durchdringt das Fest der Auferstehung
Christi, obwohl es nur einmal im Jahr begangen wird, das ganze
Kirchenjahr, und österlicher Abglanz liegt auf dem gesamten
liturgischen Kreis. Ostern oder Passah ist nicht bloß ein
Kalenderdatum. Für den Christen ist Ostern immer, weil er
stets die Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus braucht. Der
ehrwürdige Serafim von Sarow grüßte das
ganze Jahr hindurch seine Besucher mit den österlichen Worten
»Christus ist auferstanden«.
Auf dem Weg zum
leeren Grab
Philipp Harnoncourt, Graz
Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit
wohlriechenden Salben , die sie selbst zubereitet hatten, in aller
Frühe zum Grab, in dem Jesus bestattet worden war. Da sahen
sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war. Sie gingen in das
Grab hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.
Während die Frauen ratlos dastanden, traten zwei
Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. Die Frauen
erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu
ihnen: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier. Er
ist auferstanden! Erinnert euch doch an das, was er euch gesagt hat,
als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss den
Sündern ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen." Da erinnerten sie sich an seine Worte. Sie kehrten vom
Grab in die Stadt zurück und berichteten alles den Elf und den
anderen Jüngern. Es waren Maria Magdalena, Johanna und Maria,
die Mutter des Jakobus; und auch die übrigen Frauen, die bei
ihnen waren, erzählten es den Aposteln. Doch die Apostel
hielten das alles für leeres Geschwätz und glauben
den Frauen nicht. Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte
sich vor, sah aber nur die Leinenbinden dort liegen.Dann ging er nach
Hause - voll Verwunderung über das, was geschehen war. (Lukas 24, 1-12)
Das Evangelium der Osternacht, das eben vorgelesen
worden ist - es ist wiederum vom Evangelisten Lukas geschrieben, wie
das vom Palmsonntag und das vom Ostermontag -, spricht von einem Weg,
wie diese beiden anderen.
Frauen gehen am dritten Tag nach dem Tod Jesu in
aller Frühe zu seinem Grab, um ihm wenigstens noch jenen
Dienst zu erweisen, der zwischen seiner Abnahme vom Kreuz und seinem
sehr eilig vorgenommenen Begräbnis nicht mehr möglich
war, ohne sich unrein zu machen.
Sie hätten am jüdischen Ostermahl
nicht teilnehmen können, wenn sie nach Sonnenuntergang einen
Leichnam berührt hätten, und außerdem war
der folgende Tag auch noch ein Sabbat.
Jetzt aber wollten sie den Leichnam Jesu salben.
Ihre große Zuneigung zu ihm kommt darin zum Ausdruck, dass
sie selbst die wohlriechenden Salben bereitet hatten.
Niemand von den Menschen, die Jesus begleitet
haben, erwartet ein Wunder. Er, auf den sie ihre Hoffnungen gesetzt
haben, er, der Tote auferweckt hatte, er war jetzt selbst tot.
Die Repräsentanten der offiziellen
Religion - die Ältesten, die Schriftgelehrten und die
Hohenpriester - hatten seine Hinrichtung verlangt; ein aufgewiegelter
Mob hatte lautstark seine Kreuzigung gefordert; und die Inhaber der
politischen Macht - der bedeutungslose Schattenkönig Herodes
der Jüngere und der römische Statthalter Pontius
Pilatus hatten schließlich zugestimmt.
Wie eine riesige Seifenblase war das
vielversprechende Wirken Jesu geplatzt und vernichtet.
Die Männer, die zu Jesus gehört
hatten - seine Apostel und die übrigen Jünger - waren
zwar anscheinend noch irgendwo in Jerusalem beisammen, aber ein Gang
zum Grab lag ihnen fern. Zu groß war ihre
Enttäuschung, vielleicht sogar ihre Verbitterung
darüber, einige Jahre mit diesem Wunder-Rabbi vertan zu haben.
Manche hatten schon von ihren großen Karrieren in seinem
geträumt.
Einige machen sich schon bereit, um diesen Kreis
schleunigst zu verlassen.
Wir haben auch heute - ebenso wie schon am
Palmsonntag - zu beachten, dass die Evangelisten ihre Berichte nicht in
den Tagen der geschilderten Ereignisse niedergeschrieben haben,
gleichsam als Protokoll des Geschehens, sondern erst viel
später, als sie bereits Zeugen des Glaubens an die
Auferstehung Christi waren.
Umso erstaunlicher ist es, in wie schlechtem Licht
sie sich selbst darstellen.
Die Frauen kommen allerdings etwas besser weg.
Wann immer in den Evangelien von Wegen
gesprochen wird, auf denen sich etwas ereignet, gibt es neben dem oder
hinter dem, was geschildert wird, etwas Besonderes zu beachten: einen
Prozess - das heißt wörtlich einen Vorgang - der
Glaubensbedeutung enthält. Glauben ist ja ein solcher Vorgang,
eine Bewegung in einer bestimmten Richtung, gewissermaßen ein
Sich-verlassen-auf. In jedem Vorgang bleibt etwas zurück, und
Neues wird erreicht.
Der Weg der Frauen zum leeren Grab ist der zaghafte
Beginn des Weges zum Glauben an die Auferstehung. Aber dieses Ziel ist
noch weit entfernt.
Der Bericht lässt aber den aufmerksamen
Hörer österliche Zeichen in manchen Bemerkungen
erkennen. Die nachösterlichen Berichterstatter haben es nicht
verabsäumt, verschlüsselte Hinweise auf die
Auferstehung in ihre Texte einzubauen.
° Da ist einmal die Zeitangabe am Beginn
des Berichtes: Am Ersten Tag der Woche. Der Erste
Tag der Woche - nach unserer Wochentagsordnung immer der Sonntag - ist
Gedächtnis des ersten Schöpfungstags, an dem Gott
spricht: Es werde Licht!, und an dem der
Schöpfer scheidet zwischen Licht und Finsternis. Die
Erschaffung des Lichts, das Werk des ersten Schöpfungstages,
ist vollendet im Sieg des ewigen Lichts über die Finsternis
von Sünde und Tod. Für die Christen wird dieser Tag
zu ihrem Urfeiertag, im Gedenken an jenen Tag, an dem Christus von den
Toten erstanden und seinen Jüngern erschienen ist.
° Es folgt der Hinweis auf den Stein,
der vom Grab weggewälzt war. Im
österlichen Psalm 118 ist vom Stein die Rede, den
die Bauleute verworfen haben, der aber zum Eckstein geworden ist,
zum Stein des Anstoßes, zum Stein der zwei Wege scheidet, zum
großen Prüf-Stein zwischen Leben und Tod.
° Das leere Grab weckt zunächst
keinen Auferstehungs-Glauben; es lässt - wie später
zu sehen und zu hören ist - verschiedene Deutungen zu: vom
gestohlenen Leichnam bis hin zu dem der aus dem Scheintod erwacht und
aus dem Grab geflüchtet ist, um irgendwo im Osten ein neues
Leben zu beginnen.
° Zwei Männer in
leuchtenden Gewändern traten zu den Frauen. Es sind
zwei, das heißt, sie haben eine glaubwürdige
Botschaft authentisch zu bezeugen. Und sie tragen leuchtende
Gewänder, das heißt sie sind Boten des Himmels.
° Noch ehe sie den Frauen ihre Botschaft
kundtun, stellen sie jene bedeutungsschwere Frage, die den
unüberhörbaren Vorwurf mangelnden Glaubens
enthält: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?
Er ist nicht hier! Als Gefolgsleute Jesu hätten sie
doch wissen müssen, dass ihn der Tod nicht festhalten kann.
° Jetzt erst folgt die neue Oster-Botschaft
Er ist auferstanden! und dazu die
Ergänzung, dass er ja vorausgesagt habe, er werde gekreuzigt
werden und am dritten Tag auferstehen.
Anders als im Bericht von Matthäus und
Markus findet sich bei Lukas keine Aufforderung an die Frauen, den
Aposteln die Auferstehung Jesu mitzuteilen, aber sie gehen und
berichten ihnen, was sie gehört und gesehen haben. Sie tun es
beinahe ängstlich, als wären sie sich dessen, was sie
erlebt haben, selbst nicht sicher!
Tatsächlich halten die Männer die
Erzählung der Frauen für haltlose Phantastereien.
Allein Petrus macht sich auf den Weg, um sich
selbst ein Bild vom Geschehen zu machen. Aber auch er kommt
über eine große Verwunderung
über alles, was geschehen war, noch nicht hinaus!
Der Weg zum leeren Grab, auch der Bericht vom
leeren Grab und sogar der Lokalaugenschein beim leeren Grab
führen noch nicht zum Glauben an die Auferstehung.
Erst der Auferstandene selbst - und nur er selbst!
- bringt den Seinen die Gewissheit, dass er auferstanden ist.
Was für ein Trost für alle, die
zweifeln - damals und heute!
Die
Fülle der Freude in den Gottesdiensten der Ostertage
von Martin Petzolt
Die byzantinische Osternachtsfeier ist auch bei Deutschen seit
vielen Jahren beliebt und etabliert. Viele besuchen jährlich
den feierlichen Gottesdienst der Russen, Griechen oder Serben, der in
allen größeren Städten stattfindet oder
gehen zu einer deutschsprachigen orthodoxen Gemeinde. Der Osterjubel
gipfelt in dem Hymnus „Christos voskrese“,
„Christos anesti“, „Christus ist
auferstanden von den Toten, im Tode hat er den Tod zertreten, und denen
in den Gräbern Leben geschenkt“.
Zu Beginn der Osternacht nach der Prozession um die
verschlossene, noch dunkle Kirche wird er angestimmt und in der Nacht,
in der folgenden Oktav und in der gesamten Osterzeit unzählige
Male wiederholt. Desgleichen begrüßen sich von nun
ab die Gläubigen mit dem Gruß:
„Christus ist auferstanden! – Er ist
wahrhaft auferstanden!“
Doch ist das Auferstehungsevangelium, das vor der
Kirchentüre mit brennenden Osterkerzen in der Hand gelesen
wird (Mk 16,1-8), gar nicht die erste Verkündigung der
Auferstehungsbotschaft im Gottesdienst. Schon vor der Osternacht wird
ein Gottesdienst gefeiert, der auf der Schwelle der Passion mit der
Grablegung zum Ostermorgen steht und die Auferstehung
ankündigt. Diese Vesper des Karsamstag, mit der der Sabbat und
die Grabesruhe enden und der neue Tag des Ostern anbricht, hat bereits
ein Auferstehungsevangelium (Mt 28,1-20), übrigens (mit
Erweiterung) das Erste der Reihe der 11 Auferstehungsevangelien, in der
das Evangelium zu Beginn der Osternacht das Zweite ist. In diesem
Vespergottesdienst werden zum Evangelium die schwarzen
Zelebrationsgewänder gegen österlich weiße
und vergoldete ausgetauscht. Mit dem Ruf: „Steh auf, Gott,
richte die Erde“ (Ps 81) verstreut der Priester in der ganzen
Kirche grüne Blätter, die über Ostern liegen
bleiben. Vorher schon wurde die alttestamentliche Prophetie der
Auferstehung in 15 Lesungen vorgetragen und eventuell Kinder getauft.
Auch die Hymnen zum „Herr, ich ruf zu dir“ weisen
auf die Auferstehung und kündigen sie an: Der Hades kann
Christus nicht halten, vielmehr geht er durch ihn zugrunde. Denn dieser
beraubt den Hades seiner Beute und vernichtet den Tod durch seine
Auferstehung. Schließlich gehen in der
anschließenden Basiliosliturgie viele Gläubige
bereits zur Osterkommunion, zumal sie bis zu diesem Gottesdienst, der
wohl auch deshalb auf den Samstagvormittag gerückt ist, die
strengen Fasten- und Nüchternheitsgebote eingehalten haben.
Die Fastenzeit endet mit dem Auferstehungsgottesdienst und der
Eucharistiefeier in der Osternacht.
In Griechenland nehmen die Gläubigen von dem
Osterlicht das Feuer mit nach Hause, um damit die Kohlen
anzuzünden, über denen die Osterlämmer
gebraten werden. Nebelartig sind die Dörfer von fettem Dampf
eingehüllt. Auch die Russen lassen in der Nacht die neuen
Speisen, auf die während der gesamten Fastenzeit verzichtet
wurde, segnen, symbolisiert im Kulitsch, einem Hefekuchen mit viel Ei
und Butter, und der Paschatorte aus Quark, Butter und Ei,
geschmückt mit Auferstehungssymbolen und dem
Ostergruß. Oft, vor allem in den Klöstern, bleibt
man nach dem Nachtgottesdienst noch zum gemeinsamen Essen, genannt
Agape oder Liebesmahl, bei dem es nur noch Speisen und
Getränke gibt, die vorher lange entbehrt wurden: Milch, Wein,
Eier, Käse, Butter und – in den meisten
Klöstern allerdings nicht – Fleisch.
Die Osterfeierlichkeiten, von der Vesper angefangen
über die Osternacht mit dem freudigen Osterkanon des Johannes
von Damaskus bis zum Ostermahl, haben noch einen weiteren
Höhe- und Schlusspunkt: die Ostervesper, auch Vesper der Liebe
(Esperinós tis agápis) genannt. Zu diesem
Gottesdienst werden noch einmal die schönsten
Gewänder angelegt, alle Kerzen angezündet, und
mancherorts eine feierliche Prozession mit der Osterikone gemacht, da
sie in der Nacht aus der Kirche zum Agapemahl geleitet wurde. Ganz
sicher ist diese Vesper der fröhlichste Gottesdienst. Er steht
nicht mehr an der Schwelle zum Auferstehungsfest, hat keine
nächtliche Prägung mehr, ist nicht mehr vom Fasten
bestimmt. Mittlerweile hat ein fröhliches Mahl stattgefunden,
und alle sind gewissermaßen mitten in der Osterfreude. Die
Vesper fällt zunächst dadurch auf, dass sie
(zumindest im liturgischen Buch) sehr kurz ist. Es kommen
überhaupt keine Psalmen vor, nicht einmal der Vesperpsalm 103.
Nach dem mehrfachen Ostertroparion mit den Zwischenversen, mit denen
die Osternacht begonnen hat, folgt gleich das „Herr, ich ruf
zu dir“ mit den Sonntagsstichiren im Zweiten Ton. Darauf
folgt eine weitere Verkündigung der Auferstehungsbotschaft im
Evangelium (Job 20,19-25). Es ist die Perikope von der Begegnung des
auferstandenen Jesus mit seinen Jüngern am Abend des ersten
Tages der Woche, eben dem Zeitpunkt, der sich mit der gerade gefeierten
Vesper trifft. Diese schließt ja auch den ersten Tag der
Woche, den Ostertag ab. Jesus zeigt seine Kreuzigungswunden, schenkt
ihnen den Heiligen Geist und sendet sie aus mit der Vollmacht der
Sündenvergebung. Während die Osternachtsliturgie mit
dem Johannesprolog als Evangelium die neue Leseordnung beginnt,
hören die Gläubigen in der Vesper somit wieder eine
Auferstehungsverkündigung. Bei den Griechen ist es Brauch,
dieses Evangelium, das ja von der Sendung der Jünger in die
Welt handelt, in möglichst vielen Sprachen zu lesen, vor allem
in den Klöstern und in Westeuropa, wo ja tatsächlich
Menschen verschiedener Muttersprache gemeinsam Ostern feiern. Die
Russen pflegen diesen Brauch in der Osternachtsliturgie. Darauf folgen
die Freudenhymnen, die auch bereits in der Osternacht zur Laudes
gesungen wurden und die Liebesgemeinschaft bekräftigen, die
alle Erlösten verbindet, in der Eucharistie, im Liebesmahl und
im gemeinsamen Lobpreis. Zum Psalmvers: „Das ist der
Tag, den der Herr gemacht hat, lasst uns frohlocken und uns freuen an
ihm“ lautet die Hymnenstrophe:
„Freudenpascha, Pascha des Herrn, Pascha.
Das allverehrte Pascha ist uns aufgegangen. Pascha, in Freude lasst uns
einander umarmen. O Pascha, Erlösung von Trauer. Denn aus dem
Grabe wie aus einem Brautgemach, ist Christus aufgestrahlt. Die Frauen
erfüllte er mit Freude, da er sprach: Bringt Kunde den
Aposteln.“
Kann man deutlicher die Osterfreude und die daraus
entspringende Liebe charakterisieren? In der Auferstehung
gründet die Kirche, die Gemeinschaft der Glaubenden, die immer
auch eine Gemeinschaft der Liebenden sein muss. Nach dem
„Ehre dem Vater“ folgt als Schlussstrophe:
„Der Auferstehung Tag! Strahlend
prächtig lasst uns sein zum Fest und lasst uns einander
umarmen. Lasst uns ‘Brüder’ sagen, auch zu
denen, die uns hassen. Einig lasst uns in allem sein durch die
Auferstehung. Und so lasst uns rufen: Christus ist auferstanden von den
Toten, im Tode hat er den Tod zertreten, und denen in den
Gräbern Leben geschenkt.“
Die Umarmung und geschwisterliche Liebe prägt
tatsächlich das österliche Freudenfest. Schon vor der
Osterkommunion bitten die Menschen sich gegenseitig persönlich
um Vergebung. Und wenn in diesen Tagen so oft der Ostergruß
gewechselt wird, und zwar nicht nur in der Kirche, sondern auch auf der
Straße, im Geschäft, bei der Arbeit oder am
Telephon, und wenn dazu auch noch der Osterkuss getauscht wird, dann
wird etwas von der Erlöstheit der Christen sichtbar. Friedrich
Nietzsche, der kritisierte, die Christen würden nicht
erlöst wirken, hat wohl keine Vesper der Liebe und kein
orthodoxes Ostern erlebt. Nach den Gesängen oder auch schon
währenddessen kommen die Gläubigen zum Handkuss und
Ostergruß nach vorne zum Patriarchen, Bischof, Abt oder
Pfarrer und erhalten wie in der Osternacht noch einmal ein rotes
Osterei. Aber die Osterfreude ist so groß und tief, dass sie
hiermit nicht endet, sondern eine ganze Oktav in der Feier der Liturgie
ihren Ausdruck findet. An jedem Tag wird der Osterkanon des Johannes
wiederholt, die Osterstichiren der Laudes und Vesper bleiben dieselben,
die Kleinen Stunden beinhalten nur Osterhymnen und die Gebete zur
Stunde, die Blätter der Vesper vor der Osternacht bedecken den
Boden der Kirche. Schließlich bleiben die Türen der
Ikonostase geöffnet. Denn der Altar symbolisiert auch das
Grab, wie dies an jedem Sonntagmorgen deutlich wird, wenn der Priester
das Auferstehungsevangelium seitlich am Altar wie der Engel im Grab
verkündet. Dieses ist leer, denn:
„Christus ist auferstanden! - Er ist
wahrhaft auferstanden!“
aus: Der Christliche Osten, Jahrgang XLVII,1992/2, S. 83ff.
hier aus St.Andreas Bote
Sur l’Internet, plusieurs
sites donnent des recettes de différents pays de
plats préparés
durant la période pascale.
Voici une sélection.
Pour commencer, voir
cette page qui donne quelques explications sur les
desserts et pâtisseries pascales. De nombreuses recettes, de
différents pays d’Europe,
sont proposées ici.
C’est aussi le cas de
cette autre page spécialisée dans les
desserts ou encore de ces
deux pages surtout
consacrées aux desserts en chocolat. On trouve aussi des
recettes de la paskha (terme orthographié de
différentes manières) :
deux sur ce site, une ici parmi d’autres
recettes russes, ou
encore ici.
On trouve également des
recettes grecques, comme
celle du tsoureki, des
biscuits de Pâques (Koulourakia
lambriatika). Enfin, parmi d’autres, une recette
pascale occidentale, vendéenne plus
précisément :
l’alise pacaude (ou
ici), aussi
appelée galette pâquaude ou pain de
Pâques.
FESTE UND
SONNTAGE IM GLANZ DER OSTERFREUDE:
zum Freitag
der lichten Woche nach Ostern
Die Feier
der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum Thomassonntag:
Der Hl.
Apostel Thomas und die Wahrheit (von Erzbischof Stylianos von
Australien)
zum Sonntag der myrhontragenden
Frauen:
"Als Erstes begegnet der Auferstandene
den Frauen" (Predigt des Hl. JOHANNES Goldmund)
"Gedanken zu den Heiligen
Frauen in den Tagen nach Ostern (Eva Catafygiotu Topping)"
Die Feier
der Lebensspendenden Quelle der Gottesmutter
zum Freitag nach
Ostern
*Quellenhinweis*
Während der
ganzen Lichten Woche wird in allen Gottesdiensten der Kirche nur die
Freude von der Auferstehung des Heilands verkündet.
Anlässlich aller Gottesdienste, sogar der
Begräbnisse, wenn sie in dieser Woche stattfinden, verharren
wir in der Auferstehungsfreude. Trotzdem hat die Kirche am Freitag der
Lichten Woche noch eine freudebereitende Botschaft für uns.
Sie stellt uns nämlich die Gottesmutter dar, welche der Anfang
unserer Erlösung ist. Der Platz dieses Festes ist ein Beweis
für die Ehre, welche die Kirche der Gottesmutter bringt. Diese
Feier ist ein Zeugnis für uns, dass die Kirche dort, wo sie
den auferstandenen Christus verkündet, auch die
verkündet, aus welcher er Fleisch annahm, diejenige, die der
Anfang seines Erlösungswerkes war.
Die Mutter Gottes
wird in dieser Feier als Quelle der seelischen und leiblichen Heilung
vorgestellt, als zu uns dauernd fließende Gabenquelle, als
Wunderquelle, über deren Genuss wir uns freuen. Dieser
Vergleich hat seinen Ursprung an einer wirklichen Quelle, durch welche
die Gottesmutter viele Heilungen bewirkt hatte und wo der Kaiser Leon
der Große eine Kirche zu Ehren der Gottesmutter erbauen
ließ. Die Kirche ist nachher von Justinian, Basilius dem
Mazedonier und seinem Sohn, Leon dem Philosophen, erneuert worden. Die
Feier ist als Gedenktag der Erneuerung dieser Kirche entstanden und
wird bis heute gefeiert. Im Verlauf der Zeit aber wandelte sich die
Feier der Kirchenerneuerung immer mehr in ein Fest der Gottesmutter um,
welche die Quelle aller durch Wasser geschehenen Heilungen ist.
Was versteht
man unter der „lebensspendenden Quelle der
Gottesmutter“?
Angefangen am
Ostersonntag, hört man in der Kirche eine Woche lang nur ihren
Aufruf, uns zu freuen über die aus dem Grabe Christi, dem
Quell der Unverderblichkeit zu uns strömenden Gaben:
„Wohlan,
neuen Trank lasst uns trinken, nicht Wundertrank aus dürrem
Felsen, nein, der aus dem Grabe Christi strömenden
Unvergänglichkeit Born, in welchem wir Kraft
erlangen.“
So, wie wir Christus
Quell des Lebens, des lebendigen Wassers, der
Unvergänglichkeit und der Unsterblichkeit nennen, so nennen
wir auch die Gottesmutter:
„Quelle,
aus welcher alles Gute strömt und uns allen die Huld
fließt“ „himmlisches Manna und
göttliche Quelle des Paradieses“ , Quelle voller
„Wunder, die bereit zufließen sind“.
Am Freitag der
Lichten Woche ruft uns die Kirche, um auch aus dieser Quelle, aus
diesem Gnadenwasser zu trinken, um aus dem überfluss von Huld
und Barmherzigkeit zu kosten, welcher aus der immer sprudelnden Quelle
der Gottesmutter zu uns kommt:
„Ihr
Kranken, schöpft das Heilungswasser, weil die Allreine aus der
göttlichen Quelle den wahren Genuss ausgießt und den
Wonnestrom herausfließen lässt. Deswegen trinken wir
gläubig aus dem im überfluss vollen
Brunnen.“
Wenn wir die beiden
Quellen und das von ihr herausfließende Wasser näher
betrachten, bemerken wir, dass es sich um dasselbe erlösende
und heilende Wasser handelt, welches aus einem einzigen Quell, Gott,
hervorfließt, was die Festgottesdienste klar hervorheben:
„Freue
dich, Maria, du, die edelste des Menschengeschlechtes, Allreine. Freue
dich, weil der Schöpfer des Alls wie ein Tropfen auf dich
herabkam und dich als unsterbliche Quelle zeigte, du göttliche
Braut."
„Als
erhellte und geheiligte Lade des Gebieters des Alls kenne ich dich,
Jungfrau und Quelle der Unvergänglichkeit, welche das Wasser,
Christus, hervorquellen lässt, aus dem wir trinken."
Der Ursprung des
Wassers der Unsterblichkeit ist Gott. Er ist auf die Gottesmutter wie
ein Tropfen herabgekommen und hat sie zu einer Quelle gemacht, die
unseren Durst stillt. Das Menschsein der Gottesmutter wurde von der
Gottheit des Wortes geheiligt, durch dessen Wohnungnehmen in ihr, und
darum ist sie voll von Gnade, deshalb lässt sie auch uns das
Wasser der erhaltenen Gnade, das Wasser der Erlösung,
hervorquellen.
Die Gaben
oder die Wirkung der Quelle
Die erste und größte der Menschheit geschenkte Gabe
der Mutter Gottes war ihr Sohn. Durch ihre Reinheit und
Verfügbarkeit ermöglichte die Gottesmutter die
Menschwerdung Christi als völlige Initiative Gottes. Dank
ihrer Reinheit und Verfügbarkeit und ihrem erhaltenen und
nachher der Welt weitergegebenem Geschenk wurde die Mutter Gottes zu
einer reichlichen Gabenquelle für die ganze Menschheit. In den
Gottesdiensttexten dieses Festes wird sie mit einem fruchtbaren Feld
verglichen, das dank des göttlichen Regens reichliche
Früchte trägt:
„Wunderbare
und erstaunliche Werke vollbrachte der Gebieter der Himmel in dir,
Allreine. Von oben her tropfte er wahrhaft wie ein Regen in deinen
Schoß, göttliche Braut, und machte dich zu einer
Quelle, aus welcher alles Gute herausfließt und die allen,
die Stärkung des Leibes und Gesundheit der Seele brauchen,
durch das Wasser der Gnade in Form von vielen Wundern deine Huld
ausgießt.“
Christus bediente
sich seiner Mutter wie eines ehrwürdigen
Gefäßes, um über uns seine Wohltaten
auszugießen. Sie ist die Hoffnung der Sterblichen auf Gott,
das feste Fundament des Glaubens, der Turm der
Jungfräulichkeit und die Pforte des Heils. Durch sie wurde das
Paradies geöffnet, sie beseitigte den Makel der
Sünde, durch sie siegen die Christen und verfallen die Feinde.
Die Gottesmutter heilt unsere Seelen. Von ihr aus, wie von einer
dauernd fließenden Quelle, werden die Wohltaten ausgegossen,
welche wie das frische Brunnenwasser die Gläubigen laben.
„Heilbäche
lässt du aus deiner Quelle herausfließen denen, die
gläubig zu dir eilen, göttliche Braut. Umsonst gibst
du den Kranken reichliche Heilungen. Den zu dir kommenden Blinden
schenkst du klares Sehen, die Humpelnden machst du aufrecht und die
Gelähmten stark. Den Toten hast du auferstehen lassen und das
Leiden vieler Wassersüchtiger und Kranken geheilt.“
„Wer wird
deine Kraft beschreiben können, du Quelle, die du voll von
Wundern viele und übernatürliche Taten in deinen
Heilungen vollbringst? Welch große Gaben, die du allen
verschenkst! Denn nicht nur die schweren Krankheiten der zu dir
Kommenden hast du liebevoll verjagt, sondern du nimmst auch die
seelischen Leidenschaften hinweg, Allreine, und dabei offenbarst du
dein großes Erbarmen.“
In seiner
Allwissenheit wusste Gott, dass wir mutiger zu jemandem, der uns
ähnlich ist, kommen können, um so mehr zu einer
liebenden Mutter. Deswegen schenkte „der Spender der
Güter“ der ewig Seligen eine Menge seiner Gaben, die
sie uns unseren Bedürfnissen entsprechend weiterschenkt.
„Alle
Gläubigen heilst du: Die Fürsten, die Leute aus dem
Volk, die Armen, die Führer, diejenigen, die unter Not leiden
oder überfluss haben, allen lässt du, Quelle, das
Wasser wie ein einziges Heilmittel zufließen.“
Für uns ist
die Gottesmutter immer eine Stütze, eine nicht
täuschende Hoffnung, zu der wir eilen, sooft wir in
Bedrängnis sind, und bei der wir jedes mal Hilfe finden und
uns dadurch freuen.
„Du
erfreust übernatürlich, Jungfrau, die
Gläubigen, wenn du aus dem ewigen Quell ihnen die Gnade
herausfließen lässt und ihnen dabei Kraft
über die Feinde, ständigen Sieg, Gesundheit, Frieden
und Erfüllung aller Bitten gibst.“
Wir
angesichts der lebensspendenden Quelle
Die Orthodoxe Kirche
glaubt an die Vermittlung der Gottesmutter und verehrt sie wie eine
Hochgeehrte und Allheilige. Die Verehrung der Gottesmutter ist auf ihr
Mitwirken an der Menschwerdung Christi, sowie auch auf ihre Vermittlung
und ihre Hilfe als von ihrem Sohn untrennbare Mutter der Kirche
begründet. Am Freitag der Lichten Woche, wenn wir der
lebensspendenden Quelle der Gottesmutter gedenken, haben wir die
Gelegenheit, uns in der Anwesenheit derer zu fühlen, vor der
die ganze Schöpfung sich freut und staunt. Wir stehen auch vor
der Gottesmutter und bewundern ihre Größe und die
vielen Gnadentaten, derentwegen wir uns freuen.
„Wer wird
deine Kraft beschreiben können, du Quelle, die du voll von
Wundern viele und übernatürliche Taten in deinen
Heilungen vollbringst? Welch große Gaben, die du allen
schenkst! Denn nicht nur die schweren Krankheiten hast du liebevoll
verjagt, sondern du wäschst auch die seelischen
Leidenschaften, Allreine, und dabei offenbarst du dein großes
Erbarmen.“
Wir bleiben nicht nur
beim Staunen angesichts der Gottesmutter, sondern ihrer Wundertaten
eingedenk, preisen wir sie selig und bringen ihr Lobgesang:
„Freue
dich, du Quelle, die du das Leben trägst und den Meeren gleich
über alle Welt Wunder ausgießt;
du Wolke, die reicher an Gaben als die Ströme des Nils ist;
der zweite Schiloach, welcher das Wasser wie aus einem Stein
herausfließen lässt und die reinigende Wirkung des
Jordans hat;
erlösendes Manna, welches den Reichtum im überfluss
hat, für diejenigen, die es suchen;
Mutter Christi, Jungfrau,
welche du der Welt großes Erbarmen darreichst.“
Der Festikos ist eine wunderschöne Lobhymne zur Mutter Gottes:
Allreine Gottesgebärerin, die du unaussprechlich das
ewige Wort des Vaters geboren hast,
öffne meinen Mund, Hochgeehrte,
mach mich zu einem deiner dich Lobenden,
damit ich dich preise und deiner Quelle so singe:
Freue dich, du Quelle der unaufhörlichen Freude;
freue dich, du Ausgießung der unaussprechlichen
Schönheit.
Freue dich, Erlösung von allerlei Krankheiten;
freue dich, überwindung verschiedener Leidenschaften.
Freue dich, allreiner Strom, welcher die Gläubigen heilt,
freue dich, vorzügliches Wasser für die Kranken auf
vielerlei Weise.
Freue dich, Wasser der Weisheit, welches die Unwissenheit vertreibt;
freue dich, des Herzens Wein gemischt aus Lilienparfüm.
Freue dich, des Manna spendender Lebensbecher;
freue dich, reinigendes Bad und Nektar aus der göttlichen
Quelle.
Freue dich, die du überwindungsmöglichkeit der
Schwachheit offenbarst;
freue dich, du, die du die Flamme der Leidenschaften
auslöschst.
Freue dich, erlösungsbringendes Wasser!“
Es ist ein Ruf, der aus der Fülle unserer Freude
entspringt, eine Huldigung, die wir unserer göttlichen Mutter
bringen. Es ist unser Lob, das wir unserer Mutter, die wir mit unseren
geistlichen Augen sehen, bringen. Gleichzeitig bitten wir sie, dass
ihre lebengebende Quelle auch über uns fließt, damit
sie uns im Gebet Beistand sei und uns vor Leidenschaften bewahre:
„Lass mir jetzt,
Jungfrau, du Quelle, Gottesgebärerin,
ein Wort der Gnade herausquellen,
damit ich deine Quelle lobe,
die den Gläubigen Leben und Gnade aufgehen lässt,
weil du das hypostatische Wort hervorgehen ließest.“
„Immer tötet mich der Feind mit den Antrieben der
Genüsse,
Gebieterin. Du, Quelle, Gottesgebärerin,
übersehe mich nicht,
eile mir zu Hilfe
und befreie mich von seinen Fallen,
damit ich dich lobe, ewig Gebenedeite.“
Die
Anwesenheit der Jungfrau bringt viel Menschlichkeit ins Leben des
Christentums. Durch sie wird der Himmel erhellt, er wird sensibler,
weil sich dort eine Mutter befindet, die neben Gott ist, welche dank
seiner Gutwilligkeit einerseits auf ihn Mutterautorität hat,
wenn sie für uns bittet, und andererseits
Mutterzärtlichkeit angesichts unserer Schwierigkeiten!
Vater Serafim
Pâtrunjel, Die Orthodoxe Spiritualität der
Osterzeit, Kommentar zum Pentekostarion, Würzburg 1998, S.
130-134
hier aus St. Andreas Bote
Der Hl.
Apostel Thomas und die Wahrheit
von Erzbischof Stylianos von Australien
*Quellenhinweis*
Wenn Ostern der
Höhepunkt des ganzen Kirchenjahres ist, dann ist der Sonntag
nach Ostern, den die Kirche „Antipascha“ oder
„Sonntag der Erneuerung“ nennt, eine
„Erneuerung der Auferstehung. Er kann mit Recht sowohl der
erste als auch der achte Tag genannt werden. Der achte Tag, weil er
acht Tage nach Ostern gefeiert wird, und der erste, weil er Anfang der
anderen ist. Der achte, weil er als Vorbild des abendlosen Tages der
künftigen Welt betrachtet wird, des Tages welcher der erste
und einzige sein wird, weil keine Nacht ihn mehr zertrennen
wird“ (Synaxarion zum Thomas-Sonntag). Deshalb sollte er auch
als wichtiger als die anderen Sonntage gesehen werden.
Es ist nur
folgerichtig, dass an diesem hervorragenden und großen Tag
die Kirche das Gedächtnis für einen Heiligen
angesetzt hat, der auch über den entsprechenden geistigen
Glanz verfügt. Daher feiern wir an diesem Sonntag das
Gedächtnis des Hl. Apostels Thomas und deshalb ist dieser
Sonntag auch als „Thomas-Sonntag“ bekannt.
Allerdings scheint dieser Apostel im Volksglauben der verrufenste
Jünger Jesu zu sein. Unglauben war als Beschuldigung sogar bei
den Wüstenvätern mehr als jede andere Sünde
gefürchtet. Der Hl. Petrus, der in einem Augenblick
menschlicher Schwäche Christus verleugnete, wurde aber nicht
als Ungläubiger oder Verräter bezeichnet, im
Gegenteil. Aber der Hl. Thomas wurde, ohne wirklich ohne Glauben
gewesen zu sein, der „ungläubige Thomas“
genannt und wurde für alle Zeit das Symbol für
Unglauben und Zweifel par excellence. Klar ist aber doch, dass eine
solche Charakterisierung mit einem Apostel und Heiligen unvereinbar
ist. Was stimmt also? Irgendetwas muss in der Erzählung fehlen
oder nicht beachtet sein, dass wir die geschilderten Ereignisse nicht
in der richtigen Konsequenz sehen können.
Um den richtigen
Blickwinkel zu finden und den Widerspruch zu verstehen, müssen
wir etwas sorgfältiger untersuchen, was denn genau das
Verhalten des Hl. Thomas gegenüber dem Auferstandenen war und
wie Christus Selbst dieses Benehmen gesehen hat. Dazu benutzen wir den
Text des Evangeliums (Joh 20,19-29).
Wir erinnern uns,
dass die Jünger sich versammelt und „aus
Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten“.
Da kam Jesus und trat in ihre Mitte. Bevor er ihnen „seine
Hände und seine Seite“ zeigte, damit sie
erkannten, dass es wirklich Er war, der gekreuzigt worden war und nicht
irgendein Geist, sagte er zu ihnen „Friede sei mit
euch!“ In diesen beiden Worten
(εἰρήνη ὑμῖν) liegt
der Schlüssel für die Lösung des
geschilderten Problems. Friede war die unerlässliche
Voraussetzung und die einzige Macht, die die Panik und Verwirrung,
hervorgerufen durch das Miterleben der Passion, beseitigen konnte. Nur
der Friede würde es den Jüngern ermöglichen
das Mysterium der Auferstehung ohne allen Zweifel zu akzeptieren.
Deshalb überträgt Christus Seinen Frieden auf die
Jünger, bevor er Seine Hände und Seine Seite als
Beweis zeigt. Dann war es nur natürlich, dass „sich
die Jünger freuten, dass sie den Hern sahen.“
Aber, Thomas war bei
diesem ersten Treffen nicht dabei. Als er die anderen Jünger
sagen hörte „wir haben den Herrn
gesehen“, konnte er weder Furcht noch Verwirrung
aus seiner Seele verbannen. Mehr noch, da er mit sich selbst wie auch
mit seinem Meister ehrlich sein und nicht nur ein Lippenbekenntnis
ablegen wollte, machte er die direkte Erfahrung mit dem Auferstandenen
zur Bedingung für seinen Glauben. Als „acht
Tage darauf“ die Jünger wieder versammelt
waren, war „Thomas dabei“ und
Jesus erschien in ihrer Mitte und wiederholte die Worte und Gesten
Seines ersten Kommens. Er beginnt wieder mit den Worten „Friede
sei mit euch!“, damit auch das verhärtete
Herz des Thomas befreit werde. Und gleich danach sagt er zu ihm „Streck
deine Finger aus – hier sind meine Hände! Streck
deine Hand aus und leg sie in meine Seite, und werde nicht
ungläubig, sondern gläubig!“
Nun müssen
wir uns eine Reihe wichtiger Einzelheiten ansehen:
Obwohl der Hl. Thomas
aufgefordert wird, Christus zu berühren, wagt er es nicht.
Vielleicht wäre es richtig zu sagen, dass es nicht
länger nötig war. Er hat seinen Frieden erhalten und
kann nun frei von Furcht sehen und glauben.
Als ihn Christus
auffordert ihn zu berühren sagt Er zum Hl. Thomas nicht
„sei nicht ungläubig“ sondern
„werde nicht ungläubig“ (μὴ γίνου
ἄπιστος),
d.h. dass Er ihn nur vor einem möglichen und nicht vor einem
existierenden Unglauben bewahrt.
Christus
beschließt das Gespräch mit der bewegenden Aussage „weil
du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch
glauben“. Wir sehen hier, dass Er Thomas weder
beschuldigt noch rügt nur nach Seinem Anblick zu glauben. Auch
die anderen Jünger hatten sich erst gefreut, als sie, wie
schon erwähnt, den Herrn gesehen hatten. Jedenfalls wollte der
Herr Seine Jünger daran erinnern, dass der Mensch von Gott
eine Fülle anderer Fähigkeiten und Gefühle
erhalten hat, nicht nur die Augen! Wenn schon die Alten wussten welch
trügerische und unzuverlässige Zeugen „die
Augen und Ohren“ für die Sterblichen sind, dann
hatte der Gott-Mensch um so mehr das Recht an die Priorität
dieser tieferen Wurzeln zu erinnern, die der Mensch hat um die Wahrheit
zu erkennen. Deshalb hält er die, die diesen tieferen Wurzeln
vertrauen für selig, ohne in irgendeiner Weise diejenigen zu
verurteilen, die ihre fünf Sinne gebrauchen, die ja auch von
Gott gegeben sind.
Es ist typisch, dass
der Hl. Thomas nicht einfach zufrieden war, sich wie die anderen
Jünger zu freuen, als er den Auferstandenen sah. Sein
Gefühlsansturm und seine Lauterkeit veranlassten in ihm das
Verlangen, mit den Fingern die offenen Wunden Christi zu
berühren, um Ihm dadurch wieder irgendwie körperlich
nahe zu sein. Und seine überschwängliche Natur
veranlasste ihn zu dem unvergleichlichen Bekenntnis „Mein
Herr und mein Gott!“. Ein Bekenntnis, das kein anderer
Augenzeuge der Auferstehung machen konnte, nicht einmal die
zärtlichen und ausdrucksvollen Frauen, die als Erste den Herrn
sahen.
Wir müssen
auch sehen, dass dieses Bekenntnis des Hl. Thomas nicht nur eine
allgemeine und leichtfertige Anerkennung der Göttlichkeit
Christi war, sondern die persönliche Bekräftigung und
die bedingungslose Hingabe der ganzen Existenz des Jüngers an
seinen Meister, der den Tod besiegt hatte. Diese völlige
Hingabe an die Fülle der göttlichen Macht wird durch
das Wort „mein“ in Bezug auf den Auferstandenen
ausgedrückt.
Nach all dem wird
klar, dass der Hl. Thomas (der während der drei Jahre des
öffentlichen Wirkens des Gott-Menschen keineswegs aufgefallen
war wie andere Jünger, wie Petrus, Jakobus und Johannes) nun
wegen der Auferstehung Christi und seinem Verhältnis dazu in
den Augen aller Gläubigen und der Geschichte als etwas
Besonders gesehen wird. Diese Besonderheit ist aber nicht negativ, wie
man aus einer oberflächlichen Wertung der Ereignisse
schließen könnte, sondern positiv. Er fällt
auf und ist nicht mehr völlig gleich mit den anderen
Jüngern (denn er brauchte auch nicht mehr als die anderen um
zu glauben), er fällt dadurch auf, dass er mit seinem
leidenschaftlichen und einzigartigen Bekenntnis sozusagen
„das höchste Gebot“ für das
Mysterium der Auferstehung abgegeben hat. Die Kirche ehrt ihn daher
rechtens als Apostel und Heiligen und hat richtigerweise die Feier
seines Gedächtnisses auf einen so hervorragenden Sonntag im
Jahr gelegt.
Nun bleibt uns nur
noch die Beantwortung der letzten Frage. Wenn man alle diese positiven
Argumente betrachtet, warum hat der Volksglaube dann einen Apostel
dieser Bedeutung und trotz seines leidenschaftlichen Bekenntnisses den
„ungläubigen Thomas“ genannt? Zuerst muss
man festhalten, dass die Volksfrömmigkeit (die spontan und
anspruchslos die tiefere gemeinsame Erinnerung und das Bewusstsein des
einen Volkes Gottes ausdrückt) keinem solch schreienden Irrtum
und keiner solchen Ungerechtigkeit unterliegen könnte. Wir
müssen vielmehr annehmen, dass der unverbrüchliche
Glaube und die Hingabe der Volksfrömmigkeit an die Person des
Gott-Menschen nicht einmal die Spur eines Vorbehalts, und sei es nur
für einen Augenblick, in allem was die Göttlichkeit
und Einzigartigkeit des Lebens des Gott-Menschen betrifft (sowohl in
seiner Gesamtheit wie in den einzelnen Begebenheiten) ertragen
könnte. Das allein ist der Grund, warum die
Volksfrömmigkeit ihr Feingefühl mit diesem
„ungläubig“ ausdrückt, was
keineswegs verhindert, dem Hl. Apostel Thomas durch alle Zeitalter
hindurch die ihm gemäße Ehre der Verehrung der
Kirche zu erweisen.
Voice of Orthodoxy,
vol. 11/5, The Official Publication of the Greek Orthodox Archdiocese
of Australia, May 1990; übers. G. Wolf.
hier aus St. Andreas Bote
Die
Begegnung der Frauen
mit
dem Auferstandenen
Eine Predigt des Hl. Johannes
Chrysostomos
*Quellenhinweis*
Nach
der Auferstehung erschien der Engel. Weshalb kam er und schob den Stein
fort?
Wegen der Frauen;
sie sahen ihn ja am Grab sitzen. Damit sie glaubten, dass der
Herr erstanden ist, sollten sie sehen, dass das Grab ohne Leichnam war.
Deshalb hatte der Engel den Stein weggewälzt, deshalb war auch
das Erdbeben entstanden, damit sie sich aufrafften und munter werden
sollten. Sie waren ja aufgebrochen, den Leichnam zu salben; und das
geschah in der Nacht, so dass einige vielleicht noch schlaftrunken
waren.
Weshalb, aus welchem Grund sprach der Engel: »Fürchtet
euch nicht!« ?
Er wollte ihnen zunächst die Furcht nehmen und dann die
Auferstehung verkündigen. ...
Ihr habt keinen Grund zur Furcht, sagte er, - wohl aber jene,
die den Herrn gekreuzigt haben.
Als er ihnen nun die Furcht genommen hatte durch seine Worte
wie auch durch sein Aussehen – er erschien ja in leuchtender
Gestalt, da er eine solche Freudenbotschaft zu überbringen
hatte – , fuhr er fort:
»Ich weiß, ihr sucht Jesus, den
Gekreuzigten.«
Der Engel scheute sich nicht, den Gekreuzigten zu
erwähnen; denn er ist ja der Ursprung des Heils.
»Er ist auferstanden.«
Woraus ist das ersichtlich? »Wie Er
gesagt hat.«
Wollt ihr mir nicht glauben, meinte Er, so erinnert euch an
Seine Worte, und ihr werdet mir den Glauben auch nicht versagen. Dann
folgt ein weiterer Beweis:
»Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er
lag.«
Deshalb hatte er doch den Stein entfernt, um ihnen diesen
Beweis zu geben.
»Und sagt seinen Jüngern: Ihr werdet ihn
in Galiläa sehen.«
Er forderte sie auf, auch anderen die frohe Kunde zu melden –
ein Umstand, der sie ganz besonders zum Glauben bewegen musste.
Passend sagte er: »in
Galiläa«, um sie aus Schwierigkeiten und
Gefahren zu ziehen, damit die Furcht nicht etwa ihren Glauben
beeinträchtige.
»Und sie verließen das Grab voll Furcht und
Freude.«
Wieso? Sie hatten etwas Bestürzendes und
Unerhörtes erlebt: das leere Grab, wohin Jesus vor ihren Augen
gelegt worden war. Deshalb hatte der Engel sie auch zum Schauen
eingeladen, damit sie Zeugen beider Ereignisse würden, sowohl
des Grabes als auch der Auferstehung. Sie begriffen auch, dass niemand
Ihn hätte fortschaffen können, da dort so viele
Soldaten lagerten;
Er selbst musste auferstanden sein.
Daher waren sie zugleich erfreut und verwundert und empfingen auch den
Lohn für ihr Ausharren, da sie als erste sehen und
verkünden durften, nicht nur was sie gehört, sondern
auch was sie gesehen hatten.
Als
sie in Freude und Furcht das Grab verließen,
»siehe, da kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid
gegrüßt! Sie aber umfassten seine
Füße.«
Mit überwältigender Freude eilten
sie auf Ihn zu und empfingen durch die Berührung den Beweis
und die volle Gewissheit Seiner Auferstehung.
»Und sie warfen sich vor Ihm nieder.«
Was sagte nun der Herr? »Fürchtet
euch nicht!«
Auch Er nimmt ihnen wieder die Furcht, um dem Glauben den Weg
zu bahnen.
»Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen
nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.«
Sieh, wie Er selbst durch die Frauen die frohe Kunde
überbringen lässt, um, wie ich schon oft
erklärt habe, das so unterschätzte (weibliche)
Geschlecht zu Ansehen zu bringen, es zu berechtigter Hoffnung zu
führen und das, was sie zu erleiden haben, zu heilen.
Vielleicht
wünscht jemand von euch, bei ihnen gewesen zu sein und Jesu
Füße zu umfassen?
Wenn ihr wollt, habt ihr auch jetzt die Möglichkeit, nicht nur
Seine Füße und Hände, sondern auch Sein
heiliges Haupt zu umarmen, wenn ihr mit reinem Gewissen die
ehrfurchtgebietenden Geheimnisse genießt.
Doch nicht nur hier, sondern auch an jenem Tag werdet ihr Ihn schauen,
wenn Er in unbeschreiblicher Herrlichkeit in Begleitung der Engel kommt.
Falls ihr nur Menschenliebe üben wolltet, werdet ihr dann
nicht nur diese Worte: »Seid
gegrüßt!« zu hören bekommen,
sondern auch die anderen:
»Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
nehmt das Reich in Besitz, das seit Erschaffung der Welt für
euch bestimmt ist« (Mt 24,34).
Seid
also menschenliebend, damit ihr diese Worte zu hören bekommt.
Und ihr goldbehangenen Frauen, die ihr die eiligen Schritte dieser
Frauen erlebt habt,
legt doch jetzt, wenn auch spät, die krankmachende Sucht nach
dem Gold ab.
Wollt ihr diesen Frauen nacheifern,
legt den Schmuck ab, den ihr euch umhängt,
und schmückt euch mit Mildtätigkeit!
Heiser,
Lothar, Jesus Christus, Das Licht aus der Höhe,
Verkündigung, Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der
Orthodoxen Kirche (Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia
– Oriens; Bd. 47), St. Ottilien 1998, S. 647 ff., Johannes
Chrysostomos, 89. Homilie zum Matthäus-Evangelium, 2f.; PG 58,
783-785
hier aus St. Andreas Bote
Gedanken zu den Heiligen Frauen
in den Tagen nach Ostern
von Eva Catafygiotu Topping
*Quellenhinweis*
Während der 50 Tage nach Ostern
feiert die Orthodoxe Kirche einige außergewöhnliche
Frauen als Heilige.
Es sind die Myronträgerinnen,
die Samariterin
und die Blutflüssige Frau.
Ihre Namen erscheinen in unserem Kalender.
Unsere liturgischen Bücher enthalten zahlreiche Hymnen zu
ihren Ehren. Das Pentekostarion zeigt Hunderte von Beispielen. Und mehr
als tausend Jahre lang haben Theologen und Bischöfe Predigten
und Loblieder auf diese glaubensfesten heiligen Frauen verfasst.
Nach der liturgischen Tradition werden die
Myronträgerinnen – unter ihnen Maria Magdalena,
Johanna, Salome, Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die
Mutter der Söhne des Zebedäus – gemeinsam
verehrt.
Alle vier Evangelien (Mt 28, Mk 15, Lk 24, Joh 20) bezeugen, dass diese
gläubigen Jüngerinnen die ersten Zeugen der
Auferstehung waren; die ersten, die den Auferstandenen Herrn sahen, die
ersten, die Frohe Botschaft
(Εvαγγέλιον)
zu verkünden, dass Christus, wie Er vorausgesagt hatte,
wahrhaft von den Toten auferstanden ist.
Es ist eine eindrucksvolle und bedeutsame
Tatsache, dass die Grundvoraussetzung des Christentums, die
Auferstehung, ausschließlich vom Zeugnis von Frauen
abhängt.
Das erste ‚Christus ist
auferstanden’ kam aus dem Munde der Myrontragenden Frauen.
Damit sind diese Jüngerinnen die ersten Evangelisten und
Apostel.
Weil die Jünger, die Elf des inneren Zirkels, geflohen waren
und sich verbargen, erfuhren sie das Evangelion zuerst von den Frauen.
Die Worte eines alten Hymnus machen klar wie die Reihenfolge ist:
„Als sie vom Engel die lichte
Botschaft
(κήρυγμα) der
Auferstehung erfuhren, sagten die Jüngerinnen
(μαθήτριαι)
des Herrn zu den Jüngern: ‚Der Tod ist besiegt;
Christus, Gott, ist auferstanden.’“
Noch eine Frau des Glaubens wird am
fünften Sonntag nach Ostern gefeiert.
Sie ist die Samariterin, mit der sich Christus eines heißen
Mittags am Jakobsbrunnen unterhielt.
Es ist die längste überlieferte Unterhaltung Jesu.
Das vierte Kapitel des Johannes-Evangeliums erzählt die
bemerkenswerte Geschichte der Begegnung mit Jesus. Als die
Jünger sahen, wie ihr Lehrer mit einer fremden Frau sprach,
waren sie schockiert. Die Ungehörigkeit war zu groß
für ihre konventionellen Ansichten.
Jesus aber teilte ihre Vorurteile nicht. Er verachtete die Frau nicht
wegen ihres Geschlechts, ihrer Lebensführung oder Religion.
Lieber diskutierte er mit ihr über Theologie und lehrte sie
Gott im Geist und in der Wahrheit zu verehren.
Und ihr gegenüber, nicht seinen Jüngern, offenbarte
er zum ersten Mal, dass Er der Messias war, den die Propheten Israels
vorhergesagt hatten.
Die Samariterin hörte die erstaunlichen Worte und glaubte Ihm.
Dann lief sie, den Leuten der Stadt die Frohe Botschaft zu bringen. So
stark war ihr Glaube, dass auch diese glaubten. Auch sie war ein erster
Apostel. Später wurde die ‚Samariterin’
Thema vieler byzantinischer Hymnen und Predigten.
Aus den synoptischen Evangelien (Mt
9,20-26; Mk 5,25-34; Lk 8,42-48) kommt die Geschichte einer anderen
gläubigen Frau. Sie ist die Unglückliche, die von der
Gesellschaft und dem Kultus wegen eines Blut-Tabus verstoßen
und beschämt wurde. Die Orthodoxie Kirche gedenkt ihrer als
Hl. Veronika am 12. Juli. Sie wurde von ihrer Krankheit geheilt und von
der Schande befreit als sie sich selbst heilte, indem sie den Saum des
Gewandes Jesu berührte. In einem Hymnus aus dem 6. Jh. von
Romanos dem Meloden sagt Christus zu der Frau, dass nicht Er die
Heilung verursacht, sondern dass ihr Glaube dieses Wunder vollbracht
habe. Immerhin zeigt diese Geschichte die Haltung Jesu
gegenüber Ritualen, Tabus und Traditionen, die Frauen
erniedrigten und diskriminierten. Ohne Rücksicht was die
Tradition über Blut und „unreine“ Frauen
lehrte, verwarf Jesus diese Vorstellung. Man kann sich schon etwas
darüber wundern, dass sie sich in der Kirche bis heute
gehalten hat.
Durch die Erfahrungen der
Myronträgerinnen, der Samariterin und der
Blutflüssigen Frau will die Kirche die Bedeutung der
Auferstehung, von Ostern, mit seiner Botschaft von Leben, Freude und
Hoffnung ausschmücken. Stark, selbstsicher, klug und tapfer
hießen diese heiligen Frauen die Ankunft der Neuen
Schöpfung, die Jesus einleitete, willkommen. Furchtlos, im
Gegensatz zu den Jüngern, gingen die Myronträgerinnen
zum Grab, erfuhren, dass Christus den Tod zertreten hatte und wurden
die ersten Träger der christlichen Verkündigung.
Die Samariterin sprach mit Jesus, entdeckte, dass der Messias gekommen
war und verkündete Ihn der Welt.
Um ihre Gesundheit und den Zugang zu Gesellschaft und Kultur
wiederzugewinnen trotzte die Ausgestoßene den Konventionen,
überwand ihre Furcht, drängte sich an Christus heran
und fand Heilung durch ihren Glauben.
Im Zentrum jeder Erzählung steht
Jesus. Er war es, der es diesen Frauen ermöglichte Freude und
Befreiung zu erfahren. Es geschah, weil er sie als Personen akzeptierte
und jede von ihnen als Mensch, geschaffen als Abbild Gottes,
schätzte.
Er entwarf nie eine
„frauengerechte“ Umwelt für sie. Er zwang
sie nie in patriarchalische Muster.
Die Beziehung dieser weiblichen Heiligen
zum Gründer des Christentums fordert in dieser Zeit nach
Ostern zum Nachdenken auf.
http://www.stnina.org/97sp/97sp-topping-easter.htm, dt. von G. Wolf
HIMMELFAHRT CHRISTI
Auf zum Vater
steigt Christus empor
stellt vor Ihn
unsere menschliche Natur
die Er annahm
für uns
|
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Mit der Himmelfahrt unseres Herrn und Erloesers Jesus Christus ist die
oesterliche Zeit abgeschlossen und es beginnt die Vorbereitung auf
Pfingsten. In der Kirche werden nicht mehr die Gesaenge des Osterjubels
gesungen; die Glaeubigen begruessen einander nicht mehr mit dem
Ostergruss. Dennoch empfinden wir keinen traurigen Abschied vom Herrn,
sondern stellen uns viel mehr in freudiger Erwartung auf die
verheissene Sendung des Heiligen Geistes ein. So faehrt Christus auf in
die Herrlichkeit des Vaters, ohne sich von uns zu trennen. Mit Ihm wird
auch unsere menschliche Natur der göttlichen Herrlichkeit
teilhaftig.
Hier beginnt, was sich einst auch an uns und am ganzen Kosmos vollenden
wird:
die Rückführung der von Gott getrennten
Schöpfung !
Nachdem
Du fuer uns die Heilsordnung erfuellt
und das Irdische mit dem Himmlischen vereint hast,
bist Du aufgefahren in Herrlichkeit,
Christus, unser Gott.
Ohne uns zu verlassen, ungetrennt,
rufst Du denen, die Dich lieben zu:
Ich bin mit euch,
und niemand kann wider euch sein !
Wie
Du Selbst gewollt, wurdest Du geboren.
Und wieder erschienst Du, wie Du Selbst beschlossen,
und littest als Mensch.
Doch als Gott standest Du auf,
und zu den Himmeln in Herrlichkeit stiegest Du empor
und führtest hinauf der Menschen Natur,
und mit Herrlichkeit schmücktest Du sie.
CHRISTI HIMMELFAHRT
Festabschluss der Osterzeit
*
Quellenhinweis *
Der Mittwoch, der dem fünften Sonntag nach Ostern folgt, ist
der Tag, an dem wir die Osterzeit abschließen. Wir gedenken
des letzten Tages der tatsächlichen Gegenwart des
auferstandenen Christus unter Seinen Jüngern; und zur Ehre
dieser Seiner Gegenwart, und um die Auferstehung noch einmal zu ehren,
wiederholt die Kirche an diesem Mittwoch den gesamten Gottesdienst des
Oster-Sonntags. Und nun kommen wir zum vierzigsten Tag nach Ostern, zu
dem Donnerstag, an dem die Kirche das Fest der Auffahrt feiert (Lk
24,51).
Zur Vesper der Himmelfahrt am Mittwoch Abend werden drei Lesungen aus
dem Alten Testament gelesen. Die erste Lesung (Jes 2,2-3) spricht vom
Berg: "Am Ende der Tage wird es geschehen: Der Berg mit dem
Haus des Herrn steht fest gegründet als höchster der
Berge ... zu ihm strömen alle Völker ... Viele
Nationen machen sich auf den Weg ... Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg
des Herrn." Dies bezieht sich auf dem Ölberg, von
dem Christus zu Seinem Vater aufstieg. Die zweite Lesung (Jes
62,10-63,3.7-9) wurde wegen der folgenden Worte gewählt: "Zieht
durch die Tore ein und aus, und bahnt dem Volk einen Weg ... In seiner
Liebe und seinem Mitleid hat er selbst sie erlöst. Er hat sie
emporgehoben und sie getragen ...". Christus, aufgefahren in
den Himmel, öffnet Seinem Volk die Tore, Er bereitet ihm den
Weg, Er trägt es und hebt es mit sich empor. Die dritte Lesung
(Sach 14,1.4.8-11) redet ebenso von dem Berg, der den Hintergrund
für den letztendlichen Triumph Christi abgab: "Siehe,
es kommt ein Tag für den Herrn ... Seine
Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg
stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt. ... An
jenem Tag wird aus Jerusalem lebendiges Wasser fließen ..."
Die Gesänge für den Orthros von Himmelfahrt sind
bereits erfüllt mit Andeutungen, die sich auf den Geist, den
Tröster beziehen, den Christus senden wird. Himmelfahrt ist
das Vorspiel für Pfingsten.
Bei der Liturgie wird der Anfang der Apostelgeschichte (Apg 1,1-12)
gelesen. Jesus wird, nach einem letzten gemeinsamen Mahl mit Seinen
Aposteln, emporgehoben und in einer Wolke aufgenommen. Die Gegenwart
einer Wolke zeigt klar den symbolischen Charakter dessen, was man den
physischen Aspekt der Himmelfahrt nennen könnte. Die Wolke,
die das Offenbarungszelt, die Stiftshütte, umhüllte
und die Israel durch die Wüste führte bildete das
sichtbare Zeichen der göttlichen Gegenwart. Die Aufnahme
Christi in eine Wolke ist keine banale Bildersprache: es bedeutet, dass
das Ende des irdischen Lebens unseres Herrn die Aufnahme Seines
verklärten Leibes in den Schoß Gottes ist.
Das Evangelium für die Liturgie (Lk 24,36-53) berichtet von
den Geschehnissen, beginnend bei der ersten Erscheinung des
auferstandenen Jesus bei den versammelten Jüngern, bis zu
Seiner Himmelfahrt.
Wenn man die Osterfreude ernsthaft durchlebt hat, empfindet man schon
einen gewissen Abschiedsschmerz, wenn der Himmelfahrtstag sich
nähert. Wir wissen natürlich, dass er einer der
großen christlichen Festtage ist, und doch erscheint er wie
eine Trennung, ein Abschied und danach ist unser Herr nicht mehr in
ganz derselben Weise bei uns. Die Jünger aber empfanden das
nicht so. Sie hätten von Trauer überwältigt
sein können, aber das Gegenteil war der Fall, denn "dann
kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück"
(Lk 24,52). Auch wir können zu dieser Freude der Himmelfahrt
gelangen. Warum sollen sich Christen über die Himmelfahrt
freuen?
Erstens, die Herrlichkeit unseres Herrn muss uns kostbar sein und die
Himmelfahrt ist die Krönung Seiner irdischen Sendung. Er hat
Seine Sendung, die Ihm der Vater aufgetragen hat, erfüllt.
Sein ganzes Wesen verlangt nach dem Vater. Nun wird Er vom Vater
willkommen geheißen für Seinen Sieg über
Sünde und Tod – ein Sieg, der so bitter erkauft
wurde. Nun wird Er im Himmel verherrlicht. Die Herrlichkeit und das
Verlangen unseres Herrn sind für uns sicher wichtiger als die
Art ‚sichtbarer Tröstungen’, die wir von
Seiner Gegenwart erfahren könnten. Wir sollten lernen unseren
Herrn genug zu lieben, um uns über Seine Freude zu freuen.
Zweitens zeigt uns die Himmelfahrt, dass Gott das ganze Werk der
Wiedergutmachung Seines Sohnes annimmt. Die Auferstehung war das erste
glänzende Zeichen dieser Annahme und Pfingsten wird das letzte
Zeichen sein. Die Wolke, die heute Jesus Christus einhüllt und
mit Ihm zum Himmel emporsteigt, stellt den Rauch des Opfers dar, der
vom Altar zu Gott emporsteigt. Das Opfer ist angenommen und der
Geopferte wird in die Gegenwart Gottes empfangen, wo Er weiter in
ewiger und himmlischer Weise dargebracht wird. Das Werk unserer
Erlösung ist vollendet und gesegnet.
Es kehrt aber nicht nur eine Natur Christi zum Vater zurück.
Zu den Menschen kam der unkörperliche Logos herab. Aber heute
tritt das fleischgewordene Wort, wahrer Gott und wahrer Mensch, in das
Königreich des Himmels ein. Christus bringt die menschliche
Natur, die Er angenommen hat, mit. Er öffnet der Menschheit
die Tür. Wie als Stellvertreter nehmen wir die Wohltaten, die
uns angeboten und ermöglicht werden, in Besitz. "[Gott]
hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm
einen Platz im Himmel gegeben." (Eph 2,6) Wenn wir glauben,
sind für uns Plätze im Himmel vorbestimmt. Unsere
Gegenwart ist erwünscht und erwartet.
Die Himmelfahrt lässt unsere Vorstellungen über den
Himmel näher und realer erscheinen. Und was ist
‚Himmel’ genau? Theologisch wäre es nicht
unmöglich, dass der Himmel ein ‚Ort’ ist,
ein Ort, der unseren Erfahrungsraum transzendiert. Jedenfalls ist
Himmel aber ein Zustand: ein Zustand vollkommenen Glücks.
Zuallererst und ganz wesentlich besteht diese Glückseligkeit
in der Schau Gottes und in der engen Gemeinschaft mit den Personen der
Heiligen Dreieinigkeit und ihrem Leben in Liebe. Teil zu sein des
göttlichen Lebens, Quelle des Vollkommenen und aller
Glückseligkeit, ist unendliche Freude. Auch finden wir in Gott
und bei Ihm alle die Personen und Dinge dessen Ursprung Er ist. Das
können wir mit Sicherheit über den Himmel sagen
– der ein Mysterium bleibt. Einfacher gesagt, stellen wir uns
vor, wie es wäre, wenn wir unseren Herrn immer sehen
könnten, Ihm immer nahe wären, ein Leben lebten das
von Seinem durchdrungen und darin für immer festgemacht ist.
Denken wir an unsere letzte Heimat oft genug? Für die meisten
Christen ist das Leben im Himmel nicht mehr als eine Ergänzung
des irdischen Lebens, von der sie nur eine recht vage Vorstellung
haben. Das Leben im Himmel wird als eine Art Postscriptum, ein Anhang
zu einem Buch gesehen, dessen Text durch das irdische Leben geformt
wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Unser irdisches Leben ist
nur das Vorwort zum Buch. Das Leben im Himmel ist das Hauptkapitel und
sein Text ist unendlich. Um mit einem anderen Bild zu sprechen, unser
irdisches Leben ist nur ein Tunnel, eng, dunkel – und sehr
kurz – der sich auf eine großartige,
sonnenbeschienene Landschaft öffnet. Wir denken viel zu sehr
an unser jetziges Leben. Wir denken viel zu wenig daran, wie das Leben
sein wird. "Seit Menschengedenken hat man noch nie vernommen,
kein Ohr hat gehört, kein Auge gesehen, dass es einen Gott
gibt außer dir, der denen Gutes tut, die auf ihn hoffen."
(Jes 64,3)
Zum Orthros haben wir gesungen: "Wie Engel wollen wir
Bewohner der Welt ein Fest feiern ..." (1. Stichos der
Aines). Das soll besagen: öffnen wir unser Herz den Engeln und
versuchen ihre Gefühle nachzuempfinden; dadurch
können wir etwas von dem erfahren was sie erleben, wenn der
Sohn zum Vater zurückkehrt; im Geiste sollten wir weitergehen
und der Immerjungfrau Maria und den verherrlichten Heiligen nahe sein,
die unsere wahren Mitbürger sein werden: "Unsere
Heimat aber ist im Himmel. Von dorther erwarten wir auch Jesus
Christus, den Herrn, als Retter" (Phil 3,20). Unser Leben
würde umgestaltet, wenn, ab jetzt, unser Herz
hinüberreichen würde in das Himmelreich, wo sich
nicht nur das Gute für uns, sondern auch für unsere
Lieben findet.
Als die Jünger von Christus getrennt wurden, blieben sie doch
voller Hoffnung, denn sie wussten, dass sie den Geist empfangen
würden. "Beim gemeinsamen Mahl gebot Er ihnen: Geht
nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung
des Vaters" (Apg 1,4). Die Wolke umgibt Christus, aber diese
Wolke ist schon gefärbt durch die pfingstlichen Feuerzungen.
Christus geht von uns, aber Er lässt uns in einer Haltung
zurück, die nicht Bedauern ist, sondern eher frohes und
vertrauensvolles Erwarten.
Der Weggang Jesu war sowohl ein Akt der Segnung als auch ein Akt der
Anbetung, beide voneinander abhängig: "Und
während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum
Himmel emporgehoben; sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie
in großer Freude nach Jerusalem zurück."
(Lk 24,51.52) Das sollte auch für uns das Fest Christi
Himmelfahrt sein. Wenn Christus uns mit einer Segnung verlässt
und wenn wir dabei vor Ihm niederfallen (bildlich gesprochen), werden
wir mit neuer Kraft erfüllt – die von der Anbetung,
vom Segen kommt – und wir werden wie die Apostel "in
großer Freude" zurückkehren.
QUELLE:
A Monk of the Eastern Church:
" THE YEAR OF GRACE OF THE LORD "
A Spiritual and Liturgical Commentary on the Calender of the Orthodox
Church
Crestwood N.Y., 1992, p. 198-201
hier: Übers.: G. Wolf in
* St.Andreas-Bote *
P F I N G S T
E N
Allhl.Dreieinigkeit
und
Mitfest des
Heiligen Geistes
Gepriesen bist Du,
Christus unser Gott,
der Du
zu Allweisen
die Fischer
gemacht hast,
indem Du ihnen sandtest
den Heiligen Geist,
und durch sie
den
Erdkreis eingefangen
hast,
Menschenliebender,
Ehre Dir !
|
|
|
Als Er herabfuhr, die Sprachen zu
verwirren,
schied der Hoechste die Voelker;
als Er des Feuers Zungen verteilte,
berief Er zur Einheit
alle !
Einstimmig verherrlichen wir den Heiligen Geist.
PFINGSTEN in der Apostelgeschichte und nach den
Kirchenvätern
Prof.Skaballanovitsch: Der
HEILIGE GEIST in unseren täglichen Gebeten
Kniebeugungsgebete der Pfingstvesper
Hl. Kyrillos von Jerusalem: Geist-Taufe am
Pfingstfest
Metropolit STYLIANOS von Australien:
Gedanken zur Frucht des Geistes
Metropolit MICHAEL: Realitaet des Heiligen
Geistes
Das obige Gebet knuepft an die Verwirrung der Sprachen beim Turmbau zu
Babel an. (Genesis 11) Waehrend dort menschliche Hochmut zur "Teilung
der Zungen" fuehrte, vereinen die aus einer Quelle kommenden "Zungen
des Feuers" des Heiligen Geistes die Menschen.
In der Festtagsikone sehen wir die Schoepfung als "Kosmos" (griechische
Wurzel: Ordnung,Harmonie) am unteren Bildrand den ausgegossenen
Heiligen Geist auffangend. Der Turm zu Babel steht fuer die sich
ueberschaetzenden Menschen, die himmelshohes Menschenwerk errichten
wollen (wie die Ideologien in unserem Jahrhundert)
aber durch ihren Absolutheitsanspruch die Menschheit zerreissen.
Demgegenueber ist unser Troester, Erhalter und Lebensspender der eine
und einigende Heilige Geist, der schon seit der Schoepfung (wo er ueber
allen Wassern schwebte) allen Menschen gemeinsam ist.
Fuer die Kirche ist Pfingsten das Fest ihres Neubeginns. Die
Ausgiessung des Heiligen Geistes macht aus den Juengern, die vorher
mehrheitlich ungebildete Fischer waren, Allweise, die vor aller Welt
predigen und die Kirche leiten.
Damit besiegelt Pfingsten die Heilsbotschaft der Auferstehung; der
oesterlichen Gotteserkenntnis folgt die abschliessende Offenbarung der
Dreieinheit Gottes.
Mit Pfingsten beginnt die Glaubensverkuendigung der Apostel und die
Feier des Mysteriums der Erloesung in den Versammlungen der Glaeubigen.
Erst dadurch wird das praktische Wachsen in der Heiligung, der Theosis,
der Vergoettlichung, den Menschen ermoeglicht, nachdem sie durch
Christi Opfertod und Auferstehung von Suende und Tod erloest wurden.
Der Kirchenraum wird in der Aufbruchsstimmung des Gedaechtnisses des
Neuanfanges der Kirche mit Knospen und gruenen Zweigen geschmueckt, und
die ringsum aufbluehende Schoepfung so in den Gottesdienst einbezogen,
ein Brauch der an das alttestamentarischen Ernte- und Laubhuettenfest
anknuepft. Die Glaeubigen schmuecken auch ihre Wohnungen mit Gruen und
Blumen und tragen mancherorts auch waehrend der Liturgie die erstmals
aufgebluehten Blumen in den Haenden entsprechend den Erstlingsopfern
des Alten Bundes.
Mit Pfingsten beginnt auch im Kirchenjahr eine neue Phase, indem nach
der auf Ostern bezogenen Zeit wieder der datumsgebundene Festkreis die
Fuehrung uebernimmt: Die nachpfingstliche Offenbarung ruht auf den
Gedaechtnissfesten der Heiligen, die den Glaeubigen daran erinnern,
dass er zur Theosis, zur Ergoettlichung, berufen ist.
Dazu ist die Sendung und Erneuerung des Heiligen Geistes unbedingte
Voraussetzung.
Daher wird nun am Abend des Pfingsttages zur Vesper (oder aus
praktischen Gruenden gleich im Anschluss an die Liturgiefeier der
Gemeinde) die Gabe des Heiligen Geistes in 3 feierlichen Gebeten
erfleht:
Pfingsten
„Als
der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am
gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie
wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das
ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von
Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich
eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und
begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
In
Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen
Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob,
strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt;
denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie gerieten
außer sich vor Staunen und sagten: Sind das nicht alles
Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in
seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter,
Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus
und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von
Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die
Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter
und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes
große Taten verkünden.“
Apg 2,1-11
Beachte, ich bitte dich, wie der Geist genau zu der Zeit kommt, da sie
im Gebet versammelt sind, da sie Liebe zueinander haben.
Hl. Johannes Chrysostomos
Durch
jenen Sturmwind wurden die geistigen Kräfte der
Boshaftigkeit und alle unreinen Dämonen aus der Luft
ausgetrieben und zerstreut.
Hl. Gregor Dialogos
Es
heißt: "wie von einem daherfahrenden, gewaltigen
Winde". Das zeigt, daß ihnen (den Aposteln) nichts
in der Lage sein wird zu widerstehen, sondern daß sie alle
ihre Feinde wie Staub zerstreuen werden.
Hl. Johannes Chrysostomos
Entsprechend erschien der Geist in Gestalt des Feuers, denn Er treibt
aus einem jeden Herzen, das Er erfüllt, die
Gefühlskälte und entflammt es mit der Liebe zum
Ewigen.
Hl. Gregor Dialogos
Weshalb erschien er im Bilde von Zungen? – Um zu zeigen, dass
Er mit dem göttlichen Wort verwandt ist, denn dem Wort ist
nichts so verwandt wie die Zunge; zugleich aber auch zur Gnadengabe des
Lehrens, denn der Lehrer in Christus braucht eine begnadete Zunge.
Weshalb erschien Er in feurigen Zungen? - Nicht nur wegen des einen
Wesens des Geistes mit dem Vater und dem Sohn (denn unser Gott ist ein
Feuer, das das Böse verzehrt), sondern auch wegen der
Doppelwirkung der apostolischen Predigt, die beides zugleich bewirkt
– die Wohltat und die Strafe
Hl. Gregor Palamas
Kniebeugungsgebete der Pfingstvesper:
(hier
wird seit Ostern zum erstenmal wieder gekniet; daher
"Kniebeugungsgebet")
1)
a)
Allerreinster, makelloser, anfangloser, unsichtbarer, unbegreiflicher,
unerforschlicher, unveraenderlicher, unueberwindlicher, unermesslicher,
langmuetiger Herr !
Du allein hast Unsterblichkeit und wohnst im unzugaenglichen Lichte !
Du hast den Himmel geschaffen
und die Erde und das Meer
und alle Geschoepfe in ihnen !
Du gewaehrst allen die Bitten - noch bevor Du gebeten wirst !
Dich bitten wir und Dich rufen wir an,
menschenliebender Gebieter,
Dich, den Vater unseres Herrn und Gottes und Erloesers Jesus Christus,
Der fuer uns Menschen und zu unserem Heile
aus den Himmeln herabgekommen ist
und Fleisch angenommen hat
von dem Heiligen Geiste
und aus der Immerjungfrau und ruhmreichen Gottesgebaererin Maria.
Er belehrte uns zuerst durch Worte,
spaeter unterwies Er aber auch durch Taten,
als Er das heilbringende Leiden erduldete.
Er gab uns ein Vorbild,
Deinen Dienern hier unten, obwohl sie sich Deine Gnade nicht verdient
haben,
Dir Gebete darzubringen,
indem wir Nacken und Knie beugen
wegen unserer eigenen Suenden und den unwissentlichen Vergehen allen
Volkes !
Du selbst, gnadenreicher und menschenliebender Gott, erhoere uns nun
an welchem Tag auch immer wir Dich anrufen,
besonders aber an diesem Tage des Pfingstfestes,
an welchem unser Herr Jesus Christus, nachdem Er gen Himmel gefahren
war,
und sich zu Deiner, des Gottes und Vaters, Rechten gesetzt hatte,
den Heiligen Geist auf Seine heiligen Juenger und Aposteln herabgesandt
hat;
dieser liess sich auch auf einen jeden von ihnen nieder
und sie wurden alle erfuellt mit Seiner unerschoepflichen Gnade
und verkuendeten in fremden Zungen Deine Grosstaten und weissagten.
Nun also erhoere uns, die wir Dich bitten,
und gedenke unser, die wir ansonsten hier unten hilflos und
hoffnungslos sind,
und hebe auf die Gefangenschaft unserer Seelen,
der Du Milde hast fuer uns.
Nimm uns an,
die wir vor Dir niederfallen und rufen:
Wir haben gesuendigt !
Zu Dir kommen wir vom Mutterschosse an,
denn vom Mutterschosse an bist Du unser Gott.
Doch unsere Tage sind verflossen in Nichtigkeiten.
Wir haben Deine Hilfe verspielt und jede Rechtfertigung verloren;
dennoch rufen wir voll Zuversicht auf Dein Erbarmen:
Der Suenden unserer Unreife und unseres Unverstandes gedenke nicht,
und reinige uns von unseren verborgenen Suenden;
lass uns nicht im Alter verloren sein, wenn unsere Kraefte schwinden,
verlasse uns nicht ehe wir in die Erde zurueckkehren,
mache uns wuerdig der Umkehr zu Dir,
und sei uns geneigt in Huld und Gnade;
lege an unsere Suenden den Massstab Deiner Milde
und stelle die Unerschoepflichkeit Deiner Erbarmungen
der Menge unserer Suenden gegenueber.
Blicke herab, o Herr,
von Deiner heiligen Hoehe auf Dein vor Dir stehendes Volk,
welches reichliche Gnade von Dir erwartet.
Komm zu uns mit Deiner Gnade,
reisse uns aus der Gewalt des Teufels;
staerke unser Leben durch Deine heiligen und goettlichen Gebote;
einem treuen Schutzengel vertraue Dein Volk an;
versammle uns alle in Deinem Reich:
gewaehre Verzeihung denen, die auf Dich hoffen;
vergib ihnen und uns die Suenden;
reinige uns durch die Wirksamkeit Deines Heiligen Geistes
und vernichte die gegen uns gerichteten Raenke des Feindes !
b)
Gepriesen
bist Du,
Herr, Gebieter, Allherrscher,
der Du den Tag durch das Strahlen der Sonne erleuchtet,
und die Nacht erhellt hast mit dem Abglanz.
Du hast uns gewaehrt,
den Lauf des Tages zu durcheilen
und uns zu naehern dem Beginn der Nacht;
erhoere unsere Bitten und die Deines ganzen Volkes;
vergib uns alle die absichtlichen oder unabsichtlichen Suenden;
nimm an unsere Abendgebet,
und sende ueber Dein Erbe die Fuelle Deiner Gnade und Deiner
Erbarmungen.
Umschirme uns mit Deinen heiligen Engeln,
wappne uns mit den Waffen Deiner Gerechtigkeit;
umgib uns mit der Bastion Deiner Wahrheit;
bewahre uns mit Deiner Macht,
errette uns von jeder Bedraengnis
und vor jedem Anschlag des Widersachers,
verleihe uns auch,
dass der gegenwaertige Abend und die folgende Nacht
vollkommen, heilig und ohne Suende sei,
frei von Kummer und Anfechtungen,
so wie auch alle Tage unseres Lebens
auf die Fuerbitten der heiligen Gottesgebaererin und aller Heiligen
die Dir von Ewigkeit an wohlgefallen haben !
2)
a)
Herr Jesus Christus, unser Gott,
der Du Deinen Frieden den Menschen geschenkt hast,
und die Gabe des Allheiligen Geistes noch im Leben uns gegenwaertig und
immerfort darbietest,
den Glaeubigen als unentreissbares Erbe,
sichtbarer aber dieselbe Gnade Deinen Juengern und Aposteln heute
herabgesandt hast
und ihre Lippen durch feurige Zungen gekraeftigt hast,
durch welche wir Menschen die Erkenntnis Gottes in eigener Mundart im
Gehoere empfangend,
mit dem Lichte des Geistes erleuchtet
und dem Irrtum, wie aus der Finsternis, entzogen sind
und durch die Verteilung der wahrnehmbaren und feurigen Zungen
und durch uebernatuerliche Wirksamkeit den Glauben an Dich erlernt
haben
und Dich mit dem Vater und dem Heiligen Geiste
in einer Gottheit und Macht und Gewalt als Gott zu bekennen angefacht
sind !
Du nun,
Abglanz des Vaters,
Seines Wesens und Seiner Natur unveraenderliches und unbewegliches
Ebenbild,
Quelle der Erloesung und der Gnade,
oeffne auch mir Suender die Lippen und lehre mich,
wie und wofuer ich beten soll:
Denn Du kennst die Fuelle meiner Suenden,
Deine Barmherzigkeit aber wird die Unzahl derselben ueberwinden.
Siehe,
in Furcht stehe ich vor Dir,
in das unerschoepfliche Meer Deines Erbarmens werfe ich die
Verzweiflung meiner Seele.
Leite mein Leben,
der Du durch Dein Wort
jegliches Geschoepf mit der unbeschreibbaren Macht Deiner
Weisheit leitest,
o stiller Hafen der vom Sturm Bedraengten,
und
weise mir den Weg, den ich wandeln soll.
Den Geist Deiner Wahrheit gib meinen Gedanken;
den Geist des Verstandes schenke meiner Unvernunft;
mit dem Geiste der Gottesfurcht erhelle meine Werke;
erneuere auch den rechten Geist in meinem Inneren,
und mit dem Geist Deiner Herrschaft staerke auch meine ausgleitenden
Gedanken,
damit ich jeden Tag zu dem, was da frommt, durch Deinen guten Geist
gefuehrt,
gewuerdigt sei,
Deine Gebote zu erfuellen
und ewig zu gedenken
Deiner herrlichen, ueber unsere Handlungen Rechenschaft fordernden
Wiederkunft.
Lass mich nicht anschmiegen an die vergaengliche Reize,
sondern staerke mich, zu streben nach dem Genuss der zukuenftigen
Schaetze.
Denn Du hast gesagt, o Gebietender,
dass ein jeglicher, was er auch bitten werde in Deinem Namen,
es unverwehrt empfangen werde von Deinem mitewigen Gott und Vater;
darum,
so flehe ich Suender Deine Guete an
am Tage des Herabkommens Deines Heiligen Geistes:
Um was ich gebeten, gib mir zum Heil.
Ja, Herr,
Du alle Wohltat reichlich darbietender Geber des Guten,
der Du ueberschwaenglich gibst, um was wir bitten,
Du bist der Mitleidige, der Erbarmende,
der Du suendlos teilgenommen hast an unserem Fleische,
und zu denen, die ihre Kniee vor Dir beugen, Dich mildherzig neigest,
auch zu Suehnung geworden bist fuer unsere Suenden,
so schenke denn, o Herr, Deinem Volke Deine Erbarmungen;
erhoere uns aus Deinem heiligen Himmel;
heilige uns mit der Kraft der Erloesung Deiner Rechten;
decke uns mit dem Schirme der Fluegel Deiner Engel,
verschmaehe nicht die Werke Deiner Haende.
Dir allein suendigen wir,
doch Dir allein dienen wir auch;
wir wollen nicht einen fremden Gott anbeten,
noch zu einem anderen Gott, o Gebietender, unsere Haende ausstrecken.
Verzeihe uns die Uebertretungen
und nimm die Bitten unseres Kniefalls an,
strecke nach uns allen Deine hilfreiche Hand aus.
Nimm an das Gebet aller, als ein wohlgefaelliges Rauchopfer,
welches vor Deinem huldreichen Throne aufgenommen wird !
b)
Herr, Herr, der
Du uns errettest vor jedem Pfeil, der
am Tage fliegt,
errette uns auch von jedem Ungemach, das im Finstern einherschleicht.
Nimm an das abendliche Opfer, das Aufheben unserer Haende.
Wuerdige uns auch,
die Strecke der Nacht tadellos zurueckzulegen, ohne Versuchung boeser
Dinge
und erloese uns von aller Unruhe und Angst, die in uns vom Teufel
erregt wird.
Verleihe unseren Seelen die Zerknirrschung
und unseren Gedanken die Besorgnis
ob der Pruefung in Deinem furchtbaren und gerechten Gerichte.
Festige an der Gottesfurcht unser Fleisch und ertoete unsere Bindung an
Irdisches,
auf dass wir auch waehrend der Ruhe des Schlafes erleuchtet werden
durch die Betrachtung Deiner Gerichte.
Entferne auch von uns jede unziemende Einbildung und schaendliche
Begierde.
Lass uns aber aufstehen zur Zeit des Gebetes,
nachdem wir uns im Glauben gestaerkt haben
und fortgeschritten sind in Deinen Geboten !
3)
a)
Du, ewig stroemende Quelle des Lebens und
des Lichtes,
Du, mitewige schoepferische Kraft des Vaters,
Der Du die ganze Heilsordnung zur Erloesung der Sterblichen so herrlich
erfuellt hast,
Christus unser Gott !
Der Du die unloesbaren Bande des Todes und die Riegel der Hoelle
zersprengt
und die Menge der boesen Geister niedergetreten;
Der Du Dich selbst als tadelloses Schlachtopfer fuer uns dargebracht
hast,
Deinen reinen, von aller Sünde unberuehrten und ihr
unzugaenglichen Leib zum Opfer hingebend
und durch diesen furchtbaren und unaussprechlichen Priesterdienst uns
das ewige Leben geschenkt hast,
Der Du zur Hoelle hinuntergestiegen bist,
die ewigen Riegel zertruemmert und den in der Tiefe Sitzenden den
Aufgang gewiesen hast,
den urboesen Drachen des Abgrundes aber mit goettlich weiser Lockung
gefangen genommen,
mit Ketten der Finsternis im Tartaros gebunden
und in unausloeschlichem Feuer und aeusserstem Dunkel gefesselt hast;
Du Weisheit des Vaters, deren Name gross ist,
Der Du den Bedraengten als grosser Helfer erscheinst
und erleuchtest diejenigen, die im Dunkel sitzen und im Schatten des
Todes;
Du Herr der ewigen Herrlichkeit
und des hoechsten Vaters geliebter Sohn !
Ewiges Licht vom ewigen Lichte !
Sonne der Gerechtigkeit,
erhoere uns, die wir Dich bitten,
und lass ruhen die Seelen Deiner Diener,
unserer vordem entschlafenen Vaeter und Brueder und der uebrigen
Blutsverwandten,
ja aller Glaubensverwandten aller Zeiten, deren Gedaechtnis wir jetzt
feiern:
Denn Du hast Gewalt ueber alles und haeltst in Deiner Hand alle Enden
der Erde,
Allgebieter, Allherrscher, Gott der Vaeter und Herr des Erbarmens,
Schoepfer des sterblichen und unsterblichen Geschlechts und aller
menschlichen Natur,
der entstehenden und wieder vergehenden,
des Lebens und des Hinscheidens,
des Hierweilens und der Versetzung in das Jenseits !
Der Du die Jahre den Lebenden bemissest und die Zeit des Todes
bestimmst,
in das Totenreich hineinfuehrest und wieder herausfuehrest,
bindest in Schwaeche und loesest in Kraft,
das Gegenwaertige zum Nutzen einrichtest und das Zukuenftige
zutraeglich anordnest,
der Du die mit dem Stachel des Todes Verwundeten
durch die Hoffnung der Auferstehung belebest;
Du Gebieter des Alls, Gott, unser Heiland, Du Hoffnung aller Enden der
Erde
und derer die weit auf dem Meere sind,
der Du auch an diesem letzten und grossen und heilbringenden Tage des
Pfingstfestes
uns das Geheimnis der heiligen und einwesentlichen und mitewigen und
unteilbaren und unvermischten DreiEinigkeit offenbart hast
und das Ueberkommen und die Ankunft Deines heiligen und
lebendigschaffenden Geistes in Gestalt feuriger Zungen ueber Deine
Apostel gegossen
und sie zu Freudenboten unseres frommen Glaubens eingesetzt
und als Bekenner und Verkuendiger der wahren Gotteslehre erwiesen hast;
der Du auch an Deinem hocherhabenen und heilbringenden Feste das Flehen
um Versoehnung fuer die, so in der Hoelle gehalten werden, anzunehmen
geruhest
und uns die grosse Hoffnung gewaerest,
den von ihren Qualen Umfangenen Nachlass und Erquickung von Dir
herabzusenden:
Erhoere uns Niedrige und Elende, die wir Dich bitten,
und lass die Seelen deiner entschlafenen Diener ruhen
an dem Orte des Lichtes, an dem Orte der Wonne, an dem Orte der
Erfrischung,
von wo hinwegflieht aller Schmerz, alle Trauer und alles Seufzen,
versetze ihre Geister in die Gezelte der Gerechten
und wuerdige sie des Friedens und der Erholung;
denn nicht die Toten werden Dich preisen, o Herr,
noch werden sich erkuehnen, die Danksagungen darzubieten,
diejenigen so in der Unterwelt sind;
wir aber, die wir leben, preisen Dich und beten Dich an
und bringen Dir dar suehnende Gebete und Opfer fuer ihre Seelen !
b)
O Gott, Du Grosser und Ewiger, Heiliger
und Menschenliebender,
der Du uns gewuerdigt hast,
auch in dieser Stunde zu stehen vor Deiner unnahbaren Herrlichkeit
zur Besingung und zum Lobe Deiner Wunder,
versoehne Dich uns, Deinen unwuerdigen Dienern,
und verleihe uns die Gnade, zerknirschten Herzens und ohne Hochmut
Dir den dreimalheiligen Lobgesang und die Danksagung darzubringen
fuer Deine grossen Wohltaten, die Du an uns getan hast und immerfort an
uns noch tust.
Gedenke, Herr, unserer Schwachheit und vertilge uns nicht in unseren
Suenden,
sondern uebergrosse Gnade nach unserer Demut,
auf dass wir, der Finsternis der Suenden entronnen,
am Tage der Gerechtigkeit wandeln moegen
und, angetan mit der Ruestung des Lichtes,
unangefochten verbleiben von jeglicher Arglist des Boesen
und Dich, den einzigen wahren und menschenliebenden Gott,
fuer alles voll Zuversicht preisen.
Denn Dein ist das wahrhaft und wirklich grosse Geheimnis,
o Gebieter und Schoepfer des Alls,
sowohl die zeitliche Aufloesung Deiner Geschoepfe,
als auch die spaetere Wiederherstellung und die Ruhe in Ewigkeit.
Wir sagen Dir Dank fuer alles, fuer unseren Eingang in die Welt und
fuer unseren Ausgang,
welcher uns verheisst die Hoffnung auf die Auferstehung
und auf das unsterbliche Leben nach Deiner untrueglichen Offenbarung,
welches wir erlangen werden bei Deiner zweiten dereinstigen Ankunft.
Denn Du bist sowohl der Urheber unserer Auferstehung,
als auch der unbestechliche und menschenliebende Richter derer, die
gelebt haben,
und der Vergeltung Gebieter und Herr !
Da Du auch in hoechster Herablassung in unseres Fleisches und Blutes
verwandschaftliche Gemeinschaft getreten bist und unsere
unvermeidlichen Leiden,
indem Du sie freiwillig erduldetest, aus innerstem Erbarmen angenommen
hast,
so bist Du uns in dem, was Du selbst versuchend erlitten,
ein erfahrener Helfer geworden, wenn wir in Versuchung geraten.
Deshalb hast Du uns auch in Deine Freiheit von Leiden mit eingefuehrt.
Nimm denn nun an unsere Bitten und unser Flehen, Gebieter,
und lass ruhen alle Vaeter eines Jeden und Muetter und Kinder
und Brueder und Schwestern und sonstige Bluts- und Stammesverwandten,
auch alle Seelen, die in der Hoffnung der Auferstehung zum ewigen Leben
vordem entschlafen sind, und versetze ihre Geister und Namen in das
Buch des Lebens,
in den Schoss Abrahams, Isaaks und Jakobs,
in das Land der Lebendigen, in das Himmelreich, in das Paradies der
Wonne,
einfuehrend sie alle durch Deine Lichtengel in Deine heiligen
Wohnungen;
und erwecke auch unsere Leiber auf an dem Tage, den Du bestimmt hast
nach Deinen heiligen und untrueglichen Verheissungen.
So ist das nun, o Herr, kein Tod fuer Deine Diener,
wenn wir aus dem Leibe ausgehen und zu Dir, unserem Gott, eingehen,
sondern eine Hinuebersetzung von truebseligen
zu besseren und froehlicheren Umstaenden, Frieden und Freude.
Und wie wir auch wie andere gesuendigt haben,
sei gnaedig sowohl uns als auch ihnen;
denn niemand ist rein von Befleckung vor Dir,
auch nicht an einem Tag seines Lebens,
als Du allein, der Du ohne Suende auf Erden erschienen, unser Herr Jesu
Christe,
durch den wir alle die Gnade und die Vergebung der Suenden zu erlangen
hoffen.
Darum so erlasse und vergib und verzeihe uns und ihnen
als der guetige und menschenliebende Gott,
unsere Uebertretungen, die vorsaetzlichen und die unvorsaetzlichen,
die bewussten und unbewussten, die offenbaren und die geheimen,
welche wir in Taten und in Gedanken, in Worten
und in allen unseren Lebensaeusserungen und Bewegungen begangen haben.
Denen nun, die vorangegangen, schenke Du die Befreiung und Erquickung,
uns aber, die wir noch anwesend sind, segne;
gib uns ein gutes und friedliches Ende, sowohl uns, wie auch Deinem
ganzen Volke;
oeffne uns auch den Schoss Deiner Barmherzigkeit und Menschenliebe
an dem schrecklichen und furchtbaren Tage deiner Wiederkunft
und mache uns wuerdig Deines Reiches !
c)
O Gott, Du Grosser und Allerhoechster, der
Du allein die
Unsterblichkeit hast
und wohnest in unnahbarem Lichte,
der Du die ganze Schoepfung in Weisheit erschaffen,
das Licht von der Finsternis geschieden
und gesetzt hast die Sonne zur Herrschaft ueber den Tag,
den Mond aber und die Sterne zur Herrschaft ueber die Nacht,
der Du uns Suender gewuerdigt hast,
auch am gegenwaertigen Tage mit Bekenntnis vor Dein Angesicht zu treten
und Dir die Abendverehrung darzubringen,
Du menschenliebender Gott,
lass unser Gebet vor Dich kommen wie Weihrauch
und nimm es an als duftenden Wohlgeruch.
Lass uns die gegenwaertige Abendzeit und die kommende Nacht friedlich
sein;
bekleide uns mit der Ruestung des Lichtes,
bewahre uns vor dem naechtlichen Grauen und vor jedem Ungemach,
welches im Finstern schleicht
und gib uns den Schlaf, den Du zur Erholung unserer Schwachheit
geschenkt hast,
frei von allen teuflischen Traeumen.
Ja, Du Gebieter des Alls, Spender des Guten,
auf dass wir auch auf unseren Schlafstaetten Reue fuehlen,
auch bei Nacht Deines allheiligen Namens gedenken
und durch die Beobachtung Deiner Gebote erleuchtet,
in der Freude unserer Seelen zur Lobpreisung Deiner Huld aufstehen
und Gebete und Flehen Deiner Barmherzigkeit darbringen moegen
fuer unsere eigenen Suenden und fuer Dein ganzes Volk,
welches Du
um der Fuerbitten willen der heiligen Gottesgebaererin
heimsuchen moegest mit Gnade !
Die
Geist-Taufe der Jünger am Pfingstfest
Predigt des Hl. Kyrillos von Jerusalem
(313 – 386)
* Quellenhinweis *
Jesus stieg in den Himmel hinauf und erfüllte Seine
Verheißung, die Er den Jüngern gegeben hatte:
»Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen
anderen Beistand geben« (Joh 14,16).
Die Jünger blieben (in Jerusalem) und erwarteten die Ankunft
des Heiligen Geistes.
»Als der Pfingsttag gekommen war«
hier in dieser Stadt Jerusalem - auch diese Ehre wurde uns hier zuteil;
deshalb sprechen wir nicht von Wohltaten, die auch andere erhalten
haben, sondern von Gunsterweisen, die nur uns gewährt wurden.
Am Pfingstfest also waren die Jünger hier, und vom Himmel kam
der Beistand herab,
der Wächter und Heiligmacher der Kirche,
der Hüter der Seelen,
der Steuermann in Stürmen,
der Lichtbringer für die Irrenden,
der Kampfrichter für die Kämpfenden,
der Preisverleiher für die Siegenden.
Der Geist kam herab, um die Apostel mit Kraft zu bekleiden und sie zu
taufen. Denn der Herr sagt:
»Ihr werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen
Geist getauft« (Apg 1,5).
Nicht Flickwerk war die Gnade, Vollendung war die Kraft.
Wie der, der bei der Taufe ins Wasser eintaucht, und von allen Seiten
vom Wasser umspült wird, so wurden auch die Apostel vollkommen
vom Geist getauft. Während das Wasser uns nur von
außen umfließt, tauft der Geist die Seele
unaufhörlich von innen her.
Du wunderst dich darüber? Du sollst ein Beispiel aus der
Erfahrungswelt dafür bekommen, ein kleines und schlichtes,
doch für einfachere Leute durchaus lehrreich: Wenn das Feuer
in das feste Eisen bis nach innen eindringt, wird das ganze Eisen zu
Feuer. Wird das kalte und schwarze Eisen heiß und leuchtend,
wenn das Feuer, selbst materiell, in die Materie des Eisens eindringt,
was wunderst du dich dann, wenn der Heilige Geist in das Innerste der
Seele einkehrt?
Damit man wusste, wie bedeutend die herabkommende Gnadengabe war,
erscholl gewissermaßen eine Himmelsposaune:
»Da kam plötzlich vom Himmel her ein
Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt.«
Er zeigte die Ankunft dessen an, der den Menschen die Gnade verleiht, »das
Reich Gottes mit Gewalt an sich zu reißen«
(Mt 11,12); die Augen sollten die Feuerzungen sehen und die Ohren das
Brausen wahrnehmen.
»Es erfüllte das ganze Haus, in dem sie
waren.« Das Haus wurde zum Becken für das
geistige Wasser. Die Jünger saßen in dem Haus, das
ganz erfüllt wurde, und wurden vollständig getauft,
wie ihnen verheißen war. Sie wurden an Seele und Leib mit dem
göttlichen und heilbringenden Gewand bekleidet. »Und
es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten, auf
jeden von ihnen ließ sich eine nieder, und alle wurden mit
dem Heiligen Geist erfüllt.« Feuer
empfingen sie, doch kein verbrennendes, sondern ein heilwirkendes
Feuer, das die Dornen der Sünde verzehrt und die Seele
erleuchtet. - Dieses Feuer wird auch jetzt auf euch herabkommen, eure
dornigen Sünden verzehren und vernichten, den kostbaren Schatz
eurer Seele noch mehr erglänzen lassen und euch Gnade
schenken; auch damals hat es den Aposteln Gnade geschenkt. - In Gestalt
feuriger Zungen ließ sich die Gnade auf die Apostel herab, um
ihr Haupt durch die feurigen Zungen mit ganz neuartigen und geistigen
Diademen zu krönen.
Einst hatte ein feuriges Schwert das Tor zum Paradies versperrt; eine
feurige, rettende Zunge brachte die Gnade zurück....
Bestürzung entstand in der Menge der Zuhörer, eine
neue Verwirrung, entgegengesetzt zur ersten schlimmen in Babylon.
Während bei der Verwirrung der Sprachen die Pläne
durchkreuzt wurden, da sich das Trachten gegen Gott richtete, erfolgte
hier eine Wiederherstellung und Einigung der Gesinnung, da das Streben
gottesfürchtig war. Bei denen (in Babylon) kam es zum Fall,
bei diesen (in Jerusalem) zum Auferstehen. ... Andere aber spotteten: »Sie
sind vom süßen Wein betrunken.«
Damit sagten sie spottend die Wahrheit. Tatsächlich war der
Wein, die Gnade des Neuen Bundes, noch jung. Doch dieser junge Wein kam
vom geistigen Weinstock, der oft schon in den Propheten
Früchte getragen hatte und im Neuen Bund junge Triebe
hervorbrachte. Wie in der sichtbaren Natur der Weinstock immer gleich
bleibt und zur entsprechenden Zeit neue Früchte
trägt, so hat auch der gleiche Geist, der bleibt, was Er ist
und der oft schon in den Propheten gewirkt hat, jetzt etwas Neues und
Wundervolles erstehen lassen. Auch über die Väter war
die Gnade gekommen, doch jetzt kam sie im Übermaß.
Damals erhielten sie Anteil am Heiligen Geist, jetzt aber wurden die
Jünger völlig in ihn hineingetaucht.
Petrus, der den Geist empfangen hatte und sich dessen bewusst war,
sprach: ... Trunken sind diese Männer in nüchterner
Trunkenheit, die die Sünden abtötet und die Herzen
mit Leben erfüllt, in einer Trunkenheit, die das Gegenteil vom
leiblichen Betrunkensein ist. Sie macht vergessen, was man gewusst hat;
diese aber verleiht Kenntnis von dem, was man nicht gewusst hat.
Trunken sind sie, da sie den Wein des geistigen Weinstocks genossen
haben, der sagt: »Ich bin der Weinstock, ihr seid
die Reben« (Joh 15,5). ... »Es
ist erst die dritte Stunde des Tages.« Der, welcher
um die dritte Stunde gekreuzigt wurde, wie Markus (15,25) sagt, hat
jetzt zur dritten Stunde die Gnadengabe gesandt. Keine andere Gnade ist
es hier wie dort (am Kreuz). Jener, der damals gekreuzigt wurde und die
Verheißung gegeben hat, hat seine Verheißung
erfüllt.
QUELLE:
Kyrillos von Jerusalem:
17. Taufkatechese, 13-15.17-19; PG 33, 985 B-992 A
übersetzt in:
Heiser, Lothar:
JESUS CHRISTUS, das LICHT aus der HÖHE
Verkündigung, Glaube, Feier des Herren-Mysteriums in der
Orthodoxen Kirche
(Schriftenreihe des Patristischen Zentrums Koinonia – Oriens;
Bd. 47), St. Ottilien 1998, S. 714ff.
hier: Übers.: G. Wolf in
* St.Andreas-Bote *
Einige
Gedanken zur Frucht des Geistes von Erzbischof STYLIANOS(geb. in Kreta,
Metropolit von Australien, Sydney):
(anlaesslich der
7.Vollversammlung des Weltkirchenrates in Canberra)
"Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht,
Sittenlosigkeit, ausschweifendes Leben, Goetzendienst, Zauberei,
Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jaehzorn, Eigennutz, Spaltungen,
Parteiungen, Neid und Missgunst, Trink- und Essgelage und aehnliches
mehr"
(Gal 5, 19-22)
im Gegensatz dazu:
"Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude,
Friede, Langmut, Freundlichkeit, Guete, Treue, Sanftmut und
Selbstbeherrschung" (Gal 5,22-23)
Der unvollstaendigen
Aufzaehlung der ueblen Werke der gefallenen Welt setzt der Apostel die
unendliche Zahl 9 der Frucht des Geistes entgegen...
Vielleicht taeten die kranken und belasteten Christen unserer Zeit gut
daran, sich wieder den wahren Quellen der christlichen Spiritualitaet
im Blick auf die "Erneuerung der Schoepfung" zuzuwenden, wo uns
verheissen wird, dass der Geist in uns als Troester wirkt. ...
Die Beschreibung der Frucht dieses troestenden Geistes beginnt mit der
Liebe und endet mit der Selbstbeherrschung... Der Liebe
(Selbsthingabe), als die erforderliche zentrifugale Kraft, die den
Christen zu bewegen beginnt, steht die Selbstbeherrschung als
zentripetale Kraft gegenueber, die ihn auf seiner Bahn haelt...
Als Christen duerfen uns dieser Wirkung sicher sein: der Heilige Geist
ist nicht der "unbekannte" Gott, ... der Heilige Geist wirkt in jedem
Augenblick als wahrer Gott in jeder Seele und zugleich ueberall in der
Schoepfung !
Einige Gedanken zur Realitaet des Heiligen Geistes von
Metropolit MICHAEL (geb. in Athen, Metropolit von Austria, Wien):
(Fachtagung 1998 der
roem.-kathol. Erzdioezese Wien)
"Der Heilige Geist weht, wo Er will," deshalb kann er auch nicht als zu
verwaltender Besitz betrachtet und es ist nicht sinnvoll "das Wirken
des Heiligen Geistes ausserhalb der Grenzen der eigenen Kirche in Frage
zu stellen."
Die Orthodoxe Kirche wird vielfach als "Spezialistin der
Pneumatologie", der Lehre vom Heiligen Geist, betrachtet.
Dadurch wird sie aber bedauerlicherweise einerseits oft als Vorbild zur
Schwaermerei hingestellt und andererseits als weltfremd und an den
konkreten Problemen der Menschen ganz uninteressiert beurteilt.
Tatsaechlich aber stellt in der Orthodoxie die "erfahrbare
Heilsgeschichte" den Ausgangspunkt fuer jede Theologie dar: Das
konkrete Wirken im konkreten Leben in der konkreten Geschichte steht im
Vordergrund und nicht abstrakte, erkenntnistheoretische, metaphysische
Spekulation zur Gottesfrage. Gerade deshalb sind wir ueberzeugt davon,
dass es keine Zeit in der Menschheitsgeschichte ausserhalb der Wirkung
des Heiligen Geistes gab, gibt und geben wird.
Ein Grundvertrauen auf den Heiligen Geist muessen die einzelnen
Christen fuer ihr konkretes Leben haben, aber auch die Gesamtkirche auf
Erden und deren Verantwortungstraeger bei Entscheidungen innerhalb der
Kirche koennen und muessen auf den Heiligen Geist vertrauen.
Fuer den Heiligungsprozess innerhalb der Kirche ist die Wirkung des
Heiligen Geistes sogar unerlaesslich.
Der Heilige Geist wirkt in jedem Augenblick als wahrer Gott in jeder
Seele und zugleich ueberall in der Schoepfung !
Sonntag
A L L E R H E I L I G E N
und
Sonntag der
HEILIGEN
der
LAENDER
"Da uns eine solche Wolke von Zeugen umgibt,
wollen wir alle Last und die Fesseln der Suende abwerfen.
Mit Ausdauer wollen wir laufen in dem Wettkampf, der vor uns liegt"
(Hebr 12,1)
Geistliches Wort
des heimgegangenen Pfarrers Oekon.
HERAKLIT Dimaratos
Protopresbyter Prof. Dr. Georgios Metallinos:
Die Fruechte des Pfingstereignisses
Vater Serafim Pâtrunjel:
Zum Sonntag Aller Heiligen
"Die Heiligkeit ist die grundlegende Eigenschaft Gottes, die
Eigenschaft aller uebrigen Eigenschaften, die sie in sich schliesst,
wie das weisse Licht alle Farben des Regenbogens.
Das Leben in Gott, die Vergoettlichung (Theosis), ist Heiligkeit; ohne
sie kann es in der Kirche keinerlei geistliche Gaben geben."
schreibt der grosse orthodoxe Denker Vater SERGEJ Bulgakov.
In der Liturgie ruft der Zelebrant vor der Brotbrechung: "Das Heilige
den Heiligen!" und die Glaeubigen antworten: "Einer nur ist heilig,
Einer nur der Herr: Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des
Vaters, Amen."
Von Heiligen kann man in der Kirche also nur reden, weil der Herr der
Kirche heilig ist und durch Seine Herrschaft die heiligt, die Er sich
auserwaehlt hat. Dies aber bedeutet, dass grundsaetzlich jeder Getaufte
zur Heiligkeit berufen ist, weil er in der Taufe "Christus angezogen
hat" (wie wir singen) und fortan Ihm gehoert. Denn nur in diesem Sinne
ist Heiligkeit dem jederzeit auch zur Suende offenen Menschen
zuzuschreiben: nicht als eigene Qualitaet, sondern als gnadenhaftes
Anteilerhalten an der Heiligkeit des Dreieinen Gottes.
Aber nur Wenige lassen die Heiligung an sich geschehen und "laufen in
dem Wettkampf mit Ausdauer"; nicht alle vermoegen gleichermassen in
dieser Herrlichkeit ihres Herrn zu stehen und sie wiederum
auszustrahlen. Diejenigen aber, die so von der Gemeinschaft und
Heiligkeit Christi erfuellt sind, dass sie diese ausstrahlen wie die
Erde nach einem heissen Sommertag die Waerme, sie werden in der Kirche
als Heilige verehrt.
das Folgende aus:
St.Andreas-Bote:
empfehlenswerte Monatsschrift in deutscher Sprache mit aktuellem
Kalendarium und ausgewaehlten aktuellen Texten der besten Theologen aus
allen orthodoxen Traditionen
Fragen, Zuschriften an G.Wolf, Dammweg 1, 85655 Grosshelfendorf, 08095
- 1217; gerhard.wolf@t-online.de
Geistliches
Wort des in die Ewigkeit heimgegangenen Pfarrers Oekon. HERAKLIT
Dimaratos:
ehemaliger Pfarrer der
Muenchner deutschsprachigen Andreas-Gemeinde
in der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland
Griechisch-orthodoxes bischoefliches Vikariat in Bayern
"Da uns eine solche Wolke von Zeugen
umgibt,
wollen wir alle Last und die Fesseln der Suende abwerfen."
(Hebr 12,1)
Liebe Gemeindemitglieder und Freunde der Orthodoxen Kirche !
Die Heiligen unserer Kirche
Das Wort "heilig" wird in der Heiligen Schrift hauptsaechlich fuer den
Dreieinigen Gott verwendet.
Er ist der Dreiheilige (Jes 6,3) und "Heiliger und Wahrhaftiger" (Offb
6,10).
Deshalb singt unsere Kirche: "Einer ist heilig, einer der Herr, Jesus
Christus ..."
Aber wenn Gott allein heilig ist, wie ist dann die Stellung der
Heiligen?
Haben sie eine eigene Heiligkeit?
Wie stehen sie zu dem einen Heiligen und zu uns, ihren Bruedern und
Schwestern?
Die Heiligkeit des Menschen gruendet in der Heiligkeit Gottes, weil der
Mensch nach dem Ebenbild des Dreieinigen Gottes geschaffen wurde.
Das hat Gott selbst Seinem Volk erklaert: "Denn ich bin der Herr, euer
Gott. Erweist euch als heilig, und seid heilig, weil ich heilig bin."
(Lev 11,44). Die Berufung des Menschen ist die Heiligung, welche in
Erfuellung geht durch die Teilnahme am Leben Gottes in Jesus Christus.
Christus hat uns Glaeubigen verbuergt, dass Er "das Licht der Welt" ist
und wer Ihm nachfolgt wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern
er wird das "Licht des Lebens" haben (Joh 8,12). Christus ist der
"Abglanz Seiner Herrlichkeit" (Hebr 1,3), naemlich die Ausstrahlung der
Herrlichkeit des Vaters. Aber auch der Mensch soll "erleuchtet werden
zur Erkenntnis des goettlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi" (2 Kor
4,6) durch die unerschaffene goettliche Energie. Er wird naemlich
Teilhaber der goettlichen Herrlichkeit (Joh 17,22) und "Anteil an
Seiner Heiligkeit gewinnen" (Hebr 12,10), "Licht der Welt" (Mt 5,14)
und "Herrlichkeit Christi" (2 Kor 8,23).
Der Apostel Paulus sagt: "Wir alle spiegeln mit enthuelltem Angesicht
die Herrlichkeit des Herrn wider und werden so in Sein eigenes Bild
verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des
Herrn" (2 Kor 3,18)
Der Herr bestaetigt uns, dass jeder der Seiner Liebe mit eigener Liebe
begegnet, zum "Tempel Gottes", zum "Tempel des Heiligen Geistes" zur
"Wohnung Gottes durch den Geist" (1 Kor 3:16,6,19; 2 Kor 6,16; Eph
2,22; Joh 14,23) wird.
Jeder Christ, der in Gottes Gnade lebt, wird "zu demselben Leib
gehoeren und an derselben Verheissung in Christus Jesus teilhaben" (Eph
3,6). "Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2,20),
"Er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden
zur Erkenntnis des goettlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi" (2 Kor
4,6) und wir sollen werden "Kinder Gottes ohne Makel" (Phil 2,15), sagt
der hl. Paulus.
Die Heiligen unserer Kirche hielten daran fest und lebten ihr Leben in
Christus. Deswegen ermahnt uns der Apostel: "Nehmt mich zum Vorbild,
wie ich Christus zum Vorbild nehme" (1 Kor 11,1).
Die Heiligen sind die "treuen Zeugen Christi". Ihr Leben ist dasselbe
Leben Christi, welches sich zu verschiedenen Zeiten und in
unterschiedlicher Art an jedem Einzelnen von ihnen wiederholt. Sie sind
die Menschen, welche durch "den Geist leben" und "in dem Geist" (Gal
5,25) wandelten; sie waren unverkennbar "ein Brief Christi, geschrieben
nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf
Tafeln aus Stein, sondern - wie auf Tafeln - in Herzen von Fleisch" (2
Kor 3,3).
Die Heiligen unserer Kirche, verbunden mit Christus und uebergossen mit
dem Licht des Heiligen Geistes, lebten wie eine Miniatur das Leben
Christi. Ihre Gedanken, ihre Worte, ihr Handeln, waren Gedanken, Worte
und Handeln Christi. Ihr ganzes Leben bestand aus der tatkraeftigen
Fuelle des Heiligen Geistes in ihren Seelen. So sind die Heiligen in
Christus "eine neue Schoepfung" (2 Kor 5,17). Sie sind die Taten Gottes
im Leben des Menschen.
Die Lebensweise der Heiligen unserer Kirche ist der menschlichen Natur
nach, so wie sie Gott geschaffen hat, angemessen. Demnach zeigen uns
die Heiligen, wie in Wirklichkeit der Mensch ist und wie er leben soll.
Das Leben der Heiligen also ist Teilhabe am Leben Christi; ihre eigene
Heiligkeit besteht in der Heiligkeit Christi.
Die goettliche Ehre mit welcher die Heiligen unserer Kirche umgeben
sind, ist ein Geschenk Gottes, unerschaffene Gnade, das unerschaffene
goettliche Licht. Dieses Licht offenbart die Praesenz und die Wirkung
des Dreieinigen Gottes in der Welt.
Beim Propheten Daniel sehen wir, dass die Ehre Gottes vom Throne Gottes
als "loderndes Feuer" ausstroemt.
Das gleiche sehen wir im Buch Exodus, "da brannte der Dornbusch und
verbrannte doch nicht" (Ex 3,2; Ex 24,17; Ex 34, 29-30) und das Feuer
wurde auf Mose uebertragen und sein Gesicht strahlte so, "dass die
Israeliten das Gesicht des Mose nicht anschauen konnten" (2 Kor 3,7)
Die gleiche Herrlichkeit umhuellte den Propheten Elias, wie er gen
Himmel fuhr (2 Koen 2,11).
Das ist das unerschaffene Licht, welches die Apostel auf dem Berge der
Verklaerung sahen: "Petrus und seine Begleiter... sahen Jesus in
strahlendem Licht" (Lk 9,32).
"Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie
die Sonne, und seine Kleider wurden blendend weiss wie das Licht" (Mt
17,2).
Das unerschaffene Licht umstrahlte die Engel am leeren Grabe Christi
(Mt 28,3; Mk 16,5; Lk 24,4), erschien dem Erstmaertyrer Stephanos (Apg
7,55), dem Apostel Paulus (Apg 9,3) und uebertraegt sich zu den
Menschen Christi (Mt 5,14; Joh 17,22; 2 Kor 3,18)
Charakteristisch ist der nachfolgende Bericht ueber das Gespraech des
heiligen Serafim von Sarov mit Motowilov, als das Licht, welches den
Heiligen umhuellte, auf seinen Gespraechspartner uebertragen wurde:
Wie kann ich wissen, fragte ich Vaeterchen Serafim, ob ich mich auch in
der Gnade des Heiligen Geistes befinde?
Das ist sehr einfach, antwortete er mir, weil der Herr sagte,
dass alles einfach ist fuer denjenigen, der die Erkenntnis erwirbt. Die
Apostel stuetzten sich auf diese Erkenntnis und konnten damit erkennen,
ob der Geist Gottes sich in ihnen befaende oder nicht und sie
behaupteten, dass ihr Tun in allem heilig und Gott gefaellig sei. Auf
diesen Grundsatz stuetzten sich die Apostel und erkannten in ihren
Herzen die Praesenz des goettlichen Geistes.
Trotz allem verstehe ich nicht, wie ich sicher sein kann, dass ich im
Heiligen Geist bin. Wie kann ich in mir seine Praesenz erkennen?
Vaeterchen Serafim fragte, was willst du denn mein Sohn, ich
habe es dir doch erklaert.
Ich will, sagte ich, es besser erkennen!
Dann packte mich Vater Serafim fest an den Schultern und
sagte: Jetzt, mein Sohn, sind wir alle beide drinnen im Heiligen Geist
Gottes. Warum schaust du mein Gesicht nicht an?
Ich kann dich nicht anblicken, Vaeterchen, amtwortete ich ihm; aus
deinen Augen strahlen Flammen, dein Gesicht ist heller als die Sonne,
du blendest mich!
Habe keine Angst, du strahlst jetzt wie ich; auch du hast nun
die Fuelle des Heiligen Geistes."
Wir sehen also, dass die Heiligen keine eigene Heiligkeit besitzen,
sondern Anteil haben an der Heiligkeit Christi. Sie sind "Tempel
Gottes" und "Wohnstaette Gottes durch den Heiligen Geist". Deshalb ist
die Ehre der Heiligen das unerschaffene goettliche Licht, die grosse
Gabe und Gnade Gottes im Leben der Heiligen. Die Liebe der Heiligen
bleit nicht ohne Erfolg vor Gott. Die Heiligen bitten fuer uns und fuer
die ganze Schoepfung zu Gott, welcher wiederum mit Seiner Liebe
entgegenkommt. Durch die Fuerbitten und durch die Liebe der Heiligen
werden die Grenzen der Natur aufgehoben und die Liebe Gottes greift
wohltuend in unser Leben ein.
Ihr Pfr. Oekon. HERAKLIT Dimaratos
Die
Fruechte des Pfingstereignisses
von Protopresbyter Prof. Dr. Georgios
Metallinos
Der erste Sonntag nach Pfingsten ist allen Heiligen gewidmet, denn die
erste Frucht nach Pfingsten sind die Heiligen. Die Kirche besteht in
der Welt, "um die Heiligen fuer die Erfuellung ihres Dienstes zu
ruesten, fuer den Aufbau des Leibes Christi. So sollen wir alle zur
Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen,
damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner
vollendeten Gestalt darstellen" (Eph 4,12-13).
Diese bedeutsamen Worte des Apostels Paulus offenbaren das Ziel des
Lebens in der Kirche: die Einheit aller im Glauben. Das bedeutet hier
die Gegenwart des Heiligen Geistes im Herzen. Denn nur im Heiligen
Geist gelangen wir zur Erkenntnis Christi und werden zu wahren Gliedern
des kirchlichen Leibes.
Das Hindernis zur Heiligung ist der Suendenfall. Wie mit dem
Suendenfall des Menschengeschlechtes die menschliche Natur erkrankte,
so verwirklicht die Heiligung unsere Vergoettlichung. "Denn dieses
Vergaengliche muss sich mit Unvergaenglichkeit bekleiden und dieses
sterbliche mit Unsterblichkeit" (1 Kor 15,33). Unsere Natur kehrt nicht
nur "zur urspruenglichen Schoenheit" zurueck, zum Zustand vor dem
Suendenfall, sondern zur Vergoettlichung.
Die Vergoettlichung, die Heiligung der menschlichen Existenz, ist das
Ziel des Menschen und die Hauptaufgabe der Kirche in dieser Welt. Sonst
haette die Existenz der Kirche als Leib Christi in dieser Welt keinen
Sinn. Die Kirche existiert in dieser Welt, um die ganze Welt zu
heiligen und die Menschen zu vergoettlichen.
Die orthodoxe Tradition bezeichnet jene Personen als heilig, die zur
Vergoettlichung gelangt sind und diese in der Geschichte bezeugen (die
Vergoettlichung). Nach dem Hl.Johannes von Damaskus "ehren wir die
Heiligen als diejenigen, die sich mit Gott aus freiem Willen vereint,
Ihm in sich Wohnung gegeben haben und - durch Sein Teilhaben der Gnade
nach - das wurden, was Er von Natur her ist". Die Heiligen werden Gott;
nicht Goetter, sondern Gott der Gnade nach. Die Heiligen sind "die
beseelten Tempel Gottes, die beseelte Wohnstaette Gottes, durch den
Heiligen Geist, der in ihren Koerpern ein Tempel ist" (Hl.Johannes von
Damaskus). Der hl. Johannes, der im 8. Jahrhundert die ganze konkrete
kirchliche Tradition zusammenfasste, betrachtet nur diejenigen als
lebendige Glieder der Kirche, die in einer lebendigen Gemeinschaft mit
Gott stehen, die je nach ihrer Empfaenglichkeit an der unerschaffenen
Gnade Anteil haben. Genau diese sind die Heiligen, die wirklichen
Glieder des Leibes Christi, die zu dem gelangt sind, was das Wort des
Apostels Paulus bekennt: "nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in
mir" (Gal 2,20).
Nach der orthodoxen Tradition "macht die unsagbare Vergoettlichung
diejenigen, die an ihr Anteil haben, zu Unerschaffenen, Anfanglosen und
Unbeschreiblichen, obwohl sie ihrer Natur nach aus dem Nichtsein
geschaffen wurden", sagt der hl. Maximos der Bekenner (PG 91,114 4). In
der Vervollkommnung gelangt der Glaeubige zur Gottaehnlichkeit, zur
Vollendung seiner Natur, zur Verherrlichung. Nach dem hl. Dionysios dem
Aeropagiten "ist die Vergoettlichung das groesstmoegliche
Aehnlichwerden und die Vereinigung mit Gott". Zur Person des hl.
Apostels Paulus betont der hl. Gregor Palamas dessen Wandlung in
Christo mit seinem Aufstieg bis zum dritten Himmel (2 Kor 12,2), dessen
Vergoettlichung auf folgende Weise: "Solange Paulus das Leben lebte,
das auf den Befehl Gottes hin aus dem Nichts geschaffen wurde, war er
geschaffen; als er (Paulus) jedoch nicht mehr dieses, sondern jenes
Leben lebte, das mit der Reinigung durch Gott gewaehrt wird, wurde er
durch die Gnade unerschaffen".
Von einem Menschen zu sprechen und zu sagen, dass er
unerschaffen ist, ist ein Aergernis, ein Skandal fuer die heutige Welt.
Das aber ist die Sprache der Orthodoxie, die ihrer mystischen Erfahrung
entspricht.
Die Vergoettlichung in dieser Welt beschraenkt der hl. Gregor Palamas
aber nicht nur auf Paulus oder die Apostel, sondern er betont, "dass
auch jeder, der Gott Logos erworben hat, und zwar lebend und wirkend,
zum gleichen Punkt gelangt". So verstehen wir, warum in der Bibel die
Heiligen "Freunde Gottes" und "Kinder Gottes", nicht aber "Knechte"
genannt werden (Joh 1,12).
In der staendigen Praxis der Kirche werden die Heiligen nicht auf der
Basis moralischer und innerweltlicher Kriterien anerkannt, sondern erst
nach der Offenbarung ihrer Heiligkeit von Gott Selbst. Die "offizielle"
Heiligsprechung in der Orthodoxen Kirche bedeutet also nicht irgendeine
Ehrenbezeugung oder Belohnung fuer gewisse Verdienste. Es handelt sich
vielmehr um die Bestaetigung und offizielle Proklamation der
Wirklichkeit ihrer Vergoettlichung.
(wird fortgesetzt)
Zum Sonntag Aller Heiligen
"Ut omnes unum sint." (Joh 17,21)
In der Geschichte ist durch die himmlische Kirche der Heiligen eine
neue Realität zum Vorschein gekommen. In der Welt jenseits des
gewöhnlichen biologischen Lebens des Menschen erschien das
Leben des menschgewordenen Gottessohnes. Von Pfingsten an macht der
Geist die Gläubigen zu Gliedern des Leibes Christi, welche die
Kirche bilden. Die Kirche Christi ist gleichzeitig sicht- und
unsichtbar, ist der mystische Leib des Herrn, hierarchische Institution
und soziale Gemeinschaft. Das göttliche und das menschliche
Element bilden eine einzige theandrische Realität, einen Leib
in Christus (Röm 12,15). Diese Verbindung unter dem
himmlischen und dem menschlichen Teil führt dazu, dass die
Engel und die Heiligen für die Lebenden Fürsprecher
sind und die Lebenden die Gebete jener anrufen. So haben die Heiligen
einen wichtigen Platz in der orthodoxen Spiritualität.
Am ersten Sonntag nach Pfingsten feiern wir das Fest "Allerheiligen
auf der Welt, in Asien, Libyen, Europa, im Norden und Süden".
Dieser Sonntag ist das Fest der Fülle der Kirche. Die
vollkommene Kirche der DreiEinheit endet in der vollkommenen Kirche der
Heiligen (Pentekostarion, Allerheiligensonntag, Synaxarion).
Über die Bedeutung dieses Festes und über die
Gründe seiner Feier an diesem Sonntag gibt uns das
Tagessynaxarion eine ausführliche Erklärung:
"Unsere gotttragenden Väter haben angeordnet, dass
wir nach der Herabkunft des Heiligen Geistes das heutige Fest feiern,
denn sie wollten zeigen, dass die Herabkunft des Heiligen Geistes so
große Wunder bewirkt hatte, dass sie, die aus gleichem Teig [gemeint
ist die menschliche aus Fleisch bestehende Natur] wie wir
geschaffen, geheiligt und zu Weisen gemacht wurden, und dass sie an
Stelle der gefallenen Schar eingesetzt und durch Jesus Christus zu Gott
geführt wurden; die einen durch Martyrium und Blut, die
anderen durch tugendhaftes Leben, weil der Heilige Geist Wunder bewirkt
hatte...
Einerseits ehren wir, indem wir das Fest feiern, viele andere, die,
auch wenn sie durch ihre Tugend gottgefällig lebten, aus
unbekannten Gründen (vielleicht wegen menschlichen
Umständen) niemand bekannt wurden, obwohl sie vielleicht nun
viel von Gottes Herrlichkeit gelebt haben.
Andererseits gab es viele, die gottgefällig in Indien,
Ägypten, Arabien, Mesopotamien, um das Schwarze Meer sowie
überall im Westen, sogar bis zu den britannischen Inseln, und,
kurz gesagt, in Ost und West gelebt hatten, deren Gedächtnis
sich nach der Sitte der Kirche wegen ihrer Vielzahl nicht leicht feiern
laesst. Damit wir auch die Hilfe derer, die irgendwo auf Erden
gottgefällig waren, bekommen und auch die künftigen
Heiligen berücksichtigen, ordneten die gotttragenden
Väter das Fest Allerheiligen an, das alle, von den ersten bis
zu den letzten Heiligen, enthält, die bekannten oder
unbekannten, die vom Heiligen Geist, der in ihnen wohnte, geheiligt
wurden.
Drittens sollten die einzelnen Feste der Heiligen auch zusammen an
einem Tag gefeiert werden, um zu zeigen, dass sie für
denselben Christus gekämpft haben, dass sie sich alle auf
demselben Weg der Tugend befanden und nach Verdienst gekrönt
wurden, als Diener desselben Gottes. Sie bilden die Kirche, sie
ergänzen die jenseitige Welt hier bei uns und ermahnen uns zum
gleichen Kampf, der verschieden nach dem Zustand jedes einzelnen ist."
(Pentekostarion: Allerheiligensonntag)
Das Fest Allerheiligen ist die letzte im Pentekostarion enthaltene
Feier.
Seine Position will uns zeigen, dass das Ziel des ganzen
erlösenden Werkes Jesu Christi und der Zweck der ganzen
Spiritualität der Kirche die Heiligkeit -unsere Vereinigung
mit Gott- ist.
Das Tagessynaxarion zeigt, dass die Feier "als
Triodionsschluss“ eingesetzt wurde (darunter
verstehen wir die beiden Bücher: das "Fasten-Triodion",
für die Hymnen der großen Fastenzeit, und
"Pentekostarion" für die Zeit im Jubel der Auferstehung),
und wie ein Rahmen alle Feste umschliesst.
Das Triodion enthält die sorgfältige Auslegung aller
für uns von Gott gewirkten Heilstaten:
Die Verstossung der Teufel aus dem Himmel wegen des ersten
Unheils, der Sünde und die Vertreibung Adams aus dem Paradies,
die ganze Oikonomia Gottes des Wortes und die Weise, in welcher wir
wieder zu den Himmeln durch den Heiligen Geist erhoben werden, und wie
wir dort gemäß den heiligen Vätern die
gefallene Schar ersetzen.
Jetzt feiern wir alle, die durch das Wohlwollen des Heiligen Geistes
geheiligt wurden:
Die herrlichen und heiligen Geister, das heißt die neun
Scharen; die Urahnen und Patriarchen, die Propheten und die heiligen
Apostel, die Märtyrer und die Hierarchen, die heiligen
Bekenner und die ehrwürdigen Mönche, die Gerechten
und die ganze Schar der heiligen Frauen und alle anderen unbekannten
Heiligen.
Über, unter und mit allen Heiligen feiern wir aber die Heilige
der Heiligen, die Allheilige und unsagbar mehr Geehrtere als der Engel
Scharen, unsere Frau und Gebieterin und immerwährende Jungfrau
Maria." (Pentekostarion, Allerheiligensonntag, Synaxarion)
An dieser Feier freut sich Christus selbst, weil er den Glanz der
Früchte seines Opfers sieht, freut sich die Kirche, welche
ihre Erfüllung schaut, sind selig alle Heiligen vor dem
himmlischen Thron und freuen wir uns alle, die wir das Beispiel ihres
Lebens anschauen. Wir versuchen ihrem Glauben zu folgen, um am Ende der
Laufbahn unseres Lebens (vgl. 1Kor 9,24) mit ihnen zusammen zu sein,
und beten dafür.
Durch ihre Annäherung an Gott und durch die Nähe zu
ihm sind die Heiligen unaufhörliche Mittler für
unsere Erlösung.
Die Dankdoxologie für die Heiligen und ihre Anrufung in
Bittgebeten für Lebende und Verstorbene bilden eine sehr alte
christliche Praxis in welcher Gott in und unter uns verherrlicht wird.
Weil wir wissen, dass die Heiligen Menschen wie wir waren und dieselben
dem Menschen zugehörenden Schwächen hatten, dass sie
deswegen auch unsere Schwächen und Verfehlungen verstehen
können, haben wir großes Vertrauen auf ihre Gebete
für uns.
Die Heiligen sind folglich unsere Freunde, die wir bitten, bei Gott
für unsere Erlösung zu vermitteln, damit wir ewig
zusammen mit ihnen sein können.
QUELLE:
Bischof SOFIAN von Brasov (p. Serafim
Pâtrunjel)
Die Orthodoxe Spiritualität der Osterzeit (Kommentar
zum Pentekostarion)
Würzburg 1998, S. 119ff
(hier aus
* St.Andreas-Bote *)
24. Juni
Geburt
des hl. Propheten, Vorlaeufers und Taeufers
JOHANNES
Die vormals Unfruchtbare
gebiert heute den Vorlaeufer Christi.
Dieser aber ist die Fuelle aller Weissagung:
Er wurde von den Propheten vorhergesagt,
er, der im Jordan durch Handauflegung bezeugte
die Erscheinung des Wortes Gottes,
er,
der Prophet,
Verkuender und
Vorlaeufer
ist.
|
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|
*
St. Andreas-Bote:
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